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Zur Ahnenliste "Janecke" gehörend:


Notizen über die Familie SOTSCHECK in Nowawes


Zusammengestellt: Chris Janecke, Bearbeitungsstand: Januar 2014.

Aufstellungen weiterer Linien/“Zweige“ dieses Familienverbandes sind beim Autor vorhanden.


Im Jahre 1750 wird auf Befehl des Königs Friedrich II. mit dem Bau eines Kolonistendorfes, vor allem für Glaubensflüchtlinge, in der Gemarkung Neuendorf bei Potsdam begonnen. Da im Wesentlichen Zuwanderer aus Böhmen erwartet werden, erhält die Ansiedlung später den Namen in böhmischer Sprache “Nowawes” (auch Nova V(j)es = Neues Dorf). So bestehen bald ein alter deutscher und ein neuer böhmischer Ort “Neuendorf“ nebeneinander (etwa vergleichbar mit deutsch und böhmisch Rixdorf / heute in Berlin-Neukölln).


Der erste Bauabschnitt.

Der mit der Bauplanung und Bauleitung beauftragte v. Retzow plant, lässt bauen und überwacht das Fortschreiten der Arbeiten. Zügiges Arbeiten tut not, denn in des Königs Auftrag hat Retzow mit vielen fliegenden Handzetteln ja bereits ausgiebig Einwanderer angeworben, die sich auf den Weg begeben, als auf der „Neuen Scholle“ noch kein einzig' Haus steht. Die neue Scholle – das werden vorerst 155 Häuser sein, die fünf Straßen (breite Sandwege) und den Kirchplatz säumen. Die meisten der Angeworbenen kommen aus dem Böhmerland, des Spinnens oder des Webens kundig, werden protestantische Glaubensflüchtlinge sein, die von der katholischen Vorherrschaft der Kaiserin Maria Theresia fort wollen. Sie kommen wohl meist nach Zwischenaufenthalten in Sachsen oder Polen, zum Teil mit Zwischenaufenthalt in Berlin, bis hierher. Andere Neusiedler wandern aus Hessen, Württemberg, Nassau und auch aus der Schweiz in die “Märkische Streusandbüchse” ein.


Überliefert ist uns der werbende Aufruf des Obersten von Retzow, datiert vom 7. Octobris 1750:


Nachdem Se.* Königl. Majst. in Preußen allergnedigst resolviret**, zum Dienst der in Böhmen der Religion wegen verfolgten Evangelisch-Lutherischen Glaubens-Genossen, ein ganz neues Etablissement anzulegen, und mir unterschriebenen, die Vollmacht ertheilet, dieses Werk in Stand zu bringen; als habe allen und jeden denen dieses vorgezeiget wird, und sie sich entschließen möchten nach Berlin zu ziehen, die Versicherung geben sollen, daß dieselben nicht allein aufgenommen, sondern auch gesorgt werden soll, daß sie nebst ihren Familien, sich reichlich und ehrlich ernehren können, welches auf Verlangen hierdurch attestiren, und mit meiner eigenhändigen Unterschrift, auch angebornen Pittschaft*** bekräftigen soll.


Potsdam, d. 7. Octobr. 1750 W. von Retzow -

Sr.* Königl. Maj. in Preußen

bestallter Obrist bey der

Infanterie und Commendeur

eines Bataillons Grenadier Guarde

auch Comandant zu Potsdam.




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Anmerkungen:

* Se.: Seine Königliche Majestät, Sr.: Seiner ...

** resolviret: ... festlegte

*** Pittschaft (später Petschaft): Siegel-Stempel


In den folgenden Darstellungen sind die Namen ohne die im Original bestehenden „Akzents“ geschrieben.

Auf verschiedenen Seiten haben Dr. phil. Wernher Bauer (mit W. B.) und Chris Janecke (mit C. J. gekennzeichnet) Notizen angefügt, die lediglich ihre persönlichen Auffassungen wiedergeben.

Die erläuternden Texte gelten als nicht abgeschlossen, sie können ergänzt werden, verschiedenes ist noch nachzutragen, beispielsweise

- an Daten zu Personen

- zu geschichtlichen Ereignissen im Ort, die auf das Leben der hier dargestellten Personen Einfluss genommen haben könnten.


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1751

Die ersten 60 Häuser für jeweils 2 Familien (mit gemeinsamen mittig angelegtem Hausflur) werden bereits bezogen und 1752 besteht die Siedlung schon aus 100 Häusern.


Zu den Ansiedlern aus Böhmen gehört auch unsere Familie Sotscheck.

Die Kirchenbücher geben als erste offizielle Unterlagen eine Auskunft über die Familien – auch über die unterschiedlichen Schreibvarianten des Namens noch im böhmischen Kirchenbuch, in dem tschechisch geschrieben wurde. Später, bei den Eintragungen im deutschen Kirchenbuch werden die Schreibweisen noch vielgestaltiger, bis sich endlich die noch heute übliche Schreibweise „Sotscheck“ durchgesetzt hat.




Kurzfassung: Familie Sotscheck in Nowawes

(Namentlich erwähnt ist nur jeweils jenes Kind, das den Weg in der Richtung zu unseren heute lebenden Sotschecks dieses Ahnenzweiges geht)


Generation 10 / Ahn 608

Sotscheck, Wenzel (sen.)

um 1700

vor 1770

vor 1718

aus Böhmen (Königgrätz)



*

oo

5 Kinder nachgewiesen

Generation 10 / Ahnin 609

N., Werema (Familienname nicht

1703 (überliefert)

05. 05. 1767

vor 1718

aus Böhmen stammend

Gen. 09 / Ahn 304.1

Sotscheck Wenzel, (jun.)

