Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Zur Ahnenliste „Janecke“ gehörend


Carl Gustav Max Dittwaldt (1874–1953)

I. oo Margarethe Goeritz (um 1874–1934)

II. oo Gertrud May (1894–1987)


Kurz-Lebensläufe

als Beiträge zur Familiengeschichte


Mit hervorragenden Suchergebnissen, Ergänzungen und helfenden Hinweisen

von Dr. Hartwig Schulze (2020) und Frau C. Thieme-Fittkau (2022)

Zusammengestellt von Chris Janecke

Aktualisiert im August 2022. E-Mail für Leserhinweise: christoph@janecke.name


Zu diesem Text gibt es einige Bilder – bitte hier klicken


Wenn du Interesse hast, mehr darüber zu lesen, was sich in dieser Zeit im Leben der Menschen abspielte, so sieh’ bitte auch in die Dokumentationen „Zeitgeschichte“ und „Zeitgenossen“.



Ein Mensch, der nicht wirkt, der kommt nicht weiter

als bis zu dem Satz: Das Leben ist Kampf und Not.


Aber ein Mensch, der wirkt, der kommt zu der höheren Weisheit:

Das Leben ist Kampf und Sieg.


Albert Schweitzer



Wegweiser für die Beziehung zwischen den oben genannten Hauptpersonen

dieser Niederschrift und heute lebenden Personen dieses „Familienzweiges“.

Man kann diese Liste auch gern von unten (aus der Gegenwart) nach oben lesen.


Generation

Zeitraum


Namen des jeweiligen Ehepaares

07

1778 bis 1853

Gottfried Dittwald oo Anne Elisabeth Stenigke


06

1800 bis 1889

Carl Ludwig Dittwald oo Karoline Wilhelmine Schulz


05

1837 bis 1913

Karl Ludwig August Dittwaldt oo Alwine Pauline Zinnow.

Das Paar hatte fünf Kinder, darunter auch die 2 Nachstehenden:



1872 bis 1953

Pauline Klara Antonie Dittwaldt oo

Karl Friedrich August Janecke

Carl Gustav Max Dittwaldt

I. oo Margarethe Goeritz

II. oo Gertrud May




Die Nachstehenden Janecke und Ditwaldt sind Cousin und Cousine

03

1899 bis 2003

Der Sohn der Obigen

Alfred Richard Janecke oo Anne-Marie Sommer

*

*

*

Die Tochter der Obigen aus I. Ehe:

Christel Dittwaldt oo

Walter Sauerlandt

02

1945 bis

Der Autor dieser Niederschrift – Chris Janecke


01


Die Söhne des Autors

(zu näheren Angaben besteht ein noch gewünschter Datenschutz)



Die Eltern von Max Dittwaldt sind in Berlin der Zimmermann und spätere Gastwirt August Dittwaldt aus Dechsel bei Landsberg (Warthe) und Pauline Zinnow aus Nowawes bei Potsdam.

Mutter Pauline durchlebt in ihrer Ehe neun Schwangerschaften (siehe Lebenslauf Dittwaldt oo Zinnow auf dieser Internetseite). Fünf der Kinder erreichen das Erwachsenenalter. In dieser Kinderschar ist Max der einzige Junge. Somit hat er vier Schwestern und jene sind:



So hat Max schließlich als Neffen sowie als Nichte: den Bruno und Georg, den Kurt und Johannes, die Käte und den Richard, denen er allen herzlich zugewandt ist, interessiert deren Entwicklung meist aus der Ferne begleitet und sie an Geburtstagen, wie Hochfesten, ideell und materiell bedenkt sowie beschenkt und obwohl sie später in verschiedenen Gegenden des Deutschen Reiches leben, die familiären Verbindungen aufrecht erhält. Max ist bemüht, die Verwandten in der Notzeit sogar mit seinen Möglichkeiten zu unterstützen.

Der diesen Bericht zusammenstellende Chris Janecke, hätte an Max oder dessen Geschwister (seine Großtanten) oder auch an Max' Neffen (seine Großcousins) gar manche Frage – aber wir wissen, dass die begrenzten Lebenszeiten und auch zusätzlich die Trennung Deutschlands in zwei Staaten solches nicht förderte, kaum ermöglichte. Aus den Unterlagen von des Maxens Neffen Richard Janecke, haben wir einige wenige Kenntnisse, die in diese Zusammenstellung einflossen.






(Sinngemäße Abschrift) A


Geburts-Anzeige und -Eintrag Nr. 618 / 1874

des Standesamtes in Berlin-(SO)



Berlin, am 9-ten November 1874


Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der

Persönlichkeit nach durch Vorlegung seines Mieths-Contrakts anerkannt,


der Zimmergesell


Carl Ludwig August Dittwaldt


wohnhaft zu Berlin, Oranienstraße 174,

evangelischer Religion und zeigte an, daß von der


Alwine Pauline Dittwaldt geborenen Zinnow,


seiner Ehefrau, evangelischer Religion,

wohnhaft bei ihm, zu Berlin in seiner Wohnung,

am 2. November des Jahres 1874, morgens um Drei drei viertel Uhr,

ein Kind männlichen Geschlechts geboren worden sei,

welches die Vornamen


Karl Gustav Max


erhalten habe.


vorgelesen, genehmigt und unterschrieben


gez. Dittwald_


Der Standesbeamte


gez. Unterschrift




Randbemerkungen: Geheiratet zum 2. Male: B 447 /1937, Königsberg Preußen IV.



Schulze-Scan: A M Ditt 1874-00217 sinngemäße Abschrift: Chris Janecke





Sinngemäße Abschrift des Eintrags von Geburt und Taufe „A“ des Kindes

Carl Gustav Max Dittwaldt

aus dem Taufbuch der evangelischen Sankt-Jacobi-Kirche in Berlin-SO


Ort / Jahr / Seite / lfd. Nummer


KB Berlin, St.-Jacobi, Oranienstraße 133,

1874, Seite 159, Pos. 5 (lfd. Nr. unleserlich)

Familienname und Vornamen (Taufnamen) des Kindes


Dittwaldt,

Carl Gustav Max

Ort / Tag und Stunde der Geburt,

ehelich / unehelich


Berlin, Oranienstraße 174,

am 02. November 1874

ehelich

Vater:

Zu- und Vornamen des Vaters, dessen Stand / Beruf


Dittwaldt,

Carl Ludwig August

Zimmermann

Mutter:

Zu- und Vornamen der Mutter, auch deren Stand


Dittwaldt, geborene Zinnow

Alwine Pauline

ohne Beruf

Wohnung der Eltern


Berlin-Südost (später Kreuzberg), Oranienstraße 174

Ort und Tag der Taufe / Konfession


Sankt-Jacobi-Kirche

Berlin, Oranienstraße 133, evangelisch

Name des Predigers

(des Pastors / des Pfarrers)


-

Die Namen der Taufzeugen ....

... auch Kindspaten oder Gevattern genannt

1.

Marie Gericke

2.

Gottlieb Sotscheck, Lehrer

(in Liebätz, Ehemann der Mutterschwester Auguste)

3.

Rauter, Brauereibesitzer

Notizen im Kirchenbuch

(Randbemerkungen)


-

Anmerkungen des Abschreibenden


Schulze-Scan: A M Ditt 1874-00173

Sinngemäße Abschrift: Chris Janecke




Einige leider lückenhafte Hinweise zum Ehepaar: Max Dittwaldt oo Margarethe Goeritz.


Wahrscheinlich hat Max nach seiner Schulzeit eine praktische, handwerkliche Ausbildung, beispielsweise als Schlosser durchlaufen und eine Gewerbliche Fortbildungsschule besucht.

