Gemälde von Otto Thomasczek: Inhalt Vorwort Zum Leben des Malers

Klein Glienicke
Gemälde von Otto Thomasczek

Erläuterungen zu den Bildern und aktuelle Fotos von Chris Janecke

Bereits 1375 wird im Landbuch des Kaisers Karl IV. die Siedlung als „Parva Glinick“ erwähnt (Parvus, lateinisch = klein). Es ist tatsächlich eine winzige Siedlung mit 7 Hufen Gesamtfläche. Im Jahre 1770 lebten dann in Klein Glienicke aber immerhin bereits 23 Büdner.

Klein Glienicke – einer der schönsten Ausflugsorte im Berlin-Potsdamer Gebiet, sagt man. Der Architekt Ferdinand v. Arnim (1814 – 1866) entwickelte Klein Glienicke ab etwa 1841 zu einem „Kunstdorf“.
Den großen Gestaltungsauftrag hatte v. Arnim vom Prinzen Carl v. Preußen (1803 – 1883, einem der Brüder unseres späteren Kaisers Wilhelm I.) erhalten.

Zu der künstlerischen Gestaltung gehören auch die zehn Häuser im Schweizer Stil, die in der Niederung des Flüsschens Bäke, am Fuße des Böttcherberges angelegt wurden. Die Schweiz sah man als Land der vorbildlich naturnahen Lebensweise an. Das galt es nachzuempfinden, nachzugestalten, wenn möglich, nachzuleben.
Die Bäke fließt nördlich/parallel zur Kurfürstenstraße (heute: Waldmüllerstraße).

Heute (2013) gehört das Potsdamer Gebiet von Klein Glienicke zum Weltkulturerbe.

Die Glienicker Brücke

Diese Brücke erwähne ich an dieser Stelle, da sie in unmittelbarer Nähe zu Klein Glienicke die Havel überspannt und Klein Glienicke zudem ja auch deren Namensgeberin ist. Zumindest was den zweiten Teil des Begriffs angeht, denn ansonsten handelt sich ja um eine große Brücke.
Die verschiedenen Bauwerke, die die Zeit bisher dort an Überbrückungen sah, dienten allesamt dazu, die Wasserflächen: Jungfernsee, den Tiefen See der Havel und die Glienicker Lake am Orte ihres Zusammentreffens zu überbrücken und damit eine feste Verbindung zwischen den Königlichen Residenzen Berlin und Potsdam zu schaffen.

Die erste Brücke (des Jahres 1660) aus Holz durfte ausschließlich von den adeligen Herrschaften genutzt werden. Ein eher schwacher Personenverkehr war also zu verzeichnen.
Knapp ein Jahrhundert später wurde 1754 über diese Strecke die Postroute zwischen Berlin und Potsdam eingerichtet. Von dieser Zeit an war es Jedermann erlaubt, die Brücke zu passieren.
Im Jahre 1777 gab es dann eine größere Holzbrücke mit höherer Tragfähigkeit und einem mittig angeordneten Zugbrückenteil, als Durchlass für Schiffe mit höheren Masten.
1795 wurde zwischen Potsdam und Berlin die erste „Kunststraße“ (statt des bisherigen Sandweges) in Betrieb genommen, die auch über diese Brücke führte. So war auch diese Brücke auf Dauer den Anforderungen des florierenden Straßenverkehrs nicht mehr gewachsen.

Deshalb bekam Karl Friedrich Schinkel 1831 den Auftrag eine neue Brücke aus Stein zu konzipieren. Nach seinem Entwurf wurde auch gebaut und zwar neben der bestehenden Holzbrücke, um diesen Hauptstrom des Straßenverkehrs nicht über Jahre umleiten zu müssen. Eine Brücke mit zehn Gewölbebögen entstand, deren Masse auf den im Seeboden gegründeten Pfeilern ruht. Mittig wurde ein Durchlass mit einer Zugbrücke für größere Schiffe angeordnet.
Bereits am 30. September 1834 konnte das Bauwerk feierlich dem Verkehr übergeben werden.
Dieses Bauwerk habe ich für euch skizziert.

