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Abschrift der im Jahre 1837 gedruckten Festordnung zur Weihe der nach dem Brande

im Jahre 1795 zerstörten, nun aber völlig neu erbauten Nikolaikirche in Potsdam.

Das Original befindet sich im Kirchenbuch der St. Nikolaikirche zu Potsdam

in den Aufzeichnungen „Aufgebotene und Getraute“ des Jahres 1837.

Eine Kopie des Kirchenbuchs auf Microfiches befindet sich im

Evangelischen Zentralen Kirchenbuch-Archiv Berlin, in der Microfich-Gruppe 24672.


Die hier vorliegende Abschrift fertigte Christoph Janecke, Potsdam, im September 2016.





Kirchliche Fest-Ordnung bei

der Einweihung der Nikolai-Kirche

zu Potsdam

am siebzehnten September 1837



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Das Fest wird am Vorabende um 6 Uhr und am Festmorgen in der an den höchsten Festen üblichen Weise eingeläutet. Der Anfang des Gottesdienstes wird ebenfalls durch das Geläute der Glocken angezeigt.



Gesang der Gemeine:

1.

Komm, heiliger Geist, Herre Gott

Erfüll mit deiner Gnaden Gut

Deiner Gläubigen Herz, Muth und Sinn;

Entzünde deine Liebe in ihn'n.

O Herr durch deines Lichtes Glanz

Zu dem Glauben versammelt hast

Das Volk aus aller Welt Zungen,

Das sei dir, Herr, zu Lob gesungen,

Hallelujah! Hallelujah!


2.

Du heiliges Licht, edler Hort,

Laß' leuchten uns des Lebens Wort,

Und lehr' uns Gott recht, erkennen,

Von Herzen Vater ihn nennen.

O Herr, behüt' vor fremder Lehr',

Daß wir nicht Meister suchen mehr,

Denn Jesum Christ mit rechten Glauben,

Und ihm aus ganzer Macht vertrauen.

Hallelujah! Hallelujah!



3.

Du heilige Glut, süßer Trost,

Nun hilf uns fröhlig und getrost

In deinem Dienst beständig bleiben,

Daß Trübsal' uns nicht abtreiben.

Durch deine Kraft, Herr uns bereit'

Und stärk' des Fleisches Blödigkeit,

Daß wir hier ritterlich ringen,

Durch Tod und Leben zu dir dringen.

Hallelujah! Hallelujah!



Die Weihe-Rede

Nach Anleitung der biblischen Worte: Psalm 138,2.

Ich will anbeten zu Deinem heiligen Tempel, und Deinem Namen danken um Deine Güte und Treue; denn Du hast Deinen Namen über alles herrlich gemacht durch Dein Wort.

Am Altar werden hierauf von dem weihenden Geistlichen folgende Worte gesprochen:

Und nun, Kraft meines Amtes, und als ein berufener und verordneter Diener des Wortes, weihe ich diese neuerbaute Kirche, welcher der Name Nikolai beigelegt ist, ein zu einem Hause der christlichen Gottesverehrung; ich weihe diesen Altar und seine heiligen Geräthe, jenen Taufstein, diese Kanzel ein, zum gottesdienstlichen Gebrauche, im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.



Das Weihe-Gebet

Ewiger, allmächtiger Gott! Dir ist niemand gleich, weder oben in der Höhe, noch unten auf Erden. Gleich unveränderlich in Gnade bist Du, wie unveränderlich im Bund mit Deinen Dienern, welche von ganzem Herzen Dir zum Wohlgefallen wandeln.

Dir vermag die Erde keine Wohnstätte zu geben.

Der Himmel ja! aller Himmel Himmel können Dich nicht umfassen, viel weniger noch dieses Haus, das heute Deinem Namen geheiliget wird.

Du siehst mit Gnade Deiner Kinder Gebet und Flehen an, o Herr unser Gott! höre auch das demütige Gebet, das wir heute vor Dir niederlegen. Möchten Tag und Nacht Deine Augen wachen über diesen Tempel, der nun zu Deiner Ehre geheiliget wird. Neige Deine Ohren zu den Bitten, die Deine Diener an dieser Stätte vor Dich bringen.

Höre Deiner Diener, höre Deines Volkes Seufzer, wenn die in diesem Raume versammelten ihr Herz vor Dir ausschütten. Laß ihr Rufen zu Deinem Throne gelangen. Sei Ihnen gnädig, wenn Du sie hörest.

Ewiger Erbarmer: Laß keine falsche oder abergläubische Lehre hier aufkommen. Die Schatten des Unglaubens mögen vor dem Lichte Deines Wortes verschwinden, des Irrthums Hindernisse vor der Kraft Deiner Wahrheit. Mögen hier allezeit gläubige und erleuchtete Hirten auftreten, die, getrieben von Deinem Geist, und angethan mit dem heiligen Schmuck des Herzens, Dein Reich erweitern, Deine Ratschlüsse verkünden und die Irrenden zu Deiner wahren Erkenntnis und Anbetung zurückführen. Segne das Wort, das Du hier zur Besserung, zum Glauben und zur Heiligung predigen lässest. Lehre Dein Volk aufmerken auf Deine Wahrheit, gehorchen Deinen Geboten, wachen über seine Pflichten und beglücke es durch die Vollbringung Deines heiligen Willens.

