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Das Dorf Stolpe – Notizen zu einer Ortschronik


Früher: Dorf Stolpe im Kreis Teltow bei Potsdam, Provinz Brandenburg, Preußen

Heute: Berlin-Wannsee, im Stadtbezirk Berlin-Zehlendorf

Ein Beitrag zur Heimatgeschichte, Ahnen- und Familienforschung


Autor und Kontaktpartner für Fragen, Meinungen oder Hinweise: Chris Janecke,

E-Mail: christoph@janecke.name Aktualisiert: Februar 2022.

Zum Text gibt es einige Bilder – bitte hier klicken.


Inhalt:

Schreibweisen


Es liegt in der Art der Sache, dass diese relativ kurze Zusammenstellung zu den Geschehnissen in einem Ort bei der Betrachtung großer Zeiträume nur grobe Einblicke in kleine Ausschnitte des Dorflebens vermitteln kann. Ergänzungen und Hinweise von Lesern sind deshalb sehr willkommen. Bitte bedenke, dass es sich nicht um die wissenschaftliche Arbeit eines Historikers handelt, sondern die Zusammenstellung von einem Laien stammt.


Die Gegend, der wir uns hier widmen, war, unabhängig von der Gründung eines dauerhaft festen Ortes, schon seit Menschengedenken besiedelt. Es fanden sich im Großraum immer wieder Spuren menschlichen Lebens aus der Steinzeit, wie Steilbeile, Feuersteinmeißel und Speerspitzen mit einem Alter von 6.000 bis 8.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung. Totenurnen, andere Keramikgefäße und metallischer Schmuck sowie Bronzegerätschaften aus der Bronzezeit, die mit einer Zeitspanne zwischen 1.800 und 800 vor unserer Zeitrechnung angegeben werden, sind ebenfalls immer wieder gefunden worden. Fundorte sind beispielsweise bekannt in Potsdam, Steglitz, Langwitz und an vielen weiteren Stellen wird der Boden noch Hinterlassenschaften unserer Altvorderen enthalten. Diese Gegenstände kamen nicht nur durch Handel in unsere Gegend, nein, auch in unserer Mark Brandenburg wurden Kupfer und Zinn als Erz dicht unter der Erdoberfläche gefunden und daraus die Metalle erschmolzen. Das flüssige Metall goss man in Formen aus Ton, Hartholz oder Stein und stellte Bronze aus Kupfer durch das Hinzugeben von Zinn im Verhältnis von mindestens 9 Teilen Cu mit einem Teil Sn her, um daraus Werkzeuge, Waffen, Gerätschaften und Schmuck herzustellen. Auch ein Megalithengrab mit Schmuckbeigaben bestand bei Kohlhasenbrück (bis zur Zeit des Baus des Teltowkanals 1900–1906). Ansässig war in unserer Gegend der germanische Stamm der Semnonen, bis das Gebiet mit Beginn der Völkerwanderung um 375 nach Christus für Zeiten entvölkert wurde. Im 5. und 6. Jahrhundert siedelten sich die aus dem Osten kommenden Slawen hier an.


Nachrichten aus dem 8. bis 11. Jahrhundert:

Unser Ort der Betrachtung, der im Gebiet des Teltow liegt, wurde wahrscheinlich zwischen den Jahren 700 und 1.000 nach Chr. von den Hevellern (den Havelländern) gegründet, die zu den wendischen Lutizen gehörten. Die Lutizen, sind die Angehörigen und Nachkommen des Lut, des Grimmigen, des Wilden, der den Wölfen gleicht. Die Bezeichnung „Teltow“ ist möglicher Weise abgeleitet von dem lutizischen Personennamen „Telemir“ oder „Teleta“, der bedeuten soll: „Jener, der den Zorn besänftigt“. Derlei Deutungsversuche, doch mit unterschiedlichen Aussagen, gibt es in größerer Anzahl. Auch das Flüsschen, das das Land durchzieht, die Telte, später Bäke genannt, findet den Ursprung ihrer Bezeichnung in dem gleichen Wortstamm.

Hauptsitz der Heveller war die Brendaburg / Brennaburg (in Brandenburg an der Havel) und das heutige Havelland ihr Hauptsiedlungsgebiet. Weiter östlich von Havel und Nuthe sollen dann die Stodoranen, ebenfalls ein slawischer Stamm, ihre Siedlungsplätze unterhalten haben. Im Jahre 928 eroberte Kaiser Heinrich I. die Brennaburg. 929 siegten die Sachsen bei Lenzen (an der Elbe) über die Wenden. 948 wurde das Bistum Brandenburg gegründet. 983 gab es einen großen Aufstand der Wenden, der für sie erfolgreich verlief. Fast alle bisherigen Besitzungen östlich der Elbe, von König Heinrich I. erobert, gingen an die slawischen Stämme verloren. Die Bischöfe (mit ausgeübter weltlicher Regierungsgewalt) werden sich erst wieder im 12. Jahrhundert nach Brandenburg zurück trauen.

Zu jener Zeit lebten zwischen Elbe und Oder trotzdem oftmals germanisch- und slawischstämmige Menschen Ort an Ort oder wohl auch gemeinsam, also gemischt in einem Dorf friedlich miteinander. Erst im 9. bis 12. Jahrhundert kam es mit dem Erweiterungsbestreben germanischer Stämme nach Osten zu Konflikten, die leider oft mit Waffengewalt ausgetragen wurden. Viele Familiennamen und Ortsbezeichnungen, vor allem solche leicht erkennbar, die auf „-ow“ enden, wie zum Beispiel Zinnow, Hönow, Grabow, Grunow, Rochow oder Schönow, Pankow, Teltow, Buckow, Storkow, Beeskow und Nudow, erinnern heute noch an slawische Einwohner, an slawische Ortschaften.


Im 11. Jahrhundert:

Das Dörfchen Stolpe ist genau wie seine größeren Nachbarn Potsdam und Berlin eine wendische (slawisch gegründete) Ortschaft. Das Sackgassendorf ruht eingebettet in eine wald- und wasserreiche Gegend. Dadurch ist es naheliegend, dass es sich ursprünglich um ein Fischerdorf handelt. Doch auch mit der Honigproduktion und dem Ackerbau befassen sich die Einwohner. Ziegen und Schafe werden als Nutztiere gehalten. Die einstöckigen Holzbauten, Häuser mit Wänden aus luftgetrockneten Lehmziegeln oder Hütten in Fachwerkbauweise mit Ausfachungen aus Stroh / Schilf mit Lehmbindung, stehen meist mit dem Giebel zur Dorfstraße. Daneben finden wir Gärten – und unweit von diesen, die Felder. Natürlicher Weise ist die Dorfstraße ein Sandweg. Die Dachgiebelverblendungen der Hütten zeigen den geschnitzten wendischen Pferdekopf. Die tief herabgezogenen Dächer sind mit Rohr gedeckt. Die Fenster, aus trüben Hornscheiben bestehend, lassen nur mäßig Sonnenlicht in das Innere. Fischerkähne liegen am Strand.

Der Boden des Teltow ist im Allgemeinen sandig aber in Stolpe finden wir auch Tone und lehmigen Geschiebemergel. Der Boden kann also auch Rüben ernähren (so die späteren berühmten Teltower Rübchen) und gibt der Ziegelherstellung für den Häuserbau die Material-Grundlage. Umgeben wird das Land im Norden und im Westen von den Havelseen, im Osten vom Großen und Kleinen Wannsee und südöstlich vom Pohlesee, im Süden vom Stölpchensee und in südwestlicher Richtung geht es zum Griebnitzsee. (Hierbei handelt es sich um die heutigen Benennungen der Gewässer). Wenige Hundert Meter südlich des Dörfchens erhebt sich ein Hügel mit dem Megalithengrab, das bronzene Grabbeigaben enthält (beim Bau des Teltowkanals entfernt). Dort, in der Nähe des Teerofens, stehen sechs bis zehn einfache Lehmhütten. Das Hauptmaterial für das Betreiben des Teerofens bildet das Holz der Kiefernwälder aus der näheren Umgebung.

Geldwesen: Zu jener Zeit ist „Eine Mark Silber“ ein Silberbarren von 233 Gramm Masse, mit dem Stempel der Münzstätte versehen. 1 Schilling enthält 12 Pfennige, 20 Schillinge sind

1 Pfund Silber mit 267,2 Gramm.


1134–1319

Die askanischen Markgrafen regieren das Land. 1134–1170: Albrecht der Bär, Markgraf der Nordmark (später als Altmark bezeichnet). Seit 1150 ist Albrecht Markgraf von Brandenburg. Er erwirbt das Havelland und die Zauche. Es besteht im Allgemeinen ein einvernehmliches Wohnen von germanischen und slawischen Stämmen im gleichen Siedlungsgebiet zwischen Elbe und Oder. Eine Anwerbung von Kolonisten wird betrieben, um das weite Land stärker zu bevölkern. 1170–1184: Otto I. regiert das Reich.1184–1205: Otto II. ist Regent. 1205–1220: Albrecht II. ist Markgraf. 1220–1267: Johann I. und Otto III. regieren gemeinsam, so auch das Gebiet des Teltow, welches hier Gegenstand unserer Betrachtungen ist.


1267

Das Land steht bis 1309 unter der Regierung des Markgrafen Otto IV. (mit dem Pfeil). Die Abgaben der Landbevölkerung an die Herrschaft gelten im 13. und 14. Jahrhundert als moderat, als ertragbar.


1299

Unser Ort ist in der ältesten erhaltenen urkundlichen Erwähnung als „Slauicum Stolp“ bezeichnet. (Anmerkung C. J.: Slauicum (lateinisch), gleichbedeutend mit Slavicum (slawisch) und bedeutet also „Ein slawischer, ein wendischer Ort“ namens „Stolp“. Stolp oder Stolpe weist in slawischen Sprachen auf „Säule, Stütze, Pfahl oder Turm“ hin. Häufiger ist mit „Stolpe“ auch die Ortslage hinter einer den Fluss regulierenden Wehranlage aus Holzpfählen benannt. Selbst bereits einfache Halterungen, an denen man Boote oder Fischreusen befestigt, werden als Stolpen bezeichnet. Diese Deutung des Namens ist also für ein Fischerdorf naheliegend aber nicht exakt gesichert, weil es eben nicht belegt ist, dass die damaligen Fischer tatsächlich ihr Dorf lediglich nach einem angespitzten, in die Erde getriebenen Kiefernstämmchen benannten. Sehr wohl belegt ist es aber, dass dieser Ortsname häufig für slawische Orte gewählt wurde, deren Lage in unmittelbarer Verbindung mit Gewässern steht.

Die vorgenannte Urkunde bezieht sich auf den Erwerb des Städtchens Teltow und den „uffm Teltow“ gelegenen Dörfern: Giesensdorf, Heinersdorf, Ruhlsdorf, Stansdorf, Wendisch Stansdorf, Schönau und Wendisch Stolpe. Zu jenem Erwerb gehören neben Grund und Boden auch alle persönlichen Dienste der Einwohner, wie Spann- und Wagendienste und Handarbeitsdienste. Ebenso die Abgabe an Feldfrüchten, Schlachttieren oder Geldeinnahmen, der Zins (die so genannte Bede). Dieser umfassende Besitz gehörte bisher dem Markgrafen Otto IV., jetzt aber dem Bischof Vollrad von Brandenburg und seinen Vasallen – zumindest bis zur viel späteren Kirchenreform (Reformationszeit, nach 1535), die er ja nicht mehr erleben wird.

Diese Schrift über den Besitztumswechsel im Jahre 1299 gilt als die „offizielle Geburtsurkunde des Ortes“.


1309–1319

Das Land wird vom askanischen Markgrafen Waldemar regiert.


1323–1373

Das Dörfchen Stolpe verfügt mit seiner Feldflur über 16 Hufen Fläche Land, davon hat der Schulze 3 freie Hufen, das bedeutet, die geernteten Feldfrüchte dieser Fläche sind frei von Abgaben an den Fiskus. Der Schulze aber hat die Abgaben der Einwohner einzutreiben und abzurechnen. Das Land wird von bayerischen Markgrafen regiert. Von 1323 bis 1351 von Ludwig, dem Älteren.


1334

Die Geldwerte von Waren betragen derzeitig für

1 Scheffel (Hohlmaß, etwa 55 Liter) Getreide oder Erbsen 15 – 16 Pfennige

Vier Pfund Erbsen (erst ab 1872 wird man „2 Kilogramm“ sagen) 1 Pfennig

1 Huhn 2 Pfennig

Quelle: Aus der „Verordnung gegen Luxus und Verschwendung“, vom 24. September 1334.


1348–1355

Der falsche Waldemar setzt sich zeitweilig in die Regierungsposition.


Im Jahre 1356 wird die Mark zum Kurfürstentum.


Bis 1366 herrscht Ludwig der Römer im Brandenburger Land.


In den Jahren 1366–1373 ist Otto der Faule „unser“ Kurfürst.


1373–1378 regiert Kaiser Karl IV. für den unmündigen Wenzel.


1375

Urkundliche Fixierung der Dörfer im Landbuch des deutschen Kaisers Karl IV: „Das ganze Dorf Stolpe mit Ober- und Niedergericht und allen Rechten und Zubehörungen gehört dem Bischof von Brandenburg und seinen Vasallen“. Das wussten wir ja schon.

Als Ortsbezeichnung ist jetzt „Das Stolpiken“ bekannt. (Anm.: C. J.: Niederdeutscher Ausdruck. Es hätte wohl genauso gut auch „das Stolpekin“ oder „das Stolpeken“, also in allen Fällen „der kleine Ort Stolpe“ heißen können). Das Dorfgebiet, so wird es festgehalten, enthält (immer noch) 16 Hufen. Der Schulze bewirtschaftet davon 3 freie Hufen.

Eine Hufe sind hier zu jener Zeit etwa 30 Morgen – ungefähr 7 Hektar. Die Ausdehnung einer Hufe ist jedoch im Lande nicht einheitlich und verändert sich auch in den Zeiträumen. Sie ist hauptsächlich abhängig von der Bodengüte. Die Größe einer Hufe soll so bemessen werden, dass sich von den Felderträgen eine Familie ernähren und diese Fläche auch bewirtschaften kann. So hat eine Hufe in der fruchtbaren Magdeburger Börde eine geringere Ausdehnung, als in der sandigen Gegend des Potsdamer Gebietes. Ein Morgen sind etwa 2.553 Quadratmeter oder 180 Quadratruten. Die Feldmark des Dorfes Stolpe ist von weit reichenden Wäldern, in denen die Kiefer dominiert, umgeben sowie auch von Heideland.


1378–1415: herrscht Kurfürst Sigismund.


1382

Zur Ortsbenennung dient jetzt auch der Name „Stagnum Wansa“. Der lateinische Begriff Stagnum wird hier wohl in der Bedeutung für stagnierendes, stehendes Wasser, also für See genutzt.Stagnum Wansa“ scheint begrifflich somit eng verbunden zu sein, mit der späteren Bezeichnung „Wannsee“ (Wasser-See).


Eine andere Hypothese zum Ortsnamen: Stagnum bedeutet aber auch „Stanniol“. Diese Legierung besteht im Wesentlichen aus Zinn (97 - 98%), etwas Kupfer, manchmal mit Blei- oder für die Spiegelherstellung auch mit Quecksilberzugaben. (Dagegen wird Stannum als eine Legierung von Silber und Blei bezeichnet). Der Mensch der das Zinn verarbeitet, ist (slawisch) „der Zinnow“ oder eingedeutscht, „der Zinno“, eben der Zinn(be)arbeiter – und dieser Familienname tritt hier in Stolpe auch stark auf. Vorerst nicht völlig ausgeschlossen werden kann die Vermutung, dass es damals in Stolpe bereits eine Zinnverarbeitung gab und dass unsere Vorfahren, als die Familiennamen gebildet wurden, bei jener Produktion beteiligt waren. In den Geschichtsbüchern wird auf eine solche Arbeitsstätte allerdings nicht hingewiesen, bzw. es wurde bisher darüber nichts gefunden. Als handwerkliche Produktion wird erst gegen 1680 die Herstellung von Ziegeln (im Brennofen) erwähnt. Die Zinnows waren in späteren Zeiträumen auch stark vertreten als Dorf-Schulze, Vize-Schulze, Gerichtsschöffe, Schulvorsteher, Kirchenälteste.


1415

Regierungszeit von Kurfürst Friedrich I. in der Kurmark von 1415 bis 1440. Diese Kurmark umfasst die Altmark, die Prignitz, die Mittelmark (mit Havelland, Zauche, Barnim, Teltow und dem Ländchen Lebus) sowie die Uckermark. Mit dem Kurfürsten Friedrich I. halten die Hohenzollern als Regenten Einzug in die Mark Brandenburg.

Im 15. und 16. Jahrhundert werden die Abgabenpflichten der Landbevölkerung deutlich merkbar erhöht. Man spricht nun von der Fron. Drei Tage in der Woche des Arbeitens nur für die Herrschaft, galten durchaus als Regelleistung.


1432

Einfall der Hussiten in die Mark. Sie waren Anhänger und Nachfolger des böhmischen Reformators und Rebellen Jan Hus, der 1415 wegen seiner Glaubensüberzeugung sein Leben auf dem Scheiterhaufen lassen musste. Die Hussiten kamen aus ihrer durch den Bürgerkrieg gegen Kirche und Obrigkeit verwüsteten Heimat, raubten und mordeten in unserem Land, was dem moralischen und religiösem Trachten des Jan Hus wohl nicht gerecht wurde – ursprünglich wohl nur, um sich, selbst verfolgt, zu nähren. So waren von dem Hussitenzug beispielsweise Frankfurt (Oder) betroffen, Lebus, Müncheberg, Buckow, Strausberg und Alt Landsberg. Bekannt wurde, dass die Bürgerschaft von Bernau die Hussiten ernsthaft zurückschlagen konnte. Die Hussiten führten keine militärische Kriegsausrüstung mit sich, so dass sie sich nach jener Niederlage eilig über Fürstenwalde in Richtung Böhmen zurückzogen. So blieben wir in unserem Gebiet verschont und hörten erst später von den Schrecken.


1435

Das Dorf Stolpe umfasst immer noch 16 Hufen. Es wird von 2 Kossäten und 9 Büdnern bewohnt. Unter dem Begriff Kossäte (in unterschiedlichen Schreibweisen) verstehen wir einen dienstpflichtigen Bewohner (Landarbeiter), der (vorerst) keinen oder nur wenig Zugang zu Landbesitz hat. Da er nicht über einen größeren Hof, mit Stallungen und Großtieren verfügt, hat er keine „Wagendienste / Spanndienste“, sondern nur „Handdienste“ für die Herrschaft oder dem Amte gegenüber zu leisten. Der Büdner, oft ein angesiedelter Colonist, besaß hingegen nie Land, sondern eben nur seine Bude, allenfalls mit einem eingefriedeten Gärtchen daran. Das Dorf Stolpe ist inzwischen dem Herrn v. Hake, zu Kleinmachnow, gehörig. Die Bewohner des Dorfes werden von den Chronisten als arm und fromm dargestellt.


1440

Kurfürst Friedrich II. (genannt Eisenzahn) regiert bis 1470.

Nach seinem Entschlusse wird die Doppelstadt Berlin-Cölln zur Residenz, wird Regierungssitz.


1450

Eine Besitzverschiebung: Das zum Dorf gehörende Gebiet umfasst jetzt 25 Hufen, davon liegen 2 Hufen wüst. Das Dorf nutzt eine Zeidelheide und eine Heide „gen Postamb“.

Bei der Zeidelheide wird es sich um eine Fläche handeln, die in Abhängigkeit vom Bewuchs (eventuell Ericaen als Nahrungsspender), besonders gerne von den Bienen aufgesucht wird. Es ist eine planmäßige Bienenzucht anzunehmen. Der später hier nachgewiesene Familienname Baarz, kann auf einen „Ort der Bienenstöcke“ hindeuten, beziehungsweise auf die Tätigkeit des Imkers für den Träger dieses Namens.


1454

Wiedererwerb der Neumark, des Ostbrandenburger Gebiets jenseits der Oder, durch die Herrschaft.


1470

Der Kurfürst von Brandenburg, Albrecht III., Achilles genannt, regiert bis zum Jahre 1486 das Brandenburger Land.


1481

Das Schoßregister belegt, dass Pardemann vom Dorf Stolpe fortzog und in Giesensdorf Hüfner geworden ist. Ungeachtet dessen, taucht dieser Familienname hier später wieder auf.


1486

Der Kurfürst von Brandenburg, Johann Cicero, regiert bis 1499. Im Jahre 1490 erwirbt er den Ort Zossen.


1499

Kurfürst Joachim I., Nestor, regiert bis 1535. Unter seiner Herrschaft wird 1506 die Universität Frankfurt an der Oder gegründet. Er erwirbt 1524 auch die Grafschaft Ruppin.

Es ist festzustellen, dass es zu dieser Zeit in der Feldflur den Gebietsnamen „Wendisch Stansdorf“ (mitunter auch als Damsdorf bezeichnet), gibt. Es besteht in jener Zeit dort aber kein Ort „Wendisch Stansdorf“ (mehr).

Wendisch Stansdorf ist zur angegebenen Zeit eine wüste Feldmark südlich des östlichen Teiles des Griebnitzsees und dem späteren Teerofen gelegen. Das Gebiet wird auch als „Damsdorfer Feldmark“ oder auch als „Stolpesches Hünenfeld“ bezeichnet). Diese wüste Mark Wendisch Stansdorf und die angrenzende Stolpesche Feldmark umfassen gemeinsam 101 Hufen Landes. Im Westen grenzt das Gebiet an die Niendorfer (Neuendorfer) Heide, an die Feldmarken von Drewitz und Gütergotz im Süden und im Osten an die Feldmark von (Deutsch) – Stansdorf (im Folgenden „Stahnsdorf“ geschrieben).


1517

Uns erreicht die Kunde, dass der rebellische Mönch Martinus Luther gegen Ansichten des Papstes arbeitet und auch insbesondere gegen den Ablasshandel wettert, als dessen eifriger Vertreter der Mönch Tetzel bekannt ist. So heftete Luther einen offenen Brief mit seinen Kritiken und Vorschlägen, 95 Leitsätzen, an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg.


1535

In Berlin führt Joachim II., Hektor, seine Residenz als Markgraf von Brandenburg und Kurfürst des Reiches (Kurmark) bis 1571. Johann von Küstrin regiert in der Neumark.


1536

Die große Feuersbrunst, die große Teile der Stadt Potsdam vernichtet, ist mit Feuerschein und Rauch natürlich auch bei uns in Stolpe zu sehen. Ein Unglück unvorstellbaren Ausmaßes.


1539

Die Lehre des die Kirche reformierenden Dr. Martin Luther, fasst unter der Beförderung durch Kurfürst Joachim II. nun auch in der Mark Brandenburg Fuß. In diesem Zuge werden die katholischen Besitztümer eingezogen und unter anderem das Kurfürstliche Amt Ziesar gebildet, zu dem nun auch das Dörflein Stolpe gehört.

In dieser Zeit lebt zu Berlin, Fischerstraße 27, der „Rosskamm“, Hans Kohlhase, ein angesehener Pferdehändler. Kohlhase reiste einst zur Leipziger Messe, als der Junker Günther von Zaschwitz mit seinen Knappen auf dem Wege zwischen Wittenberg und Leipzig grundlos oder genauer: aus lauter Besitzgier die von Kohlhase mitgeführten prächtigen Pferde beschlagnahmte.

Als Vergeltung nimmt Kohlhase, gemeinsam mit Freunden, die Burg des Junkers im Handstreich. Auch in der Folge nimmt er als Räuber von Reichen und gibt den Armen. So erbeutet Hans Kohlhase mit Georg Nagelschmidt und anderen Freunden kurz vor Potsdam auch einen Silbertransport des Churfürstlichen Hüttenfaktors Conrad Drahtzieher, der sich auf dem Wege zur Berliner Münzprägewerkstätte befindet. Der sächsische Kurfürst lässt daraufhin die Rebellen jagen und auch hierzulande wird ihm nachgestellt. Kohlhase versenkt den Raub, so die weitergesagte Überlieferung, an einer Brücke, die in der Nähe von Stolpe über das Flüsschen Bäke führt. Dieser Ort wurde danach „Kohlhasenbrück“ genannt. Hier soll der vielgesuchte Schatz wohl auch noch heute ruhen. Grabt nur danach – aber lasst dabei die Brücke nicht einstürzen. Hans Kohlhase und Georg Nagelschmidt aber fielen in der Häscher Hände und wurden zum Tode durch das aufstampfende, knochenbrechende Rad verurteilt, am 22. März 1544 vor dem Georgentor bei Berlin hingerichtet und ihre zu Tode verletzten Glieder, hernach auf das zur Schau aufgestellte Rad geflochten. Das Wissen um das Versteck haben sie bis in den Tod bewahrt. Heinrich von Kleist wird das historische Ereignis viel später in seiner Novelle „Michael Kohlhaas“ verarbeiten.


