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Zur Ahnenliste „Janecke“ gehörend.

Autor und Kontaktpartner für Fragen, Meinungen oder Ergänzungen: Chris Janecke,

E-Mail: christoph@janecke.name

Nach eigenen Recherchen zusammengestellt. Bearbeitungsstand: März 2021.

Zum Text gibt es einige Bilder bitte hier klicken.




Dr. phil. Georg Karl Wernher Bauer, einige Hinweise zu seinem Leben.


* Friedenau bei Berlin, 25. Januar 1897, † Saalow, Kreis Zossen, 22. Mai 1986


Tabellarische Aufstellung zu seinen Vorfahren


Dr. phil. Ida Maria Ruppel, Verlobte des Wernher Bauer


* Frankfurt am Main, 17. Dezember 1897, † Berlin, 23. September 1937


Beide wurden bestattet im Dorf Liebätz bei Luckenwalde



Ein Beitrag zur Familienforschung und Heimatgeschichte


Bei Wernher und seinen Angehörigen handelt es sich um Verwandte des Autors. Die Großmutter des Wernher Bauer: Auguste Sotscheck, geborene Zinnow und die Urgroßmutter des Chris J.: Pauline Dittwaldt, geborene Zinnow waren Schwestern.

Wenn du Interesse hast, mehr darüber zu lesen, was sich in dieser Zeit im Leben der Menschen abspielte, so sieh’ bitte auch in die Dokumentationen „Zeitgeschichte“ und „Zeitgenossen“.



An Liuba


Wenn ich Liebätzer Erde bin

und nähre Gras und Blume,

dann leb' ich auf, dann lob' ich Gott

in seinem Heiligtume.


Dann lacht mein Herz ob jeden Schritts,

der meine Kiesel rollte,

dann heft' ich mich an jeden Schuh,

der mich entführen sollte.


Dann hoffen wir auf Tau und Tropf',

auf Sonne und auf Regen.

Mit Itis bin ich dann vermählt

auf Feldern und auf Wegen.


Dann sind wir eins und wohlgemut

in Gottes weitem Garten,

ein Vogel trägt uns durch die Luft

wo Sterne uns erwarten.


Dann sind wir überall zu Haus

und doch Liebätz verbunden.

O Göttin, habe Herzensdank,

dass wir dich hier gefunden.


16. Gilbhart 1979, Rangsdorf, Wernher Bauer




Anmerkungen zum Gedicht:

- Liuba ist im Sorbischen / Wendischen die Göttin des Frühlings, der Liebe und der Fruchtbarkeit.

Sie ist die Beschützerin aller Liebenden.

- Liebätz ist ein kleines Rundlingsdorf nahe der Stadt Luckenwalde im Land Brandenburg.

- „Itis“ hatte Wernher Bauer als Bezeichnung für die Verlobte gewählt .

- Gilbhart = Monat Oktober.


Worte auf den Weg

Im Laufe der Zeiten sagte man in vielen Familien: „Es wurde früher so viel über die Familiengeschichte geredet. Man könnte noch so vieles aufschreiben und erhalten!“


Tatsächlich aber wurde wohl aus solcher Erkenntnis und jenen guten Vorsätzen seltener etwas verwirklicht. So müssen auch wir uns bei diesen Lebensgeschichten vorerst mit dem vorliegenden, etwas mageren Stückwerk begnügen. Diese Schrift gilt somit als grober Entwurf, zu dem gewiss hier und dort Korrekturen erforderlich sowie Ergänzungen wünschenswert sind.

Mein Wunsch sind viele Ergänzungen seitens wissender Leser.


Die Notizen zu den Lebensläufen, sofern es sich nicht nur um tabellarische Aufstellungen handelt, lesen sich leider nicht so flüssig, wie es in der Literatur angenehm ist. Aber wir haben hier keinen Roman vor uns. Es handelt sich ja um eine Aufzählung von Familienereignissen (darunter oftmals Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle), die in der Häufung des Erwähnens zwar ermüdend wirken können, jedoch trotzdem im Interesse des Bewahrens aufgenommen wurden.

Also nur Mut beim Lesen.


Wernher Bauer erläutert uns:


























In der Generation 06: Urgroßeltern, väterlicherseits, des Wernher Bauer


Die Bedeutung des Familiennamens

Der erste Träger dieses Namens war offenbar ein Landwirt.



Bauer


Name

N.N.

Friedrich


Vornamen


1803

(Geburtsdatum zwischen 1802 und 1804 nicht im Kirchenbuch Storkow gefunden. Chris J. 2016)


Geboren


Landwirt / Gutsherr in Storkow

(Mark)


Beruf / Tätigkeit


Wahrscheinlich in Neuendorf bei Stettin, im Jahre 1840.


Heirat

Über die Ehefrau des Friedrichs ist uns leider nichts überliefert.

Storkow,

Im Altersstand (nach Verkauf des Storkower Gutes) in Fürstenwalde lebend.


Wohnungen


vermutlich in Fürstenwalde an der Spree.


Gestorben






In der Generation 06: Urgroßeltern, mütterlicherseits

des Wernher Bauer


Sotscheck


Name

Melsheimer

(später als Verschreibung im Kirchenbuch):

Melzheimer


Friedrich Gottlieb

(der Ältere)


Vornamen

Caroline

Nowawes bei Potsdam,

am 13. Oktober 1813


Geboren

Nowawes bei Potsdam,

am 01. Februar 1813

Webermeister, später Fabrikant,

Victualienhändler,

Schulvorsteher, Kirchenältester


Beruf / Tätigkeit

Ehefrau, Mutter, Hausfrau und Beraterin

Nowawes, Kirchplatz 16,

am 29. Dezember 1883,

vormittag 10 Uhr.

70 Jahre alt.


Gestorben

Nowawes, Kirchplatz 16,

am 03. September 1896,

nachmittags um 11 Uhr.

83 Jahre alt.


Das Ehepaar hat 13 Kinder – siehe Lebenslauf: Sotscheck oo Melzheimer

































Generation 05, Wernher Bauers Großeltern, väterlicherseits:

Friedrich Bauer und seine Ehefrau

haben sechs Söhne und eine Tochter.

1

Carl

Bauer

oo

Anna Henriette Mandernach


Geboren wird Carl in Storkow, im April 1841.


(Kirchenbuchverluste in Storkow, daher sind keine Angaben zu den Kindern möglich. Chris J., Januar 2016). Zentrales Kirchenbuch-Archiv Berlin, Find-Katalog Seite 182, Microfich-Gruppe 13662.


Carl wird zuerst Soldat, später Eisenbahnbeamter.


2

Rudolf

Bauer

Geboren

Rudolf erlernt den Beruf eines Brauers.


3

Georg

Bauer

Geboren

Georg wird ebenfalls Brauer.


4

Oskar

Bauer

Geboren

Er erlernt den Beruf eines Maschinenbauers.

Er wandert nach Nordamerika aus.


5

Hermann

Bauer

Geboren

Von Beruf wird er ein Zigarrenhersteller und wandert ebenfalls nach Nordamerika aus.


6

Paul

Bauer

Geboren

Paul reist als Matrose auf einem Handelsschiff nach Nordamerika, wird dort Soldat und kommt vermutlich im Bürgerkrieg (1861–1865) zu zeitig ums Leben.


7

Marie

Bauer

Geboren

Marie heiratete den Zimmermann Paeseler.







Generation 05: Großeltern, väterlicherseits, des Wernher Bauer


Name:

Bauer


Mandernach

Vornamen:

Carl


Anna Henriette

Geburt:


Storkow in der Mark Brandenburg, am 21. April 1841

Luxemburg-Stadt,

am 12. Oktober 1844


Die Eltern

Vater: Gutsherr Friedrich Bauer aus Storkow bei Fürstenwalde

(geboren im Jahre 1803).

Mutter: Namentlich unbekannt.


Vater: Antonius Johann Mandernach Mutter: Regina Francoise Josephine, geb. Codrons.


Beruf / Stand:


und

Wohnorte

Ab 1858 Soldat im 29. Rheinischen Infanterieregiment in der Festung Luxemburg.

Später Eisenbahnbeamter in Conz bei Trier, später in Neunkirchen in der Pfalz, dann bei der niederschlesisch-märkischen Eisenbahn in Breslau.


Mutter und Hausfrau

Trauung / Eheschließung:

Luxemburg-Stadt, am 10. Februar 1866.

Carl mit 24 Jahren, Anna Henriette mit 21 Jahren.


Anmerkung:

Von 1815 bis 1866 gehörte das Großherzogtum Luxemburg zum Deutschen Bund. Die Leute der preußischen Besatzung werden von den Einwohnern gern als „Stinkpreußen“ bezeichnet. Die einfache Bevölkerung spricht deutsch, gehobene Schichten eher französisch.


Wohnanschriften:

An verschiedenen Orten. – so auch ...

Am Rande von Breslau am Liebigsberg, später in Pöpelwitz bei Breslau.


Tod / Gestorben:

Berlin, am 06. Januar 1900.




Carl hatte kein glückhaftes Leben durchlebt.

Aus der Verwandtschaft wird berichtet, dass seine gute Ehefrau auch unter ihm zu leiden hatte.

Breslau, am 06. September 1874, mit 30 Lebensjahren an Leberkrebs und Wassersucht.


Diese edle Ehefrau und Mutter starb früh an schwerer Krankheit. Sie hatte in den 8½ Jahren der Ehe sieben Kinder geboren. Nur ein Kind war jedoch lebensfähig: Georg Friedrich, der Vater unseres „Oheim Wernher“ Bauer.




Diese beiden Texte zu den Sterbe-Einträgen stammen von Wernher Bauer.






Generation 05: Die Großeltern von Wernher Bauer, mütterlicherseits


Name:


Sotscheck

Zinnow

Vornamen:


Friedrich Albert Gottlieb

(der Jüngere)


Caroline Louise Auguste

Geburt:

Taufe:

Nowawes bei Potsdam, am

17. Jan. 1838, nachts um 1 Uhr.

Taufpaten:

Jungfrau Josua, Jungfrau Wittke, Frau Sotscheck.

Quelle:Taufreg. Nr. 12 / 1838

Nowawes, 08. November 1835, morgens 10 Uhr.