Die Glienicker Brücke von Karl Friedrich Schinkel aus dem Jahre 1834
Ausschnitt aus dem Gemälde „Potsdam 1888“ von Otto Thomasczek

Betreffs der Kirchengemeinde zählen deren Glieder von 1801 an zu Sankt Nikolai in Potsdam.
Ab 1837 aber bildet Klein Glienicke (ohne eigenes Gotteshaus) mit Stolpe und Nikolskoe eine eigene Parochie.
Um 1900 werden in dem kleinen Ort 137 Wohnhäuser gezählt.

Die Glienicker Brücke 1834 – 1906, Fotograf unbekannt

Die Brücke des genialen Baumeisters Schinkel, dieses gediegene Wasserbauwerk, hätte eine lange Zeit des Bestehens verdient. Die Verhältnisse stellten sich jedoch anders ein.
Der an Umfang rasant zunehmende Schiffsverkehr erforderte schon bald eine bequemere und leistungsfähigere Passage, als es die Schinkel-Brücke mit ihrem mittigen Zugbrückenteil gewährleisten konnte. Land- und Wasserverkehr behinderten sich an jener „Kreuzung“ in immer stärkerem Maße. So fällt der Spruch zum Abbruch der Brücke bereits nach sieben Jahrzehnten ihres Bestehens.
Aus diesem Grund, gegen den Widerstand der Denkmalschützer, wird dann in den Jahren 1906/1907 eine neue Stahlbrücke gebaut.

Später wird diese jüngste Stahl-Brücke im Frühjahr 1945 bei Kämpfen zwischen deutschen Truppen und der sowjetischen Roten Armee teilweise zerstört. In der Zeit der DDR erhält sie den Namen „Brücke der Einheit“ – angesichts der Teilung Deutschlands, an einem Ort, an dem sich die Vertreter von Europas östlichen und westlichen Militärblöcken unmittelbar gegenüber stehen und die Brücke im Wesentlichen dem Austausch einiger Agenten dient. Eine Brücke, die rund 40 Jahre nichts „wirklich überbrücken“ kann und letztlich 28 Jahre lang einen Teil der schier unüberwindlichen Grenzbefestigung darstellt.
Zwischen 1945 und 1989 lag Klein Glienicke „im Osten“ und stieß an „West-Berlin“. Seit dem Mauerbau 1961 war auch dieses Gebiet vom allgemeinen Verkehr abgeriegelt, mit Stacheldraht umzäunt, die Bewohner eingemauert, ihre Wohnungen nur mittels Passierschein erreichbar.

Allem zum Trotz: So präsentiert sich die Brücke seit über einhundert Jahren in voller Schönheit.

Die neue Glienicker Brücke, eine Stahlträgerbrücke aus dem Jahre 1907, Fotograf unbekannt

Das Jagdschloss Glienicke

Wilhelm, der Brandenburgische Große Kurfürst (Regierungszeit 1640 – 1688), ließ das Jagdschloss Glienicke im Jahre 1672 von Dreussart erbauen.
Seither erlebte die Gebäudeanlage eine wechselvolle Geschichte mit unterschiedlichen Arten der Nutzung. Ab 1745 diente das Haus beispielsweise als Lazarett, später als Fabrikationsstätte für Tapeten zur Wandbekleidung.
Besitzer des Jagdschlosses war im Zeitraum von 1824 bis 1883 Prinz Carl von Preußen (1801 – 1883), der auf dem gegenüberliegenden Schloss Glienicke lebte. Er verfügte den Umbau des Jagdschlosses, nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel. Dieser verlieh dem Bau (1825 bis 1828) im Wesentlichen das heutige Aussehen. In jener Zeit wurde auch die Parkanlage vom Landschafts- und Gartenkünstler Peter Joseph Lenné und weiteren Meistern des Gartenbaus neu gestaltet.

Ab 1872 erfolgt ein weiterer Umbau des Schlosses durch den akademisch geschulten Hofbaumeister/Hofmaurermeister sowie vereidigten Bausachverständigen Friedrich Ernst Petzholtz (* Potsdam 1839, + Potsdam 1904).
Jener hatte auch bereits 1869 das Brückentor als Eingang zum Schlosshof gebaut.

