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Die Stadt Lehesten – im thüringisch-fränkischen Schiefergebirge


Ein Beitrag zur Historie des Ortes mit familiengeschichtlichen Anmerkungen


Zusammengestellt von Chris Janecke. Jüngste Bearbeitung: Juli 2021.

E-Mail: christoph@janecke.name

Zu diesem Beitrag gibt es einige Bilder – bitte hier klicken.


Genutzte Literaturquellen:

Festschrift-Broschüre „900 Jahre Lehesten im Thüringer Wald, 1071 – 1971“, ein Ortslexikon, verschiedene Hinweise aus Werbeprospekten der touristischen Angebote sowie einige Notizen von Internetbeiträgen und viele Passagen aus dem ausgezeichneten Werk „Lehesten in der Vergangenheit, Ortsgeschichtliche Aufzeichnungen bis zum Jahre 1921“ von Herrn Sanitätsrat Dr. med. Peetz.


Mein besonderer Dank gilt Herrn Volkmar Seifert aus Lehesten, der mir die hervorragenden Aufzeichnungen des vorgenannten Herrn Dr. Peetz für das Erarbeiten dieser Zusammenstellung lieh.


Zu meinen direkten Vorfahren und natürlich auch vieler weiterer Menschen, gehören aus dem thüringisch-fränkischen Schiefergebirge verschiedene Personen, die hier im zeitlichen Zusammenhang mit mancherlei geschichtlichen Ereignissen genannt werden. Es handelt sich um die Träger der Familiennamen: Bachmann, Blümler (Lehesten), Büttner (Gebersdorf), Ellmer (Lehesten, Zeiselmühle), Fiedler (Lehesten, auf dem Gut Fitzeburg), Fritz (Ludwigstadt), Glaeser, später auch Gläser (Gräfenthal, Lehesten, Heirat in Großneundorf), Hirt (Wurzbach, Lehesten), Jungcuntz (Lichtentanne oder Lichtau), Just (Heberndorf), Kachelofen (Lehesten), Matthes (Lehesten), Neumeister (Lehesten, Großgeschwenda), Pantzer, auch Panzer (Lehesten) und Rentsch (Großgeschwenda).


Hinweise:

Eine größere Anzahl von Begriffen habe ich absichtlich in zeitgenössischer Schreibweise übernommen. Die in unsere Zeit überlieferten Informationen wurden in dem dargestellten geschichtlichen Zeitraum selbstverständlich von einer Vielzahl von Personen aufgenommen (z. B. von den Pfarrern, Lehrern, Stadtschreibern und anderen Menschen). Deshalb erscheinen Wortwahl und Schreibstil nicht durchgehend „wie aus einem Guss“, was mir aber nicht als Nachteil erscheint. Der Detailreichtum des Erfassten und Bewahrten ist für mich ungewohnt, bewundernswert umfangreich, genauso wie der Umstand, dass die Aufzeichnungen über die Ereignisse trotz der vielen Brände im Ort (einschließlich der Brandvernichtungen von Pfarrhaus, Kirche, Schule und Rathaus) für uns erhalten geblieben sind.

Einige der alten, heute ungebräuchlichen Begriffe, habe ich mit einer (Klammernotiz) erläutert. Innerhalb des Textes befinden sich als Fettdruck die Namen einiger meiner Vorfahren aus Lehesten und Umgebung. Bei der Betrachtung dieser Familien wurden allerdings bisher nicht alle jeweiligen Kinder der Eheleute erfasst, sondern lediglich jene, die in direkter Linie zu „Janecke“ führen. Die Nummern in den Klammern richten sich nach der üblichen Ahnen-Nummerierung des Kekulé von Stradonitz (Nr. der Generation / Nr. der Person innerhalb der Generation) und ermöglichen daher eine leichte und fehlerfreie Zuordnung innerhalb „des Stammbaumes“. Ein Übersichtsblatt ausgewählter Vorfahren aus Lehesten und Umgebung ist am Ende beigefügt.

Nun aber geht es richtig los - viel Freude beim Lesen, wenn auch bei den Ereignissen oftmals Freud' und Leid nah' beieinander liegen.


Die Stadt des Schieferbergbaus „Lehesten“ liegt im südöstlichen Teil des Thüringer Waldes, im Mittel 650 m über dem Meeresspiegel, auf einem Hochplateau. Jenes Plateau wird die „Steinerne Heide“ genannt, die sich etwa 15 x 6 Kilometer ausdehnt. Diese „Steinerne Heide“ ist im Süden vom Rennsteig begrenzt, westlich vom tief eingeschnittenen Tal der Loquitz, nördlich vom Zusammenfluss zweier Gebirgsbäche und im Osten vom Flüsschen Sormitz. Die Fläche des Plateaus besteht rund zur Hälfte aus leicht bergigem Ackerland, zu ungefähr 15% aus Wiesen und Weiden, etwa 15% aus Steinböden, Bergwerksanlagen sowie Abraumhalden und aus ca. 20% Wald. Den Baumbestand bilden im wesentlichen Fichten; darunter eingestreut einige Tannen und Kiefern. Die Umgebung des Ortes ist von blau-schwarzen Schieferschutthalden und Tagebau-Restlöchern gekennzeichnet, die zum Teil bereits wieder übergrünt sind.


Um 900: Wahrscheinlich wird die Wohnsiedlung im Zeitraum um das Jahr 900 von Slawen (Wenden) gegründet. Das weite Waldgebiet um die Siedlung nennt man im Jahr 1039 „Saltus sclavorum“ (Slawenwald). Auch weitere Benennungen in der Nähe weisen auf eine slawische Besiedlung hin, so z. B. der Ortsname Oßla aber auch die Gewässerbezeichnungen Sormitz und Loquitz, sind für das Slawische typisch. Selbst der Glockenbach, er hat wohl nichts mit Glocken der Kirchen oder auch der Kühe zu tun, enthält möglicher Weise eher den Wortstamm „klock-“, was soviel bedeutet wie „brodeln“ oder hier naheliegend, auch „rauschen (des Wassers)“.


1071: Im Jahre 1071 wird Lehesten erstmals urkundlich erwähnt (in den Akten der Benediktiner-Abtei Saalfeld) und dabei Lesten genannt; ein Wort von slawischem Ursprung – wie man annimmt. “Les“ ist der Wald. Zeitgenössische schriftliche Zeugnisse über die Namensgebung und -Bedeutung wurden uns nicht überliefert. Etwas später, 1074, treten auch die Bezeichnungen „Löstin“ und, lateinisiert, „Lestini“auf.

Zu jener Zeit zeigen die dichten Wälder einen reichen Wildbesatz. So ist auch der Bär hier beheimatet.


Im 12. Jahrhundert erfolgt die „deutsche“ Besiedlung des Ortes und der Umgebung. Der einsetzende „deutsche“ Siedlungs- und Landbau brachte wahrscheinlich keine gewaltsamen / militärischen Auseinandersetzungen mit den bereits ansässigen Slawen, wie die Archäologen vermuten. Das Dorf gehört im Mittelalter zum Besitz des Klosters zu Saalfeld.


Um 1300: Mit dem Abbau von Schiefer wird wohl um 1300 begonnen. Die abgespaltenen Schieferblöcke bestehen aus Tonschiefer. Der Tonschiefer (Blauer Schiefer, als Dach- und Wandschiefer), setzt sich vorwiegend aus Siliziumoxid, Aluminiumoxid, Eisen- und Calciumoxid zusammen. Schiefer für das Herstellen von Schreibgriffeln, entnahm man ursprünglich den bereits so gewachsenen Säulen oder stellte die Stabform später aus Schiefermehl her. Der Schiefer entstand in einem Umwandlungsprozess, der 300 – 350 Millionen Jahre benötigte. Die Bildung der Schichten erfolgte wegen der wechselnden Überflutung und Entflutung der Lagerstätten und Versteinerung der abgelagerten Sedimente unter dem Einfluss höherer Temperaturen und Drücke. An die Erdoberfläche kam eine Anzahl von Schiefervorkommen, in Folge der Auffaltung des Gebirges.

Die ältesten Schieferbrüche sind „der alte Haw“ (Hau) und der „Unnütz“, die man später vereinigen wird, unter der Bezeichnung „Der alte Bruch“. Die Brüche liegen etwa eine Geh-Viertelstunde südlich des Ortes. Die im Bruch gewonnenen Blöcke treiben Arbeiter in der Spalthütte mit kurzen, breiten Meißeln zu etwa 5 mm dicken Platten auseinander. Die Kanten richtet man mit der breiten Zange auf das gewünschte Maß zu. Erst in späterer Zeit wird man sie auch glatt schleifen. Ortsansässige Fuhrleute schaffen die schweren Lasten der Platten für die Dach- und Wandbekleidung mit Ochsenkarren oder Pferdefuhrwerken „in alle Welt“. So sind beispielsweise die Türme des Würzburger Domes mit Schiefer aus Lehesten gedeckt
(14. Jahrhundert), ebenso wie die Dächer des nahen Teuschnitzer Schlosses (1485), der Kaiserburg zu Wien, die der Heidecksburg zu Rudolstadt, das Dach des Rathauses Saalfeld sowie die des Heldburger Schlosses (1563), der Turmbau Herpf bei Meiningen (1774) und die Dächer ungezählter weiterer Bauten.


Zu den älteren Besitzer-Familien von Schiefer-Steinbrüchen zählt man die Blümlers, die Ellmers und die Pantzers.


Um 1495: Zum Ende des 15. Jahrhunderts wird der Abbau von Alaunschiefer, sowohl im Tagebau und auch Untertage, zum Haupterwerbszweig des Ortes. Hauptsächlich in zwei Gruben, in dem Herrschaftsbruch (später Staatsbruch) und in dem Oertelsbruch bei Schmiedebach, wird Schiefer abgebaut. Hier im Ort Lehesten erfolgt die Weiterverarbeitung des Gesteins zu Dach- und Wandschiefer durch das Spalten und Zuschneiden. Diese Handwerksarbeiten werden ohne Unterbrechung bis zum Jahre 1999 bestehen.


1507: Der Kirchturm und das Untergeschoss der Kirche werden erstmals erwähnt. Diese stammen offenbar aus dem vorigen Jahrhundert. Wahrscheinlich ist die Kirche zu jener Zeit noch im Bau. Sie erhält den Namen „Sankt Aegidien“. Dieser Heiligenname lässt vermuten, dass der ursprüngliche Kirchenweihetag, der 01. September war, der den Namen „Aegidius“ trägt. (Jener ist einer der 14 Nothelfer). In diesem Jahr findet auch eine Glockentaufe für die Kirche statt.


1525: Der Bauernkrieg, welcher der Reformation folgt, hinterlässt seine Spuren auch in Lehesten, wie überhaupt in der Region. Die letzte große Schlacht, bei der die Bauern und Arbeiter unterlagen, fand am 15. Mai 1525 in Frankenhausen am Kyffhäusergebirge statt. Mehr als 6.000 Menschen starben allein an diesem Tage und der Pfarrer und Bauernführer Thomas Müntzer wurde gefangen, auf Burg Heldrungen gefoltert und bei Mühlhausen am 27. Mai enthauptet.


1526: Die Kirche ist bis zu diesem Jahre eine Filiale von Lichtentanne. Nun aber wird der erste Protestantische Pfarrer eingestellt (vermutlich Johann Schöber).


1530: Das katholische Stift zu Saalfeld ist im Zuge der Reformation aufgehoben. Lehesten gehört nun zum Altenburgischen, unter der Regierung von Kurfürst Johann, dem Beständigen.

Am 05. Oktober kommt Kurfürst „Johann der Beständige von Sachsen“ durch Lehesten, als er auf der Rückreise von Augsburg über Coburg nach Torgau hier Station macht. Ihn begleiten eine größere Schar von Fürsten, Grafen, weitere Edelleute und andere Führer der Reformation, darunter Dr. Martin Luther. Die Reise diente dem Versuch der Rettung der Einheit der christlichen Kirche mit dem Augsburger Bekenntnis, ohne unvertretbare Zugeständnisse einzugehen, die der neuen evangelischen Lehre schaden könnten. Am 25. Juni wurde das Augsburger Bekenntnis veröffentlicht und von Melanchton auf dem Reichstag zu Augsburg an Kaiser Karl V. überreicht. Der Augsburger Religionsfrieden wird am 25. Septembris verabschiedet und verkündet. Dr. Martin Luther predigt dann am 05. Oktober in der Stadtkirche Sankt Aegidien (über Johannes 17, 21, „Ich bitte ... auf daß sie alle eins seien ...“).


1546 ist Wolfgang Coronarius (Heimbogen) Pfarrer in Lehesten (vorher tat er seinen segensreichen Dienst in Heinersdorf, davor war er den Lobensteinern ein guter Seelenhirte).


1559: Dorfschulze ist Nicol Breunig.

1563: Lehrer ist Nicol Buff, außerdem ist jener Besitzer eines Schieferbruchs.


1571: Die neue Schule ist von der Gemeinde erbauet worden.

1572: Es werden weitere Glocken und eine Uhr für den Turm der Kirche in Auftrag gegeben.


1580: Kirchdiener und Schulmeister in einer Person, ist Hermann Neumeister. Er soll leider gerne zu sehr dem Alkohole zusprechen und den Kindern ein wahrer Tyrann sein.


1582: Der Julianische Kalender wird abgelöst. Ab 15. Oktober richten (auch wir Protestanten) uns nach dem genaueren Kalender, den jetzt Papst Gregor der XIII. einführte, um das österliche Auferstehungsfest recht pünktlich feiern zu können.


1584 – 86 ist Nicolaus Blumenauer Schuldiener. Ihm folgt für kurze Zeit Augustin Fischer.

1586: Beginn der Nutzung des ältesten in Lehesten vorhandenen Kirchenbuchs, welches lückenlos Nachfolgebücher bis in die neueste Zeit hat. Ein neuer Kirchturm ist errichtet worden und dieser erhält nun auch den Glockenstuhl eingebaut.


1587 bis 1592: Die Gemeinde wird größer; eine Erweiterung der Kirche wird begonnen und nach fünf Jahren mit Gottes Beystand beendet.

1589: Der Schulmeister muss als eine ständige Aufgabe „den Seiger“ der Kirchturmuhr richten.


1590: Die Gemeinde Lehesten hat eine Wächter-Ordnung erlassen, in der auch beschrieben ist, wann und wo die Wächter im Orte, die Stunden ausrufen müssen.

Der Müller Hanß Ellmer (13/5988) schließt mit der Gemeinde einen Vertrag über das Nutzen von Weideland zur Schafhaltung (nämlich dem Wieslein am Anspann). Hanß Reichardt und Clauß Pantzer (13/5986) sind als Gemeindevorsteher dabei Vertragspartner.


1591: Lehestener Bürger organisieren die Selbstpflicht-Feuerwehr und erlassen eine Feuerordnung zum Schutze vor Bränden. Wie wichtig das ist, wird die Geschichte immer wieder eindringlich aufzeigen. Es ist aber trotz dieses gut gemeinten Ansatzes erkennbar, wie unzureichend sich die bauliche und technische Vermeidungsvorsorge, als auch die Bekämpfungsmöglichkeiten der Brände darstellen.


1592: Von etwa 1586 an, ist Herr Dr. Joachim Triefus, aus Weida stammt er, unser Seelenhirte und Prediger gewesen. Die ehrwürdigen und gelahrten Herren, Johann Jungcuntz, Pfarrer in Lichtentanne (13/5958) und Peter Sebald aus Geschwenda, geben ihm heute das Geleit zu seiner letzten Ruhestätte, wobey ersterer die Leichenpredigt hält. Dem Verstorbenen folgt in der Besetzung unserer Pfarrstelle 1592 – 1620 Herr Nicolaus Dentsch aus Saalfeld.

Schulmeister ist für sechs Jahre Michael Gutschmidt.


1595: Den 17. Februar ist Hermann Neumeisters Schwägerin, Elisabeth Eisenwinder, allhier beerdigt worden, welche zuvor auf dem Wege zwischen Ottendorf und Lehesten erfroren.

Am 18. Junius wurde das Töchterl Anna, von Cuntz Köcher begraben. Vier Jahre alt. Sie war in die Tränke gefallen. - Lehesten, Röttersdorf und Oßla haben sich ob des Kriegsgeschreys vereinigt, um einander zu helfen.


1596: Hanß Baumanns Weib ist, mit einer Frucht im Leibe, von dem gemein Ochsen, der zu Clauß Pantzer gehörig, erstoßen.


Um 1600: Der „Alte Schieferbruch“ besteht von alters her, aus fünf Haupt-Teilen, die nach ihren Besitzern benannt wurden. Es sind dies: Zwei Fiedlersche Anteile, der Pantzersche, der Blümlersche und der Neumeistersche Anteil. Die Familien vermehren sich in der Art, dass es um 1800 bereits 90 recht klein gewordene Anteile geben wird. Die Arbeit im Bruch wird von den Anteilbesitzern organisiert. Die Arbeit im Bruch beginnt im Jahr etwa nach Ostern und endet im Spätherbst, eben so, wie es die Witterung zulässt und bedingt.


1601: Der Müller, Hanß Ellmer, ist noch immer unser Amtsschultheiß. Schulmeister Abraham Zweidler hatte bis zu seinem Tode eine nur kurze Zeit von vielleicht drei Jahren des schulmeisterlichen Wirkens in unserem Orte. Ihm folgt Johann Madler mit der langen Zeit seiner Amtsausübung (1601/02 – 1649).

Das junge Ehepaar Hans Breuning und Regina, geb. Melchers, spendet der Kirche eine Taufschale. So ist's recht, gält? Soll die Taufe ihres Erstgeborenen die Schale „einweihen“!


1602: Es heiraten in Lehesten am 26. Oktober Cuntz Kachelofen (12/2978) und Susanna Jungcuntz (12/2979) aus Lichtentanne. Der Vater von Cuntz ist Heinz Kachelofen (13/5956). Der Vater von Susanna, Herr Johann Jungcuntz (13/5958), ist Pfarrer in Lichtentanne.

Leider werden beide, Cuntz und Susanne, in Lehesten Ende des Monats November 1632 an Blattern (Pocken) sterben. Ihre Kinder Georg und Sybille werden kurz darauf im Dezember 1632 der gleichen Infektionskrankheit zum Opfer fallen. – Nur Tochter Catharina Kachelofen, am 06. Mai 1618 wird sie geboren, wird diese Epidemie überleben.


1603: Die Stadt fällt an das Fürstentum Altenburg. In der Akte wird unser Ort nun „Löhesten“ geheißen und als südlichster Grenzort des Altenburgischen Amtes Zella bezeichnet. Bereits die jetzige Zeitspanne vor dem Beginn des 30jährigen Krieges bringt Unruhe in der Folge des Wechsels der Herrschaft.


1604: Erstmals wird im Schriftgut die Zeiselmühle erwähnt. Der Name deutet wahrscheinlich auf den Familiennamen eines früheren Eigentümers hin – aber auch die Ableitung vom Namen des Vogels Zeisig kann nicht ausgeschlossen werden. Später ist auf dem Grundstück Zeiselmühle außer der Getreidemühle auch eine Schiefermühle bekannt. Auf diesem Grundstück ist als Besitzer lange Zeit die Müller-Familie Ellmer angesiedelt.

Nicol Escher ist schwer gestürtzet, sich dabey beyde Beine gebrochen und ist darnach gestorben.


1608: Das Gefängnis der Gemeinde ist schon eingerichtet (wann aber genau, ist nicht bekannt).

1610: Hanß Michael Ellmer (12/2994), Sonhn von Hanß Ellmer aus der Zeiselmühle bei Lehesten, führt in diesem Jahr , den 13. Novembris, Ursula Bachmann (12/2995), Tochter von Jobst Bachmann, sel. zum Traualtar der Lehestener Kirche, um sie zu heiraten.


1611: Der Kirchturm erhält ein schönes, neues Geläut, vom Glockengießer Melchior Martin Moering aus Erfurt hergestellt. Die Kirche bekommt einen zweiflügeligen Altar. Die Altartafeln zeigen Bilder des Heiligen Abendmahls und die Verurteilung Jesu Christus unter Pontius Pilatus.

Pfarrer ist Nikolaus Dentsch und die Gemeindevorsteher sind: Nikolaus Papst, Joh. Müller sowie Andreas und Heinrich Breuning. Andreas Breuning steht außerdem seiner Gastwirtschaft vor.


1615: Als Amtsschultheiß wird Andreas Blümler genannt. Die Pfarrwohnung brennt ab.

Hans Matthes, der Jüngere (12/2992), heiratet in Lehesten am 21. Februar 1615, die Margaretha Pantzer (12/2993). Der Vater des Bräutigams heißt ebenfalls Hanß Matthes (der Ältere, 13/5948); der Vater der Braut ist Clauß Pantzer (13/5986).


1618: Der 30jährige Krieg beginnt mit dem Prager Fenstersturz.

In Lehesten wird am 06. Mai 1618 Catharina Kachelofen (11/1489) geboren.


1620: Es wird in Lehesten Nicolaus (auch Nicol geschrieben) Hirt (11/1488) geboren.

Nachdem unser Pfarrer Nicolaus Dentsch verschieden und zur Erden bestattet ward, folgt ihm im Amte Matthäus Hauschild, der seinen Dienst bei uns bis zum Jahre 1633 versehen wird.


1622: Der Ort wird durch eigene Truppen und durch die verbündete schwedische Armee „ausgesauget“. Durchziehende Soldaten mit Frauen im Tross, laßen sich hier bey längerem Aufenthalte durchaus trauen und laßen auch die Kindlein tauffen.

Im Octobris ist ein Soldat bey (aber nicht von) Andreas Blümler (13/5992) erstochen und ohn' Geleyt (Glockengeläut) aber mit Drommeln und Pfeifen begraben worden.


