Bilder zu „Nowawes, eine Colonie (eineSiedlung) bey Potsdam“ ...

Teil 2: Nowawes – Potsdam-Babelsberg, Bilder aus der Zeit nach 1850.
Zusammengestellt von Chris. Janecke, aktualisiert im Mai 2023.
E-Mail: christoph@janecke.name

Zur Erinnerung der alte Ortsplan, nun aber schon mit den Einträgen der Straßennamen, die bis in die Gegenwart gültig sind.

Bevor wir später zu weiteren Straßen und einigen ihrer Häuser gelangen, vorerst ein kleiner Streifzug durch den Ort in jenem Zeitraum.

Im Laufe der Zeiten hat sich an der Hausweberei an Arbeitsgeräten kaum etwas verändert.
Der Babelsberger Malermeister Bernd Selle gibt uns künstlerisch einen Einbilck in das Milieu – um 1880.

Anlässlich des Ablebens des Kaisers Wilhelm I. im Jahre 1888, fertigt der Landschaftsmaler Otto Thomasczek ein Großbild über den gestalteten Potsdamer Landschaftsraum. Auch Nowawes oder richtiger, der Schlosspark Babelsberg, ist hier vertreten und wird gewürdigt.

Das ist der Grafiker und Maler Otto Thomasczek, der zwischen 1887 und 1904 in Nowawes und Neuendorf wohnte.

Hallo, Herr Taximann! Modernstes individuelles Fortbewegungsmittel im Jahr 1899 – völlig ohne Pferde.
Quelle: Zeitungsausschnitt.

Weihnachten 1900 / Neujahr 1901. Alles erdenklich Gute für das neue Jahrhundert! Das sind unsere Wünsche. Was aber wird es uns tatsächlich bringen?

Panorama von Nowawes-Neuendorf aus dem Jahre 1901, geschaffen von Otto Thomasczek.

Im Jahre 1907 werden die Orte Nowawes und Neuendorf nun endlich vereinigt. Dazu gibt es ein neues Wappen für den Ort.

Im Jahre 1907 hat in Potsdam die neue Straßenbahn, kurz: „die Elektrische“ genannt, die Pferdebahn abgelöst. Ab 1908 führt das Gleis dann auch durch die Nowaweser Lindenstraße, vorerst bis zum Rathaus aber etwas später bis zur Plantagenstraße. Die Sitzbezüge des Gestühls erscheinen so vornehm, dass man recht achtsam Platz auf diesen nimmt. Das Wappen zeigt uns, aus welcher Residenz die Bahn kommt. Foto: Wolfgang Schmidt, Zeitungsausschnitt.

Weit mehr als 100 Jahre später bemühen sich fleißige Hände erfolgreich, die alte Pracht aktuell wieder erlebbar darzustellen. Diese völlig neue Webware (2016) für die historische Potsdamer Straßenbahn stammt aus der Common-Gobelin-Manufaktur, Braunsdorf bei Chemnitz. Foto: Wolfgang Schmidt, Bild: ein Zeitungsausschnitt.

Ein von Graf Zeppelin entwickeltes Starr-Luftschiff (etwa 1909) über den Kaiserlichen Schlosspark Babelsberg und die Havel fahrend. Links das Dampfmaschinenhaus zur Versorgung der Wasserspiele im Park. Ansichtskarte.

Ein Luftschiff über Potsdam nahe dem Luftschiffhafen an der Pirschheide. Postkartenvertrieb Sanke, Berlin

Die Weberstube: Der kombinierte Arbeits- und Wohnraum, einschließlich Materiallager und Kinderaufenthalt. Manchmal standen auch zwei Webstühle in dem Raum. Es herrschten erdrückende Enge und auch mangelhafte Beleuchtungsverhältnisse für die Fülle dieser Arbeiten.

Der Erste Weltkrieg tobt im vierten Jahr. Für die Bevölkerung gibt es mehr Rationierung als käufliche Lebensmittel. Bekannt ist das Jahr 1917 durch den „Kohlrübenwinter“. Im Gegensatz zu anderen Erzeugnissen waren Rüben noch gut erhältlich. So wurden alle möglichen Gerichte mit geschmacksverbessernden Phantasiebezeichnungen aus Kohlrüben gezaubert. Eine echte Herausforderung für die Hausfrauen.

Die Zeit der Inflation. Notgeldscheine (wie dieser aus Pößneck) werden ausgegeben.
Der Schein zeigt in idealisierender Weise einen sehr großen und hellen Arbeitsraum. So war es wohl selten anzutreffen. Wir kennen bereits Bilder aus dem wirklichen Leben in Nowaweser Stuben.

Die Inflation 1923 in ihrer „galoppierenden“ Phase. Die aufgedruckten Werte verfielen in kürzester Zeit, wurden schnell wertlos, mussten eigentlich sofort nach Erhalt in materielle Werte (vor allem Lebensmittel) umgesetzt werden.

In vielen Haushalten führte man Übersichten über die Preisentwicklung.
Seit 1924 ist Nowawes eine Stadt. Hier sehen wir, wie sich die Stadt mit vielen Erweiterungen 1930 zeigt.

Mehrere Filmproduktionen bieten auch um 1930 Filme in größerer Anzahl an. Viele der Drehplanentwürfe, die organisatorische Grundlage für die Arbeit des Filmens, setzte Richard Janecke in gut handhabbare Exemplare um und kopierte diese, dem Bedarf der Produzenten entsprechend.

Viele bekannte Nowaweser Geschäfte werben Kunden mit ihren Angeboten und Leistungen. Hier: Als Vertreter und Aussteller auf der Nowaweser Messe im November und Dezember 1932.

Unter den Anzeigenden findet der Autor dieses Beitrags viele Bekannte und auch Namen aus der eigenen Vorfahren-Verwandtschaft.

Der Bahnhof Nowawes. In den Jahren zwischen 1911 und 1914 wird der Eisenbahngleiskörper, die Bahnen fahren seit 1838 auf der Straße, um 4 m höher gelegt, dass heißt vorerst wird der Bahndamm aufgeschüttet und es werden die Brücken gebaut. – Oben im Treppenaufgang (im Bild nicht zu sehen) „die Wanne“, der Arbeitsplatz des Knipsers, des Fahrkartenentwerters. An der Wand ein Emailleschild mit der Aufschrift: „Das Spucken auf den Boden ist verboten“. Gegen Graffittis gibt es keine sichtbare Vorschrift – aber schon im ersten Schuljahr lernen wir ersatzweise: „Nur Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“.
Im Bild das Eckgebäude links wurde ein wenig geliebtes Polizeirevier – wie schön darin heute das Bistro mit leckeren Angeboten. Im Hintergrund eine Anzahl von Industrieschornsteinen, vor allem der Textilherstellung, dann der Gasbehälter für die Stadtgasversorgung mit seinem Standort zwischen Charlottenstraße und Bismarckstraße (=> Glasmeister- und Johannsenstraße). Das zu erahnende Oberlin-Gelände mit Kirchturm, das Rathaus und der spitze Turm der Friedrichskirche. Mittig hinter der Bahnsteigüberdachung die Fassadenwerbung für Aechte Rüdesheimer Biere.

Auf einem der vielen Sportfeste auf dem Sportplatz an der Priesterstraße (heute Karl-Liebknecht-Stadion), im Juni 1935.

Auch für verdienstvolle Mitarbeiter und Trainer fertigte Alfred Richard Janecke Ehrenurkunden aus. Quelle: Archiv Janecke.

Es galt von der Öffentlichen Verwaltung als üblich, Bürger zu ihren besonderen Festtagen mit einer Aufmerksamkeit zu erfreuen. Herr Adam Walpuski war Angestellter bei der Deutschen Reichsbahn.
Der Vater des Autors diese Berichts hatte die schöne Aufgabe diese Grußkarten auszuführen.

Eine solche Ehrung wurde auch dem Nowaweser Stadtbaumeister Paul Kunert zum Eintritt in das Pensionsalter zuteil.

Hier nochmals einige Titel von Filmen bzw. deren „Drehplanköpfen“, diesmal von der Ufa aus Neubabelsberg ... und von weitem ist auch schon, ab 1945, die DEFA mit ihrer Produktion zu sehen. Quelle: Archiv Janecke

Nach diesen Bildern, mit denen wir durch die Zeit des Orts eilten, geht es nun weiter, mit einigen Straßen, Häusern und Einrichtungen.

Auguststraße - ab 1862 vorerst ein Fußweg durch die Gärten. Ab 1866 Ausbau zur Auguststraße. Seit 1950: Tuchmacherstraße

In der Auguststraße 51 wird 1879 begonnen eine Schule zu bauen. Sie erhält ihren Standort neben der alten deutschen reformierten Schule in dem Kolonistenhaus Friedrichstraße 30 (heute: Garnstraße 30). 1880 nimmt die neue Schule ihren Betrieb auf. –
Nur wenige Schritte weiter, Auguststraße 45, hat ein Betrieb der Schallplattenproduktion sein Zuhause. Nach 1945 heißt der Betrieb VEB Lied der Zeit und es werden Tonträger in den Sparten „Amiga“ (Unterhaltungsmusik), „Eterna“ (Klassische Musik) und „Litera“ (Literatur) hergestellt.

Carlstraße, nach 1945: Pasteurstraße

Diese Straße gehört nicht zum ursprünglichen Gebiet von Nowawes.

Dieses Gebäude pflegt die Tradition der fünfachsigen Weberhäuser, dem links (westlich) eine Achse nachträglich angefügt wurde. Das Dachschrägenfenster fügt sich wesentlich harmonischer in die Dachfläche ein, als viele der anderen (Sattel)-Dachgauben im Ort. Ansprechend und ökologisch wirkt der Bewuchs mit wildem Wein.

Friedrichstraße, nach 1945: Garnstraße

Das Gebäude Friedrichstraße 2 (=> Garnstraße 2).

Hier, im Haus Friedrichstraße 12, wohnte zeitweilig auch der Schuhmacher-Meister Albert Sommer.

Friedrichstraße 17 (=> Garnstraße 17). In der Bauzeit: Nowawes, auf Parzelle 209 (später geändert auf 212). Es ist ein Weberhaus, 1858 gebaut. Eigentum des Tischlermeisters Ferdinand Linge.
In diesem Haus lebte um 1905 der Töpfer-Meister Melzheimer. In den 1950-er Jahren war es auch eine der Backwaren-Verkaufsstelle. Hier kaufte ich (der Autor dieser Zusammenstellung) bei Frau Zentner stets das gute Genth-Brot. Das 3-Pfund-Brot, also 1.500 g kostete 78 Pfennige, das Weizenbrötchen (die Schrippe) 5 Pfennige und das kompakte kräftige Roggenbrötchen (Schusterjunge) 0,03 Mark. Zu jener Zeit war aber die Eingangstür ganz links und rechts daneben ein größeres Schaufenster für die Backwarenwerbung und für mehr Licht.

Friedrichstraße 27. Das Haus wurde als Weberhaus (Sekundärbau) im Jahr 1860 auf Parzelle 57 errichtet. Bauherr / Eigentümer war der Webermeister Wilhelm Hach. Auch der Elektrotechniker Otto Thomas hatte hier, etwa ab 1905, seinen Betriebssitz.