Das Jagdschloss Glienicke mit dem Blick zur Glienicker Brücke
Gemälde von Otto Thomasczek
Das Jagdschloss Glienicke, Gemälde von Otto Thomasczek
Klein Glienicke, Gruß vom Griebnitzsee mit dem Jagdschloss Glienicke
Gemälde von Otto Thomasczek, um 1900
Das Jagdschloss Glienicke an der Glienicker Lake. Hier lebt kein Kurfürst und auch ein Prinz nicht mehr. Der Bau beherbergt heute das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut für Berlin-Brandenburg.
Der Schlosshof im Jahr 2012, von mächtigen Platanen bestanden.
Blick vom Park Babelsberg über die Glienicker Lake auf das Jagdschloss Glienicke
Ein Detail der Mauer des Glienicker Schlossparks, 2012

Restaurant Glienicke

Inhaber Gustav Fernau, Berliner Chaussee Ecke Parkstraße

Die Gaststätte befindet sich im Prinzenhause (Prinz Friedrich Leopold) an der Berliner Chaussee/Ecke Parkstraße (heute Königstraße, Ecke Mövenstraße). Das Haus hat damit eine hervorragende Lage nahe der Glienicker Brücke zwischen den Residenzen Potsdam und Berlin, liegt in unmittelbarer Nähe des alten Parks des Jagdschlosses Glienicke) und dem vormaligen Wohnschloss des Prinzen Friedrich Carl im Park Glienicke auf der jenseitigen Seite der Berliner Chaussee. Zu den Königlichen Hoheiten als Nachbarn wäre selbstverständlich auch Prinz Friedrich Siegesmund zu nennen.
Statuen und Säulen sowie Blumenschalen auf hohen Postamenten, die beiden Löwen am Treppenaufgang – hier darf sich der Gast fühlen, als gehöre er daselbst zu den Königlichen Hoheiten.
Der ausgezeichnete Ruf der Gaststätte ist bekannt durch die Veranstaltungen der Potsdamer Reisevereine. Äußerst beliebt sind die morgendlichen Pfingstkonzerte eines jeden Jahres.

Das Restaurant Glienicke, Inhaber Gustav Fernau, Hof-Lieferant, ein nobles Etablissement
an der Ecke: Berliner Chaussee (respective Neue Königstraße) / Parkstraße (heute Mövenstraße)
Gemälde von Otto Thomasczek – 1899

Das Gebäude besteht leider nicht mehr. Kein Gast geht hier ein und aus. Das Grundstück ist dem Wachstum der Natur überlassen.

Der Bau des Teltow-Kanals

Der Schiffsverkehr zwischen der Stadt Berlin und ihrem wasserreichen Umland nahm im Laufe der Zeit stetig zu und führt oftmals durch die große Hauptstadt. Dieser Belastung kann nur mittels eines Umgehungskanals, im Süden der Stadt Berlin, Einhalt geboten werden.
Der Landrat des Kreises Teltow, zu dem auch unter vielen anderen Ortschaften Nowawes, Neuendorf und Klein Glienicke gehören, ist Herr Ernst v. Stubenrauch. Der Kanal ist eine seiner großen Ideen und die Oberaufsicht über das Baugeschehen wird er auch innehaben.
In den Jahren 1900 – 1906 wird der Teltow-Kanal gegraben. Am 22. Dezember 1900 sticht man den ersten Spaten am Babelsberger Schloss-Park (an der Glienicker Lake, gegenüber von Klein Glienicke) symbolisch in den Boden, um mit dem großen Werk des Kanalbaues zu beginnen. Zwischen zweitausend und dreitausend Arbeitskräfte sind mit den Erdbauarbeiten beschäftigt. Für die Arbeiter stehen an der Trasse „Wohn-“, also eher Schlaf-Unterkünfte, Krankenstationen mit Sanitätern und Ärzten sowie Kantinen für die Versorgung zur Ernährung zur Verfügung.
Für die geistliche Nahrung sorgen die Pastoren der anliegenden Gemeinden. Auch für das Unterkommen der Gendarmerie ward der Vorsicht halber vorausschauend Sorge getragen.
Das kleine Flüsschen mit Namen „Bäke“ (manche Leute sagen auch despectierlich „Der Graben“) wird vom Bau des Teltow-Kanals sehr verändernd beeinflusst. Die Bäke entwässert bisher Klein Glienicke aber ebenso schon vorher Steglitz, Lichterfelde, Giesendorf, Schönow, Klein Machnow, „Albrechtes Theerofen“ und Kohlhasenbrück, bis das Gewässer endlich hier ankommt. In Klein Glienicke, mündet das Gewässer dann nahe dem Jagdschloss in die Glienicker Lake.
Wegen der baulichen Änderungen nimmt künftig auch an anderen Stellen der Teltow-Kanal einen Teil des Bäkebettes in sich auf. Das alte Flussbett wird streckenweise zugeschüttet. In Kohlhasenbrück zum Beispiel, entstehen statt der bisherigen fließenden Bäke nun die trockene Bäkestraße sowie die (Klein-) Machnower Straße.
Damit können dann das Landgut „Eule“ und die Theerofener Siedlung wesentlich bequemer erreicht werden. Allerdings wird man nicht mehr des vormaligen romantischen Bildes angesichtig.
Zum Trost: Einen „Ausgleich“ schafft der Bau des Prinz-Friedrich-Leopold-Kanals, der eine schiffbare Verbindung der Havelseen mit dem Griebnitzsee, dem Stölpchensee, dem Kleinen, wie dem Großen Wannsee herstellt und somit eine der reizvollsten Wasserrundfahrten von Potsdam und Berlin ermöglicht.

