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Zur Ahnenliste „Janecke“ gehörend


Prof. Dr. Walter Ernst Sauerlandt (1899–1982)

und seine Ehefrau

Dr. rer. pol. Christel Maria Dittwaldt (1905–etwa 1984)


Kurz-Lebenslauf

Ein Beitrag zur Familienforschung und Heimatgeschichte


Autor und Kontaktpartner für Fragen, Meinungen und Ergänzungen: Chris Janecke,

Stand der Bearbeitung: Dezember 2020, E-Mail: christoph@janecke.name


Wenn du Interesse hast, mehr darüber zu lesen, was sich in dieser Zeit im Leben der Menschen abspielte, so sieh’ bitte auch in die Dokumentationen „Zeitgeschichte“ und „Zeitgenossen“.


Wegweiser für die Beziehung zwischen den Hauptpersonen dieser Niederschrift und den heute lebenden Personen dieses „Familienzweiges“.

Man kann diese Liste auch gern von unten (aus der Gegenwart) nach oben lesen.


Generation

Zeitraum


Namen des jeweiligen Ehepaares

07

1775 bis ?

Samuel Ludwig Dittwald oo Hanna Luise Weiß(e)

06

1801 bis 1879

Carl Ludwig Dittwald oo Karoline Wilhelmine Schulze

05

1837 bis 1913

Karl Ludwig August Dittwaldt oo Alwine Pauline Zinnow


04


Die fünf Dittwaldt-Kinder der Obigen, darunter auch die beiden Geschwister:

1869 bis 1953

P. Klara Antonie Dittwaldt oo Karl Friedrich August Janecke

Carl Gustav Max Dittwaldt oo Margarethe Goeritz

03

1899 bis 2003

Der Sohn der Obigen

Alfred Richard Janecke oo Anne-Marie Sommer

*

*

*

Die Tochter der Obigen

Christel Dittwaldt oo Walter Sauerlandt

02

1945 bis

Der Autor dieser Niederschrift – Chris Janecke

01


Die Söhne des Autors

(zu näheren Angaben besteht ein noch gewünschter Datenschutz)



Mach’ es wie die Blümelein, strebe zur Sonne, zum Licht,

achte der Stürme und Wetter nicht. Ob lockeres Erdreich,

ob felsiger Spalt, fassen sie Wurzeln mit zäher Gewalt

und grünen und blühen. Danach sollst du trachten:

Eig’ne Rechte mild zu üben, fremde Rechte streng zu achten.


Emanuel Geibel





Das Ehepaar (in der Generation 03)

Prof. Dr. Walter Ernst Sauerlandt oo Dr. rer. pol. Christel Maria Dittwaldt





Vater:

Generation: 03 / Ahn:



Mutter:

Generation: 03 / Ahnin:

Name:


Prof. Dr. Sauerlandt

Dr. rer. pol. Dittwaldt

Vornamen:


Walter Ernst

Christel Maria

Deren

Eltern,

Generation

04


Väter:


Max Carl Ernst Sauerlandt,

Chemiker, Fabrikdirektor

Carl Gustav Max Dittwaldt (*Berlin 1874 bis † Lüneburg 1953.)

Ingenieur für Maschinenbau, Amtmann der Deutschen Reichsbahn


Mütter:


Margarethe Goeritz


Geboren:


Flurstedt, Kreis Weimar (Thüringen) am 24. September 1899

In Berlin oder in Deutsch Eylau am
02. August 1905.


Taufe:




Beruf / Stand oder Gewerbe:


Wissenschaftler des Ackerbaus


Nähere Angaben aus Platzgründen im Anschluss an diese Liste.

Politik-Wissenschaftlerin,

Dr. der Staatswissenschaften


Wohnanschriften vor der Ehe:



- 1905 bis 1922: Deutsch Eylau,

- bis um 1925: Königsberg (Pr.), Bachstraße

25 a, Erdgeschoss,

- um 1935: Königsberg, Tragheimer

Pulverstraße 18 / 19


Eheschließung:

(Standesamt)


Zwischen 1935 und 1938 (möglicher Weise in Königsberg oder in Landsberg an der Warthe)

Trauung:


Um / nach 1935

Wohnanschriften, gemeinsame:


Zwischen 1939 und 1945 in Österreich:

um 1940: Winkel (wahrscheinlich bei St. Pölten nahe Säusenstein, dem Arbeitsort),

1942: Petzenkirchen, Niederösterreich,

Ab etwa Mitte 1945: Niederschneiding, Post Münchshofen, Bezirk Straubing, Niederbayern.