1624: Eine Pest-Epidemie fordert 90 Todesopfer. Einige Bewohner sterben an der rothen Ruhr. (Infektionskrankheit, Darmblut im Stuhlgang).


1625: Herr Niklas Reinhard, ein Handelsmann aus Nürnberg, vermacht unserer Kirche großzügig eine kleine Orgel (ohne Fußpedal, ein so genanntes Positiv). Das Instrument stellt sich aber für die Größe des Kirchenraumes als etwas schwach dar und so ist es uns und Auswärtigen eine Anregung, mit großem Fleiße für ein größeres Instrument zu sammeln. Es ist kein Undank wider Herrn Reinhard!


1626: Familie Mackenroth spendet der Kirche einen Abendmahlskelch und auch Frau Margarethe Pantzer gibt verschiedene kleine Gerätschaften – zum Wohlgefallen Gottes.


1628: Zu Grabe getragen haben wir Sebastian, den Sohn von Familie Pabst, 12 ½ Jahre alt geworden und jung gestorben, weil tags zuvor ein Schlitten mit Holtz auf ihn gefallen und ihn erdrucket.


1629: Geboren wird in Lehesten am 26. Februar 1629, Johann Christoff Matthes (11/1496).

Es sterben im August und September 18 Einwohner an der rothen Ruhr, mit vorausgegangenen unstillbaren Durchfällen, Austrocknung des Körpers und Darmblutungen.


1632: Die Gemeinde hat etwa 225 Einwohner. In den Monaten Januar bis März sind von der Bevölkerung Altenburger Truppen zu versorgen, die den Ort, der ja kurz vor der Grenze liegt, vortrefflich gegen den Feind verschanzen wollen. Kurz darauf versorgt sich die „befreundete“ schwedische Soldateska selber, die mit 11.000 Mann auch das Gebiet „Lehesten – Lauenstein – Probstzella – Gräfenthal“ durchzieht und auch hier biwakiert. Darnach kommen die Kayserlichen, die Kathol'schen, von Franken herüber. Sie alle fressen wie die Heuschrecken und machen auch vor Brandschatzungen der Gehöfte nicht halt, verwüsten die Felder und die Wälder, foltern Menschen und morden Haustiere aus rauer Lust. Trotzdem werden auch wieder Soldaten getraut, und siehe da, darunter ist auch unseres Ortsdieners Tochter, als eine Schwedenbraut.

Des Schwedenkönig Gustav II. Adolfs Leben endet in der Schlacht bey Lützen.

Eine Blattern-Epidemie sucht zudem auch Lehesten heim. Vor ihr bleiben auch nicht Vorfahren unserer Familie verschont. So wird fast die gesamte Familie Kachelofen der Krankheit erliegen (12/2978; 2979 und deren Kinder). Nur eine Tochter überlebt. Mit deren späterer Heirat verliert sich der schöne Name dieses Familienzweiges in Lehesten.


1633: Von jetzt an, bis 1664, ist Johann Schultheiß unser Amtsschultheiß (nomen est omen). Caspar Ellmer, der Besitzer der Zeiselmühle, ist hier in der Mühle bei einem Unfall vom Kammrad umbgebracht worden. Am 06. September haben wir ihn begraben.

Der alte Sieber von Haßlich ist auf der Straße bey der mittleren Buche grausam gehackt und ermordet, gerichtlich aufgehoben und am 22. Decembris auf dem Friedhof begraben worden – gantz hinten, gewisser Ursachen halber. Die Thäter sind unter den Reisigen (Soldaten) zu suchen.

Schulmeister Madler führt von diesem Jahr an, sorgfältig Buch über die Ereignisse im Ort, natürlich auch über den Krieg.

Unsere Schule brennt ab. Dabey ist auch das alte Kirchenbuch ziemlich verdorben.

Unser neuer Pfarrer ist nach der Versetzung von Herrn Mattäus Hauschild, nun Ludwig Schortmann aus Orlamünde, der bis 1637 unser Hirte sein wird.

Beruhigend dazwischen der Hinweis, dass Hans Pantzer auch eine Gaststätte führt. Überhaupt sind davon der zweyen im Orte vorhanden.


1634: Die Pest fordert etwa 92 Menschenopfer aus der Einwohnerschaft Lehestens. Den 10. Aprilis sind hora 9 (um 9 Uhr) die Crabaten (Croaten) in Lehesten eingefallen. Hannß Peter haben sie erschossen und Hannß Korn Schmid übel zerlestert (verletzt). Den Nicol Ellmer aus Reichenbach, der allhier viel gearbeitet hat, führten sie mit sich fort und verbrannten ihn in ihrem Lagerfeuer. Im Octobris verkauft die Gemeinde an Hannß Fiedler auf der Fitzeburg den Rasen-Weg ins Mazgeschwenda bis an die Schulwiese. Am Tage Johannis Evangelistae (das ist der 3. Weihnachtsfeiertag oder der 27. Decembris) kommen die Crabaten wieder, überfallen unseren Ort, rauben, plündern und treiben viel unseres Viehs mit sich. Sie haben Lehesten überaus sehr beschadet.


1635: Nicol (auch Nikell) Ellmer übernimmt die Arbeit in der Zeiselmühle, der Alten Mühle. Ihm wird von reuthenden Reisigen (reitenden Soldaten) ein Füllen (Fohlen) genommen.


1636: Es sind erneut 28 Tote wegen der Pestilenz und der Blattern (Pocken) in Lehesten zu beklagen. Die Regimenter des Piccolomini ziehen durch den Ort.


1637: Im Juni liegen Truppen des Oberstleutnant Fingerling in Lehesten. Im '37er Jahr ist unser Pfarrer, Herr Ludwig Schortmann, nach Kochberg versetzt worden. Die Gemeinde stellt ihm für sein segensreiches Tun ein Ehrenzeugnis aus. Sein Nachfolger im Amt für den Herrn, ist Nicolaus Eschenbach, von Ludwigstadt bürtig. Vorher war jener Diaconus in Großneundorf.


1638: Ein Brand, der am 04. Oktobris zwischen 5 und 6 Uhr in der Scheune von Nicol Rost durch dessen Magd entstand, vernichtet 12 Wohnhäuser und 10 Scheunen in der Gemeinde.


1639: Am 06. Januar wird Heintz Förtsch (wohl auch Heinrich Haase mit richtigem Namen) von Nicol Vater nach vorausgegangenen Zänkereyen beim Trunke, mit zinnerner Kanne geschlagen und mit dem Hirschfänger (Messer mit fest stehender Klinge) erstochen. Vater entweicht nach Leutenberg und stellt zu seinem Vortheile eine gebothene Nothwehr vor.

Der Neubau der Schule nach dem Brande von '33 wird unter Lehrer Madler Wirklichkeit.


1640: Militärische Truppen plündern erneut den Ort. So erging es auch in den Nachbarorten vielen anderen Leuten. Am Sonntag Judica (25. Mart) sind die „befreundeten“ protestantischen Schweden mit ihrem Tross gekommen, um zu plündern. Am Sonntag Jubilate (29. Aprilis) waren es dann die katholischen Kayserlichen Soldaten. Solche haben in der Nähe sieben Wochen gegeneinander gelegen und so ist die gantze Umgebung vollständig ausgeplündert.

Clauß Schnorr, ein 89 Jahre alter Mann, wird von jenen umbgebracht. Auch der Wolfgang Neumeister wird getötet. Das geschah am 03. Junius. Der Hannß Neumeister (der Ältere), genannt auch Bachschneider, Gemeindevorsteher und Böttiger allhiero, wird von den Soldaten so übel geschlagen, darauf er auf der Flucht im Walde elendiglich gestorben, später gefunden und am Donnerstag, den 19. July ehrlich begraben (wurde). So blieb sein Eheweib Catherine, eine geborene Rupp, mit den fünf Kinderchen allein übrig.


Um 1640: Es heiraten Hanß Fiedler (12/2998), so auf der Fitzeburg wohnt und Agnesa Martin (12/2999). Den 0. May 1641 wird ihnen die Tochter Margaretha geboren. Die „Fitzeburg“ ist ein landwirtschaftliches Gut, als eine Stiftung die dem Saalfelder Benediktiner-Kloster gehört. Das Anwesen wurde im 12. Jahrhundert eingerichtet.


1642: Die Bairische Armee zieht durch Lehesten und muss versorgt werden. Sie plündert dabei auch die Kirche mit den Sakramentsgerätschaften – wohl kaum, um nur ihren Hunger zu stillen.


1643: Ein Waldbrand sucht Lehesten heim.

1645: Nicol Matteß und Hanß Worsche sind Gemeindevorsteher. Der Ort hat jetzt drei Gasthöfe.


1646: Erneut quartieren sich Schweden ein. Tiefe Not, Kummer, Brandschatzung, Folter, Hunger, Krankheiten, Armut und Tod bestimmen nun schon über Jahrzehnte das Leben der Bevölkerung.


1647: Kaiserliche Truppen rauben unter anderem auch Kirchengerät. Am 11. Februar haben wir Schulmeister Johann Madler zur Erden bestattet, nachdem er am 07. des Monats verstorben war. 47 Jahre lang hat er hier die Kinder gelehrt. Ihm folgt Nikolaus Hartung im Dienste (1649 – 1659).


1648: In den letzten Kriegstagen muss hier noch Hartmann Korn, der Sohn von Hannß Korn, an einem Schuss sterben, von durchziehenden Soldaten aus rauer Lust auf ihn abgegeben.

Nun aber ist der Krieg zu Ende. Gott sei's gedankt.

Nach dem Ende des langen Krieges erfolgt am 04. Juli der Zusammenschluss aller Schieferdecker-Zünfte Norddeutschlands mit ihrem Hauptsitz in Lehesten. Hier werden die verdienstvollen Altgesellen zum Meister freigesprochen. Die jährlichen Hauptversammlungen sind auch gleichfalls für alle anderen Einwohner Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens.

Zur gleichen Zeit wird das Lohgerber- und Schuhmacherhandwerk zur Bildung von Handwerkszünften freigegeben.


1650 gibt es bereits folgende Zünfte in Lehesten: Schiefer-Decker, Lohgerber, Schuhmacher, Leineweber, Schneider, Zeugmacher, Bäcker, Maurer, Zimmerer, Brauer und Fuhrleute.

In diesem Jahr zerstört ein Brand das Rathaus.

Am 27. July ist Andreas Bechmann, der Sohn des Metzgers, der zu Waldenburg gearbeitet, daselbst in der Elbe ertrunken und dort bei Hallensdorf ohnweit von Wittenberg begraben worden. Pfarrer Eschenbach hat aber trotzdem auf Begehren der Eltern und zum Gedächtniß für den Sohn, hier eine Leichenpredigt gehalten. Am 19. August wird nachträglich angesichts des Friedens nach dem langen Krieg, ein Dankfest angeordnet und durchgeführt.

Johann Fiedler, Rothgerber, Sohn des Rothgerbers Hans Fiedler, ging in Coburg den 26. Novembris 1650 mit Anna Körner in Coburg den heiligen Bund der Ehe ein. Er wird mit ihr in Coburg leben und die Zukunft weiß, dass sein Leben dort am 25. Septembris 1689 enden wird. (Nach einer Information der Ahnenforscherin Ka. We., 2014).


1651: Am 12. Mai 1651 erhält der Ort durch Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg das Stadtrecht, und damit verbunden, das Recht zur Magistratsbildung und ebenso das Recht, Markttage abzuhalten. Seit dieser Zeit ist ein Stadtrat, bestehend aus einem Bürgermeister und zwei Stellvertretern für Jenen, sowie neun Ratsherren nachgewiesen. Diese sind: Johann Schultheiß, als regierenden Bürgermeister, Amtsschultheiß und Forstknecht, Stellvertreter: Niclas Krauß und Jakob Pantzer. als Stellvertreter und die Beysitzer: Andreas Pantzer, Hans Martin, Jakob Ellmer, Georg Hoe, Wolf Pantzer, Just Schnorr, Hans Hoe, Hans Eisenwinder und Melchior Blümler. Ab 1801 werden es dann nur noch sechs Personen sein. Die Einwohnerschaft besteht nach dem großen Krieg nun schon wieder aus rund 350 Seelen in 79 Familien.

Ist die Region auch arm, versteht man es trotzdem, die Jahrmärkte zu wahren Volksfesten zu gestalten. Es bestehen im Ort sieben Branntweinbrennereien und Brauhäuser. Es wird daher kein Bier von außerorts eingeführt.


1652: Der Dienstknecht Nicolaus / Nicol Hirt (11/1488) heiratet in Lehesten am 29. November Catharina Kachelofen (11/1489), die damals (1632) die Epidemie der Blattern überlebte.

Catharina wird am 02. Februar 1667 bestattet werden nachdem sie 48 Lebensjahre erreicht hat. Nicol wird bis zum Juni 1677 leben und 57 Jahre alt werden. Hanß Rentsch wird Stadtknecht.


1655: Johann (Hannß) Hirt (10/744) wird in Lehesten am 27. Juni 1655 geboren. Heirat am 17. November 1689, Tod am 05. März 1727. Er wird 71 Jahre alt werden.

Nun ist es soweit: Am 06. Juli hat der Orgelbauer Nicolaus Gutjahr, aus Neustadt an der Orla, die größere Orgel für unsere Kirche fertig gestellt. 200 Thaler Baukosten und 3 Thaler Trinkgeld. Es ist ein gutes Werk.


1656: Den 27. September ist in der Bermans Gaßen (Bärmisgasse) ein neugeborenes und ausgesetztes Kind gefunden. Es wurde versorget, in die Kirche getragen, dort getaufet und dabey Elisabetha Margaretha genennet. Da niemand eine Wissenschaft von der Mutter Familiennamen hat, wurde für das Kind als Zuname, der Fundort „Berman“ festgelegt. Es fanden sich auch Tauf-Gevattern, die das Kind durch Wohl und Wehe geleyten wollen.


1657: Schulmeister Nikolaus Hartung erhält die Entlassung aus seinem Amt. Er lag mit dem Pfarrer und dem Gemeindevorstand wegen vieler undurchsichtiger Kleinigkeiten in einem nicht enden wollenden Streite und hielt die Unterrichtung der Kinder in einem schlechten Zustande. Die Kinder lehrt nunmehro Johann Nikolaus Faber. Er ist daselbst Theologe, Cantor, Organist und Stadtschreiber, bis zu seinem Tode im Juny 1672. Aber auch mit ihm gibt es verschiedene Streitigkeiten. Obschon er viele Aufgaben hat, ist er in Kirche und Schule zu wenig zu sehen. Außer der Geldbesoldung erhält er wie üblich den Weyhnachtsdetscher (flacher Kuchen, in hohler Ofenkachel gebacken), zur Fastnacht von jedem Schüler eine Bratwurst oder einen Groschen, zu Ostern von jeder communizierenden Person ein Ey, zu Pfingsten von einer jeglichen Kuh vier Käse oder vier Groschen. Dafür hat er als Cantor das Oblatengebäck zu stellen. Das sind alles alte Herrührungen. Sein Amtsnachfolger (1657 – 1861) ist Mattäus Kayser. Dieser ist ein Schneider und Kirchner (Kirchdiener), hat also neben dem Unterricht für die Knäblein und Mägdlein auch das Geläut, das Treten des Orgelbalges, auch den Seiger der Turmuhr zu stellen und andere Verrichtungen zu besorgen. Wird er notwendiger Weise bei einer Verheirathung tätig, erhält er dafür vier Groschen, eine Suppe und Brod.


1658: Johann Nicol Ellmer (der Ältere) ist Stadtcämmerer (Ökonom, Wirtschafter der Verwaltung) in Lehesten. Nicol Ellmer ist auch Besitzer der Schiefermühle, nahe bei der Loquitzquelle. Die Mühle wird von der Kraft dieses Flüsschens angetrieben. Im selben Jahr verunglückt leider am 19. Juny, des Ellmers Sohn Nicolaus der Jüngere, indem er in die Lehmgrube von Lauenhayn gestürzt und sehr zerquetschet worden. Den 03. July, nach langwierigen, großen Schmerzen, ist er verschieden. – Der Papiermacher Herr Albinus Abt (Abbt) errichtet eine Papiermühle.


1660: Pfarrer ist jetzo Herr Eschenbach. Der Kirchturm hat drey Glocken; das Feuerglöcklein nicht gerechnet.


1661: Auch Hannß Mattheß führt inzwischen eine Gastwirtschaft. Es herrscht im Juny und July eine große Dürre und dann erfolget eine große Näße, so daß viel Getreidig auffm Halm außgewachsen und verdorben ist.

Den 06. August ist ein Gefangener, der unterschiedliche Todtschläge begangen, auch angezündet und sonst viel Übel angerichtet, gefesselt auf einer Kuhhaut uffn Mönchsberg geschleift, dort erst mit glühenden Zangen gezwicket und sodann gerädert worden (Ausführung der Todesstrafe mit dem aufstampfenden, knochenbrechenden Rade, wobey uns nicht überliefert, ob das Rad von oben nach unten oder zur Tortur gar von unten nach oben tanzte).

Am 22. November sind dem Gastwirth Hannß Mattheß zwey schöne Pferde bey Nacht aus dem Stall gestohlen worden, hat diese aber durch stetige Nachfolge und fleißiges Nachforschen wieder bekommen.


1662: Mittwoch nach Pfingsten hat es ziemlich großen Schnee geschneiet, so auch kein Jahrmarkt gehalten werden konnte. Den 30. May hat das Wetter bey der Nacht großen Schaden gethan, dermaßen geschlotet und geregnet, gar viele Keller sind voll gelauffen.

Am 03. Juny hat in der Nacht das Unwetter Nicol Pantzers Haus in der Kurtzen Gaßen am Wetterdächlein angeschlagen und gezündet. Es konnte aber gelöschet werden.

Martini (Namenstag des Hl. Martin, der11. November) hat es angefangen zu schneien und ist eine große Kälte worden, die gewähret biß umb Matthias (25. Febr. '63).


1663: Gegen die große Türkengefahr werden wöchentliche Betstunden und monatliche Bußpredigten gehalten. Dankgottesdienst im Folgejahr, ob des Friedensschlusses mit den Türken. Nun aber neue Bußpredigten und Betstunden wegen der Kriegsunruhe aus Frankreich.

Herr Rathscämmerer und Lederbereiter Andreas Pantzer ist ernsthaft fiebrig erkrankt. In Lehesten gibt es keinen Heilkundigen. Es wird der Stadtphysikus von Saalfeld, Herr Johannes Wiedler, um Rat gebeten, so die Zeit noch ist. Doch einige Tage darauff ist A. Pantzer gestorben. Man hält es hier für eine ihm zugefügte, zauberische Erkrankung.

Den 30. November (Tag des Hl. Apostel Andreas) sind von früh an, biß zu Mittage, drey Sonnen gesehen worden. Was es zu bedeuten - ist wohl nur Gott bekant.

Land- und Bürgertruppen sind aufgestellet worden, die in Friedenszeiten nur zu einer kurzen Ausbildung einberufen werden. „Stehende / Ständige Heere“, die gewaltige Kosten verursachen, gibt es bey uns noch nicht.


1664: Am 02. Februar, zu Mariä Lichtmeß, hat sich mit des Kirchners Hannß Adam Ritzmanns mittlerem Sohn ein schrecklicher Caßus tragicus ereignet. Derselbe ging nach dem Gottesdienst nach Lauenhayn, trank dort etliche Kannen Bier, kam dann mit anderen in Unfrieden und hat sich geschlagen. Auf dem nächtlichen Heimweg verirrte er sich, terminierte verletzt umher, bis er endlich matt geworden, draußen schlafend erfror. Seines Alters nur 24 Jahre und 17 Wochen. -

Georg Müller ist Schultheiß bis zum Jahre 1676. Es ist ein Handwerksbuch der Zeugmacher- und Leineweberzunft vorhanden, welches Eintragungen ab 1664 enthält, die bis 1862 in diesem Buche weitergeführt werden. In diesem Jahr haben sich zweyn der Comet-Sterne sehen laßen.


1666: Den 04. May sind schwere Gewitter am Himmel gewesen und haben große Schloßen (ein Zwischenzustand, zwischen Graupel und Hagel) geworffen, welche das liebe Korn allhier ziemblicher Maßen niedergeschlagen. Den 30. May nochmalen - während des Abendmahls und sind mit Blitz und Donnerschlägen in das Schultheißhauß eingefahren, aber Gott Lob, nicht angezündet.


1668: Im Brachet, kurz vor Johannis Baptistae (also etwa 20. ... 23. Juni, vor dem Tag des Hl. Johannes des Täufers) ist ein grauenvolles und erschröckliches Gewitter gewesen.


1669: Johann Christoff Matthes (11/1496), Rathscämmerer, Lohgerber und Lederbereiter, heiratet in Lehesten am 26. Oktober 1669 in zweiter Ehe, denn er ist Witwer), die Susanne Ellmer (11/1497). - Johann Christoffs Leben wird bis zum 27. Februar 1700 währen. Er wird dann somit 71 Lebensjahre erreicht haben. Der Vater von Susanne war Michael Ellmer, ihre Mutter hieß Ursula Bachmann.

Bürgermeister ist Jacob Pantzer. Am 24. Februar ist in der Stube des Stadtknechts, also im Rathause, abends zwischen 8 und 9 Uhr ein Feuer ausgebrochen.


1670: Hans Neumeister d. J. (11/1500), der Böttiger und Braumeister, ehelicht in Lehesten am 24. Oktober 1670, die Catharina Just (11/1501) aus Heberndorf. Der Vater des Bräutigams ist der Böttiger Hanß Neumeister d. Ä. (12/3000).


