Schriftgestaltung. Beispiele für die handschriftliche Ausführung. Arbeiten von A.Richard Janecke, Nowawes => Potsdam-Babelsberg
Zusammengestellt von Chris Janecke, aktualisiert im Juni 2025.
Leserhinweise sind gern gesehen. E-Mail: chris@janecke.name
In diesem Dokument sehen wir einige Beispiele der Schriftgestaltung, mitunter geschmückt mit Zeichnungen. Der Schreiber der Blätter war Alfred Richard Janecke (1900–1983 in Nowawes => Potsdam-Babelsberg. Zumeist handelt es sich um Kundenaufträge, die vor der Auslieferung als Muster kopiert wurden.
Doch zuvor begegnen wir Richard als Halbwüchsigen:

Familie Janecke lebt in jener Zeit im Berliner Stadtbezirk Neukölln. An diesem Sommer-Sonntag besuchen Mutter Clara und ihr Sohn Richard den Botanischen Garten. In einem Brief an seinen Vater und die Schwester berichtet der 12-jährige Schüler, provisorisch am Tisch der Gaststätte sitzend, über ihre Erlebnisse in den Kunst-Gartenanlagen.
Der Brief ist in der damals üblichen deutschen Kurrent-Schrift verfasst. Anrede, Eigennamen, weitere wichtige Begriffe und Fremdwörter werden jedoch in lateinischen Buchstaben geschrieben.
Die Kinder hatten also beide Schriftarten gelernt, als auch die Entscheidung, welche Schrift, bei welchen Begriffen / Worten anzuwenden sei.

Auch das sahen die Besucher – die Angebote für das Schauen reichen für mehr, als einen Tag.


Drei Jahre nach Richards Brief führte das Preußische Kulturministerium die deutsche Ausgangsschrift ein, unter der Bezeichnung > Sütterlin < bekannt. Das Alphabet in der Sütterlin-Schreibweise, mit vereinfachten und senkrecht gestellten Buchstaben. Im Jahre 1911 hatte Sütterlin den Auftrag erhalten, aus der deutschen Kurrentschrift (siehe erstes Bild) eine einfachere Schreibweise und dafür eine zweckmäßige Schreibfeder zu entwickeln. Jene Schrift wurde dann auch ab 1915 gelehrt – aber 1941 von den Nationalsozialisten, also nach bereits 26 Jahren, verboten.
Zur Person: Professor Karl Ludwig Sütterlin (1865–1917) war Pädagoge, Grafiker in Buch- und Schriftgestaltung sowie Formgeber im Kunsthandwerk. Er wurde nur rund 52 Jahre alt.

Richard Janecke begann im Alter von 14 Jahren die Ausbildung für das Zeichnen und die Retousche an der Graphischen Kunstanstalt des Herrn Baudouin im Berliner Südosten, Mathieustraße.

Der Auszubildende in angemessener Berufsbekleidung. Hier wurde straff und streng gearbeitet, in kurzer Zeit viel gelernt, geübt ... auf dass der gewählte Beruf eines Tages künstlerisch gemeistert würde ... aber wir erkennen: der Tagesablauf enthielt auch eine Pause zur Entspannung.
Im Folgenden sehen wir aus der reichen Auswahl einige Arbeiten des 14-jährigen Richard, die er dort im Ausbildungsbetrieb zwischen April 1915 und August 1915 erarbeitete.

Eine Studie. Bleistiftzeichnung Nr. 6, auf Pappe. Das Original: 20,5 x 18,7 cm.

Aber wir alle erkennen. Auch für ihn kommt bald wieder angenehmes Wetter.

Im Juni 1915 nach der Natur gezeichnet. Federzeichnung. Schwarze Ausziehtusche auf starkem Zeichenkarton. Das Original: 12,8 x 8,4 cm gro

Eine Studie – Nr. 20, Bleistiftzeichnung auf Zeichenkarton

Federzeichnung – Nr. 21, auf Zeichenkarton

Eine Studie – Nr. 32, Federzeichnung auf Zeichenkarton




Das Original auf Pappe in den Abmessungen 16,3 x 14,5 cm

Das Original, Nr. 17, hat die Maße 22,2 cm x 18,0 cm

Bereits leider schon nach vier Monaten, im August 1915, endet für den 14-jährigen Richard diese intensive Ausbildungszeit, wegen des Wohnortwechels der Familie von Britz nach Nowawes => Potsdam-Babelsberg. Richard aber wird das Bemühen auf diesem Gebiet weiter betreiben und zwischen 1918 und 1920 auch an Weiterbildungs-Abendkursen, zumindest auf dem Gebiet der Schriftgestaltung, teilnehmen.


