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Die Stadt Osterburg (Altmark) – Provinz Sachsen,

heute: Land Sachsen-Anhalt, Landkreis Stendal


Notizen zur Historie des Ortes mit einigen familiengeschichtlichen Anmerkungen.


Zusammengestellt von Chris Janecke, E-Mail: christoph@janecke.name

Bearbeitungsstand: August 2019

Zum Text bestehen einige Bilder – bitte hier klicken.


Zu den direkten Vorfahren des Autors aus der Stadt Osterburg und der nahen Umgebung gehört eine Anzahl von Personen. Es handelt sich unter anderen um die Träger der Familiennamen:

Betke, Giffei / Giffey, Glauk od. Plenck, Guhl, Hilgenfeldt, Janecke / Janeke, Later, Lüdke, Maaß, Mevs, Neumann / Neimann, Schulz und Zelm.

Nähmen wir die Namen der Freunde und der Taufpaten der vielen Kinder hinzu, so hätten wir eine stattliche Anzahl auch heute noch bekannter Namen von Osterburger Familien vorliegen.


Hinweise:

Der Kenntnisstand zur früheren Geschichte der Stadt weist größere Lücken auf, da die Stadt mehrmals verheerenden Bränden ausgesetzt war und so auch der große Stadtbrand im Jahre 1761 viele wertvolle, einmalige Archivalien vernichtete.

Angaben zur Zeittafel wurden dem Ortslexikon entnommen und der „Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg“ von Bekmann, Berlin 1753.

Weitere Notizen zur allgemeinen Geschichte findet der Leser auf der gleichen Internetseite unter der Überschrift „Zeitgeschichte“.


Zeittafel

Im 9. Jahrhundert

Bau der Sankt-Martin-Kapelle am Burgwall, dem Zentrum der ersten slawischen Siedlung. (Sie befindet sich auf dem heutigen Friedhof). Die Kapelle ist das wahrscheinlich erste massive Kirchlein der Burganlagen – Ansiedlung.


Im 10. Jahrhundert

Es existiert eine Burganlage, östlich der Siedlung gelegen, wahrscheinlich mit deutschen Bewohnern. Verschiedene Historiker meinen, Henrich der Vogelsteller habe die Burg und / oder die Ansiedlung um 925 angelegt.


1136

Kaiser Lothar besucht Osterburg. Es entsteht ein Tumult und Rumor zwischen den Angehörigen vom Kaiserlichen Tross und den Bürgern der Stadt. Das Stedtelein geht in Flammen auf. Viel des Blutes wird vergossen.


1157

Als Herr von Osterburg wird „Graf Werner der IV.“ erwähnt.


Um 1160

Der Ort wird in den erhaltenen gebliebenen Dokumenten des Stendaler Markt- und Stadtgründungsprivilegs Albrecht des Bären, erstmals als „urbs (urbium) Osterburg“ erwähnt, was ebenfalls bestätigend auf eine Burg im Osten hindeutet. Diese liegt in der Nähe des Übergangs über die Biese, an der bedeutenden Handelsstraße, die von Hamburg kommt und über Osterburg und Stendal nach Magdeburg weiterführt.


Ebenfalls im 12. Jahrhundert

Bau der Kirche Sankt Nicolai. Sie wird als romanische Basilika errichtet.


1196

Osterburg ist Burgwart-Hauptort und somit fortan ein Grafensitz.


1208

Osterburg wird als oppidum (Stadt) erwähnt. Die Linie der Osterburger Grafen ist ausgestorben. Die alte Burganlage bricht man ab.


Um 1250

Die Stadt ist dem Markgrafen von Brandenburg unterstellt.


1269

Die Markgrafen Johann, Otto und Konrad haben der Stadt die so genannte Segewische verkauft.


1281

Der Ort erhält eine neue Stadtbefestigungsanlage.


1314

Osterburg bekommt das Malzrecht zugesprochen


1321 / 1344

Es kommt zu einem Schutz- und Trutzbündnis der Städte Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde und Osterburg.

Aus diesem Jahr stammt das älteste, heute bekannte Stadtsiegel. Der Rat mit seinen Schöppen wird genannt.


1348

„Der falsche Waldemar“ bestätigt die Rechte der Stadt.


1390

Die Stadt erhält vom Markgrafen Jobst das Recht, die Stadtgerichtsbarkeit auszuüben.


1397

Das St. Georg Spital wird erstmals urkundlich erwähnt, "vor dem Stendaler Thore liegend". Es ist ein Leprosenhaus, das wie alle diese Spitäler, dem Heiligen Georg geweiht wurde.(Lepra: ein orientalischer Ausdruck, zu deutsch: „Aussatz“, eine Infektionskrankheit).


Im 15. Jahrhundert

Osterburg wird Mitglied der Hanse.


1426

Die Pest zieht durch das Land und wütet auch hier bei uns in Osterburg.


1442

Für die Nicolaikirche erfolgt ein Umbau von der romanischen Basilika zur dreischiffigen gotischen Hallenkirche. Nach dem Abschluss dieser Arbeiten wird das neue pokalförmige Taufbecken aus Bronze aufgestellt.


1484

Der Junge Otto Boldemann ist Pfingsten ertrunken und erhält von seinen Eltern, Hans Boldemann, Bürgermeister, und Ehefrau Anna, ein Epitaph bei St. Nicolai.


1488

Der Bierzins-Aufstand in Osterburg gegen die Last der Abgaben.


1515

Eine gewaltige Feuersbrunst in der Stendaler Straße. Etliche Wohnhäuser und Scheunen fallen den Flammen zum Opfer.


