Gemälde von Otto Thomasczek: Inhalt Vorwort Zum Leben des Malers

Schlösser und Parkanlagen in Potsdam
Gemälde von Otto Thomasczek

Erläuterungen zu den Bildern und aktuelle Fotos von Chris Janecke

Schlosspark Babelsberg bei Nowawes-Neuendorf

Meine Ansichtskarte zeigt euch einen Teil unserer heutigen Wanderziele durch den Babelsberger Park. Von den großen Parkanlagen (Park Sanssouci, Neuer Garten und Park Babelsberg) ist mir der Dritte im Bunde, der Schlosspark Babelsberg, der Liebste. Er mutet in seiner Gestaltung, in seiner Wegeführung und im Wachstum der Gehölze weniger französisch oder preußisch an.
Der Park zeigt uns ein eher volkstümliches Antlitz, mit verschlungenen Steigen, die dem Auge unerwartet viele, wechselnde hübsche Bilder bieten. Die Modellierung der hier sonst vornehmlich flacheren Landschaft öffnet einem geradezu das Herz. Liebliche Höhenzüge mit vortrefflichen Aussichten wechseln mit lichten Wiesen am Hang, Pfade führen zu dunklem Grunde und belebten Gewässern.
Ihr seht meinen „Gruß aus Babelsberg“ mit dem Flatow-Turm (im Bild links), dem Schloss (oben rechts), der Gerichtslaube (in der Mitte) und nochmals dem Schloss (unten links - weil es mir so schön trutzig erscheint) – in Verbindung mit dem Blick über den majestätischen „Tiefen See“ des Havelstromes.

Gruß aus Babelsberg – Gemälde von O. Thomasczek

Wir wissen ja: Das Königspaar Friedrich Wilhelm III. (1770 – 1840) und seine liebe, auch von uns heute noch hoch verehrte, Gemahlin Luise (1776 – 1810) hatte 10 Kinder.
Die meisten ihrer Kinder besaßen ja schon ihre Schlösschen: Friedrich Wilhelm (1795 – 1861), als Kronprinz den „Charlottenhof“ zu Potsdam. Charlotte (1797 – 1860) brauchte hier nichts, weil sie sowieso schon Zarin aller Russen zu Sankt Petersburg war, unter dem neuen Namen Alexandra Fedorowna Romanow. (Sie bekam dann aber doch noch Nikolskoe, das heißt: hauptsächlich ihr Gemahl, Zar Nikolaus I.). Carl, der erst Viertgeborene (1801 – 1883) durfte sich seine Sehnsucht nach Italien architektonisch nebenan auf dem Landgut Glienicke erfüllen.

Ausgerechnet aber er, Wilhelm, der Zweitgeborene (1798 – 1888, nun 36 Jahre alt, jener der später der erste Kaiser des Deutschen Reiches der neuen Zeit werden sollte), fertigte lediglich Skizzen und stellte Wunsch-Pläne auf, weil Vater Friedrich Wilhelm III. ein so zögerlicher Knausergeiz war, der den Deckel der Privatschatulle eher zu hielt, wenn er sich deren Inhalts für das Familienbudget versichert hatte. Schade, dass die Mamá so früh verstorben war, sonst wäre vielleicht manches anders eingerichtet worden.
Ein eigenes Heim wünschte Wilhelm schon sehr, da er seit vier Jahren (1829) mit der ehrgeizigen und intelligenten Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar (1811 – 1890) verheiratet war und sie nicht mehr im Berliner Stadtschloss bleiben wollten. Eifrig lieferten beide dem Herrn Oberlandesbaudirektor Karl Friedrich Schinkel (1781 – 1841) ihre zahlreichen, sich fleißig ändernden Detailentwürfe zu, was ihm die Bearbeitung durchaus nicht leichter machte. Augusta galt als kundig – sie hatte unter Geheimrat Johann Wolfgang v. Goethe (1749 – 1832) unter anderem fachfraulich das professionelle Zeichnen erlernt). Natürlich strichelte auch Wilhelms älterer Bruder, Kronprinz Friedrich Wilhelm begeistert mit, der lieber selber Architekt geworden wäre, statt sich auf eine spätere königliche Regentschaft vorbereiten zu müssen.
Am 3. August 1833 war es dann aber nach dem üblicher Weise langen väterlichen Zögern doch endlich so weit. An diesem Tage erteilte der König seinem 2. Sohn, Prinz Wilhelm, die Erlaubnis, den ihm sehr teuren Babertsberg bei Nowawes mit einer Cottage (einfache Hütte) bebauen zu dürfen. Es handelte sich bei dem Gelände um eine vom Forstfiskus gepachtete Scholle mit einer Ausdehnung von 270 Morgen (etwa 72 Hektar). Der früher hauptsächlich mit Kiefern und Eichen be- und umstandene Hügel hatte bereits zur Zeit Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten (1620 – 1688) ein Wildgatter beherbergt. In der Franzosenzeit (Besetzung 1806 – 1809) war aber auch dieser Hügel von deren Soldateska in eine sandige baumlose Wüstenei verschandelt worden. Deshalb waren die Gefühle, die das Prinzenpaar dem neuen P(r)achtgrundstück nach erster Inaugenscheinnahme entgegenbrachte, gemischter Art. Bald aber begannen die bisherigen Traumschlösser von Augusta und Wilhelm nun mit Ideen für den konkreten Standort bedacht zu werden. Der geniale aber total überarbeitete Oberlandesbaudirektor Schinkel lieferte zwischenzeitlich einen aufwändigen Projektentwurf, den wohl Prinzessin Augusta vorerst spitzfingerig dem Papierkorbe überantwortete. Ungeachtet eines solchen Tuns, entstand dann aber letztendlich unter der Bauleitung des Hofbauinspektors Eduard Gebhardt das gut gegliederte Schinkel-Gebäude im neogotischen Tudorstil, das uns an einen alten englischen Landsitz erinnert.
Die Gelände- und Bauvorbereitungen begannen im März 1834. Am 1. Juni wurde der Grundstein gelegt und im September 1835 war der Bau (heute der östliche Teil) vollendet, nur wenige Wochen später bereits ausgeziert und schon im Stil der Neogotik meubelirt, so dass am 18. Oktober, dem vierten Geburtstage des Söhnchens Fritz (dem späteren 99-Tage-Kaiser Friedrich III, (1831 – 1888), das Schloss festlich eingeweiht werden konnte.
(Fritz erhielt Jahre später das weiße Prinzenschlösschen am Gestade des Havel-Stroms).

Zeitgleich mit dem Baubeginn sollte unser Gartendirektor Peter Joseph Lenné (1789 – 1866) die florale Gestaltung von Grundstück und Umgebung planen und auch die Ausführung leiten.
Er gestaltete das Wegekonzept, legte den Pflanzplan für die Gehölze an, entwarf phantasievolle Beet-Einfassungen mit aufwändigen Ausschmückungen, ließ schattige Partien mit besonnten Wiesenflächen wechseln, führte Pfade über anmutige Hänge zu hochgelegenen Aussichtspunkten.
Wegen späterer Unstimmigkeiten zu mancher seinen fachlichen Auffassungen, und angesichts neu gepflanzter aber vertrockneter Bäume (da noch keine ausreichende Bewässerung möglich war und auch deshalb, weil Lenné aus dem schmalen Finanz-Haushalt nicht noch mehr des farbenprächtigen Grüns zu zaubern imstande war), entsprach es dem Wunsche der Prinzessin Augusta, ihn 1838 von dieser, einer seiner vielen Lebens-Aufgaben zu entbinden.
So hatte der überarbeitete Mann einen Moment Zeit, den Blick auf die erste Preußische Eisenbahn zu werfen, deren stählerne Roll-Stränge dieser Tage von Potsdam durch Nowawes und Neuendorf nach Zehlendorf und weiter nach Berlin geführt wurden, bis der Zug der neuen Zeit auch noch im gleichen Jahr tatsächlich durch diese Landschaft fuhr.
Die landschaftsgestaltenden Arbeiten im Park aber führte Hermann Fürst Pückler-Muskau (1785 – 1871) in Zusammenarbeit mit dem Hofgärtner Christoph Otto Ferdinand Kindermann in vielen Jahren zu höchster Vollendung fort. (Der Graf hatte 1822 den Fürstentitel verliehen bekommen).

Pückler hatte es im Gegensatz zu Lenné in der Arbeit wesentlich leichter. Er brauchte nicht untertänig auftreten, er konnte vom Prinzlichen Paar fordern: „Freie Hand muss man mir lassen und thun, was ich sage“. Des Weiteren wurde bald das Dampfmaschinenhaus (1843 – 1845) für die Wasserversorgung der Springbrunnen sowie der Fontäne errichtet, die den Weißwasserstrahl bis zu 41 Meter hoch treiben kann. Für Pückler war es mit der Dampfmaschinenkraft, die Wasserpumpen antrieb, ein Einfaches, die Neuanpflanzungen aus dem Leitungsnetz durchdringend mit Havelwasser zu tränken. Lennés mühselige Herzblutarbeit, mit Pferdekarren und Eimern die Pflanzen und den Sandboden mehr notdürftig, denn ausreichend zu wässern, hatte man inzwischen wohl getrost vergessen. Nicht nur mit viel Grün und Buntem, wie sein Vorgänger, sondern daselbst zusätzlich mit Goldglanz an der Beetverzierung, konnte Fürst Pückler die Herrschaft herzlich erfreuen.
Ab 1859 übernahm Prinz Wilhelm die Regentschaft und 1861 erhielt er die Königswürde, an Stelle seines, ach, so früh erkrankten und dahingeschiedenen großen Bruders (Friedrich Wilhelm IV).

