Einige Streiflichter aus dem Leben der Familie Einstein.
Das Traumhaus in Caputh bei Potsdam 1929–1932 und heute

Zusammengestellt von Chris. Janecke, im Mai 2023.
Leserhinweise werden gern gesehen. E-Mail: christoph@janecke.name

Liebe Leserinnen und Betrachter,
ihr seht hier einige Bilder, die meisten das Einsteinhaus in Caputh betreffend. Dieses Haus konnte von den Einsteins in einem nur kurzen Zeitraum genutzt werden. Die Fotos sind chronologisch in die Kurznotizen zum Lebenslauf Albert Einsteins eingebettet. Der Autor Chris ist kein Zeitgenosse Albert Einsteins, sondern ein Nachgeborener. Aus diesem Grund sind die folgenden Informationen keine eigenen Mit-Erlebnisse, sondern aus mehreren Quellen (Internet) zusammengetragen.
Die Fotos stammen, sofern nicht anders angegeben, vom Autor Chris. Janecke, vom April 2023. Bei den Bildern aus fremden Quellen wurde der jeweilige Urheber angegeben, soweit dieser bekannt ist. Sollte ich die Rechte eines anderen, nicht genannten Menschen berührt haben, so bitte ich um eine Nachricht, um die Korrektur vornehmen zu können.

1879
Albert wird in der Stadt Ulm, im Königreich Württemberg, am 14. März 1879 geboren. Er ist der Sohn von Hermann Einstein und seiner Ehefrau Pauline geborene Koch. Der Vater und dessen Bruder, also sein freundlicher Onkel, führen gemeinsam einen kleineren aber erfolgreichen Betrieb zur Gas- und Wasserinstallation.

1880
Schon ist ein Ortswechsel angesagt. Familie Einstein zieht in die Stadt München.

1884
Im fünften Lebensjahr beginnt der kleine Albert das Handhaben der Geige und das Musizieren auf dieser Violine zu erlernen. Dieses Spiel ist für ihn in den ersten Jahren wohl anstrengend – später dient es ihm zur Entspannung und beflügelt seine Gedankenwelt.

1894
Als Albert 15 Jahre jung ist, zieht die Familie nach Mailand, in Italien. Albert bleibt vorerst noch in München, um dort die Schulzeit zu beenden. So die Planung. Er überlegt es sich aber anders, bricht dort die Schule ab und reist bald der Familie nach.

1895
Albert Einstein hält sich also ebenfalls in Italien auf – und ist zwischen 1896 und 1901 ohne eine Staatsbürgerschaft, ist staatenlos. Von 1901 an, bis zum Lebensende im Jahre 1955, besitzt er die Staatsangehörigkeit der Schweiz.
Von Oktober 1895 bis Oktober 1996 lernt er in der schweizerischen Gewerbeschule in Aarau und legt dort die Matura (das Abiturium) mit sehr guten bis guten Ergebnissen ab.

1896–1900
Albert studiert an der Eidgenössischen Polytechnischen Hochschule Zürich und schließt mit dem Diplom als Fachlehrer für Mathematik und Physik ab. 21 Lenze zählt er inzwischen.

1900
Mangels einer geeigneten Stelle ist er vorerst als Hauslehrer tätig, nimmt aber bald eine Tätigkeit im Patentamt Bern auf. Als „Experte dritter Klasse“ wird er dort vorerst geführt.

1902
Geburt seines Töchterchens „Lieserl“ (eventuell Elisabeth oder Luise,1902 geboren. Wahrscheinlich 1903 nach einer Scharlachinfektion gestorben). Ihre Mutter ist eine Serbin und heißt Mileva Maric. Sie studiert zeitgleich mit Albert an der Polytechnischen Hochschule und beide bewältigen zeitweilig gemeinsam ihre Hausaufgaben.

1903
Albert Einstein ehelicht in Bern seine frühere Studienkollegin Mileva Maric und anerkennt dabei auch offiziell „das Lieserl“, als sein eigen Fleisch und Blut. Sie wird nun also auch den Namen Einstein tragen. Wir lasen aber bereits, dass es sich nur um eine kurze Zeit handeln wird.

1904
Der Sohn Hans Albert Einstein (1904–1973) wird geboren. In seinem späteren Beruf im Bauingenieurwesen ist er Prof. Dr. Einstein .

