Büchsenmacher

(nein, kein Hersteller von Konservendosen)

Als Hersteller gelten sowohl private, als auch staatliche Anstalten zur Produktion von Feuergewehren und im weitesten Sinne auch für „blanke Waffen“. Zu den Staatsbetrieben gehören in Preußen: Suhl (unter anderen Orten auch mit Werkstätten in Zella und Mehlis), Sömmerda, Erfurt, Schmalkalden, Danzig, Herzberg am Harz, Spandau und Solingen – hier aber ausschließlich für blanke Waffen.
Die Fertigung der Rohre, auch Läufe genannt, geschieht neuerdings (nach 1870) auf der Basis von Guss-Stahl, gewalzt und in vorgegebene Länge abgehauen. Diese massiven Zylinder-Rohlinge werden der Länge nach zentral durchbohrt. Die Höhlung des Laufes nennen wir Seele. Deren gedachte Mittellinie ist die Seelenachse. Gewehre mit glattem Innenlauf nennt man Flinten.

Teilweise werden die Rohre auch „gezogen“. Unter dem Ziehen versteht man das geradlinig-parallele oder aber auch das schraubenförmig gewundene Einschneiden der Züge (Nute), in die Innenwandung des Rohres, in die Seelenwandung.
Jene Gewehre mit gezogenem Innenrohr werden als Büchsen bezeichnet. Büchsenläufe fertigt man mit äußerem achteckigen Querschnitt.
In früheren Zeiten gab es nur gerade Züge. Erst ab 1630 kamen ⅔ gewundene Züge auf, um die Treffsicherheit weiter zu erhöhen. Zur weiteren Bearbeitung der Metallteile gehören das Abdrehen des Rundlaufs, das Smirgeln und das Poliren.

Die Schäfte werden vorzüglich aus Wallnussholz gefertigt. Das geschieht heute (1874) nicht mehr vollständig in Handarbeit, sondern die Formgebung mit Hilfe plastischer Kopiermaschinen.

Nach der Schlossmontage werden Rohr und Schaft mit Ringen aneinander gefügt. Es erfolgt das Garnieren, oft mit Gravur-Arbeiten.
Als Zieleinrichtung dienen das Visier (Kimme) uns das „Korn“ an der Mündung.

Wallbüchsen sind Militärgewehre von großem Kaliber, welche im Festungskrieg Verwendung finden.
Die Klingen von Bajonetten werden aus gutem, elastischen Stahl geschmiedet. Man unterscheidet Stichbajonette und Haubajonette.

Die Büchsenmacherkunst ist demnach ein zünftiges Handwerk, welches sich mit der Fertigung von Feuergewehren (und auch blanken Waffen) beschäftigt. Das Fertigen des Schafts und das Anschäften selbst, besorgten ehedem Büchsenschäfter als gesonderte Zunftgenossen. Gegenwärtig werden nur in größeren Gewehrfabriken diese Teile der Arbeit getrennt, ansonsten muss es ein jeder Büchsenmacher verstehen, auch zu schäften, zu gravieren, also kurz: die gesamte Büchse herzustellen und zusammenzusetzen.

Quelle: Nach Meyers Konversationslexikon 1874