Im Alter von etwa 30 Jahren, ungefähr 1904, vermuten wir, könnte er das Studium des Maschinenbaus an der Königlich Technischen Universität Danzig aufgenommen haben, die in jenem Jahr mit 264 Studenten ihren Lehrbetrieb aufnahm.

Etwa 1904 heiratet Max Dittwaldt die Margarethe Goeritz, wahrscheinlich auch in Danzig. (Dort tritt der Familienname Goeritz mehrfach auf). Margarethe hat auch mehrere Geschwister, darunter eine Schwester mit dem Ehenamen Bischoff.

Max Dittwaldt arbeitet bei der Deutschen Reichsbahn. Er hat dort in seiner beruflichen Entwicklung Beamtenstellen inne, die ihn bis zur Stellenbezeichnung und -Vergütung eines „Amtmann der Deutschen Reichsbahn“ führen.


Max Dittwaldt und seine Frau Margarethe geb. Goeritz wohnen im Stadtteil Danzig-Langfuhr.

Am 02. August 1905 wird dort das einzige Kind von Max und Margarethe, die Tochter Christel Marie geboren.

Um 1910: Max und Margarethe ziehen von Danzig nach Deutsch Eylau (Westpreußen).

Sie gratulieren ihrem Neffen Richard Janecke mit einem der Bücher der Brüder Grimm: „Sagen des Deutschen Volkes“, mit der Widmung: „Meinem lieben Neffen Richard Janecke zum 10. Geburtstag von Onkel Max.“ Deutsch Eylau, den 1. Oktober 1910.

... und Richard setzte aus den Einzellettern eines Gummistempelkastens als Eigentumsvermerk hinzu (man möchte das sagenhafte Werk ja auch vielleicht mal ausleihen und zurückbekommen):

* Richard Janecke * Nowawes, Wiesenstraße 20-22, Tel. 32.


1914, also zu Richards 14. Geburtstag, kommt von Dittwaldts aus Deutsch Eylau das

Neues Vortragsbuch, Ernstes und Heiteres“, zum Rezitieren bei besonderen Anlässen ... eine etwas anstrengende Lektüre für einen Halbwüchsigen, kann man meinen – ist aber gut gemeint!


Im März 1915, zur Konfirmation, erhält Richard Janecke von Max und Margarethe Dittwaldt sogar eine Taschenuhr als Geschenk. Ein Andenken an Tante und Onkel, das Richard sein Leben lang begleiten wird. (Erworben beim Juwelier Herrn Echterling in Deutsch Eylau in Westpreußen.)


In dieser Art und Weise werden die Dittwaldts auch die anderen Kinder von Maxens Geschwistern bedacht haben. Und jene Geschwister, Tanten und Onkel von Richard Janecke halten ebenso miteinander Postkontakte (von denen einige aufbewahrt wurden) und pflegen gegenseitige Besuche.


Das war die bis heute erhalten gebliebene Kenntnis über Kontakte zu dem vorerst jungen Richard Janecke, die gegenständliche Erinnerungen hinterließen aber es gab natürlich sowohl vorher als auch danach eine große Anzahl weiterer bekannter Familienereignisse, von denen ich als der nur Zusammenstellende lediglich einige aufführen kann.


Ein großer Zeitsprung bis nach dem Ersten Weltkrieg: Die Zukunft wird wissen, dass Deutsch Eylau bisher im Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Rosenberg (Westpreußen), nach einer Volksabstimmung deutsch bleiben wird. Das wurde dadurch ermöglicht, dass man „den Ort“ auf der Landkarte kurzerhand nach Ostpreußen verschob – bzw. die ostpreußische Grenzlinie. Die „neue Grenze“ verläuft jedoch unweit des Ortes.


Über die wahrscheinlichen vielen Vorzüge der Margarethe Dittwaldt, geborene Goeritz, ist uns nichts überliefert – in Handarbeiten ist sie wohl aber sehr geschickt. Vor mir liegt ein kleiner leinener Tischläufer, der von ihr mit Blütenranken versehen wurde. Eine hervorragende Lochmuster-Stickarbeit, die inzwischen (im Jahr 2022) durchaus um 100 Jahre alt sein wird – zu sehen im Bildanhang. Im Jahr 1934 stirbt Maxens Ehefrau Margarethe und dieser Tischläufer wurde von Max an seine Nichte Käte Janecke vererbt. Deren Lebenskreis schloss sich 1978 aber das textile Erbstück ging an ihre Schwägerin (an die Ehefrau von Kätes Bruder), Anne-Marie Janecke. Von ihr habe ich, ihr Sohn Chris, dieses Erbstück und das Wissen um seine Herkunftsgeschichte aus der Zeit von vor etwa einem Jahrhundert und kann euch diese kunsthandwerkliche Erinnerung, wie ein völlig neues Stück, hier zeigen.

Dieses Erinnerungsstück ist mir auch deshalb wichtig, weil ich über die Familie, über des Maxens zwei Ehen ansonsten fast nichts weiß. Max war sieben Jahrzehnte vor mir geboren. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er ab 1945 mit seiner zweiten Frau Gertrud (genannt Trudel), geborene May, als Kriegs-Flüchtlinge in Lüneburg, also in der britischen Besatzungszone, später BRD, wir aber wohnten in der sowjetischen Besatzungszone, in der späteren DDR. Somit war ein Besuchs-Reiseverkehr der Familien in jener Zeit nicht möglich – und ich selber ohnehin noch zu klein. – Erhalten geblieben sind einige Briefe aus der Kriegs- und Nachkriegszeit.

Hier nun im Telegrammstil Notizen über verschiedene Ereignisse, die das Leben von Max Dittwaldt und sein familiäres Umfeld betreffen:


1874

Mäxchen, wurde am 2. November frühmorgens im Berliner Südosten, in der Oranienstraße 174 geboren und am 29. November in der Jacobikirche mit geheiligtem Wasser benetzt. Zu den Taufzeugen gehört der mit uns verwandte Gottlieb Sotscheck. Er ist der Ehemann von Maxens Tante Auguste Zinnow, seiner Mutter Schwester. Beide sind frühere Nachbar-Kinder aus Nowawes, aber inzwischen längst miteinander verheiratet. Seit einem Jahrzehnt ist Gottlieb S. ein Lehrer und Küster in Liebätz bei Luckenwalde.

1876

Maxens kleine niedliche Schwester Alma wird am 30. August zur Mittagszeit geboren.

1881

Beginn der Schulzeit für Max Dittwald.

1885

Von der Berliner Oranienstraße 174 zieht unsere Familie in ein eigenes großes Miethaus, in dem neu erschlossenen Wohngebiet am Kottbuser Damm. Später wird das Haus die Nummer 34 erhalten.

1885

Am 21. Oktober heiratet des Max' große Schwester Marie den Bierkutscher Paule Reinicke, der aus Neu Ruppin stammt. So also sieht ein echter Schwager aus.

1886

Schwester Marie bringt am 27. Januar ihr erstes Kind auf diese Welt: Walter Reinicke. Nun ist Max mit erst 11 Jahren auch schon ein richtiger Onkel.

1887

Hans Reinicke, der zweite Sohn der Schwester Marie wurde am 15. November geboren.

1888

Hänschen Reinicke ist am 2. Juli gestorben, wieder von uns gegangen.

1888

Aber es sterben in diesem Jahr leider noch mehr Menschen:

Der Kaiser ist tot – es lebe der Kaiser!!“, wird vom Volk gerufen. Wilhelm I. starb und sein Sohn wird Kaiser Friedrich III.