Doch zurück zum Schlossbau: Das Bauen am Hause ging ja weiter. Es sollte nicht bei der väterlich genehmigten „Hütte“ bleiben. Die architektonische Endfassung des Gesamt-Bauwerks erscheint (uns und heute) als nicht völlig harmonisch geglückt. Nicht wie aus einem Guss, von einer Meisterhand geschaffen. Es handelt sich eben um etappenweise hingesetzte Ergebnisse, es sind Antworten auf längeres prinzliches Gequengel.
Bereits 1844 – 1849 erfolgte der erweiternde Bau durch den Schinkel-Meisterschüler Friedrich Ludwig Persius (1803 – 1845) und nach dessen viel zu frühem Tod, weitergeführt von Johann Heinrich Strack (1805 – 1880) mit Hofbauinspektor Eduard Gebhardt. Jener neuere, westliche Teil des Schlosses (auf dem Bild der rechte Teil), ebenfalls aus gelbem Backstein, dominiert leider gegenüber dem Schinkelschen Bau an Höhe und ornamentalem Schmuck. Er zeigt andere Auffassungen der baulichen Gliederung oder gröber ausgedrückt: er verunstaltet die Harmonie des ursprünglichen Schinkelschen Baukunstwerkes.
Diese Art der Bauerweiterung von der „Cottage“ zum Schloss entsprach aber dem Geschmacke der Bewohner sowie ihren gewachsenen Ansprüchen an den Raumbedarf. Es war ja ein Auftragswerk mit strengen Vorgaben der durchlauchten Hoheiten, deshalb wollen wir hier bitte nicht etwa über die Arbeiten der Herren Strack und Gebhardt richten.

Das Schloss Babelsberg
Ausschnitt aus dem Gemälde „Potsdam 1888“ von Otto Thomasczek

Die Bauarbeiten wurden in der Zeit der bürgerlichen Revolution im März 1848 unterbrochen. Jene Tage brachten dem Bauherrn, dem Kronprinzen Wilhelm, wegen seiner Befehle zum tödlichen Militäreinsatz gegen die Arbeiterschaft in Berlin („Die Märzgefallenen“), vom Volke den Titel „Kartätschenprinz“ ein.
Am 16. Oktober 1849 wurde dann das Schloss anlässlich des Abschlusses der Erweiterung ein zweites Mal eingeweiht.
Fast jeden Sommer lebten König Wilhelm I. (ab 1871 Kaiser Wilhelm I.) und Königin/Kaiserin Augusta auf dieser ihrer Lieblingsresidenz bis zu seinem Tode im Jahre 1888. Die Winter hingegen verbrachten sie im Berliner Stadtschloss.

Ein weiter Blick in die Zukunft:
Zur Zeit der DDR (Deutsche Demokratische Republik, 1949 – 1990) wurde das Schloss Babelsberg zeitweilig als eine Herberge für museale Ausstellungsstücke genutzt; für archäologische Funde aus der Ur- und Frühgeschichte unseres Gebietes. Das hinter dem Schloss angeordnete Wirtschaftsgebäude mit Wohnungen, also das „Kastellanhaus“ oder „die Schlossküche“, ist mit dem Haupthaus wie häufiger üblich, durch einen unterirdischen „Küchengang“ verbunden. In diesem Gebäude wird die „Abteilung Biologie“ der Deutschen Film Aktiengesellschaft (DEFA) untergebracht, wo die Tiere für Filmauftritte vorbereitet wurden.

Wir aber spazieren weiter:

Der Flatowturm

Erbaut wurde der Turm in den Jahren 1853 – 1856 von Johann Heinrich Strack (1805 – 1880) und gar manchem fleißigen Baufachmann – schon bald, nachdem die an diesem exponierten Standort, dem Mühlenberg, befindliche Windmühle holländischer Bauart, die dem Hofrat Rehnitz gehörte, abgebrochen ward. Es handelt sich bei dem Neubau um einen 46 m hohen Wohnturm im Stile einer mittelalterlichen Wasserburg, der sich aus einem ringförmig angelegten Wasserbassin erhebt. Eine halbe Brücke aus Stein, mit einer Zugbrücke kombiniert, ermöglicht den Zugang zum Turm. Völlig neu, aus freiem Geiste geschaffen, war die Idee zur Gestalt des Bauwerks freilich nicht, denn als Vorbild diente dem kühnen Entwurfsverfasser der Turm des Eschenheimer Tores der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main. Die finanziellen Mittel für den Bau erwirtschafteten die westpreußischen landwirtschaftlichen Prinzen-Güter Flatow und Krojanke.
Von dort her wurden mit mächtigem Aufwand die fertigen hellblonden Hartbrandziegel heran transportiert, um in der Parkanlage etwas echt Westpreußisches zu beheimaten, was für das Bauwerk auch namensbildend wirkte. Miteinander verbunden hat man diese einzelnen tonigen Brennlinge dann aber doch mit Kalkmörtel aus Potsdams Umgebung. Eine dauerhaft haltende Verbindung.
(Es muss schließlich nicht alles allein aus dem Westen kommen, was gut ist und Westpreußen liegt ja ohnehin aus Babelsberger Sicht im Osten. Zumindest im Nahen Osten).
Der Turm soll dem Park als Schmuck dienen, ein ruhiger Arbeitsort sein. Er soll als Stätte der schönen Aussicht auch der Erbauung nützen.

Der Flatow-Turm im Park Babelsberg
Ein Blick aus der Gerichtslaube

Die Gerichtslaube und ihre Geschichte, hier in fünf kurzen Akten

Fast jeder, der je den Schlosspark durchstreifte, kennt wohl den zweigeschossigen Pavillon mit quadratischem Grundriss. Dieses Gebäude besteht aus Backstein, aus roten Ziegeln. Eine offene Halle gotischer Bauart, überdacht mit vier kreuzgewölbten Jochen, die sich auf acht äußere Pfeiler und einen zylindrischen Mittelpfeiler stützen. Eine niedrige, zierlich anmutende Brüstung umkränzt die Aussichtsplattform des Dachgartens.
Das Bauwerk gilt als ein im Park Babelsberg noch recht junges, gleichsam hier spät errichtetes Kleinod, denn es stand nicht immer hier.

Eventuelle romantische Gedanken, die sich um die Bezeichnung „Laube“ ranken könnten (wie zum Beispiel an „Wein“ oder an „Liebe“) scheinen unangemessen. Ebenfalls als Ort des Einnehmens köstlicher Speisen diente diese Gerichtslaube nie. Lassen wir also all unsere unrichtigen Empfindungen fahren und lesen das einzig Wahre:

1. Akt: Ein alter Ort der Gerichtsbarkeit

Die der Erde entnommene rote mineralische Substanz für das Gebäude, formten fleißige
Arbeiterhände bereits im 13. Jahrhundert in einer Ziegelei bei Rathenow zu Quadern. Baumeister gestalteten daraus 1272 ein Gerichts-Gebäude als Anbau für das Rathaus an der Spandauer Straße zu Berlin. Ausgeschmückt ist die Laube mit Tiergestalten und Fabelwesen, die aus dem farbigen Stein herausgearbeitet wurden. Jene symbolisieren einige der möglichen aber eher niederen Eigenschaften der Menschen.

2. Akt: Die ursprüngliche Nutzung dieses „Lauben“-Gebäudes

Dem zugedachten Zweck entsprechend, hielt die Obrigkeit in jenem Gebäude Gericht. Die zu allen Zeiten völlig unabhängigen Richter verhängten zeitgemäße Urteile, also solche für Zucht und Ordnung geeigneten, die uns heutzutage als grausam erscheinen.
Die meisten „größeren“ Delikte, bereits der Diebstahl zählte damals dazu, wurden üblicher Weise mit dem Tode bestraft. Zwischen 1391 und 1448 beschloss man allein in dieser Gerichtsstätte 114 Hinrichtungen. Die Gerichtsakten belegen vollzogene Strafen wie:

  • das Verbrennen eines Weibes wegen versuchter Heyrathsbeschleunigung durch Kuppeley,
  • den Galgentodt wegen Diebstahls von Heringen oder auch wegen des Mitnehmens einer Kneipenkasse mit dem Inhalt von zwei Groschen,
  • die drakonische Maßnahme des Lebendig-begraben-Werdens, wegen Diebstahls des Mantels eines Bedürftigen mitten im kalten Winter,
  • das Geflochten-Werden auf das Rad, (das erst auf das tödtliche Rädern folgte), wegen ernster Missethat.

Die Unterschiede in den Urteilen, die das gleiche Ziel des Herbeiführens des absoluten leiblichen Endes der gefangenen Delinquenten verfolgten, bezogen sich im Allgemeinen auf den abgestuften Grad der Grausamkeit für das Vollstrecken des Strafmaßes. So konnte das schnelle Enthaupten des Leibes durch den scharfen Stahl, als eine große Gnade angesehen und empfunden werden.
Die erzieherische Wirkung des Justizaktes bezog sich eventuell noch auf die Rettung des Seelenheils eines Verurteilten; im Wesentlichen doch aber wohl mehr auf das versuchsweise Abschrecken weiter lebender Individuen in der sensationslüstern gaffenden Menge des Volkes.