(1718) in Böhmen

27. 04. 1816

04. 06. 1754



*

oo, 13 Kinder

Gen. 09 / Ahnin 305

Fuchs, Johanne Charlotte, gen.:Anna

(11. 11. 1732) aus Collin, Böhmen

22. 01. 1817

04. 06. 1754

08 / 152.7

Sotscheck, Joseph Friedrich

06. 08. 1765

13. 04. 1840

24. 09. 1797



*

oo, 9 Kinder

08 / 153

Wagnitz, Anna Dorothea

(1773)

23. 12. 1839

24. 09. 1797

07 / 76.7

Sotscheck, Friedrich Gottlieb

(d. Ältere) Weber, Fabrikant

13. 03. 1813

29. 12. 1883

16. 04. 1837




*

oo, 13 Kinder

07 / 77

Melsheimer / Melzheimer,

Caroline Friederique

01. 02. 1813

03. 09. 1896

16. 04. 1837

06 / 38.1

Sotscheck, Friedrich Albert Gottlieb (der Jüngere), Lehr.

17. 01. 1838

19. 12. 1878

17. 01. 1865




*

oo, 6 Kinder

06 / 39.2

Zinnow,

Charlotte Luise Auguste

08. 11. 1835

16. 07. 1914

17. 01. 1865

05 / 19.1

Sotscheck, Johannes, Lehrer

12. 06. 1866

04. 07. 1951

?



*

oo, 2 Kinder

05 / 20

Ranke, Johanna

15. 12. 1868

12. 01. 1954

?



1759

Eine erste Einwohnerliste über die „681 Seelen“ von Nowawes, vom Februar 1759, ist uns überliefert (siehe Beilage).


1763

Am 24. August 1763 wird vom Magistrat Potsdam eine Liste der Eigentümer der Häuser in Nowawes angefertigt. 155 Familiennamen sind aufgeführt. Quelle Brandenburgisches Hauptarchiv, Repositum 2, D., 15426/1, Seiten 149 - 172, .darunter auf Seite 157, Nr. 60: Familie des Wentzel Sautscheck. Dieser ist aus Königgrätz in Böhmen gebürtig. Die königliche Donation (Schenkung des Hauses) erfolgte unter dem Datum des 30. Juny 1760. Bei ihm ist Miether Johann Sautscheck; der gibt aber keine Miethe. (Anmerkung Chris J.: Es wird sich um den jüngeren Bruder des Wenzels handeln, der 1739 in Böhmen geboren wurde). Ernährungsgrundlage: Der Wirth webt Baumwolle, der Miether arbeitet mit Cattun. (Anmerkung Chris J.: Es dürfte sich somit um den gleichen Arbeitsstoff handeln.

Auf Seite 158, No. 63: Familie des George Fuchs. George ist aus Collin in Böhmen gebürtig. Die Königliche Donation erhält er am 25. July 1761.


1780

Zur Ausbildung im Handwerk des Webers: Ein Bursche wird nicht eher als Lehrling in die Rolle des Weberhandwerks aufgenommen bis er (etwas) lesen und schreiben (nicht etwa rechnen) sowie die fünf Hauptstücke (des Katechismus auswendig aufsagen) kann.

Später soll er nicht eher von der Lehrzeit los- und freigesprochen und somit als Geselle bestätigt werden, bis er, außer den gehörigen Arbeitsproben, einen Spruch aus der Bibel abschreiben kann.

Bei der Lossprechung ist ihm aufzugeben, drei Jahre zu wandern.


1848

Kindergottesdienst in Nowawes

Pfarrer Adolph Stobwasser wurde am 15. Februar 1818, als Nachkomme eingewanderter böhmischer Weber in Braunschweig geboren. Nach dem Theologiestudium tritt er, 30jährig, im Jahre 1848 seine erste Pfarrstelle in Nowawes an. Im gleichen Jahr führt er in seiner Gemeinde den Kindergottesdienst ein. 1852 / 53 bringt er das Geld für die Renovierung der nun 100jährigen Friedrichskirche und für eine fast neue Orgel zusammen.


1850

Thema: Schulsachen und Bürokratie:

Am 25. Juli 1850 schreiben Adolph Stobwasser und Gottlieb Sotscheck im Namen des Schulvorstandes an die Königliche Regierung in Potsdam: „Bei der jetzt vorgenommenen Reparatur der Amtswohnung des ersten Lehrers und Kantors Seyfarth stellt sich heraus, dass bei dem Anschlag (Kosten- und Materialbereitstellung) die ganz verfallene Stube des p. p. Seyfarth vergessen ist, obgleich dieselbe vor Allem der Erneuerung bedarf.“

Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Repositum 2 A II T. Teltow, Nr. 284, o. pag.


1854

Im December 1854 wird ein Polizeiliches Anschriftenverzeichnis zu Nowawes erarbeitet, in dem 794 Familien erfasst sind und in welchem auch die Vermögens- und Ernährungsverhältnisse beleuchtet werden. (Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Repositum 2 A II T. Teltow, Nr.

Nr. 285, Seiten 56 – 82). Ein Vermögen ist bei niemandem anzutreffen. Selbst die Ernährungsgrundlage wird durchweg als unzureichend / ärmlich eingeordnet. Einige Beispiele:

- Ortsvorsteher Josua wohnt in der Lindenstraße 42 (das weiß doch Jedermann).

- No. 190, Maxa, Priesterstraße 3, ohne Vermögen, nährt sich dürftig von der Weberei.

- No. 203, Zinnow, Zimmergesell, Priesterstraße 7, Grundbesitz 2.000 Thaler, Schulden 1.000Thlr.

Nährt sich und die Seinen von der Profession.

- In der Priesterstraße 6, Eckhaus zur Bäckerstraße, wohnt Weber Auerbach.

- No. 213, Mietzschke, Lehrer, wohnt Priesterstraße 10. Kein Vermögen.

- No. 214, Stobwasser, Prediger, Priesterstraße 11, kein Vermögen.

- Kümmel, Webermeister, Eigentümer, Priesterstraße 18. Kein Vermögen.

- Lange, Webermeister, Eigentümer, Priesterstraße 19, kein Vermögen.

- Maxa, Webermeister, Eigentümer, Priesterstraße 21. Kein Vermögen.


- No. 242 Sothscheck, Webermeister, Priesterstraße 22. Grundbesitz 1.200 Thaler, Schulden 900

Thaler. Er nährt sich dürftig von der Weberei.

- Sommer, Schuhmachermeister Priesterstraße 26. Grundbesitz 230 Thaler, Schulden 200 Thaler.