1541

Von jetzt an, bis zum Jahre 1817, wird die Stolper Kirche eine Tochterkirche der Nikolaikirche zu Potsdam sein. Nach Potsdam besteht eine Wegeverbindung. Das ist natürlich ein Sandweg, von den Rädern der Fuhrwerke tief eingefurcht mit Höhen und Senken, die nach Regenfällen zu Morastlöchern werden, was besonders die Wildschweine freut aber die braven Zugtiere stark belastet.


1550

Im Dorf leben jetzt 9 Hüfner (Bauern) und 1 Kossate. In Potsdam ist schon wieder ein verheerender Stadtbrand zu beklagen. Die Menschen in unseren Breiten leiden an dem Voranschreiten der „Kleinen Eiszeit“. Es wird spürbar kälter. Das Getreide reift in den nasskalten Sommern selten aus, bringt nicht mehr die früheren Erträge. Es kann kaum noch Vorratswirtschaft betrieben werden. Das Volk lernt öfter den Hunger kennen. Bis nach 1850 wird diese kältere Periode anhalten.


1555

Das Herrscherhaus erwirbt nun mit den Orten Storkow und Beeskow, zwei slawische Gründungen hinzu.


1559

Wegen großer Entfernung und der damit bestehenden Hindernisse beim Verwalten, wurden verschiedene Orte, so auch Stolpe, vom Amt Ziesar fortgenommen und als Verbesserung dem Ambte Potsdam unterstellt. In Stolpe leben in dieser Zeit 9 Hüfner und 2 Kossäten.


1561

Der italienische Advokat Fulgentius Ruggieri berichtet über seine Reise durch die Mark Brandenburg, dem historischen Grenzland von Germanen und Slawen darüber, dass die Ortschaften ihm zumeist als sehr einfach und unansehnlich erscheinen. Die Häuser sind im Wesentlichen aus Lehm gebaut und schmutzig der Eindruck wegen des Unrats auf den Straßen. Nichts sei so herrlich wie man es in Italien vorfände. Lobende Worte findet er dagegen für die Natur mit ihren weitläufigen saftigen Wiesenflächen, zahllosen Wasserläufen, die auch für den Antrieb von Mühlen genutzt werden und mit reichem Fischbesatz gesegnet seien. Wälder mit viel Wild und auch unkultivierter Heide, in denen nur der des Ortes Kundige die richtigen Wege erkennt. Allerdings sei das Land sandig und somit wenig fruchtbar und meist recht flach, berichtet er.


1571

Als Kurfürst von Brandenburg herrscht Johann Georg von Hohenzollern bis 1598.


1576

Stolpe hat (inzwischen) drei Feldmarken mit zusammen 40 Hufen: Das sind 16 Erbhufen, neu sind 15 Hufen auf der Feldmark von Wendisch Stahnsdorf und 9 Hufen in der Niendorfer (Neuendorfer) Feldmark. Von den 16 Erbhufen des Ortes sind 3½ frei (also ohne Abgabepflicht). Der Schulze hat davon 1½ Hufen und 2 Hufen hat A. Voigt. Insgesamt hat der Schulze 3 Erbhufen in Stolpe, 2 Hufen in Wendisch Stahnsdorf, eine Wiese und zwei Gärten.

Es wohnen derzeitig hier 8 Hüfner (Bauern mit Land von einer Hufe oder mehreren Hufen Größe): Davon 5 Bauern mit je 2 Erbhufen und je 1-2 Wendisch Stahnsdorfer und Niendorfer Hufen. 3 Hüfner mit je einer Erbhufe und 1-2 Wendisch Stahnsdorfer und Niendorfer Hufen – einige davon mit Wiesen.

Ferner sind 2 Kossäten ansässig: Einer mit einem Hof und 2 Wiesen in Wendisch Stahnsdorf und einer mit einem Hof, einer Hufe in der Wendisch Stahnsdorfer Feldmark und einer Wiese, genannt „das Radelandt“. Die Kirche hat Land auf der Feldmark Wendisch Stahnsdorf, auf dem Kahlenberge, zwischen beiden Heiden, auf dem Hasselberg und besitzt auch Wiesen.


1589

Kohlhasenbrück bei Stolpe wird erstmals in den Urkunden (Steuerlisten) des Churfürstlichen Amtes Potsdam erwähnt. „Stolpe“, „Kohlhasenbrück oder der Theerofen“ gehören zum Churfürstlichen Ambte Potsdamp mit aller Gerechtigkeit“. Der Teerbrenner entrichtet dem Churfürstlichen Ambt jährlich 30 Reichsthaler Zapfzins als Gewerbeabgabe, denn er schänkt neben der Teerbrennertätigkeit auch im Kruge das Ambtsbier aus. Diese Lage der Schankwirtschaft ist günstig, denn hier besteht ein Haltepunkt für den Wagenverkehr von Berlin nach Sachsen und zurück. (Der „Churfürstliche Weg“ liegt auf der Trasse der späteren Wannseebahn, die im 20. Jahrhundert gebaut werden wird). Das Kossätengut Kohlhasenbrück umfasst eine Fläche von 72 Morgen.

Der Teerbrenner gewinnt im Schwelofen auf dem Wege der warmen / trockenen Destillation das Harz aus der Kiefer, als Teer für Abdichtungsstoffe und zu vielerlei weiteren Zwecken, so auch als Wagenschmiere, die in großen Mengen benötigt wird. Pech und auch Ruß sowie Holzkohle werden hergestellt. Verluste, die vom Abstich in den sandigen Boden laufen, bedauert man sehr. Der Erfindungsgedanke war zu dieser Zeit noch nicht gereift, aus diesem Teer-Sand-Gemisch sogar feste Wegeoberflächen zu gestalten, um die Verhältnisse des vorhandenen Sandes mit tiefen Furchen in den Fahrwegen zu bessern. Großer Aufmerksamkeit bedarf es am Teerofen – mit den gehörigen Abständen vom Waldbestand und den Anwesen mit den leicht brennbaren Schilf- und Rohrdächern, damit kein Schadensfeuer entstehe. In Stolpe sind immer noch ansässig: 9 Hüfner und 2 Kossäten.


1592

In Stolpe wurde in diesem Jahr Jacob Zinnow geboren. Wie seine Eltern hießen, konnte noch nicht (wieder) ergründet werden. Nun gut. Zinnow hießen auch diese, soviel ist klar.


1593

Bis zum Jahre 1766 werden die kirchlichen Handlungen des Ortes Stolpe im Buch der Kirche St. Nikolai zu Potsdam vermerkt.


1598

Joachim Friedrich von Hohenzollern ist neuer Kurfürst von Brandenburg. Er wird allerdings nur acht Jahre, bis 1608, regieren können.


1608

Kurfürst im Lande Brandenburg ist nun bis 1619 Johann Sigismund. Während seiner Regierungszeit beginnt der „Glaubenskrieg“, der 30 lange Jahre währen und sehr viel Unchristliches zum Vorschein bringen wird.


1611

Bis 1631 wütet die Pest – so auch im Raum Potsdam und Berlin und fordert viele Opfer.


1613

Der Familienname „Zinne / Zinno“ ist in Stolpe geläufig (Geburt des Peter Zinne 1613), wird sogar stark gehäuft auftreten. Es ist nicht auszuschließen, dass dieser der Sohn oder ein Vetter des Jacob Zinno ist, der 1592 hier geboren wurde. Der Familienname könnte vom Beruf des Zinnarbeiters, des Zinngießers herrühren. Die Verarbeitung von Kupfer und Zinn durch kunstfertige Handwerker ist uns schon seit der Bronzezeit bekannt. Möglich ist aber auch, dass der Name als Herkunftsbezeichnung diente, für Jenen, der aus Zinndorf oder Zinna hierher zog. Das sind zwei Orte, die vom Kloster Zinna gegründet wurden – also „der Mann aus Zinne“ oder eben kurz „Der Zinne“.


1618

Bis 1648 durchzieht der 30-jährige Krieg auch unser Gebiet und hinterlässt Verwüstung und Armut. Reicht das Versorgungsaufkommen der Bevölkerung für die Soldaten nicht aus, wird oft das Letzte mit Gewalt genommen, was die Dorfbewohner besitzen.

Auch Vergewaltigungen und Folterungen selbst seitens der „befreundeten, weil protestantischen, schwedischen Soldateska“ sind für die heimische Bevölkerung an der Tagesordnung. So ist beispielsweise der „Schwedentrunk“ eine gefürchtete Maßnahme, die aus dem Zwangseinflößen erhitzter Jauche besteht. Brandschatzungen sind oft als Ausdruck des Unmuts üblich. Die „Lustseuche“ Syphilis beginnt durchs Land zu eilen und ihre Opfer zu fordern.


1619

Das Schoßkataster nennt Joachim und Augustin Rumschitel als Besitzer des Schulzengerichts zu Stolpe, die hier vielleicht zu den angesehenen Landwirten gehören.

Von 1619 bis 1640 regiert uns Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg.


1623

Bis etwa 1631 wird das karge Leben bestimmt von Missernten und darauf folgenden Teuerungen, von Epidemien (Typhus, Pest und Pocken, sowie Viehseuchen) und den mit diesen Erscheinungen einher gehenden Hungersnöten. Zusätzlich schaden Brände, Raub und Erpressung. Die Bevölkerung ist völlig verarmt. Verschiedene Verzweifelte im Land setzen ihrem Leben durch tiefes Wasser, einen Strick oder den scharfen Stahl selbst ein Ende.


1624

Stolpe umfasst 16 Hufen. Jede der 16 Hufen enthält etwa 20 Magdeburger Morgen Land. Hier leben immer noch 9 Hüfner (Bauern mit Land), 2 Kossäten (Besitzer einer Kate und nur wenig Landeigentum), 1 Hirte und 1 Paar Hausleute (2 arbeitende Menschen, eventuell ein Ehepaar). Zu den Bewohnern gehört auch die Familie des Jacob Zinnow (des Älteren, wird er später genannt), der in diesem Jahr heiratet. In der ersten Ehe wird er fünf Kinder zeugen. Leider wird seine noch junge Ehefrau schon 1631 sterben müssen.


1630

Die Truppen des kaiserlichen, katholischen Oberbefehlshabers General Albrecht Wenzel Eusebius Baron von Wallenstein (geboren 1583, ermordet 1634) durchziehen im September unsere Gegend. Wie selbstverständlich muss die Bevölkerung die Truppen ernähren, egal ob den Freund oder den Feind. Ein Reuther (Reiter) soll erhalten:

Täglich 3 Pfund Brod (1.500 Gramm) zu je 3 Pfennig,

Täglich 3 Pfund Fleisch (1.500 Gramm) per a 8 Pfennig,

Täglich 3 Quart Bier ein jedes zu 5 Pfennig.

Sein Pferd soll dagegen bekommen:

Täglich 12 Pfund Heu, einmal wöchentlich 1½ Scheffel Haber (das sind im Hohlmaß etwa 82,5 Liter Haferkörner), den Scheffel mit 12 Groschen veranschlagt. Einmal wöchentlich zwei große Gebundt Stroh.

Von derartigen Versorgungsmengen kann die ansässige Bevölkerung für sich selbst und für ihre Tiere nur träumen.


1631

Die Truppen des Königs Gustav II. Adolf von Schweden haben auf dem strategisch hervorragenden Brauhausberg bei Potsdam ihr zeitweiliges Hauptquartier aufgeschlagen. Sie zeigen ihre Machtstellung, marodieren und versorgen sich von den knappen Vorräten. Ihre Ansprüche sind ähnlich wie die der vorgenannten kaiserlichen Armee. Geplündert werden die Orte sowieso von Feind und „Freund“ und auch der Tross von Frauen und Kindern, der mit den Soldaten zieht, muss versorgt werden.

Die Pestepidemie reduziert die Potsdamer Bevölkerung von etwa 1.000 Einwohnern um ein Drittel, auf etwa 666 Menschen.


1632

Nach dem frühen Ableben seiner Ehefrau im Vorjahr, heiratet in Stolpe Jacob (der Ältere) Zinnow am 10. Junius, Maria Roch. Mit ihr wird er zwei (weitere) Kinder haben.


1635

Die dem Dorf Stolpe benachbarte kleine Ansiedlung namens Kohlhasenbrück hat ein altes Schankgut. Dieses soll um 1635 einem gewissen Hans Kohlhase, der auch mit Rossen handelt, verliehen worden sein.


1640

Regierungsantritt des Friedrich Wilhelm von Hohenzollern, den man später den „Großen Kurfürsten“ nennen wird. Er heiratet im Jahre 1646 aus der Verwandtschaft die 19-jährige, sanfte, zierliche Luise Henriette von Nassau – Oranien. Friedrich Wilhelm selbst übernimmt im Alter von 20 Jahren die Regierungsgeschäfte für ein verwüstetes Land und leere Kassen. Trotzdem: „Das gantze Eylandt Potsdamb mus ein Paradis werden“, so die Devise – das wird auch ein bisschen uns in Stolpe und die Umgebung des Ortes betreffen, so hoffen wir. Seine Regierungszeit wird bis 1688 währen. In dieser Zeit hat das Kurfürstenpaar sechs Kinder, die aber in jungen Jahren sterben, bis auf das Sorgenkind: Der kränkelnde Friedrich ist der erste Sohn und somit zum künftigen Thronfolger bestimmt. Leider stirbt Kurfürstin Luise Henriette sehr früh.

Die zweite Frau des Kurfürsten wird die Prinzessin Dorothea von Holstein – Sonderburg – Glücksburg, kraftvoll und energiegeladen, die dem Kurfürsten sechs kerngesunde kräftige Kinder gebiert, von denen aber keines die Thronfolge erreichen kann, weil der Friedrich aus erster Ehe, an erster Stelle steht. So ist es festgeschrieben! Kurfürstin Dorothea wird für die Ausgestaltung des Kurfürstlichen Schlosses in Caputh bei Potsdam sorgen.


1644

Als Auswirkung des Krieges stehen im Städteken Trebbin von früher 149 Häusern heute nur noch 24. Die Residenz-Doppelstadt Cölln – Berlin zählt nur noch ganze 8.000 Seelen, ein armseliger Haufe in der einst so stolzen Stadt.


1648

Der Krieg, der 30 Jahre anhielt, ist zu ende. Frieden – welch ein schönes Wort!

Landreiter im Teltowschen Kreise ist Michel Klinitz. Er berichtet: Zum Ende des 30-jährigen Krieges hat die Stadt Potsdam 700 Einwohner, das sind etwa 90 Familien. Es ist somit nur noch die Hälfte der Einwohner (gegenüber der Zeit vor dem Kriege) vorhanden. Die anderen Einwohner sind tot oder geflüchtet. Ähnlich sieht es in den umliegenden Gemeinden aus. Hunger, Elend, die moralische und die wirtschaftliche Zerrüttung bestimmen hemmend das Leben. Auch die Dörfer Stolpe und Nedlitz sind fast völlig wüst! In Stolpe bestanden vor dem Kriege 9 Bauernhöfe. Sie sind verwüstet und verlassen. Es setzt aus vielen trostlosen Orten eine Wanderung der Menschen ein, hin zu Orten, die ihnen noch eine Zukunft verheißen können oder von denen sie zumindest einen solchen günstigen Umstand annehmen.


1650

Es leben hier in Stolpe inzwischen wieder: 1 Schulze, 8 Hüfner, 2 Kossäten. Die Aufteilung der Landstücke entspricht der Gliederung von 1576. Es wird mit sehr bescheidenen begonnen Gebäude zu reparieren, Gehöfte instand zu setzen.


1651

Es erreicht uns die folgende Kunde aus Gütergotz: Hier in Gütergotz (erst ab 1937 als „Güterfelde“ bezeichnet) wohnen jetzt der Vice-Schulze Hans Zinne, der Hüfner Gürge Hönow und der Kossät Zinne, alle aus Stolpe. Sie haben hier eine neue erträgliche Bleibe gefunden. Die Einwohner des nahgelegenen Ortes Klein Glienicke gehen entweder nach Potsdam oder nach Stolpe in die Kirche.


1652

Im Landreiterbericht werden aufgezählt: Jacob Zinnow, das ist ein 1-Hüfner und auch Vice-Schulze (gebürtig in Stolpe im Jahre 1592) mit seinem Stiefsohn Peter Winkelmann, 22 Jahre alt und 2 Bauern, die von außerhalb zugezogen. Ferner die Cossäthen Andreas Voigt, geboren allhier vor 38 Jahren (* um 1614), Peter Herrmann, geboren in Stansdorff bey Machnow uffen Sande vor 36 Jahren (* um 1616) und Peter Wulff. Dieser ist von der Nettelischen Kehre bey Potstamb bürtig, vor 38 Jahren (* um 1614). Ferner Martin Köcker von der Stulp im Stift Halle, bürtig von 25 Jahren (* um 1627).

Diese vorgenannten Cossäten sind uns allerdings später nie mehr in den Kirchenbüchern als Väter begegnet. Möglicherweise sind sie bald zu günstigeren Bedingungen weitergezogen.


1656

Am 30. Novembris heiraten in Drewitz der dortige Schulze und Krüger Christian Klugke und Ursula Zinnow aus Stolpe. Sie wurde geboren am 19. May 1635. Ihre Eltern: Jacob Zinnow, Schulze in Stolpe und Marie Roch. Das heute junge Paar wird im kommenden Jahrzehnt sieben Kinder haben.


1660

Bau der ersten Glienicker Brücke, einer schmalen Holzbrücke, die eine bessere, kürzere Verbindung zwischen den Residenzen Potsdam und Berlin über Stolpe ermöglicht. Diese ist aber ausschließlich Adligen zur Benutzung vorbehalten.


1675

Johann Kunckel (1638–1703), Sohn eines Glashüttenbesitzers, Hofalchimist beim Großen Kurfürsten (Geheimer Kammerdiener), wohnte bisher in der Berliner Klosterstraße. Auf ihn geht die Wiederentdeckung der Anwendungen von Phosphor zurück und die Herstellung verschiedener Glassorten. Als Arbeits- und Forschungsstätte schenkte der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm (der Große Kurfürst), ihm die Insel „Pfau Werder“ (die später Pfaueninsel genannt wird) und die zur Gemarkung Stolpe zählt. Hier entwickelt Kunckel auch die Rezeptur für das einmalig schöne Rubinglas – Rotes Glas mit Goldzugabe für den Schmelzfluss.


Weitere Informationen und Bilder dazu im Dokument „Pfaueninsel“ auf dieser Internetseite.



1678

Kurfürst Friedrich Wilhelm erwirbt das Waldgebiet zwischen dem Griebnitzsee und dem Fluss Havel. Überhaupt möchte er das Gebiet bis Wusterhausen ausdehnen und gern in einen „Thiergarten“ zur Jagd umgestalten. Während dieser Zeit der Verwirklichung wird er jedoch aus Altersgründen aus dem Leben scheiden und sein ihm nachfolgender Sohn gibt diesen Plan auf. Wir erinnern daran, dass hier in unserem Gebiet in dieser Zeit unter den Arten des reichen Wildbestandes auch die Wölfe gerne leben.


1680

Der Ort Stolpe besteht aus einigen Häusern, nahe am Stolpsee gelegen, dem kurfürstlichen Weinberg und endlich dem Ziegelbrennofen. Als Betreiber des Teerofens nahe Kohlhasenbrück wird ein Mann namens Albrecht genannt. Kohlhasenbrück ist nahe dem östlichen Ende des Griebnitzsees gelegen.

In den Akten werden die „Steinstücken“ außerhalb der Gemarkung Stolpe erwähnt und ebenfalls Moorlanke (später Moorlake) am diesseitigen Gestade der Havel gegenüber von Sacrow und nahe der Pfaueninsel.


1682

Es beginnt der Bau des Jagdschlosses in Klein Glienicke.


1683

Der kurfürstliche Cammerjunker und Ingenieur Samuel de Suchodoletz (polnischer Herkunft) zeichnet viele Karten von Gebieten der Mark Brandenburg, so auch 1680 eine Karte von Potsdam und 1683 eine Karte von Stolpe. Die Landkarte von Suchodoletz zeigt nebst Stolpe die „Alte Ziegeley“ am Westufer des Wannsees und auch „Der alte Hof“ ist enthalten. Der heutige kleine Wannsee heißt zu dieser Zeit „Das Stolper Loch“. Südlich und westlich des Stolpsees sind Sandberge eingezeichnet. Vom Ort Stolpe zum Wannsee zieht sich die Stolp’sche Feldmark hin, ein Weinberg ist eingetragen. Die Steinstücken bilden einen Teil der wüsten Feldmark Wendisch Stahnsdorf.


1684

In diesem Jahr ist eine lange Dürrezeit zu beklagen, die das Wachstum der unreifen Kulturpflanzen zum Stocken bringt. Auf Pfau-Werder, der Insel, die mitten im Havelstrom nördlich von Stolpe liegt, wurde jetzt ein Kaninchenhegehaus erbaut. Diese Insel gehört zur Königlichen Heide und umfasst etwa 380 Morgen (1 Mg fürs Gehöft, das Eylandt ansonsten wildes Gartenland, Kaninchenland).


1685

Kurfürst Friedrich Wilhelm (Der Große Kurfürst) erlässt sein Toleranzedikt. Er bietet Hugenotten und anderen Glaubensflüchtlingen die Möglichkeit der Zuflucht und der Ansiedelung in der Mark Brandenburg.


1688

Der Große Kurfürst stirbt. Nach dem Tode des Großen Kurfürsten hört des Alchimisten Kunckels Tätigkeit für den brandenburgischen Hof auf. Auf seine Dienste legt der neue Kurfürst Friedrich III. keinen Wert. Noch in diesem Jahr wird ihn König Karl XI. von Schweden in sein Land holen und ihn fünf Jahre später zum „Kunckel vom Löwenstern“ adeln. Kunckel wird in Schweden angesehen und geehrt und im Jahre 1703 auf seinem Landgut bei Pernau in Litauen sterben.


Des Großen Kurfürsten Sohn aus erster Ehe, Friedrich III. regiert also bis zum Jahre 1713. Vom Volke wird der im Rückgrat Verwachsene etwas nachsichtig aber auch despektierlich, „der schiefe Fritz“ genannt. Es hat sich ja herumgesprochen: Seiner früheren Amme, dem unglücklichen Ding, wird nachgesagt, dass sie ihn, den damals sechs Monate alten Säugling, eines unguten Morgens während der langen Winterreise nach Königsberg, von der Sitzbank der Kutsche auf den Boden habe gleiten lassen. Dieses habe eine Rückgratverletzung verursacht, die sich später zu einem fürstlichen Buckel auswuchs … na ja … und überhaupt kränkelt er auch als Erwachsener häufig vor sich hin, ist aber still und freundlich. Wenn auch geistig nicht so recht bedeutungsvoll, zeugt er wohl aber tatsächlich selbst seinen Nachwuchs. Das körperliche Gebrechen sucht er mit äußerem Pomp und Prunk zu überdecken. Friedrich hat nacheinander drei Ehefrauen, die er aber wohl wenig von sich begeistern kann. Seine erste Frau, Elisabeth Henriette von Hessen – Kassel, stirbt leider nach vier Jahren Ehe an Blattern (Pocken). Seine zweite Frau, Sophie Charlotte von Hannover – Braunschweig – Lüneburg wurde von ihm geheiratet, als sie knapp 16 Lenze zählte und bereits eine vielfältige Bildung genossen hatte. Aus dieser Ehe stammt das pummelige, zu heftigen Wutausbrüchen neigende Kind („der Satansbraten“), das später unser König Friedrich Wilhelm I. (der Soldatenkönig) werden wird.


1690

Der Ziegelmeister Terhecke stiftet in diesem Jahr für die Stolper Kirche eine Taufschale aus Zinn.


1693

Der Teerbrennermeister Martin Kokert / Köckert (Pächter des Teerofens) steht diesem nicht lange nach und schenkt der Kirche von Stolpe zwei Altarleuchter aus Zinn.


1697

Joachim (der Ältere) Zinnow, Gerichtsschöppe, Schulze und Kirchenvorsteher in Stolpe, heiratet am 18. Octobris Elisabeth Palm. Natürlich ist es ja, dass die Leute nicht nur heiraten, sondern vorher auch geboren werden und später sterben. Alle freudigen und traurigen Ereignisse, die die Dorfbewohner erleben hier auch aufzuführen, würden jedoch den Umfang dieser bescheidenen Auflistung sprengen. Deshalb erwähnen wir im Wesentlichen nur die Heiraten.


1700

Stolpe gehört zum Amte Potsdam. Im Dorf lebten bisher 8 Bauern und 2 Kossäten. Jetzt sind es aber überhaupt nur noch vier Kossäten.

Darunter befindet sich, Familie Kluke / Kluge und die Familie des Joachim Zinnow (des Älteren). Bekannt ist auch Familie Albrecht und die Familie des Martin Kokert, wobei die beiden letztgenannten streng genommen zu Kohlhasenbrück gezählt werden.