Der Kaiser ist tot – es lebe der Kaiser!!“, wird befürchtet. Friedrich III. stirbt. Dessen Sohn Wilhelm II. tritt die kaiserliche Nachfolge an.

1888

Schwester Marie und Paul Reinicke rennen wieder auseinander und Marie wohnt erneut bei den Eltern. Das ist schön. Marie hat ein schweres Los. Das ist nicht schön.

1888

Bei Dittwaldts wird am 18. September Lucie Reinicke von Maxens großer Schwester geboren, obwohl sie mit uns ganz allein lebt. Die kleine Lucie stirbt am 9. Oktober.

1889

Der dem Max schon früh sehr entfernte Bierpaule namens Reinicke stirbt sehr jung.

Marie kann wieder besser durchatmen und Max hat keinen Schwager mehr.

1890

Schwester Marie heiratet in zweiter Ehe den Gustav Weiland, Restaurateur (also er ist nicht Bilder-Reparatör, sondern Kneipier. Aber ein guter und verständiger Mann.

1891

Am 22. Okt. stirbt Walter Reinicke im Alter von fünf Jahren. Max ist ein Onkel nicht mehr.

1892

Am 24. November lässt sich Max' 2. liebe Schwester Hedwig von dem Bahnbeamten Ernst Borries heiraten. Hoffentlich weiß der das richtig zu schätzen.

1895

Die gute Schwester Hedwig gebiert am 23. März ihr erstes Kind, das von den Eltern Kurt Borries genannt wird.

1895

Am 14. September bekommt das Ehepaar Gustav Weiland und Marie, also geborene Dittwaldt, ein Kind: Bruno mit Namen. Es ist ihre vierte Geburt aber sein erstes Kind.

1896

Nun wird auch Maxens um zwei Jahre ältere Schwester Klara von dem August Janecke vom Fleck weg geheiratet.

1897

Der zweite Sohn von Schwester Hedwig und Ernst Borries stellt sich vor: Johannes, genannt Hans.

1897

Am 13. Oktober, nach neunmonatiger Reifezeit, gibt es eine neue Erdenbürgerin: Käte Janecke. Deren Mutter ist Maxens Schwester Klara, ihr Vater heißt August Janecke.

97 / 98

Irgendwann in dieser Zeit war es, dass Georg, der zweite Sohn von Schwester Marie und Gustav Weiland, in Berlin-SO (später Kreuzberg) das Licht dieser Welt erblickte.

1898

Am 22. November schließen Max' jüngste Schwester Alma und der Bahnmeister Alfred Zocher den Bund für's Leben. Sie ist nach Max die letzte der Geschwisterreihe.

1900

Am 1. Oktober bekommen die Schwester Klara und August Janecke ihr zweites Kind, das sie Alfred Richard nennen. Meine Onkelverpflichtungen wachsen ins Unermessliche.

1902

Große Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Düsseldorf. Maxens Schwester Alma und Alfred Zocher senden uns aus dieser Wahlheimat ihre Grüße und berichten davon.

1904

(etwa – genaue Zeit unbekannt) – eher bereits etwas früher: Max Dittwaldt, lebt aus beruflichen Gründen in Danzig. (Sei es zum Studium der Ingenieurwissenschaft - Maschinenbau - an der gerade eingerichteten Königlich Technischen Universität oder wegen einer anderen längeren Aus- oder Weiterbildung in jener Fachrichtung.

Vermutlich heiratet er hier die Gretel Goeritz (bürgerlich: Margarethe) vor / um 1904.

1904

Am 6. Juni stirbt in Berlin der gute Vater August Dittwaldt, mit 67 Jahren, im Hause Berlin, Kottbuser Damm 34.

Unsere bisherige Familiengaststätte im Hause hat der Gastwirt Haenisch übernommen.

1905

Am 2. August ist das Kind, der in Danzig-Langfuhr wohnenden Dittwaldts geboren:

Christel Marie Dittwaldt.

1907

Gastwirtschafts-Pächter Haenisch zieht nach Charlottenburg bei Berlin und gibt daher die Räume der Gastwirtschaft im Berliner Kottbuser Damm 34 auf.

1909

Marie und Gustav Weiland geben ihre Gaststätte in der Wrangelstraße 100 auf und ziehen in die Räume des Restaurants der Dittwaldt-Familie Kottbuser Damm 34.

um 1910

Um diese Zeit wechseln wir, Max und Margarethe Dittwaldt, den Wohnort von Danzig nach Deutsch Eylau in Westpreußen – es ist eine ganz andere Gegend, ein anderer Menschenschlag. Immerhin liegt diese Stadt auch am Wasser ... wenn auch Stadt und Wasser hier wesentlich kleiner, als wir es bisher gewohnt sind.

1913

Am 17. November schließt Maxens geliebtes Mütterchen Pauline Dittwaldt geborene Zinnow, im 71-sten Lebensjahr für immer die Augen. In den letzten Jahren hatte sie bei Weilands in Zehlendorf bei Berlin, Düppelstraße 11, gelebt, die sich dort zwei größere Miethäuser hatten bauen lassen.

1917

Etwa zu dieser Zeit heiratet Max' Neffe Georg Weiland in Berlin die Dorothea Schröder. Sie beziehen eine Wohnung in Berlin-Südende (Steglitz), Potsdamer Straße 31.

1918

Das vorgenannte Paar begeht am 21. Sept. den nullten Geburtstag ihrer ersten Tochter >Gisela<. Gisela Weiland.

1921

Gustav und Marie Weiland setzen sich zur Ruhe, geben die Gastwirtschaft im Kottbuser Damm 34 auf und leben als Privatiere in Zehlendorf. Zu dieser Zeit ist Gustav 62 Jahre alt und Marie 56 Jahre jung.

1922

Zwischen 1922 und etwa 1934 / 35 wohnt das Ehepaar Max und Margarethe Dittwaldt in ... (noch unbekannt)

1928

In Düsseldorf stirbt am 26. Mai Maxens Schwester Alma Zocher, geb. Dittwaldt. 52 Jahre.


Eine Fortsetzung folgt weiter unten.


Die mir nur sehr lückenhaft mögliche tabellarische Zusammenfassung der ersten Ehe:



Das Ehepaar = Die Eltern (in der Generation 04)

Carl Gustav Max Dittwaldt, (erste Ehe) oo Margarethe Goeritz




Vater:

Generation: 04 / Ahn: 9.4


Mutter:

Generation: 04 / Ahnin:

Name:


Dittwaldt

Goeritz

Vornamen:


Carl Gustav Max

Margarethe

Deren

Eltern,

Generation

05



Väter:


Karl Ludwig August Dittwaldt,

Zimmermann, später Gastwirt

(* Dechsel 1837 bis † Berlin 1904)



Mütter:

Alwine Pauline Zinnow

(* Nowawes 1843 bis † Berlin 1913)



Geboren:


Berlin, in der Oranienstraße 174,
am 02. November 1874

StA Berlin 4 A Nr. A 618 / 1874



Taufe:


Berlin, Sankt-Jacobi-Kirche, am

29. November 1874



Beruf / Stand oder Gewerbe:


- (eventuell Schlosser)

- Betriebs-Ingenieur Maschinenbau,

- Amtmann bei der Deutschen

Reichsbahn



Wohnanschriften :


- Berlin,

- wahrscheinlich weit vor 1904 in

Danzig-Langfuhr



Eheschließung:

(Standesamt)


Vor / um 1904 möglicher Weise in Danzig (oder Berlin?)

