Bilder zu „Nowawes, eine Colonie (Siedlung) bey Potsdam“ ...

Notizen zur Entstehung und Entwicklung des Ortes, beginnend 1750.

Zusammengestellt von Chris Janecke, aktualisiert im Mai 2023.
E-Mail: christoph@janecke.name

Liebe Leserinnen und Betrachter – weibliche genauso wie männliche,

im Folgenden füge ich den geschichtlichen Ereignissen des Textteils einige frei gewählte Bilder verschiedener Bauten mit Kurzbeschreibungen hinzu.
Die Ereignisse und die Bauten sind in die beiden großen Zeit-Abschnitte: 1750 bis 1850 und 1851 bis nach 1950 gegliedert. Es tritt bei verschiedenen Grundstücken oder Objekten der Fall ein, dass diese wegen besonderer Ereignisse in beiden Zeitabschnitten aufgeführt sind. Außerdem sind die Bildhinweise zu Neuendorf in einem gesonderten Abschnitt erfasst, was dann ab 1907, also nach der Vereinigung der Orte Nowawes und Neuendorf, nicht mehr spürbar wird.
Innerhalb des jeweiligen Abschnitts stehen zuerst einige Bilder nach Zeitangabe und dann nach den Straßennamen und Hausnummern sortiert.
Da es sich um eine Betrachtung historischer Zeiträume handelt, nenne ich die zeitgenössischen Straßennamen zuerst und ergänze diese mit den heutigen Bezeichnungen. Dieses Prinzip trifft auch auf die Nummerierung der Häuser zu, wenn diese geändert wurde.
Die aktuellen Fotos wurden vom Autor gefertigt. Nicht für alle anderen alten Fotos, Drucke und Ansichtskarten konnten Fotograf und Verlag ermittelt werden. Druckerzeugnisse, die in allgemeinem Interesse bereits mehrfach veröffentlicht wurden, die als gemeinfrei gelten, bei denen mir aber die genauen Quellen unbekannt sind, stammen aus älteren Zeitungen und Zeitschriften, aus „fliegenden Blättern“ ohne weitere Angaben.
Falls ich mit der Wiedergabe auf dieser nichtkommerziellen Seite die Rechte eines anderen Menschen oder einer Institution unwissentlich berührt haben sollte, erbitte ich eine Nachricht, um die konkrete Quelle nachtragen zu können oder wenn gewünscht, um jenes Bild zu entfernen. –
Doch Schluss nun der Vorrede.

Die Zeit zwischen 1750 und 1850

Potsdam, Nowawes und Neuendorf.

Die Karte zeigt im rechten Teil den bereits im 14. Jahrhundert bestehenden Ort Neuendorf (hier: Neudorff) und die neue Colonie Nowawes für Weber, Spinner und andere Handwerker, wie diese geplant und ab 1751 ausgeführt wurde.
Quelle: Karte um 1830, Grundlage vom Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné erarbeitet und Zeichnung des Kartografen Wilhelm v. Möllendorf. Planquadrate und Farbe sind erst aktuell nachgetragen.

Der Werbebrief des Obersten Wolf Friedrich v. Retzow.

Dieser Brief (Exemplar einer Vielzahl von Handzetteln) war vorerst hauptsächlich für den Zuzug böhmischer Glaubensflüchtlinge gedacht. Der Brief wurde im Auftrag des preußischen Königs Friedrich II. geschrieben – im Oktober 1750, als hier in der künftigen Kolonie noch kein einziges Haus stand. Die Planung und Realisierung von Siedlungen und deren Bauwerken beanspruchte damals kurze Zeiträume.
Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam

Nun sehen wir die Anlage des Ortes bereits mit ihren benannten Straßenzügen und weiteren wichtigen Anlagen, wie den Friedhöfen, einer der Maulbeerplantagen und dem Kirchplatz. Der Friedhof im Westen war bereits unter König Friedrich Wilhelm I. als Friedhof für gestorbene Kinder aus dem Potsdamer Militärwaisenhaus angelegt worden. Dort werden später (nach 1874) auch Diakonissen der Oberlin-Einrichtung bestattet.

Der hochkünstlerisch begabte Maler Bernd Selle hat in der Babelsberger Mühlenstraße an mehreren Hausfassaden sehr anschaulich Beiträge zur Chronik des Ortes gestaltet. Er zeigt uns auf dieser Karte einen Teil der Gemarkung Neuendorf.
Für alle Selle-Bilder liegt die freundliche Genehmigung des Urhebers zur Veröffentlichung, exclusiv für diese Seite, vor.

Die Grundform der Typenhäuser. Davon sollen in der Zeit von 1751 bis 1753 vorerst 155 Gebäude errichtet werden, bis es später 210 Kolonistenhäuser sein werden.
Fünfachsig als Doppelhaus für zwei Familien angelegt, mit einem mittigen gemeinsam zu nutzenden Hausflur, einschließlich Treppenaufgang. Über dem Dachboden ein Krüppelwalmdach. Fachwerkaußenwände, die später bei Bausanierungen oft massiv ausgeführt werden. Das Gebälk aus Kiefernholz, für das Pfarrhaus aber Eiche. Es gab eine gemeinsam zu nutzende fensterlose (deshalb schwarze) Küche aber bald auch je Familie einen kleinen Küchenraum mit Fenster. Im Laufe der Zeit wurde dieser Gebäudetyp in drei etwas unterschiedlichen Größen errichtet, denn es sollte noch mehr gespart werden.
Bei den ursprünglich geplanten und ausgeführten Gebäuden sprechen wir von den Kolonistenhäusern. Später errichtete Häuser gleichen Aussehens, die im Zuge der Verdichtung oder Erweiterung der Bebauung entstanden, werden dann als „Sekundärbauten“, als Weberhäuser bezeichnet.

Bei Umbauten wurde oft ein moderneres Satteldach gestaltet. Es hatte die Vorteile einfacherer Konstruktion (auch für Reparaturarbeiten), einen etwas größeren Dachbodenraum und besonders später in der Gründerzeit, einen leichteren bautechnischen Anschluss an neue höhere Nachbargebäude.

Der Grundriss eines solchen Gebäudes und seiner Wohn- und Heimarbeitsnutzung lässt die bedrückende Enge erahnen.
Die Bauten wurden fast ausschließlich als Zwei-Familien-Häuser mit 5 Achsen errichtet. Selten gestaltete man halbe Häuer mit 3 Achsen. Solche entstanden später vermehrt bei Teilabriss und bei Grenzbebauung mit einem anders gearteten Neubau.
Es gibt drei Typen von Kolonistenhäusern, die im Wesentlichen gleich aussehen. Die unten angegebenen Zahlen bezeichnen die Außenmaße der Gebäude. Für die genauere Ermittlung der nutzbaren Flächen wäre hier noch das Mauerwerk abzuziehen.