Bei Kindstaufen sind Paten der Andreas Lehmann, Joachim Thiell und Andreas Stacho, von denen noch nicht zuverlässig bekannt ist, ob sie auch in Stolpe wohnen.

Das Ackerland ist nach Angabe zum überwiegenden Teil mit großen Fichten bewachsen. (Anmerkung: Eventuell waren es aber eher Kiefern: Pinus silvestris. Der Volksmund nannte die Kiefer in jener Zeit häufig „Fichte“).

Der bewirtschaftete, reine Acker ist in elf Teile gegliedert, wovon sieben noch wüst liegen. Vor einigen Jahren wurde die Schäferei für 500 Schafe angelegt. Verpachtet sind zwei Ziegelscheunen (eine alte sowie eine neue beim Dorf) und zwei kleine Seen an die Untertanen einschließlich des Fischereirechts.


1701

Potsdam wird vom Kurfürstlichen Sitz zur Königlichen Residenz erhoben. Vom 18. Januar 1701 an, wird unser prunkliebender, kurfürstlicher schiefer Fritz der erste König in Preußen sein, was uns alle zum Decken der Unkosten viele Steuergelder und 5.000 soldatische Landeskinder als Kämpfer im spanischen Erbfolgekrieg kostet.

Bis 1740 lebt der Königliche Wild- und Zaunwächter der Parforceheide im Wohnplatz „Eule“.


1704

Der Pfauenwerder wurde, wie wir wissen, vom König mit Kaninchen besetzt und nun dem Amte Potsdam übergeben. Diese Insel wird inzwischen auch „Kaninchenwerder“ geheißen.


1705

Bis Ende des Wonnemonats gibt es nochmals winterliche Temperaturen und Schneegestöber. Unsere Königin Sophie Charlotte ist mit 37 Jahren auf Lietzenburg (das wird später Charlottenburg geheißen werden) gestorben. An den Hof kommt nun zum schiefen Fritzen die zauberhaft wunderschöne Prinzessin Sophie Luise von Mecklenburg – Grabow. Welche Gegensätze! Sie ist jetzt 22 Jahre alt, der Fritz steht im 52. Ihre ländlich freie, gerade Erziehung hat sie nicht auf die steife Etikette, das höfische Tun der Schranzen, die täglichen Intrigen am Schlosse vorbereitet. Sie hält diese Art zu Leben nicht aus. Man schickt sie später zurück zu ihren Eltern nach Schwerin, als sie begann „wunderlich“ zu werden.


1706

In Gütergotz wird Johann Christian Hönow geboren. Als junger Mann wird er um 1730 nach Stolpe ziehen, hier vier Jahre später mit Marie Dorothea Brückmann eine Familie gründen und im vorgeschrittenen Alter eine zweite Ehe mit Sophia Balcke führen. Der Familienname Hönow ist, wie wir wissen, in Stolpe schon seit langer Zeit bekannt.


1710

Die Pest wütet erneut in der Mark Brandenburg und sucht sich ihre Opfer.


1711

Ausstattung des Dorfes Stolpe: 5 Giebel in allem, der Hirte, 3 Paar Hausleute, der Schäfer, der Große Knecht, der Kleine Knecht. Land: 16 Hufen á 4 gr. (4 Groschen Pachtzins pro Jahr).

Anmerkung: Der Begriff „Giebel“ kennzeichnet hier die Anzahl der Häuser, vornehmlich mit Satteldach – möglich, dass die kleinen Buden (der Büdner) nicht mitgezählt wurden.


1713

Friedrich Wilhelm I. (der Soldatenkönig) regiert nach dem Tode des Vaters bis 1740 als König in Preußen. Er ist jener, den man hinter vorgehaltener Hand bereits im Kindesalter als „Satansbraten“ bezeichnete. Nun haben wir ihn als König. Der Soldatenkönig war fast der Einzige, der kaum Krieg geführt hat. „Soldatenkönig“ wurde er genannt wegen seiner kostspieligen „Langen Kerls“, der Repräsentations-Riesengarde und er war auch ansonsten für das Militär – koste es, was es wolle. Ansonsten war er sparsam, grob, ungehobelt, Er liebte deftige Späße mit seinen Ministern und genauso gegen diese, schaffte den Prunk ab und den Drill heran. Trotzdem bekam er eine Frau – seine nicht zu beneidende Cousine Sophie Dorothea von Hannover. Die beiden hatten vierzehn Kinder miteinander, obwohl sie sehr unter seinem tyrannischen Wesen litt. Im Berliner Schlösschen Monbiju fand sie ihr ruhiges Refugium.


1714

In der Parforceheide unweit von Drewitz werden am Gütergotzer Wege ein Jagdhaus und ein Försterhaus errichtet.


1716

Der Schankwirt Martin Kokert von Kohlhasenbrück zahlt gemäß Kontrakt vom 6. Juni 1716,

8 Rthlr. (Reichsthaler) Zapfenzins an das Amt Potsdam.


1720

Zum Amt Potsdam gehören die Dörfer: Ahrensdorf, Drewitz, Klein-Glienicke, Kohlhasenbrück, Neuendorf, Nudow, Philippsthal, Schenkendorf, Schönow, Sputendorf und Stolpe.


1724

In reichlich drei Jahren wurde die neue Kirche in Potsdam gebaut. Die Nikolaikirche, „unsere Mutterkirche“.


1728

Joachim Zinnow (der Ältere), Kirchenvorsteher zu Stolpe, heiratet im Jahre des Herrn 1728,

am 8. January, die Catharina Hönow.

Das ebenfalls hier ansässige Ehepaar Rohde lässt ihr Söhnlein auf die Namen Johann Gerhard taufen. Die Zukunft wird wissen, dass er später ein tüchtiger Schneidermeister und sogar Schulmeister wird.


1730

König Friedrich Wilhelm I. lässt den Königsweg zwischen Potsdam und Zehlendorf anlegen. Die wüste Mark „Wendisch Stahndorf“, ist zum Teil in der ausgebauten Königlichen Parforceheide aufgegangen. Diese grenzt an die Stolpesche Feldmark (südlich des östlichen Teil des Griebnitzsees und dem Teerofen liegend) und wurde teilweise von den Stolpeschen Leuten bewirtschaftet. Im Nordwesten dieser alten wüsten Feldmark liegen die Steinstücken.


1731

In der Parforceheide wird am Wegestern ein bescheidenes Königliches Jagdhaus nach holländischem Geschmacke errichtet, das wohl Jan Boumann entwarf. Genannt: „Das Jagdschloss Stern“.


1734

Christian Hönow heiratet in Stolpe die Maria Brückmann. Gemeinsam werden sie mindestens vier Kinder haben.


1735

Joachim (der Jüngere) Zinnow, Kossät und Kirchenvorsteher in Stolpe, 35 Jahre alt, lässt sich am 06. Octobris mit Maria Dorothea Sange trauen. Sie ist 25 Jahre jung.


1738

Jacob Baatz, der 1704 in Stolpe geboren wurde, heiratet jetzt als Kossät und Gerichtsschöppe die um acht Jahre jüngere Marie Elisabeth Stoppel. Mit ihr wird er im Laufe der Zeit zehn Kinder haben. Das uns gut bekannte, noch vom Großen Kurfürsten erbaute Jagd- und Lustschloss Klein-Glienicke wird von unserem jetzigen äußerst sparsamen König Friedrich Wilhelm I. zur Wachstapetenmanufaktur umgebaut. Aber nicht er selber hat das alles allein gemacht.


1740

Es herrscht ein strenger Winterfrost, der schon im späteren Herbst des Vorjahres seinen Einzug hielt. Diesen überstehen viele der Weinstöcke in Berlin, Potsdam und Umgebung nicht. Auch die Reben des Weinbergs in Stolpe nehmen Schaden. Hinzu kommt des Sommers der Kahlfraß durch Heuschrecken, die massenhaft auftreten.

Inzwischen stirbt auch der Soldatenkönig. Der König ist tot – es lebe der König! Vivat!

Es regiert jetzt Friedrich II., später genannt „Der Große“, als König von Preußen, also „Der Junge Fritz“. Auf Befehl seines Vaters ist der 21-jährige mit der 17-jährigen Elisabeth Christine von Braunschweig – Bevern verheiratet worden. Mit dem Ableben seines Vaters, ihres „Schutzpatrons“, lässt der königliche Ehemann „die Gans gänzlich fallen“ und weist ihr fernab eine Wohnstatt zu: „In Schönhausen mag sie schön hausen“, meint er (heute Schloss Berlin-Niederschönhausen. Ab 1745 wird er sich vom Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff nach eigenen Vorstellungen auf dem wüsten Berg zwischen Potsdam und Bornstedt binnen nur zweier Jahre das Schloss Sanssouci bauen, ordentlich auszieren et meubelieren sowie einen dazugehörenden Garten anlegen lassen (alles wie vorher in Rheinsberg, nur noch viel schöner). Seine Ehefrau Elisabeth Christine wird weder als Königin, ja noch nicht einmal als Gast in diesen Palast, eingeladen. Bis zu seinem Tode im Jahre 1786 wird die Regierungszeit des dann inzwischen „Alten Fritzen“ währen. „Jenseits wird mir wohler sein“, wird Christine Elisabeth zum Lebensende ihrem Tagebuch anvertrauen. Doch bis dahin vergeht noch einige Zeit, denn wir gehen ja vorerst ins Jahr 1743.


1743

Der Krug in Kohlhasenbrück gehört jetzt Christoph Hamel.


1745

Im Dorf Stolpe leben: 6 Bauern und 1 Kossat. 1 Krug (Sange) ist vorhanden (der Krüger wird als ein weiterer Kossat angesehen). Zu den Einwohnern des Dorfes gehören: Familie Baartz und Familie Sange, beide Kossäten. Joachim Zinnow (der Ältere), Joachim Zinnow (der Jüngere), Familie Brückmann. In diesem Jahr heiratet Christian Zinnow die Dorothea Elisabeth Zinnow. Mit ihr wird er zwei Kinder haben. Seine Frau wird 1785 mit 62 Jahren sterben, er sie aber überleben.






1749

Es wird überall im Brandenburger Land eine neue Ackerkultur nach der Methode des Kammerrats Kretschmer aus Leipzig eingeführt.


1750

Der Schullehrer und der Feldhüter wohnen beide in der „Schule“. Die Schule in Stolpe besteht aus einem Raum, der sowohl Unterrichtsstube, als auch gleichermaßen den Wohnraum darstellt. Eine Schulpflicht besteht allerdings nicht. Die Kinder sollen nach den Möglichkeiten, also nach den Kenntnissen des Lehrers, der eigenen Aufnahmefähigkeit und der Anwesenheitsdauer, etwas Lesen erlernen und üben, in den Aussagen des Katechismus unterwiesen werden, verschiedene Liederverse kennen und Sprüche der Heiligen Schrift auswendig lernen. Soll jemand zusätzlich die Kunst des Schreibens vermittelt bekommen, so müssen die Eltern dafür wöchentlich 6 Pfennige bezahlen. Vom Rechnen in der Schule sind wir noch etwas weiter entfernt, obwohl man auch gerade dieses Wissen im Leben sehr wohl benötigt.

Der Feldhüter / Flurschulze hat als Aufseher die Pflicht, Wiesen und Äcker zu schützen; besonders deren Feldfrüchte, gegen unberechtigte Entnahme und Verwüstung durch Tiere.


Eine völlig neue Siedlung wird nahe Neuendorf und Potsdam unter der Leitung des Obersten v. Retzow entstehen. Sie soll „Nowawes“ heißen (das bedeutet uns genauso viel wie „Neuendorf“, nur eben im böhmischen Sprachgebrauche Nowawjes gesprochen) und als Kolonisten (Büdner) vor allem Weber und Spinner aus Böhmen, Württemberg, dem Salzburger Land und anderen Landschaften aufnehmen. Viele Wirtschaftsflüchtlinge und um ihres evangelischen Glaubens Verfolgte sollen sich darunter befinden.


1752

In den vergangenen Jahren 1744–1752 erfolgte für das Königliche Stadtschloss im nahen Potsdam ein weitreichender Umbau, den nach den Befehlen des Königs, erneut Wenzeslaus v. Knobelsdorff plante und ausführen ließ. Kein Vergleich der eingesetzten Geldmittel zu denen, die unsereins benötigt, um unsere kleinen Katen und Buden instand zu halten.


1753

Eine regelmäßige Postverbindung wird zwischen Potsdam und Berlin eingerichtet, die nördlich nahe an Stolpe vorbeiführt.


1756

Es wird schon wieder ein Krieg begonnen. Verschiedene Söhne wurden geworben, eingezogen, enrollieret. Der preußische König wird mit unseren Jungen, mit den Soldaten gegen die Sachsen kämpfen, gegen Österreich, Frankreich und Russland ziehen. Sieben Jahre, bis 1763, wird dieser Krieg dauern. Hört das denn niemals auf?


1759

Im ersten Jahresquartal heiraten trotz der schwierigen Ernährungslage unser Schneidermeister und Schulmeister Gerhard Rohde (man wird später „der Ältere“ sagen) und Anna Regina Grauert, die aber aus Jüterbogk bürtig ist. Sie bleiben in Stolpe dauerhaft wohnen. Gerhard Rohde ist ein Veteran aus dem Siebenjährigen Kriege.


Der Schäferknecht Johann Christian Perlewitz und Marie Elisabeth Albrecht lassen ihr Söhnchen Ludewich taufen.

Nach großer Hungersnot wird auf Befehl des Königs Friedrich II. („Circular-Ordre vom 24. März 1756“) die Tatoffel, die Erdtoffel oder auch der Erdapfel genannt, (also die Kartoffel) als Volksnahrungsmittel angebaut. Bald wird aus gerösteten und gemahlenen Kartoffelwürfeln auch Kartoffelkaffe hergestellt und ebenso der „Armenkäse“.


1760

Österreichische Truppen, geführt von dem General Esterhazy, belagern Potsdam. Unser Dorf bleibt dabei ungeschoren.


1761

Es heiratet der Kolonist Christian Dannenberg in Stolpe die Anna Maria Schmidt. Mit ihr wird er mindestens zwei Kinder haben.

Ein neuer Albrecht kommt zu uns: Der Teerschwelereipächter Albrecht aus Caputh erbietet sich, den Teerofen hier bei uns in Kohlhasenbrück neu aufzubauen und dann auch zu betreiben.


1764

Das Land der Gemeinde Stolpe wird von 10 Kossätenfamilien und einigen Büdnern bewirtschaftet. Es bestehen derzeitig keine Bauerngüter. Am 15. Dezember 1764 erscheinen vor der königlich-kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer zu Potsdam die Familienoberhäupter aller Kossäten der Gemeinde Stolpe mit einem Antrag. Bei den Personen handelt es sich um:

01. Christian Zinnow, Setzschulze

02. Christian Sange, Schöppe

03. Jacob Baatz, Schöppe

04. Friedrich Sandow, Erbschankkrüger

05. Joachim Zinnow

06. Jacob Zinnow

07. Jacob Liebenows Witwe, in Assistenz ihres Sohnes Gottfried Liebenow

08. Andreas Höhnows Witwe in Assistenz ihres Sohnes Gottfried Höhnow

09. Christian Höhnow

10. Gottfried Zinnow


Diese Kossäten sind bisher landarme Dienstleute, Landarbeiter, die dem Dienstherrn, hier dem Amte in Potsdam, zu Arbeitsdiensten verpflichtet sind. Die Kossäten stellen nun folgenden Antrag: Sie wollen gerne jeder den Kosspäten-Hof auf dem sie wohnen, erb- und eigenthümlich übernehmen, so ihnen dieser überlassen würde. (Es folgen Ausführungen zu weiteren Detailvorstellungen). Dem Antrag wird stattgegeben. So werden nun aus den bisherigen Kossäten, plötzlich Kleinbauern, freie Eigentümer ihrer Höfe mit bescheidenem Viehbestand, während aber die Äcker, Wiesen und Viehweiden, wie auch die Schäferei, als gemeinsames Eigentum bewirtschaftet werden. So wird hier der Gedanke genossenschaftlichen Handelns in die Praxis umgesetzt. Von der Kriegs- und Domänenkammer wird ihnen im Gegenzuge die Pflicht auferlegt, vier einländische Büdnerfamilien in Stolpe anzusetzen, dass heißt, ihnen Hausbaustellen und Gärten anzuweisen sowie ihnen die erforderliche Unterstützung zu gewähren. Diesen Bedingungen stimmt die Stolper Abgesandtschaft sehr gerne zu. So werden als neue Büdner die Familien von Christian Danneberg – er wird allerdings schon seit seiner Heirat im Jahre 1761 als Colonist geführt und Johann Christian Schmaedike, der eine Familie gründen möchte, mit einer Büdnerstelle versorgt. Der Dritte ist Johann Friedrich Bath, der ja schon in Stolpe wohnt aber eine eigene Büdnerstelle benötigt. Der Vierte ist Peter Müller, der aus Neu-Langerwisch zu uns zieht. Johann Christian Schmaedike heiratet noch in diesem Jahr die Maria Dorothea Höhnow. Sie wird vier Kinder gebären, von denen zwei am Leben bleiben. Johann Friedrich Bath verließ dagegen zeitweilig den Ort und ging als Musquetier nach Bornstädt, um dort in das Zeinersche Regiment einzutreten.


1767

Bis 1766 wurden die Stolpeschen kirchlichen Handlungen in das Kirchenbuch der St.-Nikolai-Kirche in Potsdam eingetragen aber manche auch in die Bücher von Klein Glienicke. Von 1767 an wird in Stolpe ein eigenes Kirchenbuch geführt. Das erste Buch beginnt also in diesem Jahr und wird im Jahre 1828 schließen.


1768

Der Kossät und Schulze Gottfried Liebenow, ca. 35 Jahre alt, heiratet um diese Zeit die 21-jährige Dorothea Sophia Zinnow. Acht Kinder werden sie in dieser Ehe haben. Ihre älteste Tochter Sophie wird später, wenn sie dazu gereift ist, ihren Stutterich heiraten.






1769

George Hoehnow, der Büdner, freit Anna Christina Sange. Eines ihrer Kinder, der Carl Wilhelm, wird am 13. Dezember '73 das Licht der Welt erblicken.


1770

Eine gute Wegeverbindung von Stolpe über Kohlhasenbrück, besteht auch zu der nun schon 20 Jahre jungen Siedlung Nowawes.

Das Dorf Stolpe hat derzeitig 10 Giebel. Land: 16 Hf á 4 gr. (4 Groschen Pacht im Jahr für eine Hufe Land). Im Dorf wohnen 10 Kossäten und 8 Büdner. Wahrscheinlich ist es, dass junge Familien, die noch bei den Eltern leben, Ehepaare, die „auf dem Altenteil sitzen“ oder Einlieger, die in einem Hause zur Miete mit einwohnen, nicht extra ausgewiesen sind, es demnach viel mehr Personen sind

Es gehören zu den Einwohnern: Familie Albrecht – am Teerofen, die Familie des Kossäten Baatz, der Hirte Barthel, der Büdner Dannenberg, der Schäfer Freiberg, die Familie des Christian Hönow, die Familie des Gottfried Hönow, die Familie des Gottfried Liebenow. Die Familie des Ludwig Perlwitz, die Familie des Pachtschäfers Johann Christian Perlwitz, die Familie des Schulmeisters, Büdners und Altsitzers Johann Gerhardt Rohde, Ferdinand Sandow, Familie Sange, die Familie des Christian Schmädicke. Familie Martin Schulze. Familie Wolter. Die Familie des Andreas Carl Zinnow. Die Familie des Jacob Zinnow, die Familie Joachim (des Jüngeren) Zinnow. Die Familie des Christian Zinnow, die Familie des George Ludwig Zinnow, die Familie des Gottfried Zinnow. Die in Klammern gesetzten Namen (Familie Bauer, Familie Küfer, Familie Rabbak) treten als Kindspaten auf. Ob sie aber auch Einwohner von Stolpe (Büdner oder Hausleute) sind, ist später in die Vergessenheit gesunken.

Zu den Bewohnern gehören des Weiteren: Der Großknecht, der Kleinknecht und 2 Paar Hausleute (vier Personen). Von verschiedenen Tierseuchen werden unsere Dörfer über einen längeren Zeitraum heimsucht.


1771

Ein Büdner zu Stolpe, Georg Lichterfeldt, heiratet Marie Elisabeth Sange. Sie wird aber leider bereits mit 49 Jahren, im Jahre 1779 sterben. Der Kriegsinvalide, Brauknecht und Branntweinbrenner Johann Friedrich Gottfried Baatz, am 02. September 1738 in Stolpe geboren, geht am 05. Februaris '71 die Ehe mit Marie Dorothea Elisabeth Rudolf ein. Sie werden zehn Kinder in ihrem Hause aufziehen. Sein Vater ist der Kossat Christoph Friedrich Baatz.


1772

Wieder werden Hochzeiten gefeiert. Michael Freyberg aus Genshagen freit Anna Sophie Perlewitz aus Stolpe am 29. Octobris 1772. Des Bräutigams Vater Freyberg ist Pachtschäfer zu Genshagen und der Brautvater ist bekannter Maßen der Pachtschäfer Johann Christian Perlewitz zu Stolpe. Die Väter scheinen schon mal zu passen.

Johann Christian Friedrich Sandow ist Gastwirt in Stolpe. Er heiratet Maria Dorothea Kehne und wird mit ihr mindestens drei Kinder haben. Johann Gottfried Hoehnow warb erfolgreich um Sophie Dorothea Zinnow und tritt mit ihr vor den Pfarrer, um sich trauen zu lassen. Sie werden acht Kinder haben, von denen 5 das Erwachsenenalter erreichen. Damit nicht genug: Am 24. Sept. '72 gelobt Johann Wilhelm Baatz, er ist auch ein Sohn des Jacob Baatz, vor Pfarrer und Gemeinde die Absicht der ehelichen Treue gegenüber Charlotte Sabina Zinnow. Bis zu ihrem zu frühen Ableben 1785, mit 35 Jahren, wird sie acht Kinder geboren haben.


1775

Anton Friedrich Büsching, ein evangelischer Theologe und Geograph, Direktor des Grauen Klosters zu Berlin, schreibt detailliert über den Teil seiner Reise durch unser Gebiet: „Der Weg von Berlin nach Potsdam ist nur vier kleine Meilen lang. Wegen der königlichen Residenzen muss jedoch ein Fahrpreis wie für fünf Meilen entrichtet werden. Man kommt von Berlin nach Potsdam entweder mit der ordentlichen Post oder täglich zweimal mit der Journailliere oder mit der Extra-Post oder aber mit Fuhrleuten. Die Fahrt mit der vierspännigen Extra-Post kostet für die Pferde 5 Thaler und 8 Groschen. Zuzüglich je Königliche Meile 1 Thlr. und 11 Gr., in Summa 6 Thlr. und 19 Groschen. Dieser Preis ist zudem doppelt zu zahlen, weil er nur für die jeweils halbe Strecke gilt, denn in Zehlendorf ist Postwechsel. Ich habe mich besser zu Fuhrmannspferden entschlossen und zahle für die Gesamtstrecke 7 Thaler und dem Fuhrmann ein Trinkgeld drauf. Sobald man über die Glienicker Brücke kommt, hat man den Teltow verlassen und befindet sich nun im Havelländischen Kreise. Man sieht eine lange und breite Allee mit vier Baumreihen vor sich, die sich bis Potsdam zum Berliner Thor erstreckt. Sie ist schön und schattenreich aber so sandig, dass man weder zu Fuß, noch mit dem Wagen geschwind fortkommen kann.“ –

Alle Wein-, Bier- und Wirtshäuser sollen des Winters am Abend um 10 Uhr geschlossen werden und im Sommer um 11 Uhr. Hazardspiele sollen in den Etablissements nicht geduldet werden. –

Christoph Kluge, Arbeitsmann in Teerofen, heiratet Catharina Blisse. Sie werden drei Kinder ihr eigen nennen.


1777

Joachim Ludwig Heydert († 1794) lässt für seinen Vater, Martin Ludwig Heydert (1656–1728), einen Hofgärtner des Kurfürsten Friedrich Wilhelm, der zuletzt Gartenanlagen zu Neu Glienicke anlegte, ein Epitaph (Grabdenkmal) schaffen und in der Kirche zu Stolpe aufstellen. Heydert hatte 800 Taler für die Kirche gespendet und sich so ein „Anrecht“ auf ein Grabdenkmal in der Kirche und Unterbringung der Särge seiner Familie in den Grüften der Kirche erworben.

In diesem Jahr wird die neue Glienicker Brücke errichtet, eine Holzbrücke mit Zugbrückenteil für die Schiffsdurchfahrten.

Gottfried Zinnow heiratet den 13. Novembris in dritter Ehe die Louisa Sophie Hönow. Sie heiratet mit ihm fünf seiner Kinder. Mit ihr wird er weitere fünf Kinder haben. Ihre jüngere Schwester wird diesem Beispiel (vorerst der Heirat) in zwei Jahren folgen. Dagegen heiratet Anna Christina Zinnow den Kossäten und Arbeitsmann Christian Ludwig Hoehnow. Sie werden sieben Kinder haben, von denen sie vier durch die Zeiten bringen können.