Ab November 1946: Haidenburg über Vilshofen, Niederbayern,

1948 bis nach 1953: 020 b Braunschweig-Völkenrode, Post Watenbüttel, später, bis 1964: 020 b Braunschweig, Bundesallee 50, (Dienstwohnung)

1964: Kassel-Wilhelmshöhe, Am Eichelgarten 2,

1978 bis zum Lebensende: Altenheim Kassel-Wilhelmshöhe, Im Druseltal 12, das „Augustinum“ am Bergpark Wilhelmshöhe, nahe am Schlosspark.


Tod / Gestorben:

Bestattet:

Kassel (BRD), Im Druseltal 12, am 26. August 1982,

im Alter von fast 83 Jahren.


Kassel, Altenheim, Im Druseltal 12, etwa um 1982 ... '84.

Christel Dittwaldt:

Der persönlichen (schriftlich erhalten gebliebenen) Nachrichten von und über Christel Dittwaldt - Sauerlandt sind es aus verschiedenen Gründen in den Händen des Autors nur wenige. Wir wissen, dass sie um 1932 eine Abhandlung schrieb, über die „Möglichkeiten und Grenzen einer Lohnsteigerungspolitik mit besonderer Berücksichtigung der gegenwärtigen Lohndiskussion“

(... ausgangs der Weltwirtschaftskrise). Erschienen in den „Volkswirtschaftliche Studien“, Heft 39, Berlin 1933. Möglicherweise berührte dieses Themenspektrum auch ihre Dissertationsarbeit.

Im „Einwohnerbuch von Königsberg“, dem Adressenverzeichnis von 1935 ist eingetragen, dass Christel Dittwaldt Verbands-Geschäftsführerin ist und in Königsberg, Tragheimer Pulverstraße 18 / 19 wohnt.



Walter Sauerlandt: Die Darstellung meines Werdegangs in Stichworten

1899

Geburt in Flurstedt, Kreis Weimar (Thüringen) am 24. September 1899.

Ab 1907

Schul-Besuch.

Realgymnasien in Strausberg bei Berlin und in Apolda (Thüringen).

Wohnen in den Schul-Internaten.

1919

Ostern: Ablegen des Abituriums in Apolda.

1919–1921

Zwei Jahre währende Landwirtschafts-Lehre auf dem Rittergut Buttelstedt bei Weimar, beim Pächter des Grundbesitzes, Herrn Drewenstedt.

1921

Nach Ostern: Beginn des Studiums der Chemie und der Landwirtschaft in Jena unter den akademischen Lehrern: Busch, Detmer, Eller, Gutbier, Hirsch, Hüttig, Immendorf, Kaufmann, Knorr, Linck, Plate, Renner, Schneider, Spangenberg, Wien und Winkelmann.

1925

Fortsetzung des vorgenannten Studiums in Leipzig und dabei auch Tätigkeit im Institut für Bakteriologie und Bodenkunde der Universität Leipzig unter den Universitätslehrkräften: Bachmann, Hantzsch, Koßmat, Löhnis, Meisenheimer,
Wo. Ostwald, Rassow, Rinne, Ruhland, Stobbe, Weigand, Wiener und Zade.

1927

Examen für den Abschluss als Diplom-Landwirt.

1928

Studium der Landwirtschaft an der Technischen Hochschule in Danzig.

Kürzere Studienaufenthalte bei - Prof. Neubauer in Dresden, - Prof. Niklas in Weihenstephan, - Frau v. Wrangell, in Hohenheim.

1929

Promotion zum Dr. phil. an der Universität in Leipzig mit dem Thema: „Untersuchungen über Bildung und Zersetzung von Humus im Stalldünger und im Boden.“ Mein Doktorvater ist der Bodenbakteriologe Prof. Dr. Felix Löhnis (* 1874 Dresden bis † 1930 in Leipzig).

1930–1932

Tätigkeit im Landwirtschaftlichen Institut der Technischen Hochschule Danzig, bei Herrn Prof. Dr. Otto Eberhard Heuser. (Heuser war von 1924–1933 Hochschul-Lehrer in Danzig, ging anschließend zur Uni. München. Ein geistiger Austausch zwischen Heuser und Sauerlandt bestand bis über die Nachkriegsjahre hinaus).