Typ groß: 9,42 m x 12,56 m = 118,3 m² : 2 Wohnungen =
59,15 m² je Wohnung.
Typ mittel: 7,85 m x 11,93 m = 93,70 m² : 2 Wohnungen =
46,85 m² je Wohnung.
Typ klein: 8,16 m x 11,30 m = 92,20 m² : 2 Wohnungen =
46,10 m² je Wohnung.

Die unterschiedlichen Größen wurden im wesentlichen durch Sparzwänge in der Folge des Siebenjährigen Krieges eingerichtet.
(Für den Bau des 300 m langen >Neuen Palais< im Park von Sanssouci hatten die Finanzmittel gerade noch gut gereicht.) –
Wegen der Enge in den Wohnungen der Kolonisten wurden später auch Dachböden zu Wohnbereichen ausgebaut oder ein weiteres einfensteriges Zimmer (eine Achse) angesetzt.
Die Wände waren ursprünglich als Fachwerk ausgeführt, mit Rohr und Lehm ausgefacht. Die Fußböden bestanden aus gestampftem Lehm, teilweise mit ausgelegten Mauerziegeln ergänzt. Selten gab es Holzdielen auf einem Kantholzrahmen über dem Sand.

Herr Bernd Selle zeigt auf einer Hausfassade den Schnitt durch ein Kolonistenhaus und die Raumaufteilung mit innenliegender „schwarzer Küche“ (b) und einem dritten Fenster je Raum.

Der „Willkomm“, der Innungspokal des Zeug- und Garnweber-Gewerks.

Für die versuchsweise Herstellung von Natur-Seidenerzeugnissen wurden viele Maulbeerbäume gepflanzt – auf Plantagen, in den Straßen und auf dem Kirchplatz. Die Blätter des Maulbeerbaums waren die Nahrung für die Seidenraupen. Die von den Raupen gesponnenen Kokons wurden in den Wohnungen und auf den Dachböden aufbewahrt, dort auch die Raupen gezüchtet.

Das erste Blatt der Einwohnerliste von 1759 mit den Einwohner-Familien 01 bis 22 von etwa 420 Familien der Kolonie. Die gesamte Liste als Abschrift im Textteil.
Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam

Der Wohn- und Arbeitsraum im Kolonistenhaus.
Bereits der Webstuhl nimmt einen großen Teil des Raumes ein. Links das Wickelgerät, der „Morgenstern“ und oft noch ein Spinnrad, der Lagerort der Fertigware, ein kleiner Esstisch mit Stühlen und irgendwo dazwischen auch die Kinder der Familie.
Quelle: Archiv Janecke

Die Friedrichstraße – heute: Garnstraße

Ursprünglich, ab etwa 1754, hieß sie „6-Häuser-Straße“. Die Geschichte weiß, dass es in dieser Straße nicht bei sechs Häusern blieb. Der Straßenname dann ab etwa 1903: Friedrichstraße (nach König Friedrich II.), nach 1940 kurzzeitig Nietzschestraße und seit 1945 Garnstraße.

Das Haus mit den heutigen Nummern 10 und 9 wurde im Jahre 1754 auf der Parzelle 154 errichtet. In späterer Zeit erweiterte man dieses Typenhaus nach rechts um eine Achse und wählte dabei ein Satteldach statt des originalen Krüppelwalmdaches. Die Dachgauben waren ursprünglich nicht vorhanden. Es gibt nur wenige dieser Häuser, für die zwei Hausnummern vergeben wurden.
Im linken Gebäudeteil (Nr. 10) lebte 1889 für kürzere Zeit der Landschaftsmaler Otto Thomasczek, von dem wir in dieser Dokumentation mehrere Proben seiner Zeichen- und Malkunst sehen werden. Er war mit Vorfahren-Familien des Autors Chris. J. befreundet.

Dieses Gebäude in der Friedrichstraße (=> Garnstraße 30) beherbergte die erste deutsche reformierte Schule. „Reformiert“ bezieht sich auf die Religionsausrichtung. Errichtet etwa 1764. Heute ist das Gebäude ein Wohnhaus. Der erweiternde Anbau in der Auguststraße => Tuchmacherstraße stammt aus späterer Zeit.
Ganz rechts der rote Klinkerbau – ein späteres Schulgebäude in der Auguststraße => Tuchmacherstraße.

Nochmals das gleiche Schulgebäude – heute ein Wohnhaus, vorbildlich in ursprünglicher Baugestalt saniert und sehr gut gepflegt.

Die Friedrichskirche

Die Friedrichskirche / „des Friedrichs Kirche“

Das Gebäude nimmt den zentralen Ort auf dem dreieckigen Platz ein. Der Kirchenbau wurde 1753 fertig – geweiht am 6. Mai 1753. Friedrich war kein besonderer Heiliger. König Friedrich II. war der Geldgeber, der Bauherr, der Erstbesitzer – und darüber hinaus der Auftraggeber für das Anlegen der gesamten Kolonie, der größten aller Kolonien, die er in Auftrag gab.
Diese Foto stammt nicht aus dem Jahr 1753 und auch die folgenden Bilder zeigen einen späteren Stand der Ausstattung.

Blick durch das Kirchenschiff in Richtung Osten, zur Kanzel und zum Altar. Das Aussehen des Inneren der Kirche wurde mehrfach etwas gewandelt. Ursprünglich war die Kanzel, wie meist üblich, über eine Treppe innerhalb des Kirchenschiffs zu erreichen. Noch in der Kinder- und Jugendzeit des Autors zeigten Emporen, Säulen und Bänke einen blaugrauen Anstrich. Der später und somit auch jetzige Holzfarbton trägt zum heiteren Gefühl freundlicher Wärme wesentlich bei.

Wandleuchter, auch Blaker genannt. Diese sind aus modifizierten Mützenschilden, wie sie die Königlichen Garde-Grenadiere trugen, gearbeitet. Hier dienten sie aber ein wenig dem vorbeugenden Brandschutz für die Holzkonstruktion, vermieden das hässliche Verrußen der Bauteile durch die Kerzen und trugen zu besserer Helligkeit bei, weil sie das Kerzenlicht reflektieren.