1671: Am 12. Januar brennt es zwischen 6 und 7 Uhr am Abend bei M. Foertz in der Kurtzen Gaßen. Dem neuerlichen Brande fallen innerhalb von vier Stunden, zehn Häuser und acht Scheunen zum Opfer. Daraufhin wird eine neue „Feuer Ordnung deß Städtleins Loehsten“ aufgestellt. Zwo Schleiffen auf Kufen (mit Wasserbehältern), vier (Hand-)sprützen, und 12 lederne Waßer Eymer werden für die Grundausstattung einer schlagkräftigen Brandbekämpfung in der Stadt als nöthig erachtet. Leitern, zusätzliche Ledereimer, Zugtiere für die Wasserfässer, wie auch Einreißhaken, sollen die Bewohner dann bitte doch eilend von zu Hause mitbringen.


1672: Johann Andreas Matthes (10/748) d. Ä., wird in Lehesten am 16. Februar 1672 geboren.

Wegen Todes im Fürstlichen Haus erlischt nun die Herrschaft und Lehesten fällt an Herzog Ernst den Frommen zu Gotha. Wegen weiteren Ablebens wechselt die Herrschaft in der Zukunft häufiger. Auch unser Kirchner Kayßer ist itzo todt. Sein Nachfolger ist Conrad Christoph Eschenbach (1642 – 1712), Sohn des Pfarrers, mit den weiteren Aufgaben als Cantor, Organist und Stadtschreiber. Die Leute zu Lehesten sind, wie wir ja wissen, nicht reich. „Wenn das Orgelwerk bei einer Braut-Messe zu schlagen begehret wird, bekomme ich eine Suppe, Rindfleisch, Bier und Brod. Die Wohnung“, so führt er aus, „ist schlecht, baufällig und gering – sie ist eine einzige Stube, Wohn- und zugleich Schulraum für (im vorigen Winter) bis zu 90 Kindern.“


1676: In Lehesten heiratet am 12. Juni 1676, Matthes Blümler (11/1498), Bürger und Lohgerber, die Witwe des Amtsschultheißen. Margaretha Fiedler (11/1499), heißt die Braut.

Der Vater von Matthes Blümler, ist Hanß Blümler (12/2996). Margaretha wurde am 01. Mai 1641 geboren und wird bis zum 05. Mai 1719 leben; somit 78 Jahre alt werden.


1678: Unser Pfarrer Nicolaus Eschenbach hat am 29. September in seinem 71. Lebensjahr den Gang aus dem Weinberg des Herrn angetreten. Mit volkreicher Begleitung wurde er zur Erde bestätigt. Seine Nachfolge tritt Herr Philipp Kroeber an, geboren in Wolfersdorf, im Fürstlichen Amt Weida. Dieser wird bis 1696 unser Prediger sein.

Geboren wird in Lehesten Johann Nicolaus Neumeister (10/750) am 17. November 1678.


1679: Ab dem 04. April ist der Besitzer der Fitzeburg / Vitzeburg (von Vitus / Veit abgeleitet), Herr Johann Nicol Fiedler, unser regierender Bürgermeister.

Catharina Blümler (10/749) betritt am 20. April 1679 den Weg durch dieses Erdental.

Ihr Vater ist Matthes Blümler, Bürger und Lohgerber.

Viele Truppen fluten auch durch unseren Ort zurück, immer mit Einquartierung. Sie verhalten sich aber friedlich. Das wird auch in den nächsten Jahren so weitergehen.

In diß Jahr hat die rothe Ruhr allhier etwas graßieret.“


1680: In Lehesten wird am 26. März 1680 Agnes Ellmer (10/751) geboren. Ihr Vater ist der Schiefermüller Michael Ellmer (11/1502).

Leider ist der Kirchturm so baufällig geworden, dass er in diesem Jahr erneuert werden muss. In diesem Jahr stirbt unser Kirchner und Lehrer Eschenbach. Ihm folgt Hannß Adam Ritzmann (1680 – 1693). Vom Hauptberuf ist dieser nun Schuster. Johann Caspar Schnorr wird einer von den zwei Lehrern seyn – bis 1709. Nicol Heyder wird Bürgermeister als Beysitzer. Seit diesem Jahr gibt es eine neue (Nacht-) Wächterordnung. Den 19. July hat's allhier stark gewittert und bey der Schneidemühl in einen Baum eingeschlagen. Am 18. Decembris hat sich ein Comet in ziemlicher Größe sehen laßen, deßen Strahlen den hellsten Glantz gehabt und anfangs fast den dritten Theil des Horizonts überreichten. Hat von Franken seinen Aufgang genommen und 14 Tage bey uns gestanden. Was solches werde bedeuten, ist allein Gott bekant.


1681: Nachrichten von unsern fränkischen Nachbarn aus Ludwigstadt: Wenige Tage nach Hl. Drey Könige brach in einer Scheune ein Feuer aus, die gottlob just am Waßer steht. So ist das Feuer bald geleschet worden.

Ein lang anhaltenden Winther und tieffer Schnee ist allhier gewesen und hat von Martini (11. Novembris) 1680 biß Ostern '81 in einem Stücke gelegen. Auf ebenem Felde hat der Schnee fast zwey Ellen (das sind etwa 130 cm) tieff gelegen und in Hohlen auf 6, 8 biß 9 Ellen tieff und doch hat sich das Wintherkorn im Brachmonat (Juni) erholet, daß man dabey Gottes Allmacht hat augenscheinlich erkennen und begreyfen können. Diesem langen Winther folgte ein trockener Sommer und Herbst, so also das Mahlwaßer sehr klein gewesen und es haben viele Leute auswertz mahlen müßen. Es hat erst im Septembris ein wenig Waßer geben.


1682: Ab Ende July eine große Krankheitsplage unter dem Rindern und den Pferden. Anfangs für eine Hexerey gehalten, entschied man sich auf Grund gelber und schwarzer wulstiger böser Flecken auf den Zungen für Tierblattern. Wir haben die Blattern aufgekratzt und deren Inhalt mit dem silbernen Spatel abgekratzet. So überlebte unser Vieh, obwohl es andern Orts auch elend drauff ging.

Den 18. August hat sich hier ein neuer Comet laßen sehen. Seine Strahlen seynd ziemlich lang gewesen, hat roth und feurig ausgesehen. (Es herrscht eine allgemeine Kometenfurcht. Man erwartet von seinem Erscheinen ein ungewisses Unglück. Hier in der Stadt weiß niemand, dass der Astronom Halley bereits die Kometenbahn berechnet und seine Wiederkehr für das Jahr 1758 vorausgesagt hat).

Den 5. Decembris, ist am Abend, da sich Tag und Nacht scheiden wollen, ein schrecklich Feuer-Zeichen am Himmel gesehen worden, da so wohl hier, als auch an anderen Orthen, Feuer vom Himmel gefallen. Die Bedeutung ist Gott bekant.


1683: Den 22. May seynd sehr schwere Gewitter gewesen, und es im Walde etliche Mahle in die Bäume geschlagen, so hat es auch in der Stadt beim alten Gasthofe in die Scheune eingeschlagen und ein wenig gezündet – konnte aber alsbald geleschet werden.

Jobst Ellmer, ein Enkel des Hannß Ellmer, baut eine neue Schiefermühle an der Loquitz. Sein Vater Hannß Ellmer hat noch die Schneidmühle, die oberhalb dieser Schiefermühle steht. Die neue Schiefermühle bleibt bis 1890 im Familienbesitz und wird weiter bewirtschaftet von:

1734 Conrad Ellmer, 1802 Johann Christoph Ellmer, Georg Christoph Ellmer, Georg Heinrich Ellmer (geb. 14. März 1806), Johann Heinrich Louis Ellmer (geb. 21. Okt. 1840). Die Schiefermühle befindet sich unter Ernst Willibald Ellmer (geb. 14. Sept. 1865) in letzter Generation im Familienbesitz, denn 1890 wird die Schiefermühle mit allen Grundstücksflächen an den Besitzer des Herrschafts-Schieferbruchs verkauft.

Wieder Buß- und Bettage, weil der Türke schon vor Wien steht.

Den 12. August am Abend gegen neun Uhr ist es am Himmel so hell gewesen, als wenn Feuer an einem Orth auff Erden wäre, gleich wie vorm Jahr am 05. Dezembris auch ein solch Feuerzeichen gewesen.

Am 21. Septembris ist in der Fitzeburg, bei Herrn Bürgermeister Johann Nicol Fiedler, zu Mittage in der Stube Feuer ausgebrochen. Durch Gottes Gnade bald gedämpfet und geleschet worden. Der Bürgermeister gab am Sonntage aus Dankbarkeit gegen Gott eine erhöhte Kollekte in den Klingelbeutel.

Den 25. Septembris hat es den ersten Schnee geschneyet aber nach etlichen frostigen, kalten Tagen ist der Schnee wieder fortgegangen.

Den 14. Octobris ist ein Dankfest für die Rettung der Stadt Wien vor den Türken gefeiert worden.


1684: Nach Hl. Drey Könige ist ein tieffer Schnee gefallen, darauff große Kälte kommen und hat continuirt (gleichmäßig angehalten) biß umb Mitfasten (Mitte der Fastenzeit vor Ostern), dann das Wetter war gebrochen und hat angefangen zu dauen. Hat der Schnee so tieff im Walde gelegen, daß man mit keinem Geschirr, weder mit Ochsen, noch mit Pferden zum Holtzen gehen konnt'. Ein sehr harter Winther, dergleichen fast bey Mannesgedenken nicht geschehen. Der Wein unter der Communion fast unter den Händen gefroren, daß man kaum das Hl. Ambt halten konnte. -

Herr Johann Conrad Rieder, aus der Marck Wernberg (Oberpfalz), von seiner Profession Ocultist, Stein- und Bruchschneider, auch Leib- und Wundarzt, hat den mittleren Sohn des Hannß Krauße, den Hannß Nicol ,von 3 1/2 Jahren seines Alters, glücklich am Bruche geschnitten und geheilet. Natürlich kann man den Schnitt- und Wundschmerz nicht wirksam dämpfen. Nicht immer geht die Schnittkunst so glücklich aus. Eyn Beyspiel: Der Gewächsschnitt an einem Weybe in Ludwigstadt, so den dritten Tag darnach gestorben.

Große Dürre von Walpurgis (30. Aprilis) biß Bartholomäi (24. August) und dahero nur halb Futter worden und das Vieh hat großen Hunger leiden müßen. Man hat Sommer und Winter Laub geben müßen, davon das Rindvieh sehr gestorben. Eine große Theuerung im Gefolge. Vor Bartholomäi seynd die Schaffe wohlfeil (preisgünstig) gewesen, hernach, gegen Michaelis (29. September), haben sie wieder ihr Geld gegolten. Es hat viele arme Leute gegeben, die ihr Brod haben vor den Türen suchen müßen und haben es vorher nicht gedacht.

Wegen der großen Dürre ist am 11. July ein scharfer Fürstlicher Befehl einkommen, darinnen das Tabackrauchen auff der Straßen und sonderlich in den Höltzern bei Leib- und Lebens-Strafe verboten worden, weil durch Verwahrlosung von Funken etliche Wälder und Höltzer mit Feuer verderbet und ausgebrandt worden. Den 30. July ist ein grausamer Zwirbelwind gewesen, der das geschnittene Getreidig vom Felde weg geführet.

Im Timmenhof bey Ludwigstadt ist ein Feuer auskommen, bey dem des Capitän Strelitz Söhnlein elendiglich verbrandt und das gantze Wohnhauß in Feuer aufgegangen.


1685: Diß Jahr ist ein großer Winther gewesen, ... dahero auch wegen des mangelnden Brodts bey vielen Leuten große Noth eingetreten. Es folget ein kalter und naßer Sommer, obschon das Getreide wohl ist geraten, weil wieder wohlfeile Zeit erfolget.

Fiedler und Matthäus Neumeister sind derzeitig bei uns Bürgermeister.

Bei Nicol Rudolph ist durch Verwahrlosung ein Feuer auskommen, so alsbald Wohnhaus, Schmiede und Scheune in vollem Brande standen. Dennoch ist Gottes Güte und Barmherzigkeit nicht genugsam zu rühmen, da das Feuer nicht weiter um sich gefreßen.

13. Septembris: Ein Fest steht an, wegen der Vitori (des Sieges, Viktoria – die Siegesgöttin) wider die Türken bei der Eroberung der Veste Neuähusel im Ungarischen.

Den 24. Octobris ist Hanns Müllers Weib oben aus der Scheune gestürzt und mit dem Kopf auf den Boden geschlagen. Das Blut ist ihr aus den Ohren gelaufen (Schädelbasisbruch) und sie hat anderthalb Tage ohne Verstand gelegen, ist dann aber wieder zu recht geworden aber am 03. February des nächsten Jahres plötzlich verstorben (eventuell an einer Embolie). Den 14. Dezembris ist Michael Ellmer und andere mit Schiefer weggefahren. Es kam zu einem Unfall, bei dem ein Vorderrad den Kopf ihm streifte und ein Hinterrad ihm über den Leib gangen, so daß man ihn halbtodt aufnahm und er nur mehr nach dem Pfarrer schrie – aber durch Gottes Gnade und die fleißige Cur des Baders, hat er innerhalb weniger Tage wieder ausgehen können.


1686: Nachricht auß Gera: Am Sa., den 20. Marty zu Mittag, 1 Uhr, ist eine schreckliche Feuersbrunst entstanden, bei der 358 Häußer eyngeäschert worden, von den Inhalten der Häußer abgesehen. Ebenso 50 Scheunen. Fünf Einwohner sind verbrandt. Alles binnen acht, neun Stunden.

Im Julio und Augusto hat es allhir fünf Wochen nacheinander fast alle Tage geregnet, dadurch die Heu- und Getreide-Ernte ziehmlich verhindert worden, doch ist letzten Endes nichts verdorben. Michaelis, am 29. September, ist wegen des herrlichen Sieges wider die Türken, ein Dank-Fest abgehalten worden.

Johann Conrad Spindler ist bis zum Jahre 1702 Amtsschulze und Forstknecht, Nicol Rudolph ist Bürgermeister. Am Donnerstag, 21. Oktobris, vor Mittags, war hier groß' Schrecken, da von Herrn Johann Nicol Fiedlers Bürgermeisters Backofen Feuer ist auskommen.

Sonnabend, den 23. Oktobris, ist im Gasthof bei Frau Susanna Pantzerin, Herrn Johann Nicols Wittbe, ein Diebstahl begangen worden. Alle Butter, Speck, 30 Kannen, 6 Thaler Geldes und andere Sachen mehr, sind fort.

Im Novembris ist ein tieffer Schnee gefallen und sehr kalt gewesen, hat aber nicht sehr lange angehalten. Vor Weihnachten ist kein sonderlicher Winther und umbs neue Jahr gantz sommerfrisch gewesen. Der Guckguck sogar, hat sich hören laßen.


1687: Den 16. January ist gegen Abend ein großer Schrecken hier gewesen, da es im Winkel sehr gedampfet. Als man in die Zinkwehr (Zinkengasse) gesehen, ist es da noch ärger gewesen und man hat gesehen einen Nebel, der gantz nach Schwefel gestunken.

Im July und August hat die rothe Ruhr hier stark graßiret, es seynd acht Leute daran gestorben. Allein aus der Pfarr' und der Schuel, wie aus jedem Hauß zwey Personen niedergerißen und zum Grabe befördert.

Den 13. May ist die Oberhammerschmiede bey Ludwigstadt bey truckenem und dürrem Wetter unvermuthet abgebrandt.

Diß Jahr ein truckener und kalter Frühling und ein naßer Sommer gewesen und ein scharffer Wind gegangen, ist wenig Heu und Stroh worden, das also viel Rind- und Schafvieh ist geschlachtet worden, weil es zu große Noth gelitten.

10. Novembris zur Nacht umb 10 Uhr, ist in der Kurtzen Gasse bei Herrn Nicol Pantzers, seel., Wittben, da der Tochter Hochzeit zu Ende gangen, eine schreckliche Feuersbrunst entstanden. Scheune, Ställe, Tiers Haus und sein Inhalt - alles verbrannt. Ob das Feuer gelegt oder verwahrloset, hat man keinen gewißen Grund.


1689: Den 07. February hat Schiefermeister Hannß Andreas Krieß das Kreuz der Kirche mit dem Knopf (Hohlkugel) von der Turmspitze genommen, weil das Holtz darunter zerstöret war. Es steckte aber keine Nachricht von Papier im Knopfe. In diesem Jahre heiratet in Lehesten am 17. Novembris der Bürger und Leinewebermeister Johann / Hans Hirt (10/744), die Ursula Fritz (10/745), die in Ludwigstadt am 03. Mai 1660 geboren war. Ihr Vater ist in Ludwigstadt Bürger und Cämmerer. Sie, Ursula, wird am 05. April 1725 mit 65 Jahren sterben. Johann dagegen wird noch das 71ste Jahr erleben.


1691: Ein starker Winther in diß Jahr, dadurch starck Eiß auf dem Waßer gefroren, daß eine große Eißfahrt ist mit vielen Schäden worden, sonderlich an den Brücken, wenn es die Eiß-Bäume mitgenommen. Den 06. und 10. July gefährliche und schwere Gewitter. Das Hagelwetter brachte großen Schaden an Feld-Früchten und an den Fenstern der Häußer.


1692: Johann Nicol Matthes wird als Gastwirt erwähnt und 1700 wird es erneut einen Hannß Mattheß als Gastwirt geben.


1693: Im January ist erst der rechte Winther angegangen, was biß in den Aprilis continuiret und hat beim dauen große Waßer gemacht. Umb Walpurgis ist noch Schnee gewesen, so die Saamzeit verhindert. Es folgt ein naßer Frühling, naßer Sommer und nach naßem Herbst auch ein unbeständiger Winther. Daß liebe Korn ist nicht allzu wohl gerathen, sonderlich daß Sommerkorn sehr zurückgeblieben und insgesammt recht kleinkörnicht, da es ein Mehlthau muß gerühret haben, dergleichen viel gefallen.

Wieder ziehen in diesen Jahren Truppen durch den Ort und machen Quartier. Es gibt immer viel Unruhe und mancherley Beschränkungen. Den 31. July ist zu Abend ein schreckliches Wetter hernieder gangen, da es sehr geplitzet und Wetter geleuchtet, dabey ein großer Sturmwind entstanden und auch etwas geschloßet. Solch Wetter ist aus Franken kommen, allda es an Gebäuden großen Schaden gethan. Hier ist es noch gnädig abgegangen.

Den 10. August hat Christoph Lösch, der Tischler auffm Schieferberge, einen schweren Fall gethan, dass man ihn halb todt reingetragen. Er war von der Brücken gefallen, da ein Brett durch gebrochen, er gestürtzet und auf den Felsen aufgeschlagen, sich den linken Arm sehr zerschellert und am Kopfe verletzet.

Den 30. Oktobris – ein großes Unglück oben am Schieferbruch: Ein groß' Stück Stein hat sich gelöset, ist runter gefallen und Nicol Büdtners Bein zweymal entzwey geschlagen. Die andern seynd entsprungen. Der arme Mann hat ein halbes Jahr unterm Bader gelegen und muß doch an Krücken gehen.


1694: Umb Thomae (Namenstag des Hl. Apostel Thomas, 21. Decembris) hat es angefangen starck zu schneien, da bey nach dem Neuen Jahr große Kälte eingefallen, sind sonderlich auf der Straße nach Leipzig zur Neujahrs-Meß viele Leute erfroren.

Den 18. Juny seynd sehr schwere Gewitter allhier gewesen und 's hat ziemlich geschloßet, so es den Kolben (Mais?) und dem Getreide großen Schaden gethan. Ein starckes Waßer ist angeloffen auf Saale, Orla, Pleiße und Elster. Das hohe Waßer hat viele Brücken, auch gantze Mühlen, hinweg geführet. Eine große Theuerung nach dem Ausfall der Erndte. Viele Leute müßen sich mit Kleye-Brodt, Beeren und grünem Kraute nehren.

Den 10. July ist Agnes Mattheß, weyland Nicol Mattheß' nachgelassene Tochter, mit reißen und grümmen im Leibe gestorben. Wie man erfahren, hat sie am Abend zuvor aus einem Brunn' in der Au' getrunken. Sie muss etwas giftiges mit eingetrunken haben.


1695: Der Winther ist sehr hart, starck und lang gewesen, wie reich an Schnee und großer Kälte. Aber der liebe Gott hat den Winther Saamen bey uns wunderlich erhalten, daß nicht sonderlicher Schaden daran geschehen.

27. Aprilis ist eine trächtige Wölfin in unsere Fallgrube geraten. So ist viel Schaden von zehn Wölfen, von unserem Vieh abgewendet worden.

Am Pfingstfeiertage seynd zu Mittage schwere Gewitter am Himmel gestanden. Der Hagel und die Schloßen haben alles Wintergetreide weggeschlagen und Fenster, wie Gartenfrüchte, sehr verderbet. Auch hat das Waßer Felder und Wiesen sehr zugerichtet, mit Sand, Steinen und Schott überschwemmet.

Den 17. August hat sich zur Mitternacht ein schrecklicher Casus tragicus ergeben. Michael Schneider, Innwohner der alten Mühl', der Zeißelsmühle, ist von Räubern jämmerlich ermordet worden. Sein Weib Margaretha und der Eydam (Schwiegersohn) Wolff Hauke, ingleichen deßen Weib (die Tochter des Ermordeten) und ihr Sohn Johann Nicol sind jämmerlich zugerichtet aber durch Gottes Gnade wieder auffkommen. Dem Pastor von Probstzella, Herrn Georg Kloß, obliegt die Aufgabe, die Räuber, welche die alte Mühle ausgeraubet hatten, nun auf ihren eigenen Todt vorzubereiten, in dem er sie ein gantzes halbes Jahr besucht und im Christentum unterrichtet. Groß' Krafft ist so in die Beß'rung dieser Seelen geben.