Taufpaten: Jungfrau Charlotte Zinnow, Jungfrau Charlotte Baatz, Frau Rohde, August Zinnow. Alle Paten aus Stolpe.

Kirchenbuch der Friedrichskirche 95 / 1835.


Beruf / Stand:


Lehrer und Küster im Dorf Liebätz, nahe Luckenwalde.

Dienstmädchen im Pfarrhaus, Hausfrau und Mutter von 5 Kindern. Als Witwe: Wäscherin, Näherin in Luckenwalde,

Betreiberin zweier Marktstände und eines Lebensmittel-Ladens in Berlin.


Wohnanschriften vor der Ehe:

Nowawes, Lindenstraße __?Kirchplatz Parz. 140 (später 22), 1853: Kirchplatz 5,

1854: Kirchplatz 16


Nowawes, Parzelle 60, das ist die spätere Priesterstraße 18 / 19,

(nach 1945: Karl-Liebknecht-Straße

Nr. 23 / 24).

Trauung:

Nowawes, Friedrichskirche am 17. Januar 1865 durch Pfarrer Groote. Reg-Nr 2 / 1865. Er ist 27 Jahre alt und ledig. Sie ist 29 Jahre jung.


Wohnanschriften während und nach der Ehe:

Um 1835 Nowawes, Priesterstraße 60. // Liebätz bei Luckenwalde //.

Als Witwe betreibt Auguste eine Mehl- und Vorkosthandlung in Berlin-Süd, SO 26 (Kreuzberg), Boppstraße 6 und wohnt ab 1896 im Hause Bethanienufer 7, Parterre, nahe der Thomaskirche (Straßenbenennung von 1937 bis etwa 1946: Felsendamm 57. Es handelte sich um das gleiche Haus. Das Gebäude steht nicht mehr).


Tod / Gestorben:

Liebätz, den 19. Dezember 1878 um ½ 8 Uhr nachmittags, Gottlieb stirbt im Alter von nur 40 Jahren, 11 Monaten, 2 Tagen an Lungenentzündung und Zuckerkrankheit. Er hinterlässt die Gattin und fünf minderjährige Kinder. Beerdigt am 23. Dezember 1878 in Liebätz. KB-Eintrag auch in Nowawes, nach Nr. 208 / 1878. Eintrag: Oberpfarrer Koller.

Berlin, am 16. Juli 1914.


Beerdigt auf dem Alten Jacobi-Friedhof in Berlin.


Die Liebe höret nimmer auf“, 1. Korinther, 13.3.



Das Paar hat fünf Kinder

(siehe gesonderter Lebenslauf Sotscheck oo Zinnow, auch auf dieser Internet-Seite):






(Generation 04)

Die Kinder von Friedrich Albert Gottlieb Sotscheck

und

Charlotte Louise Auguste Zinnow



Sotscheck



Geburts- und Sterbeorte sowie einige Lebensdaten

1.

Wilhelm Gottlieb Johannes Sotscheck

(genannt Hans)


Ahn 05 / 16


oo 15. Dez. 1868


Johanna Sophie Ranke


Ahnin 05 / 17

Geboren in Liebätz am 12. Juni 1866, morgens ½ 2 Uhr.

Getauft in Liebätz am 01. Juli durch Prediger Pfeiffer. Die Paten:

1. Fräulein Marie Sotscheck (Vaterschwester und Tante des Täuflings),

2. Der Eigentümer Gottlieb Müller,

3. Der Tischlermeister August Gericke, (Ehemann der Mutterschwester Friederike, geb. Zinnow), (1. - 3. aus Nowawes), 4. Lehrer Klauck aus dem Liebätzer Nachbardorf Märtensmühle, 5. Schulzenfrau Hanne Louise Lehmann, Liebätz.

6. Hüfner- und Kirchenvorstehersfrau Caroline Rosin, Liebätz.

Quelle: KB Woltersdorf mit Liebätz, Nr. 04/1866.


Etwa ab 1879 ist Johannes im Waisenhaus in Klein-Glienicke.

Er besucht später das dortige Lehrerseminar für Förster- und Lehrersöhne, die v. Türck'sche Lehranstalt. Abschluss 1886.


Johannes heiratet Johanna Ranke (05 / 17, * am 15. Dezember 1868, † 12. Januar 1954). Johannes ist viel gereist – auch mit Johanna – um die halbe Welt.


Deren Kinder: 1. Käthe Sotscheck oo Rolf Geleng, Oberstudiendirektor in der Schadow-Schule in Zehlendorf. Deren Kinder sind Lehrer, einige Jahre in Ecuador.

2.: Fritz Martin Reinhold, geboren in Zehlendorf bei Berlin am

12. Juli 1902.


Johannes ist in Berlin am 04. Juli 1951 gestorben. C 922 / 1951.

Johanna ist in Berlin am 12. Januar 1954 gestorben. C 78 / 1954.


2.

Caroline Friederike Marie Sotscheck


(genannt „Häschen“, „Mieze“ und auch „Eide“).


Die Benennung „Häschen“ erfolgt durch ihren Sohn Werner / Wernher, weil sie so flink war und auch „Eide“ (die „Mutter“), entnommen aus der Gotischen Schriftsprache, die auf die germanischen Runen folgte.


oo 16./18. April 1892


Georg Friedrich Bauer


Geboren in Liebätz am 22. April 1868, morgens ½ 8 Uhr.

Getauft in Liebätz durch Prediger Pfeiffer, am 09. Mai 1868.

Die Taufpaten: 1. Junggesell Johannes Sotscheck aus Nowawes (Onkel des Täuflings, das 8. Kind seiner Eltern).

2. Jungfrau Marie Klauck, Lehrerstochter aus Märtensmühle, einem Nachbarort von Liebätz,

3. Caroline Rosin und 4. Therese Lehmann, beide aus Liebätz. Quelle: Kirchenbuch Woltersdorf mit Liebätz A 05 / 1868.


Marie heiratet am 16. / 18. April 1892 Georg Friedrich Bauer (oder umgekehrt). Dieser war geboren 1866 in Conz bei Trier, besuchte später die Schule für Unteroffiziere in Potsdam, Jägerallee 10. Es folgten Aufenthalte in Cottbus und Berlin. Hier Amtmann im Auswärtigen Amt.


Die Kinder: Tochter Margarethe Bauer oo Karl Schreiber, Ingenieur am Staatlichen Materialprüfungsamt mit deren zwei Kindern Karl-Heinz und Lisa Schreiber. Deren Leben in Dresden.

Sohn: Georg Karl Wernher Bauer. (Dr. der Philologie), geboren am 25. Januar 1897 in Friedenau bei Berlin. Wernher starb am 22. Mai 1986 im Krankenpflegeheim Saalow (Altkreis Zossen). Bestattet in Liebätz auf dem Bugberg, an der Seite seiner Verlobten, Dr. Ida Maria Ruppel (Philologin).


Ein neuer Lebensabschnitt für Vater Georg Friedrich Bauer: Pensionär ab 1931 / Rentner ab 1945. Hobby-Obst- und Gemüsezüchter in Rangsdorf. Gestorben ist Georg Friedrich Bauer in Rangsdorf am 28. Oktober 1938, 8 ¼ Uhr, am Abend, nach 46-jähriger Ehe.

Mutter Marie Bauer geborene Sotscheck ist in Rangsdorf, am

09. August 1955 gestorben.


3.

Auguste Martha

Elisabeth Sotscheck


(genannt Lisbeth)


Geboren in Liebätz am 23. Juli 1870,

7 Uhr des morgens.

Getauft in Liebätz, Prediger Schläger, am 07. Aug. 1870. Reg.-Nr. 11 / 1870.

Die Taufpaten: 1. Jungfrau Martha Sotscheck aus Nowawes (jüngere Schwester des Kindsvaters),

2. Wilhelmine Rosin und 3. Wilhelmine Lehmann aus Liebätz.


Gestorben ist Lisbeth in Berlin-Kreuzberg am 14. Februar 1945.

Quelle: StA C 1460 /1945




Die beiden Schwestern, die Kinder 3. und 5., Elisabeth und Johanna, blieben unverheiratet und betrieben Lebensmittel-Verkaufsstände in den Berliner Markthallen am Dönhoffplatz und an der Dresdener Str. siehe auch bei 5. Johanna.


4.

Anna Salomé Martha Sotscheck


(genannt Marthchen)


oo


Wilhelm Starkloff

Geboren in Liebätz am 02. August 1873 um 10 ½ Uhr am Nachmittag.

Taufe in Liebätz am 17. August 1873 durch Prediger Ebeling.

Die Taufpaten sind:

1. Albert Zinnow (Mutterbruder, Onkel des Täuflings), Webermeister in Neuendorf bei Potsdam,

2. August Dittwaldt, Zimmerpolier in Berlin (Schwager der Kindsmutter, einer der Urgroßväter von Chris Janecke).

3. Frau Schmiedemeister Marie Marks, geborene Sotscheck, zu Potsdam, Jägerstraße 38 (Schwester des Kindsvaters),

4. Jungfrau Salomé Sotscheck (Schwester des Kindsvaters), Now 5. Anna Gericke, Nowawes (eventuell die 16-jährige Cousine, ein Kind der Mutterschwester Friederike Gericke, geborene Zinnow).

Quelle: Kirchenbuch Woltersdorf mit Liebätz Nr. 10 / 1873.


Martha geht die Ehe mit Wilhelm (Willi) Starkloff ein. Dieser ist bei Fa. Krupp in Essen beschäftigt. Martha zieht also nach der Hochzeit in's Ruhrgebiet.


5.

Marie Elisabeth Martha

Johanna Sotscheck


(genannt Hannchen)


Johanna soll in ihrem

Aussehen sehr nach der mütterlichen Seite, den Melsheimers, geraten sein.

Im Wesen flink und tüchtig, ehrlich und gutmütig –

(ach, und damit demnach etwa so wie wir fast alle.)

Geboren in Liebätz am 21. Februar 1876, 12 ¼ Uhr des nachts.