An den die Emporen tragenden Säulen sind die kleiner brennenden Wachskerzen längst gegen elektrische Lampen ausgetauscht.

Der Blick von der Altarseite zur Orgel und zum Ausgang.
Gedenken an die Befreiungskriege 1813–1815

Der Kirchplatz – heute: Weberplatz

Kirchplatz war der Name bereits ab 1751, als noch keine Kirche dort stand. Um 1911 entschied man sich für Friedrich-Kirchplatz, um Verwechselungen zu vermeiden, denn inzwischen gab es ja mehrere Kirchen im näheren Umfeld. Ganz so sehr kirchlich wollte es der Staat später dann nicht halten und nannte die Anlage im Jahr 1941 Friedrichplatz. Nun, bald gab es eine andere Gesellschaftsordnung und es schien Zeit, auch das Königsgedenken zu tilgen. Deshalb haben wir seit 1946 den Namen Weberplatz, der uns wiederum an schwere Zeiten, an Armut und Hunger der dort Arbeitenden und Wohnenden erinnert.

Das erste Gebäude, Kirchplatz 1, Ecke Kreuzstraße, in dem Webermeister Wilhelm Delock mit seiner Familie lebte, existiert nicht mehr. Dessen Sohn Emil Delock richtete in einem neu erbauten Eckhaus ein Geschäft für Stoffe und Baumwollkleidung ein. – Die große Begräbnisstelle der Familie ist heute noch im Friedgarten an der Wichgrafstraße zu sehen.

Das Haus Kirchplatz 2 aus Richtung Kirche gesehen. Es wurde 1753 auf Parzelle 147 erbaut. Der Erstbesitzer war der Etaminhersteller (Gazegewebe) Wenzel Sotscheck (das ist die heutige Einheitsschreibweise des Namens), verheiratet mit Johanne geb. Fuchs (Fuxowa) aus Königgrätz in Böhmen. Aus seiner Familie folgte dann deren Sohn Friedrich Sotscheck oo Dorothea Wagnitz. Erst später wurden stärkere Veränderungen am Baukörper des Hauses vorgenommen: An der rechten Hausseite wurden zwei Achsen angesetzt. Der Händler Gottfried Hönow erwarb 1880 das Haus und ließ in der Folgezeit über dem Erdgeschoss eine Drempel-Etage aufsetzen, was eine erweiterte Wohnnutzung ermöglichte. Hönow entschloss sich, in dem rechten Hausteil eine Gastwirtschaft einzurichten. Das Gebäude ging an die Enkeltochter des Wilhelm Hönow über, die den Erich Renn heiratete. Diese Familie verbrachte ihre Zeit bis zum Lebensende in diesem Haus.

Das gleiche Haus Kirchplatz 2 aus Richtung Kreuzstraße gesehen.

Das Haus auf der Parzelle 146 erhielt um 1852, wie alle anderen Häuser ebenso, eine Hausnummer. Hier: Kirchplatz No. 3. Das zum Ende der DDR-Zeit total heruntergekommende ruinöse Gebäude wurde mit großer Sorgfalt saniert und in vielen Belangen auf das ursprüngliche Aussehen zurückgeführt, wobei selbst an der linken Seite – beim Anschluss an das höhere Nachbargebäude – nicht auf die Gestaltung des Krüppelwalmdaches verzichtet wurde. Die halbrunden Fenster in der Giebelwand des Dachraumes waren in der Entstehungszeit üblich.

Ursprünglich war das Gebäude Kirchplatz 5 auf Parzelle 145 ein übliches 5-achsiges Haus, 1753 errichtet. Der linke Teil wurde jedoch im Interesse des höheren Neubaus Nr. 6, nach 1911 abgebrochen, so dass wir hier heute ein halbes Kolonistenhaus sehen.
Der Erstbewohner war Gottfried Kretschmann aus dem sächsischen Ort Nichtwitz. Dieser verdiente sein Brot als Bäcker, Wollhändler und Bierschänker – doch nicht genug damit, er verdingte sich auch als Lehrer einer in diesem Hause deutschen Schule, in der nun sächsisch unterrichtet wurde (das ist kein Witz), was aber nicht lange gut ging. Der Einnahmetätigkeiten des Kretschmann waren es zu viele. –
Den böhmisch sprechenden Kindern aber, wurden die wichtigsten Lebensgrundlagen in der Schule Priesterstraße 22 => Karl-Liebknecht-Straße 27 gelehrt – siehe unten. – Auch dieses Gebäude wurde in den 1990-er Jahren grundlegend saniert.

Das Haus Kirchplatz 7 auf der damaligen Parzelle 144, wurde ebenfalls Mitte der 1990-er Jahre saniert. Es sind typische bautechnische Merkmale aus der Entstehungszeit erhalten geblieben, wozu auch die Fachwerk-Giebelwand im Dachgeschoss zählt.

Kirchplatz 9, auf der alten Parzelle 143 im Jahre 1753 errichtet. Hofseitig gibt es Anbauten und das linke Hausende wurde mit einem Satteldach bedeckt.
Diese Seite des Kirchplatzes hatte noch das Haus Nr. 10 auf Parzelle 142, auch als Nr. 9a geführt, das aber im Interesse des benachbarten Schulgrundstücks abgebrochen wurde.

Das Gebäude Kirchplatz 16 ließ Webermeister Friedrich August Baatz im Jahre 1844 als Sekundärbau auf Gartenland, einem zweiten Teilstück der Parzelle 215, errichten. Bewohner war u. a. vor 1883 Gottlieb Sotscheck oo Caroline, geb Melzheimer.
Hier während der Generalinstandsetzung „giebelseitig geöffnet“ zu sehen. Es handelt sich um ein 7-achsiges Weberhaus mit Satteldach. Sanierung 1994.

Nochmals das Haus 16. Nach der Sanierung mit Umbauarbeiten.

Das Gebäude Kirchplatz 17 ließ Gastwirt Salomon im Jahre 1842 als Sekundärbau auf Gartenland, dem ersten Teilstück der Parzelle 215, errichten. Eine Sanierung mit Umbau erfolgte 1995 / 1996.

Das Weberhaus wurde etwa 1843 auf der ursprünglichen Gartenland- Parzelle 215 gebaut. Ursprünglich befand sich der Hauseingang an der Straßenseite. Die Dachgauben bestehen erst seit der Sanierung des Gebäudes Mitte der 1990-er Jahre.