Mai 1932: Abschluss als >Diplomlandwirt< mit dem Prädikat: Auszeichnung.


(Diese Reihung ist dem Zusammenstellenden nicht völlig klar geworden: Siehe Examen Diplom 1927, dann Promotion 1929, anschließ. Diplom 1932 – Angaben aus verschiedenen Quellen des Internet).

1932–1935

Arbeit im Pflanzenbau-Institut Königsberg / Pr. (= Ostpreußen) als Wissenschaftlicher Assistent bei Herrn Prof. Dr. Eilhard Alfred Mitscherlich (der hier bereits seit mehr als zwei Jahrzehnte wirkte).

1935: Habilitationsschrift: „Untersuchungen über die pflanzenphysiologische Bewertung der Phosphorsäure in den wirtschaftseigenen Düngemitteln“, an der Philosophischen Fakultät der Albertus-Universität Königsberg / Pr.

Ende 1935–1938

Leiter der Abteilung Versuchswesen im Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung an den Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalten in Landsberg an der Warthe.

Privat

In dieser Zeit (wahrscheinlich zwischen 1935 und 1938) Eheschließung mit

Frau Dr. rer. pol.* Christel Maria Dittwaldt. *) Doktor der Staatswissenschaften.


Der Ort der Heirat ist noch unklar. Eventuell in Landsberg oder wahrscheinlich Königsberg (Ostpreuß).

1938–1945

Während des Zweiten Weltkrieges: Emigration nach Österreich.

Professor an der Reichsforschungsanstalt für alpine Landwirtschaft in Säusenstein (Österreich). Es entsteht 1940 eine Abhandlung zur Frage der Untersuchung und Beurteilung organischer Düngemittel / Die rechnerische Auswertung von Humusdüngeversuchen.

Während jener Zeit dort auch zum Militärdienst eingezogen.

1945–1947

Rückkehr aus Österreich nach Bayern. Leben in Untermieter-Verhältnissen. Wahrnehmung von Gelegenheitsaufgaben.

Versuche der Beratung bayerischer Bauern zu Ackerbau und Düngewirtschaft.

Vorbereitung eines Fachbuches.

1948–1964

Tätigkeit an der Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Völkenrode bei Braunschweig. Diese wurde in der Nachkriegszeit unter vielen Mühen bei materiellen Schwierigkeiten auf dem Gelände und in den Bauten der hier bis 1945 bestehenden Forschungsanstalt für Luftfahrt eingerichtet und im Laufe der Zeit zu zwölf Instituten ausgebaut. Hier nun: Leiter des neuen Instituts für Humuswirtschaft => Institut für Bodenbiologie mit zahlreichen Laboren und Versuchsfeldern. Neu geschaffen ist hier auch eine Stelle >für Bodenzoologie des Ackerbaus und der Kompostwirtschaft<, besetzt mit Otto Graff (später: Prof. Dr. Otto Graff).


Es entsteht 1948 das Werk über die

Grundlage der Bodenfruchtbarkeit, Humusdüngung und Bodengare“,

wie auch die

Praktische Anleitung zur Düngerbereitung, Gründüngung und Bodenpflege“.


Karl Beinert hatte das Werk

Der wirtschaftseigene Dünger, seine Gewinnung, Behandlung und Verwertung“ geschrieben. Die nunmehrige 6. Auflage wird von Prof. Dr. W. Sauerlandt völlig neu bearbeitet.


Zu den wesentlichen Arbeitsschwerpunkten gehören ab etwa 1950:

- Mikro- und Makroorganismen bei der Humusbildung

- Methangewinnung aus Stallmist (Biogas)

- Stroh im Ackerboden

- Herstellung von Kompost aus Siedlungsmüll.

1956

W. Sauerwaldt würdigt zur Beisetzung seines ehemaligen Chefs, des Herrn

Prof. Dr. Eilhard Alfred Mitscherlich, das Lebenswerk an dessen Grabe: „Ein Forscherleben für die Landwirtschaft“. Der Geehrte starb am 03. Februar 1956 in Paulinenaue im Havelland (DDR). Dazu gibt es vom DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme, in „Der Augenzeuge“ 1956 / 07, den kurzen Film-Beitrag
Nr. 10: „Prof. Dr. Mitscherlich (Pflanzenbau-Wissenschaftler und Bodenkundler),
81-jährig verstorben.“

1962

Schrift über die „Entwicklungsmöglichkeiten für den Aufbau von Ackerböden mit höherem Ertragsniveau“.