1521

Ein schreckliches Schadensfeuer legt 30 Häuser in Schutt und Asche.


1530

Hans Boldemann und seine Frau Anna erhalten bei St. Nicolai ein Epitaph zum Gedächtnis.


1538

Im Zuge der Reformation ist Andreas Reine der erste evangelische Prediger in Osterburg.


1540

Am Sonntage nach Peter und Paul (29. Juni) gibt es drei Tage und drei Nächte Regen ohne Unterlass, die Keller und gar manche Häuser sind überflutet. Die Straßen befährt man in Trögen, da es an Nachen mangelt.


1548

Die Pest zieht durch das Land und macht auch vor Osterburg nicht halt.


1565

Zu Allerheiligen (am 1. des Novembris) brennen 28 Wohnhäuser und 6 Scheunen nieder.


1568

Zu dieser Zeit ist Hans Erxleben der Bürgermeister.


1573

Am Montag nach Dionysius (12. Oktober) kam ein Feuer beim Ratsherrn Hans Berndis auf. Dieser Brand hat in der Stadt 3 Tage und 3 Nächte angedauert, obschon Bürger aus Seehausen, Tangermünde und Stendal zum Löschen herbei eilten. Der anhaltende starke Wind erschwerte das Löschen.


1579

Der berühmt gewordene Pfarrer Christoph Entzelt veröffentlicht sein „Chronicon der Alten Marck“, das älteste, sehr wichtige altmärkische Geschichtsbuch.


1580

Die Stadt umfasst derzeitig etwa 300 Häuser, bewohnt von ohngefähr 1.500 Einwohnern. Osterburg gilt als ländliche Kleinstadt, bewohnt von Ackerbürgern, Handwerkern und einigen Kaufleuten.


1583

Die neuerliche Pest hat etwa 1.000 Menschen weggefressen. Zu ihnen müssen wir auch zählen, die Anna Soltwedel, blühende Tochter des Bürgermeisters Hieronimus Soltwedel und seiner Ehefrau Anna Boldemann. Sie stirbt den 13. Septembris. Unser Pastor und Geschichtsschreiber Christoph Entzelt, aus Saalfeld bürtig, ist den 15. Mart 1583 verblichen. Seine Eheliebste Catharina von den Gehren, ursprünglich aus Tangermünde, ging ihm schon den 4. Septembris A. 1580 voraus. Beide erhalten sie einen ehrenden Leichstein zum Gedächtnis. Weitere Denkmal-Steine in St. Nicolai erinnern an: Hans Boldemann (+ 1532) und seine Frau Anna (1520), Jochim Boldemann (+ 1536), Stephan Boldemann, Bürgermeister (+ 1596) und seine Frau Catharina Schönermark (+ 1597).


1585

Nach Margarethen (20. Juli) tritt Starkregen auf, mit Hagelsteinen so groß, als Tauben- bis gar Hühnereier.


1591

In unserer St. Nicolaikirche wird die Renaissancekanzel renoviert (Stiftung von Johan Berndis).


Um 1600

Die Stadt lebt gut von den Einnahmen aus dem Tuchmacher- und Brauer-Gewerbe. Auch die Gewerke der Gewandschneider, Schneider, Bäcker, Schuhmacher, Knochenhauer und der Kürschner blühen.


1612

Nach Misericordias (dem 2. Sonntag nach Ostern), ist der Märkische Geschichtsschreiber Niklas Leutinger hiero von dieser Welt abgeschieden und den Dienstag darauf zur Erden bestattet worden.


An Gassen und Wohnplätzen sind von alters her bekannt:

1. Die Alte Burg. 2. Am kleinen Berg. 3. Am Alten Stadttor. 4. Der Rademarkt.

Neu sind hinzu gekommen:

5. Die Stendaler Straße. 6. Die Salzstraße. 7. Der Marktplatz. 8. (Die Wollwebergasse?) Lanifisum. 9. Die Dammstraße. 10. Die Neue Straße. 11. Die Roßmühlenstraße. 12. Die Spangenstraße. 13. Die Insel (-Straße). 14. Die Hakenstraße und endlich 15. Die Schöppenstellen.


1618 – 1648

Auch unsere Stadt Osterburg wird von den Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges heimgesucht. Der Ort wird im Zeitraum zwischen 1626 und 1644 von „Freund und Feind“ zu often Malen rücksichtslos geplündert. Die Bevölkerung flieht mehrmals aus der Stadt. Zusätzlich zu den Einquartierungen der Truppen, die man mit Raubzügen gleichsetzen muß, flackert die Pest wieder auf. (Später werden sich Wissenschaftler uneins darüber sein, ob es tatsächlich immer die Pest war oder auch die Cholera auftrat).


1626

Vom 16. Oktober bis zum 01. November: Einquartierung von Truppen in der Stadt. Es ist der Regimentsstab des Oberstleutnants Oswald von Bodendiek mit 4 Compagnien, zu denen 400 Pferde gehören. Bürgerabgaben für die Soldatenverpflegung 8 bis 10 rthl. (Reichstaler) pro Mann und das Pferdefutter. Für die Offiziere 50 bis 60 rthl. je Offizier. Für den Oberstleutnant 600 rthl. Dazu reichlich Rheinwein. Die Gesamtsumme des von uns Aufzubringenden beläuft sich auf etwa 50.000 Reichsthaler. Zu alledem sucht uns die Pest wieder heim.


1626 / 1627

Den 07. November bis 1. Januar 1627: Der Regimentsstab des George von Lüneburg quartiert sich mit 6 Compagnien und 2.400 Pferden ein. Unsere Bevölkerung wird nach Gefallen und Belieben ausgeraubet. Dazu offiziell gerechnete Kosten: 120.000 Reichsthaler.

