Pollitz mit dem früheren landwirtschaftlichen Rittergut Kahlenberge / Calenberg(e) in der Altmark, Bundesland Sachsen-Anhalt
Zusammengestellt von Chris Janecke, jüngste Bearbeitung: Juni 2021
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Der Name Pollitz ist slawischen Ursprungs. Er wurde des Öfteren abgewandelt (Polniz, Polnitze) und bedeutet soviel wie Niederung oder Fläche im Tal. Polje ist das Feld und Nizina die Niederung. Es handelt sich um ein feuchtes Gebiet, das öfter vom Hochwasser heimgesucht wird. Der Ort liegt am „Drei-Namen“-Flüsschen Aland (Milde, Biese). Der Ort liegt auf der Geest, nur wenige Kilometer vor der Aland-Mündung in die Elbe bei Schnackenburg entfernt. Die Ortslage: 1,5 Meilen nordwestlich von Seehausen.
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Bereits vor der Zeit der Völkerwanderung ist Pollitz ein slawisches Rundlingsdorf. |
1208 |
Aus diesem Jahr ist uns die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung als „Wendisch Polnicze“ überliefert. Der heutige Ort Pollitz bestand aber bis zum 16. Jahrhundert aus den beiden getrennten Dörfern Pollitz (in anderer Schreibweise) und Fiefhufen. |
1316 |
Das Dorf wird „mit Mann und Maus“ vom Markgrafen Waldemar an das Kloster Amelungshorn verschenkt. |
1469 |
Die Menzendorfs werden mit einem Hof „an der Strate to Polnicze“ belehnt. Das Rittergeschlecht v. Jagow (Rittergut Calenberge) wird erstmals in Pollitz erwähnt. |
1514 |
Erstmals wird die Besetzung einer Küsterstelle für Pollitz fixiert. |
1524 |
„Asmus kauft sieben Stücke Landes zu Pollitz“ von der Familie v. Knesebeck. |
um 1530 |
In der Feldmark bestehen dicht beieinander Pollitz und Fiefhufen. Sie werden erst später unter dem Ortsnamen „Pollitz“ zusammengeschlossen. |
1543 |
Die Kirche von Pollitz ist eine Filia der Kirche des Ortes Deutsch. |
1618– 1648 |
Die Bronzeglocke der Kirche wurde 1611 gegossen. Der Dreißigjährige Krieg bringt auch für Pollitz Verwüstungen durch die Soldateska und den mitziehenden Tross. Dänische Soldaten plündern die Orte. |
1678 |
Pollitz gehörte bisher zur Kirche Deutsch – wird jetzt aber dem Kirchspiel Groß Wanzer zugeordnet. |
1688– 1805 |
Im Kirchenbuch Wanzer befindet sich ein alphabetisches Namensverzeichnis, auch über die Bewohner von Pollitz in diesem Zeitraum. (Landeshauptarchiv Magdeburg, Film 03220, Band 617a, lfd. Nr. 3 und die Kirchenbucheintragungen für Pollitz mit Kahlenberge von 1736 – 1766: Film 03220, Band 616, lfd. Nr. 2. |
1689 |
Ein Kirchenbuch von Pollitz ist seit dieser Zeit vorhanden – aber heute nicht mehr komplett. |
1709 |
Die Elbe hat bei Wahrenberg und auch bei Berge wieder die Deiche durchbrochen. Ein Stück des Alanddeiches nahe der Calenberger Ziegelscheune wurde fortgerissen. Viele Not bei den Bewohnern. Das Wasser hat auch drei große Begräbnisurnen aus grauer Vorzeit freigespült. |
1741 |
Die Kirche erhält einen Turm aus Fachwerk, mit roten Ziegeln ausgefacht. |
1745 |
Ein interessanter Hinweis zur Geschichte – so auch der Familie Janeke (ebenfalls Ganecke, evtl. Gernecke geschrieben): Das Historische Ortslexikon enthält für den Ort Hoewisch = Höwisch unter Punkt 6 folgenden Hinweis: „1745 zogen 6 Ackerleute und 4 Kossaten (Müller / Krüger) von Hoewisch nach Calenberg und 1 Ackermann nach Scharpenhufe“. Es erscheint also durchaus als denkbar, dass „ein Ast“ meines Familienverbandes der Janekes (Ur-Ahn des Autors dieses Beitrages) bereits zu früheren Zeiten in Hoewisch gelebt hatte und nur beispielsweise einer der Söhne dieser Hoewischer Familie Janeke – zu diesen „Auswanderern“ nach Calenberg gehörte. Der „Wanderweg beträgt nur etwa 19 km. – Einer aus der Enkelgeneration: Andreas Christoph Janeke (geb. Calenberge 1778) kehrte aber von Calenberge als junger Mann nach Gagel und Hoewisch zurück. |
