Gemälde von Otto Thomasczek: Inhalt Vorwort Zum Leben des Malers

Kleinmachnow und Stahnsdorf
Gemälde von Otto Thomasczek

Erläuterungen zu den Bildern und aktuelle Fotos von Chris Janecke

Kleinmachnow

Kleinmachnow wird im Landbuch des Kaisers Karl IV. bereits 1375 als Parva Machenow erwähnt. 1435 erfolgte die Landübertragung an die Brüder Heinrich und Otto v. Hake. Seit dieser Zeit war die Kirche in Stahnsdorf Patronatskirche der Familie v. Hake – bis 1597, als für Kleinmachnow eine neue, größere Kirche, unmittelbar am Gutshof, errichtet wurde. Das geschah zur gleichen Zeit, wie der Bau der „Alten Burg“, das trutzig erscheinende Haus mit dem sechseckigem Turm.

Der Ort Kleinmachnow liegt im heutigen Landkreis Potsdam Mittelmark, östlich von Potsdam, in der Niederung des Flüsschens Bäke bzw. am Teltow-Kanal. Der frühere Name der Bäke war „Telte“. Die Bäke beginnt am südlichen Hang des Fichtenberges in Steglitz. Ihre ursprüngliche Länge betrug etwa 20 km. Das Kleinmachnower Teilstück der Bäke fließt noch heute durch die Parkanlage des Ortes Kleinmachnow und mündet nahe der Kleinmachnower Schleuse in den Teltowkanal.
An Kleinmachnow schließt sich nordöstlich der Berliner Stadtbezirk Steglitz/Zehlendorf an, im Süden sind es die Orte Stahnsdorf und Teltow. Von Kleinmachnow, bis zu den Stadtzentren der Städte Potsdam und Berlin, sind es jeweils etwa 16 bis 17 km – nur in entgegengesetzten Richtungen. Seit 1838 dampften hier an Kleinmachnow die Züge der ersten Eisenbahnlinie Preußens, der „Stammbahn“ vorbei. Die Stammbahn zwischen Potsdam und Berlin war die dritte Eisenbahnstrecke des späteren Deutschen Reiches.
Einige Zeit vor Otto Thomasczek hat Theodor Fontane den Ort besucht und beschrieben.
Als Otto hier weilte, lebten im Ort etwa 400 Einwohner und Heinrich Funke war Förster für den
v.-Hake’schen Gutsbesitz. Jener Herr Funke wurde Ehrenbürger des Ortes und nach ihm ist eine Straße benannt. Die historischen Anlagen, die uns Otto Thomasczek hier zeigt, wurden im Jahre 1943 durch Flugzeug-Bombenabwürfe zerstört und die Ruinen in den 1950er Jahren entfernt.

Das Gut Kleinmachnow. Blick durch das „Medusentor“ in das Gelände des Gutshofes.
Im Hintergrund die „Alte Burg“ der Herrschaft namens Hake und davor das Taubenhaus.
Gemälde von Otto Thomasczek

Das „Medusenhaupt“ ist am Eingangsportal aus Sandstein zu sehen, wenn man von der Kirche aus in Richtung Gutshof schaut. Es stellt ein der Antike nachempfundenes Ab-Schreck-Gesicht dar, die Haare von Schlangen durchflochten, das mit seiner Erscheinung Unheil abwenden soll. Einwohner des Dorfes jedoch bezeichneten diese Skulptur (nach Fontane) als ein richtig getroffenes Gesicht aus der Familie der Hake-Herrschaft. Fontane hielt diese Deutung für einfältig. Das spielte sich im Jahre 1882 ab, als Theodor Fontane den Ort besuchte und auch alle Bauten auf dem Gut, die Bäke-Wassermühle und die Kirche eingehend besichtigte.
Ein Trost: auch Göttin Minerva schaut uns hier an – die Beschützerin der Handwerker, Dichter, Lehrer und Küster. Das Eingangsportal zum Gut stammt wohl aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts und wurde vor wenigen Jahren saniert.
Es war damals oft so eingerichtet, dass auf dem Gutshof unten im Taubenhaus der Gesinde-Abort, das „Trocken-Closet“ für Mägde und Knechte vorgesehen war.

Kleinmachnow. „Alte Burg“, Gemälde von Otto Thomasczek
Die „Burg“ ist ein massiver, schmuckloser Bau, an dessen Nordseite ein sechseckiger Turm (Wendelstein) angefügt ist.
Schloss im Park, von Türks Garten aus gesehen.
Gestaltet im „Klassizistischen Barock“ von David Gilly.

