Bilder zu: „Nowawes, eine Colonie (Siedlung) bey Potsdam“ ...
Notizen zur Entstehung und Entwicklung des Ortes.
Teil 3: Neuendorf – Potsdam-Babelsberg
Zusammengestellt von Chris Janecke, aktualisiert: Mai 2023.
E-Mail: christoph@janecke.name
Dieser kleine Ort Neuendorf ist bedeutend älter als Nowawes.
Bereits im Landreiterbericht 1375 wird der Ort erwähnt aber es ist wohl davon auszugehen, dass die Ursprünge der Siedlung erheblich weiter in die Vergangenheit zurückreichen.
Die Bezeichnung „Nowawes“ für die junge Schwestern-Siedlung, die ab 1751 „aus dem kargen Sandboden gestampft wurde“, bedeutet ebenfalls nichts anderes als Neuendorf, nur eben in einer slawischer Sprache, dem Böhmischen. Aus Böhmen wurden die meisten Bewohner erwartet, die als protestantische Glaubensflüchtlinge aus dem katholischen Böhmen kamen und überwiegend als Weber und Spinner tätig waren. –
„Neuendorf“ – Orte mit diesem Namen gab und gibt es viele und trotz mancherlei Verwechselungen war nur seltener ein anderer, treffender Name gefunden, auch nicht dann, als das Dorf gar nicht mehr so neu war. –
Für unser Neuendorf gestaltete es sich so, dass sich, beginnend in der so genannten Gründerzeit des 19. Jahrhunderts beide Schwesternorte auszudehnen begannen. Den größeren Zuwachs erhielt das kleinere, ältere Neuendorf. Man versuchte eine generelle Teilung der Orte durch die Eisenbahnlinie festzulegen, was aber nicht durchgängig gelang.
So wechselte beispielsweise ein Teil der westlichen Lindenstraße in der Zuordnung zwischen Neuendorf und Nowawes. Auch der südliche Teil der Wilhelmstraße zählte zeitweilig zu Neuendorf und so ging es auch mit anderen kleineren Straßen. Bestrebungen zur Zusammenlegung der Orte gab es wohl, so auch vom Ortsvorsteher Julius Mücke, die aber der Zeit vorauseilten, sich nicht durchsetzen konnten. Anfangs des 20. Jahrhunderts stempelte die Post dann aber schon mit „Nowawes-Neuendorf“ und eben in dieser Zeit tragen die Ansichtskarten des Landschaftsmalers Otto Thomasczek auch schon diese Bezeichnung. Offiziell war es dann im Jahre 1907 soweit: Die beiden Schwesternorte wurden zu einem Ort vereinigt – unter dem Namen Nowawes, was wohl viele Neuendorfer grämte, da doch ihr Ort der erheblich ältere war und der jetzt industriell mächtig aufblühende noch dazu – doch auch der Name „Nowawes“ blieb nur noch drei Jahrzehnte bestehen, weil dieser slawische, also unarische Name von den Verwaltern des National-Sozialismus getilgt wurde.
In diesem Bericht wird das Gebiet von Neuendorf noch als gesonderter Gliederungspunkt dargestellt, weil eine Reihe von Straßen und Gebäuden vor der Vereinigung entstanden bzw. neue Bauten auf der bisherigen Neuendorfer Gemarkung errichtet wurden.
Aus den mehreren vorgestellten Gründen ist wohl eine historisch exakte Trennung für eine längere Zeitdauer kaum möglich aber für die Jetzt-Zeit auch nicht notwendig. So bleibt es bei einem Versuch, das Damalige darzustellen. –
Wie bisher, so stelle ich auch hier die zeitgenössischen Straßennamen voran, da die Entstehungszeit der gezeigten Gebäude ja als historisch zu betrachten ist, setze aber die heutigen Straßennamen hinzu, um jüngeren Lesern die Ortsfindung zu erleichtern.
Eine Panorama-Sicht auf Neuendorf. Zeichnung von Otto Thomasczek, 1901, Ansichtskarte, Kunstanstalt Sommer, Berlin.