1905
Albert Einstein veröffentlicht seine fünf wichtigsten Arbeiten, darunter die „Spezielle Relativitätstheorie“, die allerdings im Jahr 1905 die Überschrift trägt: (Ein Beitrag ...) „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“. Mit seinen Denkergebnissen für die Wissenschaft, mit dieser Schrift, wird er schnell zum weltweit bekannten Naturwissenschaftler. Seine Forschungsergebnisse zu Materie, Raum und Zeit sowie dem Wesen der Gravitation verändern das bisherige Weltbild wesentlich. Von Verständigen wird er hochgeehrt – aber nur einem relativ kleinen Kreis ist bewusst, worin die Einsteinschen Erkenntnisse überhaupt bestehen.
Seine Erkenntnis zur Relativität besagt, „dass Raum, Zeit und Masse sich im Bereich der Lichtgeschwindigkeit relativ verhalten – in einer Abhängigkeit vom Beobachter stehen“ und
„Energie ist gleich Masse x Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat.“
Die berühmte Formel E = m × c² ist aufgestellt.
Dazu gibt es ein leichter fassliches Beispiel: Könnte sich ein Raumschiff mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, so würde die Zeit in diesem Flugobjekt wesentlich langsamer vergehen, als bei uns auf der Erde. Die Menschen auf der Erde würden etwa 22 x schneller altern, als jene im Raumschiff – oder anders und weitergehend verdeutlicht: Von 20-jährigen Zwilligsbrüdern bleibt einer auf der Erde, der zweite fliegt im Raumschiff mit Lichtgeschwindigkeit davon. Bei der Rückkehr des Raumschiffes nach 20 Jahren (der Raumschiff-Flugzeit), ist der Raumfahrtzwilling 40 Jahre alt, aber sein Zwillingsbruder auf der Erde ist inzwischen 90 Jahre alt. Die Unterschiede sieht man deutlich.

Für die Höhepunkte in Einsteins beruflichem Leben zählen ebenso die Werke über die Lichtquantenhypothese, der Nachweis des molekularen Aufbaus der Materie durch die Brownsche Bewegung und die quantentheoretische Erklärung der spezifischen Wärme fester Körper.
Im Juli 1905 ist die Promotion. Dr. Albert Einstein. Ein Jahr voller Hoch-Ereignisse. Albert Einstein ist 29 Jahre alt.

1908
Albert Einstein forscht und lehrt als Professor in Zürich.

1910
Der zweite Sohn: Eduard Einstein wird geboren (1910–1965). Dieser wird ein Dichter, später leider gemütserkrankt). Der Vater, Prof. Dr. Albert Einstein ist inzwischen 31 Jahre alt.

1911
Einstein ist inzwischen Professor an der deutschen Universität in Prag. In dieser Zeit ist er aufgrund seiner Tätigkeit und des Wohnortes ein Staatsbürger der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

1912
Forschungsarbeiten an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

1914
A. Einstein lehrt und forscht als Professor in Berlin. Dafür hat er ab 1914 wieder die Staatsbürgerschaft seines Geburtslandes Deutschland, neben der Schweizer Staatsangehörigkeit, als zweite Staatsbürgerschaft angenommen. Diese wir er bis zum Jahr 1933 aufrecht erhalten.
1914 spricht er sich entschieden gegen Wehrdienst und den Krieg Deutschlands aus. –
Spätestens seit dieser Zeit (1914) lebt er von seiner Ehefrau Mileva getrennt „von Tisch und Bett“.

1915
Einstein veröffentlicht die Allgemeine Relativitätstheorie und wesentliche Beiträge zur Quantenphysik.

1917–1933
Einstein ist Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin.

1919
Albert Einstein ist inzwischen bereits 40 Jahre alt.
Menschen prüfen sich meist irgendwie gegenseitig, mit unterschiedlichen Zwischenergebnissen und Erfolgen, tun sich zusammen – und verändern sich im Lauf der Zeit. Entfernen sich geistig, körperlich und auch räumlich voneinander. Bei den Einsteins führten diese Prozesse nach fünf Jahren getrennten Lebens zur Auflösung der Ehe. Mileva ist nun nicht mehr Alberts Ehefrau. Drei Kinder des Paares kamen auf die Welt.
Die Verbindung zu den Söhnen hielt Albert Einstein aufrecht.

Recht bald nach diesem tiefen Lebenseinschnitt heiratet Albert seine Cousine Elsa Löwenthal, geborene Einstein (1875–1936). Sie bringt zwei erwachsene Töchter mit in diese Ehe: Ilse (1897–1934) und Margot (1899–1986). Elsa war mit ihrem ersten Mann Max Löwenthal von 1896 bis zu seinem frühen Tod 1908 verheiratet, nun also bereits ein Jahrzehnt alleinstehende Witwe.

