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Das „Palais Barberini“ am Alten Markt in Potsdam


Ein kurzer Gedankenflug zur Tätigkeit des Carl Keilbach und des Rudolph Mahnkopf als Verwalter im „Palais Barberini“, Potsdam, Humboldtstraße 5-6


Chris Janecke erzählt: Meine Vorfahren Carl Keilbach und Rudolf Mahnkopf waren nacheinander rund 70 Jahre lang die Verwalter des „Palais Barberini“ am Alten Markt in Potsdam, Humboldtstraße 5-6, grad' gegenüber dem Stadtschloss von W. Knobelsdorff sowie der Nikolaikirche von Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius. Dieses „Palais“ war, wie das gesamte Zentrum der Stadt Potsdam, kurz vor Kriegsende, am späten Abend des 14. April 1945 zerbombt worden.

Ein gleichartiges Gebäude steht nun nach sieben Jahrzehnten Brache, seit 2017 dort, in neuem Glanz, so schön wie noch nie – unter der Initiative und mit den Finanzmitteln des Prof. Dr. mult. Hasso Plattner als Gemälde-Museum wieder aufgebaut.

Für wen und was hatten dort diese damaligen Verwalter im Vorgänger-Gebäude technisch-organisatorisch etwas zu richten?


Eine größere Anzahl von Vereinen und Organisationen hatten dort im „Palais“ ihre Heimstatt:

Viele dieser Leute brauchten ständig irgendetwas recht unterschiedliches an Material oder Organisation vom Verwalter, abgesehen von den wechselnden Bestuhlungen, der Verwahrung von Groß-Instrumenten der Musiker, tägliche Terminabstimmungen, kleinere handwerkliche Leistungen, Koordinieren der Reinigungsarbeiten und ebenso immer dabei: der „pädagogisch“ jeweils angepasste Umgang mit verschiedensten Leuten wie Lehrern, Schauspielern, Kunst-Malern, Musikern, Ärzten, Wissenschaftlern und deren Ansprüchen – sowie das alles termingerecht und möglichst zur Zufriedenheit dieser Vorgenannten. Viel Organisationsarbeit, mit Geschick im Umgang mit den Menschen unterschiedlichster Berufe gewürzt. Rudolf Mahnkopf war auch Mitbegründer und aktiver Mit-Sänger des Männergesangsvereins sowie der Beitragsgeld-Kassierer für einige der Vereine.


Nun ergänzt Rudolf Mahnkopf bzw. er führt manches genauer aus:

... Auch in anderen Vereinen bin ich aktiv tätig. Das bietet sich so an, weil das Vereinsleben ja hier eine günstige Heimstatt findet. Aber auch die Konzert- und Theaterveranstaltungen im Hause führen mich mit vielen interessanten Leuten, auch mit Künstlern, zusammen. Ebenso hat die Philharmonische Gesellschaft hier ihr Zuhause. Ich verwalte deren große Instrumente wie Kesselpauken und Bässe, die die Musiker nicht in jedem Falle mitnehmen. Durch eine Neben-Tür meiner Wohnung gelange ich direkt auf die Empore des Großen Saales. Direkt unter unserer Wohnung befindet sich das Atelier für den Malunterricht der Hofdamen. Da „mussten“ wir häufig langzeitig und langmütig als Modell sitzen. Aus dieser Zeit habe ich noch ein Ölgemälde, das meine Frau Bertha zeigt und eine Kreidezeichnung meiner Person, welche die Gräfin Finckenstein gearbeitet hatte.

Medizinisch betreut hat uns während der Zeit, in der er hier bei uns im Hause Humboldtstraße 5-6 lebte, der praktische Arzt Herr Dr. Körbin. Er war sehr freundlich, umgänglich, hilfsbereit aber er führte ein unstetes Junggesellenleben. Meine Frau Bertha bereitete ihm zumindest immer mal einen Kaffee zwischendurch. Seine Arbeitstage waren wohl sehr lang. Um 1903 wohnte er dann einige Häuser weiter in der Brauerstraße 5.