Trauung:

(ev.-lutherisch)



Wohnanschriften, gemeinsame:


ab etwa 1910 bis 1922: Deutsch-Eylau (Westpreußen),

ab 1922: Die Kenntnis dazu fehlt uns noch

ab 1936 / 1937: Königsberg i. Pr. (Ostpreußen) bis März 1945, Bachstr. 25

ab 1945: Lüneburg, Ilmenaustr. 1a, in der Britischen Besatzungszone.

ab 1952: Lüneburg, Soltauer Straße 5


Lebensende:

Max ist während der zweiten Ehezeit in Lüneburg gestorben, in der Soltauer Straße 5, am Abend des 31. Juli 1953. 79 Jahre alt.

Bestattet am 04. August 1953

auf dem Michaelis-Friedhof.


Margarethe starb in Königsberg (Pr.) im Jahr 1934. Unterlagen, die genaueres angeben, sind nicht vorhanden. Die Stadt Königsberg wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges fast völlig zerstört.




Das Kind (Generation 03) der Eltern :

Carl Gustav Max Dittwaldt oo Margarethe Goeritz


Nr.

Familienname:

Dittwaldt

Lebensdaten des Kindes

1

Christel Marie

Geboren in Danzig-Langfuhr am 02. August 1905.


Christel schließt nach Beendung der Oberrealschule ein Staatswissenschaftliches Studium an der Universität München an. Sie erwirbt den Titel einer Frau Dr. rer. pol.


Christel ist mit dem Spezialisten für Ackerbau und Pflanzenernährung, Prof. Dr. Walter Ernst Sauerlandt verheiratet.


Für dieses Ehepaar gibt es auf dieser Internetseite einen eigenen Lebenslauf.



Zusammenfassung der mir nur sehr lückenhaft möglichen Angaben zur zweiten Ehe:



Das Ehepaar = Die Probanden

Die zweite Ehe des Max Dittwaldt mit Gertrud May





Vater:

Generation: / Ahn:



Mutter:

Generation: / Ahnin:

Name:


Dittwaldt

May

Vornamen:


Carl Gustav Max

Gertrud

(innerfamiliär genannt: Trudel)


Deren

Eltern,

Generation

05


Väter:


Karl Ludwig August Dittwaldt,

Zimmermann, Gastwirt

(* Dechsel 1837 bis † Berlin 1904)


May

Pfarrer in Dohna-Schlobitten (Ostpreußen)

Mütter:

Alwine Pauline Zinnow

(* Nowawes 1843 bis † Berlin 1913)



Geboren:


Berlin, am 02. November 1874

Auf dem fürstlichen Grundsitz Dohna-Schlobitten, im Kreis Preußisch Holland (Ostpreuß.), am 17.02.1894


Taufe:


Berlin, Sankt-Jacobi-Kirche,

am 29. November 1874

Schlobitten

Beruf / Stand oder Gewerbe:


- (eventuell Schlosser)

- Betriebs-Ingenieur Maschinenbau,

- Amtmann bei der Deutschen

Reichsbahn



Wohnanschriften vor der Ehe:


Berlin,

Danzig-Langfuhr


Dohna-Schlobitten,


Eheschließung:

(Standesamt)


In Königsberg (Ostpreußen) 1937.

Nr. des Eintrages beim Standesamt Königsberg: B 447 / 1937.

Trauung:

(ev.-lutherisch)



Wohnanschriften, gemeinsame:


ab 1937: Königsberg i. Pr. (Ostpreußen) bis März 1945.

ab 1945: Lüneburg, Ilmenaustr. 1a, in der Britischen Besatzungszone.

ab 1952: Lüneburg, Soltauer Straße 5.

Gertrud allein nach 1953: in 3520 Hofgeismar bei Kassel, Mühlenstraße 2

dann: Aschroth-Heim, Kassel, Friedrich-Ebert-Straße 178


Tod / Gestorben:

Bestattet:

Max ist während der 2. Ehezeit gestorben in Lüneburg, in der Soltauer Straße 5, am Abend des 31. Juli 1953. 79 Jahre alt. Bestattung am 04. August 1953 auf dem Michaelis-Friedhof.


Gertrud Dittwald, geborene May, ist im Aschroth-Seniorenheim in 3500 Kassel, Friedrich-Ebert-Straße 178, am 18. Mai 1987 gestorben.

Sie erreichte das Lebensalter von 92 Jahren.


Weitere Familiennotizen ...


Liebe Leser! Viel gäbe es seit der Berufsausbildung von Max Dittwaldt und seinem späteren Fortgang aus Berlin zu berichten. Oft allerdings Alltagskram. Manches davon steht im Lebenslauf der Eltern: Dittwaldt oo Zinnow.


1933

Am 25. Februar 1933 stirbt Maxens Schwester Klara Janecke in Nowawes, in der Wohnung Wichgrafstraße 22, 61 Jahre alt.

1934

Es stirbt in Königsberg (Pr.) seine liebe Frau Gretel, geborene Goeritz und Mutter unserer Christel. Christel wohnt in Königsberg, in der Tragheimer Pulverstraße 18 / 19. Sie ist als Verbandsgeschäftsführerin tätig.

ab

1936 oder 1937

Max Dittwald hat sich entschieden nochmals eine Ehe einzugehen – nicht seine alleinige Entscheidung. Die Auserwählte heißt Gertrud May. Sie ist eine Pfarrerstochter aus Schlobitten, ein Mädchen aus einer Geschwisterschar des dortigen Pfarrer-Elternpaares. Gertrud wurde dort geboren am 17. Februar 1894. Zu den Geschwistern gehört u. a. Susi (eventuell auch Susanne), die wohl unverheiratet blieb.

Das Paar wohnt in der Zeit von etwa 1936 / 37 bis 1945 in Königsberg. Das Adressbuch von Königsberg weist 1937 aus, dass das Paar im Stadtteil Königsberg-Hufen, Bachstr. 25 a, im Erdgeschoss wohnt. Dieses viergeschossige Haus gehört der Königsberger Wohnungsbaugenossenschaft. In unmittelbarer Umgebung sind hauptsächlich Reichsbahnbeamte höherer Dienststellung angesiedelt.

1937

Alfred Richard Janecke, schreibt zu Pfingsten 1937 an seinen Onkel Max Dittwaldt einiges über seine Arbeiten und auch über die Schwierigkeiten für einen selbständig Tätigen, über seine Verlobung mit dem Fräulein Anne-Marie Sommer, über Vater August Janecke und Schwester / Tochter Käte.

1940

Max Dittwaldt schreibt Ostern 1940 über die noch immer hohen Schneeberge in den Straßen von Königsberg. Er merkt an, dass es den Sauerländtlern gut geht und dass dort im Winkel (Österreich, bei St. Pölten) der Frühling schon voll eingekehrt sei. Sein Brief geht jetzt nicht mehr an Janecke in Nowawes, sondern zu J. in Potsdam-Babelsberg, weil der Ort 1939 umbenannt wurde. Der Ortsname Nowawes (Neuendorf) war der Regierung zu slawisch, undeutsch.

1941

Maxens Schwager Gustav Weiland, 2. Ehemann von Maxens Schwester Marie, stirbt in seinem Haus Berlin, Düppelstraße 20, am 11. März 1941.

1941

Max schreibt zu Weihnachten 1941 darüber, dass sie hier (in Königsberg) trotz nur kriegsmäßiger Versorgung ein Hühnchen erstehen konnten, das per Express mit der Bahnpost gesandt, in „Bf Potsdam Hbf“ sofort abholbar sei – auch am Festtag, denn der Ankündigungsbrief gehe langsamer, als die Bahnsendung. Sie Sendung enthalte noch mehr – für alle aufzuteilen! Brauner Karton, 13 kg!