Bei Vergehen minderer Schwere wurden gern Augen ausgestochen, Ohrmuscheln abgeschnitten, oder die böse rechte Diebeshand gehackt. Ein bewährter märkischer Brauch bestand darin, die Verurteilten zum länger währenden, nützlichen Schleppen von Steinen zu verurteilen, für den absehbaren Zeitraum – solange sie es denn eben konnten. Heute als kleinste Vergehen angesehene Delikte (also geringfügiger, als das Mitnehmen eines toten Fisches oder das freundliche Mischen eines Liebestranks für Dritte), konnten mit dem Pranger bestraft werden. Dazu war einer der Eckpfeiler der Laube (heute der südwestliche) mit schweren Eisenringen versehen. An diesen hielt der Stadtbüttel den verurteilten wehrlosen Menschen in Ketten, in Schellen für Hände und Füße oder gar im Halseisen fest. Dort war er der Wut, dem Spott, den Hänseleien und den Eier- oder Tomatenwürfen ausgesetzt. So man dazu welche opfern wollte.
Über dem Angeprangerten schaute aus dem Pfeiler, ein Kopf, der „Kaak“ heraus, aus rotem Backstein geformt. Dieses Phantasiegebilde hat den Körper eines Vogels mit grinsenden menschlichen Gesichtszügen, dessen Ausdruck voller Hohn, lange Eselsohren betonen. Ursprünglich mussten die Verurteilten wohl auf einer kleinen steinernen Plattform über dem Kaak stehen, doch viele hielten diese kleine Prangerstrafe wohl nicht lange genug aus und stürzten hernieder zur Erden, zumal sich Lügner ohnehin nicht als schwindelfrei zeigten. Sagt man.

Soviel zur Historie der Gerichtsstätte.
Das alles fand aber damals in Berlin statt, bitte nicht etwa bei uns im Potsdamer Land, nicht im schönen Park Babelsberg!

3. Akt: Eine Schenkung

Die Berliner Ratsherren hielten es in einem viel späteren Zeitraum aus mancherlei Gründen für angezeigt, an der Stelle des alten modernen Rathauses, ein neues Gebäude für die Stadtregierung errichten zu lassen, welches modernen Ansprüchen gerecht werden sollte: Es wurde daraus das Rote Rathaus, das noch heute in der Nähe des Alexanderplatzes an der Spandauer Straße steht. Ganz gut hätte die Gerichtslaube auch zu diesem neuen Rathaus gepasst, sie stand aber im Wege. Es haftete ihr überdies noch stark der Geruch nach Mittelalter, nach Leiden und Prangerei an. Sie sollte fort. Man wollte sie nicht mehr.
Der Erste Preußische Denkmalkonservator hatte bereits vor der gereiften Planung einer Rathauserneuerung, schon seit 1860, das einbeziehende Berücksichtigen der Gerichtslaube angemahnt. Das Stadtparlament jedoch zeigte nur wenig Interesse für solcherart Gefühlsduselei, ein olles Haus, in dem nun überhaupt kein Gericht mehr gehalten werde, nur als nutzlosen „Schmuckgegenstand“ teuer zu erhalten. Berlin war schließlich eine moderne Stadt – kein Freilichtmuseum! Die Laube musste einfach weg, koste es, was es wolle – doch unnötige Unkosten sollte der Abriss natürlich nicht verursachen.

Der inzwischen aktuell bevorstehende Abbruch rief erneut weitere Historiker und Denkmalbewahrer auf den Plan. Deshalb forderte denn auch Wilhelm I. am 6. März 1871 den prinzipiellen Erhalt des Bauwerks, was zu einer zündenden, retourkutschierenden Idee der Berliner Stadtväter führte. Sie entschlossen sich in großzügiger Manier, das Gebäude dem Landesherrn nachträglich zur Krönung zu schenken (also dem bisherigen König von Preußen, der sich doch gerade frisch im Schlosse zu Versailles, im erniedrigten Frankreich, zum Kaiser von Deutschland hatte krönen lassen). Dieses Geschenkangebot wurde vom Hohen Hause angenommen. Kaiser Wilhelm I. also sagte zu, „daß es ihm wohl angelegen sein möchte, das Gebäude als ein denkwürdiges Wahrzeichen der Vorzeit, Allerhöchst aus der Hauptstadt an einen exponirten Ort in der zweiten Residenz zu translocieren“. So der einfache Spruch. Eine schnell beschlossene Sache. Somit ging der Monarch fast versehentlich als Laubenretter in die deutsche Geschichte ein.

Nach sechs Tagen bienengleichen Fleißes, war von dem Gerichtsgebäude in Berlin nichts mehr zu sehen, dieser Locus nicht wieder zu erkennen. Beim flotten Entfernen waren die Spender nicht unbedingt darauf erpicht, nun auch noch die bisherige Lage und Anordnung der Steine etwa aufwendig in Wort und Bild festzuhalten. Der Abbau war am 17. März ’71 beendet und das zerlegte Gebäude nach Nowawes, in den Kaiserlichen Schlosspark Babelsberg, verfrachtet.
So schnell konnte das damals gehen. Man hatte schließlich tragfähige Fuhrwerke und gesunde Rosse.
In unserem Park, der dritten kaiserlich-königlichen Gartenanlage im Potsdamer Landschaftsraum, nach dem Park von Sanssouci und dem Neuen Garten, entstand das Gebäude nun also wieder. Gleichsam moralisch geläutert, gesäubert, verjüngt und aufgefrischt. Ohne Nutzen. Ein neues Schmuckstück. Viele Leute haben sich darüber gefreut.
Der Erste Preußische Landeskonservator mag sich dagegen die Haare gerauft haben. Beim Wiederaufbau war man nicht zimperlich und arbeitete getreu dem Satz: „Einem geschenkten Pferd guckt man nicht in den Mund (es sei denn, man ist Tierarzt) – und fertig ist die Laube“. Eben deshalb wurden die Ziegel der nun gerichtslosen Laube nicht nach ursprünglicher Zeichnung oder unter Beachtung architektonischer Spitzfindigkeiten auf dem (erst später so benannten) Lenné-Hügel errichtet, sondern mehr so in lieber Erinnerung, mit baumeisterlicher Erfahrung und auch nach gutem Gefühl, wie auch in modernem Zeitgeschmack, brav gesetzt.
Aber: Preußische Ordnung muss sein. Johann Heinrich Strack erarbeitete den Entwurf zum Wiederaufbau. Hofbaurat Hermann Blankenstein orderte noch viele ganz neue Ziegel und Reinhold Persius oblag die Oberbauleitung. Im Großen und Ganzen ging die Rechnung auf. Heute wird das Gebäude als ein nach freier Gotik-Auffassung gestaltetes Bauwerk angesehen, ohne eine übertrieben strenge Angleichung an das Berliner Original verfolgt zu haben.

Und so sieht sie nun aus – die Gerichtslaube im Park Babelsberg

4. Akt: Wehmutsäußerungen aus der Reichshauptstadt – zu spät

Bald aber schon jammerten und weinten die wendehalsigen Berliner ihrer verschmähten Laube hinterher. 25 Jahre später nämlich, auf der Großen Gewerbeausstellung des Jahres 1896 (also der verhinderten Weltausstellung) im Treptower Park , hatten die Untreuen sich zum Eigentroste eine sehr teure Kopie der Babelsberger Gerichtslaube hingestellt. Man wollte doch auch mal so 'was Schönes haben. Nur mal so zum Anschauen für die Zeitdauer, bis der Park von den Ausstellungswundern wieder befreit werden musste. Nur so, zum Einsparen eines lehrreichen Ausflugs nach Nowawes in den Park Babelsberg.
Damit dies' alles aber nicht vergessen wird, unser Wissen der Nachwelt erhalten bleibt, habe ich diese geschichtsträchtigen Bauten des Babelsberger Parks gemalt, auf dass deren Ansichten auf Postkarten hinausgehen in alle Welt.

Und weiter wandern wir, denn ich möchte euch gern noch andere Stätten im Babelsberger Park zeigen, selbst wenn ich diese hier nicht auf der Staffelei in Arbeit habe. Es gehören dazu:

Das kleine weiße Prinzenschloss mit dem Wasserfall – die Pförtnerhäuser (ein ähnliches Bauwerk: Försterei in Klein Glienicke) – das Hofgärtnerhaus – das Kutscherhaus – das Havelhaus – das Matrosenhaus – der Marstall (eine königliche Wohnung für Rosse und Schwalben) – die güldene Rosentreppe – die kunstvoll gestalteten Brücken – die große Fontaine – der Pleasureground mit seinen Blumenrabatten und Springbrunnen und – die Plastik des Erzengels Michael, der gerade dem Drachen den Garaus bereitet.
Dann: Die Fürstenruhebank – die Feldherren- oder Generalsbank – das Dampfmaschinengebäude – das „Achterbecken“ zur Speisung der Springbrunnen – die Siegessäule auf der Friedrich-Wilhelm-Höhe – die Luisenhöhe – den Großen See, ebenfalls mit Wasserfall und der Bronzefigur: „Die wasserholende Badende“ – das schwarze Meer – und den Kindermann-Weiher, des Hofgärtners liebstes Planschbecken.

5. Akt: Was Otto Thomasczek nicht mehr erlebte

Fast wäre es um unsere gute Laube tatsächlich doch noch geschehen, als sich die Berliner ein Menschenalter später erneut darauf besannen, dass ihnen doch vor weit über 100 Jahren irgendwie eine G-Laube abhanden gekommen sei, die sie noch in „DDR - 1502 Potsdam-Babelsberg“ stehend wähnten.
Diese hätten sie so sehr gern in das in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder erstehende modern-historische Berliner Nikolaiviertel einmodelliert, sich ach so gerne ein altes Ei ins frische Nest gelegt. Zu unserem Glück entschied man sich dann aber doch, dort lieber eine neue alte Laube hinzusetzen, die allerdings ein völlig anderes Aussehen zeigt als die Babelsberger.
Unsere Berlin-Babelsberger Gerichtslaube aus dem 13. Jahrhundert ist viel älter und viel schöner und echter als die aus verbrämtem Beton, die im Berliner Nikolaiviertel zur 750-Jahr-Feier der Stadt „wiedererrichtet“ wurde und seitdem als Gaststätte genutzt wird.