Das Schloss oder Herrenhaus baute man 1796. Es war ein großer Bau aus lediglich luftgetrockneten Lehmquadern. Die Wände des Gebäudes waren verputzt. Der Baumeister des Hauses, David Gilly (* 1748 in Schwedt, + 1808 in Berlin), war einer der Lehrer von Karl Friedrich Schinkel (* 1781 in Neuruppin, + 1841 in Berlin).
Den damals kultivierten Schlossgarten hat sich nach der Zerstörung der Bauten und auch verschiedener Pflanzungen im Zweiten Weltkrieg, die Natur wieder zurück geholt.
Heute (2013) sind für den Menschen die Festwiese und ein neuer Naturlehrpfad begehbar.

Von der Kirche kommend, sehen wir das Eingangsportal zum Schlosshof, das „Medusenportal.“ Es wurde vor einigen Jahren gründlich saniert. Als Krönung des Tores – oben das Medusenhaupt und noch darüber das Relief des Kopfes der Minerva. Im Schlosshof und der anschließenden Parkanlage die pure Natur – keine „Alte Burg“, kein Taubenhaus, kein Schloss.
Der Blick in die Gegenrichtung – aus dem Gutshof hinaus. Rechts hinter den Bäumen die Kirche, am Ende des 16. Jahrhunderts errichtet.

Eine Wassermühle, der „Alten Burg“ unmittelbar benachbart, wurde 1665 in Betrieb genommen.
Es war ein Ersatzbau für eine baufällig gewordene Vorgänger-Mühle. Das neue Bauwerk wurde etwa 140 Jahre später, im Jahre1806 von der marodierenden französischen Soldateska schwer beschädigt. Die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau zusammenzutragen benötigte fünf Jahrzehnte. 1856 baute man die Wassermühle nach neogotischer Auffassung wieder auf. 1866 wurde sie auf den damals modernen Dampfmaschinenbetrieb umgerüstet – für die kurze Zeit von drei Jahren, bis sie einen Brandschaden erlitt. Nach dieser Zeit griff man dann lieber wieder auf die bewährte Wasserkraft des Bäke-Flüsschens zurück.

Bäke-Wassermühle

Auf dem Bild sehen wir vorn/links (heute in der Straße „Zehlendorfer Damm“) die Bäke-Wassermühle aus dem Jahre 1856. Rechts daneben hinter der roten Mauer stand das Renaissance-Haus mit dem sechseckigen Turm, die „Alte Burg“. Das Kellergewölbe der Hake-Burg ist noch in ruinösem Zustand vorhanden und soll saniert werden.
Mit geringem Abstand nach rechts (hinten), schloss sich ein Wirtschaftsgebäude an. Dann folgt auf der gleichen (linken) Straßenseite, in der Baumgruppe stehend, die Hake’sche Kirche.
Im Hintergrund des Bildes (nicht sichtbar), nur wenige Schritte hinter der Kirche, zweigt nach links die „Allee am Forsthaus“ ab.

Kirche in Kleinmachnow

Das Forsthaus liegt an der „Allee am Forsthaus“ und dem Machnower See – es ist ein Wassergrundstück. Es handelt sich beim Forsthaus um ein Fachwerkgebäude, die Balken mit Hartbrandziegeln ausgefacht. Über dem Eingang befindet sich wieder ein metallener Hirschkopf als Hauszeichen, wie wir einen solchen ebenfalls am Forsthaus in Klein Glienicke finden.

Das Forsthaus in Kleinmachnow am Machnower See

Durch den Machnower See fließt das Wasser des Teltow-Kanals. Am Forsthaus vorbei laufen wir auf der „Allee am Forsthaus“ weiter zur Schleuse in Kleinmachnow. Doch vorerst wieder ein Blick zurück in die Zeit des Kanalbaues.

Bau des Teltow-Kanals im Winter 1902. Hier das Teilstück zwischen Kleinmachnow und (in Blickrichtung) Albrechts Teerofen sowie Kohlhasenbrück. – Gemälde von Otto Thomasczek
Kleinmachnow: Bau des Teltow-Kanals. Blick zum Machnower See. Der Kanal wird 2,5 m tief und 37 m breit sein. Schiffe bis 600 Brutto-Register-Tonnen werden ihn befahren können.
(Später kann diese Vorausschau tatsächlich bis auf 770-Tonnen-Schiffe hochkorrigiert werden).

Einige Worte zum entstehenden Schleusenbauwerk und zur Einweihungsfeier. Dieses Wissen entnehme ich jedoch nur aus den Gazetten, weil ich in jener Zeit bereits in Mühlhausen wohne.