Taufe in Liebätz am 26. März durch Prediger Rodatz. Die Paten sind:

1. Marie Gericke, Nowawes (das ist wohl die 18-jährige Cousine / Base, Tochter der älteren Mutterschwester Friederike, geborene Zinnow, der späteren verehelichten Siegmund),

2. Frau Pauline Dittwaldt geborene Zinnow, Berlin, (Mutterschwester, eine der Urgroßmütter von Chris Janecke),

3. Schmied Carl Hermann Marks, Witwer, (aber vorerst ab 1871 der Ehemann von Tante Marie Sotscheck), Potsdam, Jägerstraße 38.


Gestorben ist Johanna in Berlin am 24. Januar 1946. Quelle: StA C 701 / 1946.


Siehe oben bei Kind 3: Elisabeth: Die beiden Schwestern ...

Außerdem führen sie beide den mütterlichen Laden (1914–ca.1943), die „Mehl- und Vorkosthandlung“ in Berlin-Kreuzberg, Bethanienufer 7, EG, (Umbenennung von 1937–1946: Felsendamm 57) nach dem Ableben der Mutter Auguste gemeinsam weiter.

(das Haus nahe der Thomaskirche und dem Krankenhaus Bethanien am Mariannenplatz wurde im Krieg beschädigt, es steht nicht mehr.

6.

Luise Auguste Agnes

Geboren in Liebätz am 16. Juni 1877, um 10 Uhr vormittags. Taufe in Liebätz am 08. Juli durch Prediger Rodatz. Taufpaten:

1. und 2.: Die Fabrikanten Gottlieb Sotscheck (der Ältere, des Täuflings Großvater) und Johannes (des vorgenannten Sohn) aus Nowawes, 3. Schmiedemeister Hermann Marks, Potsdam.

4. Frau Pauline Dittwaldt, geb. Zinnow, Berlin (Mutterschwester, Tante des Täuflings).


Gestorben ist die kleine Agnes in Liebätz am 22. Dezember 1877 um ½ 12 Uhr. 6 Monate / 7 Tage alt. Lebensschwäche, angezeigt vom Vater.

Stille Beisetzung (ohne Musikbegleitung oder Predigt) am

26. Dezember 1877.

Quelle: KB Liebätz (liegt in Woltersdorf) Nr. 15 / 1877.






Generation 04: Die Eltern von Georg Karl Wernher Bauer


Name:

Bauer


Sotscheck

Vornamen:

Georg Friedrich

Caroline Friederike Marie


Geboren:


Conz bei Trier, 1866

Liebätz (an der Nuthe, bei Woltersdorf und Luckenwalde), am 21. April 1868

Trauung / Eheschließung:

Berlin, 16. und 18. April 1892.

Wohnanschriften, gemeinsame:

Rangsdorf, ein Ort südlich von Berlin.

Gestorben:

Rangsdorf, 28. Oktober 1938,

8¼ Uhr am Abend,

nach 46-jähriger Ehe.


Rangsdorf, am 09. August 1955.





Nun endlich die Hauptpersonen dieses Dokuments:

Generation 03 – Das zweite Kind der vorgenannten Eltern:

Georg Friedrich Bauer und Marie geborene Sotscheck



Der Sohn


Seine Verlobte

Die Bedeutung dieser

Familien-Namen:

Mittelhochdeutscher Berufs-Name „Bure“, dieser bedeutet: Bauer = Landwirt aber auch Erbauer und mitunter ebenfalls: Nachbar, Einwohner.


Eine Ableitung von Namen wie Rupert, Ruprecht / Rupprecht.

Siehe auch Robert,

Bedeutung: Ruhm + glänzend.

Name:


Bauer

Ruppel


Vornamen:

Georg Karl Wernher


Bedeutung von Wern-her: Wächter / Abwehr + Heer / Krieger


Ida Maria


Bedeutung: Ida = die Frau,

Maria, hebräisch: Geschenk Gottes

Deren Väter

Georg Friedrich Bauer

Georg Heinrich Ruppel


Deren Mütter

Caroline Friederike Marie geborene Sotscheck


Maria Margarethe gebor. Löhnholdt

Die Geschwister

Margarethe Sotscheck

(heiratet später Karl Schreiber)

Anna Elisabeth Hedwig (1899–1948)

sowie die Zwillinge (* 1901):

Gertrud Gabriele u. Hertha Isolde Rup.


Geburt:

Taufe:

Friedenau bei Berlin,

am 25. Januar 1897


Frankfurt am Main, 17. Dezember 1897

Beruf / Stand:

Dr. der Philologie,

studierte in Leipzig und in Tübingen (1921–1924).

Germanist, Schriftsteller und „Volksbuchwart“.


Dr. der Philologie,

studierte in (Frankfurt am Main und kurzzeitiger Studienaufenthalt in Tübingen).

Verlobung:

Wernher und Ida Maria sind nicht verheiratet.

„Wernher bleibt nach dem Ableben der Maria im Jahre 1937, im Alter von 40 Jahren, bis zu seinem Lebensende, seiner gleichaltrigen Verlobten treu.“


Wohnanschriften

Ida Maria Ruppels letzte Wohnung (1937) befand sich in Berlin-Schmargendorf, Ilmenauer Straße 11 b.


Wernher zog nach Rangsdorf, im „Altkreis“ Zossen. Nach dem Ableben seiner Eltern wohnt er in dem Häuschen Falkenflur 2 (später umnummeriert in Nr. 12), auf dem winkligen Grundstück zwischen Falkenflur, Grenzweg und Großmachnower Allee liegend.

Er lebt vegetarisch in einfachen Verhältnissen in einem Gartenhäuschen, das eher für Sommeraufenthalte geeignet war.

Wernher widtmet sich im Wesentlichen der Literaturarbeit.


Tod / Gestorben:


Im Krankenpflegeheim in Saalow (Kreis Zossen), Haus 7,

am 22. Mai 1986.


In Berlin-Lichterfelde,

am 23. September 1937, im „Stubenrauch“- Krankenhaus.

Bestattet:

In Liebätz (dem Geburtsort seiner Mutter), Friedgarten auf dem Bugberg, am 21. Juni 1986.

(Chris. Janecke gehörte zu den Teilnehmern der Beisetzung.)

In Liebätz, Friedgarten auf dem Bugberg, im Herbst (September) 1937.


Für sie beide hatte Wernher eine gemeinsame Grabstelle vorgesehen mit einen kleinen Felsen als Gedenkstein und jener von ihm mit den Lebensdaten versehen, in seiner eigenen, ihm typischen Schriftart gestaltet, die an Germanische Runen erinnert.



Die Sterbe-Einträge der Kirchenbücher liegen im Zentralarchiv Berlin nicht als Verfilmung vor. Ein Grund dafür ist nicht erkennbar.

Bei einer Verfilmung wären es dort im Findkatalog für das Kirchenbuch Woltersdorf, mit den Eintragungen für Liebätz die Seiten 829 / 831 und die Microfichgruppe 23274.



Einige wenige Hinweise zum Leben von


Dr. phil. Ida Maria Ruppel



Kindheit und Jugendzeit

Ida Maria Ruppel wird in Frankfurt am Main am 17. Dezember 1897 geboren.

Sie ist das erste Kind, die erste Tochter Ihrer Eltern. Ihr Vater heißt Georg Heinrich Ruppel,

ihre Mutter ist Maria Margarethe, eine geborene Lönholdt.

Die weiteren Kinder in der Familie sind:

2. Anna Elisabeth Hedwig sowie die Zwillinge: 3. Gertrud Gabriele und 4. Hertha Isolde.

Im Zeitraum von ca. 1904 bis 1914 besucht Ida Maria in Frankfurt das Realgymnasium.

1914 bis 1918: Die Zeit des Ersten Weltkrieges.


Jahre des Studiums

Etwa 1915 beginnt Ida Maria an der gerade erst im Jahre 1914 gegründeten Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt (am Main) das Studium der deutschen Literatur, der lateinischen Philologie und der Geschichte, das sie 1922 abschließen wird.

Während eines Studienaufenthaltes in Tübingen lernt sie Werner Bauer kennen (1897–1986, der sich später „Wernher“ schreibt) und der ebenfalls ein Student der Philologie ist. Seine innige Freundschaft begleitet Ida Maria bis an ihr Lebensende – die Treue hat Bestand bis an das Ende auch seines Erdendaseins.


1919

Ida Maria hört als Studierende in Heidelberg Vorlesungen des Friedrich Gundolf.

Friedrich Gundolf lernt während einem seiner Aufenthalte in Heidelberg Ida Maria persönlich kennen. Ida Maria forscht in jener Zeit zu Hölderlins Werken und speziell zu Beziehungen zur Antike in seinem Dichtwerk und lässt sich von Gundolf dazu beraten.


Den dann folgenden Briefen Gundolfs an Ida Maria entnehmen wir sinngemäß die Hinweise zu Ida Marias nun folgendem Lebensabschnitt, ergänzt mit Anmerkungen von Chris J.


Hölderlin und die Antike hat Ida Maria als Thema für ihr Staatsexamen gewählt.

Mit ihrem Mentor der Universität Frankfurt findet sie leider keinen fruchtbaren Kontakt.

So wird Friedrich Gundolf, zusätzlich aber hauptsächlich, ihr inoffizieller privater Betreuer.


1921

Anfang des Jahres besteht Ida Maria die ersten Prüfungen für das Staatsexamen aber weitere stehen ihr noch bevor.


1922

Am 01. Juni 1922 sind alle Prüfungen bestanden; das Staatsexamen ist erfolgreich abgelegt.


Die Vorbereitung zur Promotion 1922–1923

In den nun folgenden Monaten hat Ida Maria diese vorgenannte Grundsatz-Arbeit erweitert aber gleichsam spezialisiert als Dissertation umgearbeitet. Für die Erweiterung des Themas zur Promotionhlt sie den Titel:


Der antike Gehalt in Hölderlins >Empedokles<.


Ida Marias Forschungskapazität wird leider von gesundheitlichen Beschwerden bedrückt und auch von ökonomischen Zwängen eingeengt. Letztere machen es zum Broterwerb erforderlich, dass sie zusätzlich eine unterrichtende Tätigkeit aufnimmt. Diese verbraucht aber viel der Kraft und Zeit, die sie eigentlich für ihr Hauptanliegen der Forschungsarbeit benötigt.