Er ernährt sich dürftig von seiner Profession.

- No. 394 Josua, Webermeister, wohnt Mittelstraße 7.

- No. 397 Zinnow, Webermeister, wohnt Mittelstraße 8.

- Kirchplatz 5 wohnen Lehmann und Greifeld.

- No. 496 Sothscheck, (Gottlieb, sen.) wohnt Kirchplatz 16. Bisher Fabrikant (Bezeichnung

gestrichen) jetzt Victualienhändler. Grundbesitz 1.700 Thaler. Schulden 1.300 Thaler. Nährt sich

vom Victualienhandel sehr dürftig.

- No. 501 Knitter, Webermeister, Kirchplatz 17.

- No. 504 Milch, Webermeister, Kirchplatz 18.

- No. 612 Zinnow, Webermeister, Wilhelmstraße 20, kein Vermögen.

- No. 666 Sothscheck, Webermeister, Wilhelmstraße 39, Grundbesitz 400 Thaler. Schulden 330

Thaler.

- No. 776 Mädler, Tischlermeister, Neue Straße 6a, kein Vermögen


1856

Auguste Zinnow, „ein Kind“ aus der Sotscheck-Nachbarschaft, ist als Dienstmädchen im Haushalt des Nowaweser Pfarrers Stobwasser tätig. Sie wohnt nicht bei den Eltern, sondern auch im Hause (der Dienstwohnung) des Pfarrers in der Priesterstraße 11 (heute: Karl-Liebknecht-Straße 16 – aber das heutige Gebäude ist ein veränderter Baukörper). Es ist das Haus links neben dem Gebäude des früheren Hofmusikus Frantisek Benda). So ist eine weitgehende Verfügbarkeit ihrer Dienste gewährleistet. Zum Haushalt gehören im Jahre 1855: Herr Pfarrer Stobwasser (37 Jahre alt), seine Frau Betty (31 Jahre jung), Tochter Elfriede (6 Jahre) und Sohn Martin (3 Jahre). Auguste Zinnow ist 21 Jahre alt und das zweite Dienstmädchen, Maria Pasewald, 25 Jahre.


Es sind langanhaltend schwere Zeiten. Besonders bemüht um die Linderung des Nowaweser Weberelends sind der Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Staatsminister Dr. Eduard v. Flottwell, Johann Friedrich Josua, der Ortsvorsteher von Nowawes, der Regierungsrat August Wichgraf und nicht zuletzt, der sozial engagierte Ortspfarrer Adolph Stobwasser sowie Gottlieb Sotscheck, sen. Mit ihrer „kirchlichen Armenpflege“ können sie vielerlei Not mit konkreten Hilfsmaßnahmen lindern. Unter anderem gehört dazu auch ein Rettungshaus für verwahrloste Jungen. Leider war J .F. Josua, die große Stütze, im Jahre 1853, erst 61jährig, gestorben. Oft fehlt dem jüngeren Pfarrer der gleichgesinnte Rückenhalt bei dem Ortsvorstand, da sein Wirken mitunter als eine Einmischung in Kommunalaufgaben angesehen wird. Nach langen Kämpfen wird der Pfarrer dem Unwillen wohlhabender Gemeindeglieder weichen. Diese möchten einen strahlenden Pastor der besser Situierten, und nicht einen, der sich um Alte, Kranke und Unterernährte sorgt, in deren Häusern ein- und ausgeht und dieses Wirken in den Predigten unterbringt und den Reicheren bestenfalls ein schlechtes Gewissen macht. Resignierend überlässt der Pfarrer sein Schicksal, also sein Bleiben in angespannter Situation oder eine Versetzung, dem Kirchenvorstand der vornehmeren Bürgerschaft, in Abstimmung mit dem Konsistorium. Die Abstimmung führt zum Ergebnis seiner Versetzung.

Am 02. April 1856 wird dann das Pferdefuhrwerk mit dem wenigen Mobiliar und Hausrat gepackt und so zieht dann die Familie Stobwasser mit den Dienstmädchen Zinnow und Pasewald in das vakante Pfarrhaus nach Fahrland.

Schon am gleichen Tag bezieht der Nachfolger, Prediger Groote, das Haus in der Nowaweser Priesterstraße 11.


Am 01. Oktober 1858 kehrt unsere Auguste Zinnow, jetzt 24jährig, aus dem „Pastorenexil“ aus Fahrland, in das Elternhaus, Nowawes, Priesterstraße 7, zurück.


1859

Gottlieb Sotscheck hat in seinem Garten auf eigene Kosten vom Frühjahr bis zum Herbste ein neues Fabrikationsgebäude aufgeführt. Eigentlich war geplant, dass die „Appreturanstalt Sotscheck“ bereits im Frühjahr 1859 mit der Produktion gestärkter Gaze (Etamin) beginnt. Die Apparaturen sind pünktlich fertig geworden. Es handelt sich um eine Stärkemaschine und um ein Trockengestell (Rahmen), die bezahlt werden müssen. Eigens hergestellt hat diese die Fa. Wedding in Berlin, Ackerstraße No. 50. Jedoch hat sich manch anderes verzögert, auch die Bewilligung eines versprochenen Zuschusses der Regierung. So wird Gottlieb versuchen, die Maschinenkosten in Höhe von 623 Thalern, 17 Groschen und 3 Pfennigen (Rechnung vom 29. Juli 1859) in Teilbeträgen zu begleichen.


1863

Wernher Bauer schreibt: Mein Großvater, der Lehrer und Küster zu Liebätz Gottlieb (des Jüngeren) Sotscheck war wenigstens als junger Mensch so scheu, dass es zu keiner Heirat kam.

Sein Vater verlobte ihn gegen seinen Willen und seine Neigung mit der Tochter einer in Nowawes angesehenen Familie. Das Verlöbnis war unglücklich und musste gelöst werden. (Ende der Anmerkung).

Sohn Gottlieb, also der Jüngere Sotscheck, verlobt sich am 8. November 1863 (freiwillig) mit Auguste Zinnow.