Auf Parzelle 139 wurde 1904 die rechte Hälfte des Kolonistenhauses Kirchplatz Nr. 23 abgerissen. Dafür entstand an dieser Stelle um 1905 ein Neubau mit drei Voll- und einem Mansardgeschoss. Der Bauherr war Herr Müller, der auch seinen Handwerksbetrieb dort einrichtete. Später: >Jalousien-Müller<

Kirchplatz 23. Das Haus der Nowaweser Weberinnung auf Parzelle 139. Die rechte Seite des Kolonistengebäudes wurde 1904 zugunsten des Neubaus Nr. 22 abgebrochen, so dass wir heute nur noch die linke Hälfte des ursprünglichen Hauses als halbes Kolonistenhaus mit hofseitigem Eingang sehen.

Kirchplatz 24 auf Parzelle 138. Erstbewohner war die Familie des Johann Christian Heinrich Milch aus Gesnitz (Jeßnitz a. d. Mulde). Auch dieses Gebäude galt am Ende der DDR–Zeit als Ruine und war deshalb unbewohnt. Erhalten war jedoch der auf jedem Grundstück obligatorisch gepflanzte Walnussbaum aus dem Jahr 1753. Das Gebäude wurde in den 1990-er Jahren einer vorbildlichen Grundsanierung unterzogen und auch das Gartenland neu gestaltet.

Das Haus Kirchplatz 26 steht auf Parzelle Nowawes 137. Es wurde 1753 als übliches fünfachsiges Kolonistenhaus errichtet. Leider mussten die linken (östlichen) beiden Achsen dem im Jugendstil errichteten viergeschossigen Neubau weichen.

Kirchplatz 27 auf Parzelle 137. Ein großer Neubau. Hier bestehen ähnliche Verhältnisse wie bei den Häusern 22 und 23. Es wurde der linke (östliche) Teil des Hauses 26 abgebrochen, um Platz für diesen Neubau Nr. 27 zu schaffen.
Im Erdgeschoss betrieb Richard Sotscheck die Gastwirtschaft „Sängerklause“. – „Auch dieser Ort ist kein Museum“, sagen viele Leute. Andere Menschen bedauern eher, dass die Einheitlichkeit der einstmals harmonisch gestalteten Platz-Anlage durch neuere Großbauten auf Dauer gestört wird. Die „hochkünstlerischen Grafitti-Wandverzierungen“ sind nicht dem alten Jugendstil um 1912, sondern wenigen Vertretern moderner Jugend um 2022 zuzuordnen.

Das Gebäude Kirchplatz 29, ein fünfachsiges Kolonistenhaus, wurde 1753 auf Parzelle 136 erstellt, allerdings wie üblich mit mittiger Hauseingangstür und ohne Dachgauben. Auch die Grundrissgestaltung für einen Laden (links) mit Schaufenster und Ladentür gab es ursprünglich nicht. Der rechte (westliche) Hausabschluss mit dem Krüppelwalmdach wurde wohl mit dem Errichten des Nachbarhauses Nr. 28 verändert.

Der dreieckige Kirchplatz, der seit 1946 den Namen „Weberplatz“ trägt, war ursprünglich mit Maulbeerbäumen bepflanzt. Vom alten Bestand gibt es nur noch Einzelexemplare. Seit langer stehen Eichen auf dem Platz.

Die Lindenstraße

Ursprünglich 1751 Allestraße, ab etwa 1830 Alte Lindenstraße, nach 1903: Lindenstraße. Vor 1838 zum Teil längs aufgetrennt und die südliche Straßenseite, nun eigenständig, als Retzowstraße weitergeführt. Die Lindenstraße erhielt 1946 kurz und bündig den Namen: Rudolf-Breitscheid-Straße (SPD-Politiker). Die Häuser der Straße wurden mehrfach umnummeriert, so dass es bei der Betrachtung von Historie und Gegenwart die nicht immer einfachen Verschiedenheiten zu beachten gilt.

Die Lindenstraße 3 und 2. (=> Rudolf-Breitscheid-Straße 83 und 84). Zwei halbe Häuser. In diesen Gebäuden lebten um 1949 Adolf Dombrowski und der Tapezierer-Meister Georg Sotscheck, beide durch Heirat innerhalb der Familien miteinander verbunden.

Das Bild zeigt in der Mitte das derzeitig von höheren neueren Häusern flankierte Gebäude der früheren Lindenstraße 4 a auf Parzelle 35. Es wurde 1751 errichtet. Heute: Rud.-Breitscheid-Straße 81. Im rechten Gebäudeteil wurde die Achsenaufteilung stark verändert und auch fand ein hofseitiger Ausbau statt.

Das Gebäude Lindenstraße 8, auf Parzelle 33, wurde 1751 errichtet, heute Rud.-Breitscheid-Straße 77. Nach dem Abriss des Vorbild- und Musterhauses der Kolonie in der Retzowstraße 2, wurde es zum neuen Musterhaus der Baugewerkeschule Berlin, als Anschauungsobjekt zu Lehrzwecken für die Aus- und Weiterbildung von Bauhandwerkern gewählt, weil es sich noch immer weitestgehend im Originalzustand befand.

Das vorgenannte Gebäude Lindenstraße 8 => R.-Breitscheid-Straße 77 verfügt über Gartenland, das sich bis zur Mauer des Friedgartens hinzieht (Eingang Wichgrafstraße).

Die frühere Lindenstraße 14 auf Parzelle 30, ist heute das Haus Rud.-Breitscheid-Straße 71. Das Haus wurde 1751 errichtet.

Könnten wir von hier aus durch den Bahndamm hindurchsehen, sähen wir dieses Bauwerk. Das Haus wurde 1751 in der Lindenstraße auf Parzelle 36 errichtet. Diese Straße wurde mit dem Bau der Eisenbahnstrecke kurz vor 1838 längs aufgetrennt. Der Straßenteil, auf dem dieses Haus steht, wurde um 1903 Retzowstraße genannt. Das Haus war dann die Retzowstraße 27, nach 1945: Benzstraße 27. Die Generalinstandsetzung fand 1992 / 1993 statt.

Die frühere Parzelle 27, später Lindenstraße 20, ist heute das Grundstück Rud.-Breitscheid-Straße 65. Das Gebäude wurde 1751 errichtet – dieses originale Kolonistenhaus stand bis zum Jahr 1997, wurde aber im gleichen Jahr durch einen Neubau ersetzt. Das Bild neuen Gebäudes ist im nächsten Teil: Die Bauten nach 1850 ... enthalten.

