Jüterbog – Sehenswürdigkeiten in der Altstadt.
Zusammengestellt von Chris Janecke, Aktualisiert: Januar 2023.
Leserhinweise werden gern gesehen über E-Mail: christoph@janecke.name
Liebe Leser, liebe Bild-Betrachter (weibliche genauso wie männliche),
über die Stadt Jüterbog wurde im Lauf der Zeiten bereits vieles geschrieben. In der vorliegenden Darstellung wird euch die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten vorgestellt, so dass ihr schon viel besser vorbereitet seid, als andere, die nach Jüterbog fahren, um nur mal zu gucken und dabei vielleicht weniger des Wichtigen sehen. Wir werden auch nicht die gesamte Stadt gemeinsam betrachten, sondern uns auf das historische Altstadt-Gebiet beschränken und später noch einen kleinen Abstecher nach Kloster Zinna unternehmen.
Die Abfolge von Text und Bildern gibt keinen Kurs für einen Stadtspaziergang vor. Ihr seid bei der Wahl der Wege völlig frei, findet aber in dem Übersichtsplan eine Orientierungshilfe. –
Es ist so, dass ich nicht selber die Entwicklung der Stadt über einen längeren Zeitraum persönlich verfolgen konnte – dazu bin ich zu jung. Aus diesem Grunde erzähle ich vieles nicht aus eigenem Wissen, sondern habe Informationsblätter der Stadtverwaltung und der Kirchen genutzt sowie die Hinweise der Informationstafeln an den Sehenswürdigkeiten. Ich schreibe also als ein interessierter Besucher der Stadt für andere Besucher. Eventuelle Fehler und Lücken in meinem Text gelten als nicht ausgeschlossen – für Berichtigungen bin ich stets dankbar. Die Bilder stammen, wenn nicht extra angegeben, von der Familie des Autors, aus dem Sommer 2022.
Die Fotos der Holzskulpturen zeigen Werke von Guido Schenkendorf.
Wissende der Stadt weisen gern darauf hin, dass es zwischen Jüterbog und Potsdam, insbesondere zum Stadtteil Babelsberg, eine Beziehung, eine Ähnlichkeit gäbe und erwähnen die dort stehende Gerichtslaube. – Nun ja, das ist wohl wahr – ich spanne den Bogen mühelos etwas stärker und nenne als weitere Beziehungen auch die
- weltbekannte Musiker-Familie Kempff, der ein gesonderter Aufsatz vorbehalten bleibt. Kurz wird angemerkt, dass die Familie Kempff nur sieben Jahre in Jüterbog lebte aber die halbe Lebenszeit in Potsdam verbrachte. Der Tätigkeitswechsel des Vaters Kempff von der Jüterboger Nikolaikirche erfolgte an die Potsdamer Nikolaikirche – und diese beiden Nikolaikirchen wurden auf den Plätzen ihrer Vorgänger-Gotteshäuser errichtet, die in beiden Städten Katharinenkirche hießen.
- Konrad Wachsmann (Frankfurt / Oder 1901 – Los Angeles 1980), der sein erstes und einziges Haus in traditioneller Ziegelbauweise im Jahre 1929 für die Familie des
Dr. Estrich in Jüterbog gestaltete, sich aber dann dem Holzbau aus vorgefertigten variabel einsetzbaren Holzwandelementen zuwandte und ebenfalls noch im gleichen Jahr 1929 für Prof. Dr. Albert Einstein einen Holzhaus-Sommersitz in Caputh bei Potsdam entwickelte und aufstellen ließ. Auf ihn kommen wir bald noch einmal etwas ausführlicher zurück. - Ja natürlich: die (vormals Berliner) Gerichtslaube im Schlosspark Babelsberg sowieso.
- Hans Kohlhase, dem ein gesonderter Artikel vorbehalten bleibt und der beide Gerichtslauben, die Jüterboger und die Berliner Stätten kennenlernen musste.
- Die unter dem Preußischen König Friedrich II. (dem Großen, dem Alten Fritz') neu angelegten Weberkolonien Nowawes und Zinna (einige weitere gibt es). Einen Vergleich der Bauten zu Zinna findet der Leser auf der gleichen Internetseite unter: „Nowawes, eine Colonie bey Potsdam“.
- das Flüsschen Nuthe.
- Die vergleichbare früheste urkundliche Erwähnung: Potsdam im Jahr 993, Jüterbog im Jahr 1007. Das sind aber nur die schriftlich erhaltenen Nachweise. Wir gehen davon aus, dass die Gebiete bereits spätestens vor fünftausend Jahren besiedelt waren.
Gar mancherlei Beziehungen oder Berührungspunkte bestehen also zwischen beiden Städten. Diese hier näher zu besprechen würde den Umfang eines Jüterboger Stadtspaziergangs bei weitem sprengen. Deshalb gibt es am Ende unseres heutigen Spaziergangs >Links<, also die Hinweise zu weiteren Wegen – für einen Aufbruch zu neuen Zielen.
Die nun folgende Beschreibung und Bebilderung eines Spaziergangs durch die Jüterboger Altstadt soll möglichst in Ruhe und Gelassenheit betrachtet werden, uns auf einen vom Alltag entschleunigten erholsamen, hoffentlich sogar erlebnisreichen Gang durch die Stadt, durch die Jahrhunderte, vorbereiten. Verinnerlicht man diese Fotos nachhaltig, so trifft man beim Stadtbesuch bereits auf vertraute Bekannte, die uns aber in jeder Jahreszeit, ja bereits bei verschiedenartigen Witterungen etwas unterschiedlich aussehend begegnen. Als Gäste sind wir alle in Jüterbog wohl ganzjährig gern gesehen. Niemand soll aber annehmen, dass er Jüterbog nach dieser Lektüre nun kenne – diese Aufzeichnungen hier, wollen lediglich eine Anregung geben, sind ein Ausschnitt aus der Fülle – Jüterbog hat mehr zu bieten!




In den nachfolgenden Punkten der Objektbeschreibungen findet ihr jeweils die Bezeichnung des Planquadrates, so dass ihr die Lage der Sehenswürdigkeit sofort findet und diese „ansteuern“ könnt, sofern diese sich im Gebiet der Altstadt befindet.






Hinter dem ehemaligen Kino (Planquadrat B 3), in Richtung Liebfrauenkloster, liegt der Konrad-Wachsmann-Platz. Dieser Platz ist ein Auto-Parkplatz, mit nur noch wenig Platz für andere Menschen. Auch in Jüterbog sind sehr viele Autos unterwegs; lebhaft gefördert durch die Bundesstraße 2, die längs durch die mittelalterliche historisch-wertvolle Altstadt führt.
Hingegen lohnt es, sich ein Bild über Konrad Wachsmann (1901–1980) zu machen. Konrad Wachsmann hatte Tischler und Zimmermann gelernt. Später studierte er Architektur und war ein Konstrukteur im Stahlbau aber auch ein Verfechter des Holzbaus. Sein erstes Gebäude (1929) war das einzige in traditioneller Ziegelbauweise gemauerte, bestellt von der Familie des Dr. Estrich in Jüterbog. Zu Wachsmanns Spezialität aber wurde die fabrikgemäße Vor-Fertigung großformatiger Holztafeln für die Schnellmontage auf den Baustellen mit Klick-Verbindungen. Sein gelungenes Entwicklungsziel war das Erreichen vielfältiger Gestaltungsmöglichkeiten mit einer geringen Anzahl genormter Bau-Tafeln einheitlichen Rasters. Beispiele dafür sind das Sommerhaus für Prof. Dr. Albert Einstein in Caputh, Am Waldrand 6, hoch über dem Ufer des Templiner Sees bei Potsdam, ebenfalls im Jahre 1929 montiert – und eine Holzhaus-Wohnsiedlung für Ludwigsfelde bei Potsdam. Im Jahre 1933 verließ er (wie auch Albert Einstein) Deutschland gegen seinen eigentlichen Willen, lebte in Rom, später in Paris und emigrierte 1941 „in letzter Minute“ in die USA. Konrad Wachsmann und eine seiner Schwestern waren die einzigen Holocaust-Überlebenden seiner Familie. In den USA arbeitete er auch mit Walter Gropius, dem „Vater“ der Bauhaus-Architektur zusammen. Konrad Wachsmann blieb aber seiner deutschen Heimat auch nach dem Zweiten Weltkrieg mit Rat und Tat verbunden.