1864

August Wichgraf, der tätige Commissar für Nowawes, hat in seiner Schrift von 1864 das Wirken Stobwassers, des Chefs unserer Auguste Zinnow, folgendermaßen gewürdigt: „Dessen Wirken ist für den Ort von den segensreichsten Folgen gewesen, und durch seine unermüdlichen Bestrebungen für das Wohl der Weber hat er sich dem Gedächtnis der Einwohner ein bleibendes Denkmal dankbarer Erinnerung gestiftet. Sein Name ist mit den Maßnahmen zur reellen Aufhilfe der Weber unzertrennbar verbunden, indem er bei Allem anregend, ratend und persönlich mitwirkend beteiligt gewesen ist. Mit seltener Ausdauer und großer Aufopferungsfähigkeit war er namentlich auf dem Gebiete der kirchlichen Armenpflege rastlos bemüht, die Not zu steuern; unter Anrufung der Privat-Wohltätigkeit in der Nähe, wie in weiter Ferne, brachte er stets reiche Mittel zusammen, womit er am Orte gute Werks stiftete. ... Es war eine eigene Fügung, dass er selbst Nachkomme einer jener, um ihres Glaubens willen aus Böhmen vertriebenen Familien (Namens Stowoda = Hundertwasser) war, welche sich in Berlin niedergelassen hatten. Er verblieb bis zum Jahre 1856 in Nowawes und hatte noch die Freude, bessere Zustände am Orte eintreten zu sehen.“


Gottlieb Sotscheck wendet sich am 10. October 1864 an die Königliche Regierung in Potsdam:



Brief des Fabrikanten Gottlieb Sotscheck vom 10. October 1864


An

Eine Königliche Hochlöbliche Regierung zu Potsdam



Als im Jahre 1848 in Nowawes große Noth und Armuth herrschte, infolge des gänzlichen Arbeitsmangels, erschien bei Einer Königlichen Hochlöblichen Regierung eine Deputation armer Weber nach der anderen, daß Hochdieselbe doch etwas thun möchte, wodurch die große Noth gelindert würde.

In Folge dessen entsandte Hochdieselbe den Herrn Regierungs-Rath Brausewetter, welcher untersuchen sollte, welche Mittel und Wege man einzuschlagen habe, damit womöglich dem ganzen Orte dauernde und lohnende Beschäftigung geboten würde. Der Hl.* Regierungs-Rath Brausewetter beanraumte eine Versammlung der Nowaweser Weber in der hiesigen Kirche, welche er persönlich leitete. Nachdem man sich darüber geeinigt hatte, daß nur und am allerbesten die Weberei die drückende Noth und Armuth beseitigen könnte, erklärte der Hl. Regierungs-Rath Brausewetter, „Es möge sich ein Comité bilden, welches über die

(- Seite 2 - des handschriftlichen Briefes)

nötigen Mittel und Wege berathen möchte, die Regierung würde dann die nöthigen Gelder dazu hergeben, so viel, als man gebrauchte, denn sie hätte über Millionen zu verfügen.“

Die Gemeinde wählte Vertrauens-Mitglieder zum Comité, dem der Hl.* Prediger Stobwasser vorstand und zu welchem auch Unterzeichneter gehörte. Nachdem man acht Tage lang, Tag für Tag, über Mittel und Wege berathen hatte und nun, um die Weber mit Weben zu beschäftigen, die Geldhülfe der Regierung in Anspruch nahm, zog sich Hochdieselbe zurück. Dadurch entstand in aller Gemüther eine große Erbitterung und Erregung.

Da entschlossen sich Hl. Prediger Stobwasser und ich, alles zu versuchen, um die armen Weber mit Arbeit zu versorgen. Wir kamen darin überein, daß ich für Anfertigung der Waaren sorgen sollte, er würde dann für den Absatz mit sorgen helfen.

Aus meinen eigenen Mitteln beschaffte ich nun Rohmaterial, übergab es dann den Arbeitern zum Weben und zahlte ihnen dann einen guten Arbeitslohn. Wir waren unaufhörlich bemüht, der gefertigten Arbeit Absatz zu verschaffen, Tag und Nacht waren wir damit beschäftigt. Denn in solcher Zeit wie 1848, war es wahrlich nicht leicht, solche Unmassen von Waaren abzusetzen. Daß der Umsatz ein sehr bedeutender war, geht aus Folgendem hervor.

Den Gewinn, den wir beim Verkauf der Waaren hatten, nahm ich nicht für mich in Beschlag, sondern überließ ihn dem Hl. Prediger Stobwasser. Derselbe theilte ihn wieder

(- Seite 3 -)

unter den Ärmeren aus. Wir hatten aber einen Gewinn von über 1.800 Reichsthalern, sage nahe 2.000 Rthlrn., wie beiliegendes Attest es bezeugt.

Auf einen Aufruf des Hl. Prediger Stobwasser, schrieb der Hl.* Commerzien-Rath Liebermann aus Berlin an denselben, daß er geneigt wäre, das Seidenwickeln nach Nowawes zu verpflanzen.

Auch die Regierung wurde davon benachrichtigt. Hochdieselbe glaubte, daß durch das Seidenwickeln vielen eine dauernde und lohnende Beschäftigung geboten würde. Da nun aber dieser Industrie-Zweig hier ganz unbekannt war, so versprach sich Niemand etwas davon, ja man suchte allerhand Mittel und Wege auf, um ihm Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Und so schien es, als sollte davon gänzlich Abstand genommen werden.

Da wurde ich von Sr.** Excellenz des Hl. Oberpräsidenten von Flottwell, im Beisein des Hl. Regierungs-Rath Wichgraf und des Königlichen Landraths Hl. von der Knesebeck in meinem Hause aufgefordert, mich der Seidenwickelei anzunehmen, und im Fall, daß es damit gewünschten Fortgang nähme, wurde mir eine Belohnung von der Königlichen Regierung verheißen.