Nach dieser kurzweiligen Wanderschaft lassen wir unseren Blick über den Ort schweifen:

Nowawes-Neuendorf vom Park Babelsberg aus gesehen

Nowawes-Neuendorf, vom Babelsberger Park aus gesehen
Gemälde von Otto Thomasczek aus dem Jahre 1902

Hier haben wir nun dicht beieinander im Vordergrund die flacheren Wiesen-Ausläufer des Schlossparks und dahinter die vormalig friederizianische Spinner- und Weberkolonie. Als ich jüngst dieses Bild schuf, stand ich im Park weit unterhalb des Flatowturms, mir rechts zu Füßen (nicht mehr im Bild sichtbar) das ausgedehnte Areal der Hofgärtnerei. Gemeinsam schauen wir nun von Nordwest nach Südost. Die Straßenzüge, die uns quer vor Augen stehen und doch hintereinander angeordnet sind, erläutere ich, denn sie schrumpfen bei dem Betrachten aus der Ferne von nur leichter Anhöhe scheinbar zusammen.
Die erste, uns frei zugewandte Häuserzeile ist die Mühlenstraße, dahinter die Luisenstraße. Es folgt die breite Wilhelmstraße mit ihren ausgedehnten Bleichwiesen vor den Häusern. Sodann geht der Blick über die Auguststraße hinweg zur Priesterstraße. Links im Bild grüßt die uns sehr vertraute Friedrichskirche, benannt nach ihrem Königlichen Bauherrn. In ihr tut derzeitig Pastor Dessin seinen Dienst am Herrn und an den Schäfchen der Nowaweser Gemeinde. Die Kirche hält diesen Standort bereits seit 1753 inne.
Wandert der Blick weiter nach rechts, fängt ihn der mächtige Turm des neuen Nowaweser Rathauses, das erst im Vorjahr seiner Bestimmung übergeben wurde. Dicht dabei der schlanke, noch höhere Turm gehört zu der ebenfalls noch neuen, erst knapp drei Jahre alten Bethlehem-Kirche auf dem Rundlingsplatz vom alten Neuendorf. An anderer Stelle meiner Malerei könnt ihr beide Bauten besser aus der Nähe betrachten. Noch viel weiter rechts künden hohe Schornsteine oder auch Essenzüge genannt, von den modernen Neuendorfer Textilfabriken.

Wollt ihr einem Teil meiner weiteren Wanderungen durch den Ort erst später folgen, so achtet bitte darauf:
Zu den beiden Türmen von Rathaus und Bethlehemkirche wird rechts davon bald ein weiterer Turm emporwachsen. Es ist der geplante Kirchenbau auf dem Gelände des caritativ tätigen Oberlin-Vereins. Der Architekten-Entwurf der Kirche stammt von dem in Potsdam wohnenden Baurat Ludwig von Tiedemann (* 17. November 1841 in Russoschin bei Danzig, + 02. März 1908 in Berlin-Wannsee). Die Oberaufsicht über die Bauarbeiten werden dem Architekten Erich Riemasch anvertraut. Ich erlaube mir diesen Vorgriff, um nichts an Nachrichten für euch zu versäumen, denn die Kirche wird erst im Januar 1905 geweiht werden, zu einer Zeit also, da ich nicht mehr in Nowawes-Neuendorf weilen werde, sondern schon in Mühlhausen lebe.
Zögert ihr jedoch zu lange mit einem solchen Spaziergang, so werden die Bäume in wenigen Jahren mit ausladenden Kronen eine stattliche Höhe erreichen, so dass dem Betrachter, der zu spät kommt, dieser einmalig schöne Blick vom Park Babelsberg auf das Weichbild von Nowawes-Neuendorf verwehrt sein wird.
(Aus eben diesem einfachen Grunde fehlt an dieser Stelle auch ein aktuelles Vergleichsfoto.)

Der Blick nach Potsdam bleibt uns indessen erhalten. Diese Sichtschneise auf die Stadt hält der breite Havelstrom frei. Im Zentrum der Residenz ist gut die mächtige patinagrüne, kupferne Kuppel der evangelischen Sankt-Nikolai-Kirche zu sehen, die selbst das benachbarte Kaiserlich-Königliche Stadtschloss bei weitem überragt.

Schlosspark „Der Neue Garten

Das Marmorpalais am Heiligen See

Die Parkanlage „Der Neue Garten“ wurde im Zeitraum 1786 bis 1794 angelegt. Der Name bringt zum Ausdruck, dass hier etwas ganz anderes zu finden ist, neue Gestaltungsansichten verwirklicht wurden, als im alten barocken Schlosspark von Sanssouci mit seinen geradlinig gestutzten Hecken. Der junge König Friedrich Wilhelm II. holte sich dazu den Landschaftsgestalter Johann August Eyserbeck aus Wörlitz, der dort bereits die naturnahe Gartenanlage gestaltet hatte.
Die Architekten Gontard, Langhans und Krüger entwarfen für den Schlosspark einen Palast als Wohnsitz für König Friedrich Wilhelm II. Dieses Palais errichtete man in den Jahren 1787 bis 1790 in Sichtziegelbauweise mit Marmortafelgliederungen unmittelbar am Ufer des Potsdamer Heiligen Sees. Zum Wasser führen vom Vorplatz des Schlosses Marmortreppen hinab. An den Palast setzte man im Jahre 1797 zwei Seitenflügel als Erweiterung an, so dass ein dreiseitig eingefriedeter Schlosshof entstand.
Vom Marmorpalais hat man einen sehr guten Blick über den Heiligen See, den Jungfernsee, die Havel entlang zur Pfaueninsel, von der das kleine weiße Schloss gleichsam zu uns herüber grüßt.
Die Küche des Schlosses befindet sich wenige Schritte entfernt, unauffallend gestaltet, als eine scheinbar halb im Boden versunkene Tempelanlage nach antikem Geschmack. Palais und Küche sind, wie des Öfteren anzutreffen, mit einem unterirdischen Gang verbunden.
Dieser Schlossbau „Marmorpalais“ diente in späterer Zeit auch dem Kronprinzen Wilhelm als Wohnstätte, also unserem jetzigen Kaiser Wilhelm II. (Regierungszeit 1888 – 1918).

Das Marmorpalais am Heiligen See in Potsdam
Gemälde von Otto Thomasczek

Ein Blick in die Zukunft: Auch der nächste Kronprinz, (schon wieder ein Wilhelm), Sohn dieses vorgenannten letzten Kaisers wird das Marmorpalais bewohnen, bis für ihn und seine Gemahlin Cecilie 1917 das Schloss „Cecilienhof“ fertig gestellt wird. Der Architekt des „Cecilienhofs“ ist Herr Schulze-Delitzsch. Dieser Schlossbau ist im Stile eines englischen Landhauses gehalten und liegt am Rande des Neuen Gartens.
Eine größere Bekanntheit erlangt dieses Schloss „Cecilienhof“ nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Vom 17. Juli bis zum 02. August 1945 dient das Schloss als Tagungsstätte der letzten Kriegskonferenz der Siegermächte über die Zukunft Deutschlands, deren Inhalt im „Potsdamer Abkommen“ festgeschrieben wird.

Das Marmorpalais in der Parkanlage „Neuer Garten“ im Jahre 2012
Blick vom Aussichtspunkt in der Potsdamer Seestraße über den „Heiligen See“.

Die Zeit des Kronprinzen und Königs Friedrich Wilhelm II.

Sein Erdendasein währte von 1744 bis 1797 und er tat so, als ob er von 1786 bis 1797 wirklich ernsthaft regiert habe. Diese Aufgabe war für ihn objektiv schwierig, da ihm die dazu erforderliche Ausbildung nicht auf allen Gebieten vorher zuteil wurde. Er war einer der Neffen des kinderlosen Königs Friedrich II., von dessen jüngerem Bruder August Wilhelm v. Hohenzollern, der älteste Sohn.
Nun also der Wilhelm, der Galan, der Lebemann, später hinter vorgehaltener Hand auch „der Dicke“ genannt. Schon als junger Kronprinz kannte er viele Mädchen die ihm Freuden bereiteten. Er, der auch sehr der Musik und dem Theater zugeneigt war, kannte viele der Schauspielerinnen in- und auswendig. Schon Onkel F II. meinte, wenn er selbst nicht mehr der König sei, würde in Berlin, Potsdam und Umgebung ein lustiges Leben anheben und der Schatz (des Staates) verschleudert werden. König Friedrich II. wollte dem prinzlichen Lotterleben partout ein Ende bereiten und suchte dem Neffen die künftige königliche Gemahlin aus (warum sollte es diesem auch besser ergehen, als er es selber erlebt hatte?) Er verordnete eine Hochzeit zum 14. Juli 1764, im Schloss Charlottenburg. Punktum.

Ausgewählt unter seinen Nichten hatte König Friedrich II. als die passende Gemahlin für den Thronfolger: Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, die sogar die vielen Vorzüge hatte, hübsch, lebhaft und geistreich zu sein! Trotzdem: Seine Hochzeit mit ihr, auch die Geburt der ersten Tochter, waren für ihn, den Kronprinzen, kein Grund, sich von Wilhelmine Encke, der gelockten Tochter eines seiner Waldhornisten zu trennen, die er ein Jahr vor seiner Hochzeit, sie erst 14-jährig, näher kennen gelernt hatte und deren Bildungsweg, selbst am Pariser Hofe, er sehr förderte. Da er sie nicht heiraten konnte, wurde sie seine liebste Mätresse. Auch diese wird von ihm fünf sehr liebe Kinder bekommen und ihm über 30 Jahre, bis zu seinem Tod, die Treue halten.

Was Kronprinz Friedrich Wilhelm ständig tat, sich mit anderen Damen zu vergnügen, versuchte nun auch die junge, von ihm vernachlässigte Kronprinzessin Elisabeth – allerdings mit Herren.
Für sie als Frau war das jedoch ein folgenschweres Vergehen. Außerdem bestand ja die Gefahr des unerkannten Einschleusens eines Bastards als königlichen Thronfolger, was letztendlich 1769 zur Auflösung dieser Ehe führte.