1942

Reichsbahn-Amtmann Max Dittwaldt findet ihr nun auch im Königsberger Fernsprechbuch. Für dringende Fälle: Königsberg 4 63 21.

Max teilt im November 1942 mit, dass er und seine Frau im November nach Berlin und Umgebung reisen, um die Verwandten zu besuchen – mit dem folgenden detaillierten Programm:


Freitag, 20.11.1942,

22.14 Uhr

Abfahrt in Königsberg. Für die Reise benötigt man etwa 10 Stunden.

Samstag, 21.11. 08.30

Ankunft in Berlin-Zehlendorf

Sonntag, 22.11.

Feier der Goldenen Hochzeit bei Ernst und Schwester Hedwig Borries, Berlin-Zehlendorf, Zinnow-Weg 7.

Montag, 23. 11.

Besuch bei den Janeckes (Ehemann August von Max' verstorbenen Schwester Klara) und den Kindern A. Richard und Käte in Potsd.-Babelsb.

Am Nachmittag bis zur Verdunkelung bei meiner Schwester Marie Weiland und ihren Söhnen in Berlin-Düppel. (Im Krieg mussten abends die Fenster schwarz zugehängt werden, so dass kein Lichtschein nach außen drang, der den Aufklärungsflugzeugen der Alliierten Hinweise geben konnte.

Dienstag, 24.11.

Der richtige interne 50. Hochzeitstag bei Borries'.

Mittwoch, 25.11.

Vormittags bei Gieses, am Nachmittag bei Susi May.

(Schwester von Gertrud Dittwaldt, Schwägerin von Max Dittwaldt)

Donnerstag, 26. 11.

Friedhof. Besuch der Eltern-Gräber in Berlin.

Freitag, 27.11.1942

Am Vormittag: Rückfahrt nach Königsberg


Des Weiteren teilt Max uns mit:

- Wir schlafen bei meiner Schwester Hedwig Borries, Berlin-Zehlendorf, Zinnow-Weg 7, I Tr. und sind dort zu erreichen. Wegen der bekannten Schwierigkeiten finden die Besuche nur zwischen den Mahlzeiten statt.

Meinen Geburtstag feierten wir im engsten Verwandtenkreis, zwar kriegsgemäß aber recht nett.

Dein Brief (Richard J.) geht gleich an Christel (Maxens Tochter, derzeitig in Österreich) weiter, weil sie immer nach dem Ergehen aller Verwandten fragt. Wir glaubten Euch mit Kartoffeln ausreichend versorgt. Sollte ein Mangel eintreten, würden wir versuchen Euch zumindest damit zu helfen.

- Später: Weihnachten 1942. Max Dittwaldt kündigt einen dicken Brief an, der, wenn noch Platz ist, auch einige Räucherkerzchen für Vatern enthalten wird (Zigarillos für August Janecke).

- Januar 1943: Ehepaar Dittwaldt gratuliert den Janeckes in Babelsberg zur Geburt ihres ersten Kindes, der Tochter.


Nachrichten von Ereignissen in Königsberg in Ostpreußen:

Erstaunlicher Weise wurde Ostpreußen erst im Sommer 1944 in die Kriegshandlungen einbezogen: Zwei Flugzeugangriffs-Wellen britischer Bomber, der Anti-Hitler-Koalition, zerstörten in den Nächten vom 26. zum 27. August und vom 29. zum 30. August den Nordteil der Stadt und große Teile der Innenstadt. Dittwaldts leben immer noch im Musiker-Viertel, nördlich des Stadtzentrums, in der Bachstraße 25a, im Parterre.

Das Gebiet Ostpreußens wurde im Kriege nicht planmäßig evakuiert, die Menschen generell nicht über die Konsequenzen aus dem wahrscheinlichen weiteren Kriegsverlauf informiert. Der Propaganda in Rundfunk und Presse zufolge, glaubten sehr viele Menschen an einen baldigen „Sieg-Frieden“. Wohl nur ein relativ geringer Anteil der Bevölkerung sah daher die Zweckmäßigkeit oder sogar die dringende Notwendigkeit und Möglichkeit einer „rechtzeitigen“ Flucht in das deutsche Kernland.

Am 21. Januar 1945 fuhren die letzten Flüchtlingszüge von Königsberg „heim ins Reich“.

Der Königsberger Nordbahnhof war erst 1930 in Betrieb genommen worden. Von diesem fuhren die Züge der Deutschen Reichsbahn aber auch jene der Samlandbahn.

Ab 22. Januar wurde der Bahnverkehr in Richtung Berlin von der sowjetischen Roten Armee abgeriegelt. Von diesem Tage an war eine Flucht aus Ostpreußen nur noch auf dem Seeweg von Pillau aus (Name ab 1945: Baltisk / Baltysk) möglich. Das bedeutete: Von Ende Januar bis zum April 1945 verließen etwa 451.000 Menschen per Schiff das ostpreußische Gebiet. Unser Ehepaar Dittwaldt war unter ihnen.


Alle Schiffe hatten das Ziel, das deutsche Reichsgebiet oder auch Dänemark zu erreichen. Verschiedene Flüchtlings-Schiffe mit den Zivilisten wurden unterwegs auf der Ostsee mit Torpedos angegriffen und sanken – erreichten ihr Ziel nicht.

Auch wählten viele Trecks zu Fuß den Weg oder mit Pferd und Wagen, um über das Eis des Frischen Haffs und auf der Frischen Nehrung vorerst in die Freie Stadt Danzig oder nach Ostpommern zu gelangen. Man rechnete auf diesen Wegen mit etwa 500.000 Flüchtlingen, von denen viele nur langsam vorankommende Trecks von den Kampfhandlungen eingeholt wurden – von der westwärts in Richtung Berlin stürmenden Roten Armee überrollt und aufgerieben wurden.

Zum Kapitulationstag der deutschen Armeen am 8. Mai 1945, befanden sich noch etwa weitere 500.000 Zivilisten in Ostpreußen, davon etwa 110.000 allein in der Stadt Königsberg. Nach späteren Schätzungen der Hilfsorganisationen und der Regierungen in den deutschen Westzonen überlebten etwa 25.000 Personen die Zeitspanne bis zur engültigen Ausweisung aus der Heimat 1947 / 1948 bzw. auch eine Anzahl jener Menschen – bis zur Verschleppung nach Sibirien.


Königsberg wurde nach dem Kriegsende das autonome sowjetische Gebiet Kaliningrad. Die zerstörte Stadt wurde enttrümmert, gewaltige Restbestände abgerissen und die Stadt anschließend völlig neu aufgebaut. Nur wenige Gebäude erinnern daher heute an die deutsche Vergangenheit. Kaliningrad galt bis 1990 als „verbotene Stadt“ in der „Freien Wirtschaftszone Jantar“. Erst seit dieser Zeit sind dorthin wieder Besuchsreisen deutscher Bürger möglich – aber diese Stadt ist nicht die alte Heimat – nicht wiedererkennbar.


November 1945: Die Familie Janecke in Potsdam-Babelsberg erhält vom Ehepaar Dittwaldt das erste Lebenszeichen dieses Jahres: Max Dittwaldt schreibt am 10. November 1945 sinngemäß – Am 8. März habe ich in meinem 70. Lebensjahr gemeinsam mit meiner Frau Gertrud, Königsberg eigentlich gegen meinen Willen verlassen. In unserem Alter konnten wir einen Fußmarsch von weit mehr als 700 km in einem Treck nicht wagen. Wir versuchten nach Pillau mit der Bahn zu kommen und von dort aus ein Schiff zu erreichen. Von unserem Wohnungsinhalt konnten wir nichts mitnehmen. Wir hinterließen eine zerstörte Existenz. Kein Mobiliar, keine Erinnerungen wie Bücher oder Fotoalben (so können wir Euch später nicht einmal Bilder aus unserer Zeit vererben), keine liebgewordenen Gegenstände. Nichts. In einem kleineren Handkoffer die notwendigen Papiere, Waschzeug, notwendigste Leibwäsche und im Rucksack etwas „Reise-Proviant", ansonsten nur unser „nacktes Leben“, das wir möglichst retten wollten.