Oberer Bildteil: Die neuen Industrieanlagen im Bereich der Bismarckstraße (Johannsenstraße), Charlottenstraße (Glasmeisterstraße) und Wilhelmstraße (Alt Nowawes), dann die Spitze des Rathausturms, Gebäude der Eisenbahnstraße (K.-Liebknecht-Straße) bis zur Großbeeren-Straße. Ganz rechts auf dem Neuendorfer Anger die neue Bethlehem-Kirche und die kleinere achteckige Neuendorfer Kirche von 1853. Teilüberflutete Nuthewiesen.
Unterer Bildteil: Das Gebäude der Jute-Spinnerei und -Weberei steht auch heute noch. Die Nuthe-Flussbadeanstalt bestand direkt vor der „Kreuzung“ der Nuthe mit der Alten Königstraße (=> Rathenaustraße => Friedrich-Engels-Straße).
Anger. Auf dem Dorfanger (vor 1945: Kirchplatz)
Bis vor 1853 hatte Neuendorf ein Fachwerkkirchlein auf dem Anger stehen, das um 1585 errichtet worden war – inzwischen jedoch baufällig wurde. Der hier sichtbare Nachfolgebau hat einen oktogonalen Grundriss. Hierin finden etwa 300 Personen Platz.
Entwurfsskizzen stammen vom König Friedrich Wilhelm IV.. Architekt war August Stüler (1800–1865). Der Baumeister war C. H. Ziller. Am 30. Januar 1853 fand die Weihe der neuen Kirche statt.
So sah Otto Thomasczek die neue Bethlehemkirche und die ein halbes Jahrhundert ältere achteckige Neuendorfer Kirche auf dem Anger, in der Rundlings-Dorfmitte stehen. Ansichtskarte.
Hier nochmals eine Ansicht der Bethlehemkirche. Der Architekt war Ludwig v. Tiedemann (1841–1908). Bauausführender: Arthur Kickton (1861–1944). Das Gotteshaus wurde nach einem Jahr Bauzeit – 1899 geweiht aber schon im Zweiten Weltkrieg 1941 schwer beschädigt, 1945 zerstört und die Ruine 1952 gesprengt. Ansichtskarte
Eine meisterhaft geschaffene Holzskulptur (Teilansicht), ursprünglicher Standort: Am Altar der Bethlehemkirche – später, im Krieg wurde Christus vom Kreuz genommen – nun eine Ansicht, die man „vor der Grablegung“ nennen könnte.
Der Künstler ist dem Autor nicht bekannt.
Bismarckstraße, nach 1945: Johannsenstraße
Blick von der Wilhelmstraße (Alt Nowawes) links, bzw. Potsdamer-Straße (=> Babelsberger Straße) rechts, in die Bismarckstraße (Johannsenstraße). Die Häuser der früheren Bismarckstraße 1 und 2 stehen heute noch. Ganz rechts der Treppenbeginn des alten Übergangs über die Bahngleise, vom Volksmund „Galgen“ genannt und hinten ein vorbeifahrender Zug.
Quelle: Ansichtskarte, Zeichnung von Otto Thomasczek, Kunstverlag Sommer, Berlin.
Handschriftlicher Grußtext: Sehr geehrtes Fräulein! Fahre heute nach Stettin und am 15. dieses Monats auf „Maria“, welches auch mit Segeln fahren kann, nach Lissabon. Bin als Zweiter Maschinist eingestallt. York Hagedorn. – Gruß an Fräulein Heckendorff.
Bismarckstraße 2 (links) und das Eckhaus Nr. 1. In der Nr. 1 lebten in der Nachkriegszeit (1949) vier Mietsparteien, unter ihnen die bekannte Selma Quappe.
Die Häuser der früheren Bismarkstraße 2 und 1 (rechts, angeschnitten). Im Haus Nr. 2 wohnte u. a. auch die gemütvolle Charlotte Dyck und der Tischler Otto Köthur, der als Rentner an der Nuthe den Bootsplatz „Havelzweig“ betrieb.