Baustelle des Teltow-Kanals an der Glienicker Lake
Gemälde von Otto Thomasczek, 1901
Die „Neue Brücke“ über den entstehenden Teltow-Kanal. Sie ermöglicht die Zufahrt von der Nowaweser Allee nach Glienicke und endet in der Klein Glienicker Kurfürstenstraße, direkt am Forsthause (auf meinem Bild ganz rechts).
Gemälde von Otto Thomasczek, 1902
Die „Neue Brücke“. Nach 1909 wird sie den Namen „Enver-Pascha-Brücke“ erhalten.
Fotograf unbekannt

Diese „Neue Brücke“ ist etwa 10 Meter breit und 30 Meter lang. Sie verbindet den Ort Klein Glienicke (rechts) mit der Villenkolonie Neubabelsberg bzw. Nowawes sowie dem Schlosspark Babelsberg (links). Im Hintergrund die elegant geschwungene, filigran erscheinende Kaiserbrücke/Schlossparkbrücke. Blickrichtung nach Potsdam.

Diese „Neue Brücke“ kann am 03. September 1901 für den Fußgänger- und Fahrzeugverkehr freigegeben werden. Man benennt sie später nach dem osmanischen Minister Enver Pascha, nachdem jener ab 1909 in Berlin als Militärattaché seine Tätigkeit aufnehmen wird.
Jene Brücke, wie auch die Schlossparkbrücke/Kaiserbrücke werden am Ende des Zweiten Weltkrieges, im Frühjahr 1945 von den eigenen, von deutschen Truppen gesprengt.

Im Jahre 1906 erreicht mich die Kunde (unsere Familie lebt ja inzwischen im thüringischen Mühlhausen), dass der Bau des Teltow-Kanals nun vollendet sei und auf seiner vollen Länge in Betrieb genommen wird. Die offizielle Eröffnung am 2. Juni 1906 erfolgt jedoch nicht durch Landrat Ernst v. Stubenrauch, der Schweiß und Herzblut für das große Vorhaben gab, sondern seitens des Kaisers Wilhelm II.
Spätestens am Tage der Eröffnung weiß Jedermann: Herr von Stubenrauch hat für das große Vorhaben einen Wertumfang von 40 Millionen Mark veranschlagt. Es sind keinerlei Mehrkosten aufgetreten oder abzurechnen und der Terminplan wurde trotz etlicher Schwierigkeiten, welche die unterschiedlichen Baugrundverhältnisse bereiteten, exakt eingehalten.
37,5 Kilometer ist der Kanal lang, circa 2,5 m tief und durchschnittlich 37 m breit. Er beginnt an der Glienicker Lake bei Potsdam und endet bei Grünau an der Spree. Des Weiteren gibt es einen Seitenkanal, der nach Britz abzweigt. 52 Brückenbauwerke passiert man bei dieser Kanal-Schiffsreise. Der Höhenunterschied zwischen den Flüssen Havel und Spree von knapp 3 Metern wird von einem technisch aufwendigen Schiffshebewerk, oder schlicht: in der Schleuse bei Kleinmachnow, überwunden.