Noch ist diese Truppe gar nicht abgezogen, trifft am Neujahrstag 1627 der Oberst Hausmann mit seinem Regiment ein und bleibt für 23 Wochen. Wöchentlich haben wir über 700 rthl. zu entrichten. In der Schlussrechnung kommen wir dann sogar auf 17.965 rthl. für diese Truppe. Zu der gleichen Zeit belegt auch noch der Herzog von Lüneburg für 11 Wochen die Stadt. Je Woche sind von uns 100 Tonnen guten Bieres zu entrichten. 30 kräftige Einwohner haben wir für Schanzarbeiten abzustellen. Wir veranschlagen diese Leistungen mit 2.188 rthl.


1627 / 1628

Vom 01. November 27 bis zum 2. Advent 1628. Für diese 55 Wochen liegt das Pappenheimische Regiment, geführt von Oberstwachtmeister Gelzen mit vier Compagnien in unserer Stadt. Wöchentlich ist die notwendige Verpflegung in Naturalien beizubringen, an Geld 311 rthl. und Roggen 6 wspl (Wispel), in einem Gesamtwert von 29.871 Reichsthalern. Auch die Pest-Seuche fordert noch immer neue Opfer.und trotzdem zieht die Truppe nicht weiter.

Für 13 Wochen des Jahres 1628 liegt bei uns der General Karpzov mit fünf Regimentsstäben und einer Compagnie zu Pferde sowie auch einer Compagnie der Infanterie. Verpflegung und an barem Gelde 5.083 rthl. die Woche, ergibt eine Gesamtlast von rund 60.000 rthln.

Die Pest, der schwarze Tod hat uns auch in diesem Jahr begleitet. In der Zeitspanne Anno 1626 bis 1628 hat er 624 Nachbarn grausam hinweg geführet, die wir zur Erde bestatten mussten.


1631

Die befreundeten protestantischen Schweden plündern die Stadt, obschon wir wenig nur noch haben. Sie nehmen uns das Vieh, Getreide aus den Scheuern, Hausgerät, Wäsche, Reste baren Geldes und Kleinodien, so noch vorhanden. Sechs wiederum schreckliche Wochen bleiben sie. Die Kosten, die sich errechnen lassen, beziffern wir auf 16.440 rthl.


Am 27. des Mayen bricht ein Feuer in der Stendaler Straße aus. Fast alle Häuser dieser Straße brennen aus. Die Alte Burg, eine Seite des Rademarktes, die Schöffenstellen, die Häuser der Salzstraße, die Bauten an der Markt- und Hakenstraße sind arg betroffen. Das Kaufhaus, das Pfarrhaus, das Rathaus mit dem Ratskeller, die Schulen, die Küsterei und auch die Hausmannswohnung - alles zerstört - insgesamt 222 Wohnhäuser, dazu Nebengebäude, Scheunen und Ställe. Auch unsere Kirche St. Nicolai ist ausgebrannt.


1634

In diesem Jahr, mitten im Kriege, erhält unsere Kirche Sankt Nicolai einen höchst wertvollen Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber. Zu den großen Kleinodien der Heimatkirche gehört auch schon seit langem die Taufe, aus Bronze als Pokal getrieben, eine herrliche Arbeit mit einem Schmuck aus Weinranken und Lilien, der Kessel mit einer Höhe von etwa 39 und dem Durchmesser am oberen Rand von etwa 29,5 altpreußisch Zoll.


1636

Für 16 Wochen wird die Stadt vom Leibregiment des Banier v. Dewitz, vom Churländischen und vom Finnischen Regiment belegt. Sie verzehrten die letzten Vorräte, die nicht so schnell nachwachsen können. Die Last: 2.970 rthl. (Reichsthaler).

Während der Churfürst von Sachsen und kaiserliche General Hazfeld hier sein Feldlager für 14 Tage aufschlägt, werden die St. Georgen-Kirche, die Hospitäler St. Georg, St. Martin, St. Gertrauden und das kleine Spital „Zum großen Christoffel“ (bei St. Georg), als das sind die Zufluchten für Arme und Kranke, zerstört und abgebrochen. Ein Schaden von mehr als 5.000 rthl.


1638

Nach Martini (11. November) zieht der Kaiserliche General Graf Gallas her und plündert die Stadt. Ein Verlust von 4.971 rthl. - Eine Windmühle wird zerstört und gleichfalls eine Wassermühle. Schaden: 1.000 rthl.


1642

Zu Lichtmess (2. Februar) ist die Stadt von hier zusammentreffenden Truppen der Kaiserlichen und der Schweden geplündert und verwüstet, daselbst sind sämtliche Obstbäume in den Gärten abgehackt. Anschließend kommen noch hinzu vier Brigaden finnischer Soldaten zu Fuß, geführt von General Wrangel. Kosten von Schäden und Einquartierung: 15.000 rthl.


1644

Zu Bartholomaei (24. August) kommt der Kaiserliche General Graf Gallas erneut, diesmal mit drei Regimentern Kroaten. Wieder werden wir geplündert und von letztem Vieh, Hausrat und Betten ausgeraubt. Schadenskosten etwa 6.950 rthl.

In dieser Zeit leben in der Stadt nur noch 44 Familien. Wie sollen diese noch weitere Lasten ertragen? In den beschriebenen zurückliegenden 18 Kriegsjahren wurde unsere Stadt mit Kosten in Höhe von 392.380 rthl. belastet. Etwa vier Tonnen des Geldes führte man uns hinfort. Auch die wichtigen Urkunden des Archivs über unser Städteken vernichtete man oder zerstreute die Reste in alle Winde. Viele Menschen wurden gefoltert, geschändet oder auch, wie das Vieh zu Tode gebracht. Was hat der Krieg endlich für ein „gutes Ergebnis“? Fragt nicht danach.