Blücher- und Bülowstraße, das sind nach 1945 die Fulton- und die Wattstraße
Das Haus in der Blücherstraße 3 (heute Fultonstraße 3) ließ der Schlossermeister Kabbert im Jahr 1905 errichten. Im Hof seine Schlosserwerkstatt. Bereits um 1925 sind Haus und Werkstatt an den Nachfolger, Schlossermeister Teichmann übergegangen: „Kunst- und Bauschlosserei, Drahtzaunfabrik, Maschinenschlosserei. Sämtliche Reparaturen an ...“
Derselbe Bauherr ließ zeitgleich auch das Nachbargebäude Bücherstraße 5 bauen. Auf jenem Hofgelände wurde ebenfalls eine Schlosserwerkstatt vorgesehen.
Zu den späteren Bewohnern gehörten auch: Blobel, Runge, Quast. Der wortkarge und gutherzige, ungemein berufsgewandte Schmiede-und Schlosser-Meister Erich Quast betrieb in diesem Hause die Schlosserei und schuf auch mehrere Metallwunder für den Autoren dieses Berichts – als väterlicher Freund.
Die prächtigen Bauten in dieser Straße entstanden im gleichen Zeitraum. Verschiedene Häuser tragen „die Handschrift“ des gleichen Architekten. Hier das Haus Blücherstraße 11.
Blücherstraße 13. Neuendorf zeigte mit seinen neuen Bauten der Gründerzeit und der Zeit der weiteren Industrialisierung (hier nach der Jahrhundertwende, Jugendstil) ein völlig anderes Erscheinungsbild als die 150 Jahre älteren Bauten für die Hausweberei im unmittelbar benachbarten Ort Nowawes.
In der Parallelstraße zur Blücherstraße – das Haus Wattstraße 12, frühere Bülowstraße. Foto etwa von 1960.
Am Lutherplatz
Ein Blick vom Lutherplatz in die Eisenbahnstraße (=> Karl-Liebknecht-Straße). Nach rechts zweigt die Schulstraße ab. Mittig die Kreuz-Drogerie, K.-Liebknecht-Str. 1, – das war vorher Eisenbahnstraße 7, betrieben nach 1945 von Hans Richter. Dieses Haus hatte der Sattler- und Tapezierer-Meister Gustav Sotscheck um 1911 errichten lassen, der vorher schräg gegenüber in der Schulstraße gewohnt hatte. Jenes Wohnhaus wurde jedoch abgerissen und auf gleichem Grundstück, Schulstraße 9, das neue Pfarrhaus der Bethlehemgemeinde errichtet. Der Sohn von Gustav Sotscheck und seiner Frau Auguste, geb. Zinnow, war der Chemiker Dr. Franz Sotscheck. Er betrieb als erster die Drogerie etwa von 1911 bis 1945. Links hinten, in dem dreigeschossigen Miethaus, K.-Liebknecht-Straße 3, wohnte und arbeitete der Dentist Erhard Weise, der sich als Zahnarzt betätigte. Im Erdgeschoss Paul Rieck: Raucherbedarf und Spielwaren. Foto: Ansichtskarte aus den 1960-er Jahren.
Hier nochmals das gleiche Gebäude, die ursprüngliche Drogerie von Dr. Franz Sotscheck, heute: K.-Liebknecht-Straße 1. Das Gebäude streckt sich auch in die Schulstraße hinein und ganz rechts in der Schulstraße können wir das neue Pfarrhaus von 1912 erahnen.
Dieselstraße
Friesenstraße
Wir sehen das Bauwerk Friesenstraße 8. Hier wohnte um 1927 auch der Eisenbahnarbeiter Paul Sotscheck mit seiner Ehefrau Anna, einer geb. Martini und ebenfalls ihr Sohn, der Handelsmann Erich Sotscheck.
Großbeerenstraße
Das Haus Großbeerenstraße 5, Ecke Friesenstraße, am Lutherplatz. Im Hochparterre des Hauses Nr. 5 hatte der Bäcker Panzlaff seine Verkaufsstelle. Im Gebäude rechts daneben war die Schreibwarenhandlung Dietrich ansässig.
Im Jahre 1906 nahm die Neuendorfer Apotheke an der Ecke: Großbeerenstraße - Blücherstraße (=> Fultonstraße) ihren pharmazeutischen Versorgungsdienst auf. Auch hier müssen wir 100 Jahre später sagen: Es war einmal. – Weiter rechts sehen wir das dunkelrote Klinkerhaus, in dem über Jahrzehnte der Allgemeinmediziner
Herr Dr. Kammler seine Praxis führte.