Ich that's. Ich nahm die Seidenwickel-Maschinen in mein Haus, stellte sie auf und ging in Nowawes umher, um Leute zu dem Seidenwickeln heranzuziehen. Meine eigenen Interessen versäumte ich, um diese Beschäftigung in Flor*** zu bringen. Als ich (Fortsetzung auf S. 4)

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* „der Hl.“ bedeutet in diesem Schreiben stets „der Hochlöbliche“, wenn diese Abkürzung auch sonst oft als „der Heilige“ genutzt wird. ** „von Sr.“ bedeutet: „von Seiner ...“. *** „in Flor“ zu bringen, bedeutet soviel wie „zur Blüte“, „zum Gedeihen“ führen.

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(- Seite 4 - der handschriftlichen Ausfertigung dieses Briefes)

(Als ich) endlich mit vieler Mühe Leute dazu gefunden hatte, stellte ich mich zu ihnen und lernte sie an. Unter vielen Schwierigkeiten, die dadurch entstanden, daß sich erst keine Leute dazu hergeben wollten, oder von anderen überredet wieder davon gingen, wuchs das Werk immer mehr. Es fanden sich immer Mehrere hinzu, und ich konnte schon kleine Maschinen außer dem Hause geben, damit die Leute in ihrem eigenen Hause wickeln konnten.

Nachdem die Leute ausgebildet waren, und das schien, als sollte das Werk Fortgang haben, errichtete der Herr Commerzien-Rath Liebermann hier in der Wilhelmstraße eine Fabrik, wodurch nun vielen bis jetzt dauernd und lohnende Beschäftigung geboten ist. Seit der Zeit aber ist hier eine zweite Seidenwickel-Fabrik entstanden, und ganz vor kurzem auch eine Baumwollspinnerei, worauf beide Fabriken auch hingearbeitet haben, daß sich sogleich brauchbare Arbeiter dazu fanden. Dadurch finden nun Hunderte von Arbeitern täglich ihr gewisses Brot.

Daß es nun aber dahin gekommen, ist nächst Gottes Hülfe, meiner Aufopferung und Bemühung zu verdanken, indem ich nichts gescheut habe, um das Seidenwickeln empor zu bringen, wie beiliegendes Attest es ebenfalls bezeugt. Hochdieselbe wollte geneigtest daraus ersehen, daß das Werk gelungen ist, aber von einer Anerkennung ist mir bis heute nichts zu Theil geworden.

(- Seite 5 -)

Zu derselben Zeit entstand ein Comité zur Aufhülfe des Weberei-Betriebes, wozu auch ich gehöre. Herr Regierungs-Rath Wichgraff ist bis jetzt Vorsitzender gewesen. Auch dieses Comité hat nichts gescheut, um der großen Noth wirksam entgegen zu treten. Ihm (ist) es mit Gottes Hülfe gelungen, daß in Nowawes bessere Zustände, als sonst ja waren, erzielt sind.

Weiter war es im Jahre 1859, als ich von Einer Königlichen Hochlöblichen Regierung aufgefordert wurde, wegen einer Appretur-Anstalt mit ihr in Unterhandlung zu treten. Schließlich verpflichtete ich mich das Gebäude herzustellen, worin die Appretur betrieben werden sollte. Dagegen verpflichtete sich Hochdieselbe, mir sämmtliche Maschinen aufzustellen deren ich zur Appretur benöthigt sein würde, wie solches beiliegende Verhandlung bezeugt. Ferner wurde mir versprochen, daß von außerhalb Waaren zur Appretur geliefert würden, (aber bis zur heutigen Stunde ist mir kein einziges Stück geliefert worden), auch sollte, wenn es nöthig sein würde, mir ein Werkmeister gestellt werden.

Ich habe nun mit vielen Kosten das Gebäude hergestellt, habe aber von der Königlichen Regierung bis jetzt nichts erhalten, von allen Versprechungen, als eine Stärke-Maschine und ein Trocken-Rahmen, den wir aber ohne die anderen Maschinen gar nicht nützen können.

(- Seite 6 -)

Daraus wolle nun Hochdieselbe ersehen, daß, obgleich mir viel versprochen ist, ich bisher nur wenig oder gar nichts erhalten habe, trotzdem ich meine Familie, mein Geschäft hintenangesetzt habe, um der Gemeine und somit auch dem Staate, mich nützlich zu erweisen.

Da nun Eine Königl. Hochlöbl. Regierung, wie ich glaube, mir sehr verpflichtet ist, so wende ich mich vertrauensvoll an Hochdieselbe mit der unterthänigsten Bitte:

Daß Hochdieselbe mein Gesuch gütigst berücksichtigen werde, und dafür sorgen, daß mir

1. die sämmtlichen Maschinen beschafft werden, daran ich noch nöthig gebrauche zu einer Weißwaaren Appretur, daß mir

2. auch Waaren zur Appretur geliefert werden“.

Denn seit der Zeit, wo ich das Gebäude errichtet, ich meine letzten Mittel dahineingesteckt habe, warte ich sowohl auf die Maschinen, als auf die Waaren zur Appretur. Dadurch, daß mir namentlich die letztern Versprechungen nicht gehalten wurden, bin ich ein völlig ruinirter Mann. Sollte eine Königl. Hochlöbl. Regierung nicht auf meine gehorsamste Bitte eingehen, so muß ich Hochdieselbe bitten, daß mir alle meine Auslagen für das Gebäude erstattet werden.

(- Seite 7 -)

Ich aber werde fernerhin alle meine Kräfte aufbieten, um der Gemeine und dem Staate mich nützlich zu erweisen.


In hoher Ehrfurcht verharre ich,


Einer Königlichen Hochlöblichen Regierung


Nowawes, ergebenster

den 10. October 1864 Gottlieb Sotscheck


(Abschrift des handschriftlichen Briefes durch Chris Janecke, im Juli 2010)


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1865

Am 17. Januar 1865 heiratet unser Sohn, der Lehrer Gottlieb, an seinem 27. Geburtstag die 29jährige Auguste Zinnow.


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Es wendet sich der Pfarrer Adolph Stobwasser, im neunten Jahr nach seiner Zwangsversetzung von Nowawes nach Fahrland (1856), wegen einer offiziellen Anerkennung für den Fabrikanten Sotscheck, mit einem Brief an den neuen Oberpräsidenten v. Jagow, Nachfolger des Oberpräsidenten v. Flottwell.



