Gemälde von Otto Thomasczek: Inhalt Vorwort Zum Leben des Malers

Bornstedt
Gemälde von Otto Thomasczek

Erläuterungen zu den Bildern und aktuelle Fotos von Chris Janecke

Die Bedeutung der Bezeichnung: Ort an einem Born, einem Brunnen, einer Quelle. Der Ortsname ist aber nicht von einem hier vorhandenen Born abgeleitet. Der Name ist von dem hergereisten Esicus de Burnstede mitgebracht worden. Dieser erhielt die Siedlung als Lehen nach Kämpfen gegen die Wenden. Das war im Jahre 1157.

Das Krongut in Potsdam-Bornstedt

Otto Thomasczek plaudert: Am Westufer des Sees des Dorfes Bornstedt, „zu Füßen des Parks Sanssouci“, liegt das landwirtschaftliche Gut der Krone, des Herrscherhauses, der brandenburgisch-preußischen Hohenzollern. Das Dorf Bornstedt wurde bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1304 erwähnt. Wie wir aber aus obigem Satz wissen, bestand zu jenen Tagen der Ort bereits seit langer Zeit. Um 1350 errichtete die Familie derer von der Gröben bei Bornstedt ein Rittergut. 1664 verkaufte die Familie das Rittergut an den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm („Der Große Kurfürst“). 1689 wird neben dem Herrenhaus eine Brauerei angelegt, später eine Weinbrennerei hinzugefügt.
Was wir heute sehen, ließ König Friedrich Wilhelm IV. nach dem Brand von 1846 neu errichten, als ein „italienisches Dörfchen“ bei dem ursprünglichen Dorfe. Auch in dieser Anlage spiegelt sich im italienischen Stil die Sehnsucht nach Leichtigkeit, Wärme und Romantik des Lebensgefühls wider.

Im Jahre 1867 übernahmen Kronprinz Friedrich und seine Gemahlin Victoria das Gut. Gut und Amtshaus, Schulgebäude und Kirche mit Friedhof setzen die Akzente für den Ort. Man sagte: „Wer in Sanssouci gelebt und gearbeitet hat, wird in Bornstedt begraben“. Daher bietet der Bornstedter Friedgarten seit langer Zeit die Ruhestätte namhafter Persönlichkeiten der Stadt und ihrer Umgebung.

Kronprinz Friedrich (der spätere kurzzeitige Kaiser Friedrich III, Neffe des Friedrich Wilhelm IV.) und seine Ehefrau, der vormaligen englischen Prinzessin Victoria (Vicky) nutzten das Gut von 1867 an als landwirtschaftliches Versuchs- und Muster-Gut.

Blick über den Bornstedter See auf das Krongut Bornstedt,
Ausschnitt aus dem Großgemälde „Potsdam 1888“ von Otto Thomasczek

Das Paar bewirtschaftete jahrelang interessiert und erfolgreich das landwirtschaftliche Gut der Krone, das Krongut in Bornstedt bei Potsdam. Viele englische Samen und Anbaumethoden fanden hier Einzug in die märkische bäuerliche Praxis. Die Anlage des Mustergutes besteht aus dem Herrenhaus, dem Brauhaus, dem Küchentrakt, der Bäckerei, dem Amtshaus, den Scheunen, den Handwerksräumen, den Wasch-, Back- und Schlachteinrichtungen und schließlich – für die Erbauung: die Gartenanlagen am See.
1875 nahm der Landschaftsarchitekt Emil Sello eine Erneuerung der Gestaltung des Gartens vor.

Die Ehefrau des Kronprinzen und kurzzeitigen Kaisers ist Victoria „Vicky“ (1840 – 1901), Prinzessin von England und Irland. Vicky kam, mit 18 Jahren verheiratet, nach Berlin. Eine Ehe war geschlossen, mit denen beide Partner von sich aus einverstanden waren, wie es in Adelskreisen oft durchaus nicht üblich ist. Vicky war ungewöhnlich selbstbewusst und für die politische Zukunft des Landes zuversichtlich-optimistisch, sah aber alle ihre Hoffnungen nach und nach zunichte gemacht, denn mit ihrem Mann befand sie sich von 1858 bis 1888, 30 Jahre lang im Kron-Wartestand, in der Hoffnung, dann als Kaiserpaar regierend, mehr bewegen zu können.
Friedrich III, er lebte vom 18. Okt. 1831 bis 15. Juni 1888 und regierte 99 Tage des Jahres 1888 als König von Preußen und Deutscher Kaiser. Er starb im 54. Lebensjahr an Kehlkopfkrebs. Das Volk hatte gehofft, dass durch das Regieren dieses Königs- und Kaiser-Paares, Deutschland und Preußen ein liberaleres Gesicht, vielleicht nach dem Vorbild Englands, bekäme.