Es gelingt dem Forscher Arthur Eddingtons die experimentelle Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein.

1921

Albert Einstein als Dozent für Physik
Foto von Ferdinand Schmutzer.
Quellensignatur: Albert_Einstein_1921_by_F_Schmutzer.JPG, gemeinfrei.
Albert und Elsa Einstein am 02. April 1921 an Bord des Schiffes „Rotterdam“ bei der Ankunft im Hafen von New York.
Quellensignatur: Underwood and Underwood, New York, 1921 Einstein_Albert_Elsa_LOC_32096u.JPG, gemeinfrei.

1922
Der Nobelpreis für Physik wird Albert Einstein verliehen. Dieser bezieht sich auf die „Gesetze des photoelektrischen Effekts“.

1924
An vielen Orten war und ist Albert Einstein tätig, so auch in Berlin und Potsdam.
Auf dem „Telegraphenberg“ in Potsdam baut der Architekt Erich Mendelsohn für Einsteins Forschungen 1924 das Sonnenobservatorium, einen hypermodernen Bau höchster technischer Anforderungen, der später die Bezeichnung >Einstein-Turm< erhalten wird.
Bildquelle: Astrophysikalisches Institut Potsdam, 19-10-05_einsteinturm, mit freundlicher Zustimmung.

1929
Aufgrund einer Zeitungsmeldung erfährt der junge Architekt Konrad Wachsmann von dem Vorhaben, dass für den weltberühmten Prof. Dr. Albert Einstein ein Holzhaus, hauptsächlich für eine Sommernutzung, gebaut werden soll. Wachsmann arbeitet in Niesky in der Oberlausitz bei der Fa. Christoph & Unmack, die Holzhäuser aus industriell vorgefertigten Holztafeln herstellt, als Chefarchitekt. Sogleich sucht Konrad Wachsmann die Einsteins in Berlin auf und bewirbt sich mit dem Angebot, dieses Haus zu bauen. Da er sich als kontaktfreudig erweist, außerordentlich schnell und fleißig erste Entwürfe erarbeitet und einfühlsam-kooperativ auf die Wünsche des Bauherrn eingeht, erhält er den Auftrag umgehend. Natürlich gibt es mehrere Abstimmungen zu den Vorstellungen des Bauherrn. So wollte Einstein ursprünglich ein Blockhaus aus massiven Balken, dem Aussehen nach den Häusern in der Kolonie Alexandrowka in Potsdam ähnelnd (die keine Blockhäuser sind) oder jenen auf Nikolskoe. Auch möchte er kein Flachdach, sondern ein konventionelles steileres Ziegeldach und „französiche Fenster“, ferner bitte schön, keine Panoramascheiben für ungestörten Ausblick aus jeder Zimmerecke. Das würde ihm vorkommen, wie das Wohnen in einem Schuhkarton mit Schaufenstern. (Zu diesem Gebäudetyp hätte aber sehr wohl auch ein Flachdach gepasst, das man sogar ein Stück über die obere Terrasse hätte ziehen können, meint der Autor Chris. J.). Aus der Zusammenarbeit entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den Ehepaaren Einstein und Wachsmann, die ungetrübt bis zum Lebensende halten wird.
Nach der Besichtigung einer Anzahl von Grundstücken durch Wachsmann, fällt letztendlich die Entscheidung zugunsten eines Grundstücks am Rande des Obstbauerndorfes Caputh bei Potsdam. Das Grundstück liegt unmittelbar am Wald und hoch über dem Templiner See, einer der Ausweitungen des Flusses Havel.
Etwa im April 1929 erwirbt Albert Einstein dieses Grundstück. Mitte Mai wird der Bauvertrag geschlossen und die Baugenehmigung beantragt, die nach deren Prüfung im Juni erteilt wird. Dann wird in Caputh das Fundament hergestellt und zeitgleich in Niesky das Gebälk des Hauses gebaut, sodann in der Fabrikhalle probeweise errichtet, messend geprüft und wieder zerlegt, dann nach Caputh transportiert. Hier wird das Fachwerk wieder und endgültig aufgestellt. Anschließend erfolgt das Montieren der vorgefertigten großformatigen Holztafeln und das Ergänzen mit den vorgesehenen Bretterbelägen. Nach zwei Wochen hat der Bau „Richtfestreife“ und es folgt der Innenausbau mit der Elektrotechnik und den Sanitäreinrichtungen. Ein halbes Jahr bedurfte es von der Planung bis zum Einzug in das Haus im Monat September 1929. Das Mobiliar für die Ausstattung der Zimmer kam im Wesentlichen aus der Berliner Wohnung der Einsteins, soweit es dort für den Winteraufenthalt entbehrlich war.–
Nach seinem 50. Lebensjahr – wird dieses Haus endlich ein Zuhause nach Alberts Wünschen, sein Eigen, so dass er sich der lauten Welt mit ihrem unnötig hektischen Treiben, mit ihrem teilweise doch recht unklugem Gehabe, auf Zeit entziehen kann. Dort auf dem Lande „im Häusle“ und auf langen Spaziergängen in Waldeseinsamkeit – bei denen der Kopf ungestört fleißig arbeiten kann – oder unterwegs mit dem Segelboot (ein Geschenk von Freunden) auf dem Wasser der Seenlandschaft, – Mußezeiten mit seiner Geige – dort fühlt er sich „auf Dauer“ wohl, grad' so, wie noch nie in seinem Leben. Die Einsteins haben ihr Paradies gefunden.
Trotzdem lebt er dort nicht etwa abgeschieden als Einzelgänger. Es werden als eingeladene Besucher gerne Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete zu ihm kommen, Künstler, Schriftsteller zu fachlichen, politischen und philosophischen Meinungsaustauschen, auch zur Erörterung der möglichen gesellschaftlichen Entwicklungen in der Heimat, zum deutschen Staatswesen, zu Gesprächen über die Religionen aber genauso zur Erörterung der Sorgen der Bevölkerung um das tägliche Brot (Weltwirtschaftskrise). Zu den sehr bekannten Besuchern gehören die Grafikerin und Skulpturengestalterin Käthe Kollwitz, der Maler Max Liebermann, Max Planck ja sowieso, der Professor für Chemie Cheim Weizmann, der später der erste Präsident Israels sein wird. Es gehört ferner der Schriftsteller Arnold Zweig dazu, ja selbst Rabindranath Tagore wird angereist kommen.
Darüber hinaus pflegt Einstein einen regen Schriftverkehr, beispielsweise mit Sigmund Freud, Gerhard Hauptmann, Heinrich Mann, Anna Seghers, Mahatma Gandhi (der Großen Seele Indiens) und unaufgezählten anderen Zeitgenossen.