Brief des Herrn Pastor Stobwasser aus Fahrland, vom 4. Februar 1865 an den Oberpräsidenten der Königliche Regierung in Potsdam

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Hochverehrter Herr!


Sehr werthgeschätzter Herr Ober-Präsident!


Als früherer Pastor von Nowawes, wohin ich im Frühjahr 1848 von Seiner Majestät Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen berufen worden, und wo ich 8 Jahre lang auch mitwirken durfte zur Hebung des

(- Seite 2 - des handschriftlichen Briefes)

Gewerbe-Betriebes und des Handels, wage ich Ew.* Excellenz anzugehen, für einen Nowaweser Fabrikant Gottlieb Sotschek, am Kirchplatz** daselbst.

Der p. p.*** Sotschek hat mir und meiner Wirksamkeit in Nowawes treulich beigestanden durch sein conservatives und offenes Auftreten, durch seine Uneigennützigkeit und durch sein gewerbliches Verständniß.

Mit seiner Hülfe gelang es mir, den ganz unbeschäftigten Webern wieder Erwerbsquellen zu öffnen, und den Begehr nach Nowaweser Waaren in der vornehmen

(- Seite 3 -)

Welt, und beim großen Landbesitz anzuregen.

Sotschek war überall willig, die Gewerbe verbessern zu helfen, neue Muster einzuführen und den Verdienst der Weber zu erhöhen. Tausende von Thalern gingen durch seine Hand, und erzeugten einen Aufschwung in Nowawes, auf welchen hernach die wohlwollenenden Bestrebungen der hochlöblichen Regierung und des hohen Handels-Ministeriums fußen konnten.

Bei meinem Fortgang aus Nowawes hatte er durch sein Mitwirken es den Gebrüdern Liebermann (Anmerkung: das waren Berliner Unternehmer) ermöglicht, die

(- Seite 4 -)

erste Seidenwickel-Fabrik dorthin zu verpflanzen, ohne daß er eine Entschädigung dafür erhalten hätte, daß er zuerst seine Lokalien**** hergab für die Schweizerin, die die erste Lehrmeisterin war, und für die anzulernenden Mädchen.

Sotschek hat bei diesem Allein das Wohl des Orts im Auge gehabt, und hat viel Hohn und Spott erfahren und ertragen; weil er beneidet wurde; indem man allgemein glaubte, daß er heimlich von der Regierung oder von mir Belohnung erhalte, was nie der Fall gewesen ist; obwohl er's schon bei seiner großen Familie und sonstigen geringen Einkünften bedurft hätte.

(- Seite 5 -)

(- Ergänzende Nachbemerkung am linken Seitenrand des handschriftlichen Briefes -)

Auch der durch seine Hand gehende Erlös für verkaufte Waaren brachte ihm keinen Gewinn, indem die Armenkasse allein die Überschüsse erhielt. (Ende dieser Nachbemerkung).


1856 wurde ich aus Nowawes versetzt, und weiß, daß auch seit jener Zeit Sotscheck keinen Gewinn gehabt hat von seinem Entgegenkommen, daß er der hochlöblichen Regierung bewiesen hat; denn die ihm anvertrauten großen Maschinen hat er nicht benutzen können und seine großen Baulichkeiten, die er nur für dieselben errichtet hat, tragen keine Zinsen.

Alles dies will der p. p. Sotschek gern verschmerzen; wenn nicht jetzt die Böswilligkeit und Feindschaft wider ihn im Orte

(- Seite 6 -)

ausgesprengt hätte (Anmerkung: im Sinne von „verbreitet hätte“), daß er unter polizeiliche Aufsicht gestellt sei, nachdem er mit seinen Forderungen, an die Regierung, die er zu haben vermeinte, zurückgewiesen sei.


Sotschek kommt also nicht mit neuen Forderungen; will auch gern seiner Maschinen los und ledig sagen (Anmerkung: im Sinne von „entsagen“, zurück geben), wenn ihm nur ein hohes Ober-Präsidium irgend welche Anerkennung gewähren, und ihm dieselbe durch den Orts-Vorstand, oder so, daß es der Ort erfährt, zukommen lassen möchte.

(- Seite 7 -)

Es wird Ew.* Excellenz gewiß leicht sein, das passende Mittel aufzufinden, das Ew. Excellenz wählen, um dem wirklich verdienstvollen, uneigennützigen, Gott und dem König getreuen Sotschek vor der Gemeinde Nowawes eine ihn ehrende Anerkennung zu gewähren.

Wünschen Ew. Excellenz mich in dieser Angelegenheit persönlich zu sprechen, so bitte ich ergebenst um Anberaumung von Tag

(-Seite 8 -)

und Stunde, wo ich es wagen darf, Ew. Excellenz meine Aufwartung zu machen.



Ich zeichne


Ew. Excellenz

Fahrland,

4. Febr. 1865 unterthänigster Pastor Stobwasser



______________________________________________________________________________ * „Ew.“ bedeutet „Ehrwürdige“ . ** Familie Sotscheck wohnt in dem Haus Kirchplatz 16.

*** p. p. (praemisses praemittendis) im Sinne von „der bereits vorerwähnte Sotschek.

*** * Lokalien: hier Wohnunterkunft in seinem Eigentum.


Anmerkung: Dieser vorstehende Brief erhielt von dem neuen Oberpräsidenten folgende Randnotiz:

Dem Herrn Regierungsrath Wichgraf mit dem Ersuchen vorzulegen, mir gefälligst mündlich die in dieser Angelegenheit mir wünschenswerthe Auskunft zu geben.

Potsdam, 5. Februar 1865 Jagow“.


(Abschrift dieses handschriftlichen Briefes durch Chris Janecke im Juli 2010).



Der sich aus diesem Schreiben entwickelnde längere Briefwechsel endete ergebnislos, da sich der Oberpräsident v. Jagow in keinerlei Pflicht gegenüber dem Fabrikanten Sotscheck sah.

Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Rep.1. Nr. 503, o. pag.)


Am 21. Februar 1865 stirbt der 22jährige Sohn Wilhelm, Webergeselle. Große Trauer im Hause Sotscheck.


