Ehepaar Sotscheck oo Zinnow

Das ist die Priesterstraße in Nowawes. Hier habe ich meine Kinderzeit durchlebt. Wir sehen die Straße, wie sie im Jahre 1903 aussehen wird. Viele der Kolonistenhäuser, die um 1750 errichtet wurden, sind dann, nach rund 150 Jahren, schon wieder verschwunden oder umgebaut. Zeichnung: Otto Thomasczek, 1903.
Genauso, wie dieses Zweifamilien-Kolonistenhaus, sah damals das Gebäude in Nowawes auf Parzelle 60 aus, in dem ich am 8. November 1835 geboren wurde. Meine Eltern hatten es von den Sotschecks gekauft, die es als Flüchtlinge aus Böhmen 1760 vom König übereignet bekamen. Ab 1853 wird dann die Parzelle 60 als Grundstück Priesterstraße 18/19 benannt werden und nach 1945 sagt man zum gleichen Grundstück: Karl-Liebknecht-Straße 23/24. Dann ist die hier gezeigte Bebauung aber inzwischen eine wesentlich veränderte.
Zeichnung (nach dem Haus Lindenstraße 8 als Muster): Baugewerkschule Berlin 1925/26.
Von meinen Eltern wird dieses ursprüngliche übliche fünfachsige Haus später mittels zweier Anbauten wesentlich erweitert. Zeitweilig wohnten noch andere Leute mit darin und dann schufen meine Eltern für Onkel August Gericke, ihren Schwiegersohn, nach seinem schrecklichen Unfall am Flatowturm, eine Tischlerei-Arbeitsstätte im rechten Anbau des Hauses.
In der Familie unseres verehrten Pastors Stobwasser bin ich als Dienstmädchen tätig.
Schon aus einiger Entfernung grüßt uns der Turm der Kirche des Dorfes Fahrland.
Das Pfarrhaus, meine Arbeitsstätte, steht so, wie ihr diese hier seht, schon langzeitig nicht mehr! (Chris las Fontane und ließ seinen Stift von der Eingebung führen).
Eine Bibel – mein Geschenk zum Doppelgeburtstag meiner Eltern. 1857.
Die Bibel-Widmung für meine Eltern, von der Hand des Pastors Stobwasser eingetragen.
In einem der Kolonisten-/Weber-Häuser der Nowaweser Lindenstraße wurde Gottlieb Sotscheck, jun. am 17. Januar 1838 geboren. In welchem der Gebäude, ist nicht überliefert aber die Bauten sahen sich ja alle sehr ähnlich. Der Gottlieb ist mein künftiger Verlobter.
Als Muster für die Zeichnung diente das Haus Lindenstraße 8. Baugewerkschule Berlin, 1925/26.
So wird die Lindenstraße in unserem Ort 66 Jahre später, im Jahre 1904, aussehen. Viele der ursprünglichen Kolonistenhäuser mussten großen Gebäuden weichen. Zeichnung: Otto Thomasczek, 1904.
So wird mein jetziger Verlobter, dann als mein Ehemann, in einigen Jahren aussehen.
Meine kleine Schwester Alwine Pauline heiratet im August 1864 in der Friedrichskirche den August Dittwaldt – dort, wo wir Kinder damals unsere Taufe erhielten. Und bald werde auch ich hier mit Gottlieb vor dem Traualtar stehen.
Zeichnung: Richard Janecke
Hier könnt ihr die Stationen meines Lebensweges anschauen. Von Nowawes nach Fahrland, dann nach Liebätz. Kurze Zeit in Luckenwalde und die zweite Lebenshälfte in Berlin.
Unsere Wege nach Liebätz. Wir allerdings sind auf diesen mit unserem Umzugsgut im verschneiten Januar 1865 unterwegs. Es ist unsere Hochzeitsreise.
Rast für Pferde und Menschen in Blankensee.
So also sieht das Dorf Liebätz von oben aus, das meine zweite Heimat als Ehefrau des Lehrers und Küsters sein wird.
Das Rundlingsdorf in späteren Jahren.
Hier im Dorf Pankow bei Berlin ist inzwischen mein verehrter Pastor Stobwasser als Seelsorger tätig. Es wird seine letzte Wirkungsstätte sein.
Sehr viel neues gibt es für uns in Berlin zu sehen:
Die erste elektrische Straßenbahn, 1881 in Lichterfelde bei Berlin.
Ein mit Dampf angetriebener Kutsch-Wagen, Berlin 1880
Motor-Droschke, 1889 in Berlin
Meine jüngere Schwester Alwine Pauline Dittwaldt inmitten ihrer Kinderschar.
Meine Schwester und August Dittwaldt in späterer Zeit – zu ihrer Silberhochzeit.
Unser ältester Sohn Johannes, 23-jährig, mit seiner Ehefrau Johanna, geborene Ranke
Unser zweites liebes Kind „Marie“ in der Blüte von 21 und 22 Jahren. Schon bald wird der Georg Friedrich Bauer sie heiraten.
Unsere flinke, fleißige Tochter Elisabeth.
Unsere gute Tochter Martha mit ihrem Mann Starkloff.
Unsere zarte Schönheit. Tochter Johanna
Als Otto Gericke in den Jahren 1911/1912 in der Nowaweser Priesterstraße auf dem Teil Nr. 19 der ehemaligen gemeinsamen Parzelle 60 das große Wohn- und Geschäftshaus errichten ließ, ist vom Elternhaus, unserem Geburtshaus, nur noch die knappe Hälfte auf dem Grundstück Nr. 19 bestehen geblieben. Der größere, der linke Teil, wurde im Interesse der Neubebauung abgerissen.
Es ist jedoch möglich, den Anbau mit Stube und Kammer noch nach dem Jahr 2000 als „Weberstübchen“ zu besichtigen. So könnt ihr auch später ermessen, wo und wie wir etwa gelebt hatten.
Und das bin ich, Auguste, die euch diesen Lebensbericht geschrieben hat.

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