Fortsetzung der Sühne dieses Dramas im Jahre des Herrn 1696.


1696: Die Räuber von der Zeißelmühle werden nach diesem geistlichen Zuspruch am 17. Aprilis, dem Freitag nach Ostern, hingerichtet. Ihnen widerfährt die Gnade, mit dem scharfen Stahl des Richtschwertes vom Leben zum Tode gebracht und ihre entseelten Körper erst hernach aufs Rad geflochten zu werden. - Den Leuten zur Mahnung, den Raubvögeln zum Fraße. So blieb ihnen die Tortur des aufstampfend knochenbrechenden, tanzenden Rades erspart. Die Räuber waren: Nicolaus Mattäus Schweinsburg, aus Weimar gebürtig; „der lange Nickel“, vormals Stadtknecht in Teuschnitz, 34 Jahre alt und Christian Rosenberger, ein Zigeuner, aus Tyrol gebürtig, 24 Jahre alt, sowie Johann Christoph Reinhardt, ein Zigeuner, 19 Jahre alt. Die ersten drei waren verheiratet und hinterließen Weiber und Kinder. Ein junger Zigeuner von 13 Jahren, kam mit dem Leben durch gnädigste Herrschaft davon.

Es stirbt unser Pfarrer Philipp Kroeber, sanft und seelig im 67. Lebensjahr. Es folgt ihm für sieben Jahre Dauer, Herr Georg Kloß, der aus Probstzella zu uns kommt.

Am 15. Dezember 1696 wird Johann(es) Daniel Hirt (09/372) geboren.


1698: In diesem Jahr wird die Schiefer-Fuhrordnung erlassen. Der Beruf des Fuhrmanns ist, wie wir alle wißen, eng mit dem Schiefertransport und -Handel verbunden.


1700: Bei einem erneuten Brand (am 07. September, nachmittags 12 ½ Uhr, schlug das Wetter in eine Scheune des oberen Gasthofes von Hannß Matthes), müßen 16 Häuser völlig aufgegeben werden. 17 Scheunen, darinnen das Getreidig, brennen ab. Viele Familien verlieren alles Hab und Gut und bedürfen der Unterstützung. Auch das Pfarrhaus brennt ab. Nicht besser ergeht es dem Schulhaus, beide werden aber bald wieder neu errichtet.


1703: Pastor Georg Kloß wird nach Crölpa versetzt. Daher bekommen wir Herrn Johann Timaeus (Thiem) aus Gräfenthal. Bis zu seinem Tode 1724, wird er unserer Gemeinde treu dienen.

Die abgebrannten Hirten-Häußer sind wieder aufgebauet.


1704: Den 27. May, Montag vor Pfingsten, ist hier Ellen tiefer Schnee gefallen, vier Tage gelegen und daß Getreide sehr zerbrochen. Hannß Görg (Jörg, Georg) Haaße wird Bürgermeister.

Am 30. August ist beim Bürgermeister Haaße Feuer auskommen, nach 1 Uhr mittags, da sein Sohn einen neuen Backofen wollt' ausprobieren. Der Schieferdecker zu Heldritt, bey Coburg, Christoph Wilhelm Krieß, ist vom Kirchturm herab gefallen und nach vier Tagen begraben. Das Hl. Abendmal hatte er mit den Seinen schon am Sonntage vorher genommen.


1705: Es heiraten in Lehesten Johann Andreas Matthes d. Ä. (10/748), Bürger, Loh- und Rothgerbermeister und Catharina Blümler (10/749). - Joh. Andreas wird bis zum 17. July 1728 leben (56 Jahre alt) und Catharina am 06. Nov. 1750 das Erdendasein verlassen (71 Jahre alt).


1706: 11. Martii, nachmittags 3 Uhr, ist Hans Nicol Ellmer von Hannß Andreas Krießens neuem Haußdach gefallen. Loch im Kopf hinterm linken Ohr und Oberarm ausgerenket. Nach 14 Tagen wieder hergestellet. Hat 17 Thaler kostet aber noch große Noth und Geschwür am Ohr gehabt.

Den 26. May, tags vor Christi Himmelfahrt, ist vormittag von 9 biß 11 Uhr eine dermaßen große Sonnenfinsterniß gewesen, daß ich (Pfarrer Timaeus) nicht mehr habe schreiben und lesen können, bin deshalben von der Studirstube hinab in die Wohnstube getapt und die Frau und zweyn Mägden auf Knieen liegend gefunden und haben gemeinsam etliche Bußlieder fleißig gesungen. Obwohl ich habe praecuriren können, weil der neue Mond gleich gegen Mittag ans hellste Licht käme und als ein Schiebeladen vor der Sonne vorbeygeschoben werde, ihr den Schein nehmend.


1707: Johann Nicol Neumeister (10/750), Bürger, Büttner-Meister und auch Corpsgardist, führt Agnes(a) Ellmer (10/751) in Lehesten zum Traualtar. Und heiratet sie dort.

Das Leben des Johann wird bis zum 15. Aprilis 1741 währen, 62 Jahre alt. Agnesa stirbt im Mai 1749 im Alter von 69 Jahren.


1708: Den 21. January, am Sonnabend-Abend 5 Uhr, ist ein sehr groß' Gewitter mit Blitz und Donner, Wetterleuchten, auch graupeln uff eine halbe Stunde gewesen. Der Sommer und die Hundstage aber sehr kalt. 12. und 13. Septembris die gantze Nacht schwere Gewitter mit schröcklichem Wetterleuchten gewesen.


1709: Biß Märtz ungemein große Kälte und Schnee, wie in Grönland, wo die Wahlfische gefangen werden, so bey uns die großen Vögel. Da seynd Krahen, Dohlen und Elstern, wie auch wilde Enten todt auf die Erde fallen, auch viele Leute im Wetter erfroren, gefunden auf den Straßen liegend. Von hundert oder mehr Jahren wollten die Alten von dergleichen nicht zu sagen wißen. Den 05. May abends 6 Uhr ist ein solch erschröcklich Gewitter hier gewesen, so fast alle Fenster zerschlagen hat. 16. bis 18. May, Donnerstag biß Sonnabend vor Pfingsten, hat es immerfort geschneiet und nachts gefroren, dabey haben die Schafe draußen viel gelitten.

Johann Adam Haaße wird Kirchner und Mädchenschullehrer für die Zeit bis 1748. Sein Vater war hier Bürgermeister.


1711: Dieser gantze Sommer ist so elend gewesen, daß man von Pfingsten an, 6 Wochen keinen Regen, so dann 10 Wochen aber täglich Regen hatte, daß alles liebe Sommergetreide hat nicht aufkommen können und der Flachs auch verdarb.


1712: Johann Nicol Freund wird bis 1746 unser Cantor und Knabenlehrer sein. Er versieht auch den Dienst als Organist und Stadtschreiber.

Geboren wird in Lehesten am 04. November 1712, Johann Andreas Matthes d. J. (09/374).


1713: Den 08. May ist der Durchlauchtigste Landesvater Johann Ernst hier gewesen und hat im Orte alles Benöthigte gesehen.


1714: Die Kirche muß wegen Baufälligkeit des alten, einen neuen Turm erhalten. Richtfest am 15. August 1714. Die Zimmerleute sind aus Ludwigstadt. Dabei gibt es auch eine neue kupferne Kugelspitze und eine neue, nun alle Viertelstunde schlagende Uhr. Am 04. Oktober: Knopf, Fahne und Stern sind dem Kirchturm als Abschluss aufgesetzt worden. In die Hohlkugel haben wir dißmal eine Schachtel eingelegt mit der Aufzählung der Namen der Honorationen der Stadt und Berichten über zurückliegende böse Zeiten, geschrieben von Pfarrer Timaeus. Ferner legten wir einen alten Sachsen-Groschen, einen Dreyer von Johann Georg II., einen Dreyer, so jetzt gangbar, zwei Pfenniglein, drei neue Heller von Gotha und vom Altenburger Fürstentum hinein.

Johann Nicolaus Fiedler ist Bürgermeister, 64 Jahre. Hanß Nicol Fiedler ist Lohgerber im Ort, 31 Jahre. Johann Georg Neumeister ist Rathscämmerer, 48 Jahre alt.


1715: Den 13. February nachts und am Tage hernach, sind grausame Winde gewesen, die im Walde großen Schaden gethan. Bei der Schieferlieferung beim Durchfahren der Saalefurt an der neuen Mühle sind der Nicolaus, ältester Sohn von Bürgermeister Nicol Rudolph, und seine treuen Zugtiere jämmerlich ersoffen.


1717: Geboren wird in Lehesten am 18. April 1717, Susanna Catharina Neumeister (09/375).

1718: Diesen Winter heftige Kälte und sehr großer Schnee, als in vielen Jahren nicht.

Johann Andreas Martin wird regierender Bürgermeister. Am 3. Osterfeyertage abends gegen

9 Uhr sind in Oßla 39 Häuser, Scheunen und Ställe samt Kirche und Schule abgebrandt.


1719: Beim Glaser Hannß Georg Hauptmann wurde die Stube von Zigeunern ausgestohlen und haben auch nach Wolf Spindler geschossen.


1720: Den 29. Junius abends umb 5 Uhr ist ein groß' Erdbeben hier observiret worden. Auch in der Pfarre schetterten die Fenster. Nach Pfingsten ist biß in die Erndte die Theuerung sehr groß geworden.


1721: Vom 25. des Mayen biß Sonntag Exaudi vor Pfingsten hat's geschneiet. Johann Nicol Engelhardt ist Amtsschultheiß. Ihm brennt sein Haus am Markte weg.


1722: Die Frau des Pfarrers Johann Timaeus hat sich den Vorderarm (Unterarm) gebrochen. Mit vereinten Kräften curirn diß Bader Polenberger und Barbier Huck, in der Ermangelung eines studirten Chirurgus – aber mit gutem Erfolge.


1723: Johann Georg Neumeister ist jetzt unser regierender Bürgermeister. Niemand wollte diß Amt mit bloß 4 Gulden Entschädigung übernehmen, denn es bringt nur Mühe und Arbeit.

In Zukunft darf er deshalb Bier brauen und ausschänken, um seine Einnahmen etwas aufzubessern. Von Martini (11. Novembris 1723) bis Weyhnachten ist das Wetter recht mild.


1724: Vom Vorjahr bis Fastnacht, Ende des February, ist das Wetter so schön gewesen, als lauer Frühling, aber den Tag darauf sind Schnee und Kälte in großer Menge kommen, so auch in der Himmelfahrtswoche noch starck bey uns zu sehen. In Lehesten besteht der Gasthof „Zum Güldenen Pantzer“, von Familie Pantzer bewirtschaftet, der ein Jahrzehnt später von der inzwischen verwitweten „Frau Bürgermeisterin Pantzerin“ allein weiter geführt wird.

Es stirbt Pfarrer Johann Timaeus (Thiem). Er wird in der Kirche zwischen Altar und Taufstein beigesetzt. Christian Gottfried Rose ist sein Nachfolger in dem Herrn. Er kommt aus Saalfeld und versieht die Stelle bis 1749.


1725: Im Ort wird gesammelt für die Anschaffung einer fahrbaren Feuerspritze, mit Wasserfass (auch Waßer-Kunst genandt). Glockengießer Graulich aus Hoff wird mit der Verfertigung des Leschgeräthes betraut und selbst ein Spritzenhäuslein soll gebauet sein. Am Teich wird ein Wehr eingesetzet, was im Feuerfall hochgezogen und das Waßer durch die Stadt fließen lässet.


1726: Ein harter Winter ist's mit tieffen Schnee, der so hoch gelegen, daß man vom Weg zum Dachfirst gehen kann. Eine neue Feuersprütze ist nun vom Sammelgeld angeschafft –- spritzen soll sie jedoch Waßer.


1727: Den 3. Decembris früh zwischen 4 und 5 Uhr hat man hier und in benachbarten Orten ein Erdbeben angemerket, von plötzlicher und harter Erschütterung.


1728: Der Bürger, Zeug- und Leinewebermeister Johann Daniel Hirt (09/372) aus Lehesten, heiratet Catharina Margaretha Rentsch (09/373). Sie ist die dritte Tochter des Johann Rentsch, Fuhrmann und Einwohner von Großgeschwenda. - Johann Daniel wird am 18. Februar 1771 mit 74 Jahren sterben. Seine Frau Catharina Margaretha wird bis zum 18. September 1775 leben und das gesegnete Alter von sogar 77 Lebensjahren erreichen.


1729: 16. November. Am Abend gegen 7 Uhr hat sich ein seltenes Phänomen am Himmel gezeichet, welches biß nach 11 Uhr in der Nacht gestanden. Solches ist wie man nachmals hat erfahren müssen, weit und breit observiret worden. Etliche haben daraus üble prognostica gestellet, andere sagen es sei ein „Lux Borealis“ oder ein Nordlicht gewesen.


1731: Am 21. Dezember 1731 wird hier in Lehesten Johann Heinrich Hirt (08/186) geboren.

1734: Folgende Wege führen durch den Ort: Die Bärmisgasse, die kurze und die lange Gasse und die Kirchgasse. Am Teich baut Hannß Nicol Hauck eine neue Mühle. Hannß Christoph Ellmer ist nun Besitzer der alten Punsolds-Mühle, eine Anlage mit mächtigem Hammerwerk (Blechhammer). Diese Mühle wechselt später häufiger den Besitzer: Sie geht an Spindler, an Müller von der Fischbachsmühle, an Groß, an Wolf, an Familie Klimper, die, aus der Gegend von Neustadt (Orla), daher später auch die Klimper-Mühle geheißen.


1737: Johann Nicol Fiedler jun. ist regierender Bürgermeister.


1742: Vom Ambte Zella aus wird vor einem Quacksalber gewarnt, nahmentlich „Forber“, der bißhero zu Lehesten sich unterstanden, mit gefährlichen Medicamenten zu „heilen“.


1743: Johann Andreas Matthes d. J. (09/374), ist in Rathscämmerer aber auch Lohgerber. In diesem Jahr ehelicht er hier in Lehesten am 30. April die Susanna Catharina Neumeister (09/375).

Leider wird Ehemann Johann Andreas bereits am 23. April 1756 mit 43 Jahren sterben. Susanna Catharina lebt bis zum 22. März 1775 und erreicht ein Alter von knapp 58 Jahren.


1743 / 1744: Fleißige Handwerker ersetzen die alte Kirche durch einen Neubau, weil diese schon viel zu klein geworden ist und auch baufällig. Den neuen Grundstein legen wir zum Tage der Hl. Sophia, also am 15. des Mayen. In den gehöhlten Grundstein wurden eingelegt: Ein Schieferstück, 1 Thaler, kleinere herzogliche Münzen und ein Schreiben mit Angaben zur Notwendigkeit des Neubaus. Der Rath, die Bürgerschaft und die Schulkinder waren bei der Grundsteinlegung, verbunden mit einem Gottesdienst, dabey.

Unsere bisherige Orgel, die hier bald ein Jahrhundert viel leistete, wird im Zuge der Neuerrichtung unserer Kirche zerlegt und nach Reichmannsdorf für 70 Thaler verkauft.

Am 17. Septembris wird das Richtfest für den Neubau gefeiert. Die Mahlzeit für die Handwerker: Reissuppe, Klöße mit Meerrettich so, wie Rinder- und Kalbsbraten, auch Stockfisch. Später Kuchen. Das erscheint den auswärtigen Zimmerleuten aber nicht als ausreichend, so daß jene anhuben zu streiken.

Die Steinmetzarbeiten (das Wappen der Stadt) an der äußeren Mauer, erledigt der Bildhauer Johann Anton Hoffmann aus Cronach. Der Kapellenteil, in dem Luther 1530 gepredigt hatte, bleibt jedoch im Original (über das Jahr 2000 hinaus) erhalten. Die neue Kirche wird am 11. Oktober, am Erntedankfest 1744, geweiht. Die neue Orgel baute Johann Georg Fink aus Saalfeld, die neue Kanzel errichtete der Bildhauer Johann Jeremias Daniel aus Leutenberg.

Unser Pfarrer ist derzeitig der ehrwürdige und hochgelehrte Herr Christian Gottfried Rose. Ein viertel Jahrhundert wird er uns durchs Gemeindeleben führen. Johann Nicol Freund ist Lehrer in der Knabenschule und auch Kantor der Kirche, Organist und Stadtschreiber. Herr Johann Adam Haaße dient als Kirchner und Lehrmeister in der Schule der Mägdelein.

Consul regens = regierender Bürgermeister, ist zu dieser Zeit Herr Johann Nicol Fiedler. Ihn unterstützen die drei Cämmerer: Herr Johann Matthes Baumann, Herr Johann Daniel Krauß, Herr Johann Nicol Lemnitzer. Zweiter Bürgermeister ist Herr Johann Nicol Haaße, mit ebenfalls drei Cämmerern: Herr Johann Friedrich Pantzer, Herr Johann Nicol Ellmer, Herrn Johann Friedrich Abt. Die Stelle des dritten Bürgermeisters sowie dessen Cämmerer sind (bis auf die des Herrn Johann Georg Hoe) momentan nicht besetzt.


1746: Es stirbt im 64sten Jahr unser Organist, Knabenlehrer, Cantor und Stadtschreiber Johann Nicol Freund.


1748: Unser Haaße, der Kirchner und Mädchenlehrer stirbt ebenfalls. Kurz vor dem Ableben segnet er vom Krankenlager aus, alle seine Schulkinder. Als sein Nachfolger kommt Johann Georg Konrad.


1749: Dieses Jahr – ein gesegnetes Jahr an Getreide, aber eine schreckliche Viehseuche rafft die Nutztiere der meisten Einwohner hinweg. Der Ort wurde (durch die Benachbarten) unter Quarantäne gestellt, auf dass sich die Seuche möglichst nicht ausbreiten könne. Es stirbt unser Pfarrer Christian Gottfried Rose im Alter von 63 Jahren. Als Seelsorger erhält die Gemeinde anschließend Herrn Christian Emanuel Reinecker, gebürtig aus Orlamünde.


1750: Ein reiches und gesegnetes Jahr. Getreide zwar mittelmäßig, Heu und Grummet (der zweite Schnitt zarterer Gräser) ist viel geworden.


1751: Kein reiches und gesegnetes Jahr. Der raue und kalte Frühling hat Wachstum und Gedeihen von Gerste und Hafer sehr zurückgeworfen, auch teils erfroren. Heu ist wenig gewachsen.

Dieses Jahr haben wir unser 680. Stadtjubiläum hoch gehalten.

Geboren wird Susanna Margaretha Matthes (08/187), am 07. August 1751.


1752: Johann Daniel Krauße wird Bürgermeister. Den 31. Juli ist allhier vom Regen ein so großes Waßer geworden, wie es bei Mannesgedenken nicht gewesen, daß die gantzen Gassen vier Ellen tief (1 Elle ca. 65 cm; also hier etwa 2,60 m) gegangen und man vermeinet, der Herrschaftsteich würde ausreißen. Beim Schiefermüller ist das Waßer so groß gewesen, daß der Wagen im Hof rumgeschwommen und niemand aus der Mühle gekonnt und es wohl an die 12 bis 16 Fuder Heu zu Schanden gemacht.


1754: Im Junius hat es allhier Eis geben, daß auch Erdäpfel erfroren.


1756 – 1763: Es ist Krieg. Viele ausländische Truppen nehmen hier immer wieder Winterquartier und müssen irgendwie versorgt werden. Das Geld verliert um zwei Drittel an Wert und die Lebensmittelpreise steigen erheblich.


1758: Johann Nicol Neumeister (der ngere) wird wieder regierender Bürgermeister. Er war geboren, den 05. März 1714.


1760: Eine Gastwirtschaft wird von Hannß Mattheß, später von Johann Mattheß geführt.

Johann Georg Justinus ist Amtsschultheiß und Hochfürstlicher Oberförster.


1762: Johann Christoph Pantzer wird consul regens, unser regierender Bürgermeister.


1763: Der sieben Jahre währende Krieg ist beendet. Am Dom. Quasimodo-geniti wird das Friedensfest mit lebhaften Freuden gefeiert.


1766: Die Schützengesellschaft ist der erste Verein in Lehesten. Ein Schützenhof wurde gegründet und darauf ein Schießhaus errichtet. Ende des Monats July findet dort das erste Vogelschießen statt. Es kommen auch Schützen-Gäste aus Saalfeld, Gräfenthal, Ludwigstadt und Leutenberg. Der regierende Bürgermeister Johann Nicol Neumeister hält eine kurze Festansprache und der Amtsschultheiß Herr Johann Georg Just eröffnet das Vogelschießen.

Johann Michael Zechmann ist in Lehesten Bader, auch als Chirurgus angesehen. In diesem Jahr ist er der Schützenmeister.


1770: Es stirbt in Lehesten Johann Georg Glaeser d. Ä., (08/184) der aus Gräfenthal hierher zog. Seine Frau ist Catharina Barbara Büttner (08/185), die in Gebersdorf geboren wurde.


1770 / 71: Eine starke Theuerung der Lebenshaltungskosten ist zu verzeichnen. Lebensmittel sind rar. Viele von uns essen das Brodt, stark mit Kleye versetzt (das feine, weiße Mehl also mit der gleichfalls gemahlenen äußeren Kornhülle angereichert, was den Nährwert allerdings erhöht, wie man später wissen wird), sogar Flachs wird verzehrt, manche bereiten „Gemüse-Kohl“ aus elenden Gräßern.


1772: Gott sei Dank, in diesem Jahre ein reichlicher Ernte-Segen, dass es wieder Brodt die Fülle gibt. Pfarrer ist jetzo Herr Christian Emanuel Reinecker, geb. in Orlamünde, Anno Domini 1720.