Tatsächlich brachte uns eine Eisenbahn nach Pillau an der Frischen Nehrung. Dort warteten wir in einer unüberschaubaren Anzahl von Flüchtlingen auf ein Schiff, das uns nach Lübeck oder Kiel bringen sollte.

Wir fanden nach 15 Tagen Wartezeit Platz im Zwischendeck eines Schiffes, das am
23. März den Hafen Pillau verließ. Natürlich waren wir die Zeit über nicht ohne Bangen, weil ja eine Anzahl von Flüchtlingsschiffen mit den verhassten Deutschen auf dem Wege über das Meer angegriffen wurde.

So sank das Kreuzfahrtschiff „Wilhelm Gustloff“ am 30. Januar mit 9.000 Flüchtlingen und 400 Mann Besatzung. Nach Angabe konnten ungefähr 1.200 Menschen von herbeieilenden Schiffen gerettet werden, die die Annäherung an die Stelle der Katastrophe wagten, obwohl ja unklar war, ob feindliche U-Boote noch in der Nähe waren. Ähnlich erging es den Menschen auf der „Steuben“ und der „Karlsruhe“. Ihnen allen gilt unser Gedenken.

Für uns ging es über die Danziger Bucht und die Ostsee, vorbei an der Halbinsel Hela, Kolberg und Wollin. Unserem Schiff passierte kein Unheil. Die Reise endete aber nicht in Lübeck sondern bereits in der Pommerschen Bucht, in Swinemünde. Doch wir waren glücklich aber erschöpft, froh, das Schiff lebend verlassen zu können. Von hier aus brachte uns ein kleines Dampfschiff von Nord nach Süd über das Stettiner Haff nach Ueckermünde. Und wir hatten erneut „Glück“. Die zuverlässige Deutsche Reichsbahn brachte uns sogar in dem Wirrwarr dieser Tage nach Schwerin. Dort befand sich die Auffangstelle für Reichsbahnbeschäftigte. Sie wollten aber trotz kriegsbedingten männlichen Personalmangels, einen 70-jährigen Amtmann nicht mehr einsetzen und schickten uns per Bahn weiter nach Lüneburg. Das war uns insofern auch recht, denn hier wohnt sowohl Frau Bischoff, eine Schwester meiner ersten Frau Margarethe, als auch nahe Verwandte von Gertrud, unter anderen auch Susi May. Am 28. März trafen wir hier in Lüneburg ein. Diese Fluchtzeit war für uns nicht ganz leicht, aber verglichen mit anderen zu Fuß auf dem Treck mit Pferdewagen, mit Kinderwagen, wo viele erfroren, verhungerten oder von den kriegerischen Ereignissen getötet wurden, war unsere dreiwöchige Fluchtdauer verhältnismäßig kurz und mit etwas Humor könnte man sagen: „komfortabel“. Wir wurden behütet.

Wir suchten hier in Lüneburg Bekannte auf (die Bischoffs) aber deren Drei-Zimmer-Wohnung war von Flüchtlingen überfüllt. Hier wohnten bereits zusätzlich Lisbeth Goeritz aus Rostock, die ältere Schwester meiner ersten Ehefrau und auch deren jüngste Schwester Gertrud mit ihrem Mann Fritz aus Marienwerder. Der einzige Sohn von Lisbeth, Hans Günter Goeritz, kann nicht hier sein. Ihn ereilte ein trauriges Schicksal. In Königsberg hatte er ja eineinhalb Jahre bei uns gewohnt, in der Zeit, als er sein Medizinstudium zu Ende brachte. Er kehrte im Sommer '45 aus Riga zurück, kam aber in Eutin in ein Kriegsgefangenenlager, in dem er die Gefangenen ärztlich betreute. Dabei hat er sich mit der Diphtherie infiziert. Arzneimittel gab es keine, obwohl es schon seit 1891 den Behringschen Impfstoff gibt, den es aber dort nicht gab. Er ist vor 2 Monaten, am
30. September 1945 in Heiligenhafen gestorben. So fehlt auch seiner 71-jährigen Mutter nun die Stütze in ihrem einsamen Alter.

Dank eines weiteren glücklichen Umstandes bekamen wir sogar noch am Ankunftstag in Lüneburg ein privates Obdach zugewiesen, das von der Verwaltung gerade erst beschlagnahmt worden war. Unsere Flüchtlingsbleibe ist ein kleines zweifensteriges Zimmer bei der rüstigen 76 Jahre alten Oberschullehrerin a. D., Fräulein Karnstädt, Ilmenaustraße 1, in der 2. Oberetage. Fräulein Karnstädt ist eine rührend gütige und immer von sich aus hilfsbereite Dame, obgleich drei Zimmer ihrer Vierraum-Wohnung mit Flüchtlingen vollbesetzt sind und ihre bisherige Ruhe dahin ist. Sie hat auch ihre Lehrtätigkeit – privat – wieder aufgenommen, um die notleidende Jugend und auch Erwachsenen die englische und französische Sprache zu lehren. Dafür hat meine liebe Frau auch deren Anteil der Hausarbeit übernommen und ich besorge die Einkäufe mit Ansteherei, sowie alle Basteleien in „unserem“, als auch in Mimmi Bischoffs Haushalt. Das ist ein Ausgleich zur fehlenden beruflichen Arbeit. Benötigte man mich in Königsberg über das 70. Lebensjahr hinaus, so wird man hier eben als „Flüchtiger vom früheren Dienstposten“ und von der Reichsbahndirektion in Hamburg eher als lästiger Ausländer angesehen und schofelhaft behandelt. Aus Ostpreußen – „vom andern Ende der Welt.“ Über diesen Winter ohne Heizung denken wir nicht nach, ebenso nicht über eventuelle spätere Pläne. Sicher ist wohl aber, dass wir wohl nicht in das nun russische Königsberg zurückkehren können.

Wir leben sehr bescheiden und fast nur zwangsläufig vegetarisch, brauchen aber über etwaige Ernährungssorgen nicht klagen. Wie es in dieser Hinsicht bei Christel und Walter Sauerlandt geht, wie sie untergekommen sind, werden sie uns hoffentlich bald schildern können. Noch haben wir keine Verbindung zu ihnen.

Wir danken Euch für die Nachrichten über alle Verwandten in der Heimat. Nun ist auch Tante Marie (Weiland in Berlin, die älteste Schwester von Max) heimgegangen nach einem arbeitsreichen und tapferen Leben. Für Euren nächsten Brief an uns einige Fragen: Wisst Ihr etwas über Georg und Bruno Weiland? Wie geht es allen Sotschecks? In welcher Zone liegen denn jetzt Potsdam und Babelsberg? Trotz aller Rundfunknachrichten wird man nicht recht klug daraus. Wie ist die Wirtschaftslage und die Ernährungssituation bei Euch? Lieber Richard, wenn es mit der Arbeit schwierig ist, kannst Du nicht Arbeit von den Besatzungsstellen bekommen? Unsere britischen Besatzer bezahlen hier die zivilen Deutschen gut.