Langzeitig arbeitete in der Großbeerenstraße (=> Ernst-Thälmann-Straße 44) der Steinmetzbetrieb / Grabdenkmäler Kamann.
Die Havelstraße, heute: Lotte-Pulewka-Straße
Die Havelstraße wird 1912 bebaut (=> Lotte-Pulewka-Straße). Hier das Haus Nr. 28 – für den Erstbezug festlich geschmückt. Quelle: Ansichtskarte des Arbeiter-Bau-Vereins.
Der Horstweg 1961, ein ruhiger Spazierweg, von Pappeln gesäumt. Foto: Werner Taag.
Upps, aus der Jahnstraße haben wir momentan keine Häuserfotos – aber hier grüßt uns der Namensgeber Friedrich Ludwig Christoph Jahn (1778–1852), ein Sportler (Turnvater) und Pädagoge.
Das Neuendorfer Rathaus wurde 1894 errichtet. Architekt: Otto Heinrich v. Techow (1848–1910). Die Nowaweser errichteten ihr Rathaus 1898 schräg gegenüber. 1907 erfolgte jedoch die Vereinigung von Nowawes und Neuendorf – man benötigte nur noch e i n Rathaus. So wurde dieses Gebäude als Beethoven-Lyzeum, zu einer Höheren-Töchter-Lehranstalt umgewidmet und erhielt bald links daneben einen Erweiterungsbau – auf dem folgenden Bild zum Teil zu sehen..
Eine vergleichbare Situation wie auf dem vorigen Bild – ein Jahrhundert später.
Und nochmals der Lutherplatz
Der Lutherplatz mit Luthereiche im Jahre 1903. Wir kommen aus der Eisenbahnstraße und blicken geradeaus in die Alte Königsstraße (=> Rathenaustraße, => Friedrich Engels-Straße). Hinter dem Haus Nr. 1 die Turmspitze der Bethlehemkirche. Ein „ruhig-friedlicher, fast sonntäglicher Eindruck“. Dem Mensch-sein, den Fußgängern, wird ausreichend Platz eingeräumt. Zeichnung: Otto Thomasczek, 1903.
Jahr 2003: Ein Foto der örtlich gleichen Situation genau 100 Jahre später. Die Menschen glauben inzwischen durch Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik bedeutend klüger geworden zu sein, als die damaligen Gestalter. Den Turm hinter den Häusern, ja, die gesamte Bethlehemkirche gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. Man glaubte wieder einen siegreichen Krieg führen zu müssen und jener kam zurück in sein Ausgangsland ... und deshalb ...
Gehen wir näher in Richtung Lutherplatz, sehen wir weniger ... und werden wieder versöhnlicher gestimmt. Fast geradezu, die großen Schaufenster mit mittiger Eingangstür, sehen wir die ehemalige Schreibwarenhandlung des Ehepaares Dietrich. Das ist dann bereits die Großbeerenstraße. Vorn links geht es in die Schulstraße.
Nun haben wir die Blickrichtung um 90° gedreht, kommen aus der Großbeerenstraße und schauen auf das Haus Lutherplatz 5.
Eigentümer waren die Erben Prillwitz – aus der früheren Ortsvorsteher-Familie. Hier wohnten auch: Der Ingenieur Willi Prillwitz, Familie Katzorke. Hilde Katzorke war Schneiderin. Unten im Laden verkaufte Emilie Ziehe eine Auswahl von Seifenerzeugnissen. Beide Familien waren durch Heirat miteinander verbunden.
Blicke nach Neubabelsberg
Der Bahnhof Drewitz an der Bahnstrecke: Berlin – Wetzlar (heute Bahnhof Medienstadt), gegenüber der Böckmannstraße (nach 1945: August-Bebel-Straße). Die Herren Böckmann und Ende waren die Architekten, die die Erschließung und geplante Bebauung des Terrains „Neubabelsberg“ bearbeiteten.