In diesem Haus, Friedrichstraße 28, betrieb nach Herrn Kieper, das Ehepaar Otto und Elisabeth Schülke über viele Jahrzehnte ein Textil- und Kurzwaren-Geschäft und Ehepaar Lubenow verkaufte Seifen und Wirtschaftsartikel.

Familie Vortisch wohnte langjährig in der Friedrichstraße 36. Hier hat derzeitig Fa. Miele eine Filiale.

Hier, in der Goethestraße 39, wohnte zeitweilig der Töpfermeister Melzheimer mit seiner Familie.

Goethestraße 55. Zu den Bewohnern gehörte auch der Tischler Paul Schöppe.

Anmerkungen zur Friedrichskirche und zu deren Gemeinde

In unserer alphabetischen Folge der Straßen und Einrichtungen sind wir nun bei K, wie Kirchplatz (=> Weberplatz) also der Kirche angelangt, der dieser folgende längere Abschnitt gewidmet ist.

Pastor Ernst Adolph Stobwasser betreute Gemeinde der Nowaweser Friedrichskirche segensreich vom 28. Mai 1848 bis zum Ende des Monats April 1856.
Der Pastor überrascht die Kirchen-Gemeinde mit seinem kleinen Dichtwerk.
Der Text wird als Einstimmung zum Weihnachtsgottesdienst vorgetragen, bei verhaltender Untermalung mit dem Orgelspiel:

Heilige Weihnacht, Fest der Kinder,
Fest voll hoher Lust und Freud
für die ganze Christenheit!
Zeige uns den Überwinder,
der gehüllt in Fleisch und Blut,
selbst ein Kind ward – uns zu gut!
Denn das Christkind soll allein
uns're Weihnachtsfreude sein.

Freudig fall'n wir Kinder nieder,
sagen unser'm Heiland Dank,
ehren ihn mit frohem Klang.
Höre Jesu uns're Lieder,
mach die Herzen liebes-heiß,
würdig dir zu singen Preis:
Dann wird unser Lied allein
deine Weihnachtsfreude sein.

Im Jahre 1852 wird die 100-jährige Wiederkehr der Weihe des Gotteshauses vorbereitet, die im Mai des kommenden Jahres (1853) stattfinden wird.
Das Königspaar Friedrich Wilhelm IV. von Hohenzollern und Königin Elisabeth von Bayern schenken der Kirche das Gemälde, das der Künstler Carl Schmidt in Dresden malte. Das Werk wurde aber von ihm nicht erdacht – es handelt sich um eine sehr gute Kopie des Originals des Italieners Carlo Dolce. Es trägt den Titel: „Christus mit Brot und Kelch“ – zur Feier des Abendmahls. Auch die beiden Altarleuchter stiftete das Königshaus.

Das Königspaar spendete ebenfalls das neue Taufbecken. Es ist ein Kunstguss aus Eisen, der aber nicht schwarz erscheinen sollte, sondern mit Goldbronze optisch weiter aufgewertet wurde. Prinz Friedrich (der spätere 99-Tage-Kaiser Friedrich III.) spendete die innere Wasser-Schale aus Marmor. –
Nach fast 170 Jahren der Nutzung dieses Taufbeckens war eine Sanierung dringend erforderlich und deshalb sehen wir das Taufbecken hier im Zustand nach der gelungenen Restaurierung im Jahre 2022.
1853 gibt es auch eine neue Orgel. – Der Spruch: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“, wird vor dem Fest auf die Wand über der Kanzel aufgebracht.

Im April 1856 ging die Zeit des Wirkens von Pastor Stobwasser hier zu Ende – was nicht in seinem Sinne war. Er wird in die Landgemeinde Fahrland versetzt und scheidet schweren Herzens von der Gemeinde Nowawes.

In Fahrland lebt die Familie Stobwasser und die beiden Dienstmädchen Marie Pasewald und Auguste Zinnow, die aus Nowawes mitgegangen waren, in diesem Pfarrhaus (das später einem geräumigeren Bau weichen musste).
Näheres zu dieser Zeit und diesen Personen kann man auf der Internet-Seite www.janecke.name unter Lebensläufe: Sotscheck oo Zinnow lesen. Skizze: Chris Janecke im Dezember 2010.

Pastor Stobwasser hatte natürlich in der Friedrichskirche eine Reihe von Nachfolgern, die hier ihren Dienst versahen. Hier ein später nachgestalteter Trauschein als Muster.
Quelle: Archiv Janecke

Mit dem Anwachsen der Gemeinde und mancher Aufgaben wurde eine zweite Pfarrstelle eingerichtet und für jene ein weiteres Pfarrhaus errichtet. Der Erste Pfarrer (Oberpfarrer) hat seine Räume nun in der Lutherstraße 1, der Zweite Pfarrer bleibt in der Priesterstraße 23 => Karl-Liebknecht-Straße 28.

Inzwischen leben wir im Jahr 1903. Unsere Kirche ist 150 Jahre jung. Oberpfarrer Koller hält im Gedenken an die Geschichte die Festpredigt.

Liedertexte zur Kinderweihnachtsfeier 1921, Blatt 1 ...
... und hier Blatt 2.

Im Revolutionsjahr 1848 hatte Pastor Stobwasser die Feier-, Lehr- und Erbauungsstunden extra für die Kinder der Gemeinde eingerichtet. Das Vorhaben hat sich bewährt und trägt nach 75 Jahren und weit darüber hinaus seine Früchte. – Zeichnung: Richard Janecke

Textbatt zur 75-Jahr-Feier, 1923
Einige der aktiv mitarbeitenden Gemeindeglieder der Friedrichskirche,1925.

Organist und Kantor Pohl (links) traf sich mit Richard Janecke zu einem gemeinsamen Essen, um über Gott, die Welt und ihre Gemeinde zu reden. Herr Pohl liebte frische Lieder und frische Menschen, weniger einen dünnen, eher getragenen Gesang. Aus diesem Grunde spielte er gern auf der Orgel einen Deut schneller, „lebhafter“, wie er es nannte, als man es von alters her gewohnt war. Nach getaner Arbeit strebt er seiner Klause zu – in der Priesterstraße 40c wohnt er.

Aktive Jungmänner der Gemeinde (v. l. n. r.): Anton Bernhart, Richard Janecke, Christlieb Albrecht, Erich Füssel. Quelle: Archiv Janecke

Einladung zum vorweihnachtlichen Familienfeier im Parkrestaurant, Wilhelmstraße 118. „Klemms Festsäle“, kurz vor dem Parkeingang Grenzstraße.

Der Schneeflockenreigen erfreut sich bei den Weihnachtsfeiern großer Beliebtheit, so dass er auch in anderen Jahren wiederholend gepflegt wird. Hier Mädchen aus der Kinder-Gruppe von Anne-Marie Sommer (damals, 1927, war sie 14 Jahre jung). Sie schrieb dem Autor dieses Beitrags (ihrem Sohn) 75 Jahre später die Namen „ihrer Mädel“ aus dem Gedächtnis auf. Archiv Janecke.

Weihe-Gottesdienst 1928 für die Kirche nach umfangreichen Reparaturen an der Kirche. – hierzu gibt es Hinweise auf dem nächsten Bild-Blatt. Auch wurden dem Kirchenschiff, direkt hinter dem Turm, zwei Treppenhäuser angefügt, so dass nun endlich die Emporen gut erreicht und sicher wieder verlassen werden können. Die Treppenhäuser verändern das Aussehen der Kirche bedeutend.

Einladung ... mit Hinweisen zur Geschichte der Friedrichskirche. Quelle: Archiv Janecke
Der Turm mit den nun 1928 beidseitig angesetzten Treppenhäusern.
Die Friedrichskirche von der Lutherstraße aus gesehen.
Quelle: Ansichtskarte

Junge Menschen aus der Kirchgemeinde sind bei vielfältiger Mitarbeit anzutreffen. Hier beispielsweise bei der Blindenmission, die Pfarrer Ernst Christoffel ins Leben rief. Er wanderte auch in Nowawes mit jungen Gemeindegliedern mal durch Wald und Feld, um ihnen von seiner Arbeit im Orient, von seinen Erlebnissen und den Schwierigkeiten und Erfolgen zu berichten. Der große Schwerpunkt für die Hilfe war damals Persien (Iran) – ist heute mit heilend-helfenden Vorhaben über den Erdball verbreitet. Quelle: Archiv Janecke

Pfarrer Mehlhase, vorn, mit einer Mädelgruppe der Kirchengemeinde auf einer Fahrt in den Harz. Mit seiner Agfa-Box-Kamera (Preis: 4,- Reichsmark) hält er alles Wichtige fest.

Die Nowaweser Mitglieder-Gruppe der Blindenmission, 1932.

Die Zeit des National-Sozialismus hat begonnen. Schon erste Geschehnisse wollen und können viele Menschen nicht mittragen, oft auch nicht ertragen. Wachsender Antisemitismus, Öffentliche Bücherverbrennungen, Entzug des Heimatrechts, ... Es bildet sich die „Bekennende Kirche“ im Gegensatz zu „Deutsch-Nationalen“ Strömungen (Deutsche Christen). Anne-Marie Sommer (spätere verehelichte Janecke) gehört zu den ersten Mitgliedern der Bekennenden Kirche (BK) in Nowawes. Die Mitgliedskarte wurde von Pfarrer Viktor Hasse ausgestellt. Quelle: Archiv Janecke

Viktor Hasse – ein beliebter Pfarrer, der sich in schwierigen Zeiten für seine Gemeinde aufopfernd einsetzt – und selber starken staatlichen Repressalien ausgesetzt ist. Verschiedene Menschen und Gruppen von Gemeindegliedern versuchen es ihm zu danken.

1940: Christlieb Albrecht (1912–1997) wurde mit Elfriede Michel (Lehrerin in Freienthal) im Französischen Dom am Gendarmenmarkt in Berlin getraut. Es ist seine frühere zeitweilige Wirkungsstätte als Organist und Kantor. Das gesamte weitere Arbeitsleben wird er der Organist und Kantor u. a. der heimatlichen Friedrichskirche sein. Sein Wirken wird von seinem hohem Können ausgezeichnet. Archiv Janecke.

1941: In der Friedrichskirche wurden Richard Janecke mit Anne-Marie Sommer getraut. Der Traupfarrer ist Viktor Hasse, der die Anne-Marie bereits konfirmiert hatte.

Glieder der Kirchengemeinde schicken per Feldpost Informationen an die sich im Krieg befindenen Soldaten – über manches Geschehen in der Heimat, halten den Kontakt, versuchen ihnen Mut zu machen, sie zu stärken, ihnen das feste Gefühl zu vermitteln, dass man in der Heimat an sie denkt und auf ihre Rückkehr wartet. Auch die Kirchengemeinde erhält Feldpostbriefe ihrer Soldaten mit Berichten, Fragen und natürlich Grüßen.

Ein weiterer Brief an die Soldaten. Quelle: ebenfalls Archiv Janecke
Post in der Adventszeit

1951: Sechs Jahre liegt der Krieg zurück. Deutschland ist geteilt. Wir leben in einer anderen Zeit – in einer anderen Gesellschaftsordnung.

Seite 2 des Programms zur Adventsveranstaltung, die im Gemeindesaal in der Schulstraße 8c stattfand.