Blick vom Griebnitzsee zur Einfahrt in den neuen Kanal mit seinen Brückenbauwerken.
Gemälde von Otto Thomasczek

Dieses erste Teilstück des Kanals bei Klein Glienicke dürfen wir auf dem folgenden Bild mit dem Blick gen Potsdam betrachten: Mittig die Kaiserbrücke. Überqueren wir diese nach links, befinden wir uns nach wenigen Schritten im Schlosspark Babelsberg. Wenden wir uns hingegen nach rechts, so stehen wir in der Kurfürstenstraße von Klein Glienicke. Voraus, am Ende dieser Straße, finden wir das ausgedehnte Areal des Jagdschlosses.

Teltow-Kanal, Kaiserbrücke zwischen Neubabelsberg und Klein Glienicke – Otto Thomasczek
Dieser fertige Teltow-Kanal erfreut das Auge des Betrachters in der Natur und auf der Ansichtskarte.
„Lieber Otto, sende dir einen schönen Gruß von einer Dampferfahrt über die Seen der Havel. Hier ist es herrlich ...“, schreibt Max, offenbar ein begeisterter Genießer des Tages.

Weit hinter der Brücke, unser Blick schweift über den Tiefen See der Havel, erblicken wir auf dem Gipfel des Pfingstberges das unvollendete Belvedere-Schloss mit seinen Aussichtsplattformen.
Zu früherer Zeit hieß diese Erhebung Eichberg und Judenberg (wegen des dortigen jüdischen Begräbnisgartens der ewigen Ruhe). Den neuen Namen erhielt der Hügel, nachdem unser König Friedrich Wilhelm III. und seine hochselige Gattin Königin Luise (die Gute und Unvergessene), anlässlich des Pfingstfestes 1804 dort oben weilten (noch ohne den gebauten, erhöhten Aussichtspunkt) und die Königin diese Gegend dort als so sehr wunderlieblich empfand und lobte.
Der älteste Sohn dieses Königspaares ließ als späterer König Friedrich Wilhelm IV. auf jener Bergeskuppe ein Schloss nach italienischem Geschmack errichten. Finanzielle Gründe und die spätere andauernde Erkrankung des Königs verhinderten jedoch, dass das Bauwerk vollends fertig wurde. Erkennbar ist auf dem Bild die Doppelturmanlage bei den Säulengängen.
Mit dem schlanken Gebäude rechter Hand des Pfingstberges deute ich den Turm der Heilandskirche zu Sacrow an.

Die Situation 2012: Das Kanalstück. Der Betrachter steht auf der Parkbrücke und schaut in Richtung Griebnitzsee. Links das Ufer von Klein Glienicke, rechts Häuser (der früheren Villenkolonie Neubabelsberg). Vor dem Schiff ein Stahlträger als Rohrleitungs- und Elektrokabel-Brücke, an der Stelle der früheren „Neuen Brücke“/Enver-Pascha-Brücke.
Ein Blick in die Gegenrichtung: Vorn der Träger am Ort der früheren „Neuen Brücke“. Hinten die vereinfachte Nachkriegs-Parkbrücke (früher Schlosspark- und Kaiserbrücke).

Die Gaststätte „Bürgershof“ in der Kurfürstenstraße

Gaststätte Bürgers Hof mit Dampfer-Station, Inhaber Otto Buge
Bürgershof – Kaiserbrücke – Schlosspark Babelsberg
Gemälde von Otto Thomasczek, um 1903

Der feine Gasthof Bürgershof, Kurfürstenstraße 4 – 5 gilt als eines der besten Häuser am Platze. Der Besucher erreicht die Gaststätte, wenn er aus Richtung Schlosspark Babelsberg oder Neubabelsberg anreist, über die „Neue Brücke“ oder die Kaiser-Brücke. Kommt er hingegen aus Potsdam oder aus Richtung Zehlendorf, nutzt er die Parkstraße, die am Areal des Jagdschlosses vorbeiführt. Auch der Wasserwanderweg ist gut denkbar, denn das Restaurant liegt mit der Gartenseite direkt am Wasser des ersten fertigen Abschnittes des neuen Teltow-Kanals und verfügt, sehr bequem zu nutzen, über eine eigene Dampferanlegestelle. Der Blick des geehrten Publicums, sitzend im schattigen Gartenbereich, schweift über Kanal und Glienicker Lake hinüber zum Schlosspark Babelsberg.
Die Straßenseite des Gasthofs liegt an der Kurfürstenstraße (heute Waldmüllerstraße). Diese etwa 400 Meter kurze Kurfürstenstraße wird an ihrem Anfang begrenzt vom nahen kurfürstlichen Jagdschloss, respective am anderen Ende der Straße, vom kleinen Forsthause an der Neuen Kanalbrücke.

