Bilder aus Großbeuthen

Vor der Lehre: 1962, im 10. Schuljahr hatten wir im Fach „Technisches Zeichnen“ eine angenehme Hausaufgabe. Bei mir entstand die Träumerei zu einer Tierklinik (für kleinere Haustiere). Diese stellte ich in Zeichnungen dar – mit den vielfältigen Einrichtungsgegenständen in den Raumgrundrissen. Im Interesse guter Anschaulichkeit entstand außerdem ein Pappmodell des Hauses.
In einem landwirtschaftlichen Lehrbetrieb würden allerdings die meisten Tiere größer sein – aber auch dafür lässt sich ein Gebäude unschwer gestalten..

Chris mit seinem Simson-Moped (einer Modifikation gegenüber dem Üblichen) im kleinen Dorf Großbeuthen, 1962.

Die Dorfstraße. Es ist die Hauptstraße von Großbeuthen – weitere Straßenzüge sucht das Auge des Betrachters vergeblich. Na gut, die Dorfaue mit einem „Straßenseitenarm“, dort, wo die Kirche steht, rückt einige Wohnhäuser etwas vom Durchgangsverkehr ab.

Hier kommen alteingesessene Einwohner und die Lehrlinge schnell miteinander ins Gespräch. Gern wird dort lange getagt – oft bis in die tiefe Nacht. Die Dorfgaststätte stellt eben den kulturellen Mittelpunkt des Ortes dar – und hier werden auch Höhepunkte erlebt.

Das neue Lehrlingswohnheim für die landwirtschaftliche Ausbildung junger Menschen in seinem Umfeld. Vor zwei Jahrzehnten nannte man dieses Areal noch Gutspark.

Im ehemaligen Park des vormaligen Rittergutes, zwischen dem Gutshaus, das ist die heutige Schule, und dem neu errichteten Lehrlingswohnheim, lebt der Restbestand großer alter Bäume.

Das Lehrlingswohnheim von außen. Es scheint nach und nach in ein Dornröschenschlafdasein zu versinken. Erst ein Jahrzehnt ist es her, da es verlassen wurde ... und was könnte ein findig verantwortungsbewusster und kenntnisreicher Interessent alles aus dieser wertvollen Bausubstanz gestalten? ... Fast alles!

Der Speisesaal des Lehrlingswohnheims. Zukunft – wohin führst du uns und unsere „Errungenschaften“?


An der Gedächtnis-Pinn-Tafel unseres Zimmers hängen auch gar manche Karten-Grüße – einige aus anderen mit uns befreundeten Ländern.


Unser Großbeuthener Jugendlied – hier komponiert und hier gedichtet.
Das gibts nur einmal – das kommt nicht wieder.

Das frühere Gutshaus. An einer Fensterseite der Blick zum landwirtschaftlichen Gutshof, an der rückwärtigen Gebäudeseite – der Ausgang zum Park. Heute ist das Gebäude die Betriebsberufsschule. Hier macht das Lernen Freude. (Zu unserer Lehrzeit war das Gebäude nicht von Wildwuchs umstanden).

Ein Klassenraum in der Schule. Zur Zeit unseres Hierseins befanden sich die Räume in gutem Zustand.

Das ist eines meiner Lieblings-Lehrbücher in der Schule: „Landtechnik“. Eigentlich waren fast alle Lehrbücher „meine Lieblings-Bücher“.
Dieses hier gezeigte Exemplar hatte ich aber nicht etwa aus der Schule mitgenommen; ich fand es 60 Jahre später verschmutzt und angeschimmelt am Rande eines Sperrmüllhaufens und „rettete“ einige Bilder daraus für diesen Bericht. Doch keine Sorge: Diese sind nun sauber und keimfrei – am Computer optisch gereinigt.

Auf der Seite 1 ehrt man die Autoren – und ich will das nicht versäumen zu zeigen, denn es ist als Quellenangabe wichtig für die nachfolgenden Bild- und Textausschnitte.

Hier der Nachweis der Bildquellen für die Druckdarstellungen der Maschinen, die in dieser Bildstrecke gezeigt werden. Für die freundliche Zustimmung des Rechtsnachfolgers des Verlages, hier einige Druckbilder und Zeichnungen aus dem vorgenannten Buch zeigen zu dürfen, dankt Chris, der olle Goofy, als Autor dieses Beitrages.

Biologieunterricht bei Herrn Konrad Utemann: Die Verdauung beim Menschen, so auch des Kindes. Etwas später lehrt er uns die Verdauung des Rindes – das geht doch etwas anders einher.

Deutschunterricht bei Herrn Brandt I: etwas kriminologisch gewürzt: Der arme Mann stahl ein Boot ... aber manchmal schnitt er auch ein Brot.

Deutschunterricht bei Herrn Brandt II: Das Nibelungenlied ohne jedwede Melodei – mit kurzen Ausflügen ins Althochteutsche.