Auf dem Weg zu den Einsteins befinden nun auch wir uns:
Der Weg führt vom Potsdamer Zentrum, vorbei am Bahnhof, am Leipziger Dreieck (ein Straßen-Verkehrsknotenpunkt) durch die Leipziger Straße. Von dort in die Templiner Straße. Diese endet vor der Insel Hermannswerder mit ihren ausgedehnten Anlagen der Schulen und Gesundheitseinrichtungen der Hoffbauer-Stiftung.

Das Eingangstor der Hoffbauer-Stiftung. Hier hindurch geht es auf die in der Havel liegenden Insel Hermannswerder, auf der nach Initiative der vermögenden Clara Hoffbauer verschiedene caritative Einrichtungen und Bildungsstätten angelegt wurden.
Hier endete die Stadt Potsdam. Wir aber schreiten nicht durch das Tor und später auf die Insel, sondern links daran vorbei. Es geht auf der schmalen kurvenreichen, das Seeufer begleitenden und mit Kopfsteinpflaster befestigten Chaussee weiter, die von großen alten Bäumen beschattend überkront ist. So reiste Albert Einstein auf dieser Route (und so kennt auch der Autor diese noch aus seiner Kinderzeit) – dem nahen Ziel, Caputh, entgegen.

Das frühere „Forsthaus Templin“ ist seit Jahrzehnten eine Gaststätte. Hier lässt es sich gut ausruhen und speisen, haben wir doch bereits den längeren Teil der Strecke zurückgelegt, die uns zu unserem Ziel führt.
Quelle: Ansichtskarte. Foto-Atelier John, Falkensee-Finkenkrug.

Setzen wir unseren Weg nun fort, können wir dazu den stillen Waldweg wählen, der uns, ohne dass wir den Ort Caputh berühren, direkt zum Hause der Familie Einstein führt.