1753 |
Die Gemeinde richtet ein Petition an den Superintendenten in Stendal, da kein Küster im Dorf vorhanden ist und daher auch keine Schule gehalten werden kann. Da in Stendal allein dem Beschwerdegrund nicht abgeholfen werden kann, geht jener Brief weiter nach Berlin, an den König Friedrich II. (der Große, der Alte Fritz). Dieser befiehlt, „dass binnen 14 Tagen die Küsterstelle mit einem geeigneten Subject zu besetzen sey“. Punktum! Der neue Küster wird Johann Gottlieb Schneider – gestern hauptberuflich ein Leineweber, ab heute der Küster und Schulmeister. Dieses Amt wird er fast 50 Jahre, bis zu seinem 78-sten Lebensjahr ausfüllen. |
1771 |
Wieder große Überschwemmungen, sowohl im Winter, als auch im Sommer, da sich die Wässer der nahen Elbe und des Aland in die Niederung ergießen. |
1776 |
Für Pollitz wird ein eigenes / neues Kirchenbuch angelegt. Die bisherigen Eintragungen befinden sich im Kirchenbuch Wanzer. |
1778 |
Im Rittergut Calenberge wird am Donnerstag, 14. April 1778 Andreas Christoph Janeke geboren (Ur-Ahn des Autors dieses Beitrags). Dessen Vater ist Joachim Janeke (der möglicher Weise damals, 1743, aus Höwisch hierher nach Pollitz zog. Die Mutter ist leider nicht namentlich erwähnt. Joachim Janeke wird vor 1807 in Calenberge sterben, sein Sohn Andreas Christoph Janeke dagegen (wieder) in Höwisch. |
1784 |
Ein erneuter Deichbruch bei Calenberge an der Ziegelscheune. |
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Zu Pollitz gehören die Güter Calenberge, Ovelgünne und Groß Garz. Die alten Kirchenbücher von Deutsch, in denen auch Pollitz enthalten ist, werden später nach Groß Garz umgelagert. |
1800 |
Cahlenberge ist kein selbständiger Ort. Bestand: Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude, 1 Windmühle, 1 Ziegelei. Es leben hier: 35 Personen, davon 1 Förster und vier Einlieger. |
1807– 1815 |
Zur Zeit der Französischen Besatzung und der Befreiungskriege gehört Pollitz zum Königreich Westfalen, das von dem Bruder des Napoleon Bonaparte, Jeromé = Hieronimus („König Lustik“) regiert wird. |
1820 |
Calenberge: Adeliges Gut, dem Grafen von Jagow auf Aulosen und Pollitz gehörend. Bestand: 1 Windmühle, 1 Wohnhaus, 1 Ziegelscheune, 18 Einwohner. Zu Pollitz gehören 3 Einzelgrundstücke: Scharpenhufe, Neuhof, Kahlenberge. Pollitz wird etwa um diese Zeit wieder nach Groß Wanzer eingepfarrt. |
1871 |
Die Kirche erhält den Neubau eines Kirchenschiffes – alt sind hingegen die Altarleuchter, der Abendmahlskelch, die Glocken und das Epitaph. |
1909 |
Ein großes Eisgeschiebe auf Elbe und Aland. Mehrere Deichbrüche. Alandeiche und Wege beschädigt. Hochwasserkatastrophe. Besonders betroffen ist das Rittergut Pollitz. |
Pfarrer für Pollitz
1648 bis 1677 |
Heinrich Güssefeld |
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1763 bis 1799 |
Ludolph Theophilus Hartwig |
1678 bis 1735 |
Valentin Speckbötel |
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1801 bis 1824 |
Christian Heinrich Carl Quehl |
1736 bis 1762 |
Johann Daniel Steinhardt |
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1825 bis 1853 |
Johann August Ernst Uderstadt |
Für die Notizen wurden das Ortslexikon und Angaben von Wikipedia genutzt.