In Neubabelsberg, Stahnsdorfer Straße 100, befand sich die beliebte Gaststätte „Waldschlösschen“ mit vielen Freiluftplätzen.
Bild: Otto Thomasczek, 1901, Ansichtskarte.
Das Invalidenheim an der Böckmannstraße wurde später ein Städtisches Altenheim, dann eine Heilstätte für Tuberkulosepatienten, während der DDR-Zeit das Reichsbahnamt 2 der Reichsbahndirektion Berlin.
Im unteren Bildteil nochmals das Waldschlösschen.
August-Bebel-Straße 88. Das frühere Altenheim ist und heute ein Teil der „Denk-Fabrik der Kreativität“, zu den Hasso-Plattner-Instituten gehörend.
Lokomotivbaubetrieb Orenstein & Koppel – später, nach 1945: Karl-Marx-Werk
Der Gasthof „Zur freien Aussicht“ an der freien Grenze zwischen Neuendorf in der Mark und Neubabelsberg, an der Großbeerenstraße Ecke Wetzlarer Straße – grad' dem Bahnhof Drewitz gegenüberstehend.
Im Bildhintergrund erkennen wir links den „Zirkus“, eine Volksbezeichnung für die Zentrale Montagehalle der Lokomotivenfertigung Orenstein & Koppel mit der in Europa größten freitragenden Kuppel ihrer Zeit. Die wichtigsten Gebäude für das große Lokomotivbauwerk entwarf der Neuendorfer Architekt Eiermann.
Nochmals die Montagehalle „der Zirkus“ von O. & K. Fünf Jahrzehnte nach der Produktionsaufnahme wird diese Produktionsstätte „Volkseigener Betrieb Lokomotivbau Karl Marx, Babelsberg“ genannt werden. Günstiger, als diesen Feldweg von der „freien Aussicht“, läuft man von rechts kommend, die befestigte Ahornstraße zum Werksgelände. Zeichnung: Otto Thomasczek. Ansichtskarte.
Neben Konstruktionsaufgaben gehörte es aber auch zu Richards Tätigkeitsumfang, beispielsweise Ehren-Urkunden für verdienstvolle Mitarbeiter des Betriebes zu gestalten und auszufertigen, wie hier für Herrn Konrad Knaak.
„Hautnah“ erlebte auch Richard Janecke die gewaltige Entwicklung dieser mobilen Großmaschinen mit, so wie auch sein Vater August Janecke, der in der Angebots- und Verkaufsabteilung kaufmännisch tätig war.
Das Gebäude des damaligen Lok-Konstruktionsbereiches in der Großbeerenstraße. Hier hatte auch der Autor dieses Berichts Ende der 1950-er Jahre den Polytechnischen Unterricht – in Theorie und Praxis.
Retzowstraße, nach 1945: Benzstraße
Diese Straße entstand, weil die Bahnlinie Potsdam–Berlin 1838 längs in der Mitte der Lindenstraße verlegt und diese breite Lindenstraße nun auftrennt wurde in zwei nur einseitig bebaute Straßen. Die Retzowstraße wurde nach 1945 in Benzstraße umbenannt.
Das ist der Eindruck, den das gleiche Gebäude ein Jahrhundert später auf uns ausübt.
Im Hof des oben gezeigten Hauses Retzowstraße 3. Hier begingen das Ehepaaar Paul Sommer und Emma, geb. Krüger im April 1916 ihre Silberhochzeit. Von links nach rechts: Marie Steiner geb. Sommer mit Ehemann Weber-Meister Theodor Steiner, Margarethe Sommer, geb. Runge mit Tochter Anne-Marie (der Ehemann und Vater ist als Soldat im Krieg). Elisabeth und Fritz Sommer (Kinder des Silber-Brautpaares), Hedwig Knoll geb. Sommer. Vorn: das Silberpaar Emma, geb. Krüger und Paul Sommer. Die beiden außen stehenden Damen sind Schwestern des Silber-Bräutigams.