1778

Der Kossät Andreas Carl Zinnow heiratet die Büdnertochter Maria Dorothea Sange.

Die Geburt des ersten Kindes verläuft sehr schwierig, so dass die junge Mutter bereits im Wochenbett stirbt.


1779

Am 8. Sept. '79 geht Christine Charlotte Hoehnow mit dem jungen Pardemann den Ehebund ein. In den Folgejahren wird sie 10 Kindern das Leben schenken, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichen. Sämtliche Paten der Kinder leben in Stolpe.

In Stolpe werden vier weitere Kolonisten angesiedelt.

Die Stolp’schen Untertanen beklagen beim Herrn Ober-Konsistorial-Präsidenten die zu geringe geistliche Betreuung der Dorfbewohner. Sie kämen sich vor „wie eine arme verstoß’ne Gemeinde, die von ihrem Hirten nicht mehr geweidet wird“. Das Schreiben ist unterzeichnet mit: „Unterthänigste Knechte und Cossäthen zu Stolpe, Carl Zinnow, Schultze, nebst der gantzen Gemeinde“. Andreas Carl Zinnow wird auch mit „Gerichtsschulze“ tituliert.

A. Carl Zinnow heiratet ein zweites Mal. Es ist Dorothea Luisa Diederich aus Genshagen, die er am 15. April zum Traualtar führt. Doch auch dieser Ehe wird kein langer Bestand gegönnt sein, denn Dorothea, wie auch ihr viertes Kind, überleben dessen Geburt am 16. August 1785 nicht.

Christian Sange (geb. 1731) und Maria Elisabeth Krüger entschließen sich, ebenfalls zu heiraten. Johann Wilhelm Liebenow (Sohn von Jacob Liebenow und Elisabeth Dannenberg) wird Webermeister in Stolpe und heiratet am 17. Oct. 1779 die Dorothea Louisa Barremann aus Bergholz. Zwei Kinder werden sie großziehen. Auch der verwitwete Büdner Georg Lichterfeldt entschließt sich, zu Weihnachten 79 nochmals zu heiraten. Seine Gefährtin wird Marie Elisabeth Werlich, eine verwitwete Liebenow aus Gütergotz. Gemeinsam werden sie drei Kinder haben.



1780

Johann Christian Brandt aus Kohlhasenbrück, er ist zeitweilig Soldat im Regiment „Prinz Heinrich“, heiratet in diesem Jahr Dorothea Louise Schultze.

Als neuer Hirt kommt Sasse hinzu.


1782

Das Kruggut des Erbschankkrügers Friedrich Sandow gilt als Halte- und Rastpunkt auf dem Wege zwischen Potsdam und Berlin, wie auch auf dem Wege von Sachsen nach Berlin. Eine günstige Lage. In diesem Jahr aber verkauft Sandow die Gastwirtschaft an Erdmann Stimming.

Der Krüger Ebel aus Kohlhasenbrück betreibt den anderen Krug zu Stolpe (siehe auch 1796).

Unser Kossat Ludwig Perlewitz ehelicht am 10. November 1782 die Anna Dorothea Diederich. Sie werden fünf Kinder haben.


1783

Am 30. Januar kauft der ehemalige Hirt Jacob Sasse ein Stück Land vom Besitz des Schulzen von Caputh, das in der Königlichen Heide zwischen Kohlhasenbrück und dem ehemaligen Teerofen liegt. Diese Heidefläche wird später „Eule“ geheißen und ein Wohnplatz werden. Von 1783 bis 1816 führt der nunmehrige Kossät Sasse den Krug in Kohlhasenbrück. Das Etablissement Kohlhasenbrück umfasst mit Hof und Garten neun Morgen Fläche.

Peter Große, Hirt zu Stolpe, geht den heiligen Bund der Ehe mit Anna Dorothea Neue ein und der Sohn von Johann Georg Spielhagen heiratet in Stolpe Luisa Zinnow aus Schenkendorf am 03. January 1783. Wahrscheinlich werden zwei ihrer drei Kinder überleben.


1784

Der Arbeitsmann und Häusler Jacob Liebenow heiratet am 30. Decembris 1784 Catharina Elisabeth Werlich aus Gütergotz, die dort am 28. Decembris 1756 geboren wurde. Sie wird aber leider schon nach der Geburt ihres 2. Kindes im Wochenbett sterben. Vieles Leid!


1785

Unserem Setzschulzen, dem Christian Zinnow, ist im Frühjahr das Eheweib gestorben. Aber am 08. September heiratet er erneut. Die Auserwählte ist Dorothea Elisabeth Nöbers.

Den 03. Novembris geht der Witwer Johann Wilhelm Baatz die zweite Ehe ein. Mit Anna Dorothea Groß wird er zwei weitere Kinder haben.

A. Carl Zinnow geht am 7. Decembris die dritte Ehe ein, obwohl die Trauerzeit längst nicht vorüber ist aber seine fünf Kinder brauchen dringend wieder eine Mutter. Charlotte Krüger aus Klein Beeren bringt frisches Blut in das Dorf. Sie wird ihm zwei Kinder gebären.


1786 und eine Zeit später

Johann Andreas Liebenow, Sohn des Jacob Liebenow und dessen Weibes Elisabeth Dannenberg heiratet im Hochsommer in Nowawes Anna Sophie Bornemann, die aus Nowawes stammt. Zwei Kinder werden sie haben. Zum Weihnachtsfest des gleichen Jahres gründet Johann Ludwig Hoehnow vor dem Traualtar mit Maria Dorothea Stolp einen Bund fürs Leben.


Der König ist tot! Es lebe der König! Die erste Aussage bezieht sich mehr auf Friedrich II., den Alten Fritz, also respektvoll auf „Friedrich den Großen“, der jedweden Gedanken an eigene Frauen und Kinder eher abhold war. Sein Neffe, Friedrich Wilhelm II. (der Dicke), führt die Regierung als neuer König von Preußen bis ins Jahr 1797, mit Glanz und Glamour, unter Verschwendung des Staatsschatzes, aber auch zu manchem Vergnügen für die Einwohner. Er lässt der Witwe seines verstorbenen Onkels, Elisabeth Christine, nachträglich die Ehren zuteil werden, die ihr „als regierende Königin“ von ihrem Gemahl Friedrich II. zur Zeit seines Lebens verwehrt wurden.

Rückschau auf einen Ausschnitt des bisherige Lebens von Friedrich Wilhelm II.: Elisabeth, Herzogin von Braunschweig – Wolfenbüttel, wird während der Kronprinzenzeit seine Ehefrau. Sie ist hübsch, lebhaft und geistreich. Trotzdem lässt er, auch nach der Geburt seiner ersten Tochter, nicht von Wilhelmine Encke, dem dunkel-gelockten Töchterchen eines seiner Waldhornisten. Was Friedrich Wilhelm ständig tut, sich mit anderen zu amüsieren, versuchte nun auch die blutjunge, vernachlässigte Ehefrau, Kronprinzessin Elisabeth, was schnell zur Eheauflösung führte. Nebenbei bemerkt, hätte sie dabei ja auch noch einen Bastard als Thronfolger (ein vielleicht echtes Liebeskind) einschleppen können. Das zumindest galt es zu verhüten. Trotz der Wilhelmine Encke, verscheinehelichte Ritz, die ihm bis zum Tode treu war und auch fünf Kinder von ihm, dem Thronprinzen und dann König bekam, musste eine zweite standesgemäße Ehefrau her, also nicht der Liebe wegen, sondern weil es die Erhaltung der Dynastie forderte. Mehr der Einfachheit halber, der geringen Suchumstände wegen, traf die Wahl auf Friederike von Hessen – Darmstadt, die immer im Schatten anderer Damen am Hofe stehen sollte.


1787

Stolpesche Bewohner erwerben ein Stück Ackerland außerhalb ihres Gemeinwesens, „die Steinstücken“ mit einer Ausdehnung von etwa 57 Morgen, das sind 500 x 300 m = 150.000 qm = 15 ha. Somit ist das eine Fläche von etwa 0,86 Hufen. Von etwa 170.000 qm = 1 Hufe erwartet man, dass die Ernteerträge zum Erhalt einer Familie nebst Abgaben an die Obrigkeit ausreichen würden. Der Flurname „Steinstücken“ bezieht sich auf die massenhafte Ansammlung von Steinen, die das eiszeitliche Gletschergeschiebe aus dem skandinavischen Raum herbrachte und hier lagern ließ. Auf dieser Fläche bildet sich später eine Wohnkolonie gleichen Namens. Die Steinstücken gehören zur Flurmark Wendisch Stahnsdorf, in der Literatur mitunter auch als Damsdorf benannt. Ein Ort Wendisch Stahnsdorf oder Damsdorf oder zumindest Reste davon in der Wüstenei, wurden nicht aufgefunden, obschon das Suchgebiet nicht von großer Ausdehnung ist. Seit Wendisch Stahnsdorf oder Damsdorf, sofern es überhaupt existiert hatte, vielleicht vor Zeiten durch eine vermutete Feuersbrunst völlig zerstört und vom Erdboden getilgt wurde, bewirtschaften die Stolper Ackerleute diese Fläche der Steinstücken mit. Nun werden die genutzten Flächen offiziell erworben und daher gehört die Wustermarke (die wüste Feldmark „Wendisch Stahnsdorf“) mit ihren Ackerflächen von derzeitig noch 151 Morgen, von nun an zu Stolpe. Ackerflächen nicht nur mager sandig, sondern auch noch mit Steinen übersät – man muss, man kann eben nur nehmen, was die Natur so gibt.

Jacob Liebenow geht seine 2. Ehe ein. Er heiratet Dorothea Elisabeth Lehmann am 13. Mai 1787 in Stolpe. Am 04. November gründen mit dem Trauakt Johann Georg Schuchardt, der zwar ein Einwanderer aus Thüringen aber schon Kossät, Schul- und auch Kirchenvorsteher ist und Anna Regina geborene Nebert, verwitwete Kawinske aus Dallgow / Havelland, eine neue Verbindung. Des Bräutigams Vater ist der Nagelschmied Johann Nicolaus Schuchardt aus Creutzburg, nördlich von Eisenach gelegen. Zwei Kinder werden die beiden haben.


Und auch unser König geht seine 3. Ehe ein. Seine jetzige besteht noch, ist ihm aber gleichgültig geworden und so wird die hohe Geistlichkeit gedungen, ihm zusätzlich die zarte Julie Voß, für die er entflammt ist, „zur linken Hand“ anzutrauen. Das Glück wird aber nur zwei Jahre dauern, weil Julie dann an der Schwindsucht (Tuberkulose) sterben wird. Wilhelmine Encke / Rietz aber bleibt – als das A und O. Sie beeinflusst das Regieren recht deutlich und den König Friedrich Wilhelm II. durchaus positiv. Zehn Jahre später wird er sie zur „Gräfin Lichtenau“ erheben und auch ihre / seine Kinder adeln (so Alexander von der Mark). Den kranken König wird Wilhelmine bis zu seinem Tode liebevoll pflegen.


1789

Der russische reisende Erzähler und Historiker Nikolai Michailowitsch Karamsin berichtet, dass ihn kaum etwas ebenso langweilen könne, wie die kurze Wegstrecke von Berlin nach Potsdam. Überall tiefer Sand und nirgends ein auffallender oder angenehmer Gegenstand für das Auge. Unsere jungen Frauen hat er wohl nicht gesehen. Da hat er wohl aus den Weiten der sibirischen Taiga und der eher eintönigen, nicht enden wollenden Tundra seiner Heimat viel schönere Erfahrungen oder aber hat er noch gar keine?

Am 06. Octobris 1789 heiratet Martin Sasse aus Kohlhasenbrück, der ein Tagelöhner beim Teerofen ist, die Marie Elisabeth Jänicke.


1790

Zu den im Dorf Stolpe Lebenden, gehört zusätzlich zu den bisher Genannten auch die Familie des Gottfried Heydert, Hof-Gärtner, der aus dem Dorfe Sacrow hierher übersiedelte.


1791

Es heiraten Johann Gerhardt Rohde (der Jüngere), Sohn des Schulmeisters und Schmaedikes Tochter Sophie Luise. Sie werden miteinander sechs Kinder aufziehen. Johann Gerhardt ist als Ziegelstreicher tätig.


1792

Auf Anordnung des Königs Friedrich Wilhelm II. wird bis zum Jahre 1795 nördlich des Königswegs zwischen Potsdam und Berlin (auf der Trasse: Potsdam, Neue Königstraße, Glienicker Brücke, Glienicke, vorbei an Stolpe und weiterführend nach Zehlendorf in Richtung Berlin) die bereits bestehende Verbindung zur preußischen Musterstraße ausgebaut. Nach der Fertigstellung wird es einsam auf dem alten sandigen Königsweg, der alten Heerstraße, die über die Försterei Dreilinden, südlich vorbei am Stolper Loch (Kleiner Wannsee) durch Stolpe hindurch und dann über die Hempstücken und Glienicke nach Potsdam führt. Und so einsam wird es auch am Rast- und Haltepunkt des Kruggutes von Friedrich Sandow. Trotzdem gelingt es ihm, den Krug an Erdmann Stimming zu veräußern.


1793

In Stolpe heiraten Maria Christina Rohde, des Schulmeisters zweites eheliches Kind, deren Familie ja schon ewige Zeiten hier lebt und der aus Gütergotz zugezogene Christian Heyer. Aus der Kinderschar des jungen Paares werden sieben Kinder überleben, darunter auch Johann Wilhelm Heyer und Juliane Regine Heyer, von der noch die Rede sein wird.


1794

Am 8. January ist der Altsitzer, Johann Gerhardt Rohde, nach dem Siebenjährigen Kriege Veteran und zuletzt als Schulmeister tätig, im Alter von 65 Jahren verschieden. Als Lehrer folgt ihm Randau.

Nachfolger des Krugwirtes Erdmann Stimming wird Johann Friedrich Stimming. Er verlegt den einsam gewordenen Gasthof nun besser neben die Friedrich-Wilhelm-Brücke (spätere Wannseebrücke), an die „Grenze“ zwischen dem Kleinen und dem Großen Wannsee, mit unterstützender Beyhülfe von 3.032 Thalern, 9 Groschen und 5 Pfennigen, mit der er das Etablissement „Neuer Krug“ errichten lässt. Die Beihilfe dient ihm als Entschädigung für den alten Krug in Stolpe, „der mit dem Bau der neuen Chaussee vom Wege abgekommen“ war.

Auf Kaninchenwerder = Pfauenwerder = Pfaueninsel wird ein kleines königliches Schloss etabliert, im Style einer Ruine und außerdem wird eine Meierei errichtet und es werden Milchkühe gehalten.


1795

Die barocke Potsdamer Nikolaikirche brennt ab; nur das kolossale hochbarocke Portal bleibt übrig. Die Gläubigen nutzen die Heiligengeistkirche mit.


1796

Das alte Schankwirtschaftsgebäude des Gastwirts Stimming wird abgebrochen.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, IV Gewerbe-Sachen, 1 Brauerei- und Krug-Sachen Sign. 363 II Sep. Stolpe 1 Nr. 1.

Der Lehrer Randau stellt ein Gesuch an die Regierung, um Überlassung eines Stück Landes zum Anlegen einer Maulbeerplantage.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, IV. Gewerbe, 3. Maulbeerbaum-Sachen, Sign.: 407 I. Gen.16 Nr. 93.


1797

Neubau der Ziegelei (ungefähre Lage nach der Adresse aus dem Jahr 2000: Am Großen Wannsee 18 / 19).

Das Leben unseres Königs Friedrich Wilhelm II. endet. Die Regierungszeit seines Sohnes König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise Auguste Wilhelmine Amalie v. Mecklenburg – Strelitz beginnt. Luise wird bis zu ihrem frühen Tod (1810) mit 34 Jahren, in den 16 Ehejahren zehn Kindern das Leben geben. Luise hält Kontakt mit Goethe und Schiller, ist lebhaft und bildungshungrig. Der König ist ein eher Unbeständiger, Unentschlossener, auch Melancholischer, der sich auch zwangsläufig mehr dem Militär und der Verwaltung zuwenden muss, als dass er sich der Bildung und Kunst widmen kann. Gute Zeiten eines eher bürgerlichen Lebensstils wird das Paar im ländlichen Schloss Paretz verleben. Ihr erster Sohn wird König Friedrich Wilhelm IV. (der Künstler auf dem Thron) werden und der zweite Sohn wird der spätere König Wilhelm I. von Preußen sowie ab 1871 auch Deutscher Kaiser sein. Die erste Tochter Charlotte wird als Anna Fedorowna, Zarin von Russland, Frau des Zaren Nikolaus. Diese Regierungs-Zeitspanne wird 1840 mit dem Tode des Königs Friedrich Wilhelm III. enden.


1799

Die Fachwerkkirche zu Stolpe wird repariert und umgebaut.

(Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, X. Kirchen-Sachen, 3. Kirchenrechnungen, Signatur 1592, I. Gen. 139 Nr. 11 (130.194, Kirchenrechnungen von Stolpe 1795–1802).


1800

Der bisherige Torfinspektor Simon führt die Schankwirtschaft Kohlhasenbrück am Königsweg. Es ist auch hier ein zu ruhiges Geschäft, seit die neue Kunststraße von Potsdam gen Zehlendorf genutzt wird und der Königsweg vom lebhaften Verkehr entblößt wurde. Sie allein ernährt nicht mehr ihren Mann von dessen Hände Arbeit. Torfinspektor Simon wird später auch als Gutsbesitzer, Amtmann und Ortsvorsteher von Kohlhasenbrück erwähnt.

In den Akten wird Hakes Jägerhaus und die Grünheide bei den Steinstücken erwähnt.

Johann Friedrich Sasse (Sohn des Jacob Sasse), zeitweilig Musketier bei v. Burgdorf, hat erfolgreich um Dorothea Elisabeth Jänicke geworben. Jetzt, im November, heiraten sie.


1801

Der hessische Finanzminister Conrad August von Hoffmann äußert sich über das Befahren der schon oben erwähnten relativ neuen Musterchaussee von 1795 durchaus positiv: „Man reist von Berlin nach Potsdam mit der zweimal täglich fahrenden Diligence (Journaliére), einer sehr bequemen sechssitzigen Kutsche. Früher wurde die Distanz zwischen den beiden Städten durch den tiefen Sand üblicher Weise mit sechs Stunden angegeben. Auf der guten neuen Chaussee rollt man in drei Stunden dahin. Das übertraf alle meine Erwartungen auf das Angenehmste“.


Stolpe wird jetzt genannt als ein Dorf mit Amtsvorwerk und Krug im Wohnplatz Friedrich-Wilhelm-Brück (Familie Stimming). Es leben hier insgesamt: 10 Ganz-Kossäten, 12 Büdner, 5 Einlieger. Anzahl der Einwohner: 139 Personen. 26 Feuerstellen bestehen. 16 Hufen umfasst nach wie vor das Gemeindeland.

Zu den Einwohnern gehören in dieser Zeit die bisher Genannten und als neuere Einlieger zusätzlich: Johann Friedrich Dürre und Johann Gottlieb Seidel. Seidel war aus Born in Schlesien bürtig und hatte sich nebenan in Sacrow niedergelassen. Nun entdeckte er unseres Schulmeisters jüngstes Töchterlein Hanna Caroline und zog zu uns nach Stolpe.

Das Etablissement Kohlhasenbrück verfügt über einen Krug nahe dem Griebnitzsee an der Straße nach Berlin. Hier leben 3 Einliegerfamilien, das sind 16 Einwohner. Es gibt zwei Feuerstellen und einen ehemaligen Teerofen. In dieser Zeit wird auf den Steinstücken Hakens Jägerhaus errichtet (eine Feuerstelle). Das Baugebiet nennt man jetzt wohltuender „die Grüne Heide“ oder kurz: „Grünheide“ – das erinnert uns nicht so sehr an einen steinigen Acker und die vielen Mühen damit.


1802

Der Neubürger Johann Gottlieb Seidel und Caroline Rohde schließen am 17. Juli den Ehebund.


1804

Die Geld-Einkünfte der Kirchenbediensteten werden relativ verkürzt, da die bisherigen Naturaleinnahmen in Geldeinnahmen umgewandelt werden. Johann Ludewich Liebenow geht in Stolpe am 29. November den Ehebund mit Louise Sophia Zinnow ein.



1805

Es besteht Hunger bei großem Brodmangel in vielen Orten bei Potsdam und Berlin.


1806

Mindestens im Zeitraum 1805–1815, möglicher Weise aber auch länger, ist Zinnow Schulze in Stolpe und Hoene der Schulze in Kohlhasenbrück. (Anm.: Die Vornamen werden in der Aufzeichnung nicht genannt).

Im Oktober beginnt die französische Besatzungszeit, die bis 1809 anhalten wird. Napoleon Bonaparte I. hält sich bereits in Berlin und in Potsdam auf. Das auf uns überkommende Joch wird erst tatsächlich am Ende der Befreiungskriege abgeschüttelt.


1808

Vom Amte Potsdam wurde eine neue Anordnung für die Durchführung der Nachtwachen in den Dörfern erlassen.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, VI Prästations-Sachen, 3. Dienst-Sachen, Sign. 719, I. Gen., 68 Nr. 48.

Bei Pockenerkrankungen erblinden zahlreiche Kinder in unserer Mark Brandenburg.


1809

Die Gemeinde Stolpe beschwert sich beim Amte über „den Steinlieferungsunternehmer“, weil jener auf den Gemeindeäckern unbefugt nach Kies gräbt.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, VII Grundstückssachen, 1. Fiskalische und private Grundstücke, Sign. 983, I. Gen., 81 Nr. 15 (26, 86, 98, 164).

Johann Georg Schuchardt heiratet ein zweites Mal. Er führt Charlotte Dorothea Hönow zum Traualtar. Und unser Königspaar darf aus dem ostpreußischen Exil zurückkehren.


1810

Es ist notwendig und üblich, wenn nächtliche Gänge durch das Dorf erforderlich sind, namentlich bei Neumond, eine Laterne zur Hand zu nehmen. Im Hause dient am Abend eine Kerze zur Beleuchtung, die mit Schwefelhölzern entzündet wird. (Phosphorstreichhölzer sind noch nicht bekannt, diese Sicherheitszündhölzer werden erst ab 1850 Einzug halten). Tabakraucher nutzen den Feuerschwamm, der durch Funkenbildung durch das aneinander Schlagen von Stahl und Stein, zum Glimmen gebracht wird.

Der Wochenlohn eines Arbeiters beträgt in dieser Zeit im Durchschnitt einen Thaler.

Unsere Königin Luise reist mit Lungenentzündung krank gen Neustrelitz, um den Vater und die Schwester zu besuchen. Sie stirbt am 19. Juli auf Hohenzieritz am Tollense-See im Alter von 34 Jahren. Später wird sie im Mausoleum Charlottenburg beigesetzt.


1811

Heinrich von Kleist, auch erst 34 Jahre alt, wählt hier am kleinen Wannsee, nahe Stolpe, am 12. November den Freitod. Er erschoss seine krebskranke, verheiratete Freundin Henriette Adolphine Vogel und sich selber, weil beide keine gemeinsame und gute Zukunft für sich sahen. Die letzte Nacht vor ihrem Tode verbrachten sie in Stimmings Gastwirtschaft und ließen sich noch eine letzte Frühstücksmahlzeit (um diese Jahreszeit am Wannsee) servieren. Der Spruch für ihn auf dem Grabstein: „Er lebte, sang und litt in trüber, schwerer Zeit. Er suchte hier den Tod und fand Unsterblichkeit“.


1813

Am 18. August erklärt Österreich dem Kaiser der Franzosen den Krieg. Russland und auch Schweden unterstützen Österreich. Der zögerliche preußische König Friedrich Wilhelm III. kündigt nach den Verhandlungen der Generäle v. Yorck und Diebitsch zur preußisch-russischen Waffenbrüderschaft, „den Waffenstillstand“ gegen die französische Besatzungsmacht auf. Die Befreiungskriege beginnen.

Zusätzlich, zu den bereits mehrfach Genannten wohnen inzwischen hier die Büdner: Grunow, Kieburg und Stutterich sowie als Einlieger Johann Peter Lemke, Karl Friedrich Dürre, Johann Gottfried Wolter, Gottlieb Große (der spätere Lehrer) sowie Johann Gottlieb Seidel. Aufgeführt werden ferner Johann Gottfried Riebisch, Friedrich Wilhelm Haupt, Johann Friedrich Wilhelm Neumann, Johann Christoph Conrad und Johann Gottlob Schnutz. Noch nicht lange im Ort ist Familie Berend als Krüger.