Ja, Die Zeiten sind turbulent und voller Abwechselungen – die Arbeitstage lang aber kurzweilig ...


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– „Ein Brief“ von Chris Janecke an zwei Ehepaare aus dem Familienverband seiner Vorfahren –


Potsdam, 2. Advent, den 04. Dezember 2016


Absender-Mail-Adresse: christoph@janecke.name


Zum Text gibt es einige Bilder – bitte hier klicken.


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Meine lieben Vorfahren,


Carl Wilhelm Keilbach (1811 bis 1878) oo Caroline Anna Bürger (1814 bis 1878),

Carl: Pantoffelmacher-Meister, Schuhmacher-Meister und

Hausverwalter im Palais Barberini, Am Schloß 5–6 zu Potsdam,

dort tätig vom 24. Juni 1869 bis zum Lebensende 24. Juni 1878 (im 67. Lebensjahr)


und als dessen Nachfolger in dieser Hausverwalter-Arbeitsstelle:


Rudolph Wilhelm Mahnkopf (1847 bis 1938) oo Charlotte Wilhel. Bertha Sommer (1850 bis 1933).

Rudolph: ab 1871 Schneider-Meister und

Hausverwalter im Palais Barberini, Humboldtstraße 5–6 zu Potsdam, für

sechs Jahrzehnte, vom 09. Sept. 1878, bis Ende des Jahres 1937, (seinem 90. Lebensjahr).


Viel länger und weitaus besser als ich, wisst Ihr, lieber Carl und lieber Rudolph, als „Kastellane“ und ebenso Eure Ehefrauen, um die beständige, als auch wechselnde Nutzung des Hauses zu Euren Lebzeiten.

Du, Rudolph Mahnkopf warst auch Mitbegründer und aktiver Mit-Sänger des Männergesangsvereins und ebenso Beitragsgeldkassierer für einige Vereine. Bertha und Rudolph Mahnkopf, Ihr saßet mitunter Modell beim Zeichen- und Malunterricht. Schade, dass von den Kunstwerken nichts mehr erhalten blieb, es wäre ein Andenken für die Zukunft gewesen, denn auch ich wurde ja erst später geboren, habe Euch nicht persönlich kennengelernt.

Viel Unterschiedliches haben dieses Gebäude, der Alte Markt, die Stadt Potsdam und auch die Region nach Eurer Lebenszeit gesehen. Zu den schlimmsten Stunden gehören die des 14. April 1945, als kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der grausam in viele Länder getragen wurde, dieser Krieg auch nach Potsdam zurückkehrte und mit einem Brand-Bomben-Luftangriff das Potsdamer Stadtzentrum in Schutt und Asche legte.

Das war der letzte Tag des alten Palais Barberini, des „Palastes“. Auch im linken Nachbarhaus, im Hotel „Stadt Königsberg“, das ist dann die Brauerstraße 1-2, wurde an jenem Abend zum letzten Mal ein Mahl gespeist. Genauso wurde das gegenüberliegende Kaiserlich-Königliche Stadtschloss zerstört und ebenfalls viele Bürgerhäuser. Was die Bomben nicht trafen, zerstörte in den folgenden Tagen die Artillerie, so dass auch das Alte Rathaus und die Nikolaikirche am Alten Markt erhebliche Schäden bekamen, das weiter entfernt stehende Schauspielhaus (die „Kanaloper“) in Flammen unterging. Ein gleiches Schicksal erlitt die Garnisonkirche.


Doch das Leben ging weiter. Mühsam. Trümmer wurden in der Folgezeit fortgeräumt. Anderes, auch Erhaltenswertes, riss man ab. So verschwand etwa 1962 auch die Humboldtstraße am Schloss und ihre Bauten. Schäden wurden nach und nach beseitigt. Vieles nicht wieder aufgebaut. Manches wurde völlig verändert neu gestaltet und trotzdem blieb eine große Brachfläche im Herzen der Stadt.


