Drewitz mit dem Wohnplatz Stern
Gemälde von Otto Thomasczek
Erläuterungen zu den Bildern und aktuelle Fotos von Chris Janecke
Drewitz ist ein Dorf mit Rittersitz, an dem Flüsschen Nuthe liegend. Bereits 1228 findet der Ort, ein Sackgassendorf, seine erste urkundlich Erwähnung. 1732 wird die verputzte Backsteinkirche, ein quadratischer Saalbau errichtet. Um 1745 leben hier 25 Familien, darunter auch der Betreiber der Glashütte, der Besitzer einer Meierei und der Eigentümer des Krugs. Um 1840 wird dem Ort dann auch das Forsthaus bei den Steinstücken zugeordnet. Nun werden insgesamt bereits 52 Wohngebäude gezählt. Bis 1860 wurde die auch heute weithin sichtbare Getreide-Bockwindmühle etabliert.
Zum Ort gehören die Wohnplätze: Jagdschloss Stern, Bahnhof Drewitz und Heidehaus.
Wir zählen heute (um 1900) 170 Häuser. Die Gemarkung umfasst etwa 500 Hektar Fläche.
Auf meinem Bild sehen wir
- das „Restaurant am Jagdschloss Stern“ bei Drewitz,
- das Jagdschloss Stern, nach niederländischem Geschmack gebaut (oben rechts)
- den Bahnhof Drewitz an der Berlin-Wetzlarer Eisenbahnstrecke (unten)
Nur allzu natürlich, so deucht es uns zu recht, wird die Umgegend noch mehr dem Auge zu bieten haben. Schauen wir uns also auf unserem Spaziergang gründlich um.
„Restaurant am Jagdschloss Stern bei Drewitz“

Das Gasthaus an der Ecke: Großbeeren Straße (Straße nach Gütergotz) und Jagdhausstraße sowie gegenüber der Einmündung der Steinstraße (nach Steinstücken) liegend, gehört Herrn Richard Adam. „Großer schattiger Garten, moderne Kegelbahn, Säle für Gesellschaften und Festlichkeiten“. Bis zu dem namensgebenden Wegestern, sind es zu Fuß nur wenige Minuten. Zwei Jahre nachdem ich das Bild vollendet hatte, wechselt der Besitzer. Nun wird das Haus von Richard Rindfleisch geführt. Auch er ist ein vorzüglicher Mann seines Faches.

Fotograf unbekannt

Das Jagdschloss Stern
Ab 1714 standen hier im Walde recht einsam ein kleines Jagdhaus und das Haus des Försters. Von diesem Punkt aus begannen aber ab etwa 1726 die Parforcejagden (französisch: par force = mit Gewalt), die Hetzjagd mit Hunden und zu Pferde durch Wald und Heide. Am 3. November eines jeden Jahres fanden die Hubertusjagden statt.
Das bescheiden wirkende Jagdschloss, das noch heute wie gerade neu erbaut anmutet, ließ
König Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740, als „Der Soldatenkönig“ in Preußen, 1713 – 1740) im holländischen Stil von 1730 bis 1732 errichten.
Ein radial angelegtes Wegesystem, mit seinem Zentrum, seiner „Nabe“, auf der Waldlichtung vor dem Jagdschloss, diente dem leichteren Transport des erlegten Wildes, statt es querwaldein durch das Dickicht zu tragen. Außerdem erleichterte es den Treibern und Jägern wesentlich das Zurechtfinden im Walde. Abgeleitet von diesem Bild der Wege, den Speichen eines Rades durchaus vergleichbar, entstammt die Bezeichnung „Stern“ – vielleicht mit schöneren Vorstellungen des schweifenden Geistes, als sie beispielsweise bei einer Bezeichnung „Jagdschloss Rad“ aufgekommen wären.
Zu dem Ensemble des Jagdschlossareals, das einen Morgen Ackerfläche und eine ebenso große Gartenanlage besitzt, zählen auch das Haus des Kastellans mit dem auffallendem Mansarddach, im Jahr 1733 errichtet, sowie drei Wirtschaftsgebäude. Es gehörte zu den Planungen des Königs, zwischen dem „Stern bei Drewitz“ und dem „Jagdschloss Königs Wusterhausen“ ein weit ausgedehntes und zusammenhängendes Parforcejagdgebiet einzurichten. Doch sein Leben währte dazu nicht lang genug.
Als der König 1740 starb, griff sein Sohn, der Thronfolger König Friedrich II., diesen Gedanken nicht auf. Die Anlage wurde fortan nicht mehr so fleißig von schießenden Jägern besucht, sondern eher von Hegern.
Im Wohnhaus des Kastellans richtete man bereits 1750 eine Schankwirtschaft ein – das „Gasthaus Jagdschloss Stern“. Mit rustikalem Ambiente war es eine bis zum Ende der DDR-Zeit sehr beliebte Ausflugsgaststätte – heute dem Verfall preisgegeben.