Auch folgende Familien seien genannt (aus einer anderen Aufstellung entnommen, Quelle unten genannt):

  • Der Schultz Zinno_

  • Wilhelm Heno (Hönow)

  • Büdner Stutt_rich

  • Carl Zinno

  • Friedrich Heno

  • Büdner Kieburg

  • Wilhelm Baarz

  • Gottfried Heno

  • Büdner Dannenberg

  • Perl_witz

  • Schuchard

  • Büdner Ro_de

  • Lude Lieb_now

  • Büdner Lichterfeld

  • Büdner Gruno

  • Büdner Jakob Liebnow

  • Hirt Paarnemann

  • Mollenhauer


Berend und Stimming bewirtschaften offenbar beide nacheinander den Krug.

In jener Zeit (nach 1813) wohnt ein Büdner Liebenow in Kohlhasenbrück. Ebenso gibt es dort die Familiennamen Zinnow und Hoehne, jener ist der Schultze.


Nahe zu uns gerückt ist mit der Schlacht bei Großbeeren am 22. / 23. August der Befreiungskrieg.

„Mit Gott für König und Vaterland“ fochten in den Jahren 1813–1815 folgende unserer

Söhne aus dem Dorf Stolpe, so erinnert später auch eine Gedenktafel in unserer Kirche:


    7. Kurmärkischen Landwehr-Infanterie Regiments, gestorben den 02. Februaris

    1835.


Gott sei gelobt. Ihm sei gedankt. Alle sind sie lebend heimgekehrt. Viele, derer wir gedenken, blieben jedoch auf den Schlachtfeldern.

Die Potsdamer Soldatentochter Maria Christiane Eleonore Prohaska, vormalige Schülerin im Großen Militärwaisenhaus zu Potsdam und später Köchin bei Baurat Ludwig Manger in der Brauerstraße 8, zog als „Jäger Renz“ verkleidet mit in den Krieg zur Befreiung der Heimat. Sie wurde in der Schlacht an der Göhrde bei Dannenberg am 16. September schwer verwundet und starb am 05. Oktober an den Folgen dieser Verletzungen.


Erläuterungen zu den vorstehenden militärischen Bezeichnungen:


Hinweise auf die vorgenannten Militärformationen:



1814

Abschrift vorerst eines Entwurfes, der noch ergänzend weiter bearbeitet werden muss – zur

Nachweisung und Berechnung des Verlustes, welche das Vorwerk und die Gemeinde zu Stolpe in den Tagen der im Jahre 1813 im Teltowschen Kreise vorgefallenen Schlacht erlitten hat. (Die Schlacht bei Großbeeren)


Getreideverluste vom Felde und aus den Scheunen




Roggen á 1 Rthlr., 8 Gr. pro Scheffel

Roggenstroh

Hafer

Hafer-stroh

No.

Name

Mandeln

Scheffel

pro Mandel

Geld

(Rthlr.)

5 Bund

pro Mandel

Geld

(Rthlr.)

21 Gr., 4 Pf. je Scheffel

3 Rthlr. pro Schock

01

Der ganzen Commune








02

Schultz, Zinnow

12

12

16,00

01

4,00



03

Wilhelm Baarz

-

-

-

-

-



04

Perlwitz

02

02

02,16

00,10

0,16



05

Lud. Liebno

02

02

02,16

00,10

0,16



06

Gottfried Heno

04

04

05,80

00,20

1,80



07

Wilhelm Heno

03

03

04,00

00,15

1,00



08

Carl Zinno

-

-

-

00,10

0,16



09

Mollenhauer

02

02

02,16

-

-



10

Schuchard

03

03

04,00

-

-



11

Büdner Lichterfeld

-

-

-

-

-



12

Hirt Parnemann

-

-

-

-

-



13

Büdner Gruno

-

-

-

-

-



14

Büdner Stuttrich

-

-

-

-

-



15

Büdner Kieburg

-

-

-

-

-



16

Büdner Jacob Liebno

-

-

-

-

-



17

Büdner Dannenberg

-

-

-

-

-



18

Rode

-

-

-

-

-



19

Friedrich Heno

-

-

-

-

-



20

Berend, Krug

-

-

-

-

-



21

Stimming

-

-

-

-

-













Dazu Verlust vom Felde ____ Heu á 16 Gr. pro Centner, ____ Stroh 4 Rthlr. pro Schock.

Noch Verluste: 30 Schafe = insgesamt 60 Rthlr. 1 Schwein = 5 Rthlr.

Stimming hat einen Verlust an Betten.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 6. Teltow, =. Militär, 1. Französische Invasion,

1.4 Kriegsschäden, Sign. 356.


Die Not und das gedrückte Gerechtigkeitsempfinden der Bewohner, führen zu folgender Beschwerde bei der Obrigkeit in Potsdam:

Verhandelt wird auf der königlich-kurmärkischen Regierung zu Potsdam das Gesuch aus Stolpe v. 28. März 1814.

Es erscheint der Dorfschulze Zinno aus Stolpe unweit Potsdams und präsentiert der Kommission zur Unterstützung der durch den Krieg verheerten Gegenden des Teltower Kreises eine Nachreichung zur Haupt-Liquidation, wonach die Gemeinde 84 Bund Heu sowie Haferlot in Empfang nehmen soll.

Eingabe des Gemeinderates an die königlich-kurmärkische Regierung:

Der Gemeinderat sagt, dass die Gemeinde in Stolpe mit einem so geringen Quantum nicht zufrieden sein könne. Der (tatsächliche) Verlust ist auf 500 Bund Heu taxiert und überdies sollen sie ihr Quantum aus Berlin holen, was auch wegen der Entfernung mit Kosten versehen ist.

Die Dorfgemeinde bittet daher zu veranlassen, dass ihr nicht nur eine größere Quantität Heu aufgrund ihrer Verluste bewilligt wird, sondern das bewilligte Quantum auch in Potsdam verabfolgt wird, so, wie schon andere Dorfgemeinden ihr Heu erhalten hätten.


Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben:


Zinno Schultze (Originalunterschriften der Verhandlungspartner) Daege


Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 6. Teltow, =. Militär, 1. Französische Invasion, 1.4 Kriegsschäden, Sign. 356 (Ein Protokoll, sinngemäße Wiedergabe).


1816

Den Krug zu Kohlhasenbrück führt immer noch der Torfinspektor Simon und das wird auch bis 1853 so bleiben.


1819

Auf der Höhe ohnweit des Abhangs zum Havelufer zur Pfaueninsel, wurde im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm III. ein Blockhaus nach russischer Manier angelegt, weil seine Tochter Charlotte (inzwischen Alexandra Fedorowna) an einem solchen Gebäude bereits in Sankt Petersburg Gefallen gefunden hatte. Dieses benannte er zu Ehren seiner Tochter, die 1817 den russischen Großfürsten (und späteren Zaren) Nikolaus geheiratet hatte, schlicht und einfach Nikolsko(j)e, dem Nikolaus gehörend. Von der Zunge im märkischen Volksmund wurde daraus schnell und vereinfachend „Nikolsköö“, was wir uns nicht annehmen wollen.


1822

Zum Gemeindebezirk Stolpe gehören auch Nikolskoe und die Pfaueninsel.

Dem jeweiligen Monarchen (vor allem Friedrich Wilhelm III.) war es angenehm, auf der Insel auch einige Menschen weniger alltäglichen Erscheinungsbildes oder wegen einer außergewöhnlicher Profession, als „Exoten“, siedeln zu lassen. Zu diesen gehörten:

- Meister Johann(es) Kunckel (um 1630–1703). Dieser aber war vom Großen Kurfürsten in

seiner Zeit – schon längst vorbei – hierher gesetzt worden.

- die kleinere Marie Strakonn (der Familienname hier in der Schreibweise des

Standesamtes), geboren in Böhmisch-Rixdorf im Jahre 1805. Gestorben auf der Pfauen-

Insel 1878, als 72-jährige „Schlossjungfer“, etwa 1.26 m ihrer äußeren Größe messend.

- der Hawaiianer „Henry / Harry Maitey", mit den späteren preußischen Vornamen Heinrich

Wilhelm (1807–1872) und von nun an auch

- der großwüchsige Carl Ehrenreich Friedrich Licht (1797–1834), 2,20 m groß, ab 1822 als

Schlossbediensteter auf der Pfaueninsel.


Näheres über die Königliche Pfaueninsel und einige Bewohner bitte auf der gleichen Internetseite, ebenfalls in der Rubrik „Orte“, Berlin, Pfaueninsel, in Wort und Bild anschauen. Auch ein Besuch lohnt sich.



1823

Juliane Regine Heyer, geboren in Stolpe, war 1820 nach Cade bei Genthin fortgeheiratet worden. Nun kehrte sie allein wieder in unseren lieben Heimatort, in den Schoß ihrer Stolpeschen Verwandtschaft zurück.


1824

Es heiraten am 04. Juli 1824 in Nowawes: Marie Louise Brabandt aus Stolpe und Johann Friedrich August Brabandt aus Gütergotz. Beide Gleichnamigen wurden im gleichen Jahr 1799 geboren. Die Eltern des Bräutigams sind Martin und Marie Elisabeth Brabandt; die Brauteltern heißen Johann Wilhelm und Maria Dorothea Brabandt.


14 Jahre nach dem Tode unserer Königin Luise heiratet König Friedrich Wilhelm III. noch einmal. Seine nicht völlig standesgemäße aber sehr viel jüngere Ehefrau, wird die Fürstin Auguste Liegnitz, eine geborene Gräfin Harrach.


Prinz Karl, ein Sohn des Vorgenannten aus erster Ehe, lässt den neuen Schlosspark Glienicke, eine wesentliche Erweiterung der bisher bestehenden Anlage, gestalten und mit den entsprechenden Wohnbauten vervollständigen. Karl Friedrich Schinkel zeichnet für die Bauentwürfe verantwortlich und Peter Joseph Lenné für die landschaftsgärtnerische Ausprägung.

Karl Friedrich Schinkel modernisiert und vergrößert in diesem Jahr auch auf der Pfaueninsel das Kavalierhaus im Stile eines gotischen Patrizierhauses mit der Danziger Fassade.


Auch gerade noch 1824 und eine Begebenheit, die uns in Staunen versetzt:

Der oben bereits erwähnte sehr große Carl Ehrenreich Friedrich Licht, geboren 1797 in Utzedel, südöstlich von Demmin in Pommern, als Sohn eines Ziegelbrenners sowie Kriegsveteranen, und vor allem auch von dessen Ehefrau – das wollen wir beileibe nicht vergessen, hatte etwa 1822 seinen Militärdienst in Potsdam beim 1. Garderegiment beendet. Nun ist er seit zwei Jahren im Gemeindebezirk Stolpe auf der Pfauen-Insel als Schlossbediensteter beschäftigt.

Juliane Regine Tonne, geborene Heyer, 1799 in Stolpe geboren (wir lasen bereits kurz über sie), würde recht gern vom Carl geehelicht werden und Carl hat überhaupt nichts dagegen.

Juliane Regine war wie wir wissen bereits einmal verheiratet – Carl ist noch ein Junggeselle. Und sie verspricht ihm, noch einmal „ja“ sagen zu wollen. Für die Heirat gibt seine Ehrwürdige Majestät, König Friedrich Wilhelm III., die für seinen Schloßdiener erforderliche huldvolle Zustimmung, so dass der Trauung in der Kirche von Stolpe, am 09. Dezember 1824, nichts mehr im Wege steht. Der Bräutigam ist 26 Jahre alt, die Braut ist 24 Jahre jung.

Nach üblicher Reifezeit wird bereits am 08. April 1825 ein noch kleiner Carl Friedrich Hermann Licht das Licht dieser Welt erblicken. Aber lediglich ein Jahrzehnt wird dieses junge Glück von Bestand sein, bis dass das viel zu frühe Ableben des Carls diesen Bund der Gemeinsamkeit am 7. April 1834 wieder lösen wird.


1825

Der Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow fertigt 1825 Zeichnungen von Carl Ehrenreich Friedrich Licht und seinem jüngeren Bruder Johann Ehrentreu Theodor Licht (1804–1834). Jener ist aber bloß 2,10 m groß.


Christian Sange ist gestorben. Seine Frau (Witwe) Louise ist eine geborene Dürre. Doch das Leben geht weiter.

Marie Charlotte Neumann hat den Behrend geheiratet.

Zugezogen in die Gemeinde sind in jüngerer Vergangenheit Anna Louise Michaelis, Johann Friedrich Hochkirch und Friedrich Hirschfeldt sowie der Jungermann.


1826

Der Kossät Ludwig Zinnow hat ein Stück Land von 2 Morgen Größe, (das sind rund 5.000 qm, z. B. eine quadratische Fläche von etwa 71 x 71 m) an die Büdner Stutterich und Jungermann verkauft, welche darauf je ein Büdnerhaus erbaut haben. Ein Teil dieses Landes, so wurde jüngst festgestellt, gehört jedoch zum Kossatenhofe des Ludwig Liebenow. Oh, oh, eine verwickelte Sache, die Unmut zur Folge hat. Daher werden Stutterich und Jungermann das Land doch nicht als Eigenthum erwerben aber weiter in Erbpacht nutzen können. So wird die Königliche Regierung den Fall in Potsdam am
29. September 1827 abschließend entscheiden.


1827

Zu unserem Kirchlein: Seit 1811 und bis 1844 müssen noch mehrere Reparaturarbeiten vorgenommen werden. Der Gottesdienst findet während dieser Zeiten im Schulhause statt.

(Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, X. Kirchen-, Pfarr- und Schulsachen. Bau- und Friedhofs-Sachen Signatur 1548 Stolpe 5 Nr. 1 (130. 17. 201).


1828

Am 27. Februar: Der Kossät Wilhelm Baatz will für seinen Bruder, den Handarbeiter Carl Baatz 1/2 Morgen Land der Steinstücken abzweigen (das sind 1.250 qm, reichlich 35 x 35 m, 1/8 Hektar).

Vor dem Traualtar in Stolpe geloben sich am 23. November 1828 Carl Friedrich Perlewitz (geb. 1800, als Sohn des Ludwig Perlewitz) und Marie Luise Hoenow (geb. 1807) die eheliche Treue.


1829

Den 3. März verkauft Kossät Ludwig Perlewitz an seinen Sohn Daniel Friedrich Perlewitz ein Stück Land von seinem Kossätengut zum Einrichten einer Büdnerstelle. Die Fläche ist 48 Ruthen lang und 3 Ruthen breit (181 m x 11,3 m, reichlich 2.000 qm). Im gleichen Monat verkauft er auch an Karl Friedrich Dürre an der Ziegelei ein Stück Land, ebenfalls 48 Ruten lang, 3 Ruten breit. Karl Friedrich Dürre ist, wie wir wissen, mit der Tochter von Ludwig Perlewitz, Sophie Charlotte Perlewitz verheiratet.

Am 9. May erhalten die Söhne von Altsitzer und Erbpächter Ludwig Zinnow, die Gebrüder Carl Christian und Johann August Zinnow ein Stück Land durch Abtrennung von 2 Morgen, 48 Quadratruthen des väterlichen Kossätengutes (das sind etwa 2.700 qm). Sie unterzeichnen den Contract mit jeweils drei Kreuzen als Handzeichen. Schreiben können auch sie als junge Erwachsene zu jener Zeit nicht. Viele Einwohner leisten noch Ersatzunterschriften in dieser Art.

Der Wachstuchfabrikant Brandt kauft am 6. May ein kleines Stück Land in Stolpe für 10 Thaler vom Amte Potsdam. Es handelt sich um ein Stück der Dorfstraße von 3 1/3 x 5 Ruthen Größe (das sind 12.44 m x 18,85 m = 235 qm). Schulze des Dorfes ist jetzt Hoenow.


Am 15. August heiratet der angehende Zimmermann Johann Wilhelm Zinnow, die junge Sophie Friederike Rohde. Er ist 26, sie 28 Jahre alt. Beide begehen am 18. September ihren Geburtstag. Der Prediger Stöwe, er kommt von der Potsdamer Nikolaikirche hierher, gibt zu dieser Verbindung seinen Segen. Aus sechs Schwangerschaften wird Sophie vier gesunde Kinder erhalten. Ein viertel Jahr zuvor war ihr Vater, der Büdner und Altsitzer, der Ziegelstreicher Johann Gerhardt Rohde (der Jüngere) in die Ewigkeit eingetreten.

Neuer Schullehrer im Dorfe ist Herr Große.

Herr Commerzienrath Berr erwirbt das Gelände der alten Ziegelei am Wannsee vom Kossäten Ludwig Liebenow.


1830

Die Hütegerechtigkeit der Gemeinde Drewitz auf der Stolper Schäferwiese wird abgelöst.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, VII Grundstückssachen, 3. Hütungs- und Wiesen-Sachen,

II. spez. Stolpe 3 Nr.4 Sign. 1052 (113. 287. 110. 21. 2. 26) – 1830 – 1842.

Der Wander-Schmied Hildebrand aus Drewitz übt verschiedene Tage in der Woche nach dem Bedarf sein Handwerk in unserem Dorf aus.

Friedrich Wilhelm Karl Albrecht ist Kalkbrenner in Kohlhasenbrück. Er hat mit seiner Frau (N. N.) zwei Kinder.

Ludwig Liebenow verkauft dem Arbeitsmann Gottfried Schmidt (bisher in Drewitz, jetzt in Stolpe lebend) ½ Morgen (1.250 qm, etwa 35 m x 35 m) seines Ackerlandes.

Johann Gottfried Schuchardt, geb. 1806, Sohn von Johann Georg Schuchardt und seiner vormaligen Ehefrau, geborene Nebert, heiratet am 15. Juli Henriette Friederike Rietz.



1831

Die Cholera sucht auch Berlin, Potsdam und die Umgebung heim. Der Erreger, er ist ja noch unbekannt, wird hauptsächlich mit Chlorlösungen und Hitze bekämpft. Die Kranken werden auf geflochtenen Korbtragen aus Weidenzweigen, die mit Wachstuch bezogen sind, zum Krankenhaus gebracht. In den Städten läuft ein Träger mit Glocke dem Krankenzuge voran, um die Leute zu warnen sich zu nähern. Beerdigt wird generell nachts. Die Bestatter tragen Schutzkleidung aus Wachstuch. Den Park von Sanssouci bei Potsdam umgab man mit einem dichten Bretterzaun, in der Hoffnung, dass die Krankheit somit nicht in das königliche Gelände eindringen könne. Zu hohen Kosten werden in den Städten „als Gegenmittel“ angeboten: Cholera-Schokolade, Cholera-Liqueure, Cholera-Mäntel und weiterer hilfreicher Kram oder auch nutzarmer Tand. Eine Cholera-Zeitung erscheint in Berlin und Potsdam mit den neuesten Nachrichten zur Epidemie.

Die Büdner Daniel Friedrich Perlewitz und Dürre bauen gemeinschaftlich ein Wohnhaus.

Der Schulze Wilhelm Zinnow verkauft im Februar dem Victualienhändler Samuel Haeseler aus Nowawes, 1 Morgen seines Ackerlandes (2.500 qm, ¼ Hektar). Karl Ludwig Hoehnow, ein Sohn von Ludwig Hoehnow und Maria Dorothea Liebenow heiratet – allerdings nicht hier, sondern in Neuendorf, am 01. Dez '31, die Christine Wilhelmine Heverer. Sie wohnen nun in Nowawes wo er sich den Lebensunterhalt als Viehmäster verdient.


1832

Der Kossäte Ludwig Zinnow verkauft dem Büdner Gottfried Schmidt ½ Morgen Ackerfläche (50 x 25 m) vom Gebiet der Steinstücken.

Bedeutende Bauwerke dieser Zeit schaffen Karl Friedrich Schinkel und der Stab seiner Schüler und Nachfolger (wie Persius, Stüler, Hesse, Strack, …). Künstlerischen Skulpturenschmuck erschaffen Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch, August Kiss und weitere. Die Gestaltung der Gartenanlagen obliegt dem Gartenbauarchitekten Peter Joseph Lenné und seinen Mitarbeitern.


1833

Ludwig Zinnow aus Stolpe verkauft an den Kossäten Johann Gottfried Liebenow aus Drewitz ½ Morgen Ackerland von den Steinstücken. Das entspricht etwa einer Fläche von 50 x 25 Metern.

Am 04. Oktober verkaufen 9 Kossäten der Gemeinde Stolpe neun Morgen des auf den Steinstücken belegenden Heidelandes an den Victualienhändler Samuel Haeseler aus Nowawes.

Carl Friedrich Perlewitz verkauft von seinem Kossätengut ½ Morgen (50 x 25 m) von dem auf den Steinstücken belegenen Acker an Carl Ludwig Hoenow aus Nowawes für 50 Taler courant.

Auch Friedrich Wilhelm Hoenow verkauft ½ Morgen Acker von den Steinstücken an Carl Ludwig Hönow in Nowawes aber für nur 40 Thaler courant. Die Preise sind verhandelbar.


1834

Eine sehr seltene Hochzeit. Ein Südsee-Insulaner, geboren auf der Insel Hawaii, kam 1828 nach einem längeren Aufenthalt in Berlin nun auf die Pfauen-Insel und damit in das Gemeindegebiet von Stolpe. Genannt wird er Henry / Harry Maitey, doch sein ursprünglicher heimatlicher Name ist uns nicht zuverlässig überliefert. Seine Lebenszeit: 23. April 1807 bis 26. Februar 1872.

Bereits am 26. Oktober 1824 hatte der begnadete Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow (Berlin 1764–Berlin 1850) eine Zeichnung von ihm gefertigt. Harry zeigt ein stets freundliches Wesen. Wilhelm v. Humboldt (Potsdam 1767–Tegel bei Berlin 1835) arbeitete mit ihm an einem malayo-polynesischen Wörterverzeichnis.

Harry / Henry Maitey wurde auf der Pfauen-Insel Assistent des Maschinen-Meisters Franz Joseph Friedrich. Bei diesem erwarb sich Harry umfangreiche handwerkliche Kenntnisse in den Gewerken der Schlosser, Drechsler und Tischler. Offenbar ist er sehr geschickt und schnitzt wohl nebenbei hochkünstlerisch filigrane Gegenstände aus Elfenbein und Perlmutt, deren Fertigung wohl offiziell und wahrscheinlich fälschlicher Weise dem Herrn Friedrich zugeschrieben wird.

Henry / Harry Maitey wurde am 23. April 1830 evangelisch auf die Namen Heinrich Wilhelm getauft.

Heinrich Wilhelm Maitey heiratet am 25. August 1834 in der alten Kirche (Kirchenbuch S. 3, Nr. 2) des Dorfes Stolpe die junge Charlotte Dorothea, Tochter des Insel-Tierwarts Hermann Johann Becker und zieht bald mit ihr nach Klein Glienicke – nur „einen Steinwurf weit“ entfernt. Ein Haus in der dortigen Kurfürstenstraße (Nr. 10) wird ihre neue Heimstatt. Drei Kinder wird es in dieser Ehe geben. Die ersten beiden sterben jedoch im Kindesalter.


1834

Die Kossäten Ludwig Zinnow und Friedrich Hönow haben jeder jährlich an die Geistlichkeit und die Schule in Stolpe zu entrichten:


1. An den Oberprediger Ebert:

1 Scheffel und 4 Metzen Roggen

2. An den Prediger Stöwe:

12 Metzen Roggen

3. An den Küster Bloch:

8 Metzen Roggen, 1 Brod, 4 Stück Eier und 7 Gr, 6 Pfg.

an Speisegeld.


Aufgegeben und festgeschrieben vom Oberpfarrer Ebert am 20. Juli 1834.


In diesem Jahr schließen sich die Lebenskreise beider Gebrüder Licht. Es sterben der Königliche Schloßbedienstete Carl Ehrenreich Friedrich Licht, (1798–1834) gestorben in der Gemeinde Stolpe und sein Bruder Johann Ehrentreu Theodor Licht (1804–1834), gestorben auf Nikolskoe, ebenso im Gemeindebezirk Stolpe. Beide stammten aus Utzedel bei Demmin in Pommern und waren Söhne eines Ziegelbrenners.


1837

Im August wird die neue Kirche „Peter und Paul“ auf Nikolskoe geweiht, der Bau, der 1834 nach den Plänen von Stüler und Schadow begonnen wurde. Er steht nahe bei dem bereits 1819 errichteten Blockhaus. (Gesprochen: Nikolskoje „dem Nikolaus gehörend“ – nicht aber Nikolsköö).

Die Kirchen von Stolpe und Nikolskoe werden Tochterkirchen der neuen Parochie Klein Glienicke. Auch die Pfaueninsel wird zu Klein Glienicke eingekircht.

Die Pfarrer der St.-Peter-und-Paul-Kirche auf Nikolskoe werden sein:

1837 – 1867 Julius Fintelmann

1867 – 1872 Paul Griesemann

1872 – 1881 Ludwig Petzholtz

1881 – 1885 Karl Lind

1885 – 1888 Wilhelm Kritzinger

1888 – 1922 Walter Roedenbeck

1922 – 1934 Wilhelm Koschwald


Der König, Friedrich Wilhelm III. ordnet an, dass die Glocken der Kirchen von Berlin, Potsdam und Umgebung, so auch auf Nikolskoe und in Stolpe ganzjährig geläutet werden und zwar morgens, mittags und abends. Das dörfliche Volk hat nur wenige Uhren im persönlichen Besitz. Man verspätet sich leicht zum Kirchgang.