Trotz engster Verbindung zu der bürgerlichen Wilhelmine Encke, der später verscheinehelichten Frau Ritz (oder auch Rietz), musste Friedrich Wilhelm II. aber erneut heiraten, um den männlichen Weiterbestand der Hohenzollern-Dynastie zu gewährleisten. „Man“ wählte also die zweite Ehefrau nicht unbedingt der Liebe wegen, sondern weil es nun mal sein musste. Staatsräson. Mehr der Einfachheit halber, im Interesse geringer Suchumstände, traf die Wahl auf: Friederike Luise von Hessen-Darmstadt.

Blick über die Havel-Gewässer auf das Schlösschen der Pfaueninsel

Die zweite Gemahlin von Friedrich Wilhelm II. ist nun Friederike Luise von Hessen-Darmstadt, geboren am 10. Oktober 1751 in Prenzlau, (gestorben 1805 in Berlin), eine Prinzessin, die weder schön noch vom Intellekt her beanspruchbar war. Wenig konnte sie mit Charme und Esprit brillieren. Man sagte ihr Haltungsschwächen und einen subtil ausgeprägten Ordnungssinn nach, gestand ihr aber immerhin „ein gutes Herz“ zu. Sie heiratete den Kronprinzen Friedrich Wilhelm also in ihrem Alter von 17 Jahren. Auch wieder am 14. Juli – wie praktisch. Der Bräutigam brauchte sich keinen neuen Hochzeitstag merken, allerdings schrieb man inzwischen das Jahr 1769.
Am 03. August 1770 wurde ihr erster gemeinsamer Sohn, der spätere König Friedrich Wilhelm III., geboren. Es folgten sechs weitere Kinder. Trotzdem stand Kronprinzessin Friederike Luise stets im Schatten anderer schöner Frauen. So war sie in der Öffentlichkeit, beim Volke, kaum bekannt, denn beliebt. Die Bildung der Kinder lag in der Hand von Erziehern, die Onkel König Friedrich II. auswählte und Kronprinz Friedrich Wilhelm zog ohnehin seine Kinder von Wilhelmine Encke den anderen vor. Friederike Luise war dem Kronprinzen ziemlich gleichgültig geworden. Da dieser aber inzwischen auch für Julie Voß, aus der unmittelbaren Kammerdamenumgebung, entflammt war, stimmte König Friedrich II. notgedrungen zu, die prinzlichen Eheleute etwas voneinander abzurücken (ohne Scheidung). Damit war die Ehegemahlin und Kronprinzessin unter Erhalt einer großen Abfindung einverstanden. Mit diesem Gelde konnte sie auch den von ihr aufgetürmten Schuldenberg abtragen. Sie erhielt ferner als Wohnort und späteren Witwensitz das Gebäude „Mon Bijou“ (Schmuckkästchen) im Herzen Berlins. Dort verbrachte sie meistens ihre Tage, hielt sich aber auch oft zu Kuren in Bad Freienwalde auf. Sie starb am 25. Februar 1805 an den Spätfolgen eines frühen Schlaganfalls und wurde 54 Jahre alt.

Nach der Separierung der kronprinzlichen Eheleute wurde die hohe Geistlichkeit nunmehr gedungen, dem Friedrich Wilhelm, die Julie Voß „zur linken Hand“ anzutrauen, denn verheiratet (an der rechten) war er ja.
Das geschah 1787, im Jahr nach dem Tode des Alten Fritzens, doch diese herzliche Ehe dauerte nur knapp zwei Jahre, weil Julie bald nach der Geburt des ersten Sohnes an Lungenschwindsucht (Tuberkulose) starb.
Friedrich Wilhelm ließ gleich nach dem Ableben des bisher regierenden Oheims F II. das Marmorpalais im „Neuen Garten“ am Heiligen See errichten und wohnte dort auch.

Auch weiterhin wurde mehrlich getrunken, sich ausschweifenden ungezählten Lustbarkeiten hingegeben, dem Theater und den Liebchen gefrönt, weniger gebauet und regieret oder gar den Staatsschatz erhöhet. Zumindest ließ der neue König in Potsdam das Schauspielhaus (die „Kanaloper“) „zum Vergnügen der Einwohner“ und weitere Theater bauen. Die Ausgaben bestritt der Hof, das bedeutete außerdem, auch die einfachen Bürger konnten unter diesem Regenten erstmals in ein Theater gehen, völlig kostenlos. Kultur in vollen Zügen genießen.

Derweil beeinflusste Lieblingsmätresse Wilhelmine Encke (1753 – 1820) das Regieren ziemlich deutlich und auch den Friedrich Wilhelm II. positiv. Am 09. November 1787 erlässt König Friedrich Wilhelm II. ein Edikt für das gesamte Land, „dass gefallene Weibspersonen von allem Schimpf, wie aller Schande verschont bleiben sollen“.

Friedrich Wilhelm erhob Wilhelmine Encke / Ritz bzw. Rietz 1797 in den Stand einer „Gräfin Lichtenau“ und schenkte ihr neben den regulären Zuwendungen eine Villa. (Palais Lichtenau, Potsdam, Behlertstraße 31). Ihre = seine Kinder adelte er ebenfalls (z. B. Alexander von der Mark), denen jedoch kein langes Leben beschieden war. Wilhelmine war es auch, die den im Alter kranken König aufopferungsvoll pflegte.

Ganz Preußen hatte während der nur elfjährigen Regierungszeit von Friedrich Wilhelm II. einen mächtigen kulturellen Aufschwung erlebt. Das wollen wir ihm nicht vergessen.
Anmerkung: In seiner Regierungszeit, in den Jahren 1788 – 1789 entstand das berühmte Brandenburger Tor in Berlin. Architekt: Carl Gotthard Langhans (1733 – 1808). Hinzu gefügt wurde fünf Jahre später die Quadriga, der (römische) Streitwagen, gezogen von vier Pferden, von Johann Gottfried Schadow (1764 – 1850).

Die Matrosenstation am Neuen Garten

Was geschah im Jahr 1896 an aufregenden Dingen? Mir ist klar, dass ich hier von der verhältnismäßigen Enge meines Hauptthemas, der Gemälde, abschweife – aber das Leben ist ja noch viel bunter, als man gemeinhin annimmt. Und ihr dürft auch erfahren, dass es auf der Internet-Seite www.janecke.name noch viel mehr zu lesen gibt, als diese Bilder-Besprechung.

Wollen wir denn eine kleine Auswahl für einen nur kurzen Ausflug in andere Gefilde treffen:
So finden in Athen die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt. Großartig, solche Wettkämpfe (nach sage und schreibe: eintausendfünfhundert Jahren) wieder „aus der Taufe zu heben“. Es wird über ganz hervorragende Leistungen berichtet. Hätte das doch noch Friedrich Ludwig, der alte Turnvater Jahn, miterleben können, der schon vor 1813 die patriotischen Lützower mit Übungen des Leibes zum erfolgreichen Kampfe ertüchtigte. –––
Die Firma Daimler stellt am 18. August in Cannstatt eine Weltsensation vor. Den ersten Lastkraftwagen. Ein Fuhrwerk ohne Pferde – mit eigener motorischer Kraftentfaltung. Der Wagen erinnert mit seinem Aussehen sehr stark an eine Kutsche. So sitzt auch der Fahrer unter freiem Himmel auf dem Bock vor dem Lastkasten, doch die vertrauten Zügel sind ihm bereits genommen.
18. Juni 1896: Auf der Burg Kyffhausen wird das Kyffhäuserdenkmal eingeweiht, das an den mittelalterlichen Stauferkaiser Barbarossa (Rotbart) erinnert. Zur Aussichtsplattform führen 247 Stufen hinauf. Von dort soll man bei günstigem Wetter einen herrlichen Rundblick über das Thüringer Land haben und auch den Brocken im Harz gut sehen können. Ich werde es testen. –––
Im vergangenen Jahr wurde übrigens schon mit dem Bau des Völkerschlachtdenkmals (vom gleichen Architekten) in Probstheida bei Leipzig begonnen. Es soll etwa 1913 (100 Jahre nach den Befreiungskriegen) reif zur Einweihung sein. –––
Otto Lilienthal, der erste Mensch, der sich mit einem Aeroplan oder Flugzeug (diesen Ausdruck hat er geprägt) nach dem Prinzip „schwerer als Luft“ vom Erdboden abhob, starb wegen eines Wirbelsäulenbruchs, nachdem er am 9. August 1896 im Ländchen Rhinow, am Gollenberg bei Stölln, der größten Erhebung im Havelland, abgestürzt war. Nur sein Mechaniker Paul Beylich war dabei. Dem Otto Lilienthal, im Revolutionsjahr 1848 geboren, gelangen schon als 20jährigem mit Unterstützung seines Bruders Gustav, die ersten Luftsprünge mit einem Schlagflügelpaar und ab 1891 glückten auch Gleitflüge von den Hügeln bei Derwitz/Krielow nahe Potsdam. Sein viel zu früher Tod ist ein schwerer Verlust für die empirische Forschung. –––
Es ist modern, einen Garten am Hause oder zumindest an der Wohnung zu haben. Die „Gartenstadtbewegung“ wird in diesem Jahr ins Leben gerufen. –––