Am 26. September 1945 stürzt meine älteste Schwester Marie Weiland in Berlin auf der Straße, zieht sich dabei einen Oberschenkelhalsbruch zu und stirbt noch an Ort und Stelle an Herzversagen. Sie wurde 80 Jahre alt. Man hätte ihr auch im anderen Falle nicht helfen können, außer das Bein zwischen Sandsäcken zu fixieren. Das alles ist sehr traurig.


Max Dittwaldt schrieb am 3. August 1946 an seinen Cousin A. Richard Janecke, Babelsberg:

Liebe Janeckes alle z'sammen!

Nach der Rundfunkpropaganda die wir hören, müsstet Ihr im russischen Sektor doch ausreichend mit Lebensmitteln versorgt sein. Die Wirklichkeit scheint aber das Gegenteil zu zeigen. Dass es aber so ist, dass Ihr auch nach Möhrenkraut, Sauerampfer und Kartoffelschalen greift, hätten wir nicht angenommen. Wir hoffen aber, dass für Euch mit der neuen Ernte inzwischen eine Wende eingetreten ist. Bei uns kann man neues Gemüse und auch frische, gut ausgereifte Kartoffeln kaufen – pro Kopf und Woche werden 4 Pfund abgegeben. Im Herbst '45 hatte meine liebe Frau reichlich Obst und Gemüse einwecken können, so dass wir keine Not leiden müssen.

Leider darf man ja in Eure russische Zone nur Päckchen bis 500g Gewicht schicken, sonst könnten wir Euch mehr senden.

Die angespannte Materialsituation ist wohl für Euer Geschäft tatsächlich existenzbedrohend – hier aber verfertigen sie den unglaublichsten Firlefanz als Kunstgewerbliches zu horrenden Preisen und werden diesen Zimt doch los.

Ihr habt in dem alten Miethaus Lindenstraße 39, nun eine völlig andere Absender-Angabe: Rudolf-Breitscheid-Straße 46. Ist der Name „Lindenstraße“ nicht mehr gut genug? Wer ist denn nun Breitscheid? Der neue russische Oberpräsidente? Und warum bekommen alle Häuser veränderte Hausnummern, da doch nichts neu gebaut ist? Ist denn das Kuddelmuddel nicht schon groß genug? –


In einem weiteren Kurzbrief:

Inzwischen ist es ja November und die Postsperre zwischen den Besatzungszonen ist aufgehoben, da werden wir ja bald mehr von der Verwandtschaft lesen dürfen.


Die Antwortbriefe der Familie Janecke blieben natürlich nicht in Babelsberg, sondern wurden nach Lüneburg gesandt – sind daher nicht mehr greif- und lesbar. Deshalb versucht Chris Janecke 70 Jahre später „sicherheitshalber“ nochmals eine Antwort zu geben, damit nichts versehentlich ungesagt bleibt:

Lieber Onkel Max! Zu Euren berechtigten Fragen: Das alte Miethaus in Babelsberg wurde just in dem Jahr errichtet, als Mäxchen Dittwaldt in Berlin das Licht dieser Welt erblickte. 1874 war's. Der Name Lindenstraße war ein guter, ein historischer und trotzdem durch alle Zeiten politisch unbelasteter. Rudolf Breitscheid war deutschstämmig. Rudolf Breitscheid war in der Weimarer Republik einer der führenden Kräfte der Sozialdemokratie. Er starb unter dem Naziregime 1944 als politischer Häftling im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar in Thüringen. Mit der Namensverleihung für diese Straße sollte die ehrende Erinnerung an ihn wachgehalten werden. Die Hausnummerierung erfolgte bisher vom Anfang der Straße aufsteigend, nun aber steigen in umgekehrter Richtung die Zahlen der Hausnummern vom Ende an. Man konnte dadurch die Zahlenlücken ausgleichen, die an einem Ende der Straße durch Zerbombung entstanden waren, denn ein Neuaufbau der Fehlstellen ist nicht abzusehen. –


Und geholfen haben den Babelsbergern sogar Dittwaldts, die in ihrem Lüneburger Zimmerchen bescheiden lebten: Sie konnten die Brotrinden der Schnitten nicht mehr gut beißen (und an eine hinreichende Versorung mit gebissprothetischen Erzeugnissen war nicht zu denken), sammelten die abgeschnittenen Rinden und sobald ein kleiner Karton voll war, ging dieser als Liebesgabe in die Ostzone. Je nach Witterung und unterschiedlicher Reisedauer kamen sie mal gut an oder auch leider mal verschimmelt. Aus den guten bereitete Mutti Anne-Marie eine wohlschmeckende Brotsuppe, die wenn vorhanden, etwas gesüßt und vom „Eiweiß-Schnee“ eines Hühnereis bekrönt wurde. Nach der Währungsumstellung in den Westzonen 1948, von Reichsmark auf West-D-Mark, gab es dann auch Haferflocken für die Babelsberger. Kölln-Flocken, ein Genuss, der gerade mit einer Tüte das zulässige Päckchengewicht von 500 Gramm ausmachte, wenn, ja wenn es nicht auf dem Postweg von den Behörden offiziell oder von jenen Mitarbeitern privat beschlagnahmt wurde. In der Sowjetzone gab es ja mitunter auch Haferflocken aber mit Spelzen = Hacheln = Spreuteilen versetzt, so dass es besonders Kindern eine Quälerei bedeutete, diese hinunterzuschlucken und vorher gar manches auszusortieren und auf dem Tellerrand aufzureihen. Zum Hochfest gab es sogar Schokolade, mit einem aktuellen (Weihnachtsbild)-Überzug über die Normaltafel gestreift. Alles von unseren herzensgrundguten Verwandten.


Weitere Familien-Kurznachrichten

1946

September: Die Tochter von Max, Christel Sauerlandt besucht ihren Vater und die Stiefmutter in Lüneburg. Sie schreibt darüber: Ich konnte meinen Vater besuchen. Der gute Vater ist sehr elend und sehr müde geworden – wie engagiert er sich auch immer noch in Schreiben geben mag. Ich bin dafür dankbar, dass ich ihn noch vor dem Winter sehen konnte. Sie hatten die Flucht mit Mühe überstanden und leiden sehr unter der Heimatlosigkeit.

1946

Onkel Ernst Borries (Ehemann von Maxens Schwester Hedwig) ist in Berlin-Zehlendorf gestorben.

1948

Max' Schwester Hedwig Borries stirbt, 77-jährig, am 15. Februar 1948. Ihr älterer Sohn, Kurt, lässt beide verstorbenen Eltern nach seinem derzeitigen Wohnort Eßlingen (Neckar) überführen und dort bestatten. (Ab Oktober 1964 wird dann der Ort amtlich Esslingen geschrieben.)

1951

Johannes Borries kommt aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zurück.

1952

Max und Gertrud konnten von der freundlichen aber doch provisorischen, räumlich beklemmenden Flüchtlingsunterkunft in der Ilmenaustraße 1, endlich in eine eigene kleine Wohnung ziehen. Die neue Wohnung liegt in der Soltauer Straße Nr. 5, im Erdgeschoss, rechts vom Hauseingang. Es ist ein zweckmäßig schlichter Bau, wohl in den vergangenen Nachkriegsjahren errichtet.


Am 7./ 8. August 1952 schreibt Max an Janeckes einen Gruß und fügt auch Grüße seiner Schwägerin, Schwester seiner Ehefrau, Susi May hinzu.

1953

Max Dittwaldt ist in Lüneburg, in der Soltauer Straße 5, am Abend des 31. Juli 1953 gestorben. 79 Jahre alt. Die neue Wohnung hat er nur kurze Zeit genießen können.