Gegenüber dem nun als Sitz des Landtages neu errichteten ehemaligen Stadtschloss wurde im Jahre 2013 mit der „Wiedererrichtung des Gebäudes Barberini“, Humboldtstraße 5-6, begonnen und das Haus im November des Jahres 2016 fertiggestellt. Es ist nun das Gemälde-Museum-Barberini welches durch die großzügige Allein-Spende, die Initiative und den Ideenreichtum von

Prof. Dr. mult. Hasso Plattner (Institut für Softwareentwicklung und Gründer der Denk-Fabrik: „School of Design Thinking im Hightech-Park“) ermöglicht wurde.

Dieser Neubau holt ein wichtiges Stück des Geschichtsbildes in das Stadtzentrums zurück. Das Gebäude nimmt äußerlich die Architekturmerkmale des zerstörten Vorgängerhauses auf, in dem Ihr gelebt und gearbeitet hattet. Innen ist das Gebäude den neuen Bedürfnissen und Notwendigkeiten entsprechend verändert gestaltet. Unter sehr vielen Punkten gehört auch dazu, dass dieser Nachfolgebau nicht mehr über fünf oberirdische Etagen verfügt, sondern nur noch über drei, mit entsprechend größeren Raumhöhen, deren Erscheinungsbild im Wesentlichen von den Ausstellungshallen und ihren Ansprüchen geprägt ist. Die beiden früheren besonders niedrigen Wohnetagen, in denen auch Ihr mit Euren Familien lebtet, sind, nun aber ohne Fußböden, als oberes Fenster-Band in die neuen Säle einbezogen worden und somit dem Wissenden erkennbar geblieben.


Gestern, am Samstag, den 03. Dezember 2016 war unsere Familie erstmals Besucher des neuen Hauses und wir werden zu den künftigen Dauergästen gehören.


Die Neugestaltung erscheint rundum als ansprechend: Sehr fein. In zurückhaltend-schlichter Eleganz. Gediegen. Sehr gelungen geplant, mit exquisitem handwerklichen Können in großer Sorgfalt ausgeführt. Innen allein schon bautechnisch so schön wie nie zuvor. Äußerlich ist das Gebäude ein Aushängeschild für die Stadt, – das keines Aushängeschildes bedarf.

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Anmerkungen:

Der Verwalter Carl Keilbach ist ein Altonkel des „Briefschreibers“ Chris Janecke.

Die Ehefrau Bertha, geborene Sommer, des Verwalters Rudolph Mahnkopf ist, eine Generation jünger als der Erstgenannte, eine Urgroßtante des Chris Janecke, also eine der Schwestern seiner Urgroßmutter.


Interessenten finden tabellarische Lebensläufe zu den Familien Keilbach und Mahnkopf unter :


www.janecke.name/lebenslaeufe Keilbach oo Bürger

Mahnkopf oo Sommer


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Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte des Alten Marktes und auf einige der Bauten


In der Zeit um 1745 bis 1747 erhielt das Stadtschloss am Marktplatz nach den Wünschen des Königs Friedrich II. (der Große, der „Alte Fritz“) seine letzte, seine „heutige“ Gestalt. Die Gedanken des Königs wurden von dem genialen Baumeister und zeitweiligen Freund des Königs, Wenzeslaus v. Knobelsdorff, umgesetzt.


In den Jahren 1771 / 1772 wurde der Alte Markt in Potsdam umgestaltet. Carl von Gontard und Georg Christian Unger setzten als beauftragte Baumeister in der Straße „Am Schloß 5-6“ den zwei dreigeschossigen Bürgerhäusern eine gemeinsame Prachtfassade vor. Der fünfachsige Mittelrisalit mit den vier hohen Bogenöffnungen und der Superposition dreier Säulenordnungen, erinnert an Wesentliches des Palazzo Barberini in Rom, den der Architekt C. Maderno ab 1625 gestaltet hatte – jedoch handelt es sich nicht etwa um eine unmittelbare Nachbildung, wie es uns beispielsweise die vorgezogene Säulengruppe und die Wohngeschosse minderer Bauhöhe zeigen. Die einfacher gegliederten Fassaden der Seitenflügel kombinieren die Elemente des originalen Palazzo Barberini hier in Potsdam mit dem schlichteren Aussehen des Palazzos Borghese in Rom.