Auch das Jahr 1897 brachte allein bis heute vielerlei Neuigkeiten – aber: an dieser Stelle kehren wir zu unserer Bildbetrachtung zurück und zwar besuchen wir dazu die Potsdamer Schwanenallee No. 7, die am Jungfernsee zwischen der Parkanlage „Neuer Garten“ und der Glienicker Brücke liegt. Hier befindet sich ein Yachthafen, eine Matrosenstation, wiederum besonderer Art. Wir wissen ja: im Schlosspark Babelsberg steht nahe der Gerichtslaube auch ein Matrosenhaus und auf der Pfaueninsel befindet sich ein weiterer Stützpunkt dieser Art.
Diese Matrosenstation besteht aus dem Empfangsgebäude (also einem kleinen „Wasserbahnhof“), direkt an der Kaimauer des Jungfernsee gelegen, ausgestattet mit einer Landungstreppe. Prächtig sieht das hölzerne Empfangsgebäude aus, das kunstvoll im norwegischen Geschmacke gestaltet wurde. Der Schmuck mit Drachenköpfen erinnert uns an die grau verblasste Wikingerzeit. Kommt man aber von der Landseite, der Schwanenallee, dann betritt man die Anlage, so man die Berechtigung dazu besitzt, durch das „Tor zur königlichen Landzunge“. Da hier aber alles so norwegisch ist, spricht man auch das kurz als „Kongsnaes“ – und schon bald wissen auch alle Bürger, dass es eben „Königliche Landzunge“ bedeutet und nicht etwa: „Kö' Nase. Auf der anderen Straßenseite stehen die in norwegisch-rotbraun gehaltenen Bauten für die kleineren Boote, die Matrosenunterkunft und das Wohnhaus des Chefs der Anlage. Das ist Schiffsführer Velten. Dieses bauliche Ensemble entwarf auf kaiserlichen Wunsch der Stadtbaumeister von Christiana (Oslo) in Norwegen, Herr Holm Hansen Munthe. Die Bauten auf dem Areal wurden in norwegischer Ruhe und Gelassenheit nach und nach errichtet. Die Anlage ist im vergangenen Jahr fertiggeworden, alles noch sehr neu. Die landschaftsgärtnerischen Arbeiten des Umfeldes leitete der Oberhofgärtner Nietner. Hier an der Matrosenstation legt neben anderen Kaiserlich-Königlichen Dampfschiffen, kleineren Motor- und Sportbooten vor allem die Fregatte „Royal Louise“ an. Das Segelschiff ist eine Verkleinerung der üblichen Schiffe und wirkt dadurch besonders zierlich.

Mein heutiges Hiersein hat zweierlei Gründe: Natürlich möchte ich die nun fertige Station im Bild festhalten, damit möglichst viele Leute diese selbst bereits aus der Ferne kennenlernen und auch von ihr zu einem Besuch unserer Gegend angezogen werden.
Aber auch der zweite Grund stellt eine Weltsensation dar. An dieser Stelle fanden gerade jetzt die ersten erfolgreichen deutschen Versuche der drahtlosen Telegraphie statt – vom Kirchturm/dem Campagnile der Sacrower Heilandskirche (als Sender) etwa 1.400 m über den Jungfernsee, bis zur Matrosenstation (als Empfänger). Geleitet wurden diese Forschungsarbeiten von Herrn Prof. Dr. phil., Dr. Ing. h. c. Slaby, von der Charlottenburger Technischen Hochschule. Er ist jetzt 48 Jahre alt, (geboren in Berlin, am 8. April 1849). Herr Prof. Slaby arbeitet mit Herrn Dr. h. c. Georg Graf v. Arco (geboren am 30. Aug. 1869) zusammen. Am 27. August 1897 konnte in Anwesenheit des Hohen Kaiserlichen Paares Wilhelm II. und Augusta von Hohenzollern das erste Funk-Telegramm mit einem Schreibtelegraphen des Samuel Morse, aber eben völlig ohne Drahtverbindung, durch die freie Luft über den Jungfernsee gesandt werden. Der erste „Funkspruch“, so nennt man es, übermittelte als Botschaft den Satz: „Die Welt am Ende des Jahrhunderts steht im Zeichen des Verkehrs“.
Es gibt aber Leute, die immer wieder besser Bescheid wissen wollen: Man munkelt also, dass die Doktoren Slaby und Graf Arco vor geraumer Zeit gern die Gastfreundschaft des italienischen Telegraphie-Spezialisten und Erfinders Marconi genutzt und sich allerhöchst aufmerksam auf dessen Gelände und in den physikalischen Laboratorien umgesehen hätten. Mehr weiß ich darüber nicht zu sagen.

Was sonst noch geschah:
Auch aus den Niederungen des Alltags gibt es 1897 Erfreuliches zu berichten: Die Königliche Residenz hat ein großes Bauprogramm aufgelegt. Die Stadt Potsdam will ihren Ruf besser duften lassen. Nach und nach verschwinden aus den Höfen die Trocken-Abtrittshäuschen und werden durch richtige Closets in den Wohnhäusern ersetzt (zumindest dort, wo diese sich einbauen lassen, zum Teil in den ungenutzten Ecken unter den Treppenaufgängen). Das Neuzeitliche besteht in einer Spiralstrahl-Spülung mit Wasser. Der Komfort: Spüler drücken – und fort – durch eine so genannte Abwasserleitung. Dann haben wohl auch bald die Handschwengelpumpen der Einzelbrunnen ausgedient und frisches Wasser fließt in allen Häusern bis zur gemeinsamen Zapfstelle im Flur oder in „besseren Häusern“ gar bis in die Küche, wo ein Ausgussbecken das verbrauchte Wasser, wie auch die Zapf-Überschüsse, aufnimmt. So ist dann der Weg (mit der Karaffe von der Waschkommode oder mit der Schüssel aus dem Waschständer) zum Wasserhahn kurz und sehr bequem. Die Arbeiten gehen recht zügig voran. Wen wundert’s? Das erwärmte Bleirohr lässt sich famos biegen und auch mit der Lötlampe fügen. Nur das Aufgraben der Grundstücke und Straßen für die Kanalisation dauert länger. „Plumpen“ in den Straßen werden uns aber erhalten bleiben, denn die zahlreichen Pferde müssen ja auch mal 'was(ser) trinken. –––
1897, den 3. November: Eine „weitere Lufteroberung“, die sich zu den gleitenden Vögeln aus Holzlatten gesellt: Der Jungfernflug einer sehr schlanken 38 Meter langen „Zigarre“ mit einer Bekleidung aus dünnem, glänzendem Aluminiumblech und einem 16-Pferdestärken-Daimler-Explosionsmotor als Antrieb. Sie schwebte auf dem Exercierplatz „Tempelhofer Feld“, nahe Rixdorf bei Berlin ihre Runden. Diese erstmalige Vorstellung endete leider mit einer Bruchniederkunft. Den Konstrukteur, Herrn Schwarz, trieb das aber nicht in den finanziellen Ruin, denn er war schon kurz vorher in Wien im Alter von nur 48 Jahren verstorben.
Auf dem gleichen Platz der königlichen Luftschiffer-Abteilung, durfte vorher auch Herr Wölfert arbeiten, der sich ebenfalls seit einigen Jahren dem Luftschiffbau gewidmet hatte und am 12. Juni ’97 beim Absturz seines in Brand geratenen Schiffes tödlich verunglückt war.

Nun aber wird es hohe Zeit, dass wir uns den Bildnissen zuwenden!

Gruß aus Potsdam. Der „Tiefe See“ der Havel mit Bootsverkehr. Im Hintergrund die Glienicker Brücke des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel. An deren linken Seite (hinter den Häusern) beginnt die Schwanenallee mit der Matrosenstation. Vorn rechts das Kaiserliche Schloss Babelsberg, (fast wie) von der Glienicker Brücke aus gesehen.
Gemälde von Otto Thomasczek
Der Kaiserlich-Königliche Yachthafen / Die Matrosenstation auf der Königlichen Landzunge = „Kongsnaes“
Fotograf unbekannt
Fregatte „Royal Louise“ – Die Matrosenstation am Jungfernsee
Gemälde von Otto Thomasczek
Ein Blick von der Glienicker Brücke über den Jungfernsee
Gemälde von Otto Thomasczek
Das Empfangsgebäude brannte 1945 ab. Hier ein Hoffnungsschimmer für den Wieder-Aufbau:
Das Eingangstor zur Kongsnaes (knapp 5 × 5 m) groß.
Vorn die Schwanenallee. Hinten der Jungfernsee.
Der Plan der Streifenfundamente des Empfangsgebäudes mit den umgebenden Laubengängen.

Schlosspark Sanssouci

Wie wir wissen, wurde das „Schloss Sorgenfrei“ 1745 – 1747 auf einem sandigen wüsten Hügel errichtet, der früher von Eichen bestanden war und nun ein Weinberg werden sollte. Dieser kleine Berg befand und befindet sich noch heute zwischen der Residenz-Stadt Potsdam und dem Dorfe Bornstedt. Die Kuppe dieser Erhöhung wurde abgetragen und damit ein großes Plateau geschaffen. Den Südhang des Hügels terrassierte man in sechs hohe Geländestufen.
Die Baugestalt des Weinberg-Schlosses bestimmte Friedrich II. Seine königliche Hand skizzierte den Wunsch großzügig und global. Der ihm zum Verwirklichen dieses Traums untergeordnete Architekt, Baukonstrukteur und Formgestalter hieß Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699 – 1753). Zu seiner Zeit bezeichnete man ihn schlicht als Baumeister (heute stünde er wohl im Rang eines „Star-Architekten“). Gewiss gab es auch manche Diskrepanzen in den fachlichen Ansichten zwischen dem Bauherrn und seinem Baumeister. Auf Grund solcher Angelegenheiten wurde Letztgenannter später für die restliche Lebenszeit wenig königlich in deutliche Ungnade verstoßen. So empfahl Freiherr v. Knobelsdorff zum Beispiel das Schloss auf ein kleines Postament zu stellen, damit man es vom Fuße des Weinbergs in voller Schönheit sehen könne und nicht der „tote Winkel“ das Unterteil optisch abschneide. Ferner lag in diesem Bestreben die Architekten-Fürsorglichkeit, dass der Monarch möglichst keine kalten Füße bekäme. Der Herrscher jedoch bestand darauf, dass der Kasten mit seinem Parterre direkt in den märkischen Sand gesetzet werde. Bitte schön. Die Bauleitung wurde den Herren v. Bühring und Hildebrandt übertragen.
So wurde denn auf der frisch planierten Fläche das Lustschloss errichtet. Man kann auch sagen: „hochkünstlerisch aus dem Boden gestampft“, denn der Grundstein wurde am 14. April 1745 gelegt und am 1. Mai 1747 fanden bereits die Feierlichkeiten der Einweihung statt. Das kleine Schloss wurde ein vollendet hochbarocker Bau, somit ein Rokokoschloss.