Bestattung am 04. August 1953 auf dem Michaelis-Friedhof in Lüneburg.

1955

Gertrud Dittwaldt schreibt Anfang 1955 eine undatierte Karte an ihren Großneffen Christoph:

Lieber Christoph, Du kannst zwar noch nicht selber meine Karte lesen aber Du sollst doch extra eine bekommen, als Dank für das hübsche Lesezeichen, das Du mir zu Weihnachten geklebt hast. Ich habe mich sehr darüber gefreut und werde es jetzt auch einmal benutzen. Ich hoffe, daß Ihr das Weihnachtsfest gesund verlebt habt und der Weihnachtsmann auch allerlei schöne Sachen für Dich brachte.

Herzlich grüßt Dich Deine Tante Trudel.“


Nun ja“, meint Christoph dazu inmitten seines dritten Schuljahres, „lesen kann ich eigentlich recht gut, sogar die gedruckte Frakturschrift aber diese Handschrift geht in ihren Anforderungen deutlich über das übliche Maß hinaus“.



Zeit ist vergangen.

1976: Gertrud Dittwaldt siedelt von Ihrer Lüneburger Wohnung in das Aschroth-Seniorenheim 3500 Kassel, Friedrich-Ebert-Straße 178 um.


1978: Hellmut Runge hat Chris Janecke dazu angeregt Ahnenforschung zu betreiben, mit solcher freundlichen Aufforderung: „Was willst Du Deinen Kindern später erzählen woher sie kamen, wie und wo ihre Vorfahren lebten, wenn Du es selber nicht weißt? Mir ist ja klar, dass ein solches Vorhaben unter den gesellschaftspolitischen Verhältnissen in der DDR schwierig bis unerwünscht ist und Archivquellen nicht frei zugänglich sind und Dir auch Verwandtenbesuche jenseits der innerdeutschen Grenze verwehrt sind – aber versuche es doch einfach – es lohnt sich bestimmt.“...


1985.

Von Onkel Hellmut habe ich (Chris Janecke) einige gedruckte Rundbriefe „Unser Potsdam“, die in der BRD erscheinen, in der sich solche Bürger gedanklich austauschen, die zwar in der BRD leben aber aus dem Vorkriegs-Potsdam stammen. Ich selber habe ja keine Möglichkeit in die BRD zu fahren und dort Spurensuche zu betreiben. Ich weiß auch, dass oft die Post von der Staatssicherheit geöffnet und interessiert beäugt und eventuell „ausgewertet“ wird oder in ihr Archiv wandert. In einem dieser Rundbriefe finde ich die Anschrift einer Studienrätin, die sich im Ruhestand befindet und in Lüneburg lebt. Sie heißt Anneliese Butterweck. An sie schreibe ich einen Brief mit der Anfrage, ob sie es vielleicht übernehmen würde, ein Foto vom Haus in Lüneburg, Ilmenaustraße 1 zu fertigen., in dem die Dittwaldts gewohnt hatten. Bald erhalte ich eine überaus freundliche und ausführliche Antwort. Frau Butterweck schrieb: am 14. Februar 1986 sinngemäß:

... . Heute lebt in der Ilmenaustraße 1, 2 Treppen hoch, noch immer die Nichte von Fräulein Karnstädt, die damals Ihren Großonkel Max Dittwaldt und dessen Ehefrau aufnahm. Mit ihr, Frau Theiss, konnte ich mich ausführlich unterhalten.

Auch dieses Zimmer war Anfang 1945 gerade von der Behörde für die Flüchtlingsunterbringung beschlagnahmt worden. Es ist ein kleineres etwas dunkles Zimmer, obwohl gegenüber ja keine Bebauung stört, sondern die Ilmenau fließt.

Nach einiger Zeit kam eben diese Nichte, Frau Theiss, als Flüchtling aus Berlin zu dieser Wohngemeinschaft „Karnstädt – Dittwaldt“ hinzu. Ihr Großonkel Max war ja auch mit den Berliner Örtlichkeiten und Gegebenheiten bestens vertraut, worüber er sich mit Frau Theiss rege unterhalten konnte. Zwischen Dittwaldts und Fräulein Karnstädt sowie Frau Theiss entwickelte sich schnell ein harmonisches Verhältnis. Man legte sogar die Lebensmittelmarken zusammen, um ausgewogener wirtschaften zu können. Frau Gertrud Dittwaldt kochte für alle, da Fräulein Karnstädt Unterricht gab. Sonntags leistete man sich eine gemeinsame Kaffeezeit.

1949 wurde der 80. Geburtstag von Fräulein Karnstädt groß gefeiert. Sie starb dann wie Max Dittwaldt im Jahr 1953. Frau Theiss wurde etwa 1907 geboren und ist auch heute, mit fast 80 Jahren noch als Krankengymnastin tätig.

Sie schilderte mir Max Dittwaldt als einen sehr liebenswürdigen und anständigen alten Herrn. Er sei der Typ eines korrekten Beamten gewesen, sehr konservativ. Mit viel Geduld habe er die beengten Wohnverhältnisse ertragen, im Haushalt geholfen und Besorgungen erledigt.

In Ermangelung von Fotos: Er war schmal gebaut, im Gegensatz zu seiner Frau groß, hager und ging leicht vorgebeugt. Fräulein Karnstädt hatte ihm mal für seinen Kopf mit schütterem Haar ein Mützchen gestrickt. Mit diesem glich er einer Figur von Karl Spitzweg – des Malers aus der Biedermeierzeit. Späßen trockenen Humors war er zugänglich: Damals, 1953, wurde gerade Elisabeth von England gekrönt. Er sagte über sie, daß sie ein „Reichsbahngesicht“ habe. „Wie dies'?“, fragten die Damen. „Nun, regelmäßige Züge!“, meinte Max. Dieses Anekdötchen paßt doch gut zu seinem Beruf, nicht wahr? Sein Grab befand sich auf dem Michaelisfriedhof, ist aber inzwischen eingeebnet.

Auf einigen Umwegen machte ich eine Jugendfreundin von Frau Gertrud Dittwaldt, die auch hier lebt, ausfindig und telefonierte mit ihr. Frau Dittwaldt sei eine ostpreußische Pfarrerstochter, lebt noch in einem Altersheim in Kassel, 92 Jahre alt und sei eine entzückende Person. ... Ich habe die Dittwaldts durch die Beschäftigung mit Ihnen richtig gern gewonnen. ...

Mit herzlichem Gruß für Sie und Ihre Familie bin ich Ihre Anneliese Butterweck. –

Später folgt noch das Foto vom Wohnhaus Ilmenaustraße 1 und nachdem die Grenz-Mauer zwischen Ost und West im Herbst 1989 fiel, konnten wir uns mit der ehemaligen Potsdamerin, Frau Butterweck, in Lüneburg treffen und auch die Umgebung ansehen, in der Dittwaldts seit dem Kriegsende lebten.


1986

In diesem Jahr schickt mir Frau Charlotte Goeritz, aus der Verwandtschaft der ersten Ehefrau von Max Dittwaldt ein Römer-Weinglas mit den eingeschliffenen Initialen > MD < als Erinnerung an Max, von Gertrud Dittwaldt aus dem Seniorenheim. (Es gab noch ein zweites Glas mit dem Monogramm GD, dass aber auf dem Postwege, bei zu schlichter Verpackung leider zu Bruch ging.)


1987

Am 18. Mai 1987 vollendete sich auch das Leben von Max Dittwaldts Frau Gertrud, geborene May.


--------------------


Damit endet die kurzgefasste Geschichte über diese Familie

aus dem Familienverband der Dittwaldts.