Das weitere Festigen von Freundessprachen, verbunden mit landwirtschaftsgärtnerischer Obstkunde! Manches davon war im Handel der DDR wenig bekannt – und deshalb brauchte man dafür schon mal ein weiteres Fremdwörterbuch.

Die Schule und der Weg nach Thyrow, Richtung Bahnhof, also weg von der Schule – ab ins Wochenende.



Der Geräteträger RS 09 aus dem VEB Traktorenwerk Schönebeck (Elbe) – ein Multitalent!
Sein Vorgänger war der RS 08. Sein Nachfolger ist der GT 124.
(RS bedeutet Radschlepper, GT steht für Geräteträger.)
Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Hier präsentiert sich nochmals der „Famulus“, ein Traktor der 40-PS-Klasse, Nachfolger des „Pionier“. Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Nun können wir leichter die „inneren Werte“ des Radschleppers erkennen, der aus der Produktionsstätte „VEB Schlepperwerk Nordhausen“ kommt. Wir kennen diesen Betrieb schon von den Vorgänger-Traktoren „Brockenhexe“, „Pionier“ und „Harz“.
Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Im VEB Landmaschinenbau Haldensleben werden Eggen für die verschiedensten Einsatzbedingungen produziert.
Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Die Dreschmaschine „Kombinus“, eine ursprüngliche Entwicklung von Raussendorf. Hergestellt im Betrieb in Obergurig, Kreis Bautzen, Oberlausitz. Der Betrieb gehört zum VEB Landmaschinenkombinat „Fortschritt“.
Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Die Produktionsstätte auf dem Gutshof in Großbeuthen. Hier wird der „Saft“ für die späteren alkanolisch konservierten pharmazeutischen Erzeugnisse hergestellt. Schaut dich das Haus etwas schräg an und ist es etwas grün im Gesicht? Kein Wunder – es ist die Schnapsbrennerei. Zwar Arbeitsort für uns – trotzdem ein verbotenes Gebiet für Unbefugte aller sonstigen Arten.

Gegenüber der Brennerei: Die Remise mit dem Stall der beiden Zuchtbullen „Meister“ und „Danilo“.

Unsere Kuhställe für das schwarzbunte Niederungs-Milchvieh. Der Brandenburger und der Berliner Stall.


Eine Prinzipdarstellung der Impulsa-Melkanlage aus dem VEB ELFA-Werk in Elsterwerda.
Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Der Kettenschlepper KS 30 „Urtrak“ wird im VEB Schlepperwerk Brandenburg (Havel) gefertigt. Er gehört der 60-PS-Klasse an. Bei uns bewältigt er z. B. auch die Sauerkrautbereitung für die Kühe – Herstellung von Futter im Durchfahrsilo mit Betonwänden. Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Milchbank. Die Kannen aus der individuellen Kühehaltung warten auf die Abholung. Der große Aluminium-Milchtank des VEG steht bereits auf dem Traktoranhänger. Die gesamte volle Fuhre rollt dann täglich morgens in die Molkerei nach Potsdam, Leninallee.




Es ist Zeit für die Schweine, ihre Kiefern mahlen zu lassen. Sind sie dem Menschen genetisch auch sehr ähnlich, so sorgen die Letztgenannten bei ihnen, der Einfachheit halber, für einen nicht ganz so abwechslungsreichen Speiseplan. Heute gibt es, wie eigentlich jeden Tag, nur Pellkartoffeln, die niemand pellt. Die Küchengeräte dafür stellt der VEB Dämpferbau in Lommatzsch her. Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Landleben im Sommer in der Schweinehütte. Schön ist's hier, wie auf einer Urlaubsreise im sonnigen Süden.

Solch' ein schöne Vollerntemaschine für Kartoffeln haben wir nicht im Volkseigenen Gut. Na gut. Aber ersatzweise haben wir 100 fleißig sammelnde Lehrlinge und die sind auch nicht schlecht. Hier sehen wir die Kartoffel-Kombine E 372 des VEB Bodenbearbeitungsgeräte Leipzig.
Bildquelle: Heft Feldwirtschaft, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin.

Hier noch eine kurze Hilfe dazu, wie man als Freund der Knolle, mit der Kartoffel umgehen sollte. Bildquelle: Heft Feldwirtschaft, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin.

Der Schleuderradroder wird an die Zugmaschine angebaut. Das Gerät wird von der Zapfwelle des Zugfahrzeuges angetrieben. Eine Pflugschar schiebt sich unter die Kartoffeln und die Gabelzinken der rotierenden Arme fegen die Kartoffeln mit kühnem Schwung aus ihrem angestammten Wohnsitz im Damm. Bildquelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.