Bild aus einem Prospektblatt über Potsdam und Umgebung der 1960-er Jahre

Die Marienkirche wurde ab 1161 bis 1173 als eine dreischiffige romanische Basilika errichtet. Zur Weihe erhielt sie die Namen:
- Kirche der seligen Jungfrau Maria – daher kurz: Marienkirche und Liebfrauenkirche. (Liebfrauen ist somit als singulare Form zu verstehen).
- Der Volksmund nannte sie auch kurz und schlicht: Dammkirche (Kirche des Dorfes Damm, am Damm gelegen, an / auf der Geländeerhöhung, die sich aus dem sumpfigen Niederungsgebiet erhebt).
Die Kirche wurde an dem Tag des Monats April 1174 geweiht, an dem Erzbischof Wichmann von Magdeburg dem Ort Jüterbog das Stadtrecht erteilte, das Recht Märkte abzuhalten und der Stadt die Zollfreiheit gewährte. Bereits 1174 wurde diese Kirche zur Haupt- und Mutterkirche des Ländchens Jüterbog bestimmt. Diese Funktion behielt sie bis in die Reformationszeit hinein. Die Liebfrauenkirche = Sankt Marien = Dammkirche ist somit das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Das Wachsen der Orte Damm und Jüterbog machte es erforderlich, die Kirche bereits nach 50 Jahren mit einem Querschiff beträchtlich zu erweitern. (Der im Bild sichtbare Abfallbehälter ist nicht ganz so mittelalterlich – er ist rund 800 Jahre jünger als die Kirche.)

Im Zuge der Reformation predigte der Mönch Thomas Müntzer im April und Mai 1519 auch hier bei den Nonnen mit aufrüttelnder Kirchenkritik am Bisherigen, was auch zu Redegefechten zwischen dem Lutheraner und den Vertretern des hier im Jüterboger Mönchenkloster ansässigen Franziskanerordens führte. Es half letztendlich kein Zetern, die neue protestantische Lehre setzte sich durch. Von 1540 an bestand Religionsfreiheit und die Liebfrauenkirche wurde zur ersten evangelischen Pfarrkirche der Stadt.
Die Dammkirche = Liebfrauenkirche = Sankt Marien (im Plan: B 4), war rund 366 Jahre lang ein katholisches Gotteshaus, davon fast 260 Jahre einbezogen in das Klosteranwesen und damit in das Klosterleben und in die Klosterverwaltung. Aus heutiger Sicht (2022) ist sie seit mehr als 480 Jahren eine evangelische Kirche, die zweitälteste im Land Brandenburg.











Im Jahre 1282 wurde neben der Marienkirche ein Zisterzienserinnen-Kloster eingerichtet (im Plan: B 3). Das Kloster erhielt den Namen: Kloster zum Heiligen Kreuz, auch als Kloster des Heiligen Märtyrers Laurentius bekannt. Bald nannte man es wegen der engen Verbindung zur Kirche auch Liebfrauen-Kloster und Marien-Kloster, denn nun galt die Kirche als in die Klosteranlage einbezogen und die Namen der Kirche gingen auch an das Kloster über. Zum Kloster gehörte sowohl Viehhaltung, als auch Ackerbewirtschaftung für die eigene Versorgung und zum Verkauf der Produkte. Die Krankenpflege, der Schulunterricht und die Beherbergung Reisener gehörten ebenfalls zum umfangreichen Aufgabenfeld der arbeitsamen Nonnen.
Mit der Einbeziehung der Liebfrauenkirche in die Klosteranlage benötigte man für die Bevölkerung Jüterbogs eine neue Stadtpfarrkirche – die Nikolaikirche.
Leider wurde im Zuge kriegerischer Handlungen 1546 das Kloster mit seiner wohl eher bescheidenen Ausstattung aber einem reichen Reliquienschatz geplündert. Das Kloster bestand anschließend noch bis 1557. Der Probst, die Priorin und die Nonnen wechselten zur neuen freien evangelischen Glaubensrichtung und fühlten sich dabei wohl recht heimisch.
Dieses Gebäude gehört heute zur Evangelischen Grundschule der Stadt Jüterbog.



Der ursprüngliche Name des Dammtores war auch Frauentor, weil durch dieses Tor der Weg zum Liebfrauen-Nonnenkloster führte. Es ist das Tor gen Westen. Andere nannten es auch das Mönchentor, weil man aus Richtung des Dorfes Damm kommend, zu den Mönchen in der Stadt hinein, ebenfalls dieses Tor durchschritt.
Diese Stelle passieren alle Leute, die vom Bahnhof gelaufen kommen oder aus Richtung Potsdam, Treuenbrietzen oder Wittenberg anreisen. Vom Jahre 1250 an wurde der Ort, dem bereits das umgebende Sumpfland einen natürlichen Schutz bot, vorsichtshalber mit einer Mauer umgeben. Diese Stadttor-Anlage wurde nahe am Dorf >Damm< als einer der Eingänge zur Stadt errichtet. Nur wegen der Geländeerhöhungen (Dämme) die sich aus dem Sumpfland erhoben, konnte man beispielsweise aus Treuenbrietzen kommend, überhaupt zu Fuß oder Wagen gut die Stadt Jüterbog erreichen.
Von drei Stadttoren wurde die etwa fünf Meter hohe ringförmige Mauer unterbrochen, die den Eingang und die Ausfahrt ermöglichten und gleichsam den Ort sicherten. Die drei Stadttore bestanden jeweils aus einem wehrhaften Außentor und einem Innentor. Die Außen- und Innentore waren durch die zu beiden Seiten angeordneten Mauern miteinander fest verbunden. So entstand eine Schleuse, über Zeiten zusätzlich mit abtrennenden Schlagbäumen ausgestattet. Somit war die Kontrolle des Personen- und Warenverkehrs sowie der Einnahme des Durchlass-Zolls gut gesichert möglich und bot auch einen (gedachten) weitgehenden Schutz der Stadt bei etwaigen militärischen Angriffen.
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hatten die Bürger auf der Schutzmauer und für die Fernsicht von den Türmen einen regelmäßigen, vorbildlich organisierten Wachtdienst zu leisten; in späteren Zeiten nur bei vermeintlicher Gefahr, speziell, wenn ein kriegerischer Angriff zu befürchten war. Das Öffnen und Schließen der Tore am Tag, oblag der Torwache. Nachts blieben die Tore (bis 1840) generell geschlossen aber zu spät eintreffende Reisende durften im benachbarten Liebfrauenkloster, das ja vor dem Stadttor, also außerhalb der Stadt lag, um ein bescheidenes Nachtlager bitten – bitte aber streng separiert vom klösterlichen Leben der Nonnen.
Ab 1687 wurde eine Einfuhrsteuer für alle Güter und Nahrungsmittel erhoben, weshalb es notwendig war, für diesen erhöhten Verwaltungsaufwand drei Torschreiber zu beschäftigen, die besonders an Markttagen viel zu tun hatten. Als aber Jüterbog nach den Befreiungskriegen und dem Wiener Kongress (1812–1815) von Sachsen zu Preußen gekommen war, hob Preußen diese Warensteuer (Akzise) wieder auf, was eine Erleichterung von der Bürokratie für alle darstellte – aber das Auffüllen der Stadtkasse schmälerte.
Das mittelalterliche Tor war sicherheitshalber eng gehalten. Die Durchfahrt wurde erst 1862 auf 155,5 Zoll (3,95 m) erweitert, was aber für den im folgenden Jahrhundert stark zunehmenden Straßenverkehr nicht ausreichte. Seit 1930 ist deshalb ein Fahrschlenker seitlich am Tor vorbei erforderlich.