1848

Es erreicht uns die Kunde, dass dieser schreckliche Krieg zu Ende ist. Und das Land - so wie die Menschen - ausgeblutet und verbrannt.


Um 1670

Der dringend benötigte Ratskeller, der vom Feuer im Jahre 1631 verwüstet wurde, wird wieder hergerichtet. Das Rathaus darüber wird aber erst in etwa einem Jahrzehnt wieder oben aufgesetzet werden.


1681

Von den im Kriege zerstörten Hospitälern, wird das Spital St. Georg wieder errichtet. Der Bedarf, es in Anspruch zu nehmen, ist sehr groß.

Das Rathaus gegenüber der Kirche, wird wieder aufgebaut. Im Keller besteht schon längst die Wirtschaft. Zu ebener Erde sind die Ratsdiener, die Nachtwächter und Polizeisachen untergebracht, wie aber auch die Gewandschneider. Darüber befinden sich dann die Steuereinnehmerstube und zwei Audienzstuben.

Unserer Kirche wird eine Hostiendose gestiftet; eine Arbeit aus dem Vorjahre.


1682

Durch Gottes Gnade sind wir 81 und 82 von der Pest verschont, obschon sie in Stendal, in Tangermünde und auch in Werben wütet und sich zahlreiche Opfer nimmt.


1694

Eine Tafel wird bei St. Nicolai zur Erneuerung des Gedenkens aufgestellt. Stifter ist der Bürgermeister Stephan Berndis. Die Tafelgravur erinnert an den jungen, 1484 ertrunkenen Otto Boldemann, da dessen ursprüngliches Denkmal durch Alter und Krieg zerstört war item zum Andenken an seinen eigenen ersten Sohn Johann Balthasar Berndis, der am 27. Juli 1694 ebenfalls ertrank (bei ungemeiner sommerlicher Hitze in der Neisse bei Görlitz). Dieser Berndis ist ein direkter Nachkomme der Boldermanns.


1700

Die Stadt ist mit einer Mauer umfriedet, welche mit doppelten Wällen und dreifachen Gräben umgeben ist. Die Stadt ist mit drei Toren versehen: Dem Altstädtischen Tor, dem Stendalschen Tor und dem Seehausenschen Tor. Bei letztgenanntem Tor besteht noch eine Wasserpforte in der Biese.

Für die Kirche erhalten wir einen weiteren, etwas kleineren Abendmahlkelch aus Silber, mit Gold überzogen.

Ein Park wird am nahegelegene Schloss Krumke nach französischem Geschmack angelegt (viel später dann aber noch einmal zum Landschaftspark in englischem Stil umgestaltet).


1702

Den 20. Februar wieder ein Feuer, das 5 Häuser in Asche leget.


1707

Die Osterburger Schützengilde wird gegründet.


1709

Die Wachtürme vor dem Seehäuser Tor sind bedürftig, erneuert zu werden. Steindämme sind in diesem Jahre zu reparieren.


1713

Der äußerste Wallgraben der Stadt ist mit Königlicher Genehmhaltung verfüllet und die gewonnene Landfläche daselbst zu Gärten gewandelt.


1714

Die Kirche St. Nicolai wird wiederhergestellt, frühere Schäden beseitigt.


1715

Ein tüchtiger Blitzeinschlag trifft den Turm von St. Nicolai. Die arg beschädigte Turmtreppe, nur zersplittert, nicht entzündet, wird aber erst in einigen Jahren wieder reparieret werden können.


1721

Seine Königliche Majestät, Wilhelm I. von Preußen, hat dem Obristen Herrn von der Schulenburg (dem nachmaligen General), die Anwartschaft auf die Altmärkischen Güter Osterburgischer Herkunft verliehen.


1723

Am Seehausenschen Tor werden die Holzbrücken von Steinbrücken ersetzt und das äußere Seehausensche Tor abgebrochen.


1731

Die Magd des Ackermanns Niklaus Blömkens hat beim Heizen nicht ausreichend das Feuer gehütet - aber zum Glück wird nur dieses eine Haus in Schutt gelegt.


1732

Unser Vorfahre Andreas Betke (Sohn des seligen Peter Betke, Zimmermann aus Natterheide) ist Bürger in Osterburg und heiratet am 22. January 1732 Anna Maaß (die Tochter des seligen Simon Maaß aus Zedau).


Das sind einige unserer Bürgermeister gewesen, soweit sie diesen beiden nachstehenden Familien angehörten: (In den Zeiten dazwischen, gab es noch weitere Amtsträger mit anderen Familien-Namen.)

aus der Berndis - Familie

aus der Soltwedel - Familie

Name

gest.

Anmerkung

Name

gest.

Anmerkung




Heine Soltwedel

1521


Rudolf Berndis



1536

(Sohn des Nikolaus Berrndis)

oo

Scholastica Erxleben

Joachim Soltwedel

1526

oo Anna Möhringen

Johann S.

1540


Hieronimus S.

1571

oo Anna Boldemann

Hans Berndis (Ratsherr)



Werner S.

1575

oo Emerentia Boldemann

Sebastian S.

1586


Stephan Berndis

1583

(des Rudolfs Sohn)

oo Anna Soltwedel

Joachim II Soltwedel

1591


Hieronimus Salzwedel

1616


Johann S.