In der Folgezeit bis zur Wende des Jahrhunderts, üben bei uns praktische Hilfe bei medizinischen Notwendigkeiten, der Bader Johann Michael Zechmann, den man auch als Chirurgus bezeichnet. Genauso setzt sich der Feldscher Friedrich Lebrecht Korn bei leiblichen Gebrechen mit seinem Wissen ein.

Johann Nicol Neumeister (geb.05. Marty 1714), ist Bürgermeister. Zweiter Bürgermeister ist Andreas Pantzer. Er wurde geboren, den 28. Novembris 1718. Rathscämmerer ist Johann Andreas Pantzer, geb. 16. July 1708.


1774: Johann Heinrich Ettelt ist Amtsschultheiß und Forstbediensteter. (Der Titel „Amtsschultheiß“ verliert sich nach 1780 völlig). Johann Andreas Pantzer ist regierender Bürgermeister. (geb. den 28. Nov. 1718).


1775: Der Bürger, Zeug- und Leinewebermeister Johann Heinrich Hirt (08/186), heiratet in diesem Jahr am 16. Februar, die Susanna Margaretha Matthes (08/187). Beide sind in Lehesten geboren. Susanna Margaretha ist die dritte Tochter des Rathscämmerers und Lohgerbers Johann Andreas Matthes (09/ 374).

Ehemann Johann Heinrich wird bis zum 07. November 1800 leben, also fast 69 Jahre alt werden, aber Susanna Margaretha, die um 20 Jahre Jüngere, wird am 06. Januar 1803, schon mit 51 Jahren, von der Erden gehen.


1777: Die Fahnenstange mit Knopf (Hohlkugel) muss, wegen der Brüchigkeit der Stange, am 19. August vom Kirchturm genommen werden.

1778: In Lehesten wird am 21. November 1778 Dorothea Barbara Hirt (07/93) geboren.


1779: Unser Pfarrer Christian Emanuel Reinecker beendet bei uns sein Erdendasein. Seine Amtsnachfolge tritt Herr Gottfried Heinrich Otto an - bis 1786. Er ist auch Schieferbruchbesitzer.

Am 04. April verkauft die verwitwete Frau Raths-Consulent Otto auf Betreiben ihres Sohnes, des Pfarrers Otto, die Fitzeburg an die Gemeinde als Pfarrwohnung. Die Fitzeburg, auch Vitzeburg (Veitsburg) geschrieben, ist ein alter, mit einer Mauer umgebener Gutshof. Hier haben schon vor dem Jahre 1550 Häuser gestanden, die die Fiedlers bewohnten. (Hannß Fiedler legte um 1560, Schweineställe an, ein anderer Hannß Fiedler erwarb 1629 einen Pferdeteich hinzu. Um 1660 ließ Bürgermeister Nicol Fiedler, sen. ein Wohnhaus bauen. 1702 ließ Nicol Fiedler, jun. Umbauten vornehmen, dann war des Letzteren Tochter Erbin und Besitzerin).


1785: Johann Georg Meyer ist regierender Bürgermeister.

1789: 772 Einwohner hat die Stadt in dieser Zeit. Die Leute leben in 134 Häusern. Des Weiteren sind vorhanden: das Rathaus, das Forsthaus, zwei Schulen und diverse Wirtschaftsgebäude.


1790: Der erfahrene Feldscheer Christ. Friedrich Lebrecht Korn ist unser Practicus der Chirurgie. Er hat von der Durchlauchtigsten Landesherrschaft die gnädigste Erlaubniß erhalten, im Nothfalle auch innerlich curiren zu dürfen.


1792: Alexander v. Humboldt (1769 – 1859) ist derzeitig (für knapp fünf Jahre) der amtierende Berghauptmann / Königlicher Oberbergmeister, in unserer zu Preußen gehörenden Markgrafenschaft. In dieser Tätigkeit befährt er am 13. July 1792 die Schiefergrube „Alter Bruch“ in Lehesten, besucht dort drei weitere Gruben im Westen der Stadt und auch die Schiefergrube „Koselstein“ bei Wurzbach. Er schreibt über Lehesten: „Der Abbau beschäftigt fünfzig Mann. Die Grube ist an 20 Lachter tief (ein Bergbaumaß zur Höhen- / /Tiefenbezeichnung. Eine Lachter entspricht etwa der Länge einer Klafter oder auch etwa 80 preußisch Zoll, das sind reichlich zwei Meter). Die Förderung des Schiefers ist durch den ungeheuren Haldensturz sehr erschwert. Im Tiefen kann wegen des Wassers nicht gearbeitet werden.“ ---


Die versierten vierzehn Lehestener Schiefer-Dachdeckermeister sind mit ihren Gesellen und Lehrburschen „in aller Welt“ tätig, sehen ihre Familien nur selten.


1794: Johann Friedrich Schnorr ist regierender Bürgermeister. Im Folgejahr wird es Johann Christoph Löffler sein.


1797: An den übertragbaren Krankheiten Ruhr und Blattern sterben 65 Lehestener Einwohner. Einen Arzt hat es aber wohl in Lehesten bisher nicht gegeben – es hätte wohl kaum jemand angesichts der Armut der Bevölkerung sein Auskommen finden können. Heilpersonen wurden deshalb in wirklich dringend erscheinenden Fällen aus anderen, respective größeren Städten heran gebeten. Der nächste Arzt hat seinen Sitz in Gräfenthal. Pfarrer Wilhelm Faber sagt, dass ihm das Herz blute, wenn er Menschen begraben müsse, welche hätten wohl erhalten werden können, wenn sie schleunige und zweckmäßige Hilfe hätten erhalten können, denn es gibt auch viel Pfuscherey durch Nichtkönner, die sich ohne heilkundiges Wissen für viel Geld versuchen. Dagegen sind in der Gemeinde zwei Hebammen angestellt, wider die es keinerley Klagen gibt.


1800: Wegen der immer größer gewordenen Anzahl der Kinder, wird jetzt in zwei Schulgebäuden unterrichtet. Der Krummholzen-Hammer mit Eisenwerk wird von Herrn Krummholz in der Nähe der Papiermühle errichtet.

Von Hl. Johanni (24. Juli) bis Hl. Michaelis (29. September) hat es nicht geregnet und ist eine unbeschreibliche Dürrung gewesen. Die Früchte sind jedoch guth gewachsen, das kein Mensch so gedenket.


1801: Der Bürger, Dienstknecht und Handarbeiter zu Gräfenthal, Johann Georg Glaeser d. J. (07/92), wird in diesem Jahr in Lehesten, am 03. Februar, die Dorothea Barbara Hirt (07/93) ehelichen. Sie ist als Tagelöhnerin tätig. Ihr gemeinsamer künftiger Wohnort ist Lehesten.

Leider ist die gemeinsame Ehezeit eine nur kurze. Ehefrau Dorothea Barbara, die 1778 geboren wurde, verstirbt bereits am 25. Januar 1803, im Alter von nur 24 Lebensjahren. Der nunmehrige Witwer Johann Georg wird bis zum 03. November 1818 leben, also mit knapp 51 Jahren an der Ruhr-Erkrankung sterben.

Herr Wilhelm Faber ist unser Pfarrer.

Johann Nicol Deumler, sen. ist regierender Bürgermeister. Im Rathaus hat auch der Stadtknecht seine Stube. Im gleichen Gebäude ist die Rathsschänke untergebracht, ebenso das Gefängnis, welches sich jedoch in einem baufälligen Zustande befindet. Weiterhin erscheint betrüblich, daß in Lehesten nur noch zwei Gastwirtschaften etabliert sind, „Weißer Schwan“ und „Goldener Pantzer“. 45 Fuhrleute finden allein in dem kleinen Ort Lehesten ihr (eher karges) Auskommen. Neun von jenen besitzen Pferde, die übrigen fahren mit Ochsen.

Lehesten hat 756 Einwohner, 13 Pferde, 97 Ochsen, 182 Kühe, 93 Stück Zuchtvieh, 94 Schafe, 122 Schweine, 56 Ziegen. Sieben Branntwein-Brennereien sind vorhanden.

Handwerk: 9 Bäckermeister, 7 Fleischer, 8 Maurermeister, 5 Schmiede, 6 Wagner, 1 Schlosser, 2 Rothgerber, 2 Weißgerber, 11 Schneidermeister, 15 Leinewebermeister, 15 Schuhmachermeister, 6 Böttchermeister, 14 Schieferdeckermeister, 6 Tischlermeister, 8 Zimmermeister, 2 Seiler, 2 Nagelschmiede, 1 Kaufmann, 4 Crämer und Höcker, 1 Schnittwarenhändler (Hausierer für baumwollne Tuche). Ferner 1 Glaser und 1 Büchsenmacher.

Der Stadtrath muß niederschreiben, daß in den letzten 10 Jahren besonders viele Menschen den epidemisch auftretenden Krankheiten erlagen, wie der Ruhr, den Pocken, dem Scharlach und dem hitzigen Fieber. Als Verursacher werden die Lage des Ortes, Ausdünstungen aus dem herrschaftlichen Teich, der sich sumpfartig in Richtung Markt erstreckt und in welchen aller Unrath einfließt, der Morast in den ungepflasterten Straßen sowie das raue Clima heran gezogen, dann die Entbehrung eines Arztes, respective die weite Entfernung zu den Physici. Auch fehle die Möglichkeit der Absonderung von Erkrankten in ein Krankenhaus. Allerdings haben wir einen guten, kenntnißreichen Chirurgus (Korn) und einen Balbier. Herr Feldscheer Korn ist aber zu arm, um für unsere armen Leute Medicin anzuschaffen. Er verliert den Muth, zumalen die Pfuschery unwissender Quacksalber, die Zulauf vom leichtgläubigen gemeinen Mann finden, eher zunimmt. Der nächste studirte Arzt wohnt in Gräfenthal.

An Zerstreuung kann man vom „Kögeln“, nach dem Nachmittagsgottesdienst berichten. Als Glücksspiel ist das amtliche Zahlenlotto beliebt. Ende Januar ist der Schieferdecker-Jahrestag, ein Hauptvergnügen im Jahr. Da geht es in Saus und Braus, mit Tanz, wie gutem Essen und Trinken einher. Auf der Kirchmeß, (später Kirmes genannt), geht es weniger turbulent zu. Als ein drittes, ebenso weniger heiliges Fest, tritt das Vogelschießen, im norddeutschen Raum „der Rummel“ genennet, mit seinen bescheideneren Freuden und Genüssen hinzu.


1802: Johann Christoph Glaeser (06/ 46), Sohn der Vorgenannten, wird in Lehesten am 23. Januar 1802 geboren. Mit dem Ende des 1. Lebensjahres ist er wegen des Ablebens seiner Mutter, bereits Halbwaise. Als junger Maurer geht er später zur Vorbereitung der Meisterprüfung auf die Walz und wandert dabei bis nach Hamburg. Im Jahre 1832 wird er Bürger von Hamburg. Dort ehelicht er am 25. Dezember 1832 die Johanne Magdalene Caroline Fohrmann (06/47), die in Celle -Neuhäusen zur Welt kam.

Johanne Magdalene lebt bis zum 24. Januar 1872 und wird somit 68 Jahre alt. Der Thüringer Johann Christoph Glaeser stirbt in Hamburg am 19. September 1878, 74 Jahre alt.

Mit diesem Umzug in die norddeutsche Hansestadt und seinem dortigen Ableben, enden die direkten Linien unserer Vorfahren im Thüringer Schiefergebirge.


(Wie es in der Familiengeschichte weiter geht, ist in der Kurzfassung dieser Linie schnell erzählt: Die Tochter von Johann Christoph Glaeser, ist Marie Josephine Glaeser (05/23). Sie lernt in Hamburg den Zimmerer Franz Runge (05/22) kennen. Die beiden heiraten im Jahre 1870 und leben in Berlin. Eines der Kinder dieses Paares, ist Margarethe Runge (04/11). Jene heiratet in Nowawes-Neuendorf bei Potsdam, 1905 den Schlosser und Elektrotechniker Max Sommer (04/10). Die Tochter von Margarethe und Max Sommer ist Anne-Marie Sommer (03/ 05). Diese heiratet 1941 den Techniker Alfred Richard Janecke (03/04). Eines der drei Kinder von Anne-Marie und Alfred Richard Janecke ist Christoph Janecke (02/02), der Schreiber dieses Beitrages, in Potsdam lebend). Doch solche Ausführungen interessieren den Leser wohl weniger.


Viel wichtiger ist: Was geschieht im thüringischen Lehesten in den folgenden Jahren?

1804 wird der „Alte Bruch“ von den vielen privaten Besitzern seitens der Coburger Kammer aufgekauft und seitdem als Domäne bewirtschaftet. Die Teichmühle (aus dem Jahre 1734) von Hauck wird an Christoph Hitzig verkauft.


1806 – 1807: In den Jahren der französischen Besatzungszeit, hat die Bevölkerung wieder hart an Abgaben und Ungerechtigkeit zu tragen. Sie hat die Preußische Armee (Hilfstruppen für die Franzosen) zu versorgen, die hier liegen oder durchziehen.

Amtschirurgus ist der Feldscheer Herr Christ. Friedrich Lebrecht Korn.


1807 treten erste Unruhen bei der Lehestener Arbeiterschaft auf. Der neue Bergherr will eine Produktionssteigerung erwirken. Dazu verlängert er die Arbeit an den Sonnabenden bis 6 Uhr am Abend. - Lehrer, auch Cantor und Organist, wird bis 1847 Johann Nicolaus Großmann, der aus Lichtentanne kommt.


1809: Nun gibt es bei uns auch einen praktischen Arzt und einen richtigen Chirurgus (Weiß und Dr. Carl Ernst Müller).


1810: Der Schützenkompagnie wird das Tragen einer Uniform zugebilligt: Dunkelgrüner Rock (also Jacke) mit schwarzsamtenen Aufschlägen und Kragen, dann in gelb nannkinnene Hosen und dergleichen kurze Westen.

Den ortsansässigen Kaufleuten Lobeck, Müller und Wehder werden von den Franzosen vom früheren Handel mit England herrührende Waaren, die sie noch haben, wegen der von Napoleon Bonaparte befohlenen Handelssperre beschlagnahmt.


1814: Landsturmlisten werden aufgestellt. Erfasst werden wehrfähige männliche Personen vom 16. bis zum 59. Lebensjahr und jedem wird seine Waffe, sei es Flinte, Spieß oder Sense, zugeteilt. So ist z. B. der 23jährige Oekonom Friedrich Munzer mit nach Rußland kommen. Aber auch in den Befreiungskriegen stoßen Thüringer Söhne zu den Corps der Freiwilligen, um letztendlich nach der großen Schlacht bei Probstheida, vor den Toren der Stadt Leipzig, die letzten versprengten Haufen der Franzmänner nach Frankreich zurück zu treiben.


1815: Im August und vom 20. Oktober bis zum 07. November sind russische Truppen in Lehesten einquartiert. Frieden ist eingekehrt, doch uns geht es noch nicht besonders gut – aber der Congreß in Wien tanzt.


1817: Lehesten hat 138 Häuser und 6 Mühlen = 144 Gebäude. Bei der alten Zeiselsmühle wohnen sieben Leute, bei der Papiermühle 13 Einwohner, Punsoldsmühle (Klimpermühle) 10 Menschen, Schiefermühle mit 12 Seelen, die Hitzigsmühle = Wolfsmühle mit 5 Köpfen und die Spindlersmühle mit 6 Personen.

Inzwischen haben die neuen Ärzte unserer Stadt wieder ihre Rücken zugekehrt aber wir haben die Hebammen – seit 1802 Susanne Elisabeth Exner und Anna Dorothea Rentsch seit 1811.


1818: Das Gebiet um Lehesten wird wieder von der Ruhr heimgesucht.

1820: 707 Einwohner werden in diesem Jahr in der Stadt gezählt. Wir erfreuen uns auch des Raabschen Gasthofs, im Wildtschen Hause. In der Folge wechseln in den kommenden Jahrzehnten die Besitzer der Gastwirtschaften häufiger (Lemnitzer, Kühnholdt, Peetz, Weber, Greiner, Zeidler, Wunderlich und Müller mit dem „Alter Kosak“, am Markt.


1822: Erneut ein großer Stadtbrand am Di., 25. Juny. Vorher wochenlange Trockenheit. Das Feuer bricht in der langen Gaße aus, im Hause des Wagnermeisters Christoph Neumeister, der dem Trunke ergeben war, also gegenüber dem Gasthof „Zum goldenen Pantzer“ (jetzt von Peetz bewirtschaftet). Die Ursache des Brandes konnte nicht genau festgestellt werden – vielleicht bei Feuerarbeiten an einem Wagenrad. Der trunkene Neumeister und sein blödsinniger Sohn kamen in den Flammen um. Viele Häuser sind immer noch mit Holzschindeln statt mit Schiefer gedeckt. 122 der 144 Häuser werden zum Opfer der gierigen Flammen. Auch die Kirche von 1743 / 1744 ist ausgebrannt, von der aus noch Sturm geläutet werden konnte, bevor der Turm zusammen brach. Genauso zerstört die beiden Schulen hinter dem Rathause, die also an der Kirchgassen gelegen waren, das Brauhaus, das Rathaus und das Pfarrhaus „Fitzeburg“. „Verschiedenes vom wichtigen Kircheninventar konnte aber noch vor dem Zugriff der Flammen gerettet werden. Die Galerie der Bilder der bisherigen Pfarrer ist jedoch verbrannt und vier Glocken sind zu Grunde gegangen“, berichtet Pfarrer J. H. Roßtümpfel. Auch 76 Scheunen, 83 Ställe, 13 Holzremisen, 11 Schopfen (Schuppen) sind vernichtet worden. Aus den Nachbarorten kam Löschhilfe und später auch Brodt. Im Forsthaus wurde ein Naturalien-Magazin zur Sammlung von Spenden und zur Vergabe an die Bedürftigen eingerichtet. Ein großer Teil der Lehestener versank hernach in Armut und Schulden.


1823: Christian Heinrich Neumeister ist jetzt bei uns „Consul regens“, also Bürgermeister.

1824 – 1825: Wiederaufbau der Kirche. Bereits das Weihnachtsfest 1824 kann schon wieder in der zum Teil instand gesetzten Kirche gefeiert werden. Die Fertigstellung aller Gegenstände der Einrichtung wird sich aber noch bis 1856 hinziehen. In jedem Jahr kommt nur ein großes neues Stück hinzu. Lehesten ist eben keine reiche Gemeinde aber der Opferwille ist bewundernswert. Die Orgel ist von Meister Ratzmann aus Ohrdruff.

In den Jahren 1825 – 1840 ist Herr Christian Heinrich Schönheit unser Pfarrer im Ort.

1825: Der Rat protokolliert in seiner Sitzung u.a.: Der Mangel eines Arztes in hiesiger Stadt seit 10 Jahren wird von der Bürgerschaft auf das Drückenste empfunden, und wir würden gewiss noch manchen Dahingeschiedenen unter uns sehen, wenn ihm ärztliche Hülfe nahe gewesen wäre. Und siehe da. Zum Jahresende kommt Dr. med. Carl Friedrich Dürr, geboren zu Kohren in Sachsen, 30 Jahre alt, als Arzt und Geburtshelfer. Er wird bis zu seinem Tode 1881, mehr als 50 Jahre bei uns bleiben.


1826: Lehesten kommt zum Herzogtum Meiningen. Jacob Friedrich Deumler jun. (der Bruder von Johann Nicol Deumler) ist regierender Bürgermeister.


1829: Die Schieferfuhrleute sind in diesem Winter dreimal mit dem Schlitten bis Hamburg gefahren, um zu liefern und bringen auf den Rückwegen Kaufmannsgut mit.


1829 – 1831: Aufbau eines neuen Kirchturms, gedeckt von Schieferdecker-Meister Gottfried Pantzer und mit der Beyhülfe von Jo. Christoph Meyer, Christoph Pantzer und Jakob Pantzer.

Am 23. August Knopf und Fahne wieder aufgesetzt.


1830: An vielen Orten des Landes Aufstände gegen die Obrigkeiten, die sich aber bald wieder legen, womit die Ruhe wieder hergestellt ist.


1831: Die Kirche ist wieder mit zwei neuen Glocken ausgestattet, von C. Fr. Ulrich in Apolda gegossen.


1832: Samuel Friedrich Greiner ist regierender Bürgermeister und Lohgerbermeister.

1833: In unserer Stadt leben etwa 800 Menschen. Im Ort stehen 109 Wohnhäuser, eine Kirche, ein Forsthaus, zwei Gasthöfe, das sind der „Schwan“ und „Der goldene Pantzer“. Ferner sechs Wasser-Mühlen für Papier, Schiefer, Getreide und das Schneiden des Holtzes; alle an der Loquitz gelegen.

Für die leibliche Hilfe bei Unglücksfällen, wie nach Bränden, haben wir als Heilgehilfen den Jahn, später den lahmen Christian Neumeister.


1835: Die Förderung des Schiefers im „Alten Bruch“, wird jetzt mit einem Pferdegöpel bewerkstelligt. Eine große Erleichterung der körperlich schweren Arbeit.


1836: Lehesten hat derzeitig 870 Einwohner in 140 Wohnhäusern. Zusätzlich bestehen 114 weitere Gebäude, das sind sowohl Wirtschaftsgebäude, als auch öffentliche Einrichtungen.

In Schmiedefeld bestehen schön anzuschauende Höhlen des Untertage-Abbaus.


1840: Herr Pfarrer Christian Heinrich Schönheit wird nach Leislau versetzt. Ihm folgt für wenige Jahre August Mereau.