1923

Ida Maria hat ihre Dissertationsarbeit am 23. Mai 1923 in der Universität Frankfurt eingereicht und diese wird nach der Vorprüfung am 23. Juni 1923 von der Fakultät angenommen.

Im Frühsommer erwähnt Ida Maria in einem Brief an Gundolf, dass es ihr gesundheitlich nicht gut gehe und sie auch die Kosten für die Promotion nicht aufbringen kann.

Daraufhin schickt ihr Friedrich Gundolf einen Scheck.

Das ist gut und nobel, einfach großzügig. Man lebt aber in der „galoppierende Inflation“ und die Geldentwertung schreitet täglich in dramatischem Tempo voran. Das bedeutet für das praktische Leben einen sehr schnellen Wertverfall des Bargeldes.

Der aktuelle Tageskurs: Am 01. Juli 1923 entspricht 1 USA-Dollar dem Wert von 160.400,-- Deutschen Reichsmark.

Mitte des Monats Juli wird von den Ärzten erkannt, dass bei Ida Maria eine Lungentuberkulose offen ausgebrochen ist. Sie wird stationär in einem Frankfurter Krankenhaus behandelt.

Der 16. November 1923 ist der Tag der mündlichen Prüfung, der Verteidigung der Promotionsarbeit.

Wegen des schlechten Gesundheitszustandes von Ida Maria und einer nicht aussichtsfrohen Prognose zu ihrer Erkrankung, wird eine Notprüfung abgehalten, die wohl ausnahmsweise nicht in den Räumen der Universität, sondern in einem der Krankenzimmer der Frankfurter Klinik stattfindet.


Gesundheitsprobleme – Broterwerb

Die Professoren der Universität Frankfurt am Main: Walter Friedrich Otto (1874–1958), ein Religionswissenschaftler und Spezialist der griechischen Mythologie sowie Karl Reinhardt (1886–1958), Lehrender der griechischen Philosophie, gehörten zu den Prüfern der Ida Maria, im Rahmen ihrer Arbeiten von Staatsexamen und Promotion. Nun veranstalten sie als besondere Wertschätzung sogar eine Geldsammlung, um für Ida Maria einen längeren Kuraufenthalt zu ermöglichen. Auch Friedrich Gundolf setzt sich weiterhin rührend für Ida Maria ein.


1924

Anfang des Jahres 1924 erhält Ida Maria die Nachricht, dass ihr ein Kuraufenthalt im „Deutschen Kriegerkurhaus“ in Davos (Schweiz) ermöglicht wird. Ende März beginnt diese Kur, für die eine Dauer von vier Monaten vorgesehen ist. Dieser Kuraufenthalt wird wegen der medizinischen Notwendigkeit verlängert. Die Behandlungszeit mündet ab August 1924 in einen „Freiplatz“ für weitere vier Monate. Die Zeit der Kur kann anschließend nochmals verlängert werden, so dass sich der Aufenthalt Ida Marias in Davos bis in das Jahr 1925 hinüberzieht.

Ida Marias Dissertations-Arbeit soll ungekürzt in der vierteljährlich erscheinenden „Zeitschrift für Geistesgeschichte“ gedruckt werden – doch dann stellen sich beim Verlag Schwierigkeiten ein. Diese haben zwar nichts mit dem Inhalt von Ida Marias Arbeit zu tun, vereiteln jedoch die geplante Drucklegung.


1925

Im Frühjahr und Sommer 1925 weilt Ida Maria zur Nachkur im Kurort Wald bei Zürich.

Wahrscheinlich ist Ida Maria, etwas erholt, im September nach Italien gereist.

Um die Kosten für das Nötigste, das tägliche Brot aufzubringen, verdingt sich Fräulein Doktor zeitweilig an der Universität Frankfurt als „Wissenschaftliche Hilfskraft“.


1927

In diesem Jahr wird bei Friedrich Gundolf Krebs festgestellt.

Ida Maria hält sich im Laufe der Zeit zu weiteren Kuren mehrmals in Königsfeld im Schwarzwald auf.

Ida Maria befasst sich trotz der sie schwächenden Krankheit mit der umfassenden Arbeit


Zur Erkenntnis des Hölderlinschen Geistes.


Außerdem wendet sie sich der Erforschung des Lebenswerkes von Nietzsche zu (Friedrich Wilhelm Nietzsche, 1844–1900, Professor für Philologie in Basel, Schriftsteller, philosophisches Schaffen).


1929, Wohnortwechsel

Im April 1929 zieht Ida Maria nach Berlin, wo auch Wernher Bauer lebt.

Hier in Berlin verdient Ida Maria ihren Lebensunterhalt mit Bibliotheksarbeit, ohne die weitere „Hölderlin-Arbeit“ zu vernachlässigen oder gar zu vergessen. Leider war es ihr nicht vergönnt, dafür ein unterstützendes, ein hilfreiches Forschungsstipendium zu erlangen.


1931

Ida Maria äußert sich gegenüber Friedrich Gundolf zu der anhaltend persönlich-wirtschaftlichen Bedrängnis, der sie und auch Wernher Bauer ausgesetzt sind, (ebenso wie viele andere Menschen. Wir befinden uns inzwischen inmitten der Zeit der Weltwirtschaftskrise).

Seinen letzten erhaltenen kurzen Brief an Ida Maria schreibt Friedrich Gundolf am Tage nach seinem 51. Geburtstag. Drei Wochen später erliegt Friedrich Gundolf seinem Krebsleiden.


1936

Ida Maria schreibt zur Sommer-Olympiade 1936 in Berlin einen Beitrag mit dem Titel:


Olympischer Gruß aus Deutschland an die Jugend der Welt. *)


Sie wohnt in jener Zeit in der Siedlung Berlin-Eichkamp.

Die Siedlung „Eichkamp“ wurde zwischen 1918 und 1929 unter der Leitung des Architekten Max Taut (Werkbund => Bauhaus) errichtet. Die Siedlung liegt im Berliner Stadtbezirk Charlottenburg, Ortsteil Westend. Der nächst liegende Bahnhof ist „Eichkamp“, später Witzleben, heute mit dem Namen „Messe-Süd“, am alten Funkturm und dem Internationalen-Congress-Centrum.

Es ist möglich, dass Ida Maria und Wernher jeweils zur Untermiete wohnen, denn in den Berliner Adressbüchern von 1933 ... 1936 sind ihre Namen nicht als Wohnungsinhaber enthalten.

Ida Maria schreibt am 02. Dezember 1936 an Elsa Bruckmann. In dieser doppelseitig eng beschriebenen Karte dankt sie im Voraus für die angekündigte Literaturzusendung. Es handelt sich um eine Hölderlin-Ausgabe des Norbert v. Hellingraths. Ida schreibt: „Hochverehrte Frau Bruckmann! Die Kunde von dem so herrlich gelungenen Weihnachtsgabenwerk hat (uns) hochbeglückt! Wir erwarten es mit Sehnsucht aus der Hand Ihrer verehrten Frau Schwester …“ usw.

Elsa Bruckmann (1865–1946), ist eine umstrittene Salonière und ihr Ehemann Hugo Bruckmann (1863–1941), ist ein Kunst- und Buchverleger in München. Beide zeigen sehr deutlich eine frühzeitige und aktive nationalsozialistische Einstellung.


1937

Die Tuberkulose bricht bei Ida Maria, trotz aller Bemühungen während der Kuren, im August 1937 erneut aus – die Aussicht auf eine Heilung kann ihr nicht mehr gegeben werden.

Am 23. September 1937 stirbt Ida im „Stubenrauch“-Kreis-Krankenhaus Berlin-Lichterfelde im Alter von 39 Lebensjahren.


Ein Nachwort, weit vor dem Ende

Dr. phil. Ida Maria Ruppel und Dr. phil. Wernher Bauer ruhen in einer gemeinsamen Gedenkstätte im Friedgarten des kleinen märkischen Dörfchens Liebätz im Nuthe-Urstromtal, unweit von Luckenwalde, Bundes-Land Brandenburg, BRD.

Zu Lebzeiten hatte Wernher die Ida Maria mit dem Dorf und dieser Ruhestätte, dem Friedgarten auf dem Bugberg vertraut gemacht. Das kleine Dorf gehört zur Geschichte der Wurzeln des Wernher Bauer. Ida Maria war natürlich mit den Eltern von Wernher Bauer gut bekannt. Wernhers Mutter Marie, eine geborene Sotscheck, und deren Geschwister, wurden als Kinder einer Lehrer-Familie in Liebätz geboren.

Wernher selbst führte den im Nebel der Geschichte entstandenen Ortsnamen Liebätz gern auf „Liuba“ (die Göttin der Liebe) zurück. „In deren Schoß“ wollten sie gern gemeinsam ruhen.

Den Text für den schlichten Felsstein des Grabes hat Wernher selbst in seiner den Runen nachempfundenen Schrift gestaltet.


Friedrich Gundolf

Wer ist der im Text genannte Friedrich Gundolf, der private Mentor, Berater der Ida Maria Ruppel?Sein ursprünglicher, bürgerlicher Name: Friedrich Leopold Gundelfinger. Die Modifikation seines Namens geht auf eine „tätige Empfehlung“ des langzeitweiligen Freundes (Freund bis vor 1926), des Lyrikers Stefan Anton George (1868–1933) zurück. Gundolf stammt aus der Familie einer mosaischen Glaubensrichtung. Geboren in Darmstadt am 20. Juni 1880. Gundolf ist Germanist, deutscher Dichter/Schriftsteller und Literaturhistoriker. Zu seinen Betätigungsfeldern und Arbeiten gehören „Shakespeare und der deutsche Geist“, „Dichter und Helden“, „Caesar“, „Goethe“ und die „Jahrbücher für geistige Bewegung“ deren Herausgeber er neben Friedrich Wolters ist. (Es handelt sich um eine radikale Streitschrift mit aggressiver, teilweise auch „rechts-anmutender“ Rhetorik. Nur drei Bände erscheinen).