Das ereignete sich, als ich, Otto Thomasczek, hier in Potsdam eintraf.

Tatsächlich aber, als die Zeit gereift war, sah Victoria ihren todkranken Mann, geschwächt nur ein reichliches Vierteljahr das Zepter halten. Als 48-jährige Wittwe nannte sich Kaiserin Victoria „Kaiserin Friedrich“ zum ehrenden Andenken an ihren verstorbenen Ehemann. Im Jahre 1889 siedelte sie nach Kronberg im Taunus über. Sie starb dort 1901, wurde 60 Jahre alt und an der Seite ihres Gemahls im Mausoleum an der Potsdamer Friedenskirche beigesetzt.

Für die Zukunft hatte sie gehofft, dass ihr Ältester von den sechs Geschwistern, der „Kronen-Sohn“, Wilhelm (II), ein starker, liberaler Kaiser würde, „Friedrich dem Großen“ ebenbürtig. Jedoch trat genau das Gegenteil ein. Dass diese Entwicklung sogar bis in einen Weltkrieg führte, erlebte sie nicht mehr.

1901 zieht Prinzessin Feodora, die jüngste Schwester der verstorbenen Kaiserin in das Krongut und entwickelt diesem zu einem Künstlerhof, bis sie 1910 urplötzlich stirbt.

Ein Blick in die Zukunft:
Das bis 1918 regierende Kaiserpaar Wilhelm II und seine Gemahlin Auguste Viktoria emigriert nach der Zwangsabdankung in die Niederlande.
Der jüngste kaiserliche Ex-Prinz Joachim, lebt noch auf dem Krongut Bornstedt und bewirtschaftet es. Nach einem Selbsttötungsversuch im Juli 1920 stirbt er im St.-Josefs-Krankenhaus am Rande des Parks von Sanssouci.
Im Hause Doorn stirbt die Ex-Kaiserin Auguste Viktoria am 11. April 1921. Sie wird in die Potsdamer Heimat rückgeführt und im Antikentempel des Parks Sanssouci zur Ruhe gebettet.

Nach dem Krieg und der Abdankung des Kaisers geht das Krongut 1918/1919 in den staatlichen Besitz über. In der Zeit der Weimarer Republik werden die Gebäude zu Wohnzwecken genutzt. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in der DDR, findet hier ein Wohnheim der Pädagogischen Hochschule eine Unterkunft, eine Lagerstätte für Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel und weitere Nutzungen. Das Ensemble als Gesamtkunstwerk ist damit zersplittert, besteht nicht mehr, wird vernutzt und vernachlässigt.
In der Zeit nach der politischen Wende wird zuerst der Bornstedter See (einschließlich des See-Bodens) saniert und später die Gebäude und Freiflächen des Gutshofes restauriert, was im Jahre 2002 abgeschlossen wird.

2013: Blicke über den Bornstedter See auf die Bornstedter Kirche und das Krongut Bornstedt
„Höchst lebendige“ Baudenkmale – besucht doch einmal diesen Anziehungspunkt der Stadt Potsdam mit seinen gastronomischen, kulturellen und vielfältigen kunsthandwerklichen Angeboten!
Das Krongut gehört inzwischen zum Weltkulturerbe; von der UNESCO zertifiziert.
Die Ribbeckstraße in Potsdam-Bornstedt mit der Anlage des Krongutes. Die Bornstedter Kirche befindet sich (hier nicht sichtbar) an der linken Straßenseite, schräg gegenüber der Gutsanlage.
Einer der vielen möglichen Blicke in den Gutshof