1842: Die Schieferabbaustätte, der „Herrschaftsbruch“, unterhält auch eine eigene Wagnerei für den Bau, die Reparatur und Pflege der Wagen. Ebenfalls bestehen hier Unterstellremisen für die vielen schwer belasteten Fuhrwerke des Schiefertransportes. In den Turmknauf des Wagnereigebäudes wird jetzt, am 01. Dezember, ein Schreiben eingelegt, in dem Beispiele verzeichnet sind, für welche vornehmen Bauten Lehestener Schiefer geliefert wurde.

Die Saison des Brechens der Schieferblöcke dauert im Tagebau vom Frühjahr bis hinein in den Spätherbst mit den ersten Dauerfrösten. In dieser Zeitspanne werden dort etwa 16.000 Zentner (800 t) gut spaltbarer Schieferblöcke oder -platten in Handarbeit gewonnen. Insgesamt sind um diese Zeit in den Schiefergruben etwa 650 Arbeitskräfte beschäftigt. Christoph Matthess ist Oberaufseher im Schieferbruch.


1843: In den vergangenen 10 Jahren hat sich die Einwohnerschaft auf etwa 1.000 Leute erhöht.

Die Spindler-Mühle ist eine Lohmühle der Familie Mulzer und steht unterhalb der Hitzigsmühle. Die Papiermühle der Familie Abt heißt nach Heirat zwischenzeitlich Walther-Mühle. Später werden Seidel und dann Kalisch zeitweilige Besitzer sein.


1845 hatte einen gar strengen Winter, da war das Waßer sehr rar und die Müller konnten nicht mehr mahlen. Erst zu Ostern ist es lind geworden. Die Saat ist erst spät angegangen. Den 18. des Mayen hat es geschneiet. Die Schützen des Vereins bauen sich ein neues Schieß- oder Schützenhaus. Der zweite Verein wird gegründet: Der Arzt, Herr Dr. Dürr und Pfarrer Mereau beginnen mit dem Leichenkassenverein – der jedoch mangels Interesse im Jahre 1920 aufgelöst wird. Die Leute halten mehr vom Leben, als rechtzeitig für das anständige Begräbnis zu sparen.


1846: Neu im Ort ist der Pfarrer Wilhelm Gartz. Endlich wird auch das Pfarrhaus wieder errichtet. Nach dem Brande im Jahre 1822 hatten die Pfarrer andere Bürgerhäuser mit bewohnt.


1848: Am 24. Januar feiert die Dachdeckerinnung ihr 200jähriges Bestehen - mit Gottesdienst, Festumzug, Speis und Trank sowie Tanz. Nach dem Ableben des Lehrers, Cantors und Organisten Großmann, kommt nun der 28jährige Andreas Friedrich Eichhorn zu uns in dieses Amt, das er bis zwei Jahre vor seinem Tode innehaben wird. Er ist der Schwiegersohn seines Vorgängers Großmann. Wir haben jetzt für unsere Bürgerwehr eine Fahne und „Freiheit, Eintracht, Recht“ auf Seide gemalt. Der Herzogliche Förster und Schieferbruchverwalter namens Vierneusel flieht im Revolutionsjahr vor den unruhigen Bürgern. In diesem Jahr wird ein neuer Friedgarten angelegt, oberhalb der Stadt. Ostern ist dort die erste Beerdigung: Frau Gastwirt Weber ist die erste, die dort zur letzten Ruhe gebettet wird.


1850: Die Stadt hat 156 Wohnhäuser mit 1.111 Bewohnern.

1852: Pfarrer Gartz ergriff im Revolutionsjahr politisch Partei. Das soll mitbewirkt haben, dass er nun nach Milda versetzt wird.

Gustav Thomä, der nun schon bald ein Jahrzehnt hier lebt und im 30. Lebensjahr steht, wird Kirchner und Elementarlehrer, später auch Organist und Mädchenlehrer. Es gilt zu dieser Zeit noch die Sitte des „Wandeltisches“, d.h. der unbeweibte Lehrer und Kirchner stellt sich reihum an je einem Tage bei einer der Familien zum Essen ein. In dieser Zeit wird mit Gänsekielfedern geschrieben, die zu Beginn der Stunde erst vom Lehrer für alle Kinder frisch geschnitten werden müssen. So ist die Stunde der Schreibübungen oft recht kurz. Eine große Neuerung für Lehesten: Die Stadt wird in den Postkurs von Thurn und Taxis einbezogen, hat nun also Brief-, Gepäck- und, wenn man es sich leisten kann, ebenso Reise-Verbindungen in die weite Welt.


1853: Geistliche Betreuung erhalten wir jetzt von Prediger Eduard Friedrich Bulle, der aus Pößneck zu uns kam.


1855: Statt des bisher üblichen Sandweges, wird erstmals von Lehesten nach Leutenberg eine feste Kunststraße gebaut (Kopfsteinpflaster). Das ist besonders für die Zugtiere der schweren Schieferfuhrgespanne eine noch nie gekannte Erleichterung und auch die Fußgänger brauchen nicht mehr durch den knöchelhohen Sand und Schieferabrieb waten. Vorerst ist es aber nur ein kurzes Wegestück, das neuartig gestaltet ist.

Am 23. / 24. September feiern wir nach Maßgabe des Herzoglichen Staatsministeriums, das 300jährige Jubelfest des Augsburger Religionsfriedens. Am 24. pflanzt die Schuljugend eine Gedenk-Linde, die mit einem Festumzug zum Pflanzort geleitet wird.

Der Ertrag der Ernte ist ein mittelmäßiger. Obst aber gibt es in großer Menge. Das Brodtmehl bleibt theuer.


1856: Die Frühjahrswitterung geht bis Ende May, obgleich es viel regnet – den Feldfrüchten sehr günstig. Es entsteht Unruhe unter den Arbeitern im Herrschaftsbruch, weil die Besitzer der neueren privaten Brüche, ihren Arbeitern höhere Löhne zahlen. Das Ministerium sucht dagegen Arbeitskräfte aus Baiern anzuwerben, die mit weniger Lohn zufrieden sind. Letztendlich wird die Arbeitszeit verlängert und also mehr Lohn je Tag gegeben (45 Kreuzer für den Vollhauer).

Am 18. Mai ist auf dem Krummholzen Hammer ein Kind von 1 3/4 Jahren im Brunnen ertrunken.

Am 14. Juni ist auf dem Schieferbruche des Gottlieb Peetz, das Mädchen Antonie Mackenroth von der Höhe herabgestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen. Man hat sie lebend nach Hause gebracht, sie redet aber irre und kann nicht sehen.

Am 28. Juni war das Kreisgericht hier, um eine Untersuchung zu halten, wegen einer Verspottung des Hl. Abendmahls.

Im November Frost bis 11 Grad R. (°C = °R : 0,8; 11° Frost nach Reaumur = -13,75°Celsius).


1857: Im Januar fortwährend fester Winter bis zu 12 Grad. Im Walde vielfacher Bruch durch Schneelast. Seit dem 18. Februar jedoch weiches Wetter.

Am 07. Juni um 3.30 Uhr am Nachmittag ein starker Erdstoß mit unterirdischem Donnergrollen. Im Sommer große Hitze und lange Dürre. Die Körnerernte gut, der Futterbau mit geringeren Erträgen, so daß der Vieh-Preiß mit einem Male sank. Nach dem 10. November starke, kahle Fröste, die den Wassermangel steigern. Das Getreide ist wohlfeil (preisgünstig) geworden.

Die Frau des Schneiders Baumann, der von Ludwigstadt nach hierher eingewandert, hat versucht, sich das Leben zu nehmen, veranlasst durch die ganz barbarische Behandlung von Seiten ihres Ehemannes, welcher ein durchaus unchristlicher Mann ist.

Am 16. August besucht Hoheit Erbprinz Georg den herrschaftlichen Schieferbruch und die Stadt, besucht auch Schule, Pfarrhaus und die Kirche. Im November harter Winter mit viel Schnee und Kälte bis -18 Grad R. (-22,5°C).


1858: Seit Ende Januar Schneewetter mit heftigen Stürmen. Der Brunnen vor dem Pfarrhaus ganz trocken. Am 16. Februar ist bei Kaufmann Iwan Müller am Markt ein Feuer ausgebrochen, wegen Kleidern, so am glühenden Ofen zum Trocknen aufgehängt waren - ist aber noch recht zeitig gelöscht worden.

Wegen Typhuserkrankungen mit Bauch- und Nervenfieber (eine Salmonelleninfektion) so, wie auch Grippe, werden 47 Todesfälle im Stadtgebiet beklagt. Die Schulen bleiben wegen der Ansteckungsgefahr von Ende März bis Anfang Juni geschlossen. Im August sterben einige Kinder am Scharlachfieber.


1859: Palmarum und Charfreitag starker Schnee.

1860: Ende Januar starker Schneefall und heftiges Stürmen. Die ältesten Leute können sich so großer Schneemassen nicht erinnern. Die Verbindungen zu Orten, die nicht an der großen Straße liegen, sind fast gänzlich unterbrochen. Um der Stürme willen, ist die Arbeit auf den Schieferbrüchen auf unbestimmte Zeit eingestellt worden. „Am 27. August hat am Abend um 10 Uhr der Blitz eines Gewitters in den Kirchturm eingeschlagen. Er hat aus dem Turm einen großen Stein heraus gerissen, Kalkputz von der Wand abgesprengt, an den Fenstern z.T. die Bleifassung zerschmolzen, jedoch nichts gezündet und gebrannt“, stellt Pfarrer Bulle fest.


1861: Die Ernte an Körnern ist in diesem Jahr gering, die Sommersaat gut ausgefallen. An Futter ist soviel eingebracht worden, wie selbst die Ältesten sich nicht erinnern können. Lehesten beherbergt inzwischen 1.250 Einwohner. Der Ausbau der Wege zu befestigten Straßen schreitet weiter voran, sowohl nach Schmiedebach, als auch nach Lichtentanne. Der Stadtteil Neustadt-Lehesten wird angelegt.


1862: Hatten wir bisher zumeist ehrwürdige Handwerksmeister aus Lehesten als Bürgermeister im Zweitberuf, so bekommen wir nun den ersten Auswärtigen (wie es bei den Pfarrern ja von jeher üblich ist). Es ist Herr Dr. jur. Bernhard Schmidt. Er bleibt bis 1865. Es läßt sich in diesem Jahr auch ein zweiter Arzt nieder: Erst Dr. Kühner, dann Dr. Butzert.

Seit April haben wir eine tägliche Fahrpost nach Gräfenthal und zurück über Ludwigstadt, die ab 1866 auch Personen befördern wird. Ebenso wird eine Karrenpost zwischen Lehesten und Wurzbach eingerichtet.

Der Glasermeister Gottlieb Mattheß verirrt sich bei dichtem Nebel auf dem Wege von Schmiedebach zurück nach Lehesten in den Schieferbruch des Gottlieb Peetz, stürzt ab und findet den Tod dabei, den er wohl wahrlich nicht gesucht hatte.


1863: Im September wird ein neuer eiserner Brunnen auf dem Marktplatz errichtet. 1.000 Gulden kostet er. Der Bürgermeister beabsichtigt das Errichten eines Krankenhauses. Er lässt in den Wirtshäusern und in der Kirche Sammelbüchsen aufstellen mit den schönen Aufschriften: „Gieb o Gast, (bzw.) Gieb o Christ, zum Aufbau eines Krankenhauses“.

Am 18. Oktober begehen wir die Jubelfeier des Gedenkens an die 50jährige Wiederkehr der siegreich geführten Befreiungskriege von der napoleonischen Unterdrückung mit Lampionzug und Freudenfeuer. Eine Erinnerung an die Tage der Leipziger Völkerschlacht.


1864: Das Frühjahr ist sehr rau. Am 30. Mai: 3 Zoll hoher Schnee (also im Durchschnitt mehr als 7 cm). Lehesten erhält eine neue Feuerordnung. Die Stadt hat für die Nacht Rufwächter und Stillwächter, vier für jede Nacht. Im Brandfalle ist Sturm zu läuten. Zwei Trommler ziehen durch die Stadt, die Lärmkanone ist im Brandfalle zweimal abzufeuern. (Diese ist wohl aber gar nicht angeschafft worden). Die Bürgerfeuerwehr besteht mit der Brandkompanie, der Löschkompanie und der Rettungskompanie, aus 81 Mann. Und schon wieder brennt es. Am 17. September. Das Haus Nr. 1 von Christian Munzer (Brillenmunzer genannt), dem bekannten Bierwirth und Schieferbruchbesitzer, steht in hellen Flammen. Das Feuer greift auf die Nachbarbauten (u.a. des Dr. Dürr) über.

Georg Weber errichtet ein Brauhaus im Orte. Wir haben jetzt auch eine Apotheke, mit Wilhelm Storandt aus Meinigen, als Medizinkundigen. In der Langgasse 100, im Haus von Wilhelm Munzer, findet er Raum für die Apotheke.

Die Ernte ist in diesem Jahr wegen des anhaltenden Regens weit hinaus gezogen worden. Seit Mitte November liegt bis ins neue Jahr hinein ununterbrochen Schnee in großer Masse. Allenthalben müssen die Straßen ausgeschaufelt werden. Am 20. März, Frühlingsanfang, zeigt das Thermometer -15 Grad R. (fast -19°C). Heftige Schneestürme mit Schnee-Versperrungen der Straßen, besonders am 26. und 29. März. Am 30. März muß durch die Straßen der Stadt ein Bahnbrecher, in einer noch nie da gewesenen Weise, bespannt mit acht Pferden, gezogen werden, um selbige für den Verkehr zu öffnen.


1865: Unser neuer hauptamtlicher Bürgermeister wird Hermann Dürr. Als dritter Lehrer wird Albrecht Edmund Morgenroth, 21 Jahre alt, angestellt (1865 – 1908). In der Stadt wohnen 1.250 Einwohner. Vermessung des Landes im Mai durch vier Geometer. Das Setzen der Grenzsteine hat in mehreren Fällen Streit gebracht.

Auf dem Kieslich und auf dem Oertelschen Carlsbruch werden die ersten Dampfmaschinen eingesetzt. Mit deren Kraft werden die Hunte gehoben. Die Spindler-Mühle, „in der Friese“, brennt ab. Am 07. September wird die neue Schule feierlich eingeweiht, mit Gottesdienst und Kinderfest. Von Dezember an, da draußen die Arbeit mehr ruht, werden in Wunderlichs Saale Bildungsvorträge aller Art über Politik, Allgemeinwissen, Ergebnisse der Wissenschaft und über die Geschichte gehalten. Die Teilnahme ist aber vorerst als zögerlich zu bezeichnen.

Der Landwirtschaftliche Verein wird gegründet – für Lehesten, Schmiedebach und Lichtentanne. Es ist der dritte Verein in Lehesten.


1866: Seit Ostern haben wir hier den Gewerbeverein. Er pflegt die Zusammenarbeit mit der Fortbildungsschule. Aus dem Kreise seiner Mitglieder und von auswärtigen Herren, werden interessante Vorträge gehalten. Der Vereins-Stiftungs-Ball erfreute sich größeren Zuspruchs.

Zu Pfingsten, den 20. Mai, hat es hier stark geschneit und gefroren, so daß die ausgeschlagenen und zum Theil blühenden Bäume stark beschädigt wurden. Der Kartoffelbau war im Ertrage gering. Zwischen Preußen und Österreich droht ein Krieg, der dann auch prompt am 18. Juni einsetzt. Man ist voller Sorge und verunsichert. Man traut sich nicht, Papiergeld anzunehmen. Auch wurde als stille Nachtwache, eine Schutzwache aus 16 Männern der Feuerwehr gebildet, da man Überfälle fremden Gesindels fürchtet. In diesem Jahre wird die Pflicht der Trichinenschau beim Schlachtfleisch eingeführt. Das macht der Apotheker Storandt – er hat gute Augen.

Christian Neumeister, das ist der außereheliche Sohn der Ehefrau des Christoph Sott, hat auf dem Weihnachtsmarkt einen Korb mit Filzwaren gestohlen. Er wurde dem Gericht übergeben, das ihn aber freiließ. (Dadurch ermutigt) hat er gleich nach Neujahr abermals gestohlen und zwar die Ladenkasse des Apothekers Storandt. Oh, ha!


1867: Wegen der geringen Erdäpfelernte im Vorjahr, fehlen die Kartoffeln in diesem Jahr seit langem und die Brodpreise sind sehr gestiegen. Wegen der Rinderpest wurden weimarische Soldaten für einen Monat zu uns geschickt, die als Wachtposten die Stadt absperren. Die Soldaten sind in den Häusern einquartiert und von den Bürgern sehr gut gehalten worden. Dagegen haben sie sich liederlichen Lebens und großer Unkeuschheit schuldig gemacht. Sie fanden hier leider eine Anzahl Mädchen, die ihnen willfährig waren und mit ihnen der Wollust pflegten.

Ab 01. Juli haben wir die Preußische Post, werden daher nicht mehr von Thurn und Taxis versorgt. Am 25. Juli besuchte der regierende Herzog Georg wieder den herrschaftlichen Schieferbruch. Er begrüßte die Honorationen der Stadt, aber die Leute des Ortes tragen Leides darob, dass ihr Herzog so wenig Notiz von ihnen nimmt. Gewiss hätten sie ihm manches gerne persönlich vorgestellt.

Die Heuernte war ziemlich recht gut, aber gegen Ende Juli herrscht überaus kaltes Wetter, so daß das Thermometer bis auf 3 Grad R fiel. Die Getreideernte ist eine knappe, die Kartoffelernte eine gute Mittelernte. Am 05. Oktober ist unsere Flur bereits mit Schnee bedeckt.

Lehesten hat 1.516 Seelen. Im Jahr 1867: 22 Sterbefälle und 67 Geburten.


1868: Der harte Winter hindert an der Arbeit auf den Schieferbrüchen. Höhere Preise für Lebensmittel. Weniger Arbeit, weil der Winter hart und lang ist. Kein Arbeitslohn. Die Not kehrt in viele Familien ein. Bürgermeister Dürr regt an, einen Verein für Aussteuer und Geschenke für Konfirmationen zu bilden. Der Gedanke verläuft jedoch im Sande.

Seit Anfang Mai hat sich über Deutschland Hitze und Trockenheit ausgebreitet und sich auch auf unseren Bergen fühlbar gemacht. Im Juli, bis Mitte August, stieg die Wärme in den Mittagsstunden zuweilen auf 24 – 26 Grad R im Schatten (etwa 31°C). Erneut fährt ein Blitz (am 04. Juli) ohne vorher durch ein Gewitter angekündigt zu sein, in unseren Kirchturm. Nun aber beschließt man außer dem Dank nach oben, für das zu often Malen gnädigliche Behüten vor schwerem Schaden, vorsichtshalber doch einen Blitzableiter installieren zu lassen. Das stößt bei einigen Nachbarn auf herben Widerspruch, weil man nicht zu Unrecht annimmt, daß der Metallstab ja die Blitze geradezu anzieht und diese also geradewegs in die Nähe der Häuser lenkt. Im Oktober wird der Ableiter trotzdem gesetzt und damit hat diese Noth ein Ende. Die Ernte an Körnerfrüchten ist sehr gut ausgefallen. Am 07. Dezember, am Morgen, ein heftiger Orkan, der besonders in den angrenzenden baierischen Waldungen gewaltige Massen Bäume niederwarf. - Vor Weyhnachten hat der Fleischer Friedrich Funk die Witwe Jahn so überfahren, dass dieselbe am rechten Fußgelenk stark beschädigt wurde. Ende Januar ist ihr das Bein unterhalb des Knies abgelöst worden.


1869: An Fastnacht, 09. Februar und am 26. Februar abermals, heftige Stürme.

Großes Kinderfest am 12. September.

Die Arbeit in Schiefertafelfabriken verdrängt die früher blühende Hausarbeit in diesem Geschäft.


1870: Ein langer strenger Winter, bis - 20 Grad R.

Am Tag der Kriegserklärung, dem 19. Juli, kommen bereits die Einberufungsordres. Aus der Parochie Lehesten sind 30 Männer einberufen worden. Am 27. Juli - Bettag. Seit dem 04. August kommen Siegesnachrichten und am 03. September erreicht uns die Botschaft über die Capitulation des französischen Heeres bei Sedan, durch den expressen Boten, aus Lobenstein kommend. Es ist ein Festtag. Ein Laternenumzug, das stundenlang anhaltende Läuten der Glocken, die wehenden Fahnen und das Absingen patriotischer Lieder, gehören dazu. Herr Apotheker Storandt lässt bengalische Feuer leuchten. Am 11. September noch eine offizielle patriotische Feier im Weberschen Saale. Und doch - in dem siegreichen Krieg gegen Frankreich verlieren von der Schar der Gefallenen, allein aus unserem Familienverband ihr Leben: Matthess, Christian; Matthess, Reinhold; Matthess, Theodor; Neumeister, Bernhard; Neumeister, Hermann und Pantzer, Andreas. Ihrer gedenken wir, wie aller anderen auch.


1871: Am 30. Januar kommen Telegramme mit dem Inhalt, daß auch Paris kapituliert habe.

18. Juni 1871: Dankgottesdienst für den wiedererlangten Frieden mit einer Friedensfeier. Ehrenjungfrauen führen die aus dem Kriege Heimgekehrten, soweit sie nicht noch in Frankreich stehen, und so diese laufen können.

In dieser Zeit regieren hier auch die Blattern. Es erkranken 50 Personen, von denen 11 sterben. Die Häuser der Kranken und Toten werden von jeglichem Verkehr abgeschnitten, die Häuser mit Zetteln gekennzeichnet. Gewöhnlich bringt der Totengräber Andreas Sott die Leichen mit der Schubkarre zum Friedhofe. Der Sommer regnerisch und kalt. Am 29. Oktober pflanzen wir wieder eine Friedenslinde und setzen den Kriegern ein Ehrenmal. Lehesten zählt 1.706 Einwohner.


