Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Unser gemeinsamer Spaziergang durch den Park von Sanssouci

eine der UNESCO-Welterbe-Stätten in der Landeshauptstadt Potsdam


- Ein Beitrag zur Heimatgeschichte -


Autor: E-Mail: christoph@janecke.name Aktualisiert: im Dezember 2021


Diese Zusammenstellung ist vom interessierten Laien erarbeitet und als ein grober Überblick für Besucher gedacht. Sie erhebt nicht den Anspruch, sich etwa den Darlegungen eines Historikers ebenbürtig stellen zu wollen. Für Hinweise zur Korrektur inhaltlicher Schwächen dankt der Autor den Lesern. Ein geringerer Teil von Tippfehlern ist von historischen Schreibweisen geprägt und somit durchaus beabsichtigt.


Zum folgenden Text:

Kommt man zