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Bearbeitet: Chris Janecke, im August 2019 Kontakt, E-Mail: christoph@janecke.name


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Notizen zur Chronik von Reppen, Neumark, im Kreis Weststernberg

... nach 1945: Rzepin, Polen


Bezeichnungen: 1329 Newen Reppin, 1335: Nyen Ruppin, 1441: Nyen Reppen.


Geografische Lage: Etwa 22 km östlich von Frankfurt (Oder). Am Westufer der hier von Nord nach Süd zur Oder fließenden Eilang im Talgrund zwischen mäßigen Sandhöhen. Der Boden besteht demzufolge aus ärmlichen Heidesanden.

Reppen wurde vermutlich erst nach dem „Poleneinfall“ von 1326 als fester Ort angelegt.

Der Grundriss des Ortes ist fast rechteckig. Es gibt 3 fast gerade Längsstraßen, 4 Querstraßen,

4 Quergassen, einen großen Marktplatz und 3 starke Wälle an den Landseiten.


1329

Der Markgraf bestätigt der Stadt Grenzen und Einnahmen.

1566

Der Ort wird von der Pest* heimgesucht.

1598

Pest

1600

Pest

1613

Pest

1631/32

Pest mit 700 Toten im Ort

1656

Pest mit 400 Toten

1800

Im Ort leben nur noch 33 Ackerbürger. Es gibt 36 Braustellen, Tuchmacher, mehrere kleine Wollspinnereien, Schuhmachereien, die Kartoffelstärke-Fabrik, 5 Sägewerke und eine Torfgräberei/-stecherei.

1879

Die Pfarrkirche St. Katharina wird vollendet.

1883

Das Rathaus wird als Backsteinbau errichtet.

1895

Der Ort beherbergt 4.556 Einwohner.

1905

Im Ort leben 4.530 Menschen.

1925

Der Ort hat einen Aufschwung erhalten. Nun leben hier 5.180 Personen.

1941 – 1945

Reppen ist dem Kreis Weststernberg zugeordnet.


Anmerkung zur *Pest. Was damals als Pest bezeichnet wurde, könnte auch die Cholera gewesen sein. Der mikrobiologische Nachweis konnte noch nicht geführt werden. Für die Menschen, die an der Krankheit starben, machte das keinen Unterschied.




Wir durchstreifen im Jahre 1993 den Ort Rzepin und besuchen auch den Friedhof.


Der Ort vermittelt eher den Eindruck einer Ackerbürgersiedlung, als den einer geschlossenen Stadt, der früheren Kreisstadt des Kreises Weststernberg.

Einzelne alte, repräsentative Bauten stehen noch an der Hauptkreuzung, so das frühere Kreiskrankenhaus, heute als Schule genutzt und als Internat des Lyceums. Ein Platz, den man als Marktplatz bezeichnen könnte, wird bestimmt von den Bauten des Krankenhauses und der Kirche. Hier finden sich auch mit Häusern geschlossene Straßenzüge, zumeist zweistöckig bebaut. Ansonsten vermittelt der Ort mit seinen in den Gärten liegenden Häusern (auch einzelnen Villen) eher einen Siedlungseindruck, schon wenige Straßen „vom Zentrum“ entfernt, eher dörflich anmutend – ein krasser Gegensatz zu den unweit entfernt stehenden alten Repräsentationsbauten.


Über die heutige Einwohnerzahl des Ortes können wir bei Bewohnern nichts in Erfahrung bringen. Die Verkaufsstellen, zum Teil in leichten Kiosk-Bauten untergebracht, machen einen sehr schlichten Eindruck. Frische Lebensmittel sehen wir kaum. Ein reichhaltiges Angebot gibt es an Waschmitteln, Videofilmen, Konserven, Haushaltgeräten und Spielzeug. Auf einem großen Trödelmarkt werden heute Waren aller Art feilgeboten. Ansichtskarten vom Ort gibt es aber nicht, weder neue noch alte, geschweige denn, einen Stadtplan oder Literatur über Rzepin/Reppen.

Am Imbiss-Kiosk essen wir „Hot Dogs“, Spieß mit Wurst- und Speckscheiben, dazu Brötchen. Die Portion der schlichten Mahlzeit kostet 7.000 Złotych, das entspricht etwa 0,70 Deutsche Mark (ab 2002 wird man die Kosten dieser Mittagsmahlzeit mit etwa 35 Euro-*Cent* beziffern) – aber auch diese Preise werden sich dort in Polen gewiss bald ansteigend ändern.


Wir aber sind ja auf der Spurensuche: Zum Friedhof führt uns ein ansteigender Zugangsweg, flankiert von großen, alten Bäumen, zwischen denen man mehrere Ruhebänke aufstellte. Hier rasteten auch wir in stillem Gedenken. Der Friedhof stellt sich uns zweigeteilt dar. Offenbar hat man ihn bereits zur Zeit seiner Entstehung so geteilt angelegt, die Hälften mittels einer halbhohen Mauer getrennt. Eine Hälfte ist heute ausschließlich mit Gräbern polnischer Verstorbener belegt. Auf diesem genutzten polnischen Teil steht ein einfacher Abschieds- und Gedenkraum, indem gerade der Sarg und nur wenige Sitze für Trauergäste Platz finden.

Die andere Hälfte bietet den Anblick eines Wildparks, große Bäume mit viel Unterholz überschatten diesen Teil. Die früheren deutschen Grabhügel sind (meine Vermutung: bald nach dem Kriegsende 1945 ... 1948) eingeebnet worden. Grabsteine, deren Beschriftung Auskünfte geben könnten, sind nicht mehr anzutreffen. An den Innenseiten der Friedhofsmauer befinden sich Nischen für Grabmal-Tafeln und darin wenige Bruchstücke, nicht sauber entfernter Reste früherer deutscher Grabplatten. Auf einer einzigen in die Mauer eingelassenen (zerstörten) dicken Glasplatte ist gerade noch lesbar: „Karl Lange, gest. 1909“. Eine ähnliche, auf der vielleicht stünde „Fritz Sommer, gest. 1909“ finden wir leider nicht. Möglicher Weise kannten sich die beiden Männer aber sogar? Wer weiß das schon? Wir finden also auch keine weiteren Namensvettern – und treten nach diesem Ausflug die Heimreise ins Brandenburger Land und in die Jetzt-Zeit an.




Der Autor des Beitrages sucht in Reppen / Rzepin nach Spuren der früheren Familien Sommer, Keyling, Wurm und Sabe od. Sube.