Nach dieser Betrachtung des Kirchenlebens wird der Rundgang fortgesetzt durch verschiedene Straßen, mit Bildern mehrerer Häuser und auch mit Besuchen bei einigen Bewohnern

Kirchplatz <= diese Bezeichnung ab 1751, => ab 1911 Friedrich-Kirchplatz, um 1941: Friedrichplatz, von 1946 an: Weberplatz

Gedenksäule auf dem Kirchplatz zur Erinnerung an die im deutsch-französischen Krieg, 1870, gefallenen Väter und Söhne von Nowawes.

Der altersschwache, geschädigte Maulbeerbaum am Haus Weberplatz 13 im Winter des Jahres 2022 – im Frühjahr 2023 grünt er aufs Neue.

Das ist der Nachfolgebau des Kolonistenhauses Kirchplatz 1. Der prächtige Neubau von 1899 steht sowohl am Kirchplatz, als auch in die Kreuzstraße hineinragend. Eigentümer ist die Familie Delock, Stoffe und Baumwollkleidung.

Die Schule, Kirchplatz 13, gebaut 1853

Das Haus Kirchplatz 16 auf Parzelle 215, heute Weberplatz 16, wurde 1844 als siebenachsiger Sekundärbau, als ein Weberhaus, errichtet. Es entspricht im Prinzip dem Aufbau der Kolonistenhäuser, aber mit je einem an den Giebeln angesetzten schmalen Raum. Genau 150 Jahre nach dem Bau (1994) sehen wir es in der Generalsanierung.
Bewohner: 1844 Friedrich August Baatz, Webermeister, vor 1883: Gottlieb Sotscheck oo Caroline Melzheimer, Johannes Sotscheck oo Klara Maager.

Auch das Gebäude Kirchplatz 17, ebenfalls auf Parzelle 215, ist ein Sekundärbau, errichtet 1842 und wurde 1995 / 1996 saniert, verbunden mit Umbau und Abriss eines Anbaus. Ersteigentümer: Gastwirt Salomon, später: Familie Knitter.

In früherer Zeit befand sich genau auf der Ecke der Eingang zur Bäckerei Lindemann. Dieses Geschäft gehörte zur Wichgrafstraße 1 (!) Das Gebäude zählt heute zur Bendastraße, frühere Kirchstraße, dann H.-Ritter-Str.

Eine Schriftprobe, (der gesamte Brief befindet sich im Textteil) – Auszug einer Eingabe des Webwaren-Fabrikanten Gottlieb Sotschek an den Präsidenten der Provinzial-Regierung in Potsdam aus dem Jahr 1864. Sotscheck gehört zur Vorfahren-Verwandtschaft des Autors Chris. J.
Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam

Eine Schriftprobe, (der Gesamtbrief im Textteil). – Pastor Stobwasser, inzwischen in Fahrland lebend, unterstützt in seinem Schreiben an den Präsidenten der Provinzial-Regierung das Anliegen des Gottlieb Sotscheck.
Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam

Kreuzstraße

Vorn links, das Haus Kreuzstraße 10. Hier wohnen um 1880 der Weber-Meister Albert Emil Richard Kluge mit seiner Frau Clara, geb. Sotscheck und den Kindern. Wegen des langzeitigen dramatischen Rückgangs der Hausweberei verdingt er sich als Landarbeiter.

Lindenstraße <= ab 1751 Allee-Straße, seit 1946: Rudolf-Breitscheid-Straße

Lindenstraße 3 (links), und das Gebäude 2 (rechts) auf Parzelle 35. Heutige Zählweise: Nr. 3 ist die R.-Breitscheid-Str. 83, Haus Nr. 2 ist die R.-Breitscheid-Str. 84. Dieses Doppelhaus in der Gestalt zweier halber Weberhäuser wurde etwa 1870 gebaut. Der Ersteigentümer ist Albert Kümmel.
Das Haus Nr. 1 (ganz rechts im Bild, heute Haus Nr. 85) ist der Preußische Hof, das Eckhaus zur Plantagenstraße. Diese Gaststätte wurde 1945 in „Plantagenklause“ umbenannt. Vor dem Haus befand sich von 1908 bis 1935 die Endhaltestelle der Straßenbahn. Anschließend wurde die Strecke bis zur Fontanestraße weitergeführt.

Die Lindenstraße mit den Häusern 18-11 (alte Zählweise) im Frühling 1909 oder 1910. Quelle: Ansichtskarte
Die vorherige Situation im Winterhalbjahr. Ganz rechts, hinter dem Zaun, fährt ebenerdig die Eisenbahn.

Nun ein Überflug mit einer anderen Blickrichtung. Hinter dem Doppelzaun, der den ebenerdigen Gleiskörper der Eisenbahn sichert, verläuft quer die Lindenstraße. Vorn sehen sind die Rückfronten von Häusern der Retzowstraße (nach 1945: Benzstraße), die erst mit dem Eisenbahnbau aus der längs aufgetrennten Lindenstraße entstand. Ganz hinten am hügeligen Horizont mittig der Flatow-Turm und ganz links das Belvedere auf dem Potsdamer Pfingstberg.
Quelle: Ansichtskarte

Das Haus Lindenstraße 20, heute Rudolf Breitscheid-Straße 65, wurde nach dem Abriss des desolaten Kolonistenhauses von 1751, im Jahr 1997 in der althergebrachten Weise wieder aufgebaut – dabei von Nebengebäuden im Hofbereich „befreit“.

Das Haus Lindenstraße 29 wurde zur Rud.-Breitscheid-Straße 56.
Der Eckladen war eine Bäckerei mit Eisverkauf. Heute wird das Haus anderweitig genutzt.

Das Thalia-Kino in der Rud.- Breitscheid-Straße 50 / 51.

Das Geschäft im Haus Lindenstraße 38 – ab 1946 Rudolf-Breitscheid-Straße 47. In der Kinderzeit des Autors war im linken Schaufenster noch eine Öffnung vorgesehen, durch die der Eisverkauf zur Straße stattfand. Quelle: Ansichtskarte etwa aus dem Jahre 1935.
Ende der 1950-er Jahre aber wurde die Raumaufteilung einschließlich der Eingangssituation verändert und daraus das „Linden-Café“ – nun ohne Bäckerei / Konditorei gestaltet. Es blieb aber ein gutes Haus für gehobene Ansprüche.

Die Lindenstraße 39 auf Parzelle 17, nach 1946: Rud.-Breitscheid-Straße 46. Das Gebäude wurde im Jahre 1874 errichtet.
Besitzer ist der Maurer Max Wagner. Mieter sind: Walter Schubert, ein Filmkulissenmaler; Alfred Richard Janecke, Techn. Büro. Skizze: Chris Janecke

Das Hofgelände des vorgenannten Grundstücks Lindenstraße 39.

1941: Das Ehepaar Janecke in der Lindenstraße 39 und später (völlig ohne Umzug) in der Rudolf-Breitscheid-Straße 46.

Erinnerungen an die Weihnachtszeit 1946
1949: Geschäftsanzeigen

Hof der R.-Breitscheid-Straße 46. Es ist im Sommer 1951 die Zeit für ein Kinderfest – vor dem „Glaskasten“, einer Laden-Veranda des Frisörs Paul Heue. Darinnen sitzen seine Kundinnen bereits unter der Haube.

Bitte gedanklich zurückblättern zur Skizze des Hauses: Links neben dem Haus Lindenstr. 39 = R.-Breitscheid-Str. 46 sahen wir bereits das Kolonistenhaus von 1751 auf der Parzelle 17, Lindenstraße 40, ab 1946 dann: R.-Breitscheid-Str. 45. Auch dieses Haus gehört bis zum Lebensende dem Maurer Max Wagner. Mieter sind Mutter und Sohn Helene und Hellmut Runge, Spiel- und Sportwarenartikel und eben Paul Heue, der Friseur. (Das ist jener, der den Glaskasten vom vorigen Bild betreibt.)

R.-Breitscheid-Str. 45. Das ist der herzensgute Hellmut Runge, im Jahr 1953.

Radierschablone als Werbeträger für das Spielwaren-Geschäft.

Dieses Grundstück ist die Lindenstraße 41 und entspricht der heutigen Adresse Rudolf-Breitscheid-Straße 44. Hier steht ein Nowaweser Kolonistenhaus von 1751 auf Parzelle 16, welches aber sowohl vom Grundriss und auch von der Fassadengestaltung stark verändert wurde. Die Fassadenschmierereien stammen nicht aus historischer Zeit, sondern aus dem Jahr 2022.

Rud.-Breitscheid-Straße 44 a (frühere Lindenstraße 41 a). In den Raum zwischen dem viergeschossigen Gebäude links und dem vorgenannten Kolonistenhaus von 1751, lässt der Gärtner Ernst Schilde Anfang des 20. Jahrhunderts einen eingeschossigen Flachbau einsetzen, der als Blumenverkaufsstelle dient. Dieses Objekt befindet sich genau an der Straßenabwinkelung. Die Gärtnerei als Blumenzuchtstätte liegt hinter den Grundstücken Rudolf-Breitscheid-Straße 44-46. Der Sohn Heinz Schilde führt dieses Geschäft weiter. Die Familie Schilde war u. a. mit dem Staudenzüchter Karl Förster, Bornim, befreundet und befand sich mit diesem auch in einem regen fachlichen Austausch. Dieser Zwischenbau wurde im Zuge verdichtenden Bebauung dieses kleinen Quartiers entfernt und 2006 an dieser Stelle ein neuer Durchgang zur Schornsteinfegergasse gestaltet. Dieser Durchgang erhielt den Namen „Theodor-Hoppe-Weg“ – als eine Erinnerung an den früheren Vorsteher der Oberlin-Einrichtungen.

Die gleiche Situation aber „von der Gärtnerei aus“ gesehen, mit Blick zum Bahnhof. In diesem Leerraum zwischen den beiden Gebäuden stand rund ein Jahrhundert die Blumenverkaufsstelle der Familie Schilde.

Die Bauten in der Rudolf-Breitscheid-Straße 42 und 43.
Zu den Bewohnern der Nr. 42 gehörten u. a. die mir noch gut Bekannten – der Tischler Walter Brendler, der Schlossermeister Erich Quast und über lange Zeiten der Schreibwarenladen von Krohse => Babucke. In der Nr. 43 die Kurzwarenhandlung (?) Thal.

Lindenstraße 47 => Rudolf-Breitscheid-Straße 38. Hier wohnt der Böttcher Göhlsdorf, der Ofensetzer Johl und Skirk. Herr Lindner hat hier seinen Spielwarenladen und ein Tabakwarengeschäft ist hier ansässig.