1964, 31.09.

Alterspensionierung, Wohnungswechsel von Braunschweig nach Kassel


Mitarbeit als Ehrenbeirat der „Gesellschaft Boden und Gesundheit e. V.“

1970

Walter Sauerlandt und Cord Tietjen: „Humuswirtschaft des Ackerbaus“

1982

Nach dem Abschluss dieses Lebens gedenken Otto Graff und Cord Tietjen ihres Chefs in einem Nachruf mit folgenden Worten:


Sein klares Urteil auf allen Gebieten der Feld- und Laborarbeit und

seine weltoffene, urbane Gesinnung machten den Angehörigen seines Instituts

das Lernen von ihm und das Arbeiten mit ihm leicht und angenehm.

Er wurde unter Kollegen und Mitarbeitern fachlich als Autorität

und menschlich als primus inter pares* geschätzt.


*) als Erster unter Gleichen





Kinder ? von

Prof. Dr. Walter Ernst Sauerlandt oo Dr. rer. pol. Christel Maria Dittwaldt

wären Generation 02:


Das Ehepaar blieb kinderlos, hatte aber zeitweilig zwei Pflegekinder: Annaliese und Uli.



Familienkundliche Nachrichten:

Die erste Post nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schreibt Dr. Christel Sauerlandt an Cousin

Richard Janecke in Babelsberg am 26. August 1946. (Aus Materialknappheit wird ein Briefumschlag mit Überkleber genutzt, der schon einmal verwendet wurde).

- Lieber Vetter Richard! Wir ersahen aus dem Brief meines Vaters, dass es Euch aufgrund von Mangelernährung, der heute so fast allgemeinen Not nicht gut geht. Wir haben Euch vier Päckchen mit dem für die Ostzone zulässigen Inhalt von je 500 Gramm fertig gemacht. Zwei Päckchen enthalten Weizenkörner. Ich erhielt diese von einem guten Bekannten meines Mannes, der ein Saatgutzüchter ist und diese Körner sind vom Saatgut seines Versuchsbetriebes abgezweigt. Ihr möget diese Körner ein oder zweimal durch die Kaffeemühle drehen und so geschrotet lässt sich ein guter Brei daraus kochen. Eine Mühle werdet Ihr ja haben, weil Ihr keine Flüchtlinge seid. Es ist dies' nach der Ansicht meines Mannes das Köstlichste, das wir Euch schicken können. Die beiden anderen Päckchen enthalten Erbsen, die Euch hoffentlich auch willkommen sind.

Wir beide leben hier in Niederschneiding sehr bescheiden, haben nur ein Zimmer mit zwei Betten, Schrank, Tisch und zwei Stühlen. Ich darf unten am großen Herd der Küche kochen und kann wenigstens pfundweise Kartoffeln kaufen. ... Sammele auch auf dem Acker nach, wenn die Kohlrüben geerntet sind. Auch bekomme ich immer mal Gemüse von eben dem Saatgutzüchter, der selber aber auch ein Flüchtling ist und 8 km von uns entfernt wohnt ...


Ich freue mich von Herzen mit Euch, da Euch die große Freude an Euren beiden Kindern geschenkt worden ist. Nun alles Gute. Viele herzliche Grüße Euch allen von uns beiden,

Deine Base Christel


* Die Babelsberger werden erfahren: Es kam von den vier Päcken eines mit Erbsen an.

Der größere Teil ging wohl in die Töpfe der ebenfalls hungrigen Funktionäre von Post, Zoll oder sonstigen Beschlagnehmern. Natürlich haben wir uns postwendend bei Christel bedankt.


- Niederschneiding, 26. Oktober 1946

Lieber Richard!