Ein Blick in den Hof des Hauses Lindenstraße 20 in den 1990-er Jahren => R.- Breitscheid-Straße 65.

An dieses Haus sind im Hof zwei Seitenflügel angebaut worden, so dass die Räume des Haupthauses von dieser Seite (Nordseite) wenig natürliche Belichtung bekamen. Wir wissen aber auch, dass dieser Gebäudekomplex 1997 abgerissen wurde. Es entstand im gleichen Jahr ein Neubau, der die denkmalspflegerischen Belange berücksichtigte und mit der Auflockerung des Hofgeländes günstigere Wohnbedingungen erhielt.

Das Gebäude Lindenstraße 22 / 23 auf Parzelle 25, heute Rudolf-Breitscheid-Straße 62, wurde 1751 errichtet aber später völlig umgebaut, so dass nur noch die straßenseitige Fassade entfernt an das ursprüngliche Kolonistenhaus erinnert. In den 1950-er Jahren war dort ein Kino, die „Union-Lichtspiele“ eingerichtet, im Volksmund auch „Flohkiste“ genannt. Der Standort war nur wenige Schritte vom Kino „Thalia-Theater“ in der gleichen Straße, Haus Nr. 50 / 51 entfernt.

Das Kolonistenhaus Lindenstraße 40 auf Parzelle 17 ist seit 1946 die Rudolf-Breitscheid-Straße Nr. 45. Das Gebäude wurde 1751 errichtet. Im Gartengelände wurde ein weiteres Wohnhaus und ein langes massives Schuppengebäude errichtet. Dort war auch der 1751 obligatorische Walnussbaum bis nach 1950 erhalten. Das Haus rechts daneben ist die Lindenstraße 39 => R.-Breitscheid-Straße 46, errichtet 1874.

Lindenstraße 47-46-45-44. Das Kolonistenhaus Nr. 46 ist heute die Rudolf-Breitscheid-Straße 39. Ursprüngliche Parzelle 14. Gebaut 1751. In der linken (westlichen) Hausseite wurde um 1890 ein Geschäft eingerichtet mit großen Schaufenstern und einer mittig angeordneten Ladentür. Glaserei Zimmermann. Das Gebäude rechts daneben: Fleischerei Johannes Johl.

Lindenstraße 57 => Rudolf-Breitscheid-Straße 22. Das Kolonistenhaus von 1751 steht auf der Parzelle 7. Es wurde 1751 errichtet. Zwischenzeitliche große Änderungen durch Anbauten wurden bei der Sanierung rückgebaut. Die vorbildliche Sanierung lehnt sich gut an das Ursprungsaussehen an. Das Gebäude steht links neben der Zufahrt zum Gelände der Oberlin-Klinik und beherbergt heute eine Arztpraxis.

Die erste Eisenbahnstrecke in Preußen und damit „die Stammbahn“ wird im Jahre 1838 zwischen Potsdam und Berlin, über Zehlendorf, eröffnet. Diese Bahnlinie führt auch mittig längs durch die Lindenstraße => R. Breitscheid-Straße. Ansichtskarte.

Im Anschluss an das Westende der Lindenstraße, Am Schwarzen Damm, befand sich seit der Zeit des Königs Friedrich Wilhelm I. der Friedhof des Potsdamer Militärwaisenhauses, kurz: Waisenfriedhof genannt. Dieser wurde im Interesse der Gestaltung der Autoauffahrt zur Humboldtbrücke im Jahr 1977 aufgegeben. Der Abriss betraf ebenso die davor im Eckhaus Wilhelmstraße => Alt Nowawes gelegenen Gaststätte „Zum Kaiserpark“, während der DDR-Zeit, als Restaurant „Haushalter“ bezeichnet.

Die Mittelstraße, seit 1930 Wichgrafstraße

Das Gebäude der Mittelstraße 2 war ursprünglich auch ein fünfachsiges Kolonistenhaus aus dem Jahre 1753. Es musste dem Bau der Webereischule weichen, die von August Wichgraf zur weiteren Qualifikation der Weber ins Leben gerufen wurde.

Diesem Haus, ab 1852 / 53: Mittelstraße No. 5, wird man später die Anschrift Wichgrafstraße Nr. 3a erteilen, was nichts mit dem Baukörper an sich, sondern wohl mit den zeitweilig geteilten Besitzverhältnissen zu tun hat. Der Bau von 1753 steht zwischen den Nachbarhäusern Nr. 3 und Nr. 7 auf der ursprünglichen Parzelle: Nowawes 134. Um 1866 gefiel es dem damaligen Besitzer, im Osten, also links, zwecks Raumerweiterung eine Achse ansetzen zu lassen. Die heutige Dachgaube, die etwas an den Gehäusebestandteil einer Schwarzwälder Kuckucksuhr erinnern mag, hat nichts mit originalen Gestaltung zu tun; ebenso nicht die verschiedenartigen Dacheindeckungen und die unterschiedlichen Sockelverblendungen, die eher auf ein geteiltes Eigentum hinweisen.

Das alte Haus errichtete man ebenfalls im Jahr 1753 – auf der Parzelle 128. Ursprünglich war es wie üblich 5-achsig, wurde aber später um zwei Achsen nach links (nach Osten) verlängert. Auch die Bautiefe des Gebäudes, weiter in den Garten hinein, wurde vergrößert. Das heute veränderte Erscheinungsbild gegenüber dem historischen Ausdruck wird stark von den ungegliederten Fensterflächen bestimmt.

Wir ahnen es bereits: Auch dieses Kolonistenhaus erbaut im Jahre 1753, auf der Parzelle 124, war ursprünglich 5-achsig, wurde aber vor 1862 mit einer Ache in östlicher Richtung (links) erweitert und erhielt noch später einen Garagenanbau.

Mittelstraße 18, erbaut im Jahre 1753 auf Parzelle 132, seit 1930 Wichgrafstraße 18. Augenfällig sind die breite flachgedeckte Dachgaube und der hofseitige Ausbau des Dachgeschosses.
Hier wohnten viele Jahrzehnte die Familien Kloppe und Füssel.

Die Gebäude 19, 19a und 21 stehen auf der Parzelle 122. Der Komplex 19a und der rechte (westliche Teil der Nr. 21) waren das ursprüngliche fünfachsige Kolonistenhaus. Wohl um 1874 baute man links (östlich) zwei Achsen an aber auch rechts wurde ein eigenständiges Haus mit drei Achsen, drei Geschosse hoch, etwa kubischen Aussehens, als Haus-Nr. 19 angebaut. Zustand 1990, vor der Sanierung. Fotograf unbekannt.