So sah der Landschaftsmaler Otto Thomasczek die Lindenstraße im Jahre 1904. Links, dort wo das Pferdefuhrwerk steht – der große Doppelhäuserkomplex der Jaquard-Seidenweberei von Kunze & Kraberg in der Lindenstraße 90. Die Bauten, im Jahre 1885 entstanden, fügen sich wie Wohnhäuser ein, sind jedoch Fabrikanlagen. Hinter den Fenstern klappern emsig elektrisch betriebene Webmaschinen, dem Autor auch noch in der 1950-er Jahren wohlbekannt, wenn im Sommer die Fenster offenstanden. Das letzte Haus mit Satteldach vor der Einmündung der Eisenbahnstraße in die Lindenstraße: Richters Buchhandlung. Hier wohnte auch der Eisenbahnlokomotivführer Kabbert. Bald aber, im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, wird dieses Häuschen abgebrochen und an der Stelle das Haus mit der Rats-Schänke „Zum Urbock“, später „Zum Löwen“ errichtet und auch die Drogerie Sylwaschy findet in diesem Hause (Eingang Rud.-Breitscheid-Straße) Platz.
Hinter der Eisenbahnstraße links das große Eckhaus von Kaffee-Tengelmann. In der Bildmitte die grüne Promenade zum Flanieren – dem Bürger ist viel Platz zugemessen – und die Straßenbahn wird erst in vier Jahren kommen. –
Vorn rechts: Die Fleischerei von Johannes Johl (heute R.-Breitscheid-Straße 40) und dahinter in der Nr. 39, das Kolonistenhaus von 1751 auf Parzelle 14, das langzeitig vom Glasermeister Zimmermann genutzt wurde. – Das Eckhaus zur Priesterstraße: die Lindenapotheke des Apothekers Baron.
Quelle: O. Thomasczek, privat.

Diese Foto folgte der vorigen Vorstellung etwa ein Jahrzehnt später. Fahrbahn und Fußgängerpromenade wurden getauscht. Noch aber genießt der Fußgänger den ihm eingeräumten Vorrang des Platzangebotes. – Die Straßenbahn ist nun da, was auch eine wesentliche Veränderung des Baumbestandes nach sich zieht. Ansichtskarte.

Genau so sah es um 1900 an der Kreuzung Lindenstraße – Priesterstraße (=> Rudolf-Breitscheid-Straße und Karl-Liebknecht-Straße) aus.
Das neue Rathaus für Nowawes! Der Architekt war Otto Kerwin (1860–1907). Die Einweihung fand im Januar des Jahres 1900 statt. Gemälde des Landschaftsmalers Otto Thomasczek, Nowawes. Quelle: Ansichtskarte eines Gemäldes von Otto Thomasczek, 1904

Die Oberlin-Wochenkrippe für Säuglinge und Kleinstkinder in der Rud.-Breitscheid-Str. 28, früher Lindenstraße 53. Rechts daneben im Haus 30, früher 50 / 51: heute ein Teil der Verkehrsbetriebe.
Links neben der Kinderkrippe, Rud.-Breitscheid-Str. 26, früher Lindenstr. 54: Oberlin, Zentrum für Heilpädagogik und Autismus.

Die Lindenstraße 55 /56, heute R.-Breitscheid-Str. 24.
Das Oberlin – Reinhold-Kleinau-Haus. Pfarrer Reinhold Kleinau (1888–1974) war von 1929 bis 1962 Vorsteher der Einrichtung. Ihm folgte im Amt Pfarrer Eckard Beyer. Links neben diesem Gebäude die Hauptzufahrt.

... dann die nach der Oberlin-Zufahrt folgenden Bauten:
Nr. 22: Arztpraxis in einem Kolonistenhaus, früher Nr. 57 (nicht im Bild), dann die Häuser 20, 18, 16 (früher 58, 59, 60), in der heutigen Nr. 18 auch Fleischerei Borgmann. – Links daneben
das heutige Haus R.-Breitscheid-Str.14 (früher Nr. 62) ist als Rehabilitationszentrum ausgewiesen. Nutzt man die Durchfahrt des grauen Gebäudes, steht man kurz vor der Oberlin-Kirche.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite u. a. das Haus Nr. 15 mit aufwendig gestalteten Schmuckelementen.

Die Orthopädische Abteilung der Oberlin-Einrichtiung, früher genannt: Das Handwerkerhaus / die Lehrwerkstätten. Hier werden Prothesen vielfältigster Art gefertigt und individuell angefertigte Schuhe. Heute ist in dem Gebäude R.-Breitscheid-Str. 12 der Sitz der Fa. Kniesche und ein Teil wohl auch als Tagesklinik genutzt.

Das ehemalige Städtische Kreiskrankenhaus R.-Breitscheid-Str. 10, früher etwa Lindenstr. 67 / 68 – ebenfalls zur Anlage der Oberlin-Einrichtungen gehörend. Heute als Eckard-Beyer-Haus bezeichnet

Das Kaiserliche Postamt in der Lindenstraße 70, gebaut 1859, wird um 1890 mit der Telegraphie-Technik erweitert. Unmittelbar links davon die Gaststätte „Zur Post“, 70a. Das Postamt wurde nach dem Krieg abgerissen. Auf diesem Grundstück R.- Breitscheid-Str. 8, steht heute von Oberlin das Tusnelda-v.-Saldern-Haus, für Rehabilitation, Schule und Wohnen.

Der Nachfolgebau auf dem Grundstück der alten Post.
Frau v. Saldern war die erste Diakonissen-Leiterin (Oberin) der Einrichtung.

Das Gebäude der Gaststätte „Zur Post“, R.-Breitscheid-Str. 6, früher Lindenstraße 70a. Etwa 150 Jahre nach dessen Entstehungszeit – wurde links daneben ein großer Bau gesetzt: Das Taubstummen-Blinden-Heim des Oberlin-Vereins.

Rudolf-Breitscheid-Str.4, früher etwa Lindenstraße 71 / 72.
Das Taubstummen-Blinden-Heim. Eine caritative Betreuungseinrichtung des Oberlin-Vereins für die anscheinend ärmsten unserer Mitmenschen, die in aufopferungsvoller Arbeit der selbstlosen Liebe betreut und gefördert werden. Im Kellergeschoss dieses roten Klinkerbaus befindet sich die Groß-Wäscherei der Oberlin-Einrichtung. Heute trägt das Haus den Namen der früheren Oberin Hertha Schulz.

Rudolf-Breitscheid-Str. 2, früher Lindenstraße 73.
Das so genannte Feierabendheim am Ende der Lindenstraße mit seiner „runden Ecke“. Hier verleben die langzeitig heilend und helfend tätigen ledigen Diakonissen ihren Lebensabend. Das bedeutet: Sie kannten kein Renteneintrittsalter von 65 Jahren, sondern arbeiteten oft lange Zeit darüber hinaus – so wie ihre Kräfte reichten. – Auch heute zu Wohnzwecken genutzt.

Die frühere Eingangstür zum Feierabendheim, ... die auch der Autor dieses Beitrages in „seinen jungen Jahren“ oft durchschritten hatte.

Überqueren wir am Ende der Lindenstraße, am „Eckrundbau“ des Diakonissen-Feierabendheimes vom Oberlin-Verein, die Wilhelmstraße (seit 1953: Alt Nowawes), so stehen wir bereits am Schwarzen Damm, vor dem Miethaus mit der Gaststätte „Zum Kaiserpark“. Hinter dem Hause erstreckte sich längs des Schwarzen Dammes die Kegelbahn bis zum Waisenfriedhof. Der Haupteingang befand sich aber in der Wilhelmstraße (=> Alt Nowawes) – deshalb hatte das Gasthaus die Anschrift: Wilhelmstraße 20. Während der DDR-Zeit wurde das Gasthaus umbenannt in „Haushalter“ aber vor 1976 wegen der Auto-Auffahrt zur Humboldt-Brücke abgerissen. Gegenüber, an der anderen Straßenseite fanden die beliebten Ausstellungen der Kleintierzüchter statt. Der „Schwarze Damm“ zog sich in den 1950-er Jahren als schmaler Pfad bis zum Havelufer hin – endete an der damaligen Badeanstalt, ungefähr gegenüber der (Ruine) der Potsdamer Heiligengeist-Kirche. Auf dem Wiesengelände am Schwarzen Damm, wurde damals Weltkriegsbauschutt abgelagert, so z. B. wohl von der Lindenstraße oder auch den Trümmern der Bethlehemkirche.

So, hier der Blick aus der Rudolf-Breitscheid-Straße. Vorn rechts die gerundete Ecke des Feierabendheimes. Geradezu, links neben dem Säulenhaus, dort wo der große helle Sandhaufen liegt, stand das Restaurant „Zum Kaiserpark“, später „Haushalter“ und dahinter war die Kegelbahn der Gaststätte.

Hinter der Gaststätten-Kegelbahn befand sich der Friedhof, ursprünglich des Potsdamer Militärwaisenhauses, auf dem bis in die 1950-er Jahre auch Oberlin-Diakonissen bestattet wurden. Dieser war nicht groß; endete am Grundstück Mühlenstraße 1 / 1a. Die Anlage wurde mit dem Bau der Zufahrt zur Humboldt-Brücke zum Teil überbaut, Reste wohl „recht zögerlich“ aufgegeben.

Ein Blick in die Luisenstraße (ab 1874) – das ist seit 1950 die Wollestraße

Luisenstraße 14 und 16. Es handelt sich um zwei aneinandergrenzende halbe Weberhäuser, die 1887 / 1888 im Zuge der gewünschten Verdichtung der Bebauung als Sekundärbauten auf der Parzelle 201 errichtet wurden. Eigentümer: Der Amtsvorsteher August Friedrich Julius Mücke. Er selbst wohnt jedoch in der Mühlenstraße 8.
Zu den Bewohnern gehörte in der Nr. 14 (hinteres Haus): Um 1902 Franz Runge - ab 1903 mit Ehefrau Anna, verwitwete Ulrich.

Das Gebäude Luisenstraße 27. Hier wohnte u. a. die Familie des Gustav Sotscheck, mit Sohn Helmut (Tischler).

Das Haus Luisenstraße 50.

Die kurze Lutherstraße

Das neuere und somit das nunmehr „erste“ Evangelische Pfarrhaus in der Lutherstraße 1 wurde 1885 seiner Bestimmung übergeben. Architekt: Otto Heinrich v. Techow (1848–1910).

Die Marienstraße, nach 1945: Semmelweisstraße

Semmelweisstraße 2. Diese Straße gehört nicht zum Gebiet der ursprünglichen Kolonie Nowawes, verfügt aber doch über später gesetzte Weberhäuser.

Auch in dieser Straße gibt es ausgezeichnete Beispiele für das Erhalten von Bausubstanz und der vorbildlichen Sanierung.
Zu den Bewohnern dieses Hauses gehörten auch: In den 1890-er Jahren die Familie des Webermeisters Vetter.

Nun besuchen wir die Mittelstraße, seit 1930: Wichgrafstraße

Die Straße wurde nach dem Regierungsrat August Wichgraf benannt. Auf dieser Internetseite befindet sich in der Rubrik „Lebensläufe“ ein gesondertes Dokument mit umfangreichen Informationen über die Familie Wichgraf.

Wir sehen hier das Ehepaar: Wilhelmine (Minna) Albertine Ferdinandine Wichgraf, geborene Wilckens (* 1824, oo 1846, † 1890, 66 Jahre) und Carl August Ferdinand Wichgraf (1811–1901, 89 Jahre).

Die Grabstelle von August Wichgraf und einem seiner Söhne, dem Kunstmaler Fritz Wichgraf, befindet sich auf dem Bornstedter Friedhof. Fritz Wichgaf hatte langzeitig in Berlin gelebt, war aber auch an der Ausmalung der Potsdamer Nikolaikirche im Zuge der Restaurierung beteiligt.