Nur wenige Tage später eine neue Unbill. Am 27. Februar '65 wird Gottlieb nach einer Anzeige, wegen angeblichen An- und Weitererkaufs von Garnresten, verhaftet. Die Anzeige hat der Herr Königliche Polizei-Präsident Engelcken, Potsdam, bearbeitet. Veruntreuungen an Garn, wie angezeigt, werden mit Gefängnis zwischen 3 und 8 Tagen bei Wasser und Brot geahndet. Im Wiederholungsfalle erfolgt nach üblichem Vorgehen die Einweisung zur Zwangsarbeit in das Spinnhaus der Festung Spandau.


Pfarrer Groote verwendet sich dafür, dass Gottlieb gegen eine Caution wieder auf freien Fuß gesetzt wird. Andere, hier nicht Genannte, haben für Gottlieb Sotscheck Geld gesammelt und bei Gericht die Caution geleistet. (Anmerkung Chris J.: Angesichts des Trauerfalls in der Familie, wegen der sehr wahrscheinlich haltlosen Denunziation, in Anerkennung seiner uneigennützigen Leistungen und zum Schutz vor der weiteren Beschädigung seines Ansehens im Ort).

Quelle: Brandenburgisches Hauptarchiv, Rep. 1, Nr. 503: Acta, betreffend die Einrichtung einer Appretur-Anstalt in Nowawes (1858 –1861).


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Brief des Staatsanwalts beim Königlichen Stadtgericht, Berlin, 25. März 1865:

________________________


An

die Königliche Polizei-Direction


zu

Potsdam


Abschrift


Der Königlichen Polizei-Direktion erwidere ich auf

das gefällige Schreiben vom 28. vorigen Monats ergebenst,

daß der Fabrikant Sotscheck beschuldigt ist, von

den Fabrikanten Düsterberg und Heilbronn

hierselbst ihm zur Verarbeitung zu Kartuschbeutel-

stoff* übergebene Seidengarn-Abfälle durch Weiter-

verkauf an hiesige Handelsleute unterschlagen

zu haben, daß die Voruntersuchung, bei welcher

noch andere Personen als Hehler complizieren

noch schwebt und bei dem Leugnen des Sotscheck

mit Sicherheit sich noch nicht voraussehen läßt,

ob eine Verurtheilung des Angeschuldigten

erfolgen wird.


Von dem Ausfall der Untersuchung werde

ich nicht verfehlen, der Königlichen Direction

Mittheilung zu machen.



Berlin, den 27. März 1865


Der Staats Anwalt

beim Königlichen Stadtgericht

J. W.


(:gez.:) Schmidt II


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Abschrift des handschriftlichen Briefes durch Chris Janecke, im Juli 2010 und Anmerkung zu:

* Kartuschenbeutelstoff. Zwei Deutungen:

1. Das waren Beutel als Tragebehältnisse, in denen die Kartuschen (Hülsen zur Aufnahme der Treibladung = Schießpulver) aufbewahrt wurden.

2. Die einzelnen Kartuschen wurden mit je einer Stoffhülle zum Schutz vor Beschädigungen (dem Kartuschebeutel) überzogen.


Als die Technik weiterentwickelt wurde und Treibladung, Projektil und Zündhütchen in einer Baueinheit zusammengefasst wurden, sprach man nicht mehr von Kartusche, sondern von der Granate für Geschütze und der Patrone für Handfeuerwaffen.


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Alle Schul- und Kirchensachen, die wir aus Nowawes an die Königliche Regierung nach Potsdam senden, werden selbstverständlich vom Schul- und Kirchen-Vorstand unterschrieben. Das sind in dieser Zeit: Groote als Prediger, Sotscheck, Thalheim, Keil, Weise und Kümmel.

In diesen Jahren ist Iskraut Lehrer in Nowawes und bewirtschaftet das Grundstück der alten böhmischen Schule.

Quelle: Brandenburgisches Hauptarchiv, Repositum 2A II T, Nr. 285.


Zeit ist vergangen.


1878

Am 19. December 1878 stirbt mit knapp 41 Jahren unser Sohn, der Liebätzer Lehrer Gottlieb Sotscheck.



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Nachträge:


Weitere Angaben zu Namensträgern „Sotscheck“


Nr.

Name, Vorname

Anschrift

Beruf


Sotscheck,

Luise Wilhelmine , geborene ?

Geb. in Nowawes ca. 1801,

6 Ki., darunter: Webermstr. Johann Christian Sotscheck,

gest. Nikolai Bl. 163, Nr. 230, 1855 mit 54 J., 6 Monaten und 2 Tagen




Sotscheck, Johannes

* Nowawes 27. Febr. 1875

oo Marie Korallis, * Keulenburg, 4. Febr. 1880

früher (vor 1905): Nowawes, Kirchplatz 16. Er wohnt derzeitig im Diensthaus Glienicke.

später (nach 1905): Kirchplatz 4a

Arbeiter



Auszug aus dem Adressbuch des Jahres 1912 – Aufstellung der Namensträger „SOTSCHECK“, die um 1912 in Nowawes lebten:


Nr.

Name, Vorname

Anschrift

Beruf

01

August Sotscheck

Turnstraße 35a

Schlosser

02

Auguste Sotscheck

Lindenstraße 37

Arbeiterin

03

Auguste Sotscheck,

geborene Lehmann

Friesenstraße 5

Witwe

04

Bernhard Sotscheck

Mittelstraße 11

Maler

05

Hermann Sotscheck

Yorkstraße 3

Maurer

06

Johannes Sotscheck

Friedrichkirchplatz 22

Rendant

07

Karl Sotscheck

Großbeerenstraße 28

Schlossermeister

08

Otto Sotscheck

Friesenstraße 9

Eisenbahnarbeiter

09

Otto Sotscheck

Eisenbahnstraße 7, Ecke Schulstraße.

In diesem Haus hat auch Otto Gericke gewohnt.

Tapezierer und Dekorateur

10

Paul Sotscheck

Lützowstraße 2

Eisenbahnarbeiter

11

Rudolph Sotscheck

Wilhelmstraße 68

Webermeister



Vorkommen des Namens SOTSCHECK in Nowawes, in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts

Nr.

