Sachsenhausen mit Fichtengrund und Grabowsee
Gemälde von Otto Thomasczek
Erläuterungen zu den Bildern und aktuelle Fotos von Chris Janecke
Dieses kleine Gebiet, dass Otto Thomasczek im Jahre 1897 bereist, liegt in der Landschaft des Niederbarnim, nördlich der Stadt Oranienburg, von ihr nur durch den Fluss „Havel“ getrennt. Sachsenhausen, der Fichtengrund, Friedrichsthal und der Grabowsee mit gleichnamiger Siedlung, gehören heute (2013) zur Stadt Oranienburg im Landkreis Oberhavel des Landes Brandenburg.
Sachsenhausen
Ab 1300 bereits, war zu dieser Örtlichkeit die Burg Neumühl erwähnt.
Sachsenhausen war eine der vielen Arbeits- und Wohn-Kolonien, die erst König Friedrich II. gründete. Sachsenhausen wurde 1752 (also kurz nach „Nowawes“) aus dem Boden gestampft. Waren es in Rixdorf und in Nowawes Spinner und Weber die vorrangig aus Böhmen kamen, so siedelten hier eben vor allem Spinner aus Sachsen. “Hier mögen die Sachsen hausen!“ Es kamen jedoch auch einige Böhmen nach Sachsenhausen, mehrere Thüringer und Württemberger. Bei der „Keimzelle“ des Ortes handelte es sich um einen quadratischen Platz, um den 54 Hausstellen angeordnet wurden. Es waren vorerst 20 Spinner mit ihren Familien und Vertreter weiterer Berufe, die man für das Leben, für eine funktionstüchtige Siedlung benötigte (Lebensmittelerzeuger, Handwerker, den Prediger und weitere), so dass zur Einweihung der Siedlung 78 Personen anwesend waren.
Alte Häuser der Kolonie-Bauart sieht man beispielsweise noch (2013) in der Sachsenhausener Friedrichstraße. Diese sind dort jedoch nicht denkmalsgeschützt in ursprünglicher Gestalt erhalten, sondern modernisiert, zum größten Teil baulich „überformt“.
Vor 1900 hatte dann das Dorf bereits 110 Häuser und nahe der Försterei 19 Gebäude.
1897: Auf meinem obigen Bild zeige ich euch die Ansicht, wie man sie aus der Richtung des nahen Oranienburger Berges sieht. Bedeutsam scheinen mir die Brückenbauwerke. Es erfordert schon eine hohe Fahrkunst der Schiffer, die immer größer werdenden Kähne sicher durch die Durchlässe zu steuern. Unten im Bild sehen wir die Schleuse für den Höhenausgleich der Gewässer und das dahinterstehende Gebäude der Försterei (Nordbahn).
Fichtengrund
Die weitläufige bewaldete Umgebung bietet Lebensraum für Buchen, Eichen, Robinien, vereinzelt Birken und weitere Gehölze. Am stärksten verbreitet ist die Kiefer. Am Boden finden wir riesige Flächen mit der Heidelbeere/Blaubeere. Für Pilze wird auch noch hinreichend Platz sein.
Eine Baumart, die hier allerdings nicht vertreten ist – das ist die Fichte. Die märkischen Bewohner benannten eben bereits vor mehreren hundert Jahren volkstümlich die Kiefer gern als Fichte. Und diese Benennung hat sich bis heute gehalten.
Der Fichtengrund ist in unseren Tagen wesentlich stärker besiedelt als bei Ottos Malbesuch. Es ist eine Gegend, die an Dauerurlaub erinnert und uns dazu einlädt. In der Nähe sind neben der Siedlung Fichtengrund das Dorf Friedrichsthal, die Friedrichsthaler Glashütte, das Brückenhaus, die Försterei, die Schäferei und die Malzer Schleuse zu erwähnen.
Bahnhof Fichtengrund
(auf der nachstehenden Ansichtskarte oben links)
1877 ging „die Nordbahn“ zwischen Berlin und Stralsund in Betrieb, die auch den Fichtengrund und seinen gleichnamigen Bahnhof durchfährt. Des Weiteren gibt es einen Abzweig vom westlichen Ast der „Heidekrautbahn“ (Berlin-Karow – Basdorf), der von Wensickendorf über Schmachtenhagen zum Bahnhof Fichtengrund führt.