Viel gäbe es über alle Häuser und deren Bewohner in Erinnerung zu rufen. Wir beschränken uns vorerst auf einige wenige Beispiele.

In der ruhigen Straße hat man noch manches ihrer Ursprünglichkeit bewahrt.

Auch an dieser Stelle, Mittelstraße 1 bzw. 1a, stand das übliche Kolonistenhaus. Ob die Erweiterung um das Obergeschoss auf den ursprünglichen Grundmauern vorgenommen wurde, ist dem Autoren nicht bekannt.

Das Grundstück Nr. 2. Auf dieser Fläche stand seit 1753 das übliche fünfachsige Kolonistenhaus. Diesem folgte nach rund einem Jahrhundert das Gebäude der ersten Weberei-Schule, die August Wichgraf in Abstimmung mit dem Gemeinderat und den Vertretern der Kirchengemeinde angeregt und durchgesetzt hatte.
Dieses hier gezeigte moderne Gebäude ist ein Nachfolgebau jener ersten Web-Schule. Der Architekt war Otto Heinrich v. Techow (1848–1910). Die Hausweberei war jedoch rückläufig – also wurde hier später und wird auch noch heute für andere Berufe in der Aus- und Fortbildung unterrichtet.

Die Mittelstraße 4 (=> Wichgrafstraße 4). Das Gebäude wurde nachträglich um eine Achse in Richtung der benachbarten Webschule erweitert.

Im Haus Nr. 6 ist im Erdgeschoss, rechts der Tordurchfahrt, über Jahrzehnte die Gaststätte „Billardheim“ zu Hause. Für viele Leute ein beliebter Treffpunkt.

Das Doppelhaus mit den Nummern 9-7. Die hier nicht erwähnte Nr. 8 steht wie alle Häuser mit geraden Hausnummern auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Im Sommer 1905: Schuhmachermeister Friedrich Sommer (1831–1909) und seine Frau Marie, geb. Weltzer (1838–1906) im Hofgärtchen der Mittelstraße 9. Das Ehepaar schaut in Richtung Nr. 11, wir hingegen erahnen hinter dem Strauchbestand den Hof des Grundstücks Nr. 7.

Das Grundstück Mittelstraße 11. Ein großes Miethaus. Vier Vollgeschosse hoch und neun Achsen lang. Hier wohnen viele Menschen, denn es steht hier nicht nur das Gebäude an der Straße, sondern ein weiterer Bau in vergleichbarer Größe im Hof. Verschiedene Wohnungs-Hauptmieter vermieten auch Quadratmeterweise an „Schlafburschen“ – an Lehrlinge und ledige Handwerksgesellen. Es herrscht mitunter eine bedrückende Enge in den Räumen.

Auch dieses Wohnhaus, Mittelstraße 15, gehört nicht zum ursprünglichen Bestand der Straßenbebauung. Es wurde erheblich später als die Kolonistenhäuser errichtet. Die Bautiefe war geringer als bei jenen, die Gestaltung des Satteldachs daher steiler – nicht genauso „ausgewogen“. Die geringere Bautiefe suchte man später durch eine Erweiterung, in den Garten hinein, zu verändern.

Die Gebäude Mittelstraße 19 und 19a nach ihrer tiefgreifenden Sanierung
1927: Hochzeit Knoll oo Benkner in der Mittelstraße 19.

Recht bald stellt sich der erwartete Kindersegen ein. Bild vom Sommer 1930: Von links nach rechts: Hedwig Knoll sen., geb. Sommer (1863–1943), Felix Knoll, Kaufmann, Bäcker und Konditor. Dann Erich Eisemann, Bootsbauer. Die junge Mutter Hedwig Knoll, geb. Benkner mit ihren beiden Kindern, Vater Walter Knoll und ein angestellter Friseur. Der eigentlich noch dazu gehörende Großvater Hermann Knoll (1855–1939), ein Handelsmann, ist nicht auf dem Bild der Mittelstraße 19 / 19a.

Links neben diesem „Knoll-Haus“, in der rechten Hälfte des kleinen Kolonistenhauses von 1753, heute die Nr.19 a, wohnt ab 1906 das Ehepaar: Weber-Meister Theodor Steiner verheiratet mit der Näherin Marie, geb. Sommer.

Der große Neubau des Töpfermeisters Lüscher auf dem Grundstück Mittelstraße 22. Auch dieses Haus mit Hofgebäude ragt „wie ein Fremdkörper“ aus der harmonisch wirkenden Kolonistenhausreihe heraus. „Der Ort ist doch kein Museum – wir gehen mit den modernen Anforderungen und gestalten aktiv den Geschmack der Zeit“.

1917: Wohnungswechsel im Kriege. Lebte Familie Janecke noch vor einiger Zeit in der Mittelstraße 9, so wohnen sie nun in der Nr. 22, Parterre rechts. August auf Urlaub vom Fronteinsatz. Er dient als einfacher Trainsoldat, arbeitet mit der Leistung von Pferden und hilft diesen auch mit der versuchsweise heilenden Pflege bei Kriegs-Verletzungen.

1921: In der Mittelstraße 22. Klara, geb. Dittwaldt und August Janecke sind 25 Jahre verheiratet.

1927: Nicht nur bei der Schneiderarbeit – auch am Herd ist Käte Goldes wert. Quelle: Archiv Janecke

Die Mittelstraße 23 und 23 a. Im Kern ein fünfachsiges Kolonistenhaus von 1753, später rechts und links um je zwei Achsen erweitert.

1930: Große Feier des Familienverbandes „Benkner – Knoll – Paschwitz“, auf dem Grundstück Mittelstraße 23 => Wichgrafstraße 23.
Hier wohnt später auch: Zimmermeister Melzer. Seine Frau ist eine sehr freundliche Seele.

Die evangelische Comenius-Kindertagesstätte, Mittelstraße 27 => Wichgrafstraße 27. Das letzte Grundstück auf dieser Straßenseite grenzt an den Friedgarten.

Adventsstimmung im Kindergarten.
Einladung zur Weihnachtsfeier des Kindergartens im Kriegswinter 1940. Quelle: Archiv Janecke

Mittelstraße 28 => Wichgrafstraße 28. Das Gebäude steht auf der Parzelle 112. Es gehört jedoch nicht zu den ursprünglichen 210 Kolonistenhäusern, sondern wurde erst 1852 mit sieben Achsen gebaut, an den später noch links (westlich) zwei weitere Achsen als Flachbau angefügt wurden.
Bewohner: Auch die Familie des Heilpraktikers Max Draheim.

Der Eingang zur Friedgarten-Anlage, von zwei inzwischen mächtigen Eichen flankiert, deren Stammumfang in unseren heutigen Tagen 300 cm beträgt.

Die kleine Feierhalle – einer der möglichen Orte um Abschied zu nehmen. Zu dieser heutigen Ansicht und Nutzung wurde das Gebäude um den größeren, hinteren Teil im Jahre 1935 vergrößert. Architekt: Herr Eisner.

Beim Rundgang über den Friedhof begegnen der eigenen Erinnerung viele der alten Nowaweser. Derer werden es im Laufe der Zeit immer weniger – die Jahre vergehen und Neubelegungen nehmen jene Plätze ein.
Im Folgenden werden wenige der Grabanlagen gezeigt, um nur einige dieser Familien zu ehren und in der Erinnerung zu bewahren. Es sind überwiegend dem Autor gut bekannte Familien oder es bestanden sogar verwandtschaftliche Beziehungen mit den Vorfahren des Autors. Sie wurden frei ausgewählt – andere weitere wären gewiss ebenfalls erwähnenswert.

Das Gedenkkreuz aus Zinkguss für den allseits beliebten und tüchtigen Ortsvorsteher Johann Friedrich Josua, der 61 Jahre alt wurde.
Urspünglich stand das Kreuz 140 Jahre lang an seiner Grabstelle, wurde aber 1992 von Unbekannten nachts in sinnloser Gewalttat zerstört, wie eine größere Anzahl anderer Grabdenkmale ebenso. Aus diesem Grund wird es derzeit in der vorgenannten Kapelle aufbewahrt.

Die Widmung lautet:

Dem
Ortsvorsteher Johann Friedrich Josua,
geb. den 19. Dez. 1791, gest. den 22. April 1853.
Die Gemeinde NOWAWES

Grabstelle der Familie Hasse einschließlich der Tochter Angelika und deren Ehemann Wolfgang Hinz.
Frau Elisabeth Hasse war eine geb. Reichmuth – Pastorenfamilie in Potsdam, Ihr Vater war Oberpfarrer Johannes Reichmuth (1865–1931), tätig an der Nikolaikirche. Seine Frau Anna lebte von 1867 bis 1931.

Die Eltern von Elisabeth Hasse, geb. Reichmuth, finden wir auf der Ruhe-Gartenanlage des Alten Friedhofs in Potsdam. Sie hatten langzeitig in der Potsdamer Kirchstraße 4 gelebt.

Pastor Eginhart Schmiechen fand hier seine Ruhe.
Pfarrer Helmut Paeplow versah seinen Dienst hauptsächlich in der Bethlehem-Gemeinde.

Die Familie des Organisten und Kantors Christlieb Albrecht (1912–1997), wohnend in der ursprünglich böhmischen Schule, tm Lehrer- und Kantorhaus, dem Organistenwohnsitz in der Priesterstraße 23 (=> Karl-Liebknecht-Straße 27).

Hermann Kloppe, Lehrer für Deutsch, Erdkunde und Religion, vielseitiger Organisator und seine Ehefrau Rosemarie. Die Familie lebte mit Füssels im Haus Wichgrafstraße 18. Frau Füssel war eine geb. Ranglack.

Die Ruhestätte des beliebten Kantors, Organisten und Religionslehrers Hans-Jörg Lippert aus der Schulstraße 11.

Werner Letz aus der Rosenstraße – ein Leben lang aktiv in der Gemeindearbeit: In der Jungschar, der Jungen Gemeinde – genauso beim Musiziern auf mehreren Instrumenten oder liebevoll in der Gartenarbeit tätig.

Der Heilpraktiker Max Draheim wohnte mit seiner Familie dem Friedgarten gegenüber, im Haus Wichgrafstraße 28.

Hier ruht die Familie des Gärtners Schilde, die das Blumenzucht-Gartenland und die Verkaufsstelle in der Lindenstraße (=> R.-Breitscheid-Straße 41a) hatten.

... Alfred Richard Janecke: Lichtpausen, Fotokopien, Technische Zeichnungen, Kunstschriften, Handzeichnungen, Schmuckblätter, Notenblattausfertigung, Plakate, Graphiken, Farb- und Glasdruck, Büromaterial, Konzert- und Theaterkarten.

Ehepaar Schülke betrieb das bekannte Modehaus / Kurzwaren Schülke, Friedrichstraße 28 (=> Garnstraße 28)

Familie Delock, Kirchplatz 1 (=> Weberplatz 1) – Stoffe und Textilien.

Die Familiengrabstelle der Nowaweser Tischler Gericke aus der Priesterstraße 18 / 19 (=> Karl-Liebknecht-Straße 23 / 24)

Ehepaar Pilz aus der Großbeerenstraße 24.
Der Grabstein ist tiefschwarz-blank ... und spiegelt deshalb bei dem gegenwärtigen Sonnenstand etwas von seiner Umgebung wider ... eben jenes, „was der Stein so sieht“.