1872: Die Preußische Post heißt von jetzt an „Deutsche Reichspost“. Am 22. März wird der Krieger- und Landwehrverein gegründet. Im Vorraum unserer Kirche befindet sich die größte, jemals in einem Stück in Handarbeit (auf dem Kießlich) gewonnene Schiefertafel. Ihre Größe beträgt 308 x 253 x 4 cm. In sie eingraviert und in Gold eingelegt, sind zum Gedenken die Namen der Söhne unseres Ortes, die 1870 / 1871 im Krieg gegen Frankreich fielen. Der Lehestener Maler Heinrich Bock erledigte diese traurigen Ehrenarbeiten.

Am 28. Juli: Schützenfahnenweihe. - Der Consumverein wird für Lehesten gegründet.

Als erster in Lehesten gebürtiger Lehrer (inzwischen gibt es vier Lehrer) nimmt Constantin Eichhorn den Dienst auf, bis ihn 1912 eine „plötzliche Herzlähmung“ (Herzinfarkt?) aus dem Leben reißen wird.


1873: Die große Schiefertafel zeigen wir als Exponat auf der Weltausstellung in Wien. Im Jahre 1870 wurde sie mit der Handarbeit des Abspaltens gewonnen.

Unsere Baumaßnahmen und Einkäufe bezahlen wir jetzt nicht mehr in süddeutschen Gulden und Kreuzern oder in norddeutschen Thalern, sondern in einer neuen Währung, die den eigenartigen Namen „Mark“ trägt.

Auch der Altar der Kirche ist neu, mit künstlerisch bearbeiteten Schieferplatten geschmückt.

Lehesten erhält ein Telegraphenamt. Es befindet sich im Hause des Kaufmanns und Conditors Hermann Pantzer am Markt und wird auch von diesem mit bewirtschaftet. Eine ungeheuerliche Neuerung. - In Lehesten regieren in diesem Jahr die Masern und die Halsbräune (Diphtherie).


1874: Bei einem Brand am 21. Februar ist ein Verlust von 16 Häusern und 13 Nebengebäuden zu beklagen. 26 Familien sind obdachlos. Bei dem Brande wurde viel gestohlen, auch beim Kaufmann mit dem Schnapsvertrieb und das offenbarte sich recht schnell durch viele Trunkene.

Carl Liebermann heißt unser neuer Pfarrer. Später wissen wir, dass sein Aufenthalt bei uns fünf Jahre währen wird. Es grassieren in diesem Jahr Keuchhusten und Scharlachfieber. Im März haben wir das umgebaute Wohnhaus Nr. 35, als Krankenhaus einweihen können, zusätzlich ausgestattet mit einer Wachstube und dem Arrestlocal. Die Stadt hat 1.859 Einwohner.

Den 11. Juli passierte Seine Hoheit der Herzog, mit Höchst Seiner Gemahlin die hiesige Stadt – ohne Aufenthalt.


1875: Der Krummholzer Hammer gerät in Konkurs und verfällt. Die Heinrichshütte zu Wurzbach übernimmt die innere Ausstattung des Hammers. Die freiwillige Feuerwehr wird neu gegründet.Unser Arzt und Geburtshelfer, Herr Dr. med. Carl Friedrich Dürr. ist nun schon seit 50 Jahren unser Arzt. In diesem Jahr wird er 80 Jahre alt und wird zum „Sanitätsrath“ ernannt. Reichlich fünf weitere Lebensjahre werden ihm noch bleiben.


1876: Am 01. Januar tritt das vorbereitete Standesamt in Kraft, das alle Veränderungen des Personenstandes erfaßt. Das bedeutet, wir gehen zu solchem Behufe nicht mehr nur zum Pfarrer, sondern zusätzlich zum Amte. Das Amt wird sich Kraft Vorschrift sogar in den Vordergrund rücken.

Für den Nahtransport des Schiefers, schon aus der Tagebaugrube heraus, setzt man versuchsweise eine so genannte Feldbahn, mit Anhängern, den Loren, ein. Eine grandiose Erleichterung der unsäglich schweren Arbeit auf dem Bruch. Aus England abgeguckt.

25. Juni: Fahnenweihe des Krieger- und Landwehrvereins. - Am 29. Oktober wird das Schankwirtsehepaar Fischer aus der Neustadt, in der eigenen Gaststätte mit Beilhieben ermordet und ausgeraubt aufgefunden. Helle Aufregung und großer Schrecken über diese Untat. Verdacht auf die Thäterschaft war reichlich vorhanden, ein Nachweis konnte aber nicht erbracht werden.


1877: Gustav Werner wird fünfter Lehrer in Lehesten. 26. April: Feuer in der Quergasse. Betroffen die Häuser von Fleischer Jakobi, Christ. Neumeister und Ludwig Bock. Drei Scheunen, das Hirtenhaus und einige Nebengebäude abgebrannt.

Das Öffentliche Aufbahren respective das nochmalige Öffnen des Sarges im Sterbehause oder auf dem Friedhof, um erneut Abschied nehmen zu können, wird nun endlich verboten. Das hatte in der Vergangenheit, besonders bei Infektionsleichen, zu Schwierigkeiten geführt. Die Grababmessungen werden mit 2 x 1 x 2 m festgelegt und die Mindestzeit der ungestörten Ruhe mit 25 Jahren bemessen.


1878: 1.860 Einwohner gibt es jetzt in Lehesten. Das Krankenhaus, mit Wachtstube und Arrestzelle, ist am 25. Juni abgebrannt. Eine der abgebrannten Schulen lässt der Grubenbesitzer Oertel durch seinen Baumeister Brandes in der Kurzen Gasse neu errichten. Die Einweihung feiern wir Michaelis, am 29. September (Namenstag - Erzengel Michael).


1879: Am 10. May des Abends nach 9 Uhr, brennt das das Wohnhaus von Ernestine Müller und Friederike Pantzer (geb. Rost, genannt Mätzle) ab; ebenso zwei Scheunen. Ein Verdacht der Brandstiftung fällt auf Frau Munzer. - Im Juni die Gewerbeausstellung im Weberschen Gasthof. Im Herbst brennen zwei weitere Gehöfte, in der Nähe der Kirche, jenes vom Edmund Krauß, die Nr. 33 und vom Mattheß, genannt „Der Würzkarl“, die Nr. 34 sowie zwei Scheunen und Nebengebäude. Und so in der Art geht es in den nächsten Jahren mit den Bränden weiter fort. Immer wieder muß Brandstiftung vermutet werden. Man kann das alles kaum aufschreiben, so viel und so traurig ist das. Am 30. Juli stirbt Kaufmann Ferdinand Neumeister, langjähriger Vorsitzender des Gemeinderates.


1879 – 1882 betreut uns Herr Ferdinand Meißner als Seelenhirte.

1880: Am 18. Januar wird in Lehesten der Frauenverein gegründet, wie ebenso durch Pfarrer Meißner die Kleinkinderschule. Auch ein Turnverein wird in diesem Jahre gegründet. Den Veteran vom Befreiungskrieg, Joseph Neumeister tragen wir am 16. Februar zu Grabe. In der Stadt werden 2.015 Menschen gezählt.


1881: Die Masern treten epidemisch auf. Diphtheritis gibt es in jedem Jahr einzelne Fälle.

1882 – 1899 Pfarrer ist inzwischen der freundliche Herr Max Boesemann. Er heiratet die Tochter unseres Bürgermeisters Dürr.


1883: Am Karfreitag, dem 23. März, ist es so kalt, daß auf dem gefrorenen Herrenteich Schlittschuh gelaufen wird. - 26. August: Fahnenweihe des Turnvereins.


1883 – 1896: Ernst Mitzenheim ist in jenen Jahren der sechste Lehrer zu Lehesten.

1884: Ab Juli ist Georg Schmidt, aus Frankfurt an der Oder kommt er, unser Bürgermeister.

Am Rathsgarten werden Bäume gepflanzt, der Platz wird mit Kies beschichtet und der Marktbrunnen nach hierher versetzt.

15 Häuser fallen einem großen Schadensfeuer zum Opfer. Es ist nicht zu fassen:


1885 – brennt es erneut und 13 Häuser sind betroffen. - Eine großartige Neuerung: 50 Jahre nach der ersten deutschen Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth, haben wir nun auch einen vergleichbar langen Schienenweg. Am 01. Dezember, wird von der Bayerischen Staatsbahn die 7,6 km (oder wie wir immer noch sagen: eine reichliche halbe Meile) lange Strecke zwischen Ludwigstadt und Lehesten eröffnet. Damit ergibt sich für uns auch eine stark verbesserte Schiefertransportmöglichkeit „in die weite Welt“, aber vorerst heute eine Einweihungsfeier.


1886: Am 03. März gibt es derart viel Schnee, daß der Zug nicht geht. Am 14. März wieder gewaltige Schneemassen. Christoph Ferdinand Albert Gutheil kommt für den nun pensionierten Lehrer Thomae nach Lehesten. In den Oertelschen Brüchen wird erstmals eine elektrische Beleuchtung für die Arbeitshütten eingeführt. Kurz vor Weihnachten hier und wohl in ganz Deutschland, solche ungeheuren Schneefälle, daß der ganze Zugverkehr stockt.


1888: Herr Brauereibesitzer Gläser in Gräfenthal erwirbt das Schützenhaus in Lehesten.

1889: Am 08. und 09. Februar gewaltige Schneestürme, ebenso am 14. mit 12 Grad R Kälte

(-15°C). Am 22. und 23. Februar bringt bedeutender Schneefall den Zugverkehr zum Erliegen.

08. August: Kein Schnee, sondern Einweihungsfeier der Kleinkinderschule in der Kurzen Gasse. Die Lungentuberkulose kommt leider häufiger vor. Man nennt sie auch „die Arme-Leute-Krankheit“. Zum November kommt der Arzt und Geburtshelfer Dr. med. Hugo Peetz zu uns. Außer der Anwendung seiner Heilkunst verfasst er z. B. eine ausführliche Chronik über Lehesten und führt diese noch weiter in die Zukunft. Viele der von ihm gesammelten Notizen und Berichte lest ihr hier gerade, lebt also durchaus mit uns, in unseren Zeitläufen.


1890: Carl Schmidt aus Pößneck wird unser Bürgermeister.

Für kürzere aber steile Strecken der Schmalspurbahn liefert uns die Esslinger Maschinenfabrik Zahnradlokomotiven, die sich auf dem Gleis „am Berge emporziehen“.

Die Schneidmühle und die Schiefermühle, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts im Familienbesitz der Familie Ellmer waren, werden an den Herrschaftsbruch verkauft. Vom neuen Besitzer wird die Schneidmühle aufrecht gehalten, das Mahlen des Schiefers geht hier aber ein. Dafür eröffnet man eine Schieferplattenschleiferei. Zwischen dem 05. und 08. August schwere Gewitter.

Der Bau eines neuen Krankenhauses, das alte war abgebrannt, wird beschlossen.


1891 – 1898 ist Hermann Braitmaier Schul-Rektor. Ebenfalls im Jahre 1891: Wir bekommen erstmals einen weiblichen Lehrer, also eine Lehrerin, 29 Jahre alt. Sie heißt Marie Elise Ollwig. Ob das gut gehen wird? Ja, es geht, sie bleibt bis1908 bei uns. Um den Ratsgarten wird ein Zaun gezogen.

Am 26. Dezember stirbt der Schieferarbeiter Heinrich Kästner, der am Heiligen Abend von einer hohen Tanne die Spitze als Christbaum holen wollte und dabei abgestürzt war.


1892, 16. Januar: 25 Jahre ist Gustav Fick nun schon Forstwart. Ein Grund zum Feiern. Am 01. März: Hermann Löffler begeht festlich sein 25jähriges Jubiläum als Postbote. Mit dem „Gasthaus zur Felsgrotte“ beheimatet die Stadt wieder drei Gastwirtschaften. 30. März: Schreckliches Schneewetter, so daß der Frühzug nicht geht. Auch am 01. Mai ein gewaltiges Schneewetter. Das alte Brauhaus wird abgebrochen und an dessen Stelle ein Spritzenhaus (für die Feuerwehr) gebaut. Der Apotheker Lindner verfolgt seine Idee, aus Schieferschuttmehl und Kalk Mauersteine herzustellen. Das Ergebnis bewährt sich aber nicht, weil es schwer und auch wetteranfällig ist.


1893: Im Monat Mai gründen wir die freiwillige Sanitätskolonne des Roten Kreuzes. Herr Dr. Peetz bildet die Mitglieder aus. Verschiedene Versuche, Gesangsvereine zu bilden und am Leben zu erhalten, gingen kümmerlich ein. Jetzt aber bildet sich kraftvoll der Gesangverein „Liederkranz“ der Arbeiterschaft. Die Webers errichten ihr eigenes Brauhaus. Am 26. Mai ein ungewöhnlich starkes Gewitter mit mehreren Blitzeinschlägen, die jedoch nicht zündeten.

Unser neuer Bürgermeister ist Woldemar Erdmann aus Forst in der Lausitz. Das war ein Fehlgriff. Wenn er auch vorher Polizist war, so trinkt er doch im Dienst Alkohol über alle Maßen und hält auch keine Ordnung in der Stadtkasse. Ein immenser Fehlbetrag von 148 Mark ist zu beklagen. Im kommenden Jahr läuft seine Zeit ab und wir werden ihn auf den Heimweg bringen.

Am 04. April wird ein Sohn von Tischler Ernst Krummholz von einem Geschirr überfahren und stirbt in der Nacht darauf.


1894: Der Kirchenzugang erhält eine breite Freitreppe, ausgeführt von Maurermeister Ernst Zietz. Emil Neumeister eröffnet eine lithographische Anstalt, die er später zu einer Druckerei erweitert. Zwei Jahre später gibt er die Zeitung „Stammgast“ heraus. Otto Beetz ist neuer Bürgermeister, der in Neustadt bei Coburg Stadtschreiber war. Er schafft wunderbar viel Neues und vergißt dabei auch seine Vorteile nicht. (Wasserleitung erhalten wir, auch Abwasserkanalisation, sogar einige Bürgersteige, ein Elektrizitätswerk und die Dampfmolkerei). So geht das gut bis 1920.


1895: 2.024 Einwohner in 234 Wohnhäusern werden in der Stadt erfaßt. Seit dem 01. Juli hat der Ort eine Krankenschwester, die Diakonisse Emmy Lichtenheld. Am 12. September wurde der Schieferarbeiter Lauterbach an der Herrenwiese erschossen und teilweise verbrannt aufgefunden. Es lag wohl ein Zwischenfall beim Wildern vor. Er wurde nach Lehesten ins Bahrhäuschen geschafft, dann aber wieder nach Lichtentanne, wo man ihn im Spritzenhause sezierte.

Am 22. November ertrinkt ein Schulknabe im Ehrlichsteich. Es ist der Sohn vom Schieferarbeiter Richard Arnold aus der Neustadt.


1896: Edmund Bauer, in Sonneberg geboren, kommt als Lehrer zu uns. Die Post zieht in Räume des neuen Hauses von Bernhard Neumeister. Seit Oktober haben wir als Hebamme die Ida Neumeister, eine geborene Fick.


1897: Zu Ostern ist Oberaufseher Wilhelm Neumeister 50 Jahre Mitglied des Kirchenchores. Der Bau einer Hochdruckwasserleitung wird beschlossen. Dazu dient der Kauf einer Quelle, die sich auf dem Grundstück des Ökonomen und Weißgerbers Bernhard Neumeister am Ludwigstädter Weg befindet. In der Stadt werden Zapfstellen zur Wasserentnahme und Hydranten für die Löschwasserversorgung vorgesehen. Für die ausreichende Versorgung der Neustadt faßt man drei weitere Quellen.


1898: Am 20. Mai ertrinkt die Frau des Papiermühlenbesitzers Robert Seidel im Bache hinter der Mühle. Am Sonntag dem 22. Mai macht der Rentner Heinrich Hahn, ein lustiges Lehestener Original, seinem Leben durch Selbstertränken im unteren Ehrlichsteich ein Ende. Gründe wurden uns nicht bekannt. Zum ersten Male in der erdenklichen Geschichte lässt sich hier bei uns ein Tierarzt nieder. Franz Eggert. Leider für nur kurze Zeit. Im Verhinderungsfalle vertritt den Veterinär der kundige Uhrmacher Ludwig Weber. Die Fleischbeschau aber besorgt der Kriegsinvalide Reinhold Mattheß.

Zwischen diesem Jahr und 1921 haben wir für jeweils kürzere Zeiten folgende Lehrer: Kaspar Hanneshagen, Otto Kuchenbäcker, Georg Büchner, Ernst Walther, Käthe Schimpf, Walther Treuner, Helene Bauer, Emilie Köcher, Paul Opitz, August Schmidt, Reinhold Sorge, Margarethe Winkler, Hedwig Unbehaun, Margarethe Lipfert, Walther Höfer, Ludwig Kost und Alfred Möller. Einige von Ihnen werden über das Jahr 1921 hinaus bleiben.


1899: Am 05. und 06. Mai furchtbares Schneewetter. Am 20. Juni ein sehr schweres Gewitter. Das Errichten einer Turnhalle in der Langen Gasse (Breite Straße) beginnt. Pfarrer Boesemann wird nach Schalkau versetzt. Dafür kommt Pfarrer Hermann Scheller zu uns. Seine vorige Stelle war in Großgeschwenda.


1900: 14. bis 16. Mai ein großes Schneewetter bei Nordostluft. Zu Pfingsten feiern wir die Einweihung der Turnhalle des Turnvereins. Am 27. Juli, kurz vor 2 Uhr, brennt das in der Langen Gasse / Breite Straße liegende Haus Nr. 94 ab, das dem Schieferarbeiter Hermann Fiedler und der Witwe Ida Martin gehört. Lehesten begrüßte bei der vorigen Geburt den 2.151sten Einwohner. Bürgermeister ist Otto Beetz.

Ein Pfund Brot kostet 11 Pfennige, Rindfleisch 65 Pfennige, Schweinefleisch 70 Pfge., Kalbfleisch 60 Pfge., ein Ei 6 Pfennige. (0,06 Mark). Der durchschnittliche Arbeitslohn eines Schieferarbeiters beträgt 3 Mark (Zeiteinheit nicht angegeben, vermutlich aber „je Arbeitstag“).

Im Oktober erreicht uns eine Masernepidemie mit bösartigem Charakter.


1901: Vom 20. März für drei Tage heftige Nordoststürme, so daß der Bahnverkehr und die Arbeit in den Schieferbrüchen ruhen. Das alte Schulgebäude von 1823, nach dem Großen Brande errichtet, ist nicht mehr tauglich und deshalb wird ein neues, größeres gebaut. Die Zeitung „Stammgast“ heißt vom Juni an „Lehestener Zeitung“.


1902: Im April Grundsteinlegung für den Aussichtsturm auf dem Wetzstein – ein Volksfest.

28. Dezember, 4. Weihnachtsfeiertag: Am Abend 10 Uhr, brennt die Gaststätte „Weißer Schwan“, also der Webersche Gasthof ab, genau wie die Nachbarhäuser von Emil Neumeister, Nr. 79 und von Traugott Pantzer, Nr. 81 a. Es war gerade Ballnacht. Schauerliche Stunden mit Sturm (Flugfeuer), Regen und Glatteis. Der Feuerwehrmann Dreßel verunglückt bei Einreißarbeiten am Weberschen Hause wegen eines herabstürzenden Balkens tödlich.


1903: 26. Januar: Einweihung des Schulneubaus gegenüber der Oertels-Schule.

Am 02. April stirbt der Schieferbruchbesitzer Carl Oertel. Aus dem Spendennachlass des verstorbenen Commerzienrates wird eine Kleinkinderschule gestaltet und das Krankenpflegewesen der Stadt verbessert.

Am 07. Juni wird die auf dem Oertelsbruch wohnende aber schon längere Zeit als abgängig geltende Ehefrau Lina Neumeister, an der Straße vom Kießlich nach der Bayerischen Grenze, erfroren aufgefunden. - Das öffentliche Telefonnetz erreicht jetzt im Sommer auch die Stadt Lehesten. Mit dieser Neuheit kommt auch der schnellste Bote nicht mehr mit.


1904. 31. Juli: Erbprinz Bernhard mit Gemahlin besuchen Lehesten. Zum Ende des Jahres eröffnet Franz Guth aus Jena eine Dampfmolkerei, verbunden mit einem Elektrizitätswerk.


1905: Am 07. Mai pflanzt der Turnverein hinter der Turnhalle anlässlich des 100sten Todestages von Johann Friedrich Schiller, die Schiller-Gedenk-Linde.

Di., 20. Juni, 1.30 Uhr: Die Apotheke von Küster, die Heubachsche Bierhalle von Oscar Neumeister und die Scheune von Ernst Peetz sinken in Asche und die Haustiere verbrennen. Im Juli brennt der Dachstuhl bei Richard Ellmer am Teichdamm. Brandstiftung wird vermutet.


1906: Die alte Abtsche Papiermühle, nahe der Zeiselmühle, geht an Arno Ellmer, aber nur für fünf Jahre, bis der Schwede Palm sie für kurze Zeit betreibt. Im Saale des Gasthofes „Zum goldenen Pantzer“ wird von der Fa. Martinsen aus Berlin eine Zigarrenfabrikation eingerichtet. Eine neue Apotheke ist als massiver Bau erstanden. Sie wird aber nur bis 1914 Bestand haben.

Am 16. August kommt der Maschinist Heinrich Neumeister auf des Webers Schieferbruch ins Maschinengetriebe und findet bei diesem Unfall einen viel zu frühen Tod.


1907: Pfingsten, am 19. Mai: Regen, Schnee und 3 Grad Wärme. Hans Bergmann lässt sich zum Zahntechniker ausbilden, um hier besser helfen zu können. Zwischen Lehesten und Wurzbach wird erstmals eine private Busverbindung eingerichtet, die aber zum Beginn des Weltkrieges eingestellt werden wird. Diese schrecklichen Kriegsumstände ahnt aber zur Zeit noch niemand.