Eine Federzeichnung im Jahre 1919, des inzwischen 18-jährigen Richard Janecke. Das Original hatte die Abmessungen 23 x 19 cm.

Ein besonderer Heiliger war Friedrich mitnichten. „Bauherr und Schirmherr“ dieser evangelischen Kirche war der Preußische König Friedrich II. (Berlin 1712– Potsdam 1786, >Friedrich der Große<, >der alte Fritz<).
Richard ist 22 Jahre jung, als er das Einladungsblatt für das Jubiläum zeichnet und „be“schreibt.

Elf Jahre sind seit dem Wohnungswechsel von Berlin nach Nowawes vergangen. Richard hatte in Nowawes die Lokomotivbau-Konstruktion gelernt, anschließend weiter dort bei Fa. >Orenstein und Koppel< gearbeitet und sich in jahrelangen Abendkursen zum >Techniker im Maschinenbau< qualifiziert. Nun, Ende des Jahres 1925, kommt auf halben zeitlichem Wege zwischen Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise, die Entlassung aus der Arbeitsstelle, wegen der Einbrüche in den Absatzmärkten und der Einschränkung der Produktion.
Richard Janecke treibt aber nicht auf dem Weg einer anhaltenden Arbeitslosigkeit durch die Zeit, sondern eröffnet umgehend ein eigenes Geschäft, wird ein >Selbständiger<.
Das hier gezeigte Werbeschild ist aus dem Jahre 1931. – Von 1753 bis 1930 hieß die darauf genannte Wichgrafstraße: Mittelstraße.






Fertigung von Kopien der Eigenleistungen oder von Kundenmaterial.
Die Kopien von Schriftstücken oder Zeichnungen mit höchsten Forderungen an die Qualität, werden auf dem Glasdrucker hergestellt. Die Farbigkeit ist nach nunmehr rund 100 Jahren ausgezeichnet erhalten.

Die nach Kundenwunsch von R. Janecke erstellten Zeichnungen oder Schriftstücke werden bei Bedarf anschließend in beliebiger Stückzahl gedruckt – als exakt-saubere Wiedergabe des Originals.
Bei Zeichnungen oder Schriftstücken, die auf Transparentpapier vorliegen, wird das Lichtpaus-Verfahren eingesetzt.
Bereits bestehende Fotos, Urkunden usw. werden mit der Foto-Kopiertechnik vervielfältigt.
Benötigt der Kunde eine besonders große Zahl an Kopien einfacher Schriftstücke, so kommen die Rotationsdrucker >Rollex< zum Einsatz.




Ein Grundmotiv darf als Vorlage mehreren Verwendungszwecken dienen. Varianten, dem jeweiligen Anlass angepasst, sind mitunter von den Kunden gewünscht.

Von seiner ehemaligen Betriebsleitung erhält Richard den Auftrag für das Ausfertigen dieser Urkunde und weiterer Ehrungen. In der unteren Hälfte der Gratulation stehen die Namen der Gratulanten – ausgewählte leitende Mitarbeiter des Betriebes.

Hier nun eine schöne Ehren-Urkunde für das aufopfernde Tun im Fahrrad-Radfahr-Vereins des Dörfchens Siethen.

Auch der Verein für Yachtsboots-Leute verleiht Ehrenurkunden. Im Winter herrschen Eis und Schnee, da hat man die Zeit für solch Gedenken.