Das gleiche Haus, links 19 a, rechts Nr. 19 nach der Generalinstandsetzung.

Wichgrafstraße 25, 23a und 23. Hier sehen wir einen neun-achsigen Gebäudekomplex. Das ursprünglich fünfachsige Haus mit seiner wie üblich zentral liegenden Tür, wurde 1753 auf Parzelle 120 errichtet und um 1873 / 1874 sowohl links (östlich), als auch rechts, mit je einem Anbau von 2 Achsen erweitert. Im Jahre 1878 erwarb der Webermeister Gottfried Lüscher das Haus No. 23.

Das Gebäude Mittelstraße => Wichgrafstraße 27 auf Parzelle 118, errichtet 1753. Sein Aussehen wurde durch das eingefügte Kniestockwerk und das Querhaus im Dach wesentlich verändert, was wohl in der Zeit nach 1880 vorgenommen wurde. Weitere Veränderungen traten im Zuge der Sanierung nach 1996 ein.
Seit 1926 wird das Grundstück als evangelischer Kindergarten der Kirchengemeinde genutzt.

Der Friedgarten schließt sich an das Grundstück Mittelstraße 27 => Wichgrafstraße 27 an und erstreckt sich bis fast zur Plantagenstraße mit seiner ursprünglichen Länge von 180 m bei einer Breite von 80 m. Im Jahr 1753 / 1754 wurde er angelegt. Die Weihe fand am 28. Juli 1754 statt. Zwei inzwischen mächtige Eichen flankieren das Eingangstor.

Die kleine Kapelle steht dem Eingang des Friedhofs etwa gegenüber.

Die nördliche Straßenseite der heutigen Wichgrafstraße mit dem Blick nach Westen (Richtung Weberplatz).

Die 11-Häuser-Straße, um 1903 in Mühlenstraße umbenannt.

Die Straße beginnt mit dem Haus Nr. 2. Das Haus Nr. 1, wohl ein Kolonistenhaus von 1765, fiel, genauso wie das Haus 1a, dem Bau der Zufahrt zur Humboldtbrücke im Sommer 1977 zum Opfer. Zwischen jenem Grundstück mit dem Haus Nr. 1 und der späteren Gaststätte „Zum Kaiserpark“ bzw. nach 1945: „Zum Haushalter“, lag der Kinderwaisenfriedhof des Potsdamer Militärwaisenhauses, auf dem aber später auch z. B. Diakonissen des Oberlinhauses bestattet wurden.

Mühlenstraße 2 auf Parzelle 197. Es handelt sich um einen Bau aus dem Jahre 1854. Somit ist das Gebäude kein ursprüngliches Haus für die Kolonisten, sondern ein Nachbau, ein Sekundärbau und wird somit als Weberhaus bezeichnet.
Nach gründlicher Sanierung in den 1990-er Jahren zog in das Gebäude eine Kindertagesstätte ein. –

Es war einmal vor langer, langer Zeit, dass vor dem Hause Mühlenstraße 4a ein alter Mahlstein einer noch älteren Nowaweser Getreide-Windmühle lag. Ein „Wahrzeichen“ dafür, dass hier in der Nähe mehrere Windmühlen standen. Eines Tages war dieser Stein verschwunden ...

Wir müssen diesen nicht ganz vermissen. Seine Reste liegen auf einer kleinen Mühlen-Anhöhe im Park, kurz vor dem Kindermann-Weiher. Links im Bild: Stein einer Mühle im Park Babelsberg, rechts: Schichtenaufbau des Mahlsteins einer anderen Mühle.

Solch ein Grundkörper bestand aus mehreren Stücken, oft, wie hier zu sehen, aus vier Teilen, die mit einem Eisenband fest zusammengezogen und zusammengehalten wurden. Diese Mahlsteine bestanden aus mehreren Schichten.

Eine Galerie-Windmühle „nach holländischem Geschmacke“ stand von 1756 bis 1848 auf dem Mühlenberg im heutigen Park Babelsberg. Diese gehörte dem Hofrat Rehnitz. Sie war an diesem exponierten Ort weithin sichtbar und somit sehr bekannt, bis im Jahre '48 sie eines Tages abgebrannt.

Die Rehnitz-Mühle auf dem Mühlenberg, gemalt von Bernd Selle (Hausfassadenbild, nach Vorlage, 2022). Mit freundlicher Zustimmung zur Veröffentlichung – gilt ausschließlich für diese Internetseite.
Für die gleiche Stelle entschied man, nach dem Brand nicht erneut eine Mühle zu errichten.

Vier Jahre nach dem Mühlenbrand wurde die Entscheidung getroffen, an diesem Ort den Flatow-Turm zu errichten. Ein Schmuck für den Park, eine Arbeitsstätte, ein Aussichts- und Erholungsbauwerk. Dessen Bauzeit: 1853 bis 1856.
Gemalt nach der Natur von Doris Seehafer, mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung – ausschließlich auf dieser Internetseite.

Das Kolonistenhaus Mühlenstraße 8. Es wurde im Jahr 1765 als ein fünfachsiges Haus auf der Parzelle 201 errichtet aber bereits ein Jahrzehnt später um zwei Achsen linksseitig verlängert. Ursprünglich befand sich die Hauseingangstür traditionell in der mittleren der fünf Achsen – sie wurde zur Hofseite verlegt.

Nochmals das gleiche Gebäude. Dieses Haus galt über viele Jahre hinweg als das kleine Rathaus. Es war „die Residenz“ des beliebten Nowaweser Orts-, dann Amts-Vorstehers für Nowawes, Neuendorf und Drewitz, August Friedrich Julius Mücke. In seiner Funktion war er auch der Verwaltungsbeamte für das Personenstandswesen (Standesbeamter) und kannte sehr viele Einwohner persönlich, hatte mit diesen mindestens bei den Geburtenregistrierungen, den Eheschließungen sowie bei den Einträgen der Sterbefälle zu tun und stand jenen mit seiner Herzensgüte bei. Julius Mücke war in seinem Erstberuf ein Mühlenmeister. Die Verwaltungs-Dienstjahre übte er von 1870 bis 1897 aus. Seine Lebenszeit währte von 1838–1897. Leider starb er bereits im Alter von 59 Jahren.

