Die Kirchen von Golm
Gemälde von Otto Thomasczek
Erläuterungen zu den Bildern und aktuelle Fotos von Chris Janecke
Die alte, kleine Kirche des Dorfes Golm
Dieses sakrale Bauwerk wurde in exponierter Lage an den Fuß des etwa 68 m hohen Reiherberges gesetzt und Anno Domini 1289 geweiht. Dieser Kirchenbau ist das älteste erhaltene Gebäude in Golm.
Anmerkung: Der Begriff „Golm“ kommt aus dem slawischen Sprachgebiet und bedeutet: „Kleiner Berg“, „Hügel“. Der Reiherberg gilt somit als das natürliche Wahrzeichen des Ortes.
Seit dem Beginn der Nutzung der erheblich größeren neuen Kirche wurde die alte Kirche als Friedhofshalle genutzt. Auch Ausstellungen fanden in diesem Raum statt. Derzeitig ist aber aber wegen der erheblichen Baumängel keine regelmäßige, geordnete Benutzung denkbar. Es besteht der Wunsch zur Sanierung dieses historisch bedeutsamen Gebäudes.

Mittig die neue Kaiser-Friedrich-Kirche, geweiht 1886, rechts daneben, tiefer am Hang, die Kirche aus dem Jahre 1289. – Ein Ausschnitt aus dem Gemälde von Otto Thomasczek: „Potsdam 1888“, dem Drei-Kaiser-Jahr.
Die neue, große „Kaiser-Friedrich-Kirche“ in Golm
Das Kronprinzenpaar, Friedrich Wilhelm (der später nur kurzzeitig regierende Kaiser Friedrich III.) und seine Gemahlin Victoria spendeten dem Dorf und seiner Gemeinde zum Andenken an ihre Silberne Hochzeit am 25. Januar 1883, eine Summe Geldes für eine neue Kirche, da die alte aus dem Jahre 1289 bereits zu jener Zeit als baufällig galt und viel zu klein wurde. Der Vater des Kronprinzen, Kaiser Wilhelm I., stellte aus dem Patronatsbaufonds wohl etwa die Hälfte der benötigten Bausumme zur Verfügung, die mit 83.500 Reichsmark veranschlagt war. Am 09. September 1883 wurden sämtliche Straßen des Ortes mit Girlanden und Kränzen geschmückt, denn an diesem Tage kam das Kronprinzenpaar und weitere hochgestellte Gäste und natürlicher Weise auch viele aus dem Volke, aus Golm, Potsdam und Umgebung zur Grundsteinlegung des Geschenks des Herrscherhauses. Es war wohl Pfarrer Reifenrath, der die Hohen Gäste begrüßte, sie namentlich vorstellte und den Festgottesdienst hielt.
Der Verfasser des Bauentwurfs war der Architekt Emil Gette. Max Spitta bearbeitete diesen Entwurf zur völligen Reife. Die Kirche sollte aus dunkelrotem Backstein im neogotischem Stil errichtet werden und einen sehr schlanken Turmaufsatz erhalten. Grünglasierte Ziegel sollten die Fassaden optisch gliedern und auch die Dachflächen schmücken.
Bereits ein Jahr später im Herbst galt der Rohbau als beendet, so dass am 21. November 1884 das Richtfest gefeiert werden konnte.
Am 22. März 1886 nahm man die Glockenweihe vor. Zum Einsatz kamen „Drei Kaiserglocken“ (As, c, Es), gegossen von Gustav Collier in Zehlendorf, auf halben Wege zwischen den Residenzen Potsdam und Berlin gelegen. Ebenfalls im Jahre 1886 stellte Firma Gesell eine Orgel für die Kirche her.
Am 24. Juli 1886 fand der Weihe-Gottesdienst im neuen Hause statt. Als Dank und zum Gedächtnis an die Spender und den Bauherrn, erhielt die Kirche den Namen „Kaiser-Friedrich-Kirche“. Alle Teilnehmer der Weihe waren voll des Lobes und das Gros der Anwesenden hielt den Neubau sowieso für eine der schönsten Kirchen in der Mark Brandenburg.
Wie aber geht es weiter mit der Vernunft der Menschen?
Zwei der Glocken waren für die Kirche schon beim ersten großen Krieg verloren.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wird auch dieser Kirche beträchtlicher Schaden zugefügt. Farbige Glasfenster gingen zu Bruch, der Turmaufsatz fiel der Zerstörung anheim. Munition verursachte Mauerwerksschäden. Sprengkörper blieben auch im Bauwerk stecken.
Anfang der 1970er Jahre entfernt man die 1945 zerschossene Turmspitze. Weitere Notsicherungen wurden vollzogen.
Im neuen Jahrtausend begannen dann wichtige Sanierungsarbeiten, um der Kirche, trotz noch erkennbarer alter Wunden, wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Heute klingt im Turm eine Bronzeglocke.