1908: Ostern, 19. April, Kälte und Schnee. Am Mittwoch, den 20. sehr schweres Gewitter mit Wolkenbruch – der Markt gleicht einem See. Den 03. Juni ertrinkt eine Tochter des Schuhmachers und Kirchdieners Max Langbein im Herrenteich.

18. Oktober: Frost mit - 6 Grad R. Die Aepfel gefrieren an den Bäumen.


Weit nach 1900: Ehrenbürger von Lehesten wird der Baurat Prof. Alfred Neumeister (1855 – 1927). Er wurde in Lehesten geboren, arbeitet aber vorwiegend in Karlsruhe. Für seine Vaterstadt hat er viel getan.


1909: Pfarrer Scheller betreut inzwischen seit Jahren die Kirchgemeinde. In diesem Jahr erhält die Kirche eine Luftzirkulationsheizung (mit finanzieller Unterstützung des Herzogs zu Meiningen). Die vielen anderen notwendigen Reparaturen und Ergänzungsarbeiten werden nach den Angaben des vorgenannten „Lehestener Sohnes“, Herrn Prof. Neumeister ausgeführt. Viele der Holzbauarbeiten erledigen die Tischlermeister Arno und Paul Ellmer. Die neue Orgel, von Sauer aus Frankfurt an der Oder, wird nach Fertigstellung am 20. November von Kirchenmusikdirektor Köhler aus Saalfeld geprüft und mit dem Prädikat „ausgezeichnet“ belegt. - Ein prächtiges, zum Teil von der Gemeinde selbst erarbeitetes, Weihnachtsgeschenk.


1910: Am Dienstag, dem 14. Juni ein furchtbares Gewitter von 3 bis 7 Uhr nachmittags. Der Blitz schlägt öfter ein, auch in die elektrotechnischen Leitungen. Großer Schaden auf den Feldern durch wolkenbruchartigen Regen. 22. Juli: Mitternächtliches Gewitter mit orkanartigem Sturm, der viele Bäume beschädigt. Am Freitag, dem 29. Juli, legt Arno Ellmer in seinem Vaterhaus von Richard Ellmer am Teichdamm Feuer, wird gesagt. Der entstehende Brand wird aber noch entdeckt und gelöscht. Am 17. August: Einquartierung preußischer Telegraphiesoldaten. 37 Leute, 17 Pferde und Bagage. Eröffnung der Dachdeckerschule am 17. Oktober in Lehesten.


1911: Am 11. Januar ertrinkt der Schuljunge von Wilhelm Löffler beim Schlittschuhlaufen nach dem Einbrechen durch das Eis des Herrenteiches. Sa., 25. Nov. (vor dem Totensonntag) brennen verschiedene Gebäude ab, deren Vernichtung schon durch „Brandbriefe“ angekündigt worden war. Eine Tochter des Glasers Jahn springt aus dem Fenster, weil die Innentreppe schon brennt, geradewegs dem Schutzmann Louis Mattheß in die Arme, so dass es für sie glimpflich abging. Das Waltersche Geschäftshaus und die Hornsche Bierstube sind ebenfalls vernichtet.


1912: Mo., 25. November: Feuer in der Bahnhofstraße. Die Häuser vom Weißgerber Bernhard Neumeister, Nr. 62; Otto Langbein, Nr. 63 und Reinhold Dreßel, Nr. 63 1/2, brennen ab.


1913: Der Ratsgarten verliert Bäume und erhält dafür Ziersträucher. Es wird wieder ein wahrer Schmuckplatz. - Unser Pfarrer Scheller wird nach Wasungen abgezogen. Vier Jahre später wird er wegen eines Lungenleidens diese Welt verlassen. Ihm folgt, also zu uns, Prediger Ernst Heyl aus Hildburghausen, der bis 1921 bei uns bleiben wird. Am 20. September überfliegt erstmals das Luftschiff von Graf Zeppelin unsere Aue. Am 18. Oktober Jahrhundertfeier zum Gedenken an die Völkerschlacht zu Leipzig. Auf dem Schmuckplatz am Ehrlich wird dieserhalb eine Eiche gepflanzt. Weiherede dazu von Pfarrer Heyl. Abends Freudenfeuer und in der Turnhalle ein Festabend.


1914: Mittwoch, 29. Juli 1914: Massive Kriegsgerüchte treten auf. Sonnabend, 01. August: Ausbruch des Krieges mit Rußland. 02. August: Erster Tag der Mobilmachung. Szenen des Jammers und der Bekümmernis beim Einrücken. Die Aufregung steigert sich täglich durch die Kriegsausweitung gegen Frankreich, Belgien und England. Allerlei Siegesfeiern zwischendurch. Einrichtung einer Jugendwehr für die Vorbereitung auf den Kriegsdienst.

24. August: Feier des ersten großen Sieges in Frankreich. Am 27. September Vaterländischer Abend in Webers Saal. Schulkinder stricken wärmende Sachen für die Männer im Felde.

26. Oktober: Feier zum Sieg über die Russen bei Lodz.


1915: Mitte Februar: Siegesnachrichten aus Ostpreußen. 04. Mai: Feier des Sieges über die Russen in den Karpaten. 26. September: Öffentliche Aufstellung eines Eisernen Kreuzes auf dem Marktplatz (später in die Kirche umgesetzt). Letztmaliges Siegesläuten, wegen des Falls der rumänischen Hauptstadt Bukarest.

Während der Kriegsjahre ist es erforderlich, eine weibliche Feuerwehr zu bilden.


1916: 26. Mai nachmittags, ein schweres Gewitter mit Hagel und starkem Regen, so daß es schwemmt.19. Oktober Schnee und Frost. Die Aepfel an den Bäumen erfrieren. Im Oktober verunglücken zwei Geschwisterkinder des Mühlenbesitzers Emil Klimper im Getriebe der Mühle tödlich. Man nimmt an, dass sie Messer scharf schleifen wollten.


1917: Im ganzen Monat Juni das Wetter schön und schließlich beängstigend trocken, so daß alles (die Ernte auf dem Halm) verbrennt.

Am 24. Juni: Glockenabschied durch Pfarrer Heyl. Die Glocken aus Bronze müssen im Turm zerschlagen und das Metall für Kriegszwecke abgeliefert werden. Nur noch das Feuerglöcklein wimmert und die vollen Stunden können nicht mehr angeschlagen werden. - Reiche Kirschernte.

Im Herbste viele Pilze im Walde. Am 24. und 25. Oktober starker Schneesturm.


1918: Am 11. und 12. Januar furchtbare Schneestürme, an der Schule eine Windwehe aus Schnee von seltener Größe. Notlandung eines Militärflugzeuges südlich unserer Stadt.

Aus der Menge der im Ersten Weltkriege gefallenen Söhnen der Stadt Lehesten, werden auch aus unserem Familienverband für immer fehlen: Ernst Matthess, geb. im März 1894, gefallen am 25. Juli 1915 und Max Neumeister, geb. am 23. Januar 1881, gefallen am 17. Oktober 1918, ferner Hugo Fiedler und Willi Neumeister. Insgesamt waren es aber aus den Lehestener Familien 68 Soldaten, die ihr Leben „auf dem Felde der Ehre“ lassen mussten und derer wir gedenken.


1919: Späte Feldbestellung wegen anhaltender Kälte, infolge dessen auch eine verzögerte Ernte. Großartige Kirschen- und Beerenernte, auch schwarze Beeren (Heidel- oder Blaubeeren) in Unmengen. Am 09. und 10. Oktober Eintritt von Kälte und Schnee – es waren natürlich noch viele Kartoffeln und selbst auch Getreide draußen.

24. Dezember: Christmette mit Weihe des neuen Geläuts, aus Glocken von Klangstahl bestehend, die den vollen wohltönenden Klang der alten Bronzeglocken aber nicht ersetzen können. Wir Gedenken nun offiziell der Söhne unserer Stadt, die aus diesem Kriege nicht wieder in die Lehestener Heimat zurückkehren. Es sind die 68 Kriegsopfer:

- Arno Friedrich, - Leopold Friedrich, Paul Friedrich (drei Brüder), - Walter Funk, - Werner Funk, - Franz Emmert, - Otto Emmert, - Oswald Greiner, - Karl Greiner, - Kurt Hauck, - Fritz Hauck, - Viktor Korn, - Emil Korn (jedesmal Brüder), - Rudi Wehner, - Ernst Goller, - Ernst Sesselmann, - Richard Josiger, - Max Greiner, - Adolf Krummholz, - Richard Hofmann, - Kurt Peetz, - Reinhard Lemnitzer, - Otto Müller, - Albert Dreßel, - Ernst Mattheß, - Schwester Lina Hermann, - Arthur Oeser, - Ernst Rockstroh, - Hugo Fiedler, - Richard Schönheit, - Wilhelm Herbst, - Walter Beetz, - Walter Hauptmann, - Otto Trost, - Hermann Martin, - Ernst Grieser, - Fritz Rödel, - Rudolf Grieshammer, - Paul Neundorf, - Lorenz Langbein, - Paul Opitz, - Paul Anschütz, - Emil Grießbach, - Hans Rödel, - Viktor Rödel, - Gustav Schnorr, - Otto Degel, - Albert Hauptmann, - Fritz Jahn, - Christian Huck, - Arno Jakob, - Willi Söllner, - Wilhelm Schmidt, - Adolf Rockstroh, - Fritz Rockstroh, - Emil Martin, - Hermann Geißler, - Hermann Eckert, - Ernst Ziegler, - Alfred Zschach, - Max Neumeister, - Willi Witzgall, - Berthold Escherich, - Otto Hertwig, - Paul Schuberth, - Ottokar Löffler, - Hans Peetz und –- Willi Neumeister.


1920: Mo., 05. März: Arbeitseinstellung in allen Betrieben und revolutionärer Umzug, wegen des Kapp-Putsches. Aus irgendeinem Grunde richtet Bürgermeister Otto Beetz die Waffe auf sich und sich damit hin. Morgens in seinem Bett. Neuer Bürgermeister wird Max Obenaus aus Magdeburg. 2. Bürgermeister ist Tischlermeister Hermann Krauß, Stadtkämmerer Fritz Müller. Die Hitzigmühle am Teich, erhält nach dem Verkauf, die neue Bezeichnung „Wolfsmühle“. Sie ist eine Mahl- und Schneidmühle. Am Sonntag, dem 04. Juli, geht eine halbe Stunde vor Mitternacht ein schweres Gewitter über Lehesten hernieder. Am 04. Dezember erleidet der jugendliche Schlosser Kurt Bauer, von hier, im Rehbachstollen durch Ersticken und mit Verbrennungen seinen ungewollt frühen Tod.


1921: Über die Folgen des Weltkrieges für die Stadt, hinterlegt Sanitätsrat Dr. Peetz einen Bericht in den Turmknopf unserer Kirche, datiert vom 17. Sept. 1921. Er berichtet unter anderem von den Teuerungen, auch vom Verfall der Sitten. Vikar ist Wilhelm Eggers aus Saalfeld.


- Hiermit endet die Aufzeichnung über die geschichtlichen Ereignisse -


Das Wappen unserer Stadt: „In Gold, eine stilisierte bewurzelte Tanne mit braunem Stamm“. Die Fahne der Stadt trägt die Farben grün und weiß.


Straßennamen: Schon im Grundbuch des Jahres 1737 finden sich Straßennamen, die zum Teil auch heute erhalten sind: Kurze Gasse, Markt, Bärmannsgasse, Kirchgasse, Zinkenwehr (auch Zinkengasse), Oberer Winkel, Lange Gasse (auch Friesengasse).


Flurnamen: In der gleichen Zeit treten folgende Flurnamen auf: Hofwiesen über der Stadt, Hofäcker, Friesenwiesen, Mühlhügel, Mühlberg, Am Wehnerbühl, Au, Bergelänge, Am Grund, Schieferberg, Rauschenbach, Kraußenzippel, Alter Haw / Hau, Schönau, Kießlich, Unnütz, Am Birkigt, Hinter der Kirchen, Anspann, Matzengeschwende, Günzelsbach, Steinbühl, Rehbach (auch Regbach), Binsen, Glockenbach, Zum Heubach (am Knick), Rohrbach, Frankenthal, Schönaugrund, schwarze Sutte und Kreppbach.


Einige Hinweise zur Sprache:

In ostfränkischer Mundart wird der Name unserer Stadt üblicher Weise „Läh'stn“ gesprochen. Allerdings variiert die Aussprache verschiedener Wörter auch innerhalb der Region, mitunter schon von Ort zu Ort.

Die alte Lehestener Mundart war eigentümlich aus thüringischen und fränkischen Einwirkungen hervorgegangen. Endvokale und z. T. auch Silben wurden üblicher Weise fortgelassen, z. B. „Hul mei Mitz os dar Stub = hole meine Mütze aus der Stube.“ - „Es ist viel Schnee kommen“.

Zu den besonderen heimischen Wörtern gehören z. B. Kaulen (kullern, rollen), belzen (werfen), rehlen (laut schreien), rammeln (schnell springen), allmeiläddig (all mein Lebtag), gälte / gälle (nicht wahr?), siechterlich (wahrhaftig), Henschig (Handschuh), Hoderle (Kopftuch), Motschel / Mutschel (Fichten- und Tannenzapfen). Und solcher Bezeichnungen gibt es aber viel mehr.


Einige wenige ausgewählte alte Mahlzeiten, dargestellt in heimischer Mundart:

- Zum Friestick:

Ä Knittel Brot mit frischer Blutworscht.


Ä Rungsen Brot und ä Trumm Sausack.

Brot mit Backstänkäs'.



Eine dicke Scheibe Brot mit frischer Blutwurst.

Ein Brotende / -Kanten, bzw. ein dickes Stück Brot

mit Schweine-Presskopf im Saumagen.

Brot mit Kochkäse.

- Des Mittags:

Griene Kließ mit Broten.

Zudel und Hölberle.

Erdöpfelstampf, auch Zämetgaugele.

Erdöpfelsupp' mit Erdöpfelsstückle

Hefenkließ

Auflaf mit Apfelmus



Grüne Klöße und Braten (ein seltenes Festessen).

Kartoffelpuffer mit Preißelbeeren.

Quetschkartoffeln und Zutaten.

Kartoffelsuppe, u. a. mit Kartoffelstückchen

Hefeklöße, z. B. mit Pflaumenkompott (Zwetschgen)

Süßer, fester Milchreis mit Apfelmus


- Zum A'mtäsen:

Erdöpfel mit Häringsbrieh.

Erdöpfel mit Schmierkäs'.

Eingeschnittene Kließ'.



Kartoffeln mit Heringsbrühe (z. B. vom Brathering).

(Pell-) Kartoffeln mit Quark.

Thür. Klöße, in Scheiben geschnitten und gebraten.



Nachträge:



Auf der Internetseite: www.janecke.name sind einige tabellarische Lebensläufe von Familien aus Lehesten und Umgebung zusammen gestellt. Diese betreffen folgende Familien (der Erstgenannte ist stets der Ehemann, hinter den „Eheringen“, folgt die Ehefrau):


- Blümler oo Fiedler, - Glaeser oo Büttner, - Glaeser oo Hirt,

- Hirt oo Fritz, - Hirt oo Kachelofen, - Hirt oo Matthes,

- Hirt oo Rentsch, - Kachelofen oo Jungcuntz, - Matthes oo Blümler

- Matthes oo Ellmer - Matthes oo Neumeister, - Matthes oo Pan(t)zer,

- Neumeister oo Ellmer, - Neumeister oo Just, - Neumeister oo Rupp.


Ergänzungen zum Vorhandenen sind immer gern gesehen!


Soviel zu den Aufzeichnungen über die weiter zurückliegenden Zeiten.



Wer von den Bürgern der Stadt Lehestens schreibt aber die Chronik vom Ende des ersten Weltkrieges bis heute – und wer wird die Ereignisse der „künftigen Gegenwart“ für die Nachkommen notieren?



Anhang:

Eine Auswahl von Vorfahren des Chris Janecke aus dem Thüringisch-fränkischen Schiefergebirge:


Eine Auswahl von Vorfahren des Chris Janecke aus dem Thüringisch-fränkischen Schiefergebirge


Generation 06

















46

Glaeser,

Johann, Christoph

* Lehesten, 23.01.1802

+ Hamburg, 19.09.1878












oo Hamburg, 25.11.1832

mit




(ihre II. Ehe)

47

Fohrmann, Johanna Magdalena

* Celle-

Neuhäusen

07.10.1803

+ Hamburg 24.01.1872





Generation 07








92

Glaeser

Johann Georg, d. J.

* Gräfenthal, 17.12.1767

+ Lehesten

03.11.1818




oo Lehesten

03.02.1801

mit




93

Hirt, Dorothea

Barbara

* Lehesten

21.11.1778

+ Lehesten

25.01.1803















Generation 08

184

Glaeser

Johann

Georg d. Ä.

* Gräfenthal

1707

+ Lehesten

29.01.1770


oo Groß-neundorf (seine III. Ehe) am

17.01.1760

mit

185

Büttner

Catharina

Barbara

* Gebersdorf

+ Lehesten


------------------


186

Hirt

Johann Heinrich

* Lehesten

21.12.1731

+ Lehesten

07.11.1800


oo Lehesten

16.02.1775

mit


187

Matthes

Susanna Margaretha

* Lehesten

07.08.1751

+ Lehesten

06.01.1803





Generation 09









370

Büttner

Johann Georg,

Bauer zu Gebersdorf

-----------------

372

Hirt

Johann Daniel

* Lehesten

15.12.1696

+ Lehesten

18.02.1771


oo 1728

mit


373

Rentsch

Catharina Margaretha

* Groß-geschwenda

03.03.1698

+ Lehesten

18.09.1775

-----------------

374

Matthes

Johann

Andreas d. J.

* Lehesten 04.11.1712

+ Lehesten

23.04.1756


oo Lehesten 30.04.1743

mit


375

Neumeister

(Sus)-Anna

Catharina

* Lehesten

18.04.1717

+ Lehesten

22.03.1775






Generation 10


744

Hirt, Johann

(Hannß)

* Lehesten

27.06.1655

+ Lehesten

05.03.1727


oo Lehesten 17.11.1689

mit



745

Fritz

Ursula

* Ludwigstadt

03.05.1660

+ Lehesten

05.04.1725


746

Rentsch Johann aus

Groß-geschwenda

oo mit 747

-----------------

748

Matthes d. Ä.

Joh. Andreas

* Lehesten

16.02.1672

+ Lehesten

17.07.1728


oo 1705 mit


749

Blümler

Catharina

*L. 20.4.1679

+L. 6.11.1750



------------------

750

Neumeister

Joh. Nicol

* Lehesten

17.11.1678

+ Lehesten

15.04.1741


oo 1707 mit


751 Ellmer

Agnes(a)

* Lehesten

26.03.1680

+ Lehesten

15.05.1749

Generation 11


1488

Hirt

Nicol

* Wurzbach

1620

+ Lehesten

10.06.1677


oo Lehesten

29.11.1652


1489

Kachelofen

Catharina

* Lehesten

06.05.1618

+ Lehesten

02.02.1667


1490

Fritz, Ulrich

Ludwigstadt




-----------------

1496 Matthes

Joh. Christoff

L.26.02.1629

L 27.02.1700

II. oo Lehest. 26.10.1669

1497 Ellmer

Susanne

* 24.9. 1645


1498 Blümler

Matthes

+ Lehesten

vor 1705

oo 12.6.1676

1499 Fiedler

Margaretha

1641-1719


1500

Neumeister,

Hans d. J. Lehesten


oo Lehesten

24. 10. 1670


1501 Just

Catharina

* Heberndorf

+ Lehesten

-----------------

1502

Ellmer,

Michael

Generation 12


2976 Hirt

Hans

* um 1590

+ Wurzbach vor Novemb. 1652

oo

2977 N.N.

-----------------

2978

Kachelofen

Cuntz

* 1573...83

+ Lehesten

28.11.1632

oo Lehesten

26.10.1602

oo mit 2979

Jungcuntz,

Susanne aus

Lichtau ,-tanne

+ Lehesten

26.11.1632

-----------------

2992 Matthes

Hans d. J.

oo Lehesten

21.02.1615

1993 Pantzer

Margaretha

------------------

2994 Ellmer

Hans Michael

* aus der Zeiselmühle bei Lehesten

(Hier Getreide-und Schiefermühl

oo 13.11. 1610

mit 2995

Bachmann

Ursula

------------------

2996 Blümler

Hans

+ Lehesten vor 1676

2998 Fiedler

Hannß, auf der Fitzeburg

oo vor 1641

2999 Martin, Agnesa

------------------

3000

Neumeister

Hannß, d. Ä. Gemeinde-vorsteher =>


Generation 13


5934 Hirt


* (1560 70)

+ (1610 30)

------------------

5956

Kachelofen

Heinz

* (1550...70)

+ (1600...40)

oo mit

5957

N.N.

-----------------

5958

Jungcuntz

Johann,

Pfarrer zu

Lichtentanne

* (1570...80)

+ (1620...40)

-----------------

5984 Matthes

Hans d. Ä.

* (1560 80)

-----------------

5986 Pantzer

Clauß

-----------------




5988

Ellmer, Hannß

Müller, Amts-schultheiß

----------------

5990

Bachmann

Jobst

(† vor 1610)

-----------------


5992 Blümler

Andreas?

------------------

5996 Fiedler

?

* (1560...80)

* (1600...40)

-----------------

noch zu Gen. 12, Ahn 3000

Neumeister:

* um 1595 in Lauenstein,

Juli 1640,

oo mit 3001

Catherine

Rupp Lehesten,

1596 – 1664