An der Schleuse begegnen sich die Wasserstände von Havel und Spree. Die Havel nimmt den unteren Wasserstand ein, die obere Spree-Wasserhöhe wird am Machnower See bestimmt. Zwischen diesen beiden Wasserständen ist von der Schleuse ein Höhenunterschied von 2,74 m auszugleichen. Die beiden parallel nebeneinanderliegenden Schleusenkammern haben die Länge von jeweils 67 Metern und die Abmessung von 10 Metern in der Breite.
Der Kanal erforderte den Bau von 9 Eisenbahn- wie auch 46 Straßen- und Wege-Brücken. Das Wasserbauwerk spart als südliche Umfahrung von Berlin 16 km Wasserweg durch die Stadt ein.

Die Einweihung: Handverlesene Persönlichkeiten (selbstredend kommen ausschließlich Herren dafür in Betracht) erhalten eine schöne Einladungskarte folgenden Inhalts:

„Zu der Eröffnung des Teltowkanals, welche Seine Majestät der Kaiser und König
am Sa., den 2. Juni 1906, vormittags 10 Uhr vorzunehmen geruhen wolle,
Herrn .................................................... ergebenst einzuladen“.
(v. Stubenrauch, Landrat)

Das Erdendasein des äußerst fleißigen und erfolgreichen Landrats Herrn v. Stubenrauch währte von 1853 bis 1909. ... und er hatte noch so viele Vorhaben in seinem persönlichen Programm.
Kaiser Wilhelm II reiste zur Eröffnung des Kanals zünftig und angemessen auf seiner Yacht „Alexandria“ an, zumal er ohnehin die Zukunft Deutschlands auf dem Wasser sah (womit er aber das Wasser der Weltmeere meinte; mit der Nutzung der Erträge aus Kolonien).
Allerdings zeigte es sich am Ende seiner Regierungszeit, als sich der Erste Weltkrieg neigte, dass die Zukunft Deutschlands vorerst wohl eher im Wasser lag.

  1. Wenige Monate nach der Inbetriebnahme siedeln sich das Schleusenwirtshaus von Hermann Pfeiffer und auch Weststeds Bierklause an. Von den Gartenstühlen aus kann man sehr schön die Schleusenvorgänge anschauen und als Laien darüber fachsimpeln.
Kleinmachnow • Die Schleuse im Teltow-Kanal

Stahnsdorf

Der Ort Stahnsdorf wurde bereits 1264 in einer Urkunde als „Stanesdorp“ erwähnt. Das Dorf hatte um 1860 zwei Öffentliche Bauten, 38 Wohnhäuser und 75 Wirtschaftsgebäude.
Zu der Zeit des Besuchs von Otto Thomasczek im Ort, sind es schon 92 Wohnhäuser.

Otto steht, als er dieses Bild malte, in Kleinmachnow und schaute über den Karpfenteich (auch Grothe-Pfuhl genannt) nach Stahnsdorf auf das Restaurant „Zur Post“.

Restaurant „Zur Post“ in Stahnsdorf, Inhaber E. Weber
und die Stahnsdorfer Kirche auf der Dorfaue
Gemälde von Otto Thomasczek, um 1899

Die kleine Feldsteinkirche mit eingezogenem Chor und gerundeter Apsis, stammt aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Der Altar soll aus den Anfängen des 15. Jahrhunderts zu datieren sein.
Der Turm trägt eine Bronzeglocke aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Aus dem 16./17. Jahrhundert ist die Taufschale. 1696 fand eine gründliche Instandsetzung des Bauwerks statt.
Der heutige hölzerne Turmaufsatz des Daches stammt aus dem Jahre 1779. Die Turmspitze trägt den Turmknauf (Hohlkugel) mit historischen Dokumenten und die Wetterfahne.
Die jetzige Orgel wurde erst 1962 in Frankfurt (Oder) bei der Firma Sauer gebaut.
Die Kirche war von 1435 an Patronatskirche derer v. Hake, bis diese nach 1590 ihre eigene Kirche am Gut in Kleinmachnow hatten. Beide Gotteshäuser stehen nur etwa 600 bis 700 m voneinander entfernt.

Im Gebäude war früher das „Restaurant zur Post“, heute der „Stahnsdorfer Hof“.

Den Blick über den Karpfenteich auf das Restaurant gibt es heute nicht mehr. Sowohl die damals gepflanzten Bäume, als auch der Wildwuchs haben eine beachtliche Höhe und Dichte erreicht, die das verhindert.
Links hinter dem Restaurant vorbei führt die Straße nach Ruhlsdorf und Großbeeren.

Die Kirche von Stahnsdorf wird seit 2012 gründlich saniert.