Es schien König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861, seit 1840 König v. Preußen) angezeigt, diesen sprudelnden Born im Wald, zwischen dem Forsthaus Templin und dem Dörfchen Caputh liegend, einfassen zu lassen. Die Quellfassung sollte gleichsam ein repräsentativer Blickfang sein.
Der Zugang, das Tor zum vermuteten Grab der Mutter Maria des Jesus Christus von Nazareth, in der Nähe von Jerusalem stehend, kam dem König Friedrich Wilhelm IV. und besonders seiner katholischen Ehefrau, Königin Elisabeth v. Bayern (1823–1861), als Vorbild gerade recht. So war es naheliegend, dem Born den Namen „Marienquelle“ zu verehren. Den Auftrag zum gestalterischen Entwurf bekam der Baumeister Friedrich August Stüler. Im Jahre 1855 wurde diese bauliche Zierde errichtet.
Allerdings hat das bauliche Kleinod und dessen nahe Umgebung hinsichtlich des Pflegezustandes schon weitaus bessere Zeiten gesehen, als die heutige. Denkmalpfleger und Naturschützer schauen interessiert, aber mit unterschiedlichen Interessen auf die Anlage – oder weg – und warten ab – was sich dort so tut. Der Laie erkennt: In Jerusalem sieht es ein wenig anders aus.

Der „Einstein-Blick“ am Steilhang, hoch über der Lage von Straße und Wasser. Dort unten am Gestade des Templiner Sees ist die Einsteinsche Segeljolle „Tümmler“ vertäut.
Es wäre für die wandernden Besucher schön, eine freie Sicht durch „dieses Fenster“ zum See zu ermöglichen. –
Gern unternimmt Albert Einstein vom Spätsommer 1929 an, lange einsame Waldspaziergänge, begleitet von seiner regen Phantasie, die ohne jedwede Probleme sinnreich Tagträume füllt ... und diese füllen wiederum sein Notizbuch, auf dass nichts vom Erdachten versehentlich entschlüpfen kann. Hier also hätten wir ihm begegnen können – in der zeitweiligen relativen Freiheit. Einem Menschen namens Albert Einstein hätten wir hier im Wald begegnen können, mit Windjacke und alten Cordhosen bekleidet oder gar im Trainingsanzug. Einem Menschen, der neben seinem unwahrscheinlichen Wissen über Universum und Erde – an den Sorgen und Freuden seiner Mitmenschen teilnimmt – sich nie über jene erhebt.
Mit dem Boot ist er gern unterwegs. Es steht ihm die weitläufige Fluss- und Seenlandschaft des Havellandes zur Verfügung. So kann er vom Startpunkt >Templiner See< durch die >Caputher Enge< in der Schwielowsee, nach Paretz und weit darüber hinaus gen Elbe und zur Nordsee oder in die entgegengesetzte Richtung nach Potsdam, nach Berlin ... und wenn Zeit und Willen es ihm geboten hätten, auch bis Stettin, Swinemünde an Haff und Ostsee.

Einer der vielen möglichen Blicke auf den Templiner See, einer Ausweitung der Havel, die den See durchfließt.

... und nicht nur das Segelboot von Albert Einstein liegt hier neben weiteren Booten am Steg, nein, selbst wenn er sich nicht hier aufhält, besteht im Schilfgürtel und auch am Ufer quicklebendiges Leben.

Nun befinden wir uns am Ziel. Das Haus am Hang. Von der umgebenden Natur eingerahmt.

Das Einstein-Haus in Caputh bei Potsdam, Waldstraße 6–7, (heute: Am Waldrand 15–17).
Das ist das Gebäude – im Jahre 1929 aus vorgefertigten Holztafeln errichtet.

Vorn rechts das kombinierte Arbeits- und Schlafzimmer von Albert Einstein. Links daneben das Bad mit Rundfenster, dann Elsas Zimmer, im Anschluss daran das Wohnzimmer unter der Obergeschoss-Terrasse. Die meisten Räume sind mit „französischen Fenstern“ ausgestattet, also als Fenstertüren gestaltet, mit einem halbhohen Gitter davor.
Im Obergeschoss die kleinen Räume für Alberts Stieftöchter, beziehungsweise Gäste.
Von diesem traumhaften Rückzugsort für Arbeit und Erholung pendelte Albert Einstein zu seinen Tätigkeiten in Berlin und Potsdam sowie anderenorts.
Leider werden die Einsteins das Anwesen nur in den Jahren 1929–1932 nutzen können. Vor der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten rettet er das Leben seiner Familie durch die Ausreise in die USA.

Vor dem Wohnzimmer die Erdgeschoss-Terrasse. Genau hier entstand das folgende historische Foto.