Vorhin hatte ich Glück und erhielt von einer Frau ein Päckchen Zwieback für Eure Kinder. Es ist ja nur eine ganz kleine Gabe aber für Deine liebe Frau wird es doch eine kleine Hilfe und Freude sein. Hoffentlich kommt diese Sendung heil an. Vielen herzlichen Dank für Deine lieben Zeilen samt der so freundlichen Briefpapierbeilage. Damit hast Du mir eine sehr große Freude bereitet, denn Briefpapier ist hier in Niederbayern kaum aufzutreiben und Briefumschläge sind überhaupt nicht erhältlich. (* Es war aus meinem älteren Rest-Bestand des Deutschen Reiches,

Vorkriegsware, so Richard Janecke).

Es sieht hier in der amerikanischen Zone mit Papier denkbar schlecht aus, da die Fabriken in der britischen Zone liegen. Vielleicht gibt es in Lüneburg beim Vater ja eine bessere Versorgung – ich konnte meinen Vater (Max Dittwaldt) vor vier Wochen dort besuchen. Der gute Vater ist sehr elend und sehr müde geworden – wie engagiert er auch immer noch schreiben mag. Ich bin dafür dankbar, dass ich ihn noch vor dem Winter sehen konnte. Sie hatten die Flucht mit Mühe überstanden und leiden sehr unter der Heimatlosigkeit. Es ist mir schwer, dass ich ihnen da gar nicht helfen kann – nur gut zureden, denn mein Mann und ich, wir sind ja auch heimatlos.

Mein Mann hat hier während der Sommermonate den Höfen der Bauern verschiedene Wirtschaftsberatungen über den wissenschaftlichen Ackerbau und die besten Düngemethoden gemacht. Das aber geht mit dieser Jahreszeit zu Ende. Wir hoffen, im Winter auf ein anderes Gut übersiedeln zu können, dessen Besitzer ein Interesse an den Arbeiten meines Mannes nimmt und uns eine Unterkunft gewähren will.

Dort in Haidenburg will mein Mann während des Winters ein wissenschaftliches Buch schreiben, dessen Pläne ihn schon seit langem beschäftigen.

Sag mal, lieber Richard, könntest Du uns für den Buchdruck gelegentlich mal Papier schicken? Bei Euch in der russischen Ostzone soll es doch fast alles geben, wenn man Eurem Radio den rechten Glauben schenken darf.

Hoffentlich hat Deine liebe Familie inzwischen den bösen Keuchhusten überstanden.

Wenn ich kann, schicke ich Euch mal wieder ein Päckchen. Ich muss nun sehen, ...wie es uns auf der neuen Zufluchts-Stelle ergehen wird. Man ist ja in allem abhängig. Du hast recht, man muss jetzt zusammenhalten und die schweren Erfahrungen dieser Zeit sind sehr wertvoll.

Nun lebt alle miteinander wohl und seid herzlich gegrüßt von uns.

Deine Base Christel Sdt.


- Der Wohnungswechsel nach Haidenburg über Vilshofen, Niederbayern, fand inzwischen statt.

Aus dem Brief vom 8. Dezember 1946 an Cousin Richard Janecke in Potsdam Babelsberg:

Christel dankt für die lieben Zeilen. Offenbar vermisst sie jedoch eine Dankesbekundung für die Tüte Zwieback, die sie schickte und fragt, ob diese Gabe gut angekommen sei. (Nein, auch diese Postsendung wurde der Adressatenfamilie nicht zugestellt. Die Staatlichen Organe der Zone ...).

Christel berichtet weiter, dass für weitere Päckchen leider kein Verpackungsmaterial mehr aufzutreiben sei. Deshalb bittet sie darum, die leeren Kartons, Packpapier und Bindfäden (die die Familie Janecke meist nicht erreichten) doch in den Westen zurückzuschicken, weil sie ansonsten im neuen Jahr kein Päckchen mehr zurecht machen und senden könne.

Christel berichtet, dass sie im November „eine neue Zuflucht“ gefunden hätten – im tiefsten Niederbayern, südlich der Donau, nicht weit entfernt von Passau – da es sich bisher nicht verwirklichen ließ in Norddeutschland, in der britischen Zone, eine neue Existenz aufzubauen. Ihr Mann Walter habe hier in einem Betrieb eine Tätigkeit, habe aber noch freie Zeit für seine private wissenschaftliche Arbeit.

Die hier ansässige Baronin (eventuell der Haidenburg?) habe ihr angeboten, dass sie, Christel, die beiden kleinen Baronessen privat unterrichten könne und auch der Schulrat habe dieser Tage dem Vorhaben zugestimmt. Sie freue sich darüber, dass sie in wenigen Tagen die Arbeit als Privatlehrerin in jenem Hause aufnehmen könne.