Elisabeth Skirk, geb. Johl, Tochter des Ofensetzer-Meisters Johl in der Lindenstraße. Geboren: 17. Februar 1908, Gestorben: 06. Oktober 1986. Natürlich war sie auch verwandt mit den beiden Fleischermeistern Johl, ebenfalls in der Lindenstraße.

Die Ruhestätte der Nowaweser Familie Melzheimer.
Unser Heimatforscher und Archivar Kurt Weiden (7.8.1910– 8.2.1987)

Lehrer Wilhelm Löwendorf aus der Ernst-Thälmann-Straße 28, vor 1945 und nach 1990: Großbeerenstraße 28. Verwandtschaft zu den Familien Gutschmidt und Carl Sotscheck, Schlosserei und Drahtzaunfabrik, Großbeerenstraße 28 / Bülowstraße => Wattstraße.

Tischlermeister Helmut Sotscheck aus der Luisenstraße 27 => Wollestraße 27.
Ehepaar Kron
Die Friedhofskapelle – ein Ort für Abschied und Andacht.

Wir verlassen nun die etwa 300 m kurze Wichgrafstraße und schauen in Richtung Westen zum Kirchplatz = Weberplatz.

Nun noch der Blick in Richtung Plantagenplatz, also in die östliche Richtung.

Mühlenstraße

Die Fassade des Hauses Mühlenstraße 16 mit einer der prachtvollen Arbeiten des Malers Bernd Selle, Potsdam-Babelsberg. Dessen freundliche Zustimmung zur Veröffentlichung auf dieser Internetseite liegt vor.

Ein Blick in die Müllerstraße. Vorn im zartrosa Farbton das Haus Nr. 9 lebten Angehörige des Familienverbandes Kabbert.

Oberlin-Verein – Oberlin-Haus – Oberlin-Klinik – Oberlin-Schule – Oberlin-Arbeitgeber – der aufopferungsvolle Dienst an den Kranken und Schwachen

Der Theologe Dr. Theodor Hoppe, seit 1879 der erste Vorsteher des Oberlinhauses.
Das Diakonissen-Mutterhaus, Sitz der Verwaltung, errichtet 1877. Ansichtskarte.

Die Kirche auf dem Oberlin-Areal wurde 1905 geweiht. Ihr Gestalter ist Ludwig v. Tiedemann (1841–1908). Quelle: Ansichtskarten, Oberlin.

Nowawes erhält ein Krankenhaus ... mit Entbindungsstation. Es wird 1890 auf dem Oberlin-Gelände errichtet. Architekt ist der Potsdamer Otto Kerwin. Heute: Rudolf-Breitscheid-Str. 10 – Eckard-Beyer-Haus. Quelle: Ansichtskarte

Das gerundete Eckgebäude, errichtet im Jahre 1906, ist das „Feierabendheim“ für die alleinstehenden Diakonissen, die sich heilend und helfend dem Dienst an den Menschen verschrieben haben. Feierabend bedeutet hier aber nicht der Eintritt ins heutige Rentenalter – viele sind weit darüber hinaus tätig – solange die Kräfte reichen. Rechts vom „Feierabendheim“ das Taub-Stummem-Blinden-Heim. In dessen Souterrain-Etage die Großwäscherei für den Oberlin-Klinik-Betrieb. Das nächste Haus ist die frühere Gaststätte „Zur Post“, Lindenstraße 70a, neben dem vormals rechts davon stehenden Kaiserlichen Postamt, Linden- 70. Heute steht hier das Tusnelda-v.-Saldern-Haus der Oberlin-Klinik-Einrichtung.

Eine der Diakonissen in der hier üblichen Schwesterntracht, zu der auch das silberne Kreuz (hier unterhalb des Bildes) gehört und ebenso die gestärkte Haubenschleife in vorgegebener Größe. Elisabeth Gandert (1874–1958) war eine Taufpatin des Autors und teilte mit diesem Baby 1946 ihre eine ihr täglich zugemessene Weißbrotschnitte – zum Überleben.
Quelle: Foto von Anne-Marie Janecke im Frühsommer 1958, mit der Agfa-Box, (Preis: 4,--Reichsmark), Rollfilm auf Holzspule, Negativ-Format 6 x 9 cm, 8 Bilder je Filmrolle.

Die Angehörigen des Oberlin-Vereins, die Diakonissen, wurden wohl ab 1874 auf dem Waisenfriedhof am Schwarzen Damm bestattet. Diese Anlage wurde jedoch aufgegeben. Heute führt die Anfahrt zur Humboldt-Brücke daran vorbei, teils darüber hinweg. Die Oberlin-Beschäftigten, fanden danach ihre letzte Ruhe im Friedgarten an der Goethestraße. Hier sehen wir die Trauerhalle der Anlage.

Die Grabanlage für die Beschäftigten der Oberlin-Krankenanstalt, in der Anzahl dominiert von den Steinkreuzen für die Diakonissen (Teilansicht).

Auch der Vorsteher: Dr. med. h. c. und Theologe, Theodor Hoppe, fand hier inmitten seiner Getreuen, die letzte Ruhe. Ihm war 1927 die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen worden.

Der Chefarzt der Oberlin-Klinik, Dr. med. v. Gavel, kam 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben. Sein Werk führte Frau Dr. med. Schiele-Faber fort.

Der Vorsteher Pastor Beyer wurde schon im 60. Jahr seines Lebens abberufen.

Im Friedgarten an der Goethestraße finden wir auch die Grabstelle des Schriftstellers und Volksastronomen Bruno-Hans-Bürgel. Der Grabstein zeigt den Menschen, der interessiert den tiefdunklen Nachthimmel betrachtet.

Nun folgen Häuser weiterer Straßen, nun mit „P“ beginnend

Die Pestalozzistraße 10.

An die Rückseite des Hauses Pestalozzistraße 10 schließen sich einige kleine Gärten der Hausbewohner an. Zu dieser Zeit vor der Neuaufteilung und -bewirtschaftung, da sie während der Generalsanierung des Hauses brach lagen.

Der Plantagenplatz – die Plantagenstraße

Das erste Haus der Plantagenstraße am Birkenwäldchen ist das Haus Nr. 3. In diesem Haus wohnte und arbeitete in den 1950-er und 1960-er Jahren Dr. med. Tank.

Um 1886 wohnte in der Plantagenstraße No. 8 Wilhelm Gutschmidt. Bis zum Jahre 1902 lebte hier auch die Marie Kümmel

Der Plantagenplatz – eine der Flächen früherer Maulbeerplantagen. Ernte von Maulbeerblättern als Nahrungsangebot für Seidenraupen ... damit man hier auch mal 'was Feines spinnen und weben kann. Der Erfolg hielt sich in sehr engen Grenzen.
Die Plantagenstraße links in den Hintergrund führend. In jener Häuserzeile steht auch die Plantagen-Apotheke. Im Hintergrund rechts: Der Baumbestand des Friedgartens der Friedrichskirch-Gemeinde in der Mittelstraße => Wichgrafstraße und davor liegt heute der ausgedehnte Kinderspielplatz..

1921–2021. Einhundert Jahre besteht die Plantagenapotheke in der Plantagenstraße 13.
Im Jahre 1934 wurde die katholische Sankt-Antonius-Kirche fertig und geweiht.

Priesterstraße, seit 1751 => ab 1946: Karl-Liebknecht-Straße

Otto Thomasczek zeichnete 1903 die damalige Situation in der Priesterstraße. Vorn links die Einmündung der Bäckerstraße (seit 1946: Schornsteinfegergasse). Hinten links der Turm des Gebäudes der Apotheke des Herrn Baron, davor Hermann Köhler: Glas und Porzellan. Hinten mittig die Eisenbahnstraße (als Verlängerung der Priesterstraße). Soeben fährt ebenerdig die Bahn vorbei. Im Eckhaus rechts, diagonal gegenüber der Apotheke, das Kaffee-Verkaufshaus Tengelmann.. ... und das neue prächtige Nowaweser Rathaus dominiert die gesamte Szene. – Viel Platz für Menschen! Zum Flanieren. Platz für Trefforte, Raum für das Abhalten der Märkte. Himmlische Ruhe ... bis auf das Pferdegetrappel. L e b e n !
Die Zeichnung will nicht nur hübsch daherkommen, sie wählte sich inzwischen auch die Aufgabe uns zu mahnen – zu überdenken, wie wir unsere Städte weiter gestalten wollen. Quelle: O. Thomasczek, privat.

Im April 1938 wird der slawische Ortsname >Nowawes< ausgemerzt. Die Stadt heißt nun so wie der Park: Babelsberg. Doch die Stadt bleibt nicht mehr lange eigenständig. Schon 1939 wird sie nach Potsdam eingemeindet und heißt dann als Stadtteil: Potsdam-Babelsberg. Quelle: Ansichtskarte

Glas und Porzellan – Hermann Köhler in der Priesterstraße 1. Später, wenn die Eisenbahnstraße von der Priesterstraße „geschluckt“ wird, ist es die Karl-Liebknecht-Straße 6. Wir müssen zur Übersetzung der Hausnummern von alt zu neu, auf dieser Straßenseite (!) also stets 5 Nummern hinzuzählen.
Das Haus links daneben: Möbel-Vetter. Das rötliche Nachbarhaus rechts: Die frühere Baron-Apotheke.

In diesem Haus Priesterstraße 8-7 (heute: Karl-Liebknecht-Straße 13-12, Bürgel-Buchhandlung) lebten die Familien Gericke und Zinnow aus dem Vorfahren-Familienverband des Autors. Zu diesem Kreis gehörte auch der junge Zimmermann August Gericke (1832–1905), der die Friederike Zinnow (1830–1883) geehelicht hatte.

1856. Fast war der Flatowturm im Schlosspark Babelsberg fertiggestellt. Aber bei einem Arbeitsunfall stürzte August Gericke beim Werken an einem der Dachtürmchen vom Gerüst ab und wurde sehr schwer verletzt. Er konnte den Zimmermannsberuf nicht mehr ausüben (näheres dazu auf der gleichen Internetseite unter Lebensläufe: Gericke oo Zinnow). Die Familie richtete für ihn im rechten Anbau an das Haus Priesterstraße 18 eine kleine Tischlerwerkstatt ein. Diese ist das heutige museale „Weberstübchen“, K.-Liebknecht-Str. 23. 1860, nach einer beruflichen Umschulung, zum „offiziellen Tischlermeister“ bei Tischlermeister Ferdinand Linge in der Friedrichstraße, war dann die offizielle Werkstatteröffnung im Hof der Priesterstr. 19 (=> K. Liebknecht-Str. 24, heute Hotel) .

Die Parzelle 60, Priesterstraße 19-18 = Karl-Liebknecht-Straße 24-23, hat über ihre Bewohner viel zu erzählen. Auf dieser Parzelle war, wie 1751 üblich, ein fünfachsiges Kolonistenhaus errichtet worden, das später rechts und links mit je zwei Achsen erweitert wurde. Die ersten Eigentümer und Bewohner war die Familie des Wenzel Sotscheck aus Königgrätz in Böhmen. Späterer Eigentümer ab etwa 1832 Familie Zinnow, die aus Stolpe herzogen. Der linke Teil des Hauses, Priesterstraße 19 => Karl-Liebknecht-Straße 24, gehörte ab 1878 dem August Gericke, Schwiegersohn der Zinnows.