Anfangs des Ersten Weltkrieges ist Friedrich Gundolf zeitweilig als Landsturmmann eingezogen, „ein einfacher Schipper“. Ab 1916 (mitten in diesem Krieg) dagegen ist er bereits Germanistikprofessor an der Universität Heidelberg. Zu seinen Studenten-Hörern gehören auch Claus Schenk Graf v. Stauffenberg (Attentat auf Hitler) und (1920) Joseph Goebbels (der spätere Propagandaminister in der Herrschaftszeit des Nationalsozialismus).1926 heiratet Friedrich „endlich, nach manchen Hemmnissen, die seit Jahren geliebte und verehrte Freundin Elisabeth Salomon“ (Elli, 1893–1958). Diese Heirat führt (wohl aus Gründen einer Eifersucht) zum endgültigen Bruch zwischen George und Gundolf.

1927 erkrankt Friedrich Gundolf an Krebs.

1931: Friedrich Gundolf stirbt in Heidelberg am 12. Juli 1931.



Literaturhinweise:

Werner / Wernher Bauer sammelte die Briefe der Ida Maria und deren Antwortbriefe. Eine große Anzahl des Schriftverkehrs befindet sich im Hölderlin-Archiv der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart als Schenkung des Wernher Bauer.

Als die wesentliche Quelle zu dieser hier vorliegenden Zusammenstellung diente die Veröffentlichung im Hölderlin-Jahrbuch, Band 19 und 20, 1975–1979, S. 432–457: „Briefe Friedrich Gundolfs an Ida Maria Ruppel“, ausgewählt von Bernhard Böschenstein, eingeleitet von Renate Böschenstein-Schäfer.

Die Hinweise zum Leben des Friedrich Gundolfs stammen aus der Freien Enzyklopädie „Wikipedia“. Einige Anmerkungen fügte Chris Janecke hinzu.



- Anlagen

















Olympischer Gruß ...“, hier ein Auszug:












Olympischer Gruß aus Deutschland


an die Jugend der Welt































Ida Maria Ruppel, Berlin-Eichkamp, im Sommer 1936





Allen Völkern erscheint der Geist der Wahrheit unablässig in Vorkämpfern und in vollendeter Gestalt.

Dem Abendland leuchten nach langer Verschüttung aufs neue und nun unverlierbar über die ganze Erde die Griechen als Träger göttlicher Kräfte.

Heere von Forschern haben gearbeitet und fahren fort, sie zu erschließen, damit das Allgültige daraus wiedererkannt und das rings in den Völkern erwachende neue Leben sich an der heiligen Flamme naturnaher griechischer Erkenntnis nähren kann.


Daher wissen wir, daß der olympische Kämpfer und Sieger Empedokles lehrte:

Gleiches wird nur von Gleichem erkannt.

In seiner von den Zeitgenossen als göttlich erlebten und gefeierten Gestalt haben zwei griechischer Lebenshöhe und -reinheit weit aufgeschlossene Deutsche ihren geistigen Ahnherrn erblickt: Friedrich Hölderlin und Friedrich Nietzsche.


Der letzte (Nietzsche) hart Umrungene und seine gewaltige, alles was irgend die Griechen erkannten, in sich fassende, auf nie zuvor geahnte Höhen führende, Erde und Weltall ganz neu erschließende Leistung, gehört als richtungsweisende Kraft heute zuerst den Staatsmännern an.

Hölderlins abgeklärtere, den wilden Gegenwartskämpfen entrückte Gestalt atmet die gleiche, unserem Volke allzulang vorenthaltene Größe und ist Schutzgeist d e r deutschen Art, die im edlen olympischen Wettstreit sich am sichersten bewährt und zukunftsgestaltend zu wirken berufen ist.


Wir Deutschen ringen um die Heiligung des Lebens.


Des Volkes Sinn erwacht für die griechisch-natürliche Einheit von Seele und Leib, die nordisches Erbe ist, und öffnet ihm den Blick für die strahlenden Erscheinungen des von Hölderlin neugestalteten deutschen L e b e n s t a g e s.


Diesem Einsamen erschien er zuerst im griechischen Seelenraum. Ohne bewußtes Vorbild schuf er hier den Sonnenjüngling und heldischen Kämpfer um sein Vaterland, das Griechenland h e i ß t, und – Deutschland m e i n t, Hyperion und die ihm ebenbürtige, seiner Seele in lebensvoller Gemeinschaft zuwachsende, lieblich und herrlich zugleich erscheinende Diotima, das heißt die vom Zeus Geliebte, vom allwaltenden Gott.


Dem griechischen Sonnengott Helios-Hyperion und der durch Platon im Symposion unsterblich gewordenen griechischen Priesterin Diotima tritt ein vom Geiste beider erleuchtetes Menschenpaar zur Seite, das berufen ist, der edelsten deutschen Jugend Vorbild zu sein und in seiner Reinheit weit über sie hinaus allen Empfänglichen auf Erden zu strahlen. Sie sind geschaffen, „den tobenden Kampf mit F r i e d e n s t ö n e n des Himmels“ zu ordnen „bis der Menschen alte Natur, die ruhige, große, aus der gärenden Zeit mächtig und heiter sich hebt!“

Bevor s i e nicht wiederkehrt, können die Reinen, Jugendstarken sich nicht entfalten. Ihnen Bahn zu brechen, ist Mannesstärke, ist Götterstärke not.


Aus hohem Geschlecht erschien seinem Volk, als ein bedrängten Menschen seine reife Naturerkenntnis Fruchtbarmachender und als tiefblickender Arzt und Heilbringer, der antike Forscher und Weise und olympische Held Empedokles, den sein Schüler Pausanias, das heißt der Leidstiller, begleitet. Sein Ahn schon war in Olympia Sieger im Wagenkampf; er selbst kündet dort den ergriffenen Volksstämmen zur Abwehr des Unheils, in das er sie verstrickt sah, seine „R e i n i g u n g e n“, die erschütternden Sühnelieder.

In der Heimat lehnt er die Krone ab, erweist sich mit seinem Reichtum den armen heiratstüchtigen Töchtern des Volks als Vater, ein Lebensstifter, den die Sage dem Tode durch göttliche Entrückung entgehen ließ.

Aus karg überlieferten Berichten, noch ohne die Hilfe einer ergebnisreichen Wissenschaft, hat Hölderlin diesen Heros in seiner vollen Größe erahnt und 1799 unserem Volke erschlossen im 1916 zum ersten Mal aufgeführten gewaltigen Drama vom Tod des Empedokles.


Die W i e d e r g e b u r t eines ganzen Volkes, seines, unseres Volkes im griechischen Abbild ist darin gestaltet mit mehr als menschlicher Sprachgewalt. „Es tönt sein Wort dem Volk, als käm' es vom Olymp:

Den . . Menschen ist . . gegeben, daß sie selber sich verjüngen. Und aus dem reinigenden

Tode . . erstehn . . unüberwindlich die Völker. . . So wagt's! . . und hebt, wie

Neugeborne, die Augen auf zur göttlichen Natur!


Wenn dann der Geist sich an des Himmels Licht entzündet, . . wenn euch das Leben

der Welt ergreift, ihr Friedensgeist, . . der E r d e Grün von neuem euch erglänzt und

Berg und Meer und Wolken und Gestirn, . .

O dann, ihr Lieben! teilet T a t und R u h m wie treue Dioskuren: jeder sei wie alle,

wie auf schlanken Säulen, ruh' auf richt'gen Ordnungen das neue Leben und euren

Bund befest'ge das Gesetz. . .

Liebend gibt der Sterbliche vom Besten. . .

Es atmet der A e t h e r liebend immerdar um sie. Dann glänzt ein neuer Tag herauf“.


. . der Tag der heldischen J u g e n d . Sie ist Gestalt geworden im Jüngling Pausanias, der unbeirrt durch Fluch und Bann seinem erkorenen Führer zu neuem Leben, Empedokles, die Treue hält und ihm bis zum – Aetna nachfolgt. In ihm sieht der große Scheidende die Jugendkraft seines Volkes:

Ich war die Morgenwolke nur, . . Du bist zum klaren Tag geboren.“

In dieser Helle kennt „der heilige L e b e n s g e i s t“ nicht mehr Geburt und Tod,

nur Ein- und Übergang in neues Sein.


Lebendige Töne sind wir“.

Es offenbart die göttliche Natur sich göttlich oft durch Menschen.“

Und „wo ein Volk das Schöne liebt, wo es den Genius in seinen Künstlern ehrt,

da weht, wie Lebenslust, ein allgemeiner Geist, da öffnet sich der scheue Sinn,

der Eigendünkel schmilzt, und fromm und groß sind alle Herzen, und Helden gebiert

die Begeisterung.

Die Heimat aller Menschen ist bei solchem Volk, und gerne mag der Fremde sich

verweilen.


Um solche Lebenshöhe laßt uns in heiligem Wetteifer ringen.

Dies sei der tiefere Sinn unserer olympischen Begegnung.

Als edel mit uns Strebende seid uns gegrüßt!


Gestaltet von Ida Maria Ruppel, Berlin-Eichkamp, im Sommer 1936


(Hier liegt eine auszugsweise Abschrift vor. Ursprünglich ...)

in deutscher Schrift (Fraktur, gesetzt) von Rudolf Koch,

gedruckt von Max Nowotka, Berlin-Charlottenburg 5, Philippistraße 6/7


Anmerkungen v. Chris. J.:


Empedokles (490–430 vor Chr.), Griechischer Arzt und Philosoph, auf Sizilien lebend.

empedos = unerschütterlich + kleos = kühn.

Hyperion, aus hyper = über + ion = gehend. Sinngemäß: Der oben Wandelnde

Dioskuren: Das sind die Söhne des Zeus


















(Sinngemäße Abschrift) C


Sterbe-Anzeige und -Eintrag Nr. 1053 / 1937


des Standesamtes in Berlin-Lichterfelde



Berlin-Lichterfelde, am 23. September 1937





Der Verwaltungsdirektor des Stubenrauch-Krankenhauses, hier,

zeigte an,


daß die Bibliothekarin, Doktor der Philosophie,


Ida Maria Ruppel, 39 Jahre alt,


wohnhaft in Berlin-Schmargendorf, Ilmenauer Straße 11 b,


geboren zu Frankfurt am Main, ledig,


zu Berlin-Lichterfelde im Stubenrauch-Krankenhause,

am 23. September 1937 vormittags um 09 Uhr verstorben sei.