Als die Bedeutung des Bahnhofs Fichtengrund zunahm, führte man das Folgegebäude mit zwei Stockwerken auf. Das war wegen der „Hanglage“ am aufgeschütteten Bahndamm zweckmäßig. Notwendig wurde der Bahndamm auch für die nahe Havel-Brücke, die für die größer werdenden Schiffe auch eine größere Bauhöhe erforderte.
Der Schienenverkehr zwischen Schmachtenhagen und Fichtengrund ist aber (seit 1992) eingestellt.
Der Grabowsee
(auf der vorstehenden Ansichtskarte oben rechts)
Der Grabowsee gehört in das Gebiet der Gemeinde Friedrichsthal. Er liegt südlich dieser Gemeinde.
Der Grabowsee ist etwa 1 km lang, 0,4 km breit und hat eine leicht gekrümmte Gestalt, die an eine Bohne erinnert.
„Grabowsee am Malzer Weg“ wird nun zu einem festen Begriff – mit dem Errichten einer Heilstätte für tuberkulosekranke Menschen, vorwiegend aus der sozialen Bevölkerungsschicht des Arbeiterstandes. Gegründet wurde die Heilstätte im vergangenen Jahr (1896) in der industriearmen Gegend mit der gesunden Waldesluft.
Bau- und Hausherr dieser Anlage ist der Volksheilstättenverein des Deutschen Roten Kreuzes.
Wegen dieses großen Ereignisses der Inbetriebnahme besuche nun auch ich diese neue Anlage und halte sie im Bilde fest.
Die Heilstätte Grabowsee liegt auf der dem Fichtengrund gegenüberliegenden Seite des Sees, an dessen enger Krümmung, also an dessen Ost-Ufer, von Kiefern-Mischwald umgeben.
Man erreicht die Heilstätte vom Bahnhof Fichtengrund über Friedrichsthal nach einem etwa dreiviertelstündigen Fußmarsch durch Sand und Kiefernwald. Das Fuhrwerk der Heilstätte holt das Gepäck vom Bahnhof ab.
1896 sind 27 Wohn- und Behandlungsbaracken aufgestellt worden (auf meiner Ansichtskarte oben, mittig), die sich dann in der Natur hinter dieser bewaldeten Landzuge befinden, die sich von links in den See hinein zu schieben scheint). Momentan sind es nur leichte Bauten, Baracken, um vorerst zu testen, ob auch im märkischen Klima die beabsichtigten Heilerfolge eintreten. Die Erfolge bleiben nicht aus, so dass bis 1900 massive Bauten errichtet werden, die die Unterkunftsbaracken später ablösen. Etwa 200 Kranke können zu gleicher Zeit behandelt werden.
Otto Thomasczek malte den See von einem Standort am nordwestlichen Ufer (siehe vorstehende Ansichtskarte). An dieser gleichen Stelle steht auch Chris 114 Jahre später mit dem Fotoapparat.
Der alte Fischer war nicht mehr an seinem Ort.
Was sonst noch geschah: Das bereits fast wüste Lust-Schloss in Friedrichsthal riss man im Jahre 1873 ab.
In der Zeit meines Besuchs (1897) stehen in Friedrichsthal, nahe dem Grabow-See knapp 70 Häuser.
1893 wurde nebenan in Oranienburg die Obstbaukolonie „EDEN“ gegründet. Der Volksmund sagt, dass alle Mitglieder sowohl vegetarisch, als auch bisher in ständiger Eintracht leben. So etwa wie im Paradies oder im Kommunismus – sagt man. Das sind so ganz eigene Vorstellungen der Leute.
1895 gingen die Oranienburger Elektrizitäts- und Wasserwerke an die für sie vorbereiteten unterschiedlichen Leitungs-Netze. Das war auch eine Voraussetzung für das Betreiben der Heilstätte mitten im Walde, am Seeufer.
Über gar manches könnte ich noch erzählen – das würde jedoch den Themenkreis unserer heutigen Wanderung zu sehr ausweiten.