Der Arbeitsmann Wittenberg lebt noch nicht lange in der Gemeinde. Stolpe bekommt jetzt auch einen richtig ausgebildeten Lehrer, der gleichzeitig die Aufgaben eines Kantors und Küsters der Kirche erfüllt. Er heißt August Liese. Von dem Zustand des Schulhauses ist auch er erwartungsgemäß nicht erbaut, da es bekannter Maßen als einsturzgefährdet gilt. Die Ratten spazieren ein und aus. Eines Tages brechen auch die Schweine während der Unterweisung der Kinder in den Raum. Daher wird ein Schulneubau immer dringender.–


Bahnbau – eine neue Epoche bricht an: Gastwirt Simon aus Kohlhasenbrück verkauft an die „Berlin – Potsdamer Eisenbahngesellschaft“ am 06. Oktober Ackerfläche und Wiese in einer Ausdehnung von 147 QR (Quadratruthen) das sind etwa 46 m x 45 m, 2090 qm, für die später über seinen jetzigen Grund führende Bahnstrecke.

Südlich von Stolpe werden die Bahngeleise für die erste Preußische Eisenbahn (zwischen Berlin und Potsdam), die „Stammbahn“, verlegt. Es ist nach Nürnberg – Fürth und Leipzig – Dresden, die dritte Eisenbahnstrecke in deutschsprachigen Landen. Das Flüsschen „Bäke“ ist wegen des Bahnbaus umgelenkt worden. Die Trasse ihres alten Flussbettes wird aber an dem Verlauf der späteren Bäkestraße und der Machnower Straße erkennbar bleiben.


1838

Am 18. September wird die Eisenbahn-Teilstrecke von Potsdam nach Zehlendorf festlich eröffnet. Es sind 300 Billets ausgegeben worden. Das Publikum hat in 16 Wagen Platz genommen, die von den beiden Dampfwagen „Adler“ und „Pegasus“ gezogen werden. In knapp 22 Minuten war die Strecke, deren Länge 3.850 Ruthen beträgt (später wird man sagen: 14,5 km) zurückgelegt. Am 29. Oktober erfolgte dann die Inbetriebnahme der Gesamtstrecke bis Berlin, Potsdamer Bahnhof. Die Zeit der Abgänge der Züge richtet sich nach der Uhrzeit der Potsdamer Hof- und Garnisonkirche in der Breiten Straße, die man zur Kontrolle vom Bahnhof in Potsdam auch sehr bequem mit dem Fernglase ablesen kann.


1839

Ein Streit ist zu beklagen, zwischen der Gemeinde Stolpe und dem Fiskus, wegen der Hütung auf dem Havelsaum der Geltower Heide. Dieser kann gütlich geschlichtet werden.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, VII Grundstückssachen, 3. Hütungs- und Wiesen-Sachen,

II. spez. Stolpe, 6 Nr. 2, Sign. 1053 (113. 287. 110. 21. 2. 26) 1839–1847.

Der Kossät Friedrich Wilhelm Zinnow ehelicht Charlotte Wilhelmine Hönow. Gemeinsam werden sie mindestens vier Kinder haben. Mit ihr wandert er aus – zuerst nach Ruhlsdorf, später nach Nowawes und wird sich dort auf Dauer niederlassen, um sein Brot als Viehmäster zu verdienen.


Die Juliane Regine verwitwete Licht, geborene Heyer (wir kennen sie ja schon recht gut) heiratet erneut. Bräutigam ist der Mühlenmeister Joachim Simon Becker. Mit ihm zieht sie nun aus unserem Ort – fort. Bekannt ist aber die neuerliche Seltenheit: Im gleichen Jahr wurde sie von Drillingen entbunden. Die Zukunft weiß, dass eines der Kinder überleben wird.


1840

Neu zu Stolpe gehören Friedrich-Wilhelm-Brück und auch die Pfaueninsel. 31 Wohnhäuser im Ganzen und die Tapetenfabrikation. Der Wohnplatz Steinstücken wird zu Klein-Machnow eingekircht.

Die Regierungszeit des Friedrich Wilhelm IV. als König von Preußen beginnt. Seine Ehefrau ist Elisabeth von Bayern, aus dem Hause Wittelsbach. Sie ist die Tochter des beliebten bayerischen Königs Maximilian Joseph I. und auch Tante der späteren österreichischen Kaiserin Elisabeth, „Sisi“ (im Film später „Sissi“ genannt).

Seiner Frau Elisabeth zu Ehren lässt der König an der Moorlake ein Forsthaus in bayerischer Manier errichten, das jedoch später zu einer Ausflugsgaststätte umgenutzt wird. Eine Teestube in der oberen Etage bleibt jedoch für das Kö. Paar reserviert.


1841

Kohlhasenbrück bei Stolpe ist inzwischen zu einer Kolonie mit 5 Wohnhäusern „herangewachsen“. Den Johann Friedrich August Zinnow, der 1816 am Stolpeschen Teerofen geboren ward, zieht es nach Nowawes, weil er dort am 14. Oktober des Jahres, mit Friederike Charlotte Luise Damm den Bund der Ehe eingehen wird.


1842

Der 29-jährige Büdner Johann Friedrich Lichterfeldt heiratet in Stolpe des August Ludewich Zinnows 20-jähriges Töchterlein Charlotte Luise. Vater Zinnow ist Kossät, Schul- und Kirchenvorsteher.



1846

Heinrich Beyer aus Kohlhasenbrück pachtet die Stolper Gemeindejagd für die jährliche Zahlung von 12 Reichstalern. Die Wälder sind reich an Rotwild, Schwarzwild, Hasen, Hühnern und Fasanen.


1847

Der Schulneubau in Stolpe wird nun endlich in Angriff genommen und nimmt bald Gestalt an.


1848

Ereignisse im Jahr der bürgerlichen Revolution gegen Unfreiheit und schlechte Lebensbedingungen: In Berlin sind nach Barrikadenkämpfen gegen das anrückende königliche Militär 200 tote Arbeiter zu beklagen. „Die Märzgefallenen“ werden sie genannt.
In Potsdam wird der junge Rechtsreferendar Max Dortu wegen seiner führenden Tätigkeit im „Patriotischen Verein“ verhaftet und ein Jahr später in Freiburg (Breisgau) erschossen. –

Die große Glocke der Kirche in Stolpe zerspringt. Ein böses Omen. Eine Mahnung an König, Staat und Volk zu Demut und Gerechtigkeit? Bald darauf zerschellt auch die kleinere Glocke und der Fachwerkbau, der wohl noch aus der Zeit des Großen Kurfürsten stammt, zeigt wie sowieso bekannt, mehr denn jeden Zustand seiner Baufälligkeit.

Mit den Gastwirtschaften sieht es dagegen besser aus. Es steht außer Stimmings Krug nahe der Friedrich-Wilhelm-Brücke auch noch das kleine Hoenowsche Gasthaus an der Königsstraße.

So wie auf dem Lande üblich, lebt man auch bei uns in Stolpe naturalwirtschaftlich als Selbstversorger. Geld gibt es zu Weihnachten, da muss an den Kleidungskauf gedacht werden. Einige Einnahmen hat man vom Verkauf der Teltower Rübchen und auch vom Verkauf der Milch. Diese Naturalien gehen vor allem nach Potsdam. Für einen Liter Milch bekommen wir 6 Pfennige. Man hält sich so „über Wasser“.


1853

Vom Amte Potsdam wurde eine neue Anordnung für die Durchführung der Nachtwachen in den Dörfern erlassen.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, VI Prästations-Sachen, 3. Dienst-Sachen, Sign. 719, I.Gen, 68 Nr. 48.

Dorfschulze ist zurzeit Johann Gottfried Schuchardt. Der Krug zu Kohlhasenbrück hat den Besitzer gewechselt. Nach Simon ist nun ein gewisser Hedrich der Wirt. – Oh, die Hedrich-Zeit war kurz – ist schon wieder zu Ende. Heinrich Beyer übernimmt jetzt den Krug und wird diesen bis etwa 1887 führen.


1854

Die alte Dorfkirche, der Fachwerkbau, wird wegen Einsturzgefahr nun endgültig geschlossen. König Friedrich Wilhelm IV. beauftragt den Schinkelschüler, Baumeister August Stüler, mit dem Entwurf für den Neubau einer prächtigen Dorfkirche im romanisch-klassizistischen Stil aus gelbem Backstein. Die Baukosten werden sich auf die sehr hohe Summe von mehr als 15.000 Talern belaufen.


1855

Die Kossäten leisten sowohl Spritzendienste im Feuerlöschwesen – auch als gegenseitige Nothilfe anderer Art in Nachbargemeinden. Dafür gibt es als Entschädigung vom Amt in Potsdam bzw. vom Landratsamt in Teltow das Spritzenfuhrgeld. Oft bedeutet es aber zähe Verhandlungen, Erinnerungsschreiben, Eingaben, nochmalige Nachweisungen, um die Ausgleichzahlungen tatsächlich zu erlangen. Die Verwaltung ist kein Spiegel des wahren täglichen Lebens.

Abgelöst wird die jährliche Roggenernte der Gemeinde Drewitz (als Abgaben und Dienste) für die Gemeinde Stolpe.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, VI Prästations-Sachen, 4. Ablösung der Abgaben und Dienste, Sign. 838, Stolpe 4, Nr. 8 (2.51) 1855-1858


1856

Die Kirchenvorsteher Zinnow und Parnemann wenden sich wegen der Dringlichkeit des Kirchenneubaus an den Superintendenten Klehmet. – Im kommenden Jahr wird er beginnen.

Dorfschulze ist zurzeit Hoenow. Johann Friedrich Kluge, vor 23 Jahren an Albrechts Teerofen geboren, geht am 17. August mit Johanne Marie Bernau den Bund der Ehe ein. Gemeinsam werden sie 12 Kinderchen in die Welt setzen.


1857

Im lieblichen Monat des Maien gehen Caroline Auguste Friederike Kluge aus Albrechts Teerofen und der Dienstknecht Carl Ernst Rudolf Kaatsch zum Traualtar nach Neuendorf.

Heinrich Beyer (1826–1887) hat sich mehrere Lebensaufgaben gestellt. Eine davon hat er kürzlich abschließend bearbeitet: Die Umgebung seines Anwesens in Kohlhasenbrück hat er gründlich nach dem angeblich vor rund 300 Jahren von Hans Kohlhase vergrabenen Silberschatz abgesucht – jenen sagenhaften aber trotzdem noch nicht gefunden.


1858

Die Forstverwaltung kaufte in den Jahren 1846–1858 Land von Kossätengrundstücken in Stolpe. Es gaben die Familien Johann Gottfried Schuchardt, Ludwig Zinnow, Friedrich Wilhelm Zinnow, Johann Ludwig Liebenow, Baatz, Pardemann, Hoenow, Wilhelm Hoenow und Gottfried Zinnow, Landstücken an den Forstfiskus ab. Der Verhandlungspartner der Forstverwaltung war der Oberförster Kienast.

Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, VII Grundstückssachen, 1. Fiskalische und private Grundstücke, Sign. 984

Kohlhasenbrück gehört seit diesem Jahr fest zur Gemeinde Stolpe. Bisher galt es als ein selbständiges Etablissement. Hier gibt es jetzt 44 Einwohner an 5 Feuerstellen. Die Kolonie ist zu Stolpe eingekircht.


1859

Prinz Wilhelm („der Kartätschenprinz“ von Berlin des Revolutionsjahres 1848) übernimmt die Regentschaft anstelle seines erkrankten Bruders, König Friedrich Wilhelm IV.


Das Erbauen der Stülerschen Kirche in unserem Dorf währte zwei Jahre. Die Kirche mit dem mächtigen Turm wird am 25. November geweiht. Diese Kirche würde selbst einer großen Stadt stattlich zu Gesicht stehen. Sie erscheint uns vorerst noch als ungewohnt groß, gegenüber dem früheren kleinen Fachwerkkirchlein, das wir in guter Erinnerung haben – wenn man von dessen Hinfälligkeit mal absieht.


1860

Zum Dorf Stolpe gehören inzwischen: Das Chausseehaus, Friedrichs-Wilhelm-Brück, die Steinstücken, die Kolonie Ziegelei am Wannsee, das Forsthaus Wannsee und Kohlhasenbrück mit „Eule“ und Teerofen sowie Nikolskoe mit Moorlake und auch die Pfaueninsel.

Auf den Steinstücken stehen ein Wohn- und zwei Wirtschaftsgebäude. Deren Bewohner werden nach Kleinmachnow eingekircht. –

In Nikolskoe finden wir außer den hölzernen Blockhäusern den Ziegelbau bei der Kirche und das Schülerhaus, ein Wohngebäude und zwei Wirtschaftsgebäude. –

In Moorlake wurden ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude errichtet.–

Auf der Pfaueninsel stehen das Königliche Schlösschen und sechs Wohngebäude.–

Kohlhasenbrück zählt seit langem fünf Wohnhäuser und vier Wirtschaftsgebäude, mit Eule. Die „Eule“ gilt als ein Abzweig von Kohlhasenbrück. Das Kruggut Kohlhasenbrück ist seit 1858 im Besitz der Familie Heinrich Beyer. Beyer war in früheren Jahren Gärtner bei der Königlichen Gartenverwaltung Potsdam, zuletzt als Obergärtner der Pfaueninsel. Zur Krugwirtschaft gehören: 72 Morgen Ackerland zwischen dem Königsweg und dem Griebnitzsee, bis an die Nowaweser Grenze, 12 Morgen Wiese vom linken Bäkeufer bis an die Teerofener Grenze und 8 Morgen Gartenland. –

Die Kolonie Ziegelei besteht aus sieben Wohnhäusern und sechs Wirtschaftsgebäuden.

Das Gebiet umfasst 52 Morgen Gehöfte und 29 Morgen Gartenland sowie 431 Morgen Acker, 125 Morgen Wiese und 513 Morgen Wald. Bewohner: 10 Hofeigentümer und ein Pächter, diese zusammen mit 13 Knechten und Mägden. –

Das Dorf Stolpe besitzt nunmehr fünf Öffentliche Gebäude, 37 Wohngebäude, 52 Wirtschaftsgebäude einschließlich der Wachstuchfabrik.


Die Berufs- und Sozialgliederung im Stolper Gemeindegebiet: 28 Landwirte im Nebengewerbe mit 2 Mägden, 70 Arbeiter, 5 Personen Gesinde und 4 Bedienstete.

4 Zimmergesellen, 1 Tischlergeselle, 1 Maurergeselle, 3 Gärtner, 1 Krüger, 2 Beamte,

1 Künstler, 1 Rentier, 18 Arme.


1861

Das Forsthaus Wannsee wird in den Akten erwähnt. (Lage: König- / Ecke Bismarckstraße).

Von diesem Jahre an entfallen die Arbeitsdienste und Naturalabgaben auch für die Kossäten an das Amt Potsdam.

Der Schwiegersohn von Gastwirt Stimming, der Wachstuchfabrikant Brandt, zieht nach Stolpe. Im Vorjahr begann er hier eine Produktionsstätte aufzubauen.

Gastwirt Friedrich Schuchardt heiratet in die Familie Hoenow ein.

König Friedrich Wilhelm IV. stirbt. König von Preußen ist nun sein etwas jüngerer Bruder Wilhelm I. Seit 1829 ist er mit Augusta, Prinzessin von Sachsen – Weimar verheiratet, wie wir wissen – einer Urenkelin von Katharina der Großen von Russland.


1862

Wilhelm Heinrich Grabow ehelicht in diesem Jahr in der Kirche zu Stolpe die Caroline Wilhelmine Auguste Ebel aus Neuendorf. W. H. Grabow ist der Sohn des Büdners Friedrich Wilhelm Grabow aus Albrechts Teerofen.

Der König macht den strebsamen Junker Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten, später auch zum Kanzler. Dieser „Schmied“, wie er sich selber gerne sieht, formt Deutschland nicht unbedingt nach des Monarchen Art oder gar des Volkes Wünschen, sondern mit festem Griff „von oben“ durch „Blut und Eisen“.


1863

Der Berliner Bankier Wilhelm Conrad (1822–1899) erwirbt den Gasthof „Stimminger Krug“ an der Friedrich-Wilhelm-Brücke und wird diesen in der Folgezeit (um 1870) abbrechen lassen. Er kauft des Weiteren 300 Morgen des Landes, das dieses Grundstück umgibt.


1864

Gründung der Villenkolonie Alsen auf dem Grund des „Stimminger Krugs“ und seiner Umgebung am Großen Wannsee durch Herrn Conrad. Conrad eröffnet dort zuerst das „Café Alsen“. Alsen erinnert an die jütländische Insel Alsen, die im deutsch-dänischen Krieg 1864 erobert wurde. Conrads Schwager war an diesem Feldzug beteiligt.

Die Grünanlagen der Kolonie Alsen werden in Anlehnung der Arbeiten von Peter Joseph Lenné gestaltet, die jener für den Schlosspark Glienicke schuf.

Henriette Wilhelmine Zinnow (geboren am 05. December 1842) heiratet am 21. Juni 1864 in Nowawes den Böttchermeister Johann Friedrich Adolf Johl und zieht zu ihm nach Nowawes. Sie werden mindestens zwei Kinder haben.


1866

Karl Friedrich Dürre, der am 22. März 1826 geboren ward, geht am 15. April 66 mit Dorothea Caroline Wilhelmine Mathes aus Nowawes zum Traualtar und zieht auch in diese neue, nahe Wahlheimat. Sein Vater ist der Ziegelbrenner Karl Friedrich Dürre aus Stolpe und ihre Eltern sind der Webermeister Mathes in Nowawes und seine Ehefrau Caroline, geb. Hanicke.


1870

Die Vorbereitungen zum Bau der Wannseebahn werden getroffen. Dazu erfolgt Landankauf von Stolper Kossäten. Dieses Vorhaben wird auch „Wahnsinnsbahn“ geheißen, weil das Verkehrsnetz ja schon so sehr engmaschig ist und man in die Sommerfrische ja ohnehin besser in offener Kutsche, als im geschlossenen Waggon fährt.

Die Postzustellung für Kohlhasenbrück, Teerofen und Stolpe besorgt einer der Landbriefträger von Potsdam, der dort um 6 Uhr in der Frühe seinen Dienst beginnt. Hat er die Aufträge in Nowawes-Neuendorf besorgt, trifft er zwischen 10½ Uhr und 11 Uhr in Kohlhasenbrück ein. Es wird aber auch Vormittagspost mit dem Zug befördert (allerdings ist das bislang ein nur offiziöses Abkommen), die dann an der Bahnwärterbude No. 25 in Kohlhasenbrück mit kühnem Schwung aus der Lokomotive geworfen wird. So gibt es die vorbildliche zweimalige Postzustellung an jedem Tage.


Frankreich erklärt Preußen den Krieg. Es beginnt der Krieg gegen Frankreich, den Bismarck mit seiner „Emser Depesche“ indirekt aber ganz bewusst stark gefördert hatte.



Mit Gott für König und Vaterland fochten in den Jahren 1870–1871 folgende Stolper Soldaten, die, welch Wunder, alle wieder in die Heimat zurückkamen:


01. Friedrich Wilhelm Carl Jänicke

16. Heinrich Bauck, 28 Jahre alt.

02. Friedrich Valentin Jänicke

17. Johann Friedrich Schuchardt, 25 Jahre

03. August Parnemann

18. Wilhelm Jungermann, 21 Jahre alt

04. August Triebener

19. Friedrich Freidank, 22 Jahre alt

05. Wilhelm Reipert

20. Christ. Dauerheim, 31 Jahre alt

06. Johann Wilhelm Perlewitz

21. Rudolf Schrödter, 26 Jahre alt

07. Wilhelm Kühne

22. Friedrich Dreke, 28 Jahre alt

08. Carl Ferdinand Schulz

23. Otto Heinrich, 25 Jahre alt

09. Julius Richter, 28 Jahre alt

24. August Schleyhagen, 25 Jahre alt.

10. Ferdinand Frauenheim, 30 Jahre alt

25. Wilhelm Geisshirt, 25 Jahre alt

11. Ernst Biege, 27 Jahre alt

26. Gottfried Behnke, 30 Jahre alt

12. Friedrich Schmitt, 32 Jahre alt.

27. August Ziegelmann, 27 Jahre alt

13. Rudolf Kramm, 26 Jahre alt

28. Johann Ferdinand Parnemann, 23 Jahre

14. Wilhelm Schuchardt, 25 Jahre alt

29. Emil Barfuß, 19 Jahre alt

15. Karl Jürgen, 46 Jahre alt.

30. Johann Buchwald, 25 Jahre alt


Christus spricht:

Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen.



Wir sehen an diesen Namen, dass vor verhältnismäßig kurzer Zeit, vor allem durch die Gründung der Villenkolonie Alsen am Großen Wannsee, viele Familien neu in das Stolper Gebiet zugezogen sind.


1871

Der preußische König Wilhelm I. von Hohenzollern wird in diesem Jahr nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich auch Deutscher Kaiser. Die Krönung findet aber nicht etwa in Berlin oder Potsdam statt, sondern im Schloss Versailles, im fernen Paris, der Hauptstadt des besiegten Frankreichs.


1872

Ortsschulze und Schöffe ist in Stolpe der Kossät Wilhelm Brabandt (1827–1893). Heinrich Beyer (Kohlhasenbrück) gehört dem Gemeinderat von Stolpe an. Besitzer von Teerofen sind Grabow und Baatz. Weitere Häuser besitzen dort die Stolper Kossäten Brabandt und Höhnow. Die auf ein Alter von etwa 1.000 Jahre geschätzte „Kohlhaas-Eiche“ ist während eines heftigen Gewitters vom Blitzstrahle gespalten worden. Sie stand bisher vor dem Haus der Familie Heinrich Beyer in Kohlhasenbrück.


Der Familienvater Heinrich Wilhelm Maitey stirbt 1872 in Klein Glienicke an einer Pockeninfektion. – Wer auf der Pfaueninsel gearbeitet und gelebt hat, darf seine letzte Ruhe auf Nikolskoe im Gemeindegebiet Stolpe finden. Aus diesem Grunde finden wir seine Grabstätte weder im Dorf Stolpe, noch in Klein Glienicke, sondern mit Ehefrau und Schwiegereltern im Wald-Friedgarten auf der Nikolskoer Höhe im Düppeler Forst gegenüber der Kirche Sankt-Peter-und-Paul.


1873

Am Sedan-Tag, dem 02. September, Gedenktag an die siegreiche preußische Schlacht gegen die Franzmänner, haben wir feierlich eine neue Eiche an gleicher Stelle im ausgehöhlten Stumpf der alten Eiche gepflanzt. In den Wurzelraum brachten wir eine verlötete Blechbüchse ein, mit Berichten zur aktuellen Lage unseres Volkes und einem Satz der jetzt gültigen Münzen.

Schuchardt baut in diesem Jahr einen neuen Gasthof gegenüber der Pfaueninselchaussee.


1874

Das romantische Flüsschen, die Bäke, ist schon wegen des Baus der Wannseebahn erneut umgeleitet worden und auch für den Bau der Wetzlarer Bahn, wurde die Bäke wiederum in ein neues Flussbett gezwungen. Der Eisenbahnhaltepunkt „Wannsee“ wird auf der Wetzlarer Strecke eingerichtet und die Gleisanlage in Richtung Drewitz weitergeführt.–

Einen eigenen Bahnhof besitzen Nowawes und Neuendorf noch nicht aber zwischen der Stammbahnstrecke und der sich ihr nähernden Wilhelmstraße, die nach dem Schlosse Babelsberg führt, steht eine kleine Holzhalle. Wenn Seine Majestät Kaiser Wilhelm I. den Zug nutzen möchten, hält dieser dort, eben bei Bedarf, zum bequemen Zustieg.

Am 3. November werden jährlich die Hubertusjagden abgehalten. Wenn die Jagdgesellschaft mit dem Zuge aus Nowawes-Neuendorf kommt, steigt sie an der Bahnwärterbude No. 25 in Kohlhasenbrück aus. Die Jagden finden in der Parforceheide statt. Gesellschaftliches Zentrum der Jagden ist das Jagdschloss Stern.


1876

Die wachsende Schülerzahl erzwingt den Bau eines weiteren, größeren Schulhauses. Es wird auch bald mit dem Bau begonnen. (Quelle: Landeshauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 7, X. Kirchen-, Pfarr- und Schulsachen. Bau- und Friedhofs-Sachen Signatur 1550 Stolpe 5 Nr. 7 (130. 17. 201).

Unser märkischer Dichter und Schriftsteller Theodor Fontane hält des Öfteren und gerne Einkehr im ruhigen und romantischen Kohlhasenbrück. Die Ansiedlung hat, wenn auch viel Wasser vor der Tür, seit Menschengedenken nur einen einzigen Kesselbrunnen zur Trinkwasserversorgung. Dieser befindet sich im Hof der Gastwirtschaft. Es gibt also täglich Besucher und damit auch gute Gespräche, selbst wenn 'mal keine fremden Reisenden Einkehr halten. Erst im Jahre 1895 wird sich diese Situation mit dem Bau einer Trinkwasserleitung ändern.