Der Standesbeamte

In Vertretung


gez. Unterschrift







Kaum lesbare Bleistift-Notiz am linken Rand des Originals:

Geboren: 17. 12. 1897

Todesursachen: Doppelseitige Lungentuberkulose, Herzschwäche




Schulze-Scan: C I Ruppel 1937 - 299 Sinngemäße Abschrift: Chris Janecke




Einige wenige Hinweise zum Leben des Wernher Bauer:

Auch Wernher wurde als junger Mann in die Vorbereitungen des Weltkrieges einbezogen. Im Januar 1914 vollendete er sein 17. Lebensjahr. Er erhielt eine Ausbildung als Pilot, flog aber nie im Kampfeinsatz.


Wernher war u. a. befreundet mit (seinem Vetter) Kurt Borries, der mit ihm gemeinsam das gleiche Studium (nach dem Ersten Weltkrieg, in Leipzig und etwa 1921–24 in Tübingen) absolviert. Jener wirkt später als Prof. Dr. der Philologie in Berlin, lehrte dann nach dem Zweiten Weltkrieg in Gießen und lebte bis zum Tode in Esslingen. Wernher lernt seine spätere Verlobte Ida Maria während der Studienzeit in Tübingen kennen. Die Gleichgesinnten gehören zu einer Gruppe „glühender“ Hölderlin-Verehrer. (Johann Christian Friedrich Hölderlin 1770–1843).


Oft und gern hält sich Wernher Bauer in Liebätz auf. Ist es doch der Geburtsort seiner Mutter Marie Sotscheck, verehelichte Bauer (und deren Geschwister) sowie der zeitweilige Lebensmittelpunkt seiner Großmutter Auguste Sotscheck geb. Zinnow als Lehrers- und Küsters-Ehefrau. Hier ist auch deren Tochter, Wernhers „Tante Agnes“ begraben, die aber bereits als kleines Kind in Liebätz starb, die er also nie als richtige Tante kennen gelernt hat.


Wernher Bauer hält in Liebätz Freundschaft unter anderen mit Fritz Ziege (1900–1945) und mit Richard Müller. Richard war der Sohn des Müllers namens Müller (nomen est omen), dem die Mühle abbrannte. Richard Müller erlitt als junger Mann, etwa vor Beginn des ersten Weltkrieges, einen schrecklichen Unfall. Er wurde schwer verletzt bis nach Berlin (wohl in die Charité) gebracht. Dort setzte man in seinen zerquetschten Brustkorb ersatzweise drei silberne Rippen ein. Richard hatte den Unfall überlebt, blieb aber invalide. Er lebte als Einsiedler außerhalb des Dorfes Liebätz, Richtung Märtensmühle und ernährte sich hauptsächlich aus den Erträgen seiner Hühnerhaltung.


In Liebätz ergrub und fand Wernher Bauer „am Horstberg“, (hier verläuft heute der Horstweg, etwa 200 m südlich der Kirche), Hinterlassenschaften früher Bewohner dieses Siedlungsplatzes. Es sind steinzeitliche Werkzeuge: bearbeitete Feuersteine, Pfeilspitzen und manch anderes, die in den Zeiten vor ihm wohl niemand gesehen und beachtet hatte. Durch ihn wurde wohl somit das Vorhandensein einer steinzeitlichen Ansiedlung im heutigen Ort Liebätz belegt.


Zu Wernher Bauers Freundeskreis zählte ebenso der Künstler Hugo Höppener (08.10.1868–1948, genannt „Fidus“, „der Getreue“), der seit 1909 in Woltersdorf bei Erkner lebte. Jener war in Grafik und Malerei vor dem Ersten Weltkrieg ein Vertreter des Jugendstils, vertrat die Ansichten der lebensreformerischen Bewegung, malte gern Freikörperkultur, hielt Verbindung zur Anthroposophischen Gesellschaft des Rudolf Steiner, unterhielt zahlreiche Kontakte zum Friedrichshagener Dichterkreis (Gerhart Hauptmann, Erich Mühsam u. a.), zu Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse aber auch zu Walter Gropius (gesundes Leben in hellen, zweckmäßigen Bauten). – Manche Gedanken in dieser Art trug auch Wernher mit aber zu einer Umsetzung (hier z. B. bezogen auf geeigneten eigenen Wohnraum) hat das überlebenswichtige Geld nie gereicht.

Wernher Bauer war mit Fidus auch öfter in Liebätz zu Gast.


Wernher lebte in Rangsdorf (nach 1938) dann in einem kleinen, sehr bescheidenem (eigentlich nicht winterfesten) Gartenhäuschen, zusammen mit seiner Mutter Marie, geb. Sotscheck, die seit 1938 Witwe war. (Hier, einige Straßen weiter wohnte auch der Autor dieser Zusammenstellung, Chris J., so dass ein guter Kontakt zu Wernher bestand).


Dr. Wernher Bauer war über Jahrzehnte befreundet mit dem (bedeutend älteren) Bornimer Staudenzüchter Prof. Dr. agr. h. c. Karl Foerster (1874–1970). Karl Foerster war ein Sohn des Begründers der Berliner Sternwarte, Prof. Wilhelm Foerster, der aus Grünberg / Schlesien eingewandert war und dessen Ehefrau, Ina Paschen, die aus Schwerin in Mecklenburg stammte. Karl Foerster lebte seit 1910 auf einem großen Grundstück an der Flur-Grenze zwischen Bornim und Bornstedt bei Potsdam (Bornim, Am Raubfang 6). Zu dessen Arbeitsrichtlinien und Zielen gehörte: „Es wird durchgeblüht!“ Blühende Stauden das gesamte Jahr! Stauden von ihm fanden sich auch in Wernhers Rangsdorfer Garten, z. B. Rittersporn und Phlox. Ein weiterer Lebens-Sinnspruch von Foerster:


Wer Träume verwirklichen will, muss wacher sein und tiefer träumen, als andere“.


Zu diesem Kreis der Blumenfreunde zählte auch Heinz Schilde, Nowawes // Babelsberg, Lindenstraße 42. Er war von seiner Profession Gärtner, „Blumenkünstler“ und auch der Maler seiner Züchtungen. (Der Autor dieses Berichts, Chris J. lebte in seiner Kinderzeit unmittelbar an des Herrn Schildes großen Garten, Potsdam-Babelsberg, Rudolf-Breitscheid-Straße 45 / 46 – vielen hängt mit vielem zusammen).


Wernher Bauer hat Tag für Tag geschrieben, bei immer schlechter werdendem Augenlicht, in viele Hefte und Bücher, in denen er seine Gedanken über die Welt, die Natur und ihre Menschen darlegte, auch seine Gedichte niederschrieb. Den Nachlass übernahm sein Neffe, der aber auch schon viele Jahre nicht mehr unter uns weilt. Nachdem auch jener verstorben war, nahm wahrscheinlich ein Müllcontainer das Schrifttum des Wernher Bauer auf. Diese Abläufe treten immer wieder erneut auf, so dass es auch in seinem Falle nicht mehr möglich ist, etwas von seinem umfangreichen Wissen zu übernehmen, aus seinen Forschungsergebnissen zu lernen. Viel Gescheites, bereits Erkanntes und Beschriebenes geht immer wieder verloren und muss neu erarbeitet, neu gelernt werden.


Zu viele Kritiker an seinen schriftlich niedergelegten Worten, an seinen Dichtwerken und großen Theorien hatte er wohl nicht – schon allein deshalb, weil es nur wenige Publikationen gab. Er feilte aber trotzdem unermüdlich an den Formulierungen, um sie immer noch treffsicherer und zweifelsfrei, zu gestalten und anzubieten – in guter deutscher Sprache, für jedermann verstehbar.


Dr. phil. Wernher Bauer und seine Verlobte Dr. phil. Ida Maria Ruppel wurden in Liebätz auf dem Bugberg 1937 und 1986 bestattet, obwohl Maria ursprünglich zu diesem Ort keine Beziehung hatte. Der „Bugberg“ ist als eine nur sanfte Erhebung erkennbar. Dessen Friedgarten ist eingebettet in einen Hain, der von Eichen und Kiefern gebildet wird. Die Grabstelle Bauer + Ruppel liegt rechts vom Eingang an der Mauer unter der alten Fichte. Die letzte Phase der bezahlten Ruhezeit ist längst abgelaufen aber da auf dem Grundstück noch sehr viel Platz ist, konnte sich der Ortschronist Werner Ziege (1930 bis April 2011) erfolgreich für das Erhalten des schlichten Feldsteins mit den eingravierten Lebensdaten einsetzen.

Nachsatz!

Nach dem Ableben des Hüters jener Grabstelle, des Ortschronisten Werner Ziege, löste „man“ , zumindest oberirdisch, die gemeinsame Grabstelle Bauer und Ruppel auf – eine Maßnahme, die dem Außenstehenden ohne eine erkennbare dringende Notwendigkeit und ohne Sinn erscheint.

So wird die Kenntnis im Ort über Dr. Bauer, den lebenslangen Freund des Dorfes Liebätz, den hier archäologisch wirksam Tätigen, den Bewahrer des heimatlichen Sprachgutes, weder gepflegt noch das Wissen zu jenen ortshistorischen Begebenheiten bewahrt und in die Zukunft getragen. Das Andenken an ihn, dessen Familie hier im Ort Wurzeln hatte, einen der Lehrer und Küster stellte, wird wohl aus Desinteresse an Leistungen früherer Menschen bald völlig verloren sein.


Einige Anekdoten um Wernher Bauer:


Die Heiratswarnung und ihre Wendung – oder – Der rote Schal

In den 1950-er Jahren meint Wernher Bauers jüngerer Liebätzer Freund Werner Ziege, dass es nun Zeit sei, eine Familie zu gründen. Er hatte sich eine liebe Frau, die Erika,als Braut auserwählt, so ganz nach seinem Herzen.

Freund Wernher Bauer aber ist bei dem „Kennenlernbesuch“ etwas skeptisch und nimmt den Freund still beiseite: „Ob sie für dich wirklich die Richtige ist? Prüfe nur gut. Ich habe da so ein Gefühl ...“.