Konrad Wachsmann vor dem Haus, seinem „jüngsten geistigen Kind“ stehend. Die Aufnahme entstand wohl während der Einzugsphase der Einsteins im September 1929.
Foto privat. Fotografierende Person nicht genannt, gemeinfrei.

Ein weiteres historisches Foto können wir hier sehen, das durch schwere Zeiten ging – es zeigt Albert Einstein, Elsa Einstein, Konrad Wachsmann und – Anna Wachsmann drückt wohl gerade auf den Auslöser des Fotoapparats für diese bleibende Erinnerung aus dem Jahre 1929 – bitte hier klicken:

https://kuenste-im-exil.de/KIE/Content/DE/Objekte/wachsmann-fotografie-einstein.html?catalog=1

„Wandert die Sonne“, so kann man schattensuchend mitwandern und hier in der Nebenterrasse am Kellergeschoss Platz nehmen, auch hier vor Regen und Wind geschützt.

Eine Anmerkung, die Wohnungseinrichtung betreffend: Nachdem die Einsteins 1932 Deutschland verlassen hatten, wurden Haus und Grundstück bis 1975 sehr unterschiedlich genutzt. Niemandem von den Entscheidungsträgern der Vorkriegszeit hatte beabsichtigt, von den Einsteins etwas zu bewahren, aus dem Anwesen etwa ein Museum, ein Gedenkort zu gestalten.
Das gegenwärtig sichtbare Mobiliar stammt also nicht von der Familie Einstein. Es hätte dieses wohl auch nicht dem Geschmack, dem Wunsch Albert Einsteins entsprochen. Es war wohl eher eine einfachere, gut bürgerliche Ausstattung, die man vom Bestand der Wohnung der Einsteins in Berlin entbehren konnte. Die Räume geben heute nicht mehr das Einsteinsche Flair wieder. Der Bauhülle gehört das Interesse. Allein für den Arbeits- und Schlafraum von Albert Einstein im Erdgeschoss wurde das Mobiliar der originalen historischen Ausstattung nachgestaltet.

Das kombinierte Arbeits- und Schlafzimmer des Hausherrn, Prof. Dr. Albert Einstein.
Albert Einstein bevorzugte klare Linien. Eine Ausstattung ohne überflüssige Aufwendungen, Tand, Zierade oder gar Pomp. Sachlich und zweckmäßig. Schlicht. Eben das, was für die Nutzung wesentlich ist. – Der wahre Reichtum kann im Menschen liegen und in Beziehungen von Menschen untereinander.
Den kleinen Raum füllen ein einfacher nur mittelgroßer Schreibtisch, Stuhl, Bücherregal sowie ein Einbauschrank und das schmale Bett (nicht im Bild), hinten rechts in der Raumnische. Die Wände und das Mobiliar sind in den natürlichen „warmen“ Holzfarbtönen gehalten.

In das Obergeschoss führt die langgezogene, bequem begehbare Treppe. Legte der Hausherr im Erdgeschoss Wert auf die Verwendung der Holzfarbtöne, so durften im Obergeschoss für Kinder und Gäste hellere Anstriche unterschiedlicher Farbrichtungen zum Einsatz kommen – jedoch ausschließlich in zurückhaltenden, „beruhigenden“ Pastell-Tönungen.

Eines der Gästezimmer, auch Zimmer der Tochter Ilse. Das hier sichtbare Mobiliar stammt wie bereits erwähnt, nicht von der Familie Einstein. Der Raum wirkt ohne Schmuckelemente schlicht und nüchtern, gar spartanisch. Der Einbauschrank vermeidet das Vollstellen des knapp bemessenen Platzes mit weiterem Mobiliar.

Jedes der Gästezimmer verfügt über einen separaten „Einbau-Waschraum“. Vieles plan(t)schen ist nicht günstig – alles ist aus Holz – aber im Erdgeschoss befindet sich das Bad.

Ein weiterer Gästeraum, auch das Zimmer der Tochter Margot. Mehr benötigt man nicht, um sich zurückzuziehen, zum Schlafen, Lesen oder Schreiben. Die Verbindung zur großzügig weiten Außenwelt (Terrassen, Garten, Wald und See) ist mit wenigen Schritten gegeben.

Die Nische ist für die Länge eines Bettes vorgesehen. Ein Einbauschrank, Tisch und Stuhl vervollständigen die Zimmerausstattung.