In die vormals schützende Stadtmauer wurde der Giebel eines Wohnhauses eingelassen. Unterkante des Fensters in 5,00 m Höhe.

Auf dem Gelände des heutigen kleinen Heilig-Geist-Platzes (links im Bild, im Plan: C 4) wurde etwa um 1170 unter der Schirmherrschaft des Magdeburger Erzbischofs Wichmann v. Seeburg, einem großen Förderer der Ortschaft Jüterbog, die Heilig-Geist-Kapelle erbaut. Sie war bestimmt als Kirchlein für das benachbarte Heilig-Geist-Spital, eine kirchlich-unterstützende Anstalt für Arme, Kranke, Alte und anderweitig stärker Bedürftige. Das Spital bestand bis 1687, zu jener Zeit aber bereits seit weit mehr als einem Jahrhundert, evangelisch geleitet.
In dieser Kapelle predigte der erste evangelische Pfarrer Jüterbogs: Thomas Schneidewein. Gleiches wahrzunehmen oblag ihm aber auch in der benachbarten Liebfrauenkirche, wie auch in der Nikolaikirche. Bis zum Jahr 1700 war die Heilig-Geist-Kapelle von einem Friedhof umgeben, für das Bestatten der früheren Spitalbewohner. – Vielen Änderungen von Nutzungsarten war diese Heilig-Geist-Kapelle im Lauf der Zeiten ausgesetzt und auch das Aussehen des Platzes erfuhr zahlreiche Wandlungen:
- Es wird darüber berichtet, dass der Bau zwischen 1562 und 1707 als große Kornkammer genutzt worden sei.
- Während der französischen Besatzung ab 1806 als Pferdestall und Vorratsspeicher genutzt.
- Nach 1838 diente der Bau als Kanonenhalle der Garnison.
- Im Jahre 1873 brannte das altehrwürdige Gebäude aus und im Jahr ...
- 1875 erfolgte der Abbruch der mahnenden Ruine. Man konnte sie nicht mehr sehen.
- 1883. In jenem Jahr jährte sich der Geburtstag von Martin Luther zum 400-sten Male. Aus diesem Anlass pflanzten die Stadtvertreter und die Kirchenältesten unter Anteilnahme der Bevölkerung und vielleicht auch mit dem sachkundigen Rat anwesender Gärtner auf dieser kahlen Brandstätte eine echte Luther-Eiche mit dünnem Stämmchen, im Gedenken an den Reformator (einschließlich seiner eher stämmigen Figur). Zwar gibt es in jener Zeit gar viele junge Luther-Eichen im Lande – aber die Stadt Jüterbog darf ja den Anspruch darauf erheben, dass mit den Tetzel-Predigten, den fragwürdig-scheinheiligen Seelenheils-Versprechungen und der vehementen Gegnerschaft zu Martin Luther und seinen Anhängern, die auch mit zu dem Anschlag der 95 Thesen in Wittenberg führten, eben diese gewaltige Kirchen-Reformation mit von Jüterbog ausging. Seit dem Pflanzen des jungen Bäumchens sind rund 140 Jahre ins Land gegangen und heute beträgt der Durchmesser des damaligen Stämmchens (in 1m Höhe) reichlich 127 cm und somit dessen Umfang etwa 400 cm. Der Baum wurde also hinreichend gepflegt.
- 1928 setzte man dem ersten evangelischen Prediger der Stadt Jüterbog, Thomas Schneidewein, einen Gedenkstein.
- 2001: Bei Tiefbauarbeiten für die Straßensanierung entdeckte man die Gräberanlage des Spitalfriedhofes erneut, deren letztbestatteten, also jüngsten Gebeine, seit bereits mehr als 300 Jahren in der Erde ruhten.
Im Hintergrund erkennen wir den spitzen Kirchturm der Dammkirche „Sankt Marien“, der „Liebfrauenkirche“.

Thomas Schneidewein war ein beliebter Prediger in Jüterbog und der erste protestantische noch dazu. Er kam erst etwa 1526, wohl aus Thüringen nach Jüterbog und predigte vorerst in der Heilig-Geist-Kapelle. Seinen Lebensweg konnten die Jüterboger nicht lange begleiten, denn er entschwand bald auf tragische Weise ihren Blicken und dem Wissen über sein Ergehen. Bekannt ist uns darüber nur in zu groben und etwas ungeordneten Zügen: Kurfürst Joachim I, genannt Nestor, er ist auch Markgraf von Brandenburg (Lebenszeit 1484–1535, Regierungszeit 1499–1535), pflegt das Erzkatholische bei allem, was er so glaubt. Seine liebe und kluge Ehegemahlin, Kurfürstin Elisabeth (1485–1555), Tochter des Königs Johann I. von Dänemark, Norwegen und Schweden, fühlte sich vom jungen, von dem alten Muff befreienden reformatorischen Gedankengut angezogen. Sie war damals 43 Jahre jung, angeprotestantelt und galt somit sowohl als das Alte gefährdend, wie auch selber als gefährdet. Die Kurfürstin floh vor drohender Verhaftung seitens ihres Ehemanns am 24. März 1528 aus Berlin nach Torgau an den Kursächsischen Hof und sehr wahrscheinlich führte ihr Fluchtweg auch durch Jüterbog. In ihre Ehe und das drohende Gefängnis kehrte sie zeitlebens nicht zurück.
Das war der erste Teil des Dramas, doch der zweite folgt sogleich:
Die Historiker wollen nicht ausschließen, dass der gute Prediger Schneidewein der Kurfürstin eventuell seine Unterstützung bei dieser Flucht angeboten hat oder ihr sogar ein Nachtasyl gab – belegt ist es nicht sicher. Zeit verging –.
Bekannt aber wird, dass man ein Jahr später, im März 1529, eine kleine Gruppe der Einwohner, unter ihnen Prediger Schneidewein, unter wichtigem Vorwand vor das Zinnaer Tor, außerhalb der festen Stadt zum Gertraudenhospital rief. Schneidewein aber wurde nahe der Gertraudenkapelle von etwa 40 Kurfürstlich-Brandenburgischen berittenen Häschern in Gewahrsam genommen und als Gefangener hinfortgeführt.
Briefe des Jüterboger Rates an den Kurfürstlich-Brandenburgischen Hof, mit der Bitte um Aufklärung, blieben unbeantwortet – ein Akt grausamer Herrscherwillkür.
Der vermisste Jüterboger Prediger wurden nie wieder gesehen, kehrte nicht in die Wahlheimat zurück. So wurde vermutet, dass des Prediger Schneideweins Leben nach langer Haft möglicher Weise in der Festung Spandau endete.–
Ob zwischen beiden Ereignissen aber tatsächlich ein inhaltlicher Zusammenhang besteht, ist nicht erwiesen. Ein Dokument, das Martin Luther selbst darüber verfasste, führt wegen abweichender Zeitangaben zu weiteren Fragen, für die aber schlüssige Antworten fehlen.