Name, Vorname

Anschrift

Beruf

01

A. Sotscheck,

Althoffstraße 7, Telefon: Potsdam 7463

Textilien,

02

G. Sotscheck

Lindenstraße 2,

Telefon: Potsdam 8063

Polstermöbel

03

G. Sotscheck

Luisenstraße 27, Telefon: Potsdam 82 80


04

Franz Sotscheck

Eisenbahnstraße 7

Drogerie

05

Carl Sotscheck

Otto Sotscheck

Großbeerenstraße 28 und Bülowstraße 16,


Drahtzaunfabrik

Tel.: Potsdam 71 08

06

Paul Sotscheck

Lützowstraße 2


07

R. Sotscheck

Kirchplatz 27, Telefon: Potsdam, 72 30

Gaststätte „Zur Sängerklause“

--


Verbandskegelbahn, Vereinszimmer, gepflegte Biere


x

Erhard Sotscheck

Neuendorf, Retzowstraße 1

Gaststätte

Zur gemütlichen Ecke“







Antwort auf die Frage:

Wie ist der vorgenannte Carl Sotscheck, Drahtzaunfabrik, Neuendorf, Großbeerenstraße 28 bzw. Eingang Bülowstraße 16, in den Sotscheck-Stammbaum einzuordnen?


1

Sotscheck, Wenzel, (jun.)

1718–1816

Das Paar hatte 13 Kinder. Das siebente der Kinder war:

oo

1754

Fuchs, Johanne Charlotte, gen. (Anna)

1732–1817

2

Sotscheck, Joseph Friedrich

1765–1840. Das Paar hatte neun Kinder.

Deren siebentes KInd ist der bekannte Friedrich Gottlieb Sotscheck (der Ältere) oo Melsheimer/Melzheimer

aber (betrachten wir es als „Abzweigung“ vom Gewohnten) das vierte Kind war :

oo

1797

Wagnitz, Anna

1773–1839

3

Friedrich Samuel Sotscheck

1805–1892

Dieses Ehepaar hatte sieben Kinder. Das dritte Kind war:

oo

1829

Johanne Friederike Nicolaus aus Schweinitz, 1807–1855

4

Carl Friedrich Sotscheck

1833–1875

Dieses Paar hatte ebenfalls mehrere Söhne.

Siehe unten.

oo 1858

Wilhelmine Caroline Kümmel

5

Sohn Max Sotscheck heiratete Auguste Uhlmann aus Beelitz und lebte fortan in Berlin-Pankow.

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Sohn Carl Sotscheck gründete die Schlosserei und Drahtzaunfabrik. Diese Schlosserei übernimmt 1908 der Cousin Richard Gutschmidt (s. unten bei Anschluss zu 5).

In der nächsten Generation gibt es aus der Sotscheck-Familie in Nowawes-Neuendorf u.a.:

oo

Auguste Uhlmann

6

Richard Sotscheck, Gastwirt , Friedrichplatz 27 und

Georg Sotscheck, Polstermeister









Anschluss zu 4

Wilhelm Gutschmidt, 1844–1918

Webermeister, Nowawes, Plantagenstraße 10,



deren Sohn ist

oo

Auguste Kümmel.

Sie ist die Schwester der oben unter Nr. 4 genannten Wilhelmine Caroline Kümmel

Anschluss zu 5

Richard Gutschmidt, 1873–1944.

Er ist Mechaniker in der Versuchsanstalt „Landgut Eule“, der Technischen Hochschule Charlottenburg bei Kohlhasenbrück. 1908 übernimmt Richard die Schlosserei und Drahtzaunfabrik in Nowawes-Neuendorf.

Sie haben eine Tochter:

oo

Emma Uhlmann

187x–1953 aus Beelitz


Erika Gutschmidt geb. 1903

oo




Auszug aus dem Adressbuch des Jahres 1949 - Aufstellung der Namensträger „SOTSCHECK“, die um 1949 in Babelsberg lebten:


01

Sotscheck, Anna

Dieselstraße 2

(frühere Lützowstraße)

Witwe

02

Sotscheck, A.

Althoffstraße 9

Wäschefabrikation

03

Sotscheck, August

Karl-Gruhl-Straße 18

(frühere Waldstraße > Wallstraße)

Schlosser

04

Sotscheck, Auguste

Karl-Liebknecht-Straße 1

(frühere Eisenbahnstraße7)

Witwe des Drogisten Dr. Franz Sotscheck

05

Sotscheck, Bernhard

Wichgrafstraße 11

(frühere Mittelstraße)

ohne Angabe

06

Sotscheck, Carl


Ernst-Thälmann-Straße 28

(frühere Großbeerenstraße)

(Nachfolger), Bauschlosserei, Drahtzaunfabrik

07

Sotscheck, E.

Friedrichplatz 21

(fr. Kirchplatz, heute Weberplatz)

Rentnerin

08

Sotscheck, Erhard

Rudolf-Breitscheid-Straße 5

(früher Lindenstraße)

Kaufmann

09

Sotscheck, Erich

Friesenstraße 8

Tischler

10

Sotscheck, G.

Rudolf-Breitscheid-Straße 84

Tapezierermeister

11

Sotscheck, Gustav

Luisenstraße 27

(heutige Wollestraße)

Tischlermeister

12

Sotscheck, H.

Franz-Mehring-Straße 3

(frühere Beethovenstraße)

Kaufmann

12.1

Sotscheck, Heinz

Franz-Mehring-Straße 3

Lehrer (Mathematik) an der Virchowschule am Griebnitzsee

13

Sotscheck, Richard

Friedrichplatz 27

Gastwirt


Über Babelsberg (früher Nowawes) hinaus, also beispielsweise in Potsdam und Umgebung, tritt der Name Sotscheck 1949 im Adressbuch zu „Groß Potsdam“ nicht auf. Er gilt also, bezogen auf den alten Einwanderungsort als „endemisch“.


Weitere Sotscheck:



Sotscheck, Helmut

* 11. Oktober 1920,

25. Sept. 2010

Tischlermeister
















- Ende des Dokuments -