Hier in Haidenburg hätten sie ein sehr hübsch eingerichtetes Zimmer. Nebenan die Küche sei noch im Entstehen – ein Herd sei trotz vieler Versprechungen noch nicht geliefert worden. Das Essen werde (auch deshalb) gemeinsam gefertigt. Natürlich müsse sie dafür fast alle Lebensmittelmarken abgeben. Brot sei reichlich da. Nur könne sie ja leider kein Brot in die sowjetische Besatzungszone schicken; allenfalls mal eine Tüte Roggenmehl, „wenn das Euch lieb wäre“.

Christel führt weiter aus, dass ihre Gedanken mit den innigsten Segenswünschen auch bei Janeckes sind. Christel schließt ihren Brief mit: Die herzlichsten Grüße Euch allen von uns beiden und Dir, lieber Richard, besonders von Deiner Base Christel.


1952: Prof. Dr. Sauerlandt hat gesundheitliche Probleme mit der Zuckerkrankheit. Auch einer

Bruchoperation musste er sich in diesem Jahr unterziehen.


Ein großer Zeitsprung!


- 22. September 1964, 3500 Kassel-Wilhelmshöhe 4, Am Eichelgarten 2.

Christel Sauerlandt schreibt an ihren Cousin Janecke in Babelsberg:

Lieber Richard!

Zu Deinem Geburtstag sollen nun endlich meine herzlichen Grüße zu Dir kommen, mit allen meinen guten Wünschen für Dein neues Lebensjahr und mit meinem recht herzlichen Dank für Deinen lieben Brief zu meinem Geburtstag. Ich habe mich ganz besonders darüber erfreut mal wieder ganz ausführlich von Eurem Ergehen zu lesen und vor allem auch von Euren Kindern, die Euch offenbar Freude bereiten.

Wie mag es denn mit Christophs Bleibe in Rangsdorf geworden sein? Der gute Wernher Bauer hätte sicher große Freude daran, ihn eine Zeitlang in der Nähe zu behalten. Mit dem Älterwerden wird er sein Alleinsein mehr und mehr empfinden.


So ist es auch mit unserem Vetter Bruno Weiland. Er steht auch ganz allein. Ich habe Dir wohl mal geschrieben, wie ich ihn vor einigen Jahren in Frankfurt in der Deutschen Bank aufsuchte. Seine Freude war rührend. Da es Samstag war, hatte er am Nachmittag Zeit und lud mich sofort zu sich ein. Er hat eine nette Wohnung. Aber er ist eben ganz allein und seine Tätigkeit auf der Bank ist sein Lebensinhalt aber diese Arbeit kommt mit dem Näherrücken seines 65. Geburtstages allmählich zu ihrem Ende. Im vorigen Jahr besuchte ich ihn noch einmal. Da holte er mit großer Freude alle Familienbilder vor und erzählte von den vergangenen Jahren. Auch sein Weg ist nicht leicht aber er geht sehr ruhig seinen Weg. Seit jenem ersten Wiedersehen kommen von ihm immer zu Weihnachten und auch im Laufe des Jahres herzliche Grüße von ihm und darüber freue ich mich auch sehr.


Da wir dem Alter entgegengehen, sollten wir doch wenigstens voneinander wissen und die Verbindung miteinander halten.

Unseren Vetter Kurt Borries sehe ich seit Jahren immer einmal im Jahr. Er hat im vorigen Jahr einen so schweren zweiten Herzinfarkt gehabt. In diesem Jahr fand ich ihn erfreulich erholt aber er weiß, dass er mit jedem Tag rechnen muss und das hat ihn in neuer Weise ruhiger und gütig gemacht. Es ist ein Segen für ihn, dass er diese Frau* und seine Familie hat.


(* Hildegard, geborene Rieger, Tochter eines Herd-Fabrikanten, gestorben in Eßlingen am 09. November 1979. Deren Tochter: Ursula Borries (Gen. 02), verheiratet dem Arzt, Gynäkologen „Dr. Feder.“ in Baden-Württemberg, deren Sohn Dr. Wo. Feder.) Konkretere Angaben sind von mir noch datengeschützt.