Wir schreiben das Jahr 1517 und dieser Tetzel, zu Pirna gebürtig, ist jetzt etwa 52 Jahre alt. Bekannt wurde Tetzel durch sein florierendes Handelsgebaren, seine Einnahmefreudigkeit, die wohl besonders erfolgreich auf seinem Redetalent fußt, auf seiner beschwörenden Überzeugungskraft basiert. Es ist ein Geschäft, das ihm wohl leicht von Hand und Zunge geht, denn er betreibt es schon seit 1504. Routine. Seine besondere Sorge gilt dem Seelenheil auch der Jüterboger Schäfchen, die sich zu großen Scharen als glaubende Schafe erweisen, indem sie den Tetzel-Versprechen auf den Leim gehen, die sinngemäß aussagen: „Meine lieben Gläubigen – sobald euer Geld in meinem Kirchen-Kasten klingt, – eure Seele in den Himmel springt“. Ihr könnt euch somit von eurem sündigen Treiben freikaufen, damit später eure Seele nicht in das gar erschröcklich quälende Fegefeuer der Hölle gestoßen wird. Eure Seele wird dann ganz ohne aufwändige anstrengende Buße geläutert in himmlische Sphären aufsteigen, dorthin, wo man Hosianna singt, wo geistig' Milch und Honig fließen. So etwa! Solche Predigten nun nicht mehr in Latein, denn das tumbe Volk sollte sie ja nun gut verstehen und danach handeln. Die Ablasszahlung wurde auch „von fast Sündenfreien“, die den Ablass eigentlich gar nicht nötig hatten, gern als Spendenart gewählt ... denn vielleicht gab es ja doch eine segensreiche Nebenwirkung. Seelen-Handel mit Tetzel und vielen anderen Mönchen. Zuhause haben derweil dann zahlreiche Kinder gehungert. Das Geld, nun im Tetzelkasten, hat ihnen nicht geholfen im irdischen Leben satt zu werden.
Diese eingebrachten Ablassgelder sollten dem Bau des Peters-Doms in Rom dienen, den Erzbischöflichen Schuldenberg bei Albrecht in Magdeburg abtragen ... und auch Tetzel daselbst lebte wohl so schlecht nicht. Es wird gesagt, dass diese Methoden des Klerus „das Fass der Ungeduld“ beim Ablass-Widersacher Dr. Martin Luther zum Überlaufen brachten. Sie sorgten wesentlich dafür, das kirchliche Reformationsbestreben schnell voranzutreiben. Es führte letztendlich mit dazu, dass Luther seine Gedanken, seine Forderungen, in die Form der berühmten 95 Thesen brachte, in bleierne Lettern gießen ließ. –
Zeit ist vergangen. Die Zeiten haben sich geändert.
Schon lange ist wohl auch dem Tetzel und Co. vergeben. Heute handelt er nach dem Grundsatz „Jeder nach seinen Fähigkeiten und jedem nach seinen Bedürfnissen“, grad' so, wie im Kommunismus oder auch im Paradies.
So kellt Tetzel heute kostengünstig seine Suppe aus. Gut' Essen hält Leib und Seele zusammen. Ja, da kommt Freude auf. Der Heilige Geist wird froh gestimmt sein über Tetzels Sinneswandel und dessen neues gottgefälliges Tun. –
Spargelzeit: Die Suppe vielleicht angerichtet mit Röstbrotwürfeln, Zuckerschoten, Pilzen, Salz, wenig Zucker, Butter, Mehl, Pfeffer und Zitronensaft. Ist die Spargelzeit vorbei, gibt's anderes Edelgemüse der Jahreszeit ...
... beispielsweise die vorzügliche Tomatensuppe. Diese könnte angereichert sein mit Tomatenmark, Zwiebel, kleinen Kartoffel- und Möhrchenwürfeln, Olivenöl und saurer Sahne, Gemüsebrühe, Honig, Basilikum und Oregano, mit Kräutern überstreut und mittels Ei-Schnee-Sahnehäubchen garniert oder ...
... im Herbste des Jahres die berühmte herzhafte Kürbissuppe, je nach Geschmacksvorlieben mit gebrochenen Sonnenblumenkernen, Würzpaste, Zwiebeln, Butter, Orangensaft und Zitrone, Curry, Pfeffer und Salz, mit Ingwer verfeinert. Garnierung mit Petersilie – Grün fürs Auge nicht zu vergessen, mag sie feingefrostet ruhig aus dem Kräutergarten des Vatikan kommen.
Diese prächtige, lebensdeftige Skulptur, wie auch weitere, gestaltete der Herr persönlich: Herr Guido Schenkendorf – aber nicht zeitgenössisch im Jahre 1517, sondern erst etwa 2017! Nach 500 Jahren in alter Frische.



Anmerkung: Am Ende dieses Dokuments gibt es einen Link, der euch zu den Notizen über Hans Kohlhase führt.






Anmerkung: Am Ende dieses Dokuments gibt es einen Link, der zu den Notizen über die Familie Kempff führt.




Es konnte an dieser Stelle vorerst ein Handelshaus entstehen, als der Erzbischof Erich von Magdeburg als weltlicher und religiöser Herrscher in den Bauwunsch einwilligte und auch den Grund und Boden schenkend hergab.
Der Baugrund galt indessen durchaus nicht als unberührtes Neuland, denn auf diesem Platz stand vorher ein Hospital, eine Hilfestätte und Herberge für Arme, Kranke, Alte und anderweitig Bedürftige. Dort stand früher auch ein Turm, den man in das entstehende Bauwerk des Handelshauses einbezog. Rechts im Bild tritt das Turmoberteil mit der damals neu angepassten Turmhaube aus dem Dach des heutigen Rathauses heraus.
Nach dem >Ja und Amen< des Erzbischofs wurde das Bestehen dieses neuen Gebäudes erstmals im Jahre 1285 dokumentiert. Besonders die Gilde der Tuchmacher war in dem Gebäude stark vertreten. Sie boten hier ihre Waren feil. Das städtische Ordnungsbestreben erforderte später eine Anzahl von Verwaltungsräumen, so dass man 1493 begann, links ein Ratsgebäude anzusetzen, dass wohl Ende 1506 fertig wurde. Erst im Spätmittelalter erhielt es also seine heute sichtbare Form und ließ für das freundliche Betrachten seitens des Laien das Ensemble zu einer optischen Einheit verschmelzen. In diesem Gebäude fanden im Fürstenzimmer zwischen 1350 und 1625, häufiger - etwa 100 - „Fürstentage“, länger währende Tagungen statt. Weltliche Politik, Diskussion zu Erbfolgen, das Beilegen von Grenzunstimmigkeiten, Kirchenangelegenheiten und viele weitere Punkte füllten die Programme der Tagesordnungen. Der Tagungsraum verfügt über ein Deckengewölbe, getragen von einer gewundenen, also spiralförmigen Sandsteinsäule, ferner Wandmalereien und handwerklich aufwendig gefertigte Türen. Von diesem Raum aus beeinflusste auch später (1626) im Dreißigjährigen Krieg der Heerführer Wallenstein die Geschicke der Stadt und des Landes. Im Jahre 1756 marschierte der kleinwüchsige Preußische König Friedrich II., genannt „Der Große“ mit Truppen in Jüterbog ein und wir müssen feststellen: Hier im Fürstenzimmer des Rathauses Jüterbog begann der Siebenjährige Krieg – völlig ohne Schuld der Jüterboger Ratsherren.