Ein Blick in die Schulstraße
Die Knabenschule in Neuendorf, in der heutigen Schulstraße 9. Hinten, der dunklere Teil, ist der ursprüngliche Bau von 1874. Der helle Erweiterungsbau aus dem Jahr 1935 erweiterte die Kapazität erheblich. In den 1950-er Jahren wurde hieraus die Schule 17, die später, in den 60-ern den Namen Paul Kühnes, eines Nowaweser Kommunisten, bekam. Anfang der 1990-er Jahre war ihr Name dann Lindenhof-Schule aber bald wurde der Schulbetrieb völlig eingestellt und in den Räumen eine Jugendherberge eingerichtet sowie das Haus als Sitz mehrerer Kinder- und Jugendorganisationen vorgesehen.
Hier nochmals ein Blick auf den modernen Anbau, aus der Blickrichtung desjenigen, der vom Bahnhof kommt. Hier drückte auch der Autor dieses Beitrages mehrere Jahre lang die Schulbank. Zu jener Zeit aber wurde die Straße nur ab und zu von wenigen Autos „bevölkert“.
Die ehemalige Schule, Hofseite (Ausschnitt). Hinten rechts hinter dem Busch der Abgang zur Hausmeisterwohnung und zur Heizanlage. Die Schule wurde zur DDR-Zeit mit Rohbraunkohle (genannt „Blumenerde“) geheizt, die auf dem Schulhof, also im Freien, als Halde in Sonne, Regen und Schnee lagerte und dann im Keller, neben der Hausmeisterwohnung versuchsweise vorgetrocknet wurde. Hausmeister waren in den 1950-er und 60-er Jahren das Ehepaar Roehloffsen.
In der Zeit von etwa 1957 bis 1990 teilte „der Toilettenpalast“ den Schulhof. Links im Gebäude befanden sich Toiletten und ein Waschraum sowie ein Raum für den Werkunterricht. Im Mittelteil der Sportraum, auch als Sammellager für Eicheln und Kastanien zur Winterfütterung von Wildtieren genutzt. Im rechten Gebäudeteil: Essenausgabe, Speiseraum und Hortzimmer / Schulaufgabenraum.
Wegen größerer Pfützen bei Regenwetter wurde der vordere Schulhof nach 1962 mit einer Bitumenschicht versiegelt. Ganz links, außerhalb des Bildes, gab es einen Gang durch das Gebäude zum hinteren Teil des Schulhofes. Dieser wurde für den Sportunterricht genutzt und zwischen 1959 und 1961 auch für eine Kaninchenzucht- und -mastanlage, die einige Schüler betrieben ... nach dem mahnenden Ruf des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht (ich spare mir hier den ellenlagen offiziellen Gesamttitel): „Mehr Fleisch für die Volkswirtschaft, Genossen. Ja?“ So war das – die Genossen Lehrer hatten eine Verpflichtung abgegeben in der Schule Fleisch zu produzieren und einige Schüler machten die Arbeit. Der Autor dieses Berichts war auch einer jener Züchter und er sagte: Eine Eierproduktion wäre auch gut gewesen und weniger aufwendig.
Zu den Lehrern (vor / um 1956) gehörten u. a. die Herren Pianowski, Paetke, Schulz, Lippelt, Grüneberg, Ignor, Russig, Brepohl, Freydank, Donath, ... und die beiden Damen Fräulein Karstedt, Frau Engemann, Frau Bischoff ... nicht alle Namen bekommt der Autor zusammen, insbesondere, da ja nicht jeder Lehrer in allen Klassen unterrichtete. Wer weiß noch mehr?
Das Pfarrhaus in der Schulstraße 8b. Hier wohnte vorher, in einem anderen Gebäude, der Sattler Gustav Sotscheck, der vor dem Umzug das Eck-Haus schräg gegenüber errichtete, in dem sein Sohn Dr. F. Sotscheck eine Drogerie betrieb, die nach 1945 Herr Richter übernahm.
Das Wohngebäude Schulstraße 11. Hier wohnte auch viele Jahrzehnte der beliebte
Kantor, Organist und Religionslehrer Hans-Jörg Lippert.
Hierin wohnte auch das Geschwisterpaar, die Schwestern Kahrstedt, Lehrerinnen. Der Weg zur Schule war ein kurzer.