Wernher Bauer ist ja ein einsiedlerischer Junggeselle, bereits mehr als ein Jahrzehnt fernab seiner Verlobten, der nicht so sehr fein gewandet ist. Seine Kleidung, bei erkanntem Bedarf und so gut er es eben versteht, repariert er selber. Zuviel Mühe verwendet er nicht darauf, denn er ist ja Philologe, nicht ein Schneider-Meister von seiner Profession. So trägt er in der Winterszeit einen langen, roten, inzwischen bereits recht „verschossenen“ Schal, in der Halsregion vom jahrelangen fleißigen Benutzen, schon fast durchsichtig geworden. Darauf weist ihn des Freundes Braut lachend hin und meint, dass er damit nicht so herumlaufen könne, wie er es glaubt und danach tut. Sie bittet sich das gute Stück leihweise aus, wäscht und trocknet es, schneidet das desolate Stück heraus und verbindet die langen Enden mit geschickter Kunststopftechnik. Na gut, ein Stück kürzer ist er nun.

Natürlich, wie sollte es anders sein, bangt Wernher Bauer während dieser Bearbeitungsprozesse um das gute Stück, denn wie soll er denn ohne diesen Schal den Winter überstehen? Na, wie?

Wernher staunt nicht schlecht über das Ergebnis. „Ein Wunder, ein Kunstwerk mein Freund, sagt er zu Werner Ziege, du hast eine Künstlerin zur Braut – es scheint genau für dich die Richtige zu sein“. So ungefähr (ich, Chris, war nicht dabei) brach es förmlich aus Wernher heraus und „sein Bann“, der Braut Erika gegenüber, war gebrochen.


Aus der Sammlung von Denkwerken und Reimgedanken des Wernher Bauer

Meinem Vetter Richard Janecke, gewidmet zum 1. Mai 1961, zu seinem 35. Geschäftsjubiläum:



Goethe und Schiller


Goethe und Schiller kannten einander.

Hölderlin erkannten sie nicht.

Goethe nicht, weil eigenes Licht ihn täuschte;

Schiller nicht, weil der Schatten Goethes zwischen sie fiel.

Goethe schloss das innere Auge vor dem Jünger seines Freundes

und beschwichtigte sich.

Schiller sann und forschte, er war bewegt und beunruhigt,

als wüchse er in dem Andächtigen noch einmal,

doch zu unbekanntem Ziele.

Seine Jugend verpflichtete sie zunächst zur Aufmerksamkeit,

nicht zur Verehrung.

Ehrfurcht für sich, war der Olympier gewohnt,

Opfer für die Freiheit der Held ...



Leipziger „Studentenkneipe“

Wernhers Lieblings-Studentenrestaurant in der Stadt Leipzig war der „Arabische Kaffeebaum“. Oheim Wernher bittet im Jahre 1965 seinen „Großneffen“ Chris J., der zwar auch in Rangsdorf wohnt, sich aber derzeitig in Leipzig aufhält, doch mal nachzusehen, ob es dieses gastliche Haus noch gibt. – Ja, es besteht noch immer und ist gut besucht.


Der Bugberg

Der lieben Familie meines Vetters Richard J., Rangsdorf, 20. XII 1961

Herzliche Weihnachtswünsche! Anbei das Bild „vom Bugberg zu Liebätz“, gezeichnet von meinem Freund Meister Fidus (Hoeppener). Jedes Jahr im Scheiding weile ich dort zum Sterbetag meiner Maria einige Tage. Dies' ist der Geburtsort meiner Mutter, wo meine Braut (1937) gebettet, dort ist auch meine Ruhestatt, die auf mich wartet.

Euer Wernher


Der Krauter

Sommer 1966: Unsere Familie besucht Oheim Wernher Bauer in Rangsdorf. Wir steigen aus dem Auto, begrüßen ihn. Er hat meine Schwester seit ihrer Kindheit lange nicht gesehen und er läuft mit erhobenen, ausgebreiteten Armen auf sie zu, begleitet von seinem lauten Ausruf: „Oh, welch eine liebliche Erscheinung ...“, schaut dann durch die reflektierenden Fensterscheiben des Autos in das Wageninnere, und sagt verblüfft nach kurzem Stutzen: „Ach hoho, das bin ja ich, ich dachte eben – was sitzt denn da noch für ein alter Krauter drin?“


Das Frühstück für den Überraschungsbesuch

Die Familie seines Neffens aus Dresden ist zu Besuch beim Oheim Wernher in Rangsdorf.

Für den Besuch ist ein ausgewogenes zweites Frühstück zusammenzustellen. Was soll es bloß geben, um den Besuch zu sättigen? Eine offensichtliche Überforderung für die Verhältnisse des Bücherwurm-Gastgebers.

Wernher, der eingefleischte aber vegetarisch lebende „Junggeselle“, kommentiert laut und deutlich sein etwas verzweifeltes „Vorbereiten“ des beabsichtigten Mahls:

„Heut' gibt es Stachelbeeren vom Strauche und ein Glas des heiligen Wassers* – eines gar köstlichen Trunks“. Und zur Eigen-Unterstützung, mit einem angedeuteten Donnern in der Stimme: „Nicht Wurstbrote sollt Ihr essen, nicht Fleisch fressen, wie die wilden Tiere“ – ja, Wernher vergräbt sich natürlich viel lieber in seine geliebten Bücher, als ein „konventionelles“ Frühstück für unerwartete Gäste zu gestalten.

(* Das „heilige Wasser“ ward aus der etwas rostigen Gartenwasserleitung gezapft, aus dem Rangsdorfer Rohrnetz stammend).


Der wohlgefällige Gottesdienst

In jedem Jahr mehrmals, zumindest aber zu Pfingsten und im September (Sterbetag seiner Verlobten), besucht Wernher Bauer das Dörfchen Liebätz. Üblich ist es für ihn, er lässt es sich nicht nehmen, zum Pfingstgottesdienst mit einem großen Strauß der zeitig am Morgen gepflückten Wiesenblumen in der Kirche zu erscheinen, fleißig mitzutun, den Gottesdienst aktiv mit zu gestalten. Sein um 33 Jahre jüngerer Freund Werner Ziege, dem die Eigenheiten des Wernher Bauer ja geläufig sind, kann die (neuen) Pastoren, erst Herrn Vogel und später dessen Nachfolger, Pastor Spree, schon einfühlsam darauf einstimmen, was da auf sie zu kommt. So auch in diesem Jahr: Es gibt einen „etwas stärker abgewandelten“ Gottesdienst, in dem „der Bauer“ (seine Eigenbezeichnung) frohgemut in die Kirche wandert und mit gewaltiger Heroldstimme das von ihm verfasste Natur-Glaubensbekenntnis vorträgt, das nicht so ganz mit den üblichen liturgischen Vorgaben in Einklang zu bringen ist. Er ist eben ein Natur-Gott-Gläubiger, ein Freigeist, kein Knecht von Liturgie und enger, steifer Kirchen-Vorgaben. Die Pastoren ließen ihn gewähren.


Märkische Mundart um 1900 im Gebiet zwischen Trebbin und Luckenwalde –

ein Hör-Beispiel für die Sprachausformung

Eine Sprach-CD, erarbeitet und gesprochen 1968 / 1969 von Gustav Lehmann aus Liebätz, unter fachlicher Begleitung des Philologen Dr. Wernher Bauer.

Dr. Bauer kümmert sich unter vielen weiteren Vorhaben jahrzehntelang um das Erhalten der märkisch-niederdeutschen Mundart. Dafür unternimmt er mit Gustav Lehmann in Berlin-Lichtenberg Leseproben zu einem von ihm selber entworfenen und nun „historisch“ richtig nachzusprechenden Text.

Chris Janecke nimmt den Verlauf und besonders die Ergebnisse mit dem Tonbandgerät auf.

Gustav Lehmann ist ein geborener Liebätzer und stammt aus einer früheren Ortsvorsteher-/ Schulzenfamilie und auch Dr. Bauer hatte ja familiäre Wurzeln in Liebätz.

Es wird ein recht schwieriges Unterfangen, weil die Herren oft langzeitig um die wirklich einzig richtige Aussprache eines Wortes ringen, bis die ernste Diskussion dann auch mal in einem befreienden Schmunzeln endet – weil, ja weil manch eines dieser Wörter ja schon im Nachbarort etwas anders gesprochen wurde und sich die Sprache auch ohnehin in stetem Wandel befindet.

Die Szene erinnerte mich recht deutlich an das Sprachlaboratorium des Professor Higgins in „My Fair Lady“. So ist das Leben. Kostprobe: „Do ging i mit de Schwestere över de Wersen in dat Holtze“ – oder eben auch ein bisschen anders – zumindest aber in der Bedeutung: „Da ging ich mit der Schwester über die Wiesen in den Wald“.


So veranstalten wir dann am 4. Januar 1969 eine Generalprobe und da sich der Abend schon stark neigt, wird die endgültige Fassung am 8. Februar aufgenommen. Von der Endfassung fertige ich dann verschiedene Tonband-Kopien. Diese stiftet Wernher verschiedenen Schulen, so wohl auch den Schulen in Luckenwalde und Rangsdorf, und selbstverständlich der Gemeinde Liebätz, damit die Kinder noch hören können, wie man damals in ihrer Heimat auf dem „platten Lande“ sprach, und mit der Anregung, dass sie diesen Teil des Volkstums auch bewahren mögen.


Als Philologe war Wernher bemüht, die deutsche Sprache weitgehend vor Fremdeinflüssen, „vor den Barbaren“, wie er sagte, zu schützen und diese deutsche Sprache zu pflegen. So benutzte er für die Verwandtschaftsbezeichnungen stets Oheim statt Onkel, Muhme, nicht Tante, Base / Vetter statt Cousine und Cousin, Eidam anstelle Schwiegersohn. Das Benennen der Monate: im Schriftlichen entweder mit römischen Ziffern oder mit der Verwendung älterer deutscher Bezeichnungen: Hartung, Hornung, Lenzing, Aprilis, Mai, Brachet, Heuert, Ernting, Scheiding, Gilbhart, Nebelung, Julmond.