In der dem Rathaus zwischen 1477 und 1481 vorgesetzten und im Erdgeschoss offenen Laube wurde Gericht gehalten – bitte viel frischen Wind in die Juristerei und kürzere Verhandlungen bei längerer Kühle. Erst 1493 wurde der Gerichtslaube ein oberes Stockwerk aufgesetzt.
Es ist gewiss! Die Jüterboger Gerichtsstätte birgt einiges an Ähnlichkeit mit der Gerichtslaube, die im Park Babelsberg steht, weist aber auch Unterschiede auf.
Anmerkung: Am Ende dieses Dokuments gibt es einen Link, der euch zu den Notizen über die Gerichtslaube in Babelsberg und die sie umgebende Parkanlage führt.
Hier, in der Jüterboger Gerichtslaube wurde 1534 auch die Sache des Hans Kohlhase verhandelt. Damit hatte es folgendes auf sich: Hans Kohlhase war ein angesehener Kaufmann und Rosshändler in Berlin und Cölln an der Spree. Ihm waren auf einer Geschäftsreise zur Messe nach Leipzig von den Bediensteten des sächsischen „Edelmannes“ v. Zaschwitz seine beiden prächtigen Pferde geraubt und die Kutsche beschlagnahmt worden. Auf sein fest aber artig vorgetragenes Rückgabe- und Wiedergutmachungsansinnen wurde er vom Edelmann lediglich verlacht. Seine treuen Tiere konnte er später noch einmal sehen, wobei ihm das Herz schier brechen wollte – krank, abgemagert, mit glanzlosem Fell. Ein Unbeteiligter hätte sie herzlos als Schindmähren bezeichnet – ein trauriger Abschied. Kohlhase wandte sich mit einer Klage an das zuständige Gericht. In Jüterbog, verhandelt in eben dieser Gerichtslaube, erreichte er eine Entscheidung zu seinen Gunsten über 600 Gulden Schadenersatz, für die ihn in Sachsen geraubten Pferde und für erlittene Schmach und Ehrverletzungen. Er wurde ferner von der frei erfundenen, verleumderischen Beschuldigung, einen Brand in Wittenberg gelegt zu haben, freigesprochen. Über das Urteil des Gerichts für diese Ausgleichszahlung und den Freispruch war der sächsische Fürst derart erbost, dass er den bürgerlichen Gerichtsbeschluss nicht akzeptierte, diesen verwarf. So hatte Hans Kohlhase zwar recht bekommen aber es war ihm letztendlich keine Gerechtigkeit widerfahren. So begann er Selbstjustiz auszuüben, wurde zum Freibeuter. Ein Rächer der Armen, Rechtlosen und Entehrten. –
Anmerkung: Am Ende dieses Dokuments gibt es einen Link, der euch zu weiteren Notizen über das Leben des Hans Kohlhase führt.

M e i n unmaßgebliches geistiges Auge sah ihn bisher so, wie er gertenschlank, als wilder vorwitziger Gesell', als ein märkischer Robin Hood, ein Rächer der Entrechteten, im Musketier-Wams, die Feder keck am Hut tragend, links die Zügel, rechts den Degen, auf seinen feurigen Rossen durch die Wälder, durch die Auen streifte – nach Beute Ausschau haltend.





An der nordöstlichen Ecke des Rathauses installierte man einen Heiligen Mauritius, dessen Name auf die Mauren zurückgeht. Die Skulptur (Original im Museum) stiftete der Magdeburger Erzbischof Ernst im Jahre 1507 zum Abschluss des Rathausbaus bzw. zu dessen Einweihung. Mauritius war ein Heerführer, der aber wegen seines christlichen Glaubens verfolgt wurde und den Märtyrertod erleiden musste. Er galt als der Schutzpatron des Erzbistums Magdeburg und er wurde auch als Schutzpatron für die Stadt gewählt.
Unter der Skulptur sehen wir das Familienwappen des Erzbischofs Ernst von Magdeburg – im Bild aber nicht erkennbar. Die Jüterboger Bürger ehren den Mauritius kurz mit „Moritz“. Das ist wohl zulässig – aber eine berühmte „blaue Moritz-Briefmarke“ ist im Katalog der Sammler nicht enthalten.

Anmerkung: Am Ende dieses Dokuments gibt es einen Link, der euch zur Sage über den wackeren Schmied von Jüterbog führt, die ich euch dort erzähle – so braucht ihr diese nur noch lesen.

Titel: „Kalksteinplastik einer Bäuerin“. Entstehung: 1910. Markt - Ecke Große Straße. Tafel mit ausführlicher Informationen unter der Skulptur. Der Künstler, der die Skulptur schuf, ist leider nicht erwähnt.






Es könnte, von kundigem Kopf und mit sorgsamer Hand bearbeitet, zu einer höchsten Zierde des Straßenzuges, zu einem „Schmuckkästchen“ werden – so wie seine Nachbarn in neuem Glanz erscheinen. Ich hörte, dass verschiedene Objekte in der Stadt sehr auf kenntnisreiche Erwerber warten. So einiges an ausgezeichnetem Potenzial ist wohl im Kern vorhanden! Lassen wir also etwas Zeit vergehen, um dann schöne Vergleichsfotos von „alt“ und „neu“ gegenüberzustellen.

Bereits ab 1355 war der wohlhabende Ort Jüterbog wegen seiner besonderen Verkehrslage als günstiger Treffpunkt zu Absprachen und Verhandlungen von Fürsten aus den umliegenden Gebieten erkoren. Die Fürstentage, diese Fürstentagungen zu politischen, wirtschaftlichen wie religiösen Themenkreisen, fanden also des Öfteren im Fürstenzimmer des Jüterboger Rathauses statt (heute das fürstliche Arbeitszimmer des Bürgermeisters) aber auch das Kloster Zinna bot ausreichend Platz und den kulturellen Rahmen dafür. Die Fürsten tagten dabei mitunter mehrere Wochen am Ort. Die weiten Reisen mussten sich lohnen. Zu besprechen gab es viele, darunter auch ungeheure Wichtigkeiten. Als sehr bekannt nach heutiger Erinnerung und den damaligen Aufzeichnungen war der Fürstentag des Jahres 1611, zu dem 24 Herrscher mit einem Tross, von Beratern (Räten) und Schreibern eintrafen, die sich innerhalb der Mauern der Stadt vom 01. Februar bis zum 21. März gern aufhielten. Natürlich tagten sie nicht nur, sondern nächtigten auch hier. Deshalb war die entsprechende Anzahl ansprechender Beköstigungsstellen erforderlich. Zwölf Gasthöfe boten zu jener Zeit Speis und Trank. Selbstverständlich gab es gediegene Beherbergungsstätten. Zu jenen gehörten unter anderen Häusern der damalige „Gasthof zu den sieben Kurfürsten“, Markt Numero 5. Das Vorgänger-Gebäude (?) in der Pferdestraße 41 (im Plan: D 4), dessen Plakette die fürstlich güldenen gekreuzten Schwerter zeigt – und die grüne Raute der sächsischen Fürstenkrone – gehörte auch dazu. Eine bleibende Erinnerung.




Die Straße geradeaus führt uns gen Kloster Zinna und darüber hinaus über Luckenwalde in Richtung Berlin. Im Vordergrund des Bildes zweigt nach rechts die Straße namens >Oberhag< ab. Der Name bedeutet (auf eingenordeter Karte) die obere = nördliche einfriedende Begrenzung der alten Stadt ... abgesehen davon, dass diese Straße, topografisch gesehen, auch noch etwas höher liegt, als der >Südhag<.