Ein zehnarmiger Anhänge-Schleuderradroder vom Typ >Kuxmann<, aus Bielefeld, Westfalen, auf seinem Altenteil vor dem Landhotel Potsdam. Dem Wissenden mag diese historische Werbung bedeuten: „Hier könnte es Kartoffeln geben“.
Es wäre möglich, dass diese Maschine in diesem Jahr (2023) 90 Jahre alt wird. Sie ist von ihrer vergangenen Zeit gezeichnet – weniger von der Arbeit, als von geringer pflegender Zuwendung – und damit also „hervorragend geeignet, echt nostalgisch zu erscheinen“.
Zum Betreiben wird das Gerät mittels Steckbolzen an die Ackerschiene der Zugmaschine gekoppelt. Kraftverlauf: von den Rädern (Wegegebundenheit) über ein Kegelradgetriebe auf die Antriebswelle des Schleuderrades. Die Radgreifer (gegen die Schlupfneigung der Räder wirkend) sind für das Befahren von Wegen mit permanent montierten schmalen Stahlreifen umgeben. Bei Asphalt- / Bitumen-Fahrbahnen von mehr als 30° C kann das für den Untergrund schwierig werden. Die Rodeschar ist in Tiefe und Neigung leicht verstellbar. Länge der Maschine: 2.400 mm. Raddurchmesser: 1.200 mm.


Der Siebkettenvorratsroder „E 648“ aus dem VEB Mähdrescherwerk Weimar, fährt vorsichtig in zwei Reihen unter die Knollen, hebt sie sanft aus dem Damm und breitet sie hinter dem Gerät aus. Quelle: Landtechnik. Landwirtschaftsverlag Berlin, 5. Auflage, 1960.




Die Ostsee ist das Meer des Friedens. Alle Anrainer sind absolut friedlich.
Uns're Devise heißt darum: Wir steh'n im Kampfe Tag und Nacht. Vom grauen Turm, vom grauen Schiff, habt darauf acht, der Grenzschutz scharf das Land bewacht.
So frei das ganze weite Land, so frei das Meer vor‘m Ostseestrand. –
Ein Vorgriff: Angebot von 1972 zum Bild links – Neubauzimmer, Strandnähe, Meerblick, für 2-4 Personen vorgesehen. Lage wie im 4. Obergeschoss, in 15 m Höhe.
Geeignete Nutzung bis Windstärke 6. Wenn Windstärke darüber hinaus – dann Abstieg hinunter.

Auch alle Molli-Lokomotiven mit der 900-mm-Spurweite an der Ostsee stammen aus Drewitz bei Neuendorf (heute zu Potsdam-Babelsberg gehörend) aus der Fabrik „Orenstein und Koppel“. Solche stets weiter zu entwickeln, so dass sie mühelos an der Weltspitze mitdampfen konnten, daran arbeitete auch mein Vater Alfred Richard Janecke im Konstruktionsbüro. Mein Großvater August Janecke war in der Angebotsabtelilung / im Verkauf tätig, von wo sie „in aller Herren Länder“ geliefert wurden – die großen Modelle aber ebenso. – Hier eine Lok aus dem Jahre 1932.
Seit 1945 hieß der Herstellerbetrieb: VEB Lokomotivbau Babelsberg.


Gesammelte Zeugnisse. Vom Bauern-Lehrling in drei Jahren zum Landwirts-Facharbeiter – und für viele manches darüber hinaus. Bildung steht uns allen offen.

Geht's nach Berlin oder nach Haus' in Bälde, Verkehrsknoten ist Ludwigsfelde. –
Aber 30 Jahr später: Die Zeiten sind rauchärmer geworden. Es gab schon Diesel-, dann Elektrokraft für die Loks. Der Bahnhof, gebaut 1886, ist das zweitälteste Gebäude der jungen Stadt Ludwigsfelde. Er wurde deshalb inzwischen ein Museum. Die Fußgängerbrücke – sie war eimal.





Ernst Ludwig Friedrich v. der Groeben (1703–1773), Herr auf Löwenbruch und Kurmärkischer Kammerpräsident, war verheiratet mit Maria Elisabeth v. Redern (1718–1780). Auf Befehl des Königs Friedrich II. wurde von dem v. der Groeben auf einer Wüstung auf halbem Wege zwischen Siethen und Löwenbruch ein kleines Vorwerk angelegt, um diese Stelle zu repeupulieren (wieder Behausungen für das Wohnen von Menschen zu schaffen). Dieser Ansiedlung gab man den Vornamen des Neugründers: Ludwig – ja „dieses Vorwerk“ von Löwendorf entstand mitten im Felde . Gutsherr Haacke auf Genshagen schuf etwa zeitgleich und unmittelbar benachbart eine Ansiedlung, die den Namen Damsdorf erhielt. Die beiden kleinen Orte waren keinen Bauerndörfer, sondern als Spinnerkolonien vorgesehen, für vorbereitende Arbeiten der Weberei. Erst 1928 (!) verschmolzen die beiden unbedeutenden „Schwesterndörfer“ zu einem Ort.

Nun das älteste erhaltene Haus von Ludwigsfelde – der ach, so „Alter Krug“ von Damsdorf. Kein kühles Gerstengeschäum wird heute hier für trockene Ludwigsfelder Kehlen ausgeschänkt – aber immerhin.


Bei Interesse findest du hier den Text: meine Erinnerungen zur Lehrausbildung in Großbeuthen.