Blick auf den Weinberg mit Schloss Sanssouci, von Otto Thomasczek.
Ausschnitt aus dem Großgemälde „Potsdam 1888

Zeitgleich mit dem Bau des Schlosses begannen die Arbeiten für die künftige Gartenanlage nach französischen Vorbildern. Deren Gestaltung lag in den Händen des Meisters Philipp Friedrich Krutisch.
Das alles begab sich während der Zeit des zweiten Krieges um Schlesien.

Das Schloss enthält im Wesentlichen zwölf Zimmer: die Ankleide-, Wohn-, Arbeits- und Empfangsräume, die Gästezimmer, die Zimmerflucht der Damen und die Schlossküche.
Im Schlosse finden wir bildende Meisterwerke, unter anderen von Watteau, Pannini und Pesne. Doch der Platz für die Schätze an gefüllten Bilderrahmen reichte bei weitem nicht aus. So schien es unerlässlich, bald die Bildergalerie in einem eigens dafür zu errichtenden Gebäude vorzusehen: der erste Museumsbau Europas – ausschließlich für Bilder.

Auf der obersten Terrasse oder dem Plateau, nahe dem Ostflügel des Schlosses, befindet sich des Königs einfache Grabesgruft, mit einer liegenden Steinplatte geschlossen. Er ruht dort nicht etwa an der Seite seiner Ehefrau, sondern in der Nähe seiner tatsächlich geliebten Windhunde und unweit einer schönen Floraplastik – ein bleibender Grabschmuck. Diese Grablegungs-Stelle hatte der Hausherr bereits 1744, also im Alter von 32 Jahren bestimmt. Jedoch wurde er nicht seinem Vermächtnis entsprechend 1786 darin bestattet, sondern nach einer längeren Odyssee erst am 17. August 1991, am 205. Todestag. Um Mitternacht. Bei Fackelschein.
So lange aber ruhten bereits hier die Hunde, brav wartend auf ihren Herrn und Gebieter.

Zur Südseite, zum Park hin, ist das Schloss mit seinem ovalen, zwölf Meter hohen zentralen Kuppelbau, als ein Tempel des Weingottes Bacchus gestaltet: Lieblich verzieret mit Weinlaub und weiblichen wie männlichen, dem Wein zusprechenden Bacchanten. Ihre Gestalt erhielten sie von Friedrich Christian Glume – am Orte der Baustelle in Handarbeit aus dem Marmor getrieben.
Der Blick schweift über die Parkanlage, die nach französischem Geschmack angelegt wurde und zu der erst 120, später dann 132 Stufen über die Terrassen hinab führten. Am Weinberg wuchsen nicht nur die begehrten Trauben, sondern auch heimisches Obst.

Das Schloss Sanssouci

Zur Nordseite des Schlosses öffnet sich der halbrunde Ehrenhof, von Kolonnaden mit halbkreisförmig geschwungenen Gängen und 88 dachtragenden Säulen begrenzt. „Alles soll ähnlich werden wie in Rheinsberg, nur noch schöner“. Das Haus, auf dieser Seite eckig, preußisch nüchtern, den Staatsempfängen die äußere steife Form verleihend, ist nur auf steilen, eher als unbequem zu bezeichnenden Anfahrten erreichbar.

Der Blick zum Ruinenberg

Ruinenberg – Gemälde von Otto Thomasczek

Ein Blick auf den gegenüber liegenden Berg zeigt uns künstliche Ruinen (v. Knobelsdorff und Bellavite), die wie trauernd an das Vergängliche der Zeit gemahnen. Sie umsäumen das Wasserspeicherbecken, dessen Flüssigkeit wie unter artesischem Drucke den lieblichen Springbrunnen und den gewaltigen Fontainen zu einem Sprudeln verhelfen sollte, was bei letzteren aber nicht so recht erreichbar war. Schon das Wunder, ausreichende Mengen des Wassers auf den Ruinenberg zu bringen, stellte eine damals unbeherrschbare Kunst dar. Also kein Wunder: Der damalige Hausherr, König Friedrich II., konnte sich seiner mächtigen Fontainen somit allein in der Phantasie erfreuen, sah ansonsten aber nur das Stück Rohr, aus dem es mal leicht plätscherte und bestenfalls ab und zu „Blubb“ machte. Zu seiner Zeit fielen stets erneut Wasserkünstler, vor allen aus dem niederländischen Sprachraum kommend, mit ihren Wasserschöpfanlagen in Ungnade. Nach der Ausschreibung der Leistung, kamen sie vom hohen Preisgeld angelockt, „wahrsagten“ eine blendende Fontainenzukunft voraus, die aber an dem Prüfstein, namens „Praxis“, kläglich scheiterte.

Ein Zeitvorgriff: Solches änderte sich erst im darauf folgenden Jahrhundert, nachdem die Dampfmaschine erfunden ward und eine derartige im Wasserwerk mit der Bezeichnung „Moschee“ ab Oktober 1843 an der Neustädter Havelbucht in Betrieb gesetzt wurde. Höchst überraschend, wie von Zauberhand bewegt, boten die durch Maschinenkraft in Sprudelbewegung gesetzten Wasserkünste eine bislang noch nicht bekannte anmutige Abwechselung.

Am Wasserbecken auf dem Ruinenberg
Fotograf unbekannt

Doch nun zurück zum Weinberg:
Im Gartenparterre am Fuße des Schlossberges, in der Hauptallee, finden wir die Große Fontaine. Diese erreicht bei voller Leistung der Pumpen 40 m Höhe, so dass der Scheitelpunkt des aufschießenden Strahls von Weißwasser die Höhe des Schlossdaches erreicht. Umgeben ist das Wasserbecken der Fontäne von den Göttinnen und Göttern des griechischen Olymp: Venus, Minerva, Jupiter, Mars, Merkur, Juno, Diana und Apoll – marmorne Plastiken des Franzosen Jean-Baptiste Pigalle. Dessen Dienstherr, Ludwig XV., schenkte sie dem König Fritz im Jahre des Herrn 1748, nebst den figürlich dargestellten Elementen: Erde, Wasser, Luft und Feuer von Lambert Sigisbert Adam. Des Weiteren auf fast 10 m hohen Säulen, umstehen Venus (schon wieder), Apoll, Bacchus und ‚die Hoffnung‘ das Becken.

Einige Notizen zum Bauherrn des Schlosses Sanssouci

Der Drittgeborene und auch älteste Sohn von Friedrich Wilhelm I. und Sophie Dorothea ist „Friedrich“. Vor einigen Jahren wegen geplanter Desertation gerade noch lebend dem väterlichen Strafgericht entkommen (dem ersatzweise Hermann v. Katte zum Opfer fiel), ergreift er 1740 nach dem Ableben des Vaters, nicht sonderlich glücklich sondern notgedrungen, mit 28 Jahren „zum Ruder des Staatsschiffes“, ist nicht mehr Kronprinz, sondern König.

Friedrich II. (Fridericus Rex, Friedrich der Große), von eher kleinwüchsiger Gestalt, wird viel später vom Volke „Der Alte Fritz“ genannt werden. Er lebte von 1712 bis 1786, regierte 1740 – 1786 und wurde 74 Jahre alt.
Wir wissen, dass Friedrich II. vorher als Kronprinz sein Regiment in Fehrbellin hatte, später in Rheinsberg lebte, eher den Künsten und philosophischen Betrachtungen zugeneigt war, denn mit ungeteiltem Herzen dem Militär und dem Regieren.
Nach seinem Herzen hätte er sich gern mit Elisabeth v. Radziwill verbunden, deren Stand jedoch dem seines Elternhauses nicht ebenbürtig war. So empfahl sein Vater ihm „dringlich“ eine Prinzessin nach seinem (des Vaters) eigenen Geschmack.

Kronprinz Friedrich schrieb an seinen Vertrauten v. Grumbkow schon bevor er seine künftige Frau überhaupt das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte: … wenn ich mich verheirate, werde ich gewiss ein schlechter Ehemann sein, denn ich fühle in mir weder Beständigkeit, noch genug Liebe zum weiblichen Geschlecht. Der bloße Gedanke an meine künftige Frau ist mir eine so verhasste Sache, dass ich nicht ohne Abneigung daran denken kann.
Trotzdem: Am 12. Juni 1733 heiratete der 21-jährige auf Befehl des Vaters (auch gegen den Willen der Mutter) die freundliche 17-jährige Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (weil deren Vater ein tüchtiger Feldherr unter Wilhelm I. war. Ein triftiger Grund, um eine Ehe zu stiften). Geboren war sie am 08. November 1715 in Wolfenbüttel, als 3. Kind unter 15 Geschwistern. Während Elisabeth Christine ihren Gemahl schwärmerisch verehrte, („man muss ihn einfach lieben, wenn man ihn kennt“) machte sich Friedrich noch nicht einmal die Mühe, seine Geringschätzung für die ihm aufgezwungene Prinzessin zu verbergen. Nur der Schwiegervater, der die Prinzessin für seinen Sohn bestimmt hatte, schien sie ohne Einschränkungen zu mögen.
Die erste Zeit in Rheinsberg war für sie noch die angenehmste. Sie bemühte sich, ihre Grundkenntnisse im Französischen eifrig aufzubessern, da man im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in ihrem Elternhause, am Rheinsberger Hof fast nur französisch sprach (zumindest oft besser als deutsch) und sie sich schon deshalb in einer Außenseiterrolle befand. Höfische Intrigen erschwerten ihr zusätzlich schon bald nach der Hochzeit das Leben. Zudem hatte sie einen kleinen Sprachfehler, der sie verunsichert und gehemmt auftreten ließ. Ihr fiel es schwer, sich geschickt auszudrücken. Unterhaltungen auf höherem Niveau waren ihre Sache nicht. Sie bemühte sich aber, hatte ein liebes Wesen, ein sanftes Gemüt und ein schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl.