Mit der Einbeziehung der Liebfrauenkirche in die Klosteranlage >Zum Heiligen Kreuz< benötigte man für die Bevölkerung eine neue Stadtpfarrkirche – so wurde der Bau der Nikolaikirche beschlossen. Diese entstand auf dem Baugrund der früheren Katharinenkirche.
Der dreischiffige Sakralbau wurde in mehreren Bauabschnitten vom 13. bis ins 15. Jahrhundert errichtet. Nach Notizen in der Chronik soll sie bereits während des ersten Bauabschnitts ab 1307 genutzt worden sein.
Wir sehen hier die ungleichen Türme der Nikolaikirche mit der Aussichtsplattform und dem Dach des vorgelagerten Kirchenschiffs. Die Firsthöhe allein des Daches beträgt 18 Meter.
Die ursprüngliche Turmspitze des Nordturms (rechts) wurde 1476 als Holzkonstruktion mit Ziegeldeckung ausgeführt. Diese Spitze wurde im Jahre 1562 in einem schweren Gewittersturm beschädigt und stürzte zur Erde. Der Wiederaufbau in geänderter Form, als ein achteckiger Barockaufbau, erhielt in 46 m Höhe die kleine Wohnung für den Türmer, der dort, ausgestattet mit Schwenkfahne, Horn und Laterne, seinen Dienst als Wachposten versah, um Brände oder feindliche Truppen zu erspähen und zu melden. Der Türmer war ein Beauftragter der Stadt, kein Kirchenbediensteter. Die Spitze des Turmes den wir links sehen, wurde in Sandstein ausgeführt.
Die Kirche weist sechs Glocken auf. Die größte, gegossen im Jahre 1495, hat eine Masse von etwa 5.000 Pfund (2.500 Kilogramm = 2,5 t).
In dieser Kirche predigte während der Zeit der Reformationsbestrebungen 1517 der Dominikanermönch Johann Tetzel und ab 1519 Franz Günther, als Lutheraner, im April / Mai 1519 kurzzeitig vertreten von Thomas Müntzer. Auch Dr. Martinus Luther soll hier mit starker fester Stimme und gut gewählten Worten gastweise aufgetreten sein, sagen Wissende.
Der Südturm, hier im Bild der linke Turm mit Spitze, kann von Besuchern bis zur Aussichtsplattform bestiegen werden. Hinauf führt eine enge steinerne Wendeltreppe ohne Handlauf (Vorsicht!), weiter oben fortgeführt mit einer eher bequemen Holztreppe.



Die heute vorhandenen Kirchenbänke fertigte man im 18. Jahrhundert. Die Emporen tragen Bilder, bereits um 1585 gemalt. Diese wurden 1821 erneuert. Auf der linken Empore befindet sich die rein-weiße Magistratsloge, im Jahre 1709 eingebaut.







Die malerische Auszierung der Gewölbedecke stellt eine Zweiteilung dar. Auf diesem Bild sehen wir die westliche Hälfte der Raumdecke, die im Jahre 1490 auf weißem Grunde hochkünstlerisch filigran gestaltet wurde. Wir erblicken Propheten des Alten Testaments: David – Weihnacht, Jonas – Ostern und Elias – er steht für die vor-pfingstliche Himmelfahrt (außerhalb des Bildausschnittes). Schließlich deutet der Stern auf dem mittigen Schluss-Stein, symbolisch auf Jesus Christus hin, als Ziel der Hoffnung und aller Liebe, als Zentrum der Wahrheit und Weisheit sowie als Mittelpunkt des Glaubens und der Welt.



Maria hat mit göttlicher Liebe das gewaltwirkende Böse in der Welt bezwungen. Sie steht (auch im Bild sichtbar) sicher auf und über diesem. Nach der Geburt Jesu gilt sie als die Gottesmutter. Gekrönten Hauptes ist sie dargestellt. – Die das Gewand säumenden Edelsteine bezeichnen sie als Hort aller Tugenden, zu denen gehören: Glaube, umfassende Liebe, Hoffnung, Besonnenheit / Mäßigung, Geduld / Stärke, Gerechtigkeit, Sittlichkeit, Barmherzigkeit / Mildtätigkeit, Demut, ... Wohlwollen / Großzügigkeit, Tapferkeit / Mut sowie auch Fleiß / Zielstrebigkeit – die jeder Mensch anstreben und dabei erfolgreich sein soll.


Das Bild weist größere Beschädigungen auf, hauptsächlich Farbschichten-Abblätterungen. Zustand im Sommer des Jahres 2022.

Die Körperhaltung könnte für manch' weitere Situationen im Leben gelten. Dem Autor kam als erster Gedanke: „Jesus Christus denkt über die stets aktuelle Sündenlast der Menschheit nach“.

Das Bild des Hochaltars stellt den Tempel in Jerusalem dar. Es steht geschrieben, dass im Moment des Ablebens Jesu Christi der Vorhang vor dem Allerheiligsten zerriss – in dem Augenblick, als sich die Prophezeiung erfüllte, dass Christus die Last der Sünden der Menschen auf sich nahm und, stellvertretend für alle, den frühen Tod erleidet. – Damit war für die Menschen der Weg frei, sich mit Sorgen, Nöten und Freuden – mit Bitte und Dank, sich mit ihren Sinnen direkt an Gott zu wenden – ohne trennenden Vorhang, ohne vermittelndes Tun oder auch Einschreiten des Hohepriesters, der Schriftgelehrten oder anderer kirchlicher Würdenträger.


Zuverlässiges Wissen um die Verwendungen der Truhe in rückliegenden Jahrhunderten ist verloren gegangen. Es wird für möglich gehalten, dass diese bei Passions-Prozessionen dazu diente, die Holz-Skulptur des Jesus Christus zur Zeit der Grablegung aufzunehmen.
Eventuell diente die lange Kiste der Aufbewahrung von Messgewändern und / oder der Geräte für die priesterlichen Handlungen, beispielsweise für das Abendmahl.
Gern nennt der Volksmund diese Truhe „Tetzelkasten“, als eine der vielen Kästen oder Kassen des fleißig den Ablasshandel betreibenden Dominikanermönchen Johann Tetzel, doch als Reisekasse scheint dem Laien diese Kiste eher ungeeignet. Die Truhe stand auch bereits bedeutend lange vor Tetzels Lebzeiten hier. Tetzel versprach im Namen von Papst und Erzbischof auch hier in der Nikolaikirche im Jahre 1517 dem sündigen Menschen das spätere Seelenheil, die Errettung vor oder aus dem höllischen, schmerzhaften aber auch reinigenden Fegefeuer und den Aufstieg der Menschen-Seele in himmlische Gefilde, wenn – ja, wenn der Mensch eine gewisse Ablösegebühr in klingender Münze zahlt. So war das damals – Freikauf von Strafe, statt Einsicht und Buße, statt anstrengender guter Taten – und das zahlte sich auch mit großen Erfolgen aus – also für die Kirche und im Leben des Tetzels sowie weiterer Ablassprediger.
Nicht auszuschließen ist, dass man in der Kiste auch mal das Ergebnis von Kollektesammlungen für gute Zwecke oder tatsächlich auch vorgenannte Handelseinnahmen zwischengelagert und sicher eingeschlossen hat. Die Truhe ist reich an Metallbeschlägen und enthält neben dem Zentralschloss zwei weitere Überwurf-Zuhaltungen an Scharnierbändern für Vorhängeschlösser. Der Korpus wurde um das Jahr 1250 aus einem Stück, dem Einbaum, gefertigt.
Die Eiche als Bau(m)material wurde um 1249 gefällt, weist ein dendrologisches Gutachten zur Altersbestimmung aus. Diese Kiste ist das älteste Stück aus dem Schätzevorrat dieser Kirche. Die Kistenmaße: 250 cm lang, 65 cm breit, 50 cm hoch. Es reizt den Autor als Betrachter, dem weiterhin sehr erhaltenswerten Stück eine restauratorisch-sorgsame Pflege zukommen zu lassen. Ebenso täte dem Schmuckläufer, falls er denn als unerlässlich erscheint, ein gründlich-mild tauchendes Behandeln sicher gut – nicht immer muss ja für ein solches Vorhaben sogleich ein reinigendes Fegefeuer entfacht werden. Erfreulich soll der Zustand allen erscheinen.