Vom Korridor der oberen Etage kann man die Treppe innerhalb des Hauses nach unten gehen oder auf die obere Terrasse treten, die ebenfalls einen Abgang aufweist.

Der Flur des Obergeschosses führt auf die riesige rund 70 m² Sonnen-Terrasse. Hier werden jeglichem Bewegungsdrang weitreichende Möglichkeiten geboten, werden alle nur denkbaren Wünsche vom Platzangebot großzügig erfüllt.

Albert Einstein etwa 1930 vor seinem Haus.
Foto: Edda Reinhardt, Caputh, ca. 1930, Repro verwendet als öffentlicher Werbeaufsteller am Einstein-Haus, bearbeitet von Chris. J.

Nun heißt es vom Anwesen der Familie Einstein wieder Abschied zu nehmen. Wir dürfen es jederzeit erneut besuchen. Den Einsteins war es dagegen nur möglich, das Haus ihrer realisierten Träume drei kurze Jahre zu nutzen. Der aufstrebende Antisemitismus, die gesellschaftspolitischen Verhältnisse, die letztendlich zum Zweiten Weltkrieg führten, machten in Deutschland auch vor den geistigen Größen von Weltrang nicht Halt.

Der Rückweg, auf dem uns Vogelgesang begleitet, führt erneut durch den frühlingshaften Wald zurück nach Potsdam – und mancher Besucher wird seinen Gedanken nachhängen.

1932
Albert Einstein ist mit seiner Frau erneut auf einer Vortragsreise in den USA. Nach reiflicher Überlegung ... zum stärker werdenden Antisemitismus in Deutschland, entscheiden sie sich, nicht wieder nach Deutschland zurückzukehren. Gedanklich nehmen sie Abschied vom noch ziemlich neuen „Häusel“ in Caputh, vom Boot, von der herrlichen Wald- und Seenlandschaft. Dieser Ort hatte Albert wohl erstmals das Gefühl einer vertrauten Heimstatt vermittelt, einen glückbringenden Ruheort für Geist und Seele – ein Paradies für drei kurze Jahre.

1933
Am 10. Mai finden, von den Nationalsozialisten in Szene gesetzt, an vielen Orten Bücherverbrennungen „undeutschen Schrifttums“ statt. Dazu wurden Regale in Bibliotheken ausgeräumt und privater Besitz vernichtet. Unter den Autoren solcher Werke finden sich Bertolt Brecht, Albert Einstein, Heinrich Heine, Erich Kästner, die Brüder Heinrich und Thomas Mann, Carl von Ossietzky, Anna Seghers, Kurt Tucholsky und sehr viele weitere – etwa 300 Schriftsteller. Das Vernichten traf Wissenschaftswerke genauso wie Gedichtbände und Romane ebenso wie politische Schriften. Der Propagandaminister Goebbels verkündet: „Der jüdische Intellektualismus ist tot!“ – Auch Albert Einstein stand bereits auf einer Liste der zu ermordenden Menschen.
Albert Einstein legt – aus der amerikanischen Ferne – die deutsche Staatsbürgerschaft ab, schickt auch seinen deutschen Reisepass zurück, kappt die letzten offiziellen Bindungen. Vom deutschen Staat ist vorerst keine Reaktion erkennbar.
Einstein tritt aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften aus. Sein Haus vermietet er an das jüdische Kinderheim in Caputh, das dringend einer räumlichen Erweiterung bedarf.

1934
Es erfolgt vom deutschen Staat die offizielle (unehrenhafte) Ausbürgerung Albert Einsteins.

1935
Die Nazionalsozialistische Verwaltung setzt die im Einstein-Haus lebenden Kinder auf die Straße und zieht das Grundstück und Haus als völkisches Eigentum ein. – Von Zeit zu Zeit nutzen Nazi-Jugendverbände das Haus für Versammlungen und als Freizeitunterkunft.

1936
Der Lebenskreis von Elsa Einstein schließt sich in Princeton, New Jersey, USA. Rund 16 Jahre hatte somit die Ehe mit Albert gewährt, davon vier Jahre im Exil.

Während seines Lebensabschnitts in Princeton, New Jersey, erhält Albert Einstein von zahlreichen namhaften Universitäten die Ehrendoktorwürde angetragen.

1938–1940
Albert Einstein und der Architekt und Bauhausgründer Walter Gropius unterstützen mit Empfehlungsschreiben das Beseitigen von Einwanderungshürden für jüdische Künstler und Gelehrte, unter diesen auch der befreundete Architekt Konrad Wachsmann und Thomas Mann.