1621


Johann Berndis

1636

(des Stephans Sohn)

oo Anna Möller

Johan II S. (Ratsherr)

1633


Stephan 2 Berndis

1656

(Johanns Sohn)

oo Elisabeth Weber

Johann III S. (Ratsherr)

1648


Johann 2 Berndis

1672

(Sohn von Stephan 2)

oo Anna Nese

Friedrich S.

1651


Johann IV S.

1679


Stephan 3

Berndis

1727

oo Anna Katharina Beuchel

Joachim III S.

1680


Dietrich

(Ratsherr)

1693


Stephan Georg Bern.

---

oo Marie Elisabeth Hermes

Johann V. Saltzwedel

---



Zu den weiteren Bürgermeistern anderer Namen, zählt auch um 1568 Hans Erxleben.

Als weitere Personen gehörten unter anderen dem Magistrate an:

Tide Berndis, Heine Berndis, Stephan Berndis, Christoph Ottens, Andreas Rüdel, Melchior Schönefeld, 5. Johann Saltzwedel.


1733

In St. Nicolai wird die Turmtreppe erneuert. Auch eine neue Orgelempore wird errichtet.


1735

Wir schauen auf die Reihe der Pastoren zurück - als da zu Osterburg Seelsorger waren und deren Bildnisse zumeist unter der Orgelempore hängen:



Vorname, Name

Gestorben

Anmerkung

01

Andreas Reine



02

Stephan Hildebrand

1546


03

Thomas Stölting

ist uns nicht erhellet


04

Johann Liestemann


05

Erasmus Hilgenfelde

1558

Oberpfarrer

06

Christoph Entzelt

1583, Pastor und Geschichtsschreiber

aus Saalfeld

07

Peter Drinkaus

1606

aus Magdeburg

08

Christoph Straus

1621

aus Seehausen

09

Ludwig Buls

1627


10

Christian Stahnes

1658


11

Balthasar Knövernagel

1661

aus Perleberg

12

Heinrich Chr. B. v. Ziesar

1672


12

Christian Kämmerich

1688, Pastor und Inspector


13

Johann Heinrich Steinhart

nicht fixiert

aus Salzwedel

14

Johann Friedrich Löpert

aus Stagard

15

Christoph Weyher

1707

aus Stettin

16

Dr. Johann Henrich Lenze sen.

1743, früher Conrector an der Schule zu Potsdam

und weitere Aemter

(17)

Johann Henrich Lenze, jun.

1733 (nur eingeführt aber

Amt nicht ausgeübt)

18

Johann Held

nicht erfasst

aus Seehausen


Es folgen hiero die Diacone


Andreas Reine

Erasmus Schweinter

Peter Drinkaus

Thomas Sagittarius

aus Bernau

--- Rüdemann

gestorben 1607

George Kisling

gestorben 1632

Balthasar Knövernagel

Henrich B. Balthasar

Christian Kämmerich

Johann Henrich Steinhart



so alle nacheinander nachher Pastoren geworden, wenn auch nicht sämtlich vorher aufgeführet. Des Weiteren:

Levin Friedrich Wernec

gestorben 1700

Rüdemann II

Levin Ernst Krieger

aus Gardelegen



1737

Die unter dem Jahr 1732 erwähnte Anna Betke, geb. Maaß, bringt am 26. May Hanß / Johann Betke zur Welt.


Um 1740

Vor dem Alten Stadttor in Richtung der früheren Alten Burg, besteht noch das Kirchlein St. Martin, welches aber nur noch zu Begräbnissen genutzt wird.

In der Stadt werden 2 Hauptmärkte abgehalten. Derer sind der Johannis-Markt (24. Juni) und der Bartholomäi-Markt (24. August). Bei diesem wird auch der Viehmarkt gehalten. Ferner gibt es vier Nebenmärkte - das sind nur Kram-Märkte, so gehalten werden zu Martini (11. November), zu Weihnachten, Lichtmess (2. Februar) und Palmarum. (letzter Sonntag in der Passionszeit vor dem Osterfeste).


1741

Die Reste des verfallenen Altstädtischen Tores sind nun abgebrochen und es ist ein neues Torhaus erbauet worden.


1751

Hanß Betke tritt in die berufliche Spur seines Vaters und beginnt die Lehre des Zimmerhandwerks.

Das nahe bei Osterburg gelegene Schloß Krumke ist einer der Lieblingsaufenthaltsorte von Elisabeth, der separiert lebenden Gemahlin des preußischen Königs Friedrich II, „dem Großen“, die von ihm nicht gut gelitten wird, wie man weiß.


1752

Die Osterburger Schützen-Gilde erhält von dem Königlich-Preußischen Obristen Freiherrn v. Kannenberg einen silbernen, wie wohl stark vergoldeten Becher zum Geschenk.


1753

In Berlin wird das gewaltige Werk der Bekmanns: „Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg“ veröffentlicht.


1757

Hanß Betke wird im Siebenjährigen Krieg Reiter im Regiment v. Manstein, in der Compagnie v. Wobeser.


1761

Ein schreckliches Großfeuer zerstört zwei Drittel der Gebäude in der Stadt! Auch das brennbare Innere der Kirche St. Nicolai wird ein Opfer des Flammenmeeres. Es verbrennen unter anderem auch die Ölgemälde der Reihe der evangelischen Geistlichen, die Darstellungen der biblischen Geschichte, der Dachstuhl, die gotische Turmspitze, Altar, Kanzel, Emporen, Gestühl und die Orgel. Selbst steinerne Epitaphe leiden und zerspringen unter dem Brande.