Der Schrank ist eine Tischlerarbeit um das Jahr 1500, ist also heute schon bedeutend älter als 500 Jahre. Die Schranktür zeigt eine sehr alte und somit vielleicht die früheste erhaltene Darstellung des Wappentieres der Stadt: Ein lustig springendes Ziegenböcklein in einer Umrandung von der Linienführung eines Wappenschildes. Der Schrank diente wohl der Aufbewahrung von Geräten für die kirchlichen Handlungen am Tuchmacheraltar. (Es gab zu jener Zeit etwa 30 Nebenaltäre für jeweils bestimmte Bevölkerungs- und Berufsgruppen.) Eventuell wurden auch ausgewählte Textilproben und Bücher, darunter möglicherweise durchaus Geschäftsunterlagen der Gilde gelagert, weil sie hier in einem Brandfall sicherer lagerten, als im Handelshaus oder auch in Wohngebäuden. Die Tuchmacher der Stadt bildeten in der Personenanzahl und vom Ansehen her die bedeutendste der Gilden.
Zu weitläufigen Vorfahren aus dem Familienverband des Autors und dem mit ihm verwandschaftlich verbundenen Ahnenforschungskundigen Dr. Hartwig Schulze, gehören zu dieser Branche beispielsweise:
- Paul Grauert (um 1620–1695), Meister des Tuchmachergewerks, Stadtrat (Rathsverwandter) und Kirchenvorsteher von Sankt Nikolai. Er wohnte mit seiner Familie >Vor dem Zinnaer Thore<. Zu Paul Grauerts Kindern gehörten unter anderen auch
- Thomas Grauert (1652–1726), der allerdings ein Magister wurde, ein Pfarrer, der in mehreren Orten wohnte und predigte. Seine letzte Pfarrstelle hatte er in den Jahren 1692–1717 in Werder bei Jüterbog inne. Verheiratet war er mit Maria Sophie Curio. Dessen jüngerer Bruder:
- Johann Georg Grauert (1654–1729) wurde Tuchmacher und Gewandschneider. –
- Johann Niendorf (um 1649–1721) lebte als Tuchmacher-Meister mit seiner Familie in der >Enge Gasse< (heute Nikolaikirchstraße) und dessen Sohn ...
- Tobias Niendorf (1682–1721) war ebenfalls Tuchmacher-Meister und Gewandschneider sowie Gerichtsassessor. Dieser ehelichte ein Grauert-Mädchen, ebenso wie der
- Johann Christoph Schüttauf (1696–1762), der als Jüterboger Bürger das Schwarzfärberhandwerk für die weitere Bearbeitung der freundlichen Farbgebung für Textilien ausübte.
... und so setzte sich die Familientradition in der Textilherstellung und Weiterverarbeitung in den Tuchmacher-, Tuch-Färber und Gewandschneider-Gewerken über Generationen, also seit vor 400 Jahren, fort. In jüngeren Zeiten werden dann endlich auch regelmäßig die Namen der Ehefrauen in den Aufzeichnungen erwähnt und jene gleichsam unbeabsichtigt gewürdigt. – Was wir erwähnen wollten: die meisten dieser Textilhandwerker-Vorfahren hatten direkt, manche indirekt, mit der Nutzung des hier gezeigten Tuchmacher-Schranks in der Nikolaikirche zu tun ... und mir als einem diesem Objekt „recht nahestehenden Betrachter“ sagt meine leise innere Stimme wieder laut und deutlich vernehmbar, wie vortrefflich es wäre, dem kulturhistorisch so wertvollen Stück eine achtsame Pflegemaßnahme zu seiner Erhaltung und völlig wiederkehrenden Schönheit angedeihen zu lassen.




Der rechte Straßenzug ist die Nikolaikirchstraße (früher Mittelstraße, in noch früherer Zeit als >Enge Gasse< benannt). Diese Straße führt zum Marktplatz auf das Rathaus zu. Weiter nach rechts hinten das Kulturquartier (Mönchenkirche und Klosteranlage).



Das Kloster der Zisterzienser-Mönche in Zinna wurde 1170 gegründet. Die Jüterboger Stadtanlage „Abtshof“ (in der heutigen Straße >Planeberg<, im Plan: F 3), wurde um 1480 als Stadt-Aufenthaltsort für den Vorsteher des Kloster Zinna angelegt. Auch diesem sehr gut erhaltenen Gebäude sieht man sein Alter wahrlich nicht an. Es stellt den bedeutendsten der noch bestehenden Klosterhöfe auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg dar. Dem Kloster Zinna gehörten ausgedehnte Besitzungen nördlich des Ortes, ferner bei Gommern vor den Toren der Stadt Magdeburg, in Strausberg bei Berlin und anderen Orts – ein Ausdruck für den Reichtum und die sich ausweitende Einflusssphäre des Klosters Zinna.
Während der kirchlichen Reformationsbestrebungen wurde das Kloster Zinna, auch wegen seiner Nähe zu Wittenberg, recht früh in seinen theologischen Grundfesten erschüttert. Mehrmals wechselte der Erzbischof von Magdeburg Äbte aus, die der neuen Lehre zuneigten oder sich aber als zu schwach und ungeeignet erwiesen, um als geistliche Hirten die menschlichen Schafe sicher durch dieses die Ruhe gefährdende „Wildwasser“ zu führen.
Letzthin setzten sich, wie wir wissen, die Gedanken der Reformation durch. 1553 wurde das Kloster Zinna aufgelöst und dessen Güter in den Besitz des Landesherrn überführt.
Nun steht der Abtshof in Jüterbog langzeitig leer und wartet auf eine sinnvolle Nutzung.






Ist es in baumärmeren Straßenzügen der Stadt zu sommerlich heiß und trocken, – im Südhag findet der erholungssuchende Mensch ein angenehmes Klima.

Das Neumarkt-Tor galt nicht als Haupttor. Jene Reisenden passierten es, die es in Richtung Baruth oder Dahme, wie auch gen Herzberg zog – oder Leute durchschritten es, die von dort kamen und gern nach Jüterbog hinein wollten.