1877

Baubeginn der Strecke der Wetzlarer Bahn (der Kanonenbahn) nach Metz. Die Strecke verläuft mit der vorhandenen Strecke der Stammbahn zwischen Wannsee und Kohlhasenbrück parallel in etwa 60 m Abstand. Die Wetzlarer Bahn erhält den Haltepunkt Dreilinden, am Bahnkreuz mit der Friedhofsbahn zwischen Wannsee und Stahnsdorf.


1878

George Ludewig Zinnow heiratet Maria Dorothea Perlewitz in Stolpe am 26. November.


1878–1879

Bau der Stadtbahn durch den Grunewald.


1883

Der Gemeindevorsteher Dreitzel ist inzwischen auch Besitzer der Wachstuchfabrikation. Als Schöffen sind ihm Zinnow und Jungermann beigegeben.


1884

Ein zweiter Nachtwächter wird angestellt. Sein Monatsgehalt beträgt 30,-- Mark.


1887

Stolpe wird erleuchtet. Das alte Dorf bekommt 16 Laternen, die Kolonie Alsen 30 Leuchten.


1888

Kaiser Wilhelm I. stirbt am 09. März.

Heinrich Beyer aus Kohlhasenbrück liefert mit vielen Helfern als Trauerschmuck 80 Kubikmeter „Tannenzweige“ (vor allem aus Kiefer und Fichte bestehend), auf Wäscheleinen „zu lendendicken Guirlanden“ geflochten. Diese dienen dem Ausschmücken der Trauerstraße „Unter den Linden“ in Berlin. Es waren für den Transport 40 Pferdefuhrwerke vonnöten. Das Material stammt aus dem Forst bei Stolpe, Oberförsterei Potsdam, vorwiegend von den Bäumen, die für den Chausseebau bereits gefällt waren. Die Arbeiten waren schwierig und anstrengend. Es herrschten im März des Nachts bis zu - 28°C. Die Arbeiten fanden soweit möglich, im Saal der Gaststätte statt. Die Öfen mit den Teekesseln darauf stehend, bekamen in diesen Tagen keine Pause. –

Es regiert nun Kaiser Friedrich III., bis jener Hoffnungsträger für eine liberale Politik am
15. Juni nach nur 99 Tagen des Regierens an Kehlkopfkrebs verscheidet. Seine nun verwitwete Ehefrau ist Kaiserin Victoria, vormalige Prinzessin von England und Irland. Ihrem Mann zum ehrenden Gedenken, nennt sie sie fortan „Kaiserin Friedrich“. Es übernimmt deren Sohn als Deutscher Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., die Regierungsgeschäfte. Seine Frau ist Auguste Victoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Diese Regierungszeit des letzten Deutschen Kaisers, wird 1918 mit dem Schluss des Ersten Weltkrieges in Blut und Chaos enden. –

Der Landrat Stubenrauch lässt statt des einfachen Weges, die Chaussee von Nowawes über Kohlhasenbrück nach Stolpe bauen.

Der Gemeinderat für Stolpe und Umgegend tagt im alten oder im neuen Schulhause oder aber auch im Hause des Gemeindevorstehers Dreitzel. – Neuer Gemeindevorsteher wird bald der Schwager von Dreitzel, Oscar Heß. Die Landwirte Liebenow und Höhnow stehen ihm als Schöffen zur Seite.


1890

Den Gottesdienst in der Stolper Kirche und die weiteren kirchlichen Handlungen versieht der Superintendent Pastor Roedenbeck von der Klein-Glienickeer Pfarrstelle. Sacrow und Nikolskoe versorgt er gleichermaßen. Daher ist er nicht jeden Sonntag anwesend – so ist der jeweils 2. Sonntag ein „Lesegottesdienst“ den der jahrzehntelang treue Kantor, Küster und Lehrer August Liese hält.

Bei Kohlhasenbrück wird auf die Anregung von Beyer begonnen, eine Villenkolonie zu errichten.


1893

Der Bahnhof Neubabelsberg (späterer Name: Bahnhof Griebnitzsee) wird errichtet. Das Bahnhofsgebäude erhält eine Gaststätte, die Gustav Behrend bewirtschaften wird. Das Gebäude ist ein Holzpavillon, der vor zwei Jahrzehnten auf der Weltausstellung 1873 in Wien als Ausstellungshalle „Das Deutsche Haus“ gedient hat. Bis zum Jahre 1932 wird dieses hölzerne Bahnhofsgebäude Bestand haben. Immerhin vier Jahrzehnte.

Die Jungfer Auguste Zinnow, 1870 in Stolpe geboren, zieht um nach Nowawes, um dort den Sattler Otto Sotscheck, dessen Urahnen aus Böhmen kamen, zu heiraten. So ist das Leben.


1895

Anzahl der Einwohner von Stolpe: 1.717 Personen. Dieser Zuwachs entstand vor allem durch die Gründung und Erweiterung der Villenkolonie Alsen.


1896

Nun halten die Personenzüge der Bahn im neuen Bahnhof Neubabelsberg. Die Fahrzeit der Dampfeisenbahn von Neubabelsberg bis Berlin, Potsdamer Platz, dauert 25 Minuten.

Helle Abende sorgen für helle Begeisterung! Zwischen Kohlhasenbrück und Stolpe werden am Wege fünf Gaslaternen aufgestellt, die allerdings (im Winterhalbjahr) des Abends um 10 Uhr gelöscht und am darauf folgenden Nachmittage wieder angezündet werden müssen. Nicht die Wegeslänge wird erhellt aber man hat ein Ziel vor den Augen, das sich freundlich anpeilen lässt.

Die Landfläche des Wohnplatzes „Eule“ wird an die „Zentralstelle für wissenschaftlich-technische Analysen“ verkauft. Schwerpunkt der Arbeiten dieser Institution sind Pulveranalysen und Tests von Handfeuerwaffen. Das bringt außer Beunruhigung für Kohlhasenbrück den Vorteil, erstmals an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen zu werden. Kerze adé. Nur noch zum Feste. Modernstes Leben zieht ein.


1898

In diesem Jahr hört der Dorfname „Stolpe“ auf, im offiziellen Gebrauch zu existieren. Er wird uns aber in lieber Erinnerung bleiben. Das bisherige Dorf Stolpe mit der „Kolonie Albrechts Teerofen“, der Villengruppe am „Café Alsen“, dem Etablissement „Kohlhasenbrück“, der „Kolonie Eule“, der Pfaueninsel und der Kolonie Steinstücken, wird mit einer größeren Anzahl weiterer Anwesen vereinigt, die bisher dem „Gutsbezirk Düppel“ angehörten. Es handelt sich dabei um die „Villenkolonie Wannsee“, den Bahnhof Wannsee mit mehreren Bahnwärterhäusern und „Nikolskoe“ mit „Moorlake“. Diese verschiedenen Gebiete mit ihren Wohnplätzen sind nun unter dem neuen Namen „Wannsee“ zusammengefasst. Den Ortsnamen „Stolpe“ ließ man bewusst eingehen, weil es in deutschen Landen 63 Ortschaften dieses gleichen Namens gibt und es oft zu Verwechselungen, namentlich postalischer Art aber auch falscher Ankunften im Reiseverkehr gibt.

Die Kirche am Stölpchensee wird wie bisher vom Pfarrer Roedenbeck (Klein Glienicke), nun aber zusätzlich von dem Wannseer Geistlichen, Pfarrer Schaede, betreut.

Rudolf Beneck übergibt das Führen der Gastwirtschaft in Kohlhasenbrück an Karl Graf. Besitzer bleibt jedoch Bernhard Beyer.


1900

Wannsee hat 595 Hektar Flächenausdehnung. Es stehen hier inzwischen 235 Häuser. Ein Großvorhaben ist der Bau des Teltow-Kanals: Die Idee und der Entwurf stammen von dem rührigen Teltower Landrat Ernst v. Stubenrauch. Das Vorhaben hat einen Wertumfang von 40 Millionen Reichsmark. Der erste Spatenstich erfolgt am 22. Dezember 1900 am Park Babelsberg. Die Bauzeit für die 37,8 Kilometer Kanallänge bis zur Einmündung in die Spree bei Grünau wird einschließlich des Baus von 52 Brücken, voraussichtlich sechs Jahre dauern. Eine Schleuse, die bei Klein Machnow errichtet wird, benötigt man zum Heben der Schiffe um bis zu 3 Metern für den Höhenausgleich der Gewässer. Der Kanal nimmt die alte kleine Bäke in sich auf. Die erste 1838 erbaute erste Eisenbahnbrücke Preußens über die Bäke wird jetzt zur Überbrückung der neuen Straße statt des Flüsschens genutzt. Die Bäkestraße und die Machnower Straße kennzeichnen ein kürzeres Stück des früheren Laufs der Bäke. Den stärker werdenden Straßenverkehr nimmt die schnurgerade Neue Kreisstraße auf. So bleibt die neue Villensiedlung Kohlhasenbrück im Wesentlichen vom Lärm verschont.


In diesem Jahr 1900 gründet Herr Dr. Hermann Lietz (1868–1919) hier in Wannsee sein zweites Landerziehungsheim für Mädchen, das „Haus am See“, Kohlhasenbrücker Straße (in dieser Zusammenstellung auf dem Ortsplan als „Neue Schule“ ausgewiesen). Herr Lietz kam als Sohn eines Landwirts von der Insel Rügen und hatte an den Universitäten Halle-Wittenberg und Jena studiert, die Fächer Theologie, Philosophie Geschichte und Germanistik belegt. Nach dem Studium sah er sich mit dem Abschluss eines Oberlehrers als Reformpädagoge. Sein Anliegen war eine reformierte Vermittlung von reformiertem Wissen, verbunden mit praktischer Tätigkeit in frischer Landluft. Ganzheitliche Erziehung in kleinen Heimfamilien. Evangelische Lebensschulen mit Kopf, Herz und Hand, die den Mädchen Perspektiven, über die sonst üblichen sozialen Schranken hinwegführend, geben sollten.

Die Leitung des Heimes oblag anfangs der Mitgründerin Frau Bertha v. Petersenn, die aber später diese Tätigkeit krankheitsbedingt an Frau Auguste Bollert abgab.

Aus einem persönlichen Brief durfte ich weitere Informationen übernehmen:

Im Erziehungsheim leben 20 Mädchen unterschiedlichen Alters. Jeweils vier Mädchen wohnen in einem Zimmer, ausgestattet also mit vier Betten und kleinen Wasch- und Nachttischen, des Weiteren mit vier kleinen Schränken ausgestattet. Zwischen den Betten mit Waschtisch jeweils zur optischen Trennung eine leichte „spanische“ Sichtschutzwand. Ein zentrales Speisezimmer gibt es und auch ein Warm-Bad für alle. Für die Ausbildung gilt der staatliche Lehrplan. Im Hause arbeiten zwölf erwachsene Personen als Lehrkräfte für den Fachunterricht und Wirtschaftsfrauen. Hinzu kommen für die praktische Anleitung in der Zeit des Winters ein Tischler, der für das Sommerhalbjahr von einem ebenfalls praktisch unterrichtenden Gärtner abgelöst wird.

Dieses Heim in Stolpe-Wannsee bestand hier nur von 1900 bis 1904 und wurde dann an den Bodensee verlegt.

Im Jahre 1911, heiratete Dr. Hermann Lietz die Tochter Jutta (1888–1975) der früheren Leiterin des vormaligen Wannseer Landerziehungsheimes, Bertha v. Petersenn. Deren Ehemann und Vater der Jutta war ein bekannter Musikprofessor in Berlin.

Viel hat das Haus während der Zeit seiner Existenz gesehen – als Neue Schule, Villa Ring, Landerziehungsheim, Villa v. Petersenn, Mehrfamilienhaus – bis zum Abbruch um 2020 / 21.


1901

Weiterbau der Villenkolonie Wannsee. Die Kirche des früheren Dorfes Stolpe wird eine selbständige Pfarrgemeinde in der Superintendentur Potsdam.


1906

Am 02. Juni wird der Teltowkanal eingeweiht, seiner Bestimmung übergeben. Der erste Nutzer ist Kaiser Wilhelm II. mit seinem Schiff. Wer denn auch sonst?


1907

Eröffnung des Familienbades am Wannsee. Der neue Prinz-Friedrich-Leopold-Kanal verbindet die Potsdamer Havelseen mit dem Griebnitzsee und damit mit dem Stolper See (Stölpchensee), und darüber hinaus mit dem Pohlesee, sowie mit dem Kleinen und Großen Wannsee und so auch auf diesem Wasserwege mit den Berliner Gewässern.


1909

Festlich wird der 50. Jahrestag des Bestehens der Stülerschen Kirche in Stolpe begangen.


1914

Der erste Weltkrieg beginnt. Viel gäbe es dazu zu sagen.


1916

Auf die Amtsperiode des Oscar Heß als Gemeindevorsteher, folgt die des Herrn Dr. Haase als Bürgermeister von Wannsee.


1917

Die Einwohnerzahl von Wannsee beläuft sich unter stürmischem Anwachsen der Besiedlung inzwischen auf 5.029 Personen.


1918

Der letzte Deutsche Kaiser. Kaiser Wilhelm II. muss zum Kriegsende abdanken ( d.h. er „wird“ von Max v. Baden abgedankt, weil Erstgenannter es nicht selber tut). Wilhelm, der Ehemalige, findet in den Niederlanden, im Hause Doorn, ein Exil. Mit ihm reist aber ein Güterzug mit dem notwendigsten Mobiliar und Hausrat – was man eben so zum guten Leben in der Ferne benötigt.


1920

Die Gemarkung Wannsee grenzt an die Stadt Nowawes und an die Villenkolonie Neu-Babelsberg, beide zum Kreis Teltow zählend. Wannsee (mit dem alten Dorf Stolpe, Kohlhasenbrück, Steinstücken, Albrechts Teerofen, Eule und Pfaueninsel sowie Nikolskoe mit Moorlake) gehört ab April nicht mehr zum Kreise Teltow der Provinz Brandenburg, sondern wird zu Groß-Berlin eingemeindet. Zuständig ist für uns nun nicht mehr das Amts- und Landgericht in Potsdam, sondern das Amtsgericht in Groß-Lichterfelde und das Landgericht II zu Schöneberg. Postalisch sind wir jedoch kurioser Weise bei Neubabelsberg, im Kreis Teltow geblieben. Verrückte Welt! Das hat zur Folge, dass z. B. ein Brief an das zuständige, nah gelegene Berlin-Zehlendorfer Bezirksamt, Fernverkehrsporto in Höhe von 12 Pf. kostet. Schicken wir jedoch Post in die Stadt Potsdam oder nach Drewitz, also „nach außerhalb“, bedarf es nur einer 8 Pf.-Briefmarke.


1927

Auf den alten Steinstücken wird eine Ansiedlung errichtet. In Moorlake wird das Gasthaus, als Ausflugsgaststätte mit vielen Außenplätzen – umgestaltet. Moorlake ist wie Nikolskoe eingekircht zu Klein Glienicke. Alles wird immer mal wieder umgemodelt.


1928

Notiz über einen bekannten Bürger aus Wannsee: Es geht um den Fuhrherrn der „Wannseedroschke“ Gustav Hartmann, gebürtig aus Magdeburgaber seit langer Zeit hier in der Alsenstraße 11 wohnend. „Am 02. April 1928 startet er, der „Hackendahl, der eiserne Justav“ genannt wird, mit sein' Pferd „Grasmus“, einem Schimmel, und der Droschke No. 120 zur legendären Kutschfahrt Berlin – Paris – Berlin. Den Zeitungsreporter Hans-Hermann Theobald nimmt er mit. So entstehen schnell Geschichten, die sich wie ein Lauffeuer verbreiten und er am nächsten Ort schon jubelnd, wie ein alter Bekannter begrüßt wird. Seine Fahrt führt ihn von Berlin durch Potsdam, Brandenburg, Magdeburg, Braunschweig, Bielefeld, Köln, Trier und Verdun nach Paris. (Siehe auch Roman von Hans Fallada: „Der eiserne Gustav“). Am Ende des Rückwegs trifft er am 12. September wieder in Berlin ein. Zu seinem eisernen Spitznamen kam Hartmann, weil er über 40 Jahre lang (eisern) Tag für Tag von sieben Uhr morgens bis zwei Uhr in der Nacht (so die Angabe) mit seiner Pferdekutsche am Bahnhof Wannsee auf Fahrgäste wartend, seinen Dienst versah. Sein treues Pferd, so sagt man, gab früher auf. Gustav Hartmann lebte vom 4. Juni 1859 bis zum 23. Dez.1938.


1929

Steinstücken wird übergangsweise nach Nowawes eingemeindet – für kurze Zeit.


1931

Das Territorium von Wannsee wurde auf 2.392 ha erweitert – wegen Hinzunehmens des Grunewalder Forstes und des Freibades Wannsee.


1932

Neubestimmung: Wannsee ist ein Ortsteil des Berliner Verwaltungsbezirks Zehlendorf mit den Unterwohnplätzen: Albrechts Teerofen, der Deutschen Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen / Versuchsgelände „Eule“ der Technischen Hochschule, Schlosspark Klein Glienicke, Kohlhasenbrück, Moorlake, Nikolskoe, Pfaueninsel und Steinstücken.


1999

Feier „700 Jahre Dorf Stolpe“ … nach der ältesten erhaltenen urkundlichen Erwähnung.


2008

Noch heute finden wir im Friedgarten an der Friedensstraße Grabstellen, die das Gedächtnis an die Familien Behrend, Beyer, Hönow, Liebenow, Parnemann, Perlewitz, Schuchardt, Wittenberg, Zinnow und weiterer alter Stolper Familien lebendig halten.

Auch mehrere Straßenzüge erinnern ehrend an verschiedene verdienstvolle alte Bewohner, so die Alsenstraße, die Bernhard-Beyer-Straße, die Conradstraße, die Martin-Heydert-Straße, die Pardemannstraße, der Sangebuchtweg, der Schuchardtweg, die Stimmingstraße und die Stutterichstraße.


Anhang 1: Literaturhinweise

Anhang 2: Erläuterungen zur Schreibweise

Es wurden im Text teilweise die zeitgenössischen Begriffe und auch die Familiennamen, mitunter in verschiedenen Schreibweisen aus der Zeit ihres Auftretens wiedergegeben. Sie wurden lange Zeit nach dem Hören des Gesprochenen schriftlich aufgenommen und wir lasen im Text, dass verschiedene Bewohner auch noch im 19. Jahrhundert nicht in der Lage waren, ihren eigenen Namen zu schreiben. Die unterschiedlichen Schreibweisen sind also beabsichtigt vom Original übernommen und nicht vereinheitlicht worden.


Anhang 3: Alte Maßangaben und deren Umrechnung, Hinweise auf das Geldwesen

Die alten Maße sind nicht einheitlich für das Gebiet Deutschlands. Längen- und Flächengrößen weichen in einzelnen Herrschaftsgebieten, Landschaften oder Zeiträumen, selbst bei gleicher Bezeichnung weit voneinander ab. Selbst zeitgleich wurden bei benachbarten Orten im Kreise Teltow deutliche Unterschiede festgestellt. So zumindest war es bis 1871. Danach trat Preußen der Meterkonvention bei; das Metrische System hielt seinen Einzug.


Zählmaße

1 Paar = 2 Stück; 1½ Paar (Hausleute) = 3 Personen

1 Dutzend = 12 Stück

1 kleine Mandel = 15 Stück

1 Schock = 4 kleine Mandeln = 60 Stück; 1 Großschock = 64 Stück


Längenmaße

1 Meile, preußisch = 7,42 km, etwa 2000 Ruthen = 23.555 Fuß

1 Ruthe: Deren Länge wird in unterschiedlichen Regionen verschieden angegeben.

1 Ruthe sind etwa 12 Fuß, etwa 3,77 m ... 4,6 m, ungefähr 5,7 ... 5,9 Ellen

1 Elle entspricht ca. 2 Fuß, etwa 63,0 bis 66,7 cm

1 Fuß = 0,0625 Ruthen = 0,315 m = 31,5 cm, rund 12 altpreußisch Zoll (mit 2,615 cm)

1 Klafter = 1,88 m; 1m = 0,35 Klafter

1 m (Meter) = 100 cm = 3,17 Preußische Fuß = 0,2 Ruthen


Flächenmaße

Die Hufe (auch Hube) ist ein variables Flächenmaß. Sie ist Bauernland, dessen Größe sich nach der Bodenqualität richtet. Sie soll so bemessen werden, dass sich von den Felderträgen einer Hufe eine Familie ernähren und diese Fläche von ihr bewirtschaftet werden kann. Naturgemäß ist demzufolge eine Hufe in der nährstoffreichen Magdeburger Börde mit schweren Böden kleiner, als in der kargen, sandigen Mark Brandenburg. Nach der Anzahl der Hufen richtet sich die Höhe der Abgaben an die Herrschaft.

1 alte Brandenburgische Hufe sind etwa 30 große Morgen.

1 Hufe im Jahre 1585 in Sperenberg und Wünsdorf im Teltow: 14 Morgen.

1 Hufe im Jahre 1624 in Stolpe im Teltow hat 20 Magdeburger Morgen.

1 Preußische Hufe sind 66 Preußische Morgen, etwa 16,5 ha, 1,65 qkm, rund 165.000 qm.

1 Ein „Preußischer Morgen“ ist eine Fläche, die mit einem Ochsen vor dem Pflug, an einem Vormittag gepflügt werden kann. Das sind etwa 2.553 Quadratmeter Flächeninhalt oder 180 Quadratruthen (13,4 x 13,4 Ruthen), ¼ Hektar, 25 Ar, eine Fläche von 50 x 50 m.

1 Quadratruthe (bei angenommener Ruthenlänge von 3,77 m) = 14,2 qm = 0,255 Morgen

1 Hektar = 3,99 preußische Morgen = 0,1 Quadratkilometer = 100 Ar = 10.000 qm

1 Quadratkilometer = 399 Morgen = 10.000 Ar = 1 Million qm

1 a (Ar) = 100 qm (Quadratmeter) = eine Fläche von 10 x 10 m


Volumenangaben / Hohlmaße (vom 14. Jahrhundert an)

1 hl (Hektoliter) = 0,1 cbm = 100 l (Liter) = 1,8 preußischer Scheffel

1 cbm = 10 hl = 1.000 l = 18 preußische Scheffel

1 Scheffel = 0,55 hl = 55 l = 16 Metzen (Maß für Getreide und Hülsenfrüchte)

1 Metze = 3,44 l = 0,0625 Scheffel = 1 Stübchen

1 Wispel Getreide sind etwa 100 kg = 1,8 Scheffel

1 Wispel Roggen hat den Wert von 2 Wispel Hafer und den Geldwert von einem Frustum

1 Scheffel sind etwa 0,55 Wispel Getreide


Geldwesen

11. Jahrhundert – 16. Jahrhundert

Zu jener Zeit ist „Eine Mark Silber“, ein Silberbarren von 233 Gramm Masse.

1 Schilling enthält 12 Pfennige, 20 Schillinge = 240 Pfennige =

1 Pfund Silber mit 267,2 Gramm = 1 Talent.


14. Jahrhundert

Die Geldwerte von Waren betragen derzeitig für

1 Scheffel (Hohlmaß, etwa 55 Liter) Getreide oder Erbsen 15 bis 16 Pfennige

4 Pfund Erbsen (nach 1871 sagt man: 2 Kilogramm) 1 Pfennig

1 Huhn 2 Pfennig

(Aus der „Verordnung gegen Luxus und Verschwendung“, vom 24. September 1334).


1630

Die Truppen des kaiserlichen Oberbefehlshabers General Albrecht Wenzel Eusebius Baron von Wallenstein (geboren 1583, ermordet 1634) durchziehen im September 1630 unsere Gegend. Wie selbstverständlich muss die Bevölkerung die Truppen, egal ob Freund oder Feind, ernähren. Ein Reuther (Reiter) soll erhalten:

Täglich 3 Pfund Brod (1.500 Gramm) zu je 3 Pfennig,

Täglich 3 Pfund Fleisch (1.500 Gramm) per a 8 Pfennig,

Täglich 3 Quart Bier jedes zu 5 Pfennig.

Sein Pferd soll dagegen bekommen: Täglich 12 Pfund Heu.

Einmal wöchentlich 1½ Scheffel Haber (das sind im Hohlmaß etwa 82,5 Liter Haferkörner) je Scheffel zu 12 Groschen. Einmal wöchentlich 2 große Gebundt Stroh.

(Von derartigen Mengen konnte die ansässige Bevölkerung für sich selbst nur träumen).


1743

Das monatliche Einkommen der Militärs unter Friedrich II.


Der Pfeifer 2 Thaler

Der Reiter 3 Thaler

Der Fähnrich 11 Thaler


Der Musquetier 2 Thlr. und

2 Groschen


Der Wachtmeister 4 Thlr.