Als jedoch 1740 des Kronprinzen cholerisch-herber, gar sehr gestrenger Herr Vater, Friedrich Wilhelm I. starb, wurde Sohn Friedrich recht plötzlich aus seiner kleinstädtischen Rheinsberger Idylle gerissen und hatte in Berlin und Potsdam sowie im gesamten Land zu regieren. Sanssouci sollte ihm etwas von der rückliegenden Zeit bewahren. Zeiten sorgenfrei lieber als Privatier zu verleben, zwar örtlich nur nahab aber gleichsam seelisch fern gerückt vom höfischen Leben, der Politik und dem Militär. (Diese Wünsche und Wesensinhalte sollten sich aber in der Zukunft bald stark ändern).
Nach dem Ableben des Vaters/Schwiegervaters (der „seine Hand über Elisabeth Christine gehalten hatte“) bekam sie vom König-Gemahl das Schloss Schönhausen „geschenkt“, um darin schön (allein) hausen zu können (zu müssen) und erhielt fast nur noch schriftliche Befehle. „Fort mit der Gans“, sagte der Königliche Ehemann. Schloss Schönhausen (heute Berlin-Pankow, Niederschönhausen) wurde quasi zu ihrem Verbannungsort. So sollte es für die vor ihr liegende Zeit der 46 „Ehejahre“ bis zum Tode von Friedrich II. bleiben.
Selbst nach Sanssouci wurde Elisabeth Christine nicht eingeladen. An keinem der Familienfeste durfte sie teilnehmen. Das Ehepaar hatte begreiflicher Weise keine Kinder. Erst nach dem Ableben des Königs im Jahre 1786, einen Umstand, den sie selbst als die Verachtete sehr bedauerte, lebte sie wieder auf und konnte an Familientreffen teilhaben. Friedrich Wilhelm II., Neffe des verstorbenen Königs Friedrich II., ließ ihr die Ehren zuteil werden, die der Gemahl ihr als „regierende Königin“ zeitlebens verwehrt hatte.
Am 13. Januar 1797 starb sie 81-jährig in Berlin. „Jenseits wird mir wohler sein“, stand auf der letzten Seite ihres Tagebuches.

Die Historische Mühle

Die „Historische Mühle“ ist eine Holländer-Galerie-Windmühle, den „Neuen Kammern“ gegenüber, nahe dem Schloss Sanssouci stehend. Die Mühle wurde 1787–1791 von v. der Bosch errichtet.
Diese Mühle brannte im letzen Kriegsjahr 1945 ab und wurde, als das nötige Geld zusammengekommen war, 1993 zur 1000-Jahr-Feier der Stadt Potsdam originalgetreu als „produzierendes Denkmal“ wieder aufgebaut. Von der Aussichtsgalerie und den Fenstern im Obergeschoss haben wir einen schönen Ausblick in Potsdams wald- und wasserreiche Umgebung.

Die „Historische Mühle“, Ausschnitt aus dem Groß-Gemälde „Potsdam 1888“ von Otto Thomasczek
Die Mühle am Schlosspark Sanssouci im Jahr 2013

Die Friedenskirche im Park von Sanssouci

Die Friedenskirche, Hof- und Stadtkirche im Schlosspark Sanssouci, Ausschnitt aus dem Großgemälde „Potsdam 1888“ von Otto Thomasczek

Entwurf 1844. Bauzeit: 1845 – 1848. Das Gotteshaus wird als Hof- und Stadtkirche gebaut, die gleichzeitig auch königliche Grabstätte werden soll. Ihr Grundstein wurde am 14. April 1845 gelegt, auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Baubeginn des Schlosses Sanssouci und ebenfalls genau 100 Jahre vor der Zerstörung der Potsdamer Innenstadt am Ende des Zweiten Weltkrieges. Persius war es als Baumeister, der ihr im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm IV., das Aussehen einer frühchristlichen Basilika gab. Nach dem Ableben des Persius im 1845er Jahr, führten die Schinkel-Schüler, Hesse und Stüler sowie F. v. Arnim die Arbeiten weiter.
In der Kirche wurden dem Vermächtnis entsprechend, dann auch König Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin Elisabeth in der Gruft vor dem Altar beigesetzt.
Im benachbarten Mausoleum ruhen der 99-Tage-Kaiser von Deutschland und König von Preußen, Friedrich III. (18.10.1831 – 15.06.1888) mit seiner Gattin Victoria, (Vicky), Princess Royal von England und Irland und Königin/Kaiserin in Deutschland (17.11.1840 – 05.08.1901) sowie zwei ihrer bereits im Kindesalter verstorbenen Söhne: Prinz Waldemar mit 10 Jahren und Prinz Sigismund mit 2 Jahren. Seit dem 17. August 1991 befindet sich ebenfalls hier der Sarkophag Friedrich Wilhelm I, des Soldatenkönigs (14.08.1688 – 31.05.1740).
Die Bronze-Nachbildung der Christusstatue von Thorvaldsen dominiert im Innenhof der Kirche. In einer Nische der Südwand sehen wir eine Figurengruppe um Mose, die letzte Arbeit von Christian Daniel Rauch.
Die Friedenskirche wird teilweise von einem künstlichen See umspült.
In Richtung des Verwaltungsgebäudes der Gartendirektion schließt sich der Marlygarten mit der Blauen Säule an. Der Marlygarten ist ein Stückchen Land, das zu der Zeit Friedrich Wilhelm I. (1715) als Küchenkräutergarten angelegt worden war. Den märkischen Kräuter- und Gemüsegarten „Marly“ zu benennen, war eine Ironie des Hausherrn gegenüber dem französischen Kunstpark gleichen Namens „Marly-de-Roi“ von Ludwig XIV.

Die Friedenskirche im Jahre 2013

Das Neue Palais am Ende der Hauptallee des Parks von Sanssouci

Diese Gebäude benötigte man gar nicht so unbedingt. Es ist das größte und letzte Prunk-Gebäude aus der Regierungszeit Friedrich des Großen. Der König selbst bezeichnete es als „Fanfaronnade“, als Fanfarensignal: „Seht her, hier sind wir Preußen als europäische Großmacht mit ungebrochener (finanzieller) Kraft!“ Dieses Schloss gilt als Prahl-Fritz-Bau, da er es durchsetzte, dieses Pracht-Bauwerk nach dem Siebenjährigen Krieg, dem dritten Schlesischen Kriege, nach dem Hubertusburger Frieden zu errichten, obwohl auch Preußen an Menschen ausgeblutet, an Geldmitteln verarmt war und Hunger in der Bevölkerung herrschte.

Von 1763 – 1769 währte die Bauzeit unter der Leitung von Johann Gottfried Büring, Heinrich Ludwig Manger und Carl Philipp Christian von Gontard aus Bayreuth. Aber bereits im Juli 1768 weihte man das Gebäude ein. Die Wohnung des ungeduldigen Königs ward sogar bereits 1765 bezogen. Ausgestattet wurde der Palast mit der Königswohnung, mit Gästewohnungen für viele Verwandte und gute Bekannte, mit Festsälen, wie dem Muschelsaal, dem Grottensaal, der Pesne-Galerie, auch dem Schlosstheater – insgesamt mit etwa 300 Räumen. Die Arbeiten der Innenausstattung lagen hauptsächlich in den Händen von Johann Christian Hoppenhaupt.
Zwölf Haupt-Bildhauer, darunter Johann Peter Benckert, Johann Matthias Gottlieb Heymüller, die Brüder Johann David und Johann Lorenz Räntz sowie Johann Christoph Wohler d. Ä. schmückten das Gebäude mit 428 überlebensgroßen Sandsteinfiguren. 322 sehr hohe Doppel-Fenster gilt es beim Großreinemachen zu putzen. Der Bau hatte damals etwa 3 Millionen Taler gekostet.

Eine zeitliche Vorausschau: Von 1856 an bewohnten der Kronprinz Friedrich Wilhelm, (das ist der spätere Kaiser Friedrich III.) mit seiner englischen Frau Victoria (Vicky) und den Kindern das Neue Palais. Während dieser Zeit benannte das Paar den Bau in „Friedrichskron“ um.
Die erkrankungsbedingt kurze Regierungszeit des Kaisers währte vom 09. März 1888 – 15. Juni 1888. Friedrich war Kaiser für 99 Tage.

Das Neue Palais im Park von Sanssouci – für einige Zeit Schloss „Friedrichskron“ genannt.
Ausschnitt aus dem Großgemälde „Potsdam 1888“, anlässlich des Ablebens zweier Kaiser von Otto Thomasczek
Teilansicht des „Neuen Palais“ im Jahre 2013
Vorn links: das südliche Gebäude der beiden „Communs“. Das sind zwei Wirtschafts- und Wohngebäude, die dem Palais gegenüberstehen. Heute gehören auch diese beiden Gebäude zur Universität Potsdam.
Das „Neue Palais“, zeitweilig auch „Schloss Friedrichskron“ genannt.