Rechts hinter den Bäumen: das Haus des Kastellans aus dem Jahre 1733.

Bahnhof Drewitz

Der Bahnhof Drewitz wurde eingerichtet, als man in den Jahren 1877 – 1882 diesen Abschnitt der Gesamtstrecke von Berlin nach Metz über Drewitz, Wiesenburg, Wetzlar, Koblenz und Trier baute. Daher wird die Bahnlinie hier auch üblicher Weise die „Wetzlarer Bahn“ genannt. Der Volksmund nennt sie eher „Kanonenbahn“, da die Strecke vorzugsweise für Militärtransporte gebaut wurde. Der Bahnhof trägt heute (2013) den etwas sperrigen Namen „Bahnhof Medienstadt Babelsberg“, insbesondere wegen der in unmittelbarer Nähe seit 1911 ansässigen Film-Actien-Gesellschaften.
Gasthof „Zur freien Aussicht“ und Lokomotivfabrik
Dieser großzügig gestaltete Beckersche Gasthof befindet sich auf einem Eckgrundstück an der Großbeeren Straße/Wetzlarer Straße. Diesem Restaurant gegenüber (vorne links, außerhalb des Bildes) steht der Bahnhof Drewitz, den wir grad' vorher sahen. Von vorne links nach hinten rechts des Bildes erstreckt sich die Großbeerenstraße in Richtung Neuendorf.
Während der DDR-Zeit (zwischen 1949 und 1989) wurden im Saal des Gasthofes Filme gezeigt. Aus diesem Grunde erhielten Gaststätte und Kinosaal den Namen „Filmeck“ (Ernst-Thälmann-Straße Nr. 205). Die „Freie Aussicht“ war ja nicht ohne Doppeldeutigkeit und inzwischen hatte ja auch ohnehin die Bebauungsdichte zugenommen.
Heute (2013) besteht diese Gaststätte und ihr Kino nicht mehr. Das Grundstück ist neu bebaut.
Links im Hintergrund des Bildes sehen wir die flache Kuppel der Halle mit kreisförmigen Grundriss für die Endmontage der Klein- und Feldbahnlokomotiven der Firma Orenstein & Koppel. Ihrer Bauform wegen wird diese Halle von der Bevölkerung gern „Der Zirkus“ genannt.
Nach rechts aus dem Bild heraus schließt sich die Böckmannstraße an. Im Bereich Großbeeren Straße und Böckmannstraße ist die Neuendorfer Kunstblumenfabrikation beheimatet. Auf diesem Gelände „der Kunstblume“ werden sich ab 1911 die Filmproduktionsstätten (Ufa, Tobis, Terra und weitere, sowie nach 1945 die DEFA) ansiedeln.
Die Architekten Böckmann und Ende planten das dort anliegende Gebiet der vornehmen Villenkolonie Neubabelsberg.

Gemälde von Otto Thomasczek um 1900

Gemälde von O. Thomasczek