Seit Jahren galt die >Große Straße< als sanierungsbedürftig. Nun war es soweit – im Jahr 2017 konnten die aufwendigen Tiefbauarbeiten beginnen. Bald schon nach dem Aufnehmen des Fahrbahnbelags auf dem wir seit Jahren fuhren, unsere Eltern jahrzehntelang schritten, unsere Großeltern und deren Vorfahren gingen, stoßen die Bauarbeiter auf Holz. Auf viel Holz. Wie sich zeigte, wurde unter der Straße ein Sträßlein freigelegt, ein Holzbohlenweg, von dem niemand mehr Kenntnis hatte. Die sonst normalen Tiefbauarbeiten wuchsen sich hier zu einer spannenden Geschichte aus.
Die Stadt Jüterbog war in früheren Zeiten wie wir wissen, gut mit der Stadtmauer und den Toren gesichert. Einen weiteren Schutz vor feindlichen Einfällen bildete die Lage der Stadt in einer Umgebung, die sich durch Niederungen mit Sumpfland auszeichnet. Doch auch innerhalb der Stadt waren Wegstrecken oft feucht, insbesondere natürlich nach anhaltendem Regen. Für die Bewohner wurde es schwierig, manche Wege trockenen Fußes zu durchmessen. Zu schwer in jedem Fall für die Leute, die mit beladenen Handkarren aufgeweichte Strecken überwinden mussten. Auch die Räder der Pferdewagen oder schwerer Ochsengespanne versanken im Morast. Daher wäre ein moderner Bohlenweg zweckmäßig, eine wesentliche Erleichterung! Der Magdeburger Erzbischof Wichmann v. Seeburg hatte als kirchlicher und weltlicher Herrscher den weiteren Ausbau Jüterbogs sehr gefördert. Im Jahr 1174 hatte er dem Ort das Stadt- und Marktrecht sowie die Zollfreiheit verliehen – eine Wegebereitung für das Aufblühen der Stadt ... und just in diesem Zeitraum konnte auch der Bau dieses neuen Holzweges beginnen – zumindest auf einer sowohl besonders bedürftigen und auch wichtigen Wegstrecke.
Der Schichtenaufbau: Auf den fein planierten Untergrund schütteten unsere Altvorderen eine Schicht von Lese- und Bruchsteinen, eine kapillarunterbrechende Trockenschicht, die den Morast und die Holzbohlen in einem gebührenden Abstand voneinander hielt. Auf die Trockenschicht wurden tragende „Längsschienen“ aus Stämmen verlegt, von denen die beiden äußeren derart ausgeschnitten waren, dass sie sowohl als Auflager für einen querliegenden Belag aus etwa
10 cm dicken Bohlen von 340 cm Länge dienten, als auch ebenso als seitliche Begrenzung für jene Bohlen, dem Bestreben seitlichen Verrutschens zuverlässig entgegenwirkend. Oben auf diese querliegenden Tragbohlen als Lastverteilerschicht kamen dann nochmals Bohlen von etwa 540 cm Länge als Nutzschicht, als Lauf- und Fahrbahnoberfläche in Längsrichtung verlegt. (Letztgenannte sind im Foto und im Modell nicht dargestellt; denn ihr Zustand war gemäß Angabe zu sehr verrottet). Die Breite des komfortabel-trockenen Bohlenweges durch die Stadt hatte somit eine Breite von ungefähr 3,40 m. Die Wege-Konstruktion war in sich stabil aber ebenfalls flexibel und der Austausch desolater Hölzer ohne langzeitiges Unterbrechen der Straßennutzbarkeit leicht und schnell möglich. Als Baumaterial kam das Holz der Kiefer zur Verwendung. Die dendrologische Untersuchung der alten Bauteile ergab, dass die ältesten der Bäume um 1175, die jüngsten um das Jahr 1206 gefällt worden waren. Dieser ausgegrabene Bohlenweg hat also ein Alter von rund 820 bis 840 Jahren und gilt als ein wertvolles Zeugnis, zumindest als ein „Mosaikbaustein“ für die Geschichte des damaligen Lebens in der Stadt.
Archäologen und Bauarbeiter legten diese Reste auf etwa 60 m sorgfältig frei und dokumentierten die Ergebnisse. Das Material jedoch wurde zum größten Teil bald „entsorgt“, da aus Erfahrung zu befürchten war, dass diese Bauteile an der Luft ohnehin bald zerfallen würden.– Derartige Wegegestaltungen gab es im Mittelalter öfter. In der näheren Umgebung sind solche Bauten aus Baruth, Dahme und Zossen bekannt. Es gab wohl aber auch Varianten in der Konstruktion und der Materialwahl.
Quelle für Information, Baustellenfoto, Modell und Wandzeichnung: Öffentlich zu sehen im Rathaus Jüterbog. Dazu ein Informationsblatt des Landkreises Teltow-Fläming, Untere Denkmalschutzbehörde in der Kreisverwaltung, Am Nuthefließ 2, 14943 Luckenwalde.
Angabe für diese Grabung in Jüterbog: Große Straße mit Blick auf das Neumarkt-Stadttor am östlichen Ende der Altstadt, 2017.

Geradeaus geht es auf dem Bohlenweg durch die >Grosse Straße< zum Neumarkt-Tor. Außer dem rechts stehenden Eierturm erhalten wir einen Eindruck davon, wie das Innentor damals komplett ausgesehen haben mag. Aus Platzgründen wurde für das Modell eine Breite von
200 cm gestaltet. In der Wirklichkeit soll der Bohlenweg eine Breite von 340 cm gehabt haben. Gehen wir nach der technischen Beschreibung, fehlt hier noch die obenauf liegende Nutzschicht, die Geh- und Fahrbahnoberfläche, bestehend aus einer weiteren Lage von längs verlegten Bohlen. –
Geradeaus, rechts vor dem Neumarkttor, ja, durch die dunkelbraune Tür, schreiten Heiratswillige in das Eheschließungszimmer des Standesamtes. Vorsicht! In derartige Situationen kann jeder Harmlose leicht verwickelt werden, der nur mal nach Jüterbog reist, um hier ein paar uralte Bohlen zu betrachten.

3,60 m erweitert, was aber für den im folgenden Jahrhundert stark zunehmenden Straßenverkehr nicht ausreichte. Seit etwa 1930 ist deshalb ein Fahrschlenker seitlich am Tor vorbei erforderlich.



Auf dieser „Blauen Straße“ sind es etwa 9½ Meilen zwischen Jüterbog und Potsdam bzw. Nowawes-Neuendorf (seit 1939 mit dem Ortsnamen Potsdam-Babelsberg), der Mündungsstelle der Nuthe in die Havel. Von der Quelle fließt das Wasser also hier durch Jüterbog, dann durch Luckenwalde und Woltersdorf. Von dort an nutzten bereits Lotschken (Kähne) und auch Holzflößer das Flüsschen. Dann fließt das Wasser durch Märtensmühle, zwischen Trebbin und Löwendorf hindurch, nimmt bei Gröben die Nieplitz auf, grüßt im gemächlichen Vorbeifließen die Dörfer Saarmund, Bergholz und Rehbrücke, um sich dann bei Babelsberg in die Potsdamer Havel einzumischen. Ein kleines Borkenschiffchen brauchte für diese Strecke etwa 64 Stunden der Zeit des Reisens, würde es unterwegs nicht aufgehalten.
Anmerkung des Autors: 1 preußische Meile = 7,42 km. 9 ½ Meilen: Etwa 70 km. Die Fließgeschwindigkeit der Nuthe beträgt bei ihrem geringem Gefälle: etwa 1.100 m in der Stunde. Die Länge der in früheren Zeiten stärker mäandernden Nuthe wurde durch mehrere Begradigungen verkürzt.



Jeder, der mit dem Auto in die Stadt hinein möchte, muss das Tor umfahren, (wobei er bitte strikt die zweite Wortsilbe betont).


Anmerkung: Am Ende dieses Dokuments gibt es einen Link, einen Hinweis, der euch zu den Notizen über die Familien Kempff führt.




Vor dem Start zu unserem Spaziergang hatte ich einige Gemeinsamkeiten der Städte Jüterbog und Potsdam erwähnt ... wie war das nun beispielsweise mit
- den sich ähnelnden Gerichtslauben,
- der Nuthe, die sowohl durch Jüterbog fließt, als auch in Potsdam „zu Hause“ ist,
- die Webersiedlungen in Kloster Zinna und in Nowawes (seit 1939: Potsdam-Babelsberg)
- Wilhelm Kempff, dem Großen Sohn der Stadt Jüterbog? Bisher wissen wir doch nur, dass er als ein eher kleiner Vierjähriger die Stadt verließ, um mit Eltern und Geschwistern nach Potsdam zu ziehen …
Na dann ... Auf Wiedersehen in Potsdam! Hierzu bitte einfach die ganz unten genannten Begriffe anklicken.
Als „Vorgeschmack“ die vergleichenden Bilder zu den Gerichtslauben, zur Nuthe, den Weberhäusern und zu einem Ort des Hans Kohlhase:
Die Gerichtslauben



Wer mehr über den Babelsberger Park erfahren möchte, klicke bitte unten auf jenen Ort oder schaue sich in Ruhe auf der Internetseite www.janecke.name um. Dort gibt es mehr!


Die Nuthe – ein Nebenfluss der Havel


Webersiedlungen


Hans Kohlhase

Wege zum Weiterlesen – bitte einfach das Gewünschte anklicken:
- Jüterbog, Notizen zur Geschichte der Stadt
- Hans Kohlhase – ein tragisches Menschenschicksal
- Der wackere Schmiede-Meister der Stadt Jüterbog
- Die Musiker-Familien Kempff in Jüterbog, in Potsdam und in der Welt
- Der „Park Babelsberg“ in Potsdam
- Die Potsdamer Parkanlage „Neuer Garten“
- Der Potsdamer „Park Sanssouci“
- Die Russische Kolonie „Alexandrowka“ in Potsdam
- Die Pfaueninsel in der Havel
- Nowawes, eine Colonie bey Potsdam