Die Gaststätte, beziehungsweise Herr Buge als der Besitzer, blickt auf eine gute Vergangenheit des Hauses zurück: 1873 entstand die Stehbierhalle/der Wintergarten mit dem baumbeschatteten Außen-Biergarten, dem Gastwirtschaftsbetrieb und der Kegelbahn für 1.000 Gäste. 1886 errichtete man ein weiteres Gebäude, das Hauptgebäude, an der Straßenfront. Es wurde von dem Potsdamer Baumeisters Ernst Petzholtz im Stil der Florentiner Renaissance entworfen. Ein Tanzsaal, der Musikpavillon, geräumige Restaurants, Terrassen und Veranden runden das Angebot ab.
Mittwochs und sonntags spielt die Kapelle des Potsdamer Infanterieregiments No. 9, das in der Priesterstraße am Lustgarten stationiert ist, zum Tanze auf. An den Sommer-Sonntagen sorgen etwa 100 Kellner mit den Speisen aus der vorzüglichen Küche für das leibliche Wohl der Gäste.

Die Großgaststätte „Bürgershof“, Ansicht von der Wasserseite
Gemälde von Otto Thomasczek um 1903

An jedem Sonntag werden Militärkonzerte angeboten. Die Hotellerie ermöglicht ein längeres Verweilen. Spaziergänge nach Potsdam, gen Babelsberg und Nowawes, auch an der Havel nach Moorlake, Nikolskoe und zur Pfaueninsel durch die Laubwälder oder auch nach Stolpe-Wannsee am Griebnitzsee entlang, bieten sich an. Dampfer- und Motorbootfahrten der Stern- und Kreisschifffahrt in die Umgegend kann man am Hause beginnen und auch wieder hier enden lassen. Ein Jeder nach seiner Facon.

Mehrere Jahrzehnte sind nach diesen Notizen verflossen.
In der dazwischen liegenden Zeit gab es von 1939 – 1945 den Zweiten Weltkrieg und anschließend kein ungestört friedliches Zusammenleben, sondern den „Kalten Krieg“ zwischen Ost und West, hauptsächlich auf politischer Ebene.

Auch diese große Gaststätte lag damals (Mauerbau 1961) im Grenzgebiet zwischen Potsdam (Osten) und West-Berlin. Die großen Bäume des Biergartens wurden abgeholzt und statt ihrer ein breiter, gut überschaubarer Sandstreifen angelegt. Klein Glienicke wurde umzäunt und eingemauert. Das Hotelgebäude riss man 1971 für ein freies Sicht- und Schussfeld ab.

Doch 1993, im vierten Jahr nach der „friedlichen Revolution, nach der politischen Wende“, begannen der Wiederaufbau und der Restaurationsbetrieb.
Die Wiedererrichtung des Hotel-Gebäudes in der Waldmüllerstraße 5 ist ebenfalls vorgesehen.

Gaststätte „Bürgershof“, Kurfürstenstraße 4
Gaststätte „Bürgershof“, Kurfürstenstraße 4
Gaststätte „Bürgershof“ und Glienicker Lake, gesehen vom Babelsberger Park