Unter König Friedrich Wilhelm IV. wurden 1845 bis 1849 die Häuser mit dieser bereits gemeinsamen Fassade, auch funktionell „zusammengelegt“ und dabei zu einem großen Gesellschaftshaus mit Wohnungen, Büros der Stadtverwaltung sowie Theater- und Konzertsälen umgebaut. Zu dieser Zeit wirkten dann die Baumeister Ludwig Persius, Friedrich Stüler und Friedrich Ludwig Hesse an den Veränderungen dieses Gebäudekomplexes. Dabei wurden die rückwärtigen Teile der Seitenflügel, die fast bis zum Wasser des kleineren Havelarms, der so genannten „Alten Fahrt“ reichen, ergänzt.


Hausverwalter und Sachwalter im Palais Barberini für die Veranstaltungen war

Die Familien lebten in dem niedrigeren Wohngeschoss im gleichen Gebäude.

Dieses Ensemble „Alter Markt und Umgebung“ wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges, am späten Abend des 14. April 1945 zerstört und später auch die Ruine „des Palais“, wie die meisten Häuser der Umgebung, und so auch das zerstörte Stadt-Schloss, abgerissen.


Das Schloss“ in seiner äußeren historischen Gestalt von 1747, wurde als Tagungsort für das Brandenburgische Landesparlament, als „Landtag“, in den Jahren 2011 bis 2013 wieder errichtet und konnte im Januar 2014 in Betrieb genommen werden.


In der Zeit von 2013 bis 2016 entstand unter der Leitung der Berliner Architekten Hilmer & Sattler sowie Albrecht das Palais Barberini in alter Schönheit wieder und belebt als ein „Leitbau“ neu „das Gesicht“ des vor rund 70 Jahren zerbombten und seither leeren Alten Marktes. Die gesamte Straße „Am Schloss“, die spätere Humboldtstraße, die um 1962 eingeebnet wurde, entstand in diesem Zeitabschnitt neu, so wie alle die Straße begleitenden Gebäude.

Professor Dr. mult. Hasso Plattner, der die Baukosten für dieses Gebäude, wie auch vorher bereits unter anderem für die Kupferblecheindeckung des Daches des „Schlosses“ trug, wird mit dem Mitarbeiterstab in seinem Barberini-Museum eine ständige Kunstsammlung wechselnder Gemäldeausstellungen (Leihgaben weltweiten Austausches) zeigen.

Wir danken ihm dafür.

Ebenfalls danken wir allen am Bau beteiligten Mitarbeitern für diese sorgfältige Ausführung – eine großartige Leistung.


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Eine Vorausschau: Es ist vorgesehen die noch bestehende Fachhochschule (Bauzeit 1971 bis 1977) etwa in den Jahren 2018 / 2019 „rückzubauen“ und dieses dann brach liegende Quartier neu mit Wohn- und Geschäftsbauten zu gestalten. Dabei wird angestrebt, die historische Gliederung mit den Straßenzügen mit deren Wohn- und Geschäftsbauten wieder aufzunehmen. Dieses Vorhaben wird etwa im Jahre 2020 beginnen.


Am Fuße des nahen Brauhausberges bestand in der DDR für eine viel zu kurze Zeit das Café „Minsk“. In der Zeit nach der „Politischen Wende“ 1989 /1990 wurde es nicht mehr genutzt, fiel der Bau dem Vandalismus zum Opfer. Herr Prof. Dr. mult. Hasso Plattner ergriff auch hier wieder die Initiative. Nach der Rettung und Neueinrichtung wird das Gebäude wahrscheinlich das zweite Gemäldemuseum der Landeshauptstadt Potsdam, den Planungsgedanken zufolge mit dem Ausstellungsschwerpunkt: DDR-Kunst.


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