Der Feldprediger 15 Thlr.

Der Pikenie 2 Thlr., 2 Gr.


Der Feldscher 4 Thlr.

Der Major 63 Thlr.


Der Dragoner 2 Thlr, 16 Gr.


Der Obrist 414 Thlr.





1756:

Der Soldat zahlt in der Kasernenkantine für

Ein Mittagessen mit einem Kruge Dünnbier 2 Groschen

Eine Suppe 1 Dreier

Ein Dünnbier 2 Pfennig


1763:

Die Bevölkerung zahlt für ein Pfund Zucker 9 Groschen


1810:

Der Wochenlohn eines Arbeiters beträgt in dieser Zeit im Durchschnitt 1 Thaler.


Anhang 4: Übersicht zur sozialen Gliederung

Die Bauern oder Hüfner (der Ackermann, die Ackerleute), die einen Hof mit mehreren Gebäuden und eine oder mehrere Hufen (Flächenmaß) Land besaßen, standen in der sozialen Hierarchie über den Kossäten und Büdnern. Sie waren dem Grundherrn mit ihrer Arbeit und mit ihrem Gespann zu Dienstleistungen verpflichtet. Als Ganzbauern oder Vollhüfner bezeichnete man diejenigen, die etwa 2 ½ bis 5 Hufen eigenes Land besaßen.


Die Bezeichnung Kossaten, Kossäten oder Kätner leitet sich von Kotte, Kothe oder Kate ab. Sie besaßen also ein einfaches Landarbeiterhaus ohne oder mit nur wenig Landfläche. Zumindest ein Garten war aber üblich. Als üblich wird die Größe der Landfläche bis zu einem Viertel eines Bauerngutes angesehen. Ist die Landfläche kleiner, werden sie auch Halbkossäten genannt und sie hatten nur wenig Vieh. Halbkossäten wurden deshalb auch Kleinhäusler, Halbbauern, Halbspänner (1 Zugtier für den Wagen) genannt. In anderen Landstrichen auch Hintersiedler, Instleute, Kothsassen oder Hintersassen genannt. Wenn die Kossäten nicht über einen größeren Hof, mit Stall und Großtieren verfügten, hatten sie keine „Wagendienste / Spanndienste“, sondern nur „Handdienste“ für die Herrschaft oder dem Amte gegenüber zu leisten. Sie gehörten im Gegensatz zu Großbauern (so solche vorhanden waren) nicht zu den vollberechtigten Gemeindegliedern. In der Feudalzeit waren sie oft Leibeigene – daher wurde auch die Bezeichnung Eigenkätner verwendet. Da ihnen die Landfläche zum Ernähren der Familie fehlte oder diese nicht zum Leben ausreichte, mussten sie beim landbesitzenden Bauern oder für das Amt oder eine andere landbesitzende Obrigkeit als Landarbeiter arbeiten. Auch die Stellung oder ein Hinzuverdienst als Lehrer, Küster, Feldhüter oder Handwerker war denkbar und notwendig. Oft war die Kate nicht Eigentum des Nutzers, sondern es waren dafür ein Mietzins oder Naturalien abzugeben. Die Kossäten standen in der sozialen Hierarchie also unter den Bauern aber über den Büdnern und Tagelöhnern.


Die Büdner hatten ihre kleine Bude „über dem Kopf“, aber keine Acker- oder Wiesenfläche, höchstens einen umzäunten Garten am Hause. Sie standen in der Rangordnung also unter den Kossäten. Sie waren oft als Colonisten von einem anderen Ort kommend, hier neu angesiedelt. Viele von ihnen zählten zu den Handarbeitern.

Handarbeiter waren Personen, die von der ausgeübten Handarbeit lebten. Dazu gehörten Tagelöhner, Holzhauer, Chaussee- und Eisenbahn-Arbeiter, Näherinnen, Wäscherinnen usw.

Das Gesinde, die Bedienenden, dienten der persönlichen Bequemlichkeit der Herrschaft. Zu ihnen gehörten Butler, Köche, Kutscher, Säger, Gärtner, Haushofmeister, Knechte, Jungen, Kammer- und Stubenmädchen (Zugehfrauen), Wäscherinnen, Ammen, Mägde, Stützen und Personen mit weiteren Bezeichnungen, die auf deren Tätigkeiten hinwiesen.

Als Einlieger bezeichnete man den Nutzer einer gemieteten Wohnung in dem Haus eines anderen Eigentümers. Einlieger arbeiteten oft handwerklich oder von verdingten sich für Tagelohnarbeiten.

Altsitzer sind Inhaber von Altenteilen (Wohnung, Garten, Land). Die Nutzung auf Rest-Lebenszeit der Eltern wurde zwischen ihnen und den Übernehmern (des Hofes), also oft den Kindern, vereinbart.

Den Begriff Gasthöfe wählte man bei einem zu erwartenden Publikum gebildeter Stände.

Krüge und Ausspannungen gab es eher für das Frachtfuhrwesen und die zum Markte kommenden Landleute.

Schankwirtschaften (Kneipen) mit Ausschank und einfachem Speiseangebot wurden auch von Tabagisten und Billardhaltern betrieben.


Anhang 5: Die Bedeutung der Namen verschiedener Einwohner des Dorfes Stolpe


Familienname

Schreibvarianten

Bedeutung des Familiennamens


Albrecht


Althochdeutscher Rufname „adal – beraht“ (edel und hell / strahlend / glänzend).

Baarz

Baatz, Baths, Batz

zu Beuthner, Berufsname für einen Wald- oder Heidebienenzüchter, auch Zeidler genannt oder aber auch vom Rufnamen Bartholomäus abgeleitet.

Barthel


Eventuell althochdeutsch „beraht – walt“ (hell / strahlend und mächtig oder vom Vornamen Bartholomäus (Patron der Gerber und Fleischer) abgeleitet

Conrad


Vom Vornamen abgeleitet, althochdeutsch: Kühn, stark, tapfer + Rat.

Damm


Wohnortname: Jener, der am Damm wohnt oder Berufsname: Der Deicharbeiter, der Straßenbauer.

Danneberg

Dannenberg

Herkunftsname: „Der aus Danneberg“ oder Wohnortname: Bewohner eines Berges, der mit Nadelgehölzen bewachsen ist.

Dürre

Dirre

Von der Körperstatur abgeleitet. Dürr, trocken, mager

Freiberg

Freyberg

Herkunftsname - vom (sächsischen) Ort Freiberg

Göhlsdorf


Herkunftsname. „Der aus Göhlsdorf“.

Grabow


Herkunftsname. „Der aus Grabow“.

Große


Mittelhochdeutsch. Der Große, von der Körpergröße abgeleitet, groß, dick aber auch schwerfällig oder aber der Ansehnliche.

Gruno

Grunow

Herkunftsname – „vom Ort Grunow kommend“.

Heß


Herkunftsname. „Der aus Hessen Stammende“.

Heydert

Heyert

Herkunftsname. Eventuell einer, der aus einem der vielen schlesischen Dörfer stammt (Heidau, Heide, …)

Hönow

Heno, Höhnow, Höno

Eventuell ursprünglich eine Ableitung der slawischen Form des Vornamens Heinrich (Hönisch) aber auch Herkunftsname „Der aus Hönow“.

Kluge

Kluke

Mittelhochdeutscher Übername „kluoc“ für fein, zierlich, klug, weise. Von der Charaktereigenschaft, vom Intellekt abgeleitet.

Kohlhase


Wohl mittelhochdeutsch zu „Heuschrecke“, für einen lebhaften, beweglichen, unruhigen Menschen.

Kokert

Köckert

Eventuell zu Kokeln, Verschwelung des Holzes

Lemke

Lämke

Von Lamm, Lämmchen eventuell Bezeichnung für einen Hirten, im übertragenen Sinne für einen gutmütigen oder auch naiven Menschen.

Liebno

Liebnow, Liebenow

Bezeichnung für einen außergewöhnlich lieben, freundlichen Mitmenschen.

Mollenhauer


Mittelniederdeutscher Berufsname für denjenigen, der Holzmollen (Mulden) anfertigt, also ein längliches halbrundes Holzgefäß, z. B. einen Backtrog, herstellt.

Perlwitz

Perlewitz

? „Perle“- aus dem Griechischen / Lateinischen steht für den Vornamen „Margarethe“.

Rohde

Rode, Rothe

Der (ursprünglich) Rothaarige oder aber: Jener der den Wald rodet / das Land urbar macht.

Sandow


Entweder Herkunftsname: aus Sandow, Sandau oder aber Berufsname: „Santmann“, ein aus freien Landeigentümern gewählter geschworener (Richter).

Sange


Mittelhochdeutsch, Berufsname „Senger“, Sänger / Kantor

Sasse


Berufsname, soviel wie Kleinbauer, Sesshafter

Schmädike

Schmaedike, Schmedicke,

Berufsname mit zwei Deutungen: Eine Wortableitung von „Schmied“ oder von „Schmalzhändler“.

Schuchardt

Schuchard

Berufsname (auch Schubert). Ein Schuhmacher (aus dem Thüringer Land, da nur dort gebräuchlich).

Schulze

Schultze

Berufsname, mittelhochdeutsch, von Schultheiß, das bedeutet: Dorfrichter, Ortsvorsteher, Bürgermeister,ein Amtmann, Eintreiber der Abgaben an die Obrigkeit.

Seidel


Mittelhochdeutscher Übername „sitic“ für einen ruhigen, feinen, anständigen Menschen.

Stutterich

Stuttrich

Abgeleitet von „Der Stotterer“

Zinno /

Zinnow

Zwei Deutungsversuche: Berufsname: Der Zinn(be)arbeiter, der Zinngießer oder aber Herkunftsname: „Der Zinne“ aus Zinna. Bei Alt Landsberg gibt es das Zinndorf (was hier vordergründig nichts mit dem Metall zu tun hat, sondern vom Kloster Zinna (bei Jüterbog) gegründet wurde.


Noch über das Jahr 2000 hinaus, werden in diesem Wohngebiet verschiedene der alten Familiennamen als Straßennamen erhalten sein:

Conradstraße, Martin-Heydert-Straße, Pardemannstraße, Roedenbeckstraße, Sangebuchtweg, Schuchardtweg, Stimmingstraße, Stutterichstraße.


Anhang 6: Aufstellung von Namen der Stolper Familien, geordnet nach ihrem ersten zeitlichen Auftreten in dieser Dokumentation

Anmerkung: Die als „angeheiratet“ Bezeichneten stammen nicht aus Stolpe aber heirateten einen Ehepartner aus Stolpe. Bei den als Taufpaten Bezeichneten ist bisher nicht belegt, ob jene ebenfalls in Stolpe wohnten.


Dorfzentrum Stolpe mit Ziegelei

1481: Pardemann

1576: A. Voigt (Bauer, Hüfner)

1592: Zinnow

1619: Rumschitel, Joachim und Augustin, Besitzer des Schulzengerichts in Stolpe

1632: Roch (angeheiratet)

1651: Hönow

1652: Kluge / Kluke, ein Weber aus Mittenwalde, Massute aus Schmargendorf, Seyke,

Kumpen und Rochow.

1690: Terhecke (Ziegelmeister)

1697: Palm

1700: Barthel (Hirte), Freiberg (Schäfer), Lehmann, Schulze, Albrecht,

Stacho (als Pate erwähnt), Thiell (als Pate erwähnt), Wolter

1704: Baatz / Baarz

1706: Brückmann

1710: Sange

1728: Rohde, aber die Eltern wohnten vorher hier.

1738: Stoppel (angeheiratet)

1756: Perlewitz (Schäfer)

1759: Grauert (angeheiratet, aus Jüterbogk stammend)

1761: Dannenberg, Albrecht (II)

1764: Liebenow, Sandow (Krüger), Müller, Schmaedicke, Bath, Schmidt

1770: Schulze, Wolter, des weiteren alles Taufpaten: (Bauer, Küfer, Rabbak),

1771: Lichterfeldt, Rudolf (angeheiratet), Schmitt,

1772: Kehne (angeheiratet)

1777: Heydert, Hofgärtner, vorher in Sacrow

1779: Barremann (angeheiratet), Diederich (angeheiratet), Krüger (angeheiratet),

Werlich (angeheiratet)

1780: Sasse (Hirt)

1782: Stimming (Krüger), Diederich

1783: Große, Spielhagen, Neue (angeheiratet)

1784: Krüger

1785: Nöbers (angeheiratet), Stolp

1787: Nebert (angeheiratet), Schuchardt, Lehmann (angeheiratet)

1794: Randau (Lehrer)

Heyer, (angeheiratet, vorher in Gütergotz wohnend)

1801: Dirre / Dürre, Seidel (aus Sacrow aber aus Borne in Schlesien bürtig),

1813: Behrend, Conrad, Grunow, Haupt, Kieburg, Lemke, Neumann, Riebisch, Schnutz,

Stutterich

1814: Mollenhauer

1824: Brabandt

1825: Hirschfeldt, Hochkirch, Jungermann, Michaelis

1829: Berr, Brandt

1830: Rietz (angeheiratet), Schmidt

1831: Haeseler, Heverer (angeheiratet)

1837: Liese (Lehrer), Wittenberg

1864: Johl (angeheiratet)

1866: Mathes (angeheiratet)

1870: Barfuß, Bauck, Biege, Buchwald, Dreke, Geisshirt, Frauenheim, Heinrich, Jänicke,

Jürgen, Kramm, Kühne, Reipert, Richter, Schleyhagen, Schmitt, Schulz, Triebener,

Ziegelmann

1888: Dreitzel, Heß,

1893: Sotscheck (angeheiratet)

1928: Hartmann


Wohnplatz Kohlhasenbrück

1679: Kokert (Teerbrenner, ab 1720 als Schankwirt)

1743: Hamel (Schankwirt)

1780: Brandt, Schultze (angeheiratet)

1782: Ebel (Krüger)

1789: Jänicke (angeheiratet), Sasse (Teerofenarbeiter)

1800: Simon (Torfinspektor, Schankwirt)

1806: Hoehne = Hönow

1846: Beyer

1898: Beneck, Graf


Wohnplatz Teerofen

1680: Albrecht

1693: Kokert (Teerbrenner)

1775: Blisse (angeheiratet), Kluge

1813: Brabandt

1816: Zinnow

1833: Baatz, Hoenow, Kluge

1856: Bernau (angeheiratet)

1841: Damm (angeheiratet)

1857: Kaatsch (angeheiratet)

1858: Beyer, Grabow

1862: Ebel (angeheiratet)


Auf der Pfaueninsel

1811: eine Etwa-Angabe der Zeit: Strakonn, Marie und ihr Bruder

1822: Licht, (vorher in Potsdam, geb. in Utzedel bei Demmin) und sein Bruder auf Nikolskoe.

1828: Maitey, Henry (später Heinrich Wilhelm) und in Klein Glienicke


Anhang 7: Aufstellung der gleichen Stolper Familiennamen, die in dieser Dokumentation ausgewiesen wurden, in der alphabetischen Reihenfolge und mit Nennung der Ersterwähnung in dieser Dokumentation

Anmerkung: Die als angeheiratete Bezeichneten stammen nicht aus Stolpe aber heirateten einen Ehepartner aus Stolpe. Bei den als Taufpaten Bezeichneten ist bisher nicht belegt, ob jene ebenfalls in Stolpe wohnten.


Dorf Stolpe mit Ziegelei und Villenkolonie Alsen sowie Pfaueninsel

Albrecht 1700, Albrecht II 1761

Baatz 1704, Barfuß 1870, Barthel (Hirte) 1700, Barremann (angeheiratet) 1779, Bath 1764, Bauck 1870, Bauer (Taufpate) 1770, Behrend 1813, Berr 1829, Biege 1870, Brabandt 1824, Brandt 1829, Brückmann 1706, Buchwald 1870,

Conrad 1813,

Dannenberg 1761, Diederich 1779, Dreitzel 1888, Dreke 1870, Dürre 1801,

Frauenheim 1870, Freiberg (Schäfer) 1700,

Geisshirt 1870, Graf 1898, Grauert 1759 (angeheiratet), Große (Hirt) 1783, Grunow 1813,

Haeseler 1831, Hartmann 1928, Haupt 1813, Heinrich 1870, Heß 1888, Heverer 1831, Heydert 1777, Heyer 1794, Hirschfeldt (angeheiratet) 1825, Hönow 1651 (später auch Krüger), Hochkirch 1825,

Jänicke 1870, Johl (angeheiratet) 1864, Jürgen 1870, Jungermann 1825

Kehne (angeheiratet) 1772, Kieburg 1813, Kluge / Kluke 1652, Kramm 1870,

Krüger (angeheiratet) 1779, Küfer (Taufpate) 1770, Kühne 1870, Kumpen 1652

Lehmann (Taufpate) 1700, Lehmann (angeheiratet) 1787, Lemke 1813, Licht 1822, Lichterfeldt 1771, Liebenow 1764, Liese (Lehrer) 1837,

Massute 1652, Mathes (angeheiratet) 1866, Maitey 1828 (1834 angeheiratet), Müller 1764, Mollenhauer 1814,

Nebert (angeheiratet) 1787, Neue (angeheiratet) 1783, Neumann 1813,

Nöbers (angeheiratet) 1785

Palm 1697, Parnemann / Pardemann (auch Schäfer) 1481, Perlewitz (Schäfer) 1756

Rabbak (Taufpate) 1770, Randau 1794, Reipert 1870, Richter 1870, Riebisch 1813,

Rietz (angeheiratet) 1830, Roch 1632 (angeheiratet), Rochow 1652,

Rudolf (angeheiratet) 1771, Rumschitel 1619,

Sandow (Krüger) 1764, Sange 1710, Sasse (Hirt) 1780, Schleyhagen 1870,

Schmaedike 1764, Schmidt 1764, Schmitt 1870, Schnutz 1813, Schuchart 1787, Schulz 1870, Schulze 1700, Seidel 1801, Seyke 1652, Spielhagen 1783, Sotscheck (angeheiratet) 1893, Stacho (Taufpate) 1700, Stimming (Krüger) 1782, Stolp 1785, Stoppel (angeheiratet) 1738, Strakonn um 1811, Stutterich 1813

Terhecke (Ziegelmeister) 1690, Thiell (Taufpate) 1700, Triebener 1870,

Voigt, A. (Bauer, Hüfner) 1576,

Weber 1652, Werlich (angeheiratet) 1779, Wittenberg 1837, Wolter 1700,

Ziegelmann 1870, Zinnow 1592


Kohlhasenbrück

Beneck 1898, Beyer 1846, Brandt 1780,

Ebel, (als Krüger) 1782

Graf 1898

Hamel 1743, als Schankwirt

Hoehne 1806,

Jänicke (angeheiratet) 1789

Kokert, als Teerbrenner 1679, als Schankwirt 1720

Sasse als Teerofenarbeiter 1789, Simon (Torfinspektor, Schankwirt) 1800,


Teerofen

Albrecht 1680, Albrecht II 1761,

Baatz 1833, Bernau 1856 (angeheiratet), Beyer 1858, Blisse 1775, Brabandt 1813,

Damm (angeheiratet) 1841, Dreitzel 1888,

Grabow 1858

Heß 1888, Hoenow 1833,

Kaatsch (angeheiratet) 1857, Kluge 1775, Kokert, Teerbrenner 1693,

Zinnow 1816,


Anhang 8: Familienzahlen, Berufe, Gebäude, Soziale Gliederung


Jahreszahlen und nachgewiesene Familien

Bauern /

Hüfner

Kossäten

Schank-

krug

Hirten

Schäfer

Büdner

Hausleute

1550

09

01




1559

09

02




1576

08

02




1589

09

02




1624


09

02


01

1 Paar Hausleute

Hierzu gehört die Familie des Jacob (I) Zinnow

1648

zeitweilig

Fast völlig

wüst



1650

08 und

1 Schulze

02




1652


02 und 1 Schulze

04




Es gehören hierzu: Die Familie des Jacob Zinnow, zusätzlich die Familie des Georg Zinnow und Familie Kluge

1690 - 93

08

02




Genannt werden als Spender für die Kirchenausstattung die Gemeindeglieder Ziegelmeister Terhecke und Teerbrennermeister Kokert.

1700


-

04




zusätzlich die Familie des Joachim Zinnow (des Älteren), die Familie Kokert, Familie Albrecht, Familie Kluge

1711



(5 Häuser)


01 + 01

3 Paar Haus-leute, 2 Knechte

1720

Martin Kokert wird als Schankwirt in Kohlhasenbrück genannt.

1745


06

01


01



zusätzlich die Familien Baarz, Christian Zinnow und Joachim Zinnow, des Jüngeren sowie Familie Sange und Familie Brückmann.

1764

-

10


01 Fried.

Sange



Bei den 10 Kossätenfamilien handelt es sich um die des Setzschulzen Christian Zinnow, von Joachim Zinnow d. Jüngere, Christian Sange, Jacob Baatz, Friedrich Sandow, Jacob Zinnow, Wittwe des Jacob Liebenow, Witwe von Andreas Höhnow, Fam. Christian Höhnow Fam. Gottfried Zinnow

1765

-

10

01


02 Büdner


Die Neusiedler-Büdnerfamilien sind Familien von Christian Danneberg und Johann Christian Schmedike

1770

-

10


02 + 01


08 Büdner

Kossäten: Die Familien des Gottfried Hönow, des Gottfried Liebenow, Christian Schmedike, Andreas Carl Zinnow, Jacob Zinnow, Joachim Zinnow (der Jüngere), Christian Zinnow, George Ludwig Zinnow, Gottfried Zinnow. Familien Albrecht, Baatz. Christian Hönow, Familie Sange und Familie Wolter. Bekannt sind uns der Hirte Barthel, der Schäfer Freiberg und Pachtschäfer Johann Christian Perlwitz. Zu den Büdnern gehören: Christian Danneberg, Johann Christian Schmedike, Ludwig Perlwitz, Johann Gerhart Rohde, Ferdinand Sandow, Martin Schulze

1778

-

10

01

02 + 01

12 Büdner

1780


10

02

04


Inzwischen hat auch der Kossäte Wilhelm Baatz eine eigene Familie. Als neuer Hirt kommt Sasse hinzu, als Krüger fungieren Friedrich Sandow und Erdmann Stimming – aber nacheinander im gleichen Hause. Doch auch Ebel betreibt einen Krug in Stolpe.

1790


Als Hof-Gärtner zieht Gottfried Heydert (Heyert) von Sacrow nach Stolpe zu. Neue Bewohner sind auch die Personen der Familie Georg Mollenhauer und der Familie Schuchardt aus Thüringen. Krüger ist jetzt Johann Friedrich Stimming. Neu als eigenständig aus den bekannten Familien treten hervor: die Familie des Joachim Ludewig Liebenow und die des Ludwig Hönow.

1794

Nach dem Ableben des Johann Gerhardt Rohde wird Randau der neue Schulmeister.


Jahreszahlen und nachgewiesene Familien

Bauern/ Hüfner

Kossäten

Schank-krug

Hirten, Schäfer

Büdner,

Hausleute

1801


(139 Personen)

-

10

05 Einlieger

01


12 Büdner

Von den alteingesessenen Familien haben inzwischen August Ludwig Zinnow und Georg Friedrich Schulz eine eigene Familie gegründet. Neue Einlieger sind Gottlieb Große, Lichterfeldt, Johann Gottlieb Seidel aus Sacrow, der Junggesell Johann Friedrich Dirre (Dürre) und Johann Gottfried Wolter. Als Hirt zog Parnemann (Pardemann) hierher.

1813

Neu im Dorf ist Berend, als Krüger. Als Büdner zogen jüngst hierher: Grunow, Kieburg und Stutterich.

1830

Zusätzlich als Büdner lebt nunmehr eigenständig Carl Zinnow hier und als Einlieger hat sich Peter Lemke angesiedelt.

1837

Es gibt wieder neue Menschen im Dorf: Es gehören dazu: Der neue Lehrer / Kantor und Küster August Liese und die Familien Haeseler und Wittenberg.

1840

(31 Wohnhäuser, Tapetenfabrik)

1861

Es gibt in Stolpe inzwischen 5 Kommunalbauten, 37 Wohnhäuser, 52 Wirtschaftsgebäude. Zu den neuen Namen im Ort gehören auch Conrad und Brandt.

1864

Zu denen, die in unseren Ort zogen, gehören auch die Familien Göhlsdorf und Wilhelm Brabandt, der bald unser Dorfschulze sein wird. Viele der neuen Mitbewohner werden bald in den Krieg ziehen müssen.

1880

Die Familien Dreitzel und Heß sind in unserem Dorf ansässig geworden. Dreitzel war bereits unser Gemeindevorsteher. Sein Schwager, Oskar Heß, wird sein Nachfolger in diesem Amt.

1895

In Stolpe wohnen jetzt 1.717 Personen. Der enorme Zuwachs resultiert vor allem nach der Gründung der Villenkolonie Alsen.


Anhang 9: Landkarten


Siehe Stolpe (Berlin-Wannsee), Bilder