1763

Bald nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst heiratet Hanß Betke am 31. May die Jungfrau Anna Dorothea Lüdke. Mit ihr wird er bis 1775 sechs muntere Kinder haben.


1765

Die Nicolai-Kirche bekommt eine Orgel - es ist ein wunderbarer Klangkörper, dessen Musik den großen Raum zu füllen, imstande ist. Geschaffen hat ihn der Küster, Herr Maul. Eine erstaunliche Fertigkeit, die sehr wohl überraschte! Drei neue Bronzeglocken goss für uns nach dem 61er Brande die Gießereiwerkstätte Ziegner in Magdeburg.


1771

Eine weitere kleine Glocke für die Turmspitze von St. Nicolai goss Christoph Behrends in Stendal. Auch diese ist gut gelungen.


1800

An der Breiten Straße - hinter der Mauer - richtet man ein Lazarett ein.

Es ist ja alles so friedlich: Bald nach dem Jahre 1800 beginnt der Abbau der Stadtbefestigung und deren Materialnutzung für den Straßenbau, wie auch für die Fundamente neu zu errichtender Häuser. Zu dieser Zeit stehen auch die Wallanlagen vor der Einebnung und ihrer Nutzung als neue Landflächen (Wallpromenade).


1804

Das vierte der sechs Kinder des oben genannten Ehepaares Betke, ist Heinrich Christoph Betke. Er ist genau wie sein Vater und Großvater ein Zimmermann geworden. Am 15. Mai 1804 heiratet er die Jungfer Anna Catharina Eleonora Giffey, deren Eltern in Meseberg bei Osterburg leben. Sie haben zwei Töchter - jetzt aber nur noch eine im Haushalt.


1806

Ab Oktober werden wir hier, im neutralen Preußen, von den Franzmännern besetzt. Am 14. Oktober findet die für Preußen vernichtende Doppel-Schlacht bei Jena und Auerstedt statt. Schlachten bei Saalfeld und anderen Orten sind weitere schreckliche Nachrichten. Nun befindet sich Preußen ganz in der Hand des Kaisers Napoleon Bonaparte. Unsere Königliche Familie ist in Richtung Königsberg / Memel geflohen. Wir bleiben hier.


1807

Ein ruhmloser, von Frankreich diktierter Friedensvertrag von Tilsit tritt in Kraft. Der Inhalt: Frankreich manifestiert das Ergebnis seiner Raubzüge. Preußen ist nun eine Großmacht nicht mehr. Bisherige nördliche Gebiete gehören von jetzt an zu Skandinavien. Frankreich errichtet das Königreich Holland und für Napoleons Bruder Hieronimus oder französisch: Jeromé, König Lustik wird er bald genannt werden, extra ein Königreich Westphalen. Unser altmärkisches Land, „die Wiege Preußens“, ist dem neugegründeten Königreich zugeschlagen.

Die französische Blockade gegen das mit Österreich und Russland verbündete England, wird bis 1813 anhalten.


1816

Der Wiener Kongress hat getagt. Der Kaiser Bonaparte ist verjagt. Das Königreich Westphalen ist zum Glück schon wieder aufgelöst. Osterburg erhält nach dem Wiener Kongress den Status einer königlich-preußischen Kreisstadt.


1820

In der Stadt werden 256 Wohnhäuser mit 1.690 Einwohnern gezählt.


1824

Die Schützengilde erhält ein Schützenhaus mit Saal und Cafégarten. (Später wird man die Anlage „Das alte Schützenhaus“ nennen. Das Schützenhaus steht in der Breiten Straße, etwa gegenüber der später so genannten „Bismarcker Straße“. Der Schießstand zieht sich an der Wallpromenade entlang. Ein Blick in die Zukunft: Nach Schieß-Unfällen wird später weit draußen am Fuchsbau das neue Schützengildeheim errichtet und 1898 eingeweiht werden. Vom alten Schützenhaus in der Stadt bleiben noch Bilder erhalten, zum Beispiel auch mit der Darstellung der vier Jahreszeiten (durch Menschen).


1834

Am Großen Markt richtet man eine Schule ein (den Fachwerkbau der späteren Bibliothek).


1835

Unser Vorfahre Joachim Heinrich Janeke, Sohn von Andreas Christoph Janeke und Catharina Margaretha Later aus Höwisch, wird in Osterburg als Postillon und Briefträger geführt.


1836

In diesem Jahr heiratet Joachim Heinrich Janeke in Osterburg die Catherine Elisabeth Betke. Mit ihr wird er zwischen 1836 und 1852 neun Kinder haben, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichen.


1839

Pfarrer in der St. Nicolaikirche ist Herr Rathmann.


1840

Osterburg ist auf stattliche 287 Wohnhäuser mit 2.238 Einwohnern angewachsen.

Prediger in der Nicolaikirche ist Herr Curder.


1842

Unser Vorfahre Carl Friedrich August Janeke (der Ältere) „erblickt“ in Osterburg „das Licht der Welt“.


1846

Bau der Chaussee von Stendal über Osterburg und Seehausen nach Wittenberge. Dadurch findet eine interessante „Belebung des Straßenverkehrs“ in der Stadt, insbesondere in der Breiten Straße, statt. Endlich ist hier mal etwas zu sehen.


1849

Anschluss der Stadt Osterburg an die Eisenbahnstrecke Magdeburg – Hamburg, mit einem eigenen Bahnhof.


1850

Beginn des Bebauens der Wallpromenade.

In Preußen und somit auch in Osterburg, wird die Briefmarke eingeführt. Das erleichtert das Aufgeben der Postsachen ungemein.


1855

Bau der Chaussee von Osterburg nach Bismark.