Die Försterei

Wir flanieren auf der Hauptstraße, der Kurfürstenstraße entlang, das markante Jagdschloss im Rücken. Unseren Fußweg begleitet linker Hand die Bäke, über die hin und wieder eine kleine Brücke führt. – Geradezu vor uns am Griebnitzsee und gleichsam am Fuße des Böttcher-Berges ist die Dampferanlegestelle „Bergbrücke“ gelegen.
Rechts vor uns das Forsthaus in der Kurfürstenstraße No. 13.
Der Vorgängerbau „das alte Forsthaus“ wurde auf dem gleichen Grundstück schnell und billig errichtet. Es hatte nur eine kurze Bestandsdauer von 1818 bis 1850. Den Auftrag für einen Neubau gab 1850 Prinz Carl v. Preußen. Er hatte damals zur Gestaltung des Hauses den Architekten Christian Heinrich Ziller (1792 – 1868), einen Schüler Karl-Friedrich Schinkels, gewählt. Ziller gestaltete das Gebäude im neugotischen Tudorstil.
Das nunmehrige solide Bauwerk steht jetzt (1901) etwa ein halbes Jahrhundert.
Deutlich erkennt man die gleiche architektonische Handschrift, wie sie bei den Eingangshäusern des Schlossparks Babelsbergs ihre Anwendung fand. Die genaue Baubeschreibung hatte dazu Bauinspektor Vogler erarbeitet.
Das Försterei-Grundstück ist mit Nadelgehölzen bestanden. Ansonsten finden wir in der Umgebung aber Laubwald vorherrschend.
Vor der Försterei geht es nach rechts zur „Neuen Brücke“, mit einer Fahrstraße, die uns in die Richtungen nach Nowawes und Neubabelsberg führt. Am Forstgebäude ändert sich der Straßenname. Bisher Kurfürstenstraße, wird der Damm im leichtem Bogen ansteigend mit Namen: Stolper Straße (uns sicheren Fußes auf dem Sandweg nach Stolpe-Wannsee leitend) weitergeführt (heute: Wannsee-Straße). Von der Stolper Straße gibt es den Abzweig „Am Böttcherberg“.

Bäke-Brücklein – Dampfer-Station „Bergbrücke“ am Griebnitzsee – Försterei
Gemälde von Otto Thomasczek, in der Kurfürstenstraße zu Klein Glienicke, 1901

Der Mittelbau des Forsthauses wird von zwei Seitenflügeln flankiert. Hoch über der Tür, ungewohnt von des Firstes luftiger Höhe, grüßt den Eintretenden ein Hauszeichen, das „geweihte Haupt“ eines Hirschs. Dieses aber ist kunstvoll aus Zink hergestellt, zusätzlich schützend und erhaltend mit grauer Ölfarbe gestrichen (2012 nicht mehr vorhanden). Im Erdgeschoss sind das Wohnzimmer (mit einem Erker), die Schlafstube, die Küche und auch eine Gesindestube untergebracht. Das Dachgeschoss ist unterteilt in eine Mädchenkammer und dem für allerlei Obliegenheiten genutzten freien Bodenraum. Ein geräumiges Kellergeschoss gehört zum Haus. Im Gartenland haben die Scheune und der Stall der Haustiere ihren Platz.

Wie wir alle wissen, versieht seit 1887 der vormalige Vice-Feldwebel Lietze als Hegemeister den Dienst im Forsthaus.
1901, also in diesem Jahr, muss wegen des Baus des Teltowkanals der Garten des Hegers verkleinert werden.

Das Gebäude des früheren Forsthauses; ob Waldmüllerstraße 13 oder Wannseestraße 13 – „beide Straße stoßen hier, quasi mit gleichen Hausnummern, zusammen“ – die Post kommt immer richtig an.

2012: Das vertraute Bild hat sich seither kaum verändert. Die Kurfürstenstraße heißt inzwischen Waldmüllerstraße (nach dem österreichischen Kunstmaler Ferdinand Georg Waldmüller, 1797 – 1865). Die Stolper Straße trägt inzwischen die Bezeichnung Wannsee-Straße. Das frühere Forsthaus dient heute ausschließlich der Wohnnutzung.

Forsthaus in Klein Glienicke

Zum Vergleich der architektonisch ähnlichen Gestaltung des Forsthauses in Klein Glienicke und des Eingangsgebäudes zum Schlosspark Babelsberg dient die folgende Aufnahme.

Dieses Pförtnerhaus steht Ecke Wilhelmstraße (Alt Nowawes)/Allee nach Glienicke, gegenüber der Einmündung der Grenzstraße.

Weitere Bildeindrücke von Klein Glienicke

Eines der eingangs erwähnten ursprünglich zehn Schweizer-Häuser in der Senke der Bäke
Viele großzügig angelegte Villen hat der Ort zu bieten