Kolonistenhaus Mühlenstraße 9 und 10. Gebaut 1765 auf Parzelle 202, allerdings als ein übliches fünfachsiges Gebäude. Diesem wurden später rechts und auch links jeweils ein halbes Haus mit drei Achsen angesetzt. Somit bestehen hier drei Sektionen, heute ein Doppelhaus mit 11 Achsen.

Ein Gebäude in der Neuen Straße

Diesen Namen trägt die Straße seit etwa 1860. Sie ist also nicht mehr ganz neu – bisher aber ergriff niemand die Initiative zur „Erneuerung“ – und dabei gibt es durchaus gangbare Bezeichnungen, wie beispielsweise >Zum Park<, weil sie geradewegs auf diesen zuführt, zumindest bis zur Mühlenstraße.

Das Gebäude Nr. 3 steht auf der Parzelle 160. Es wurde als Weberhaus um 1852 errichtet. Es weist einen sehr guten Sanierungszustand aus.

Nun ein Gang durch die Priesterstraße, seit 1946 Karl-Liebknecht-Straße, die die frühere Neuendorfer Eisenbahnstraße einbezieht.

Es waren in der Eisenbahnstraße anfangs 5 Häuser, so dass man gedanklich beim zeitlichen Übergang von der Priesterstraße zur Karl-Liebknecht-Straße oft 5 Hausnummern hinzuzählt. So wurde beispielsweise die frühere Priesterstraße 22 zur Karl-Liebknecht-Straße Nr. 27. Allerdings hat die Straße noch eine weitere Besonderheit: Die Erweiterung erfolgte nicht ganz so wie die Vorausschau. So merken wir beim Durchwandern der Straße, dass zwischendurch ein knappes halbes Hundert Hausnummern fehlen – und somit ändern sich auch plötzlich die Hausnummern nicht mehr nur um die vorgenannte Differenz von fünf Nummern. Gehen wir vom nördlichen Straßenende zurück in Richtung Rathaus, so müssen wir eine Hausnummerndifferenz von 53 berücksichtigen. Beispiel: Die frühere Priesterstraße 68 bekam bei der Straßenumbenennung und Umnummerierung die Hausnummer 121. Ich treffe immer mal wieder Bewohner der Straße, denen dieser Umstand in vielen Jahren überhaupt nicht bewusst geworden ist.

Kolonistenhaus Priesterstraße 7 und 8 auf Parzelle 52 ist heute das Haus Karl-Liebknecht-Straße mit den Nummern 12 und 13. Es wurde 1752 in wie gewohnt fünfachsiger Ausführung gebaut. Es gehört zu den wenigen Fällen, bei denen für ein Haus zwei Hausnummern vergeben wurden. Entgegen der im Bild gezeigten Hausnummer, ist der rechte Hausteil die Nr. 7, (neu: 12), die linke Haushälfte die Nr. 8 (neu: 13). In dem Haus ist seit langer Zeit die Bürgel-Buchhandlung untergebracht. Diese wurde nach dem Volksastronomen und Schriftsteller Bruno Hans Bürgel benannt.

Das gleiche Haus nochmals in „schräger Seitenansicht“.

1752 wurde auf der Parzelle 60 ein fünfachsiges Kolonistenhaus errichtet. Der Erstbewohner ab 1752 und Besitzer ab 1760 war Wenzel Sotscheck aus Königgrätz in Böhmen. Spätere Eigentümer ab ca. 1832 Familie Zinnow, im rechten (südlichen) Teil Nr. 23 wohnend. Im linken Teil (spätere Nr. 19, heute 24) lebte Familie Gericke. Das Gebäude wurde im Laufe der Zeit räumlich durch Anbauten erweitert, so dass ein Gebäudekomplex fast doppelter Länge von 24,5 m entstand.
Um 1910 / 1911 wurde der linke Teil des Langhauses abgebrochen und auf der Fläche das vierstöckige Wohn- und Geschäftshaus Gericke errichtet. Im Gartenareal / Hofgelände befand sich nach 1860 das Gebäude einer Tischlerwerkstatt der Gerickes (heute Hotel „Vivaldi“).

Das Gebäude Priesterstraße 20 auf Parzelle 62 im Jahre 1752 gebaut, ist heute Karl-Liebknecht-Straße 25.

Das Gebäude Priesterstraße 22 auf Parzelle 64, ist heute das Grundstück Karl-Liebknecht-Straße 27. Das Haus war die erste Nowaweser Schule, in der (im Gegensatz zur deutschen Schule, Kirchplatz 5) in böhmischer Sprache unterrichtet wurde. Hierin wohnte auch die Familie des Lehrers.
Viel später, nachdem der Kinderreichtum der eher armen Weber zu groß war und deshalb im Jahre 1806 eine größere Schule auf dem Grundstück Priesterstraße 24 errichtet wurde, lebten in diesem Hause immer noch Lehrer und anschließend Küster, Kantore und Organisten der Friedrichskirchen-Gemeinde.

Das Grundstück, diese Parzelle 64, zog sich weit (durch die erst später entstehende Lutherstraße) bis zum Grundstück Kirchpatz 14. Das Grundstück wird auf dieser Seite von einem etwa 40 m langen Bretterzaun eingefriedet, wie er in Böhmen als üblich galt.
In den 1950-er Jahren erneuerte der Bewohner, der Kantor und Organist Christlieb Albrecht diesen Zaun und der Autor dieses Beitrags, Chris J. war ihm dabei ein junger interessierter Helfer.

Dieses Gebäude, ebenfalls 1752 gebaut, sieht etwas stattlicher aus, als die vorher gezeigte Schule für viele Kinder und ihren Lehrer. Es handelt sich um das Pfarrhaus auf Parzelle 66, in der Priesterstraße 23, seit 1946: Karl-Liebknecht-Straße 28. Die vorgenannte Schule und der Lehrer unterstanden der Aufsicht des Predigers. Das Gebäude entspricht im Prinzip den anderen Kolonistenhäusern ist aber im Platzangebot großzügiger ausgelegt, was sich vor allem am recht breiten Querflur (als Nebenraum) zeigt und ist schon bei der Errichtung, nach Norden um eine Achse länger (also kein nachtäglicher Anbau, wie sonst öfter praktiziert). Es ist somit ein sechsachsiger Bau. Für das Gebälk wurde Eichenholz statt der sonst üblichen Kiefer verwendet und der Fußboden erhielt in vornehmer Weise Dielenbretter, was sonst sehr selten vertreten war. Es lebte hierin als erster Bewohner der Prediger Wenzel Letochleb.