Die Möbel-Weihe im Sommer 1972

Chris hatte zu Wernher Bauer besuchsweise ein Kind mitgebracht, Tobias, in Berlin-Pankow geboren und dort wohnend, dessen leiblicher Vater aber aus Ghana (Afrika) stammte. Bei dem Besuch in Rangsdorf, bei dem ersten Kontakt mit dem Kinde, jubelt Wernher geradezu. Er habe doch den hölzernen Rundhocker mit geschnitzten Figuren als Beine, der vom afrikanischen Erdteil hierher kam, wohl von dunkelhäutigen Händen kunstvoll geschnitzt aber nachgerade nur immer von Weißen „besessen“ worden sei. Diesem Hocker sei hierzulande noch nie die rechte Weihe (des afrikanischen „Einsitzens“) zuteil geworden – und heute, heute sei nun endlich überraschend der Tag für solch ein feierliches Zeremoniell gekommen.


Neue Personaldokumente in der Deutschen Demokratischen DDR

Ab 02. Januar 1964 gab es für die DDR-Bürger neue Personalausweise – denn die bisherigen, damaligen „liefen aus“, wurden ungültig. Erneute Umtauschaktion: Im Frühjahr 1979 werden „von Amts wegen“ für alle Bürger wieder neue Personaldokumente ausgestellt. Bei der umtauschenden Abholung im Polizeirevier, sind für das neue Exemplar 2,- M (Mark der Deutschen Notenbank der DDR) zu entrichten. Wernher betrachtet nachdenklich den vor im sitzenden „auslösenden Verursacher“ dieses Vorgangs und die „Auswirkung dieser Bestellung“ auf sich selber und klärt den jungen Volkspolizisten, als den Vertreter der Staatsmacht auf: „Nicht ich habe einen neuen Ausweis beantragt, nicht ich habe Sie beauftragt, ich wünsche gar keinen anderen Ausweis, als den bisherigen zu besitzen – Sie aber wollen mir unbedingt einen anderen geben. Dann müssen wohl auch Sie die Kosten dafür tragen“, so sehe ich die Lage. Ich habe die Mindestrente und kein überschüssiges Geld.

Wie „treu und unschuldig“ er damals etwa bei dieser logischen Darstellung den Polizisten anschaute ist für uns leicht erlebbar, denn das Passbild für jenes neue Personaldokument ist uns erhalten geblieben.

Wernher war wohl einer der Wenigen, der den neuen Personalausweis kostenlos erhalten hat.

Anzumerken ist, dass Wernher ja nicht über Einkünfte aus seiner literaturliebenden Tätigkeit (selbsternannter „Volksbuchwart“) verfügte, im Alter wohl gerade über die Mindestrente von 400 DDR-Mark im Monat besaß.


Rangsdorf, 9. VI. 1978 (Brief an Chris J:)

Lieber Großneffe, heut' schreibe ich Dir ein Gedicht ab. Es ist posthum für meinen Kohlenträger gedacht, der plötzlich in seinem schweren Dienst verstarb. Ich schrieb es im Sinne der „DDR-Arbeiter-Mach-mit-Bewegung“. Weil er aber auf dem Kohlenplatz als Sonderling angesehen und auch verlacht wurde, hat man meine Zeilen nicht veröffentlicht. Vielleicht lag es auch zusätzlich daran, dass es ja nicht um ein sozialistisches Kollektiv geht, das von mir heldisch verehrt wird.



Ein Held


Ein Held der Arbeit starb im Kohlenstaub,

ein Kohlenträger nur, ein Mann, ein Held.

Er lief als Narr und ward als Narr betrachtet –

grad wie ein Schornsteinfeger trug er den Zylinder.


Die Narrenfreiheit nahm er sich,

dass man ihn ungeschoren ließe

im Lauf der Welt, ein Narr, ein Held.

Er hatte Herz – habt ihr das auch,

ihr, die ihr ihn verhöhntet?

Ein Narr mit Herz, ein Held der Arbeit.


Darum liebt' ich ihn, wir waren wie zwei Brüder.

Er war ein Mann, ein Held! Ich lieb' ihn noch.

Er dankte es mir, wo er mich auch sah,

von seinem hohen Wagen.


Zwei Tonnen Kohle fuhr er täglich aus –

da lachte er, da grüßte er mich freudig,

werktags und des sonntags auch

und unverdrossen spielte er den Narren.


Und liebte mich, den Freund.

Er bracht' mir die Kohlen wie ein Geschenk

und schüttete sorglich, dass viele 'reingeh'n,

die Kiepe in dem engen Schuppen aus.


Und stieß er sich am Eingang mit der Bürde,

das tat ihm nichts, er lachte wohlgemut

und bracht' allein für mich,

wohl an die dreißig Kiepen.


Ein Kohlenträger nur, ein Mann, ein Held.

Ein Narr mit Herz, ein dankbarer Gesell –

allein er ist und einsam.


So starb er auch, der Stämmige, eisern, hart,

ganz plötzlich an dem Kohlenstaub,

ein Kranker in den Sielen.

Ein Held der Arbeit starb vor uns.


W. B., Frühjahr 1978




Wunderbar


Wunderbar ist das Leben –

wunderbar ist der Tod;

denn der ist auch das Leben:

Das Tor zu Gott.


30. Ernting 1982, W. B.




Eine Vision


Angenagelt zum Begaffen, seht,

da steh'n die Menschenaffen,

die die Götter, die wir suchen,

heut' verhöhnen und verfluchen.

Heute Saulus, morgen Paulus.

Fluch von hüben, Fluch von drüben,

bis ein Sturm die Spreu verweht

und die Gottheit aufersteht.


W. B., 18. Lenzing 1983




Vorwort zum Gedicht „Liebätz“.

Es folgen einige Gedanken des Wernher Bauer, 14 Jahre vor dem eigenen Ableben – bezogen auf die Zeit danach. Die Zeilen richtet Wernher an seine vergeistigte leibliche Mutter Marie, die auf dem Friedhof in Liebätz beerdigt wurde. Liebätz war auch ihr Geburtsort, ein kleines Dorf im Urstromtal des Flüsschens Nuthe (siehe auch Lebenslauf Sotscheck oo Zinnow auf dieser Internetseite). In seinen Gedanken bezieht Wernher ganz natürlich seine schon 1937 verstorbene Verlobte Ida Maria („Itis“) ein, die dort ebenfalls bereits auf ihn wartet. Beide Frauen, Mutter und Verlobte, scheinen für ihn in den Versen gleichsam miteinander zu einer Idealfigur zu verschmelzen.

Wernher wird dort, in gleicher Grabstelle, am 21.VI. (Heuert) 1986 bestattet werden.

Der Begriff „Eide“ kommt aus dem Gotischen und bedeutet „Mutter“. Wernher nannte so seine Mutter (ein innerfamiliärer Rufname). Der „Schwabe Holder“ bedeutet: – die beiden Philologen waren Verehrer des schwäbischen Lyrikers Friedrich Hölderlin (1770–1843).



Liebätz


Wir sind bei Dir, Du liebe Mutter „Eide“

in Deinem Dorf, das Dir das Leben gab,

Liebätz ist uns die Wiege und das Grab.

Wir ruhen gerne auf dieser Hügelheide.


Auf Deinem „Bugberg“ über grüner Weide.

Itis und ich. Das Höchste, was ich hab,

ich senkte dankbar ihren Leib hinab,

ihr holdes Herz, von dem ich nimmer scheide.


Du rufst mich bald zu Dir, Du Lebensquelle

gemeinsam weihen wir den süßen Schoß:

Liebätz ist schlicht und doch an Wundern reich.


Du bist dem trauten Schwaben „Holder“ gleich,

des Deutschen Volkes Herz so rein, wie groß.

Dich birgt Liebätz, dass es die Welt erhelle.


W. B. 22. IX. 1972




An jener Stelle bauet der Herrliche

dir gottgesandte Ruhe – den Dankaltar.

Dort harrt er, wonnelächelnd, wie die

scheidende Sonne, des längeren Schlummers.


(aus: „An die Ruhe“, Hölderlin, um 1788



Verwandte


Hier in Liebätz, so erzählt Wernher Bauer, verbrachten vor mir Zeiten ihres Lebens:

1986

Zur letzten Ruhe geleiteten Wernher am 21. Juni 1986 auf den Bugberg zu Liebätz die uns bekannten Verwandten und Freunde u. a. aus Liebätz, Dresden, aus Rangsdorf und aus Potsdam. um ihn wieder mit seiner Verlobten Ida Maria Ruppel zu vereinen, die hier nun schon fast ein halbes Jahrhundert auf ihn wartet.

Der „Bugberg“ ist nur als eine sanfte Erhebung erkennbar. Dessen Friedgarten ist eingebettet in einen Hain, der von Eichen und Kiefern gebildet wird. Die Grabstelle Bauer + Ruppel liegt rechts vom Eingang an der Mauer unter der alten Fichte.

Die letzte Phase der bezahlten Ruhezeit ist längst abgelaufen, aber da auf diesem Grundstück noch sehr viel freier Platz besteht, konnte sich der Ortschronist Werner Ziege (1930 bis 2011) erfolgreich für das Erhalten des schlichten Gedenkfelsens mit den eingravierten Lebensdaten einbringen.

Nachsatz!

Nach dem Ableben des Hüters jener Grabstelle, des Ortschronisten Werner Ziege, löste „man“ nach 2011 die gemeinsame Grabstelle Bauer + Ruppel auf , wälzte den Gedenkstein fort – eine Maßnahme, die dem Außenstehenden ohne eine erkennbare dringende Notwendigkeit und ohne Sinn erscheint.

So wird die Kenntnis im Ort über Dr. Bauer, den lebenslangen Freund des Dorfes Liebätz, über den hier archäologisch wirksam Tätigen, den Bewahrer des heimatlichen Sprachgutes weder gepflegt noch das Wissen zu jenen ortshistorischen Begebenheiten bewahrt und in die Zukunft getragen. Das Andenken an ihn, dessen Familie hier im Ort Wurzeln hatte (Familie des Liebätzer Lehrers und Küsters Gottlieb Sotscheck), wird, vermutlich aus Unwissen und Desinteresse an Leistungen früherer Menschen, bald völlig verloren sein.



Gästebuch

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E-Mail-Adresse:

christoph@janecke.name