Wenn ihre Gewissen hier geweckt werden und sie mit bußfertigen Herzen niedersehen vor Dir, und um des Erlöser Jesu Christi willen Dich um Gnade anrufen, so wollest Du im Himmel sie hören, und ihre Seelen mit dem göttlichen Troste erquicken, daß ihnen ihre Sünden alle vergeben sind. Wenn sie hier ihre Herzen ausschütten und die eigene, wie allgemeine Noth Dir klagen, so wollest Du ihre Seufzer aus Barmherzigkeit vor Dich kommen lassen, die Noth abwenden und Gnade beweisen. Wenn sie hier gläubige Fürbitten für ihre Brüder zu Dir emporsenden, so wollest Du gnädiglich ihr Gebet vernehmen und die Leidenden mit Deinem Troste, Deiner Hülfe und Deinem Segen aufrichten!

Nimm in Deinen Gnadenbund alle Kinder auf, die hier in der Taufe Dir übergeben werden! Und legen sie Dir einst selbst hier ihre erneuerten Gelübde ab, so flöße ihren heiligen Zusagen die verjüngte Kraft himmlischer Gnade und den neuen, gewissen Geist der Wahrheit ein. Deine Gnade erhalte sie bis ans Ende im Glauben und in der Frömmigkeit.

An diesem Altare soll unsers Erlösers Gedächtnis gefeiert, sein heiliges Nachtmahl begangen werden. O, möchte keiner diesem Gnadentische ohne rechtschaffene Vorbereitung nahen! Möchten hier alle aufrichtigen Bekenner Jesu Stärke finden für ihren Glauben, Gewißheit ihrer Begnadigung und neue Ermunterung zur Besserung des Lebens.

Segne die Ehen, die hier in Deiner Gegenwart geschlossen und besiegelt werden, Lenker der menschlichen Herzen! Heilige sie zu einem Dir geweihten Bunde, der, auf Weisheit und Tugend gegründet, durch unverbrüchliche Zuneigung und Treue sich bewährt, und des Lebens Sorgen und Pflichten erleichtert.

O Gott, unser Vater und Herr! Höre dieses Gebet! Heilige uns und dieses Haus durch Jesum Christum in dessen Namen wir (nun gemeinsam) beten:


Unser Vater ... u.s.w.



Gesang der Gemeine

Dies Alles, Vater, werde wahr,

Du wollest es erfüllen!

Erhör' und hilf uns immerdar

um Jesu Christi willen!

Denn dein, O Herr! ist allezeit,

Von Ewigkeit zu Ewigkeit,

Das Reich, die Macht, die Ehre.



Die Liturgie.



Der Segen.



Schluß-Gesang:

Herr Gott, dich loben wir,

Herr Gott, wir danken dir.

Dich, Gott Vater, in Ewigkeit

Ehret die Welt weit und breit;

All' Engel und Himmelsheer.

Und was dienet deiner Ehr',

Auch Cherubim und Seraphim

Singen immer mit hoher Stimm':

Heilig ist unser Gott! Heilig ist unser Gott!

Heilig ist unser Gott, der Herr Zebaoth!


Dein göttlich' Macht und Herrlichkeit

Geht über Himmel und Erden weit,

Der heiligen zwölf Boten Zahl

Und die lieben Propheten all'

Die theuren Wächter allzumal,

Loben dich, Herr, mit großem Schall.

Die ganze werthe Christenheit

Rühmet dich auf Erden allezeit.

Dich, Gott Vater, im höchsten Throne

Deinen rechten und ein'gen Sohn,

Den heil'gen Geist und Tröster werth,

Mit rechtem Dienst sie lobt und ehrt.


Du König der Ehren, Jesu Christ!

Gott Vaters ew'ger Sohn du bist;

Der Jungfrau'n dein nicht hast verschmäht,

Zu erlösen das menschlich' Geschlecht.

Du hast dem Tod zerstört sein' Macht

Und all' Christen zum Himmel bracht.

Du sitzt zur Rechten Gottes gleich

Mit aller Ehr' in's Vaters Reich.

Ein Richter du zukünftig bist,

Allem, was todt und lebend ist.


Nun hilf uns Herr, den Dienern dein,

Die mit dein'm theuren Blut erlöset seyn!

Laß uns im Himmel haben Theil

Mit den Heil'gen im ew'gen Heil!

Hilf deinem Volk, Herr Jesu Christ!

und segne was dein Erbteil ist!

Wart und pfleg' es zu aller Zeit

Und heb' es hoch in Ewigkeit .

Täglich, Herr Gott, wir loben dich,

Und ehr'n deinen Namen stetiglich.


Behüt' uns heut' o treuer Gott!

Vor aller Sünd' und Missethat!

Sei uns gnädig, o Herre Gott!

Sei uns gnädig in aller Noth!

Zeig' uns deine Barmherzigkeit,

Wie unsre Hoffnung zu dir steht!

Auf dich hoffen wir, lieber Herr!

In Schanden lass uns nimmermehr!


Amen.

- Text und Musik: Martin Luther, 1529 -