Auguste Zinnow hatte mit ihren Geschwistern in diesem Haus Priesterstraße 19-18 die Kindheit verlebt. Als Jugendliche war sie, neben Marie Pasewald, ein Dienstmädchen im Haushalt des Pastors Stobwasser, der seine Wohnung nebenan in der Priesterstraße 11 => K.-Liebknecht-Str.16 hatte.

1857 lebten Pastor Stobwasser, und so auch sein Dienstmädchen Auguste Zinnow (Urgroßtante des Autors), bereits ein Jahr lang im Pfarrhaus des Dorfes Fahrland. Im September schenkte die jugendliche Auguste ihren Eltern, die beide am gleichen Tag Geburtstag hatten, eine Bibel zum fleißigen Gebrauch.
Quelle: Bibel im Besitz der Familie Sotscheck.

Auguste Zinnow bat ihren freundlichen Dienstherrn, den Pastor Stobwasser, die Widmung in die Bibel einzutragen, damit ihr selbst nicht etwa ein Tintenklecks oder ein Schreibfehler unterlaufen möge ... und so können wir ihre Gedanken – von seiner Hand – heute noch nachlesen.

Die jüngere Schwester der Auguste Zinnow (* 1843) war Pauline Zinnow, (Urgroßmutter des Autors). Allerdings spielte sie und ihre Geschwister nicht wie meist üblich zwischen Spinnrad und Webstuhl. Hier war für die fünfköpfige Familie etwas mehr Platz, denn Vater Friedrich Zinnow war ein Zimmermann. Im Jahre 1864, 20 Jahre jung, wurde Pauline in der Friedrichskirche mit dem Zimmermann August Dittwaldt getraut.

Nachgestaltetes Blatt. Zusammengetragen mit Daten für den geforderten Nachweis der Deutschblütigkeit (Arischer Nachweis), 1937. Archiv Janecke

Das Tischlerei-Unternehmen des 1856 am Flatow-Turm verunfallten August Gericke (1832–1905) florierte inzwischen so stark, dass 1877 im Garten ein Wohngebäude mit Tischlerei im Erdgeschoss errichtet wurde. (Heute Standort des Hotel „Vivaldi“.) Zwei Jahre vor dieser fotografischen Aufnahme, 1905, starb Vater August Gericke.
Sein Sohn Otto Gericke (1855–1936), später werden wir ihn Otto sen. nennen, übernahm Arbeit und Werkstatt seines Vaters. Hier sehen wir Otto Gericke, rechts außen, mit seinen Gesellen im Jahre 1907. 30 Jahre besteht nun das Haus.
In dieser Werkstatt, allerdings erst 1957, durfte auch der Autor als Junge an eigenen Holzarbeiten basteln – das ist dann 50 Jahre später – beim Sohn Otto Gericke jun (1894–1969).
Foto: Archiv Kusche

Geschäftswerbung für die Möbel- und Sarg-Tischlerei im Adressbuch.

Tischler-Meister Otto Gericke, sen. lässt sein Erbteil, den linken, den nördlichen Teil des Kolonistenhauses von 1751 und dessen Anbau, also die Nr. 19, abreißen und darauf ein großes Miethaus errichten. Das ist heute die Karl-Liebknecht-Straße 24.

... und so sieht nun das Ergebnis als Foto aus. 1912 ziehen bereits die ersten Mieter ein.

Nun der farbenfrohe Eindruck, ein Jahrhundert später! Im rechten Anbau des verbliebenen Kolonistenhaus-Teils wurde das Stadtteilmuseum „Weberstübchen“ eingerichtet.

Das ist das Gebäude Priesterstraße 18 => K.-Liebknecht-Straße 23, Hofseite. Sophie Zinnow, geb. Thorau, hatte dieses halbe Kolonistenhaus mit Anbau und Grundstück geerbt und 1881 an die Gemeinde der Friedrichskirche, Pfr. Koller verkauft. Die Kirche ließ später im Garten ein Gemeindehaus errichten.

In diesem Gebäude „tagte“ in den 1950-er Jahren unter anderem auch die Jungschar. Sonnabends (?) am Nachmittag, alle 14 Tage – wenn ich mich recht entsinne. Wohl weit mehr als 100 muntere Jungen nahmen sehr gern daran teil. Musik, Gesang, spannende Geschichten, Andachts-Einkehr. –
Heute dient das Gebäude als Evangelische Grundschule.

Details der sorgfältigen Gestaltung des Gebäudes. Der Eingangsbereich zeigt Hinweise auf den Bauherrn Otto Gericke, sen. Das Hauszeichen, der Bienenkorb, weist auf den unermüdlichen Bienenfleiß der Gerickes hin.

Gestaltung im Treppenhaus Priesterstraße 19 => K.-Liebknecht-Str.24.
Das Wirken von Otto Gericke sen. wird 1932 in der Tageszeitung gewürdigt.
Der Meister Otto Gericke sen. – uns etwas näher gerückt. Bis zum 12. Mai 1936 wird sein Leben währen.

Die Goldene Hochzeit von Otto Gericke, sen. (1855–1936) oo Marie, geb. Borchert (1861–1936) am 4. / 5. Juni 1933. Das Goldpaar in der zweiten Reihe von unten, mittig. Zu den Gästen gehören die vielen Verwandten mit Namen Gericke, Sotscheck, Siegmund und andere, so wie auch Johl. Nicht zu vergessen in der dritten Reihe von unten, rechts, mit Brille: Pfarrer Viktor Hasse und links neben ihm seine Ehefrau Elisabeth, geb. Reichmuth, Pfarrerstochter aus Potsdam.
Dieses Foto erhielt der Autor leihweise, leider unbeschriftet (denn die Leute kannten sich ja alle) 77 Jahre nach dem Festtag. So konnte er leider mehreren Personen nicht ihren Namen zuordnen. Quelle: Archiv Kusche

Otto Gericke, sen. hat alles im Tischlerei-Geschäft für einen nahtlosen Übergang auf seinen Sohn, Otto Gericke. jun. vorbereitet. Sein Fuhrpark ist auf dem neuesten 1936-er Stand. Natürlich hat er seinen eigenen Sarg gefertigt und jenen, wie üblich, auch schon mal testend „eingeschlafen“. Dieser, sein Sarg, ist prächtig und so hoch gebaut, dass er nur ohne Deckel in das neue Fahrzeug passt (mit dem Pferdewagen wäre das nicht passiert). Nun hat Otto jun. die Hände am Lenkrad und sein Vater ist der erste Fahrgast in dem neuen Auto auf dem Weg zum Friedgarten an der Wichgrafstraße.

Das nun ist der Sohn des Vorigen: Tischler-Meister Otto Gericke jun. (1894–1969).
Foto aus dem Jahr 1960. Quelle: Archiv Kusche.

In den Jahren 1912 / 1913 war Otto als Tischlergeselle auf der Wanderschaft durch Deutschland. (Ein alter Pass, abschriftlich als Muster – aus der Jugendzeit seines Vaters.) Das Ziel des Wanderns war es, manch' fachliche „Kniffe“ anderer Meister kennenzulernen, sich diese anzunehmen – aber auch die Heimat, ihre Kultur und die unterschiedlichen sozialen Gegebenheiten gründlicher zu studieren, gedacht als ein umfassender Reifeprozess vor der Meisterprüfung.

Babelsberg, Karl-Liebknecht-Straße 24, im April 1960. Otto Gericke jun. ist heute 66 Jahre alt geworden.

1969: Abschied von Otto Gericke, jun. dem dritten Tischler-Meister seiner Familie auf diesem Grundstück in Nowawes – Babelsberg seit mehr als einem Jahrhundert.

In der Erinnerung werden die Familien der Tischler-Meister Gericke mit den angeheirateten Ehefrauen namens Zinnow, Kreutz, Borchert und Schaaf, lebhaft bleiben. Hier der stille Ort des Gedenkens im Friedgarten an der Wichgrafstraße. – Nun verlassen wir die Familie Gericke und wenden uns einem weiteren Gebäude in dieser Straße zu:

Die alte Böhmische Schule in der Priesterstraße 22 (=> K.-Liebknecht-Straße 27). Lehrer Hermann Albrecht (1881–1955) und seine Ehefrau Selma.
Bildquelle: ursprünglich Archiv M. Albrecht, später von Chris. J. nachbearbeitet.

Karl-Liebknecht-Straße 29. Ein Foto aus den 1960-er Jahren. Auf diesem Grundstück stand von 1806 bis 1906 die Schule in der äußeren Gestalt eines vergrößerten Kolonistenhauses. Schon 1907, nach einem Jahr Bauzeit, war die neue Schule, einschließlich ihres Observatoriums für den Astronomie-Unterricht, einsatzbereit. Einweihung am 9. April 1907. Ihr wurde der Ehrenname des Schriftstellers und Volksastronomen Bruno Hans Bürgel verliehen. Der Architekt des Gebäudes war Otto Heinrich v. Techow.

Bruno Hans Bürgel (1875–1948).
Das Bildnis schuf der Kunstmaler und Grafiker Ernst Grunwald. Dieser lebte 1894 bis 1972 – langzeitig in Bergstücken, im Musikerviertel links hinter dem Bahnhof Drewitz, Mozartstraße 14.

Priesterstraße 36 auf Parzelle 81 ist das heutige Eckhaus Karl-Liebknecht-Straße 41 – Turnstraße. Dieses Haus, erst 1875 errichtet, gehört also nicht zum ursprünglichen Bestand der 210 Kolonistenhäuser. Seine Bauform zeigt auch wesentliche Unterschiede gegenüber der alten Kolonistenhäusern. Zu den Bewohnern gehörte ab 1875 die Familie des Weber-Meisters Carl Delock als Bauherr.

Das nächste Haus Priesterstraße 37, entsprechend Karl-Liebknecht-Straße 42, auf der gleichen Parzelle 81, ist hingegen ein originales Haus von 1752.
Mit diesem Haus endete 1752 die Priesterstraße. Hier war der nördliche Abschluss der Kolonie. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war dann das erste Haus (Priester- 38) nach der heutigen Zählweise die Karl-Liebknecht-Straße 93 auf der Parzelle 80. – Rund 50 Hausnummern wurden bei der Neu-Nummerierung nicht vergeben!

Das Haus auf der gegenüberliegenden Seite, Priesterstraße 38, war „das zweite nördliche Torhaus“ in dieser Straße – heute K.-Liebknecht-Str. 93.

Natürlich standen hier vorher an der Stelle der neuen großen Miethäuser in lockerer Reihung ebenfalls die Kolonistenhäuser aus dem Jahr 1752 – dazwischen die typisch böhmischen Bretterzäune und im Garten zumindest der vorgegebene Walnussbaum.
Hier: Karl-Liebknecht-Straße 110.

In der Priesterstraße (56 oder 57), heute der Karl-Liebknecht-Straße 110, lebte auch das Ehepaar Pehlke. Herr Ferdinand Pehlke war in Nowawes Stadtbau-Inspektor. Foto: Auf / in der Loggia im Frühjahr 1938, Foto von Anne-Marie Sommer. Sie war 1913 ein Taufpatenkind des „Onkel Ferdinand“.