1859

Die erste Lokalzeitung, das Doegersche „Osterburger Kreisblatt“, erscheint.

Mit der Verlegung des Königlichen Lehrerseminars nach Osterburg, in die Werbener Straße / Ecke Bergstraße, gilt Osterburg als „Schulstadt“.


1863

Errichtung einer neuen Mädchenschule in der Burgstraße.


1864

Einrichtung einer Provinzial-Taubstummenanstalt in der Stadt, um diese armen Menschen schulen zu können und am Leben besser teilhaben zu lassen, damit sie zum Teil „auf eigenen Beinen stehen“ und einen Beitrag zum Broterwerb leisten können.


Aus der Bürgerrolle von 1864 ist zu entnehmen:

Im Haus Nr. 282 lebt der Arbeiter Friedrich Zelm mit seiner Familie. Die Häuser sind derzeitig noch in der Reihenfolge der Grundstücksvergabe, ohne Rücksicht auf deren Lage in den Straßenzügen, fortlaufend nummeriert. Ein heilloses Durcheinander - aber man kennt es ja nicht anders. Wenn man nach dieser Hausangabe jemanden finden will – muss man den zu Besuchenden eigentlich persönlich kennen und auch die Lage von dessen Wohnunterkunft oder sich einer helfenden, umständlichen Beschreibung bedienen. Genauso muss möglichst auch der Brief beschriftet werden, damit der Bote den Empfänger findet. Das ist bei der wachsenden Einwohnerzahl und im Interesse einer schnellen Postzustellung nicht mehr sinnvoll. Deshalb wird man diese Nummerierungsweise später ablösen. Bis das im Jahre 1892 verwirklicht wird, vergeht allerdings noch zu viel Zeit unnötiger Schwierigkeiten. Die "Übersetzung" der alten fortlaufenden Hausnummern in die neuen Anschriften, wird man zum Andenken im Heimatmuseum aufbewahren.

In Osterburg ist zu jener Zeit ausschließlich eine Familie Janeke aufgeführt: Janeke, Joachim Heinrich, Arbeiter, jetzt Briefträger, Aufnahme in die Bürgerrolle am 6. Nov. 1856.


1868

Ein Sohn des Vorgenannten, Carl Friedrich August Janeke (der Ältere), ist inzwischen ebenfalls Briefträger in Osterburg und heiratet hier am 26. Januar die Dorothee Elisabeth Neumann (Tochter von Joachim Christian Neumann und dessen Ehefrau Dorothee Elisabeth, geb. Guhl, die in Schmersau leben).

Familie Janeke wohnt in der Melkerstraße 10 und sie werden dann bis 1871 drei Kinder haben. Das Postamt, also die Arbeitsstelle der Janekes, befindet sich in der Inselstraße, der späteren Wasserstraße, zwischen dem Pfarrhaus und dem Eckhaus des Kaufmanns Niepagen und somit im Haus des späteren Grundstücks Wasserstraße 11.

Anmerkung mit Blicken in die Zukunft: Der bekannte Kaufmann Robert Niepagen, geb. 14. Juli 1835, führt dieses Geschäft, später sein Sohn A. Niepagen: Kolonial- und Materialwaren, Wasserstraße 10 (vorher Haus 239), Ecke Kirchstraße. Jener wird dann im neuen Jahrhundert sogar schon über ein Telephon verfügen können: Osterburg, Anschluss No.13.

Sein Nachbar zur Linken - also im Postgebäude - wird später Emil Loof sein, geb. 21. April 1884. Er ist von Beruf Schuhmacher und wird bis in die Hälfte des nächsten Jahrhunderts Schuhe reparieren.

Zur DDR – Zeit ist dort im rechten Gebäudeteil auch ein Lebensmittelkonsum untergebracht, bis das Gebäude am Anfang der 1960er Jahren abgerissen wird. Seit dieser Zeit steht auf dem Grundstück Wasserstraße 11 eine Weide, die wohl etwa, betrachtet aus dem Jahr 2009, ihr 47jähriges Bestehen begeht.

Um 1868 betreut Herr Pfarrer Berge die Osterburger Gemeinde in St. Nicolai.


1871

3.518 Einwohner werden in Osterburg gezählt.

Einrichtung der Wolterstorffschen Lehranstalten in der späteren Sedanstraße (Schulstraße) mit einem Knabeninstitut und einer Höheren Töchterschule.


1872

Vor dem Hospital Sankt Georg wird ein Denkmal für die Gefallenen der Kriege (1864: Deutsch-Dänischer Krieg in Schleswig-Holstein, 1866: Preußisch-Österreichischer Krieg und 1870/71 Krieg gegen Frankreich) aufgestellt, das in den Eisenhüttenwerken Tangerhütte angefertigt wurde.


1874

Es entsteht ein schöner Neubau für die Wolterstorffschen Lehranstalten in der Bahnhofstraße, die dort bis 1892, bis zu ihrer Verlegung nach Ballenstedt, Bestand haben.


Um 1882

Unsere jungen Vorfahren Luise Auguste Hermine Janeke und ihr jüngerer Bruder Carl Friedrich Wilhelm Janeke, siedeln bald nach Wittenberge über. Carl Friedrich August Janeke (der Jüngere), zieht mit seiner Osterburger Tante Charlotte, geborene Janeke und ihrem Ehemann, dem Arbeiter Zelm nach Berlin (und dann nach Nowawes, dem späteren Potsdam-Babelsberg). Aus diesem Grunde wohl, lebt der Autor dieser stadtgeschichtlichen Notizen, die wir gerade lesen, nicht in Osterburg, sondern in Potsdam.