Die Lichtpausanlage gehörte seit 1926 zu den Arbeitsmitteln des Kleinstbetriebes. Mit der Apparatur wurden Zeichnungen oder Schriftstücke kopiert, die auf Transparentpapier als Original bestanden.
Einfache Kurzbeschreibung: Der hier abgebildete senkrecht stehende, mit einer Leinendecke bespannte Glaszylinder konnte um 90° in die Waagerechte geschwenkt werden. Dann wurde der Glaszylinder mit dem Transparent-Original und dem speziellen Lichtpauspapier belegt und diese mit der Decke festgespannt. Nach der Wieder-Ausrichtung in die Senkrechte wurde von oben durch den Glas-Zylinder eine Kohlestab-Lampe mit extrem hellem, ja gleißendem Lichtbogen geführt, die das spezielle Lichtpauspapier belichtete. Nur dort, wo sich auf dem durchscheinenden Transparentpapier die schwarzen Darstellungen (Zeichnungslinien, Text) befanden, wurde das Spezial-Papier nicht belichtet.
Anschließend kam das belichtete Lichtpauspapier in einem Entwicklerkasten, in die Dämpfe einer 25-prozentigen Ammoniaklösung. Nach der Entwicklung sah man auf der Kopie die Zeichnungslinien und den Text, je nach Papiertyp in rotbrauner oder blauer Farbe (man spricht heute noch von „Blaupause“, wohl meist, ohne den Ursprung dieses Begriffs zu kennen). Weiter unten in dieser Bilderserie befindet sich ein Kalender, dessen Blätter nach diesem Verfahren kopiert wurden. In dieser Lichtpaus-Anlage ließen sich Transparent-Originale bis zu einer Größe von etwa 1.700 mm x 900 mm kopieren.







Na ja, manchmal muss man auch 'was für sich selber basteln.

14 Blätter als Merkhilfe für besondere, teils wiederkehrende Fest- und Gedenktage, vorzugsweise für christliche Nutzer ausgerichtet. Schrift und Zeichnungen: Richard Janecke, koloriert von Ehefrau Anne-Marie Janecke, geborene Sommer. Es folgen hier die nächsten 12 Seiten:







Der Kleinstbetrieb ist umgezogen. Von der Wichgrafstraße 22 in die Lindenstraße 39. Bald nach dem Kriegsende werden die Grundstücke in dieser Straße neu nummeriert und auch der Straßenname wird geändert. Ohne weiteren Umzug befindet sich der Betrieb dann bald nicht mehr in der Lindenstraße 39, sondern in der Rudolf-Breitscheid-Straße 46.


Geschäft und Wohnung nun in der Lindenstraße 39 => Rudolf-Breitscheid-Straße 46. Skizze: Chris Janecke






... geschrieben auf Transparentpapier, von hinten durchleuchtet und von vorn mit einer dicken Glasplatte (geschliffene Kanten) geschützt.

Der 8. Psalm in hebräischer Schrift. Zwar war der Schreiber ein Schriftgelehrter, jedoch nicht im Hebräischen. Eine schwierige Aufgabe, selbst wenn er die Textbedeutung kannte. Er konnte ja nicht lesen, was er hebräisch schrieb und somit auch nicht allein beurteilen, ob alles „haargenau“ und fehlerfrei war. –

Dieses bekannte Wort, als Gruß im Jahre 1978, zum 81. Geburtstag der Käthe. Richard schreibt diesen Spruch in seinem 79. Lebensjahr.
Natürlich gab es im damaligen Leben und jahrelangem Schaffen weit mehr „Kostproben für die Augen“, als hier abgebildet werden können. Es gehörte dazu auch das Bearbeiten von Zeichnungen aus dem Maschinenbau und dem Bauwesen. Als Vertreter seien nur Lichtspiel-Theater (Kinos) und Tankstellen-Neu- und Umbauten erwähnt.
Ebenso erstreckten sich Gestaltungsarbeiten beispielsweise auf die Reinschrift von Film-Drehplänen, die schriftliche Ausführungsplanung für die Regie, die nach den Drehbüchern ausgearbeitet wurden und nun u. a. die Dreh-Orte und -Zeiten sowie die namentliche Schauspielerbesetzung ausweisen.
Die verschiedenartige Schriftgestaltung ist auf den Drehplänen in den Feldern der Titel („Köpfe“, oben links) zu sehen. Die Gestaltung jener „Köpfe“ war von den Filmherstellern nicht vorgegeben. Diese entstanden bei Richard Janecke aus Freude an guter Arbeit – gratis, so nebenbei.
Dieser Link führt zu den Drehplänen mit der Gestaltung ihrer Titel-„Köpfe“
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