1939
Alberts Schwester Maria, „Maja“ (1881–1951) kommt nach der Flucht aus dem faschistischen Italien nach Princeton und wohnt fortan bei dem nun 60-jährigen Bruder Albert. Majas Ehemann Paul Winteler, ein Jurist, hatte wegen mangelhafter Gesundheit keine Einreisegenehmigung in die USA erhalten. Maja ist Lehrerin und Dr. der Romanistik. Seit 1910 ist sie mit Paul Winteler (Aarau 1882–Genf 1952) verheiratet, lebt nun aber getrennt von ihm.

1940
Albert Einstein erhält die Staatsbürgerschaft der USA, die er neben der Schweizer bis zum Lebensende behält.
Angehörige von Albert Einsteins Familienverband, die nicht aus Deutschland flohen, werden in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und in Treblinka ermordet. Die Familie seines Freundes, des Architekten Konrad Wachsmann, also dessen Mutter, die Schwester und deren 16-jähriger Sohn, die nicht aus Deutschland geflohen waren, bringt man in das Ghetto der Stadt Riga, wo sie 1942 ermordet werden.
Das Einsteinhaus in Caputh wird für die Jahre 1940–1944 zu einer Ausbildungsstätte im nationalsozialistischem Sinne für Kindergärtnerinnen.

1944
Das Einsteinhaus in Caputh wird zur Soldatenunterkunft.

1945
Zwischen 1945 und 1974 vermietet der Rat der Gemeinde Caputh das Haus an mehrere Familien nacheinander.

1946
Alberts Schwester Maja erleidet einen Schlaganfall und kann nun auch nach dem Ende des Krieges in Europa nicht mehr zu ihrem Ehemann Paul Winteler nach Genf reisen.

1949
Albert Einstein wird in diesem Jahr 70 Jahre alt. Seine Geisteskraft erscheint jung.

1951
Das Leben von Alberts Schwester Maja, die seit 1939 bei ihm wohnt, endet nach einem Armbruch und folgender Lungenentzündung. Albert ist erneut allein.

1955
Am 18. April stirbt Albert Einstein im Alter von 76 Jahren an einem Bauch-Schlagaderaneurisma mit inneren Blutungen. – Er hatte das Verbrennen seiner sterblichen Hülle gewünscht und das Verstreuen der Asche in freier Natur – also ohne einen belastenden Gedenkstein, ohne einen Pilgerort zu gestalten. Ein ideelles Denkmal mit Vorbildwirkung setzte er sich mit seinen Leistungen und seiner Gesinnung ohnehin. Bis zu seinem Ableben war Albert Einstein für militärische Abrüstung und Weltfrieden eingetreten.
(Insgeheim wurden ihm in der Pathologie Gehirn und Augen entnommen und werden bis heute und morgen ... aufbewahrt. Es hat den Organspender posthum wohl nicht empört – er war in Frieden mit Gott und der Welt verschieden.)

1978 und 1979
Es erfolgt eine Reparatur und gründliche Renovierung des Einstein-Hauses in Caputh. Anschließend ist es als Tagungsort, Treffpunkt von Wissenschaftlern und auch für interessierte Besucher geöffnet. Auf Einladung reist auch Konrad Wachsmann, der Architekt des Hauses, aus den USA an (ein Jahr bevor sein Leben endet). Er lobt das Bemühen, war aber wohl bekümmert darüber, dass manches anders ausgeführt worden war (Farbgebung), als er es damals vorgegeben und verwirklicht hatte und sah auch kritisch auf die Art der Holzreparaturen – er war ja nicht „nur“ ein weltbekannter Architekt, sondern in seinen Grundberufen auch Tischler und Zimmermann. Er verstand sein Handwerk, „war von der Pike an vom Fach“.

Quelle: Der Grafiker ist nicht bekannt, weil auf dem Bildnis nicht benannt – aber wir ehren sein Werk und den Abgebildeten.

2000–2004
Für das Einsteinhaus erfolgte eine erneute tiefgreifende Sanierung. Möglich wäre es gewesen, das Haus mit sensibel ausgewähltem, seiner damaligen Zeit entsprechendem Mobiliar nachzurüsten – davon nahm man jedoch Abstand, entschied es anders. –

Albert Einstein hatte gewünscht: Sein Haus möge ein friedlicher Ort sein, für den fruchtbaren Gedankenaustausch von Wissenschaftlern. Dieses Vermächtnis wurde erfüllt.

- vorläufiges Ende -