1888

Der Kaiser ist tot – es lebe der Kaiser! Und sogar drei Kaiser wird dieses Jahr sehen.


1889

Die Mädchenschule in der Burgstraße erfährt unter Hinzunahme des Nachbarhauses, eine notwendige und beträchtliche Erweiterung.


1890

Errichtung des neuen Gebäudes für die Provinzial-Taubstummenanstalt im neogotischen Stil in der Sedanstraße / Schulstraße (auf dem Grundstück des späteren Polizeireviers) und dessen Einweihung im Jahre 1891 durch Herrn Pfarrer Rathmann.

Eine große Wiederherstellung der Kirche ist im Gange. Die Leitung des Bauens obliegt dem Baurat Geelhoff. Zahlreiche Maurer-, Putzer- und Malerarbeiten stehen an. Die Kirche erhält erneuerte Emporen und neues Gestühl. Meister Voigt aus Stendal überholt die Orgel. Eine neue hölzerne Kanzel führt man in neugotischem Stile auf.


1891

Es wird die Ordnungs- und Sicherheitspolizei neu geordnet. Gab es bislang zwei Nachtwächter, so werden ab 1891 vier Nachtwächter beschäftigt. Das Wachlokal befindet sich im Rathause, von wo aus die Rundgänge angetreten werden. Bei den Rundgängen sind zur Kontrolle des Wachpersonals daselbst, in den sechs Wachrevieren Kontrolluhren angebracht, die während des Rundganges zu betätigen sind.

Die Nachtwächter sind mit modernen Seitengewehren und Notpfeifen ausgestattet.

Die Polizei belegte in den zwei Jahren 1888 / 89 - 82 Personen mit insgesamt 226,- Mark Strafe, das sind im Durchschnitt rund 2,80 Mark Strafe je erkannten gesetzeswidrigen Verhaltens. Diese angezeigte Härte wird wohl zu einer Nachhaltigkeit führen!

Das Hospitalvermögen von St. Georg beträgt mit Wert von Haus und Grundstück derzeitig 56.400 Mark und der Barbestand 525,91 Mark.


1892

Eine Umnummerierung der Häuser findet ab 1892 statt. Es werden im Verzeichnis jedoch vorerst nur die Hausnummern für die Eigentümer der Häuser dargelegt. So steht unter dem Such- und Stichwort zu unserem „Janeke“, statt der lfd. Hausnummer oder besser noch, der neuen vollständigen Anschrift, leider nur „Mieter". Tja, nun wissen wir es. Bloß ein Mieter ist er. Doch wo, bei welchem Wirthe seine Familie lebt, wo wir ihn finden, verschweigt das neue Verzeichnis noch. Zum Glück ist er ja aber selbst Briefträger, so dass ein Zustellen seiner Post, trotzdem unschwer erfolgt. Die Melkerstraße, (hier der Wohnsitz unserer Janekes) ist (also in jetziger Zeit) ein 152 m langer Sandweg. Die Pflasterung ist für 1893 – 94 vorgesehen. Geplant sind Straßenpflaster, Granitbordsteine, mindestens 1m breite Fußwege, mit Velpker Platten versehen und die Rinnsteine mit glatten Reihensteinen ausgeführt. (Auch im Jahre 2000 wird es noch ungepflasterte Straßen in der Stadt geben, wie z. B. die Hainstraße).


1894

Der Kirchturm wird neu eingedeckt.


1895

In der Stadt werden inzwischen mehr als 4.500 Einwohner gezählt.


1897

Seelen-Hirte von St. Nicolai ist Pastor Nürnberger.


1898

Einweihung des neuen Heimes der Schützengilde mit dem Festplatz auf dem Fuchsbau.


1912

Pfarrer von St. Nicolai ist Herr Stephan.

Unser rühriger Bürgermeister ist Herr Hilliges. Er lässt, damit Osterburg überhaupt über eine Chronik verfügt, ein solches Werk mit viel Mühe aus verschiedenen Quellen nachträglich nochmals zusammenstellen, da ja die Unterlagen von vor 1761, sowieso alle verbrannt sind, wie man meint. Trotz aller Mühe wissen wir, dass nur Bruchteile des damals Vorhandenen, wieder erstellt werden können. Zur Zeit wohnen in Osterburg 5.146 Menschen.


1914

Inbetriebnahme der Kleinbahnstrecke von Osterburg über Deutsch nach Pretzier am 13. und 14. Juli 1914. Ein großes Ereignis.


1915

Die altehrwürdigen Bronzeglocken unserer Kirche St. Nicolai, die seit 1765 die Gläubigen zum Gottesdienst riefen, Freud und Leid begleiteten, werden aus ihrem Glockenstuhl geholt. Sie sollen zu Munition verarbeitet werden, anderen Menschen den Tod - Kaiser, Volk und Vaterland aber den Sieg über andere bringen. Das war ihnen so nicht zugedacht.


Nach dem schrecklichen Krieg:

Die Kirche erhält nach ihrem lang erzwungenen Schweigen drei neue Glocken aus Klangstahl. Sie wurden von der Firma Ulrich in Apolda gegossen.

Eine Heldengedenktafel erinnert in der Kirche an die im Kriege 1914 - 1918 gefallenen Osterburger Söhne.




------- vorläufiges Ende der Aufzeichnungen. Wer ergänzt und schreibt die Fortsetzung?-------




Vielen Dank für die Geduld beim Lesen dieser Notizen zur Stadtchronik.

Über eventuelle Berichtigungen der Notizen und Hinweise zur Stadt und zu den genannten Personen, ist der Autor stets erfreut.