In der Priesterstraße 68, => Karl-Liebknecht-Straße 121, wohnte von 1905 bis 1949 auch die Familie des Schlossers und Elektrotechnikers Max Sommer. Er hatte hier im Erdgeschoss rechts, Verkaufsladen, Wohnung und Werkstatt. Das Schaufenster neben ihm, also in Richtung Hausdurchfahrt, gehörte zum Geschäft von „Brillen-Schäfer“.
Das Gebäude links daneben war Priesterstraße 69, Carl Gruhl, mit der Gastwirtschaft „Zur Markthalle“. Eine Markthalle gab es dort noch nie – der Markt wurde unter freiem Himmel abgehalten aber die Gaststätte war eine „Halle“ am Markt.

Max Sommer war 1897 als junger Handwerker an den erfolgreichen Versuchen zur Einführung der drahtlosen Telegrafie beteiligt. Der Sender war auf dem Turm der Heilandskirche Sacrow installiert und die Matrosenstation in der Potsdamer Schwanenallee stellte die Empfangsstation dar. Hier die Erinnerungstafel an der Heilandskirche Sacrow.

Im Jahre 1905 eröffneten die Sommers den Laden in der Priesterstraße 68 (später Karl-Liebknecht-Straße 121. In der Glasscheibe des Schaufensters spiegelt sich der Kirchturm der Friedrichskirche.

Mit diesen „stolzen Wagen“ transportierten die Elektrikergesellen (Elektro-Monteure) ihre Arbeitsgeräte: die Werkzeug- und Materialkiste und die Leiter für die Arbeit in den Haushalten der Kunden.

Zeitungswerbung im Jahre 1912.

Ein Foto zur Erinnerung ... man weiß ja nie ... Foto von 1916.

Im Lazarett ... noch einmal davongekommen ... und immer noch ist das Kaiserpaar (auf dem Tisch) bei ihnen.

In halber Zeit zwischen zwei Weltkriegen.
Die Tochter der Familie Sommer, Anne-Marie, wird bei Pfarrer Viktor Hasse in der Friedrichskirche konfirmiert.

Angebots-, Verkaufs- und Werbe-Messe in Nowawes. Das hieß auch – den Kunden etwas vorführen ... und das bedeutete für Anne-Marie: 18 Tage lang mit dem neuen Elektro-Herd und weiteren Geräten kochen, braten, backen ... kosten lassen – „ach, so also schmeckt elektrisch zubereitetes Essen – ganz anders als zu Hause – auf dem Kohleherd gegart.“

Lebenslauf, zumindest für den Teil der beruflichen Entwicklung. Dieser wird jetzt „von Staats wegen“ gefordert.

Hochzeitsgäste beim Ehepaar Janecke – hier auf dem Grundstück Priesterstraße 68 – von links nach rechts: Betty oo Ferdinand Pehlke, Elisabeth oo Viktor Hasse, Käte Janecke, Architekt Paul Muster, August Janecke, Luise Hasait, Margarethe oo Max Sommer.

Der inzwischen 70-jährige Max Sommer erhält von der sowjetischen Militäradministration die Erlaubnis, weiterhin als eigenständiger Elektrotechniker arbeiten zu dürfen und er sei berechtigt, für die Ausübung der Arbeiten einen Handwagen und ein Fahrrad zu benutzen. Quelle: Archiv Janecke

Die Retzowstraße

Sie war in früheren Zeiten eine Straßenseite der sehr breiten Lindenstraße, bis 1838 die erste Eisenbahnlinie diesen Straßenabschnitt längs aufschnitt. So wurde aus diesem Straßenteil die Retzowstraße. 1946 fand die Umbenennung in Benzstraße statt.

Im Parterre des Hauses Retzow-Straße 1 befand sich die Gaststätte von Erhard Sotscheck. Das Vorgängergebäude und die Nachbarhäuser waren ursprünglich auch alte Kolonistenhäuser. Diese waren aber abgerissen worden, um neue größere Bauten errichten zu können. Auch das Haus Retzowstraß 2 war ein übliches fünfachsiges Kolonistenhaus. Jenes wurde von der Baugewerkeschule Berlin als Lehr- und Repräsentationsbau genutzt. Als dieses abgerissen wurde, wählte man für die Berliner Baugewerkeschule das Haus Lindenstraße 8 => Rudolf-Breitscheid-Straße 77 als Lehr- und Musterhaus.

Benzstraße 1, (Eingang Kopernikusstraße). Die gleiche örtliche Situation ein Jahrhundert später.

Turnstraße

In diesem Haus, Turnstraße 41, lebte von 1930 bis 1952 der Töpfer-Meister Melzheimer mit den Seinen.

Wallstraße – seit 1946: Karl-Gruhl-Straße

Der Straßenname wurde geändert – die Nummerierung der Grundstücke blieb bestehen.

Das fünfachsige Kolonistenhaus auf Parzelle 90 in dem um 1865 der Weber-Meister Wilhelm Sotscheck mit seiner Ehefrau, einer geb. Wolf und deren Kindern wohnten, wurde 1752 gebaut aber vor 1989 abgerissen. Das heute sichtbare 6-achsige Gebäude ist ein „Nach-Wende-Bau“.

Um 1949 ist dieses Gebäude Wallstraße 17 die Wohnstätte des Gastwirts Gebauer.

Ein Nachfolgebau, der auf Parzelle 102 an der Stelle des ursprünglichen Wohnhauses von 1752 steht. Er wurde wohl zwischen 1870 und 1874 errichtet.
Der Eigentümer des Hauses Nr. 18, ist (um 1949) der Schlosser-Meister August Sotscheck.

Das Haus Wallstraße 20 steht auf der Parzelle 106. Heute ist das die Karl-Gruhl-Straße 20. Das Gebäude gehört nicht zu den ursprünglichen Kolonistenhäusern; es wurde etwa um 1865 errichtet. Der Grundriss ist der eines üblichen halben Weberhauses.

Wallstraße 20

Auf Parzelle 108 das Haus Wallstraße 24. Die Grundsubstanz des Gebäudes stammt aus dem Jahr 1753. In diesem Haus wohnt um 1885 Hermann Offner mit den Seinen.

Das Gebäude Wallstraße 30 steht auf der früheren Parzelle 113. Es ist aber ein relativ junger Bau, der erst im Jahre 1942 anstelle des alten, abgebrochenen Kolonistenhauses von 1753 in prinzipiell gleichartigem Aussehen errichtet wurde. Es wurde aber, anders als beim Vorgängerbau der Hauseingang auf der Hofseite angeordnet und das Haus auf mehr als der halben Grundfläche unterkellert, mit straßenseitiger Belichtung und Belüftung.

Wallstraße 36 ... 35. In der Wallstraße 36 lebte die Familie Steiner

Das Haus Wallstraße 39.

Im Haus Wallstraße 48 wohnte in der Zeit um 1895 der Weber-Meister Friedrich Weltzer mit seiner Frau Gertrud, einer geborenen Gericke.

Wallstraße 50, 49 und nochmals die 48. Auch diese drei Häuser haben seit der Erstbebauung verschiedene starke Änderungen erfahren. Im Haus Nr. 49 (vor dem Haus momentan eine Baustellenabsperrung) lebten in der langen Zeitspanne ihrer Ehe, der Weber-Meister Gustav Noelte / Nölte mit seiner Frau Charlotte, geb. Milch und den Kindern, bis jene das Haus verließen, um eigene Familien zu gründen.

Wilhelmstraße, nach 1953: Alt Nowawes

Weitere Häuser-Angaben zur Wilhelmstraße befinden sich unter >Neuendorf<

Hinweise zur Gaststätte „Zum Kaiserpark“, Wilhelmstraße 20, wurden vorstehend / oben unter Lindenstraße gegeben. Es ist das gleiche Gebäude, das während der DDR-Zeit unter dem Namen „Haushalter“, Alt Nowawes 20, seine Bekanntheit fortsetzte.

Das prächtige Gebäude Wilhelmstraße 22. Links davon, an der Straßenecke zum Schwarzen Damm, stand bis etwa 1970 die Gaststätte „Zum Haushalter“. Bis 1945 war deren Name „Zum Kaiserpark“. Wegen der Zufahrt zur Humboldt-Brücke wurde dieses Gasthaus abgerissen und der dahinter, sich bis zur Mühlenstraße erstreckende Waisen-Friedhof, aufgegeben. Das Haus Nr. 22 gehört in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg den Erben des Vorbesitzers namens Vortisch.

In diesem Haus, Wilhelmstraße 24 lebte von 1912 bis zum Lebensende der Schuhmacher-Meister Albert Sommer mit seiner Ehefrau Luise, eine geborene Kunkel. Hierin lebt auch der hausierende Friseur Theodor Woda.

In der Wilhelmstraße 29 baute der Betrieb von Fritz Louis Nathan 1923 bis 1926 u. a. das „Nowa“-Auto.
Herr Nathan war ein beliebter, sehr sozial denkender und handelnder Unternehmer. Er wohnte im Haus Wilhelmstraße 30.

Das Wohngebäude von Louis Nathan, Wilhelmstraße 30 / 30a. Ursprünglich ein 5-achsiges Kolonistenhaus von 1764, das an beiden Seiten Anbauten erhielt. Standort: Parzelle Nowawes 158.

Das Haus des Gastwirts, Herrn Schaelow, in der „Wendezeit“ eine Schleiferei. Parzelle 160. Ursprünglich ein komplettes Kolonistenhaus, der rechte Teil mit einer Erweiterungsachse (rechts) ist erhalten, der linke südliche Teil zugunsten der 3-geschossigen Nachbarbebauung abgerissen.

Eigentümer des Hauses ist (auch um 1949), der Rundfunkmechaniker-Meister Gerhard Brendler.

Das Betriebsgelände des früheren Unternehmers Louis Nathan – seit vielen Jahrzehnten Arbeitsstätte der Fa. Thonke. Alt Nowawes 44-46.

Das Gebäude Wilhelmstraße 45. Eine Anzahl von Handwerkern wohnen in diesem Haus.

Diese Anschrift lautet: Wilhelmstraße 54. Das Gebäude auf Parzelle 163 ist heute ein 6-achsiges Gebäude und bestand ursprünglich aus einem halben Kolonistenhaus aus dem Jahre 1764, das 1873 einen 3-achsigen Anbau in Weberhausgestalt erhielt.

Dieses Gebäude, Wilhelmstraße 56, auf Parzelle 164 wurde im Jahre 1764 errichtet. Ursprünglich besaß es die üblichen 5 Achsen, von denen aber die beiden rechten (nördlichen) 1911 für den daneben geplanten Neubau abgebrochen wurden. – Hierin lebte Albert Sommer, Schuhmacher-Meister, mit seiner Frau Luise, geb. Kunkel von 1889–1895.

Wilhelmstraße 96. Das Haus des Maler-Meisters Fritz Nerlich, Kunstmaler, Nationalpreisträger der DDR.
Klemms Festsäle (rechts)

Die Wilhelmstraße 116 (links). Im Haus 118 auch die Gaststätte Klemm. Und schon sind wir am Parkeingang Grenzstraße.

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