Bilder zum Ehepaar Cassirer oo Sotscheck

Es folgen hier einige Bilder von Nowawes, dem Heimatort von Johanna Sotscheck. „Nowawes“ (tschechisch) bedeutet „Neues Dorf“ oder „Neuendorf“. Im Jahr 1938 wurde der Name der Stadt in „Babelsberg“ geändert und ein Jahr später der Ort als „Potsdam-Babelsberg“ in die größere Nachbar-Stadt eingemeindet.

Nachdem die Familie Sotscheck aus dem Königgrätz an der Elbe, so wie viele andere auch, als protestantische Glaubensflüchtlinge aus Böhmen hierher nach Nowawes eingewandert waren, bekamen sie 1752 eine Wohnung in einem Typen-Neubau der aus dem Boden „gestampften“ Weberkolonie zugewiesen. Auf der Parzelle 60. Einhundert Jahre später war die Bezeichnung der gleichen Adresse: Priesterstraße 18/19. (Seit 1946: Karl-Liebknecht-Straße 23/24.)
Der übliche Grundriss des Hauses mit zwei Wohnungen versucht einen Eindruck in die Arbeits- und Lebensverhältnisse zu vermitteln. Das bedeutet: auf etwa 33 m² mit oft bis zu 10 Personen wohnen und schlafen, am Webstuhl, Morgenstern und Spinnrad arbeiten. Allein das Hauptarbeitsgerät, der Webstuhl, beanspruchte einen wesentlichen Teil des Platzes in der Stube. Hier musste auch der Materialvorrat gelagert werden und ebenso die fertigen Produkte. Platz, vielleicht für das Spiel der kleineren Kinder, blieb da kaum. Jedes Haus hatte einen Garten. Die rückwärtige Seite des Gartens dieser Parzelle 60 grenzt an das Grundstück Kirchplatz 16. Dort wird im Jahre 1844 ein längerer Bau ähnlichen Aussehens errichtet. In jenen wird 1883 das Ehepaar Sotscheck oo Maager einziehen – also die Eltern mit ihren Kindern, den älteren Geschwistern von Elisabeth Johanna Sotscheck. Diese Familie sind Nachkommen aus der gleichen Familie der Sotschecks, Zuwanderer aus Böhmen.
Diesem Ehepaar wird 1887 als achtes von neun Kindern, die Elisabeth Johanna Sotscheck geboren.
Das Bild versucht einen Einblick in den Wohn- und Arbeitsraum einer Nowaweser Weberfamilie zu geben. Webstuhl, Morgenstern oder auch ein Spinnrad gehörten zu den üblichen Arbeitsmitteln.
Der obere rote Pfeil zeigt auf die Stelle des Geburtshauses von Johanna Sotscheck, Kirchplatz 16, (seit 1946: Weberplatz 16). Das Gartenland dieses Grundstücks grenzt an den Garten des Grundstücks Priesterstraße 18/19, dessen Gebäude im Jahr 1752 errichtet wurde und auf dem auch bereits die Vorfahren der heutigen Familie Sotscheck gelebt hatten.
Das Geburtshaus von Johanna Sotscheck. 150 Jahre nach dem Errichten wird 1994 eine Generalinstandsetzung erforderlich. Auf dem Weberplatz (früher Kirchplatz) stehen zahlreiche Eichen. Wenige Schritte schräg gegenüber befindet sich Johannas Taufkirche. Sahen die Sotschecks aus dem Fenster, so blickten sie auf den Kirchturm mit dem Eingangsportal.
Das gleiche Gebäude, wie bereits vorstehend gezeigt, sehen wir nun nach der Sanierung. Zwar ist es nicht völlig mit dem früheren Original übereinstimmend – eben innen und außen den heutigen Ansprüchen angepasst, sich aber noch in den Rahmen des alten Ortskern-Bildes einfügend.
Die Friedrichskirche. Hier wurden viele Kinder, so auch Johanna Sotscheck, getauft. „Friedrich“ war kein alter Heiliger – er ist der Stifter und damit Namenspatron: Friedrich II, König von Preußen, (der Alte Fritz, Lebenszeit 1712–1786). Weihe dieser Kirche am 06. Mai 1753.
(Der Autor des Berichts wurde sechs Jahrzehnte nach Johanna in dieser Kirche getauft und sein Vater, Alfred Richard Janecke fertigte diese Tusche-Federzeichnung).
Einige Exemplare der Maulbeerbäume stehen hier noch – Erinnerungen an jene sonst längst verblasste Zeit, als die Blätter den Seidenraupen als Nahrung dienten, um aus den Seidenfäden feinste Stoffe zu weben. Es blieb bei Versuchen.

Hier verlassen wir die Stadt Nowawes und gehen einige Schritte in den Park des vormaligen Kaiserschlosses Babelsberg, um uns auf einem kurzen Rundgang etwas umzusehen.

Das Schloss Babelsberg, in seinen wesentlichen Bestandteilen vom Baumeister Carl Friedrich Schinkel konzipiert.
Der anziehend wirkende „Kleine See“, nahe beim Wirtschaftsgebäude des Schlosses gelegen.
Der Reiher-Brunnen
Die Rosentreppe mit dem ursprünglich „güldenem“ Rankgerüst führt vom hoch gelegenen Schlossareal hinunter zum Ufer des Tiefen Sees, der von der Havel durchflossen wird.
Die „Große Fontäne“ – sie „wächst“ aus dem See.
Das Dampfmaschinenhaus sorgt mit der ihm innewohnenden Technik für die springlebendige Wasserversorgung der Fontänen, Brunnen, Bäche und Wasserfälle.
Der Turm, gebaut aus den Einnahmen der Prinzengüter Flatow und Krojanke in Westpreußen, diente von jeher der Arbeit und der Erholung – heute musealen Zwecken und für gute Aussichten. Davor stand an der Uferpromenade das Kavalierhaus. (Grafisch bearbeitetes Foto eines nicht genannten Meisters).
Die „Gerichtslaube“ – sie wurde beim Aufbau im Park Babelsberg 1871 gestalterisch modifiziert. Ursprünglich hatte der Bau ein anderes Aussehen und eine andere Aufgabe. Es war der Anbau des Berliner Rathauses, in dem tatsächlich Gericht gehalten wurde. In Babelsberg aber dient die Laube dem Park (nur) als Schmuckstück.
Das „Havelhaus“ ist ein nahe am Fluss „Havel“ stehendes Wohngebäude für Parkgärtner und Fährleute (für das Übersetzen nach Potsdam – ab 1978 übernahm eine Brücke diese Funktion).

Möchtest du gerne mehr vom Park Babelsberg sehen und über diesen lesen, so gehe bitte auf die Internet-Seite „Park Babelsberg Janecke“.

Nun aber geht es zur Technik, für die sich Johannas Ehemann, Alfred Cassirer, begeisterte.
Neben den beruflichen Verpflichtungen im väterlichen Berliner Gummi- und Kabelwerk und seinem Faible für das Sammeln von Kunstgegenständen, galt sein Interesse auch der Ballonfahrt (er war aktiver Ballonfahrer), ferner dem sich entwickelnden Flugzeugbau, den Leistungen der mächtigen Luftschiffe – aber auch dem technischen Voranschreiten beim Bau der neuzeitlichen Verkehrsmittel auf den Straßen. Dazu werden hier einige Bilder gezeigt:

Ballon-Wettfahrt im Jahre 1908.
Hans Grade: Techniker, Tüftler, Konstrukteur von Flugzeugen und Autos. Er war 1912 der erste Postflieger der Welt. – Er lebte in Bork in der Mark Brandenburg. In der Anfangszeit der Fliegerei war die Bezeichnung „Flugzeug“ noch unbekannt. Die „fliegenden Kisten“ trugen die offizielle Bezeichnung „Aeroplan“.
Auch ausländische Flugpioniere sind hier gerne gesehen. Latham – in heißem Eifer beim Anflug des Flugplatzes Johannisthal bei Schöneweide vor den Toren Berlins. Die treuen Pferde lässt das Getöse kalt.
Der Rumpler-Eindecker-Aeroplan aus dem Jahre 1912.
Das Eingangsportal des weitläufigen Areals des Luftschiffhafens an der Pirschheide und am Templiner See bei Potsdam. (Das Gelände dient heute u. a. Spitzensportlern zur Vorbereitung auf die Olympiaden. Es gilt als „Olympiastützpunkt“).
Kurz vor der Landung im Heimathafen Potsdam.
Graf Ferdinand v. Zeppelin (* 8. Juli 1838, † 8. März 1917) und sein welterregendes Konstrukt: Das starre Luftschiff. Nachfolger im Amt wurde Dr. Hugo Eckener (* 10. August 1863, † 14. August 1954). Zeppelins erstes Luftschiff, das LZ 1, nahm seinen Dienst am 2. Juli 1900 auf. Es war 128 m lang und die Motoren lieferten bis zu 32 PS. Somit war es noch relativ klein im Vergleich mit später gebauten Typen. Auf deutschen Werften wurden etwa 120 Starr-Luftschiffe gebaut.
Ein Luftschiff grüßt den Reichstag in der deutschen Hauptstadt.
Sicheres Navigieren der Luftschiffe, erfordert reiche Kenntnisse, Geschick und Übung. Hier das Luftschiff LZ 97 mit 55.800 Kubikmeter Wasserstoff als Gasinhalt und 1.440 PS Motorenleistung – bei der Notlandung nach einer Havarie. (Quelle: Fotodienst Reichsarchiv Potsdam.)
Das Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“ nach der Atlantik-Überquerung im Oktober 1928 nun über New York. Es ist das vorletzte fertig gebaute Großluftschiff, geführt auf seiner Jungfernfahrt am 18. September 1928 von Kommandant Dr. Hugo Eckener. Konstrukteur des Luftschiffes war Dr. Dürr, für die Motoren Dr. Maybach. Das Fahrzeug war 236,6 m lang, bei einem maximalen Durchmesser von 30,5 m. Außenhülle: lackgetränkte Baumwollstoffbahnen, mit Metall-Pulver-Lack beschichtet. Die Geometrie des Querschnitts zeigt ein regelmäßiges 28-Eck. Das Luftschiff hatte ein Volumen von 105.000 Kubikmeter Wasserstoff-Gas, für eine Gesamttragfähigkeit von 60 t / Zuladung bis 16 t. Seine Motoren leisteten bis zu 2.650 PS. Der Aktionsradius betrug (ohne Zwischenlandung zum Tanken) etwa 10.000 km oder 120 Stunden. Durchschnittliche Reisegeschwindigkeit etwa 100 km/h, je nach Windverhältnissen bis zu 160 km/h. (Quelle: Presse-Photo-GmbH, Berlin.)
Das Luftschiff LZ 127 wieder in seiner Halle.
Das Luftschiff „Graf Zeppelin“ über den Pyramiden in Ägypten. (Quelle: Presse-Photo-GmbH, Berlin.)
Vor der Straßenbahn in den 1880-iger und 1890-ziger Jahren hatte die Pferde kein so recht glückliches Leben.
Auch vor den Pferde-Omnibus gespannt, hatten die braven Tiere bis zu 44 Personen zu schleppen und jene waren mitunter so dicht gedrängt, wie es in einer Ölsardinenbüchse üblich ist.
Neueste Technik, ganz ohne Pferde. Die Herren stets sehr gut behütet. Die Frauen beim Einkaufen, sieht man meist laufen.
Mit der schnellen Kraftdroschke geht der Ortswechsel individueller vonstatten. Der Kutscher kennt den Weg!
Die Berliner Friedrichstraße am gleichnamigen Bahnhof. Sie zeigt Tag für Tag ein quirliges Verkehrsgetriebe.
Inflation! Im Jahre 1923 erreicht die „galoppierende Geldentwertung“ ihren Höhepunkt.
Die Ehe von Alfred Cassirer und Johanna, geb. Sotscheck, zerbricht in diesem Jahr.
Trotz alledem: Auch um 1925 gibt es für „Gutbetuchte“ Ausflüge mit der Familienkutsche.
Pinsel-Heinrich Zille belichtete eine ganz andere „Idylle“.

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