Gemälde von Otto Thomasczek: Inhalt Vorwort Zum Leben des Malers

Neubabelsberg, Villenkolonie
Gemälde von Otto Thomasczek

Erläuterungen zu den Bildern und aktuelle Fotos von Chris Janecke

Die Villenkolonie Neubabelsberg wurde offiziell am 23. September 1873 gegründet. Die Berliner Architekten Wilhelm Böckmann und Hermann Ende kauften und erschlossen dieses neu zu bebauende Terrain. Die alte Gartenplantage „der Türkhof“ (nach Wilhelm v. Türk benannt, siehe biografische Notiz) bildete den Kern dieses Gebietes, das zwischen Nowawes, Klein Glienicke und dem Griebnitzsee liegt.
Gestaltet wurden die Villen individuell nach den Bedürfnissen und den Wünschen ihrer künftigen Eigentümer. Es zog natürlicher Weise Menschen mit höherem Einkommen hierher, die sich ihren Traum von einer hohen Wohnqualität individuell verwirklichen lassen konnten.

Dieser Ort „Neubabelsberg“ (später mit eigenem Rathaus) ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Wohngebiet von Filmschauspielern besonders bekannt geworden.
Ausgewählte Bauten sind später Unterkünfte für die Regierungsdelegationen der Siegermächte, die nach dem Zweiten Weltkrieg, im Sommer 1945, am „Potsdamer Abkommen“ teilnehmen und dabei die Grundsätze zur Gestaltung der Zukunft Deutschlands festlegen.

Das Invalidenheim in Neubabelsberg vom Waldschlösschen aus gesehen
Gemälde von Otto Thomasczek, 1901

Wilhelm Carl Christian von Türk (1774 – 1846), ein geborener Thüringer, siedelte nach Potsdam über. Er organisierte das gesamte Schulwesen nach modernen Grundsätzen neu, gründete ein Lehrerseminar, richtete an der Havel eine Schwimmanstalt für den Schulunterricht ein, erbaute 1820 das Civil-Waisenhaus, eröffnete eine Kinderbewahranstalt und eine Versorgungsanstalt für Waisen der Befreiungskriege. Auch das Waisenhaus in Klein-Glienicke, vorzugsweise für Söhne von Lehrern und Förstern vorgesehen, wurde von ihm ins Leben gerufen. Ebenso eine Suppenverteilküche, insbesondere als Winterhilfe für Bedürftige, zählt zu seinen Verdiensten. Die soziale Zusammenarbeit betreibt er zum Teil mit dem gleichaltrigen engagierten Kaufmann August Friedrich Eisenhart (1773 – 1846). 1839 wird v. Türk Ehrenbürger der Stadt Potsdam.

Das Invalidenheim

Zu den wenigen kommunalen Bauten des Magistrats von Nowawes in diesem Gebiet zählte das Invalidenheim für versehrt heimgekehrte Soldaten aus den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71.
„Das Gebäude errichtete man auf dem Eckgrundstück Böckmannstraße/Teltower Straße, im Stil eines französischen Landschlosses, das ich euch male“, sagt Otto Thomasczek. „Meine Staffelei steht bei der nahegelegenen Gaststätte Waldschlösschen.“ Das ist in der Stahnsdorfer Straße 100 (obige Ansichtskarte, Bildausschnitt unten links).

Das Invaliden-Heim, das Otto Thomasczek malte, sah im Laufe der Zeiten unterschiedliche Nutzungen. Es war später ein Lungen-Sanatorium. Auch diente es als kombiniertes Alten- und Kinderheim, dem um 1930 Oberschwester Minna Westphal vorstand.
Während der Zeit der DDR, war es das Reichsbahnamt II, eine Verwaltungseinrichtung.

Zeit ist vergangen: Das damalige Invalidenheim über ein Jahrhundert später, nachdem Otto Thomasczek es malte: gleicher Standort – neue Anschrift: Potsdam, August-Bebel-Straße 88.
Die damalige Böckmannstraße trägt seit über sechs Jahrzehnten den Namen des sozialdemokratischen Arbeiterführers August Bebel.
Heute beherbergt das Gebäude eine „Denk-Fabrik“, das Bildungs-Institut „School of Design Thinking im Hightech-Park“, am Standort der Universität Potsdam, Campus Griebnitzsee und es steht immer noch nahe bei den weltberühmten Babelsberger Filmstudios. Gegründet wurde dieses Institut – eine Hochschule für innovatives Denken, für neue Ideen und künstlerisches industrielles Gestalten – von Professor Hasso Plattner. Es kann hier ausschließlich postgradual studiert werden. Es wird in englischer Sprache gelehrt wie auch ebenso untereinander kommuniziert.

Bildungs-Institut von Prof. Hasso Plattner: „School of Design Thinking“ im Hightech-Park

Der frühere freie Blick auf jene große Villa vom „Waldschlösschen“ aus, wie Otto Thomasczek ihn uns beschrieb, ist uns heute wegen der gewachsenen Bebauungsdichte nicht mehr gegeben.

Das Restaurant Waldschlösschen

„Dieses Restaurant ist ein dem Publicum empfehlenswertes Garten-Etablissement mit Gutbürgerlicher Küche, Kegelbahnen, Festsälen, dem Vereinszimmer und mit schattigem Naturgarten. Solide Preise. Promteste Bedienung. Das Haus ist nur acht (Fuß-) Minuten vom Bahnhof Neubabelsberg entfernt.“

Das „Waldschlösschen“, am Babelsberger Birkenwäldchen gelegen.
Stahnsdorfer Straße 100. Inhaber: Oskar Rückert
Gemälde von Otto Thomasczek, 1901

Die Zeit aber hat ihre Spuren hinterlassen.
Lesen wir: „Das Waldschlösschen – eine Restauration mit gutem Namen“, so müssen wir heute auch in diesem Falle die märchenhafte Anmerkung hinzufügen: „Es war einmal ...“

Kein Hausherr zeigt heut' freundlich seine Anwesenheit, die Flagge weht nicht mehr im Winde
Im Jahr 2012: Niemand wird im schattigen Naturgarten zu soliden Preisen prompt bedient. Ob sich der Dornröschenschlaf beenden lässt, bevor das Haus völlig verfallen ist?
Sicht von der Neuen Brücke des Teltowkanals am Forsthaus in Klein Glienicke auf den Griebnitzsee und nach rechts hinüber zum Höhenzug von Neubabelsberg.
Gemälde von Otto Thomasczek, 1903
Die Landschaft am Griebnitzsee – Blick auf den Villenort Neubabelsberg
Gemälde von Otto Thomasczek, 1903
Blicke über den schönen Griebnitzsee mit der Ausflugs-Dampfer-Station „Bergbrücke“
Gemälde von Otto Thomasczek um 1898
Gemälde von Otto Thomasczek, 1901
Auch heute, mehr als 100 Jahre nach den Besuchen des malenden Künstlers bieten sich dem Betrachter ähnliche Bilder.

Sind wir nicht auf einem der häufig verkehrenden Fahrgastschiffe unterwegs oder mit dem eigenen Boot, so können wir am Nordufer des Griebnitzsees entlang wandern, um vergleichbare Ausblicke zu genießen. Dazu beginnen wir unseren Weg in Klein Glienicke, Griebnitzstraße und enden in Stolpe – Wannsee. Dieses nördliche Ufer ist unbebaut, nahezu naturbelassen.

Streckenweise können wir das Ufer für einen Fotoblick nicht erreichen. Steile Hänge, üppiger Baumbestand mit dichtem Unterholz oder auch ein Schilfgürtel verhindern das.