Grundstück Parzelle 67, Priesterstraße 24, heute: Karl-Liebknecht-Straße 29.
Auf der Parzelle 67 wurde das Kolonistenhaus im Jahre 1806 abgebrochen und stattdessen eine Schule errichtet, weil die bisherigen Bildungsstätten die Anzahl der Kinder nicht mehr fassten. Das Haus lehnt sich traditionsgemäß an die Gestaltung der Kolonistenhäuser und auch des benachbarten Pfarrhauses an. Es ist größer, mit sieben Achsen, ausgeführt. Die Zukunft wird wissen, dass dieses Bauwerk bereits nach 100 Jahren abgebrochen und an gleicher Stelle durch einen wiederum größeren Schulneubau ersetzt wird, der dann später den Ehrennamen des Bruno Hans Bürgel (Schriftsteller und Volksastronom) erhalten wird.

Das Gebäude steht auf der Parzelle 82 in der Priesterstraße 35. Heutige Anschrift: Karl-Liebknecht-Straße 40. Es ist das vorletzte Gebäude vor der Einmündung der Turnstraße. Es handelt sich um einen Bau von 1752, dem nach etwa 100 Jahren am Südende (rechte Seite) eine Achse und auch hofseitig ein zweigeschossiger Seitenflügel angefügt wurde, der die Belichtungsverhältnisse einschränkt. Das Gebäude wurde in der zweiten Hälfte der 1990-er Jahre grundlegend saniert, auch der Dachboden ausgebaut und mit Satteldachgauben versehen. Dem höheren Nutzen im Sinne der Wohnqualität steht die geminderte Ästhetik der ursprünglich ausgewogenen Gebäude-Gestaltung entgegen.

Priesterstraße 38 => Karl-Liebknecht-Straße 93

Das Gebäude Priesterstraße 37 auf Parzelle 81 => heute Karl-Liebknecht-Straße 42, bildete mit dem hier gezeigten Bild des auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehendem Hauses Priesterstraße 38 auf Parzelle 80 (heute Nr. 93) gewissermaßen „als Torhäuser“ den nördlichen Abschluss der Kolonie Nowawes. Wir sehen – eine spätere Gebietsplanung wurde nicht verwirklicht – es besteht hier eine Lücke von rund 50 Hausnummern, die nicht vergeben wurden.
Das fünfachsige Typen-Haus Priesterstraße 38 = Karl-Liebknecht Nr. 93 wurde im Jahr 1752 errichtet. Zu einem späteren, nicht genau bestimmten Zeitpunkt wurde südlich (links) ein vierachsiger Erweiterungsbau ohne eigenen Zugang angesetzt, der die Hausnummer 94 erhielt (rotes Gebäude, als Bild angeschnitten).

Auf der ehemaligen Parzelle 79 stehen die heutigen Häuser Karl-Liebknecht-Straße 97 (gedacht vorn links außerhalb des Bildes), 96 – im Bild zu sehen der rechte (nördliche) Teil des Hauses Nr. 96 und das Haus Nr. 95. Ganz rechts, angeschnitten, ist das rote einzeln stehende Haus Nr. 94. Es steht schon auf Parzelle 80. Das Gebäude vorn links, die Nr. 96, war ursprünglich wie üblich freistehend und ist ein Kolonistenhaus aus dem Jahre 1752. Das im Zuge der Verdichtung rechts (nördlich) angesetzte Haus Nr. 95 mag etwa 125 Jahre jünger sein und wird als Weberhaus bezeichnet. Auch an die südliche Seite wurde ein weiteres Haus, die heutige Nr. 97, angesetzt.

Das Bauwerk der heutigen Karl-Liebknecht-Straße 100 / 101 steht auf der ursprünglichen Parzelle 77. Auch dieses Haus wurde im Jahre 1752 errichtet. Hierin wohnte spätestens seit 1755 die Familie des Schneiders Wenzel Wessely (dem querulantiven „Königsquäler“) aus Podebrad in Böhmen.
In späterer Zeit versah man das Haus links (südlich) mit einem Anbau, der als Verkaufsladen genutzt wurde.

Ab 1750: Waldstraße, um 1892 Wallstraße.
Seit 1946: Karl-Gruhl-Straße

Dieses ursprüngliche Kolonistenhaus in der Waldstraße => Wallstraße => Karl-Gruhl-Straße 56 a auf der Parzelle 89 wurde 1752 als fünfachsiges Gebäude errichtet. Der sich rechts (östlich) befindende dreiachsige Anbau (Nr. 56) wurde nach 1874 errichtet. Der Gebäudeteil rechts von der Eingangstür wurde für die Nutzung als Gaststätte gegenüber der ursprünglichen Baugestaltung wesentlich verändert.
Besitzer des Hauses ist seit 1896 Familie Hiemke. Hiemkes „Sportrestaurant“, weil nahe dem heutigen Karl-Liebknecht-Stadion gelegen. In diesem Hause konstituierte sich 1919 im „Roten Nowawes“ die Ortsgruppe der Kommunistischen Partei.

Ein weiteres saniertes Haus, Karl-Gruhl-Straße 17.

Auf der ursprüngliche Parzelle 106 steht das heute nur noch halbe Weberhaus, ein Sekundärbau. Das Gebäude wurde um 1865 fünfachsig ausgeführt, der linke Teil von zwei Achsen jedoch in den 1980-er Jahren abgebrochen.

1764: 50-Häuser-Straße / Eichenallee, ab 1778: Neue Lindenstraße, ab 1875 Wilhelmstraße, seit 1953 Alt Nowawes

Dieses Kolonistenhaus steht auf der Parzelle 164. Es wurde nach dem Siebenjährigen Krieg, im Jahre 1764, als fünfachsiges Gebäude errichtet, das so bis 1911 jenen Bestand hatte. Wegen des rechtsseitigen Neubaus als Grenzbebauung auf gleicher Parzelle, wurden die nördlichen beiden Achsen des Kolonistenhauses abgebrochen. Der Eingang lag an der Stelle des rechten der drei Fenster und wurde zur Hofseite verlegt.
Dem Schaffen von mehr Wohnraum und reichlicheren Mieteinnahmen aus einem Viergeschosser, gab man den Vorzug gegenüber dem Bewahren des einheitlichen Ortsbildes – aber das bereits seit des Beginns der Gründerzeit. Hierin lebte in den Jahren 1889–1895 der Schuhmacher-Meister Albert Sommer mit seiner Ehefrau Luise, geb. Kunkel.