Wiesenstraße, heute: Otto-Meier-Straße
Kalk- und Mörtelwerke Langkau & Co. in der Wiesenstraße 20–22. Festlicher Umtrunk im Frühjahr 1905. Zu diesem Betrieb gehörte noch ein Betriebsteil für Kohlen und Steinguterzeugnisse in der Potsdamer Straße 9 (heute: Babelsberger Straße). Auf diesem Grundstück hatte später die Fa. Schönbeck ihren Baustoffplatz.
Sieht man von den Gefahren für kleinere Kinder auf diesem Betriebs- und Wohngrundstück ab (wie stark ätzende Kalkgruben, Schwerlast-Pferdefuhrwerksverkehr, das Wasser des Flüsschen Nuthe), so fanden sich hier ausgezeichnete Bedingungen für frohes Spiel – ein Ausgangsort für Entdeckungsreisen.
Hier gibt es Eis zum Kühlen der Lebensmittel. Ursprünglich wohl per Handwagen transportiert, viel später in einem wärmegedämmten weißen Opel-Blitz befördert. Es wurde sehr wohl schnell geliefert – mit dem „Blitz“ – aber auch der Betriebsleiter Paul hieß wirklich Fix mit Familiennamen. Kaufen konnte man das Eis als Stange oder auch bereits in Teilstücke gehackt – eben so, wie man es im heimischen Eisschrank unterbringen konnte.
Wilhelmstraße, ab 1950 Alt Nowawes
In dem Haus Wilhelmstraße 8 lebte der Landschaftsmaler Otto Thomasczek, von dem eine Anzahl von Zeichnungen und Gemälden in diesem Dokument zu sehen sind, in den Jahren 1893–1897.
Näheres zum Landschaftsmaler auf dieser Internetseite www.janecke.name unter „Brandenburgisches Bilderbuch“, O. Thomasczek.
Die Gaststätte „Deutsches Wirtshaus“, des Ehepaares Ulrich (Ulrich ist der Familienname), in der Wilhelmstraße 15. Zeichnung: Otto Thomasczek, privat.
Das Ehepaar Hermann und Anna Ulrich, geb. Schütte im Jahr 1888. Sie führen die Gaststätte „Deutsches Wirtshaus“.
Im Jahre 1900 stirbt der Ehemann und Vater Hermann Ulrich unerwartet sehr früh. Seine Söhne übernehmen das Bewirtschaften der Gaststätte.
Das gleiche Grundstück ein Jahrhundert später – mit geänderter Lebensqualität. Die besonnten oder auch schattigen Gartenplätze für erholungssuchende Gäste gibt es nicht mehr auf diesem Grundstück. – Aber dafür Auto-Werkstatt, Auto-Tankstelle, Auto-Zubehör-Verkauf, Auto-Abstellplätze. Unrast. Die Asphaltfahrbahnen wesentlich verbreitert, aufgeheizt, starker öfter stehender Autoverkehr, Abgase, Lärm, Staub, Stress. Die Bäume im Hintergrund gehören zur Glasmeisterstraße, der früheren Charlottenstraße.
Yorckstraße, ursprünglich Triftstraße, heute Kopernikusstraße
Hier, in der Yorckstraße 3 wohnte um 1912 auch der Maurer Sotscheck mit seiner Ehefrau, geb. Caspari und den Kindern.
Im Haus Yorckstraße 13 lebte u. a. der Buchdrucker Theodor Steiner.
Dieses Doppelhaus in der Yorckstraße, heute Kopernikusstraße 45 und 43, war auch das Zuhause des Sattlers Hermann Vetter (Nr. 45) und der Familie des Schmiedes Priebe (Nr. 43)
Im Jahr 1909 wurde der Prachtbau Althoff-Schule als Realgymnasium eröffnet. Nach 1945 erhielt sie den Namen Beethoven-Schule. Architekt dieses Gebäudes war Otto Heinrich v. Techow (1848–1910), der ebenfalls die Doppelschule in der Scharnhorststraße (=> Stephensonstraße) erdachte. Auch das Neuendorfer Rathaus in der Lindenstraße geht auf ihn zurück und ebenso die Webschule in der Wichgrafstraße.
Inzwischen trägt die Bildungsstätte den Namen: Bertha-von-Suttner-Gymnasium.