Zum 1. Oktober scheidet mein Mann im 65. Lebensjahr aus seinem Amt aus. Da sich hier in Kassel eine kleine geeignete Wohnung bot (Kassel, Am Eichelgarten 2), sind wir bereits im Juli hierher übergesiedelt. Die Heimat meines Mannes ist es nicht, die liegt ostwärts (Flurstedt bei Apolda in Thüringen). Aber wir mussten die Dienstwohnung (in Braunschweig, Bundesallee 50) freigeben, mussten aber irgendwo bleiben. Mein Mann sitzt ganztags an seinem Schreibtisch und arbeitet an seinem Buch über Ackerbau und Pflanzenernährung, über die Ergebnisse seiner Lebensarbeit.

Unsere Pflegekinder Annaliese und Uli sind auch verheiratet und haben zwei bzw. bereits vier Kinder. Sie haben damit ihren eigenen Lebenskreis gefunden, der sie ganz ausfüllt und wir freuen uns aus der Ferne mit ihnen. Morgens, mittags und am Abend hören wir die Glocken der nahen Kasseler Emmauskirche und das ist etwas vom Schönsten und Besten und solange man den Weg dorthin noch machen kann, kann man besonders frohen Herzens sein. Bleibt gewiss, dass ich von Herzen Euer gedenke und seid herzlich gegrüßt von uns. – Deine Base Christel.


Einige Notizen zum neuen Wohnort der Sauerlandts: Kassel in Hessen

Hubertus Meyer Burckhardt meint: Es ist an der Fulda ein herber Menschenschlag zu Hause mit Bodenhaftung, ohne den Bau von Luftschlössern. Es sind die Kasseläner (Alteingesessene) keine Freunde zu vieler Worte. Als Kasselaner dürfen sich jene bezeichnen, die in Kassel geboren wohnen und auch dort geborene Eltern haben. Kasseler dagegen sind Zugezogene, Fremde, die hier ihren Wohnsitz genommen haben.

Das Wahrzeichen von Kassel ist seit 1717 der antike Herkules. Acht Meter hoch, eine Kopie aus Blech des in Neapel aufbewahrten Herkules-Originals. Dieser hier steht auf dem Gipfel des Bergparks Wilhelmshöhe.

Bomberangriff auf die Stadt am 22. Oktober 1943. Die Altstadt wurde zu 78% zerstört aber im Geiste der 1950-er Jahre modern wieder aufgebaut, ohne die Beachtung der Historie.

(entnommen aus der Zeitung: Märkische Allgemeine vom 16./17. Oktober 2004, Seite 3, Artikel: Herkules gegen Fritz).

Die Stadt ist reich an sehenswürdigen Bauwerken, Museen, Galerien und weiteren Ausstellungen sowie Gebieten zur Naherholung.


Ein erneuter Zeitsprung


Etwa um 1977 hatte Dr. Christel Sauerlandt einen Herzinfarkt.

1978: Chris Janecke ist, an die Zeitabläufe gebunden, längst erwachsen. Hellmut Runge hat ihn dazu angeregt, Ahnenforschung zu betreiben, mit solcher freundlichen Aufforderung: „Was willst Du Deinen Kindern später erzählen woher sie kamen, was ihre Vorfahren machten, wenn Du es nicht einmal selber weißt. Das ist zwar unter den Gesellschaftspolitischen Verhältnissen der DDR schwierig, weil ungewünscht und Archivquellen nicht frei zugänglich sind und Dir auch Verwandtenbesuche jenseits der innerdeutschen Grenze verwehrt sind – aber versuche es doch einfach – es lohnt sich.“...

So schrieb ich denn auch an Sauerlandts in 3500 Kassel-Wilhelmshöhe, Im Druseltal 12 (Altenheim) ... an Leute, die ich nur aus Erzählungen der Eltern kannte, und wusste auch nicht, ob mein Brief dort ankäme. Er kam dort an und ich erhielt auch mit Datum vom 5. Februar 1978 eine freundliche Antwort mit den wichtigsten Daten zu ihren Großeltern und Urgroßeltern. Sie merkt an, dass sie nach dem stattgehabten Infarkt mit Schriftverkehr nicht mehr so belastbar sei.

Christel ist dann zwischen 1982 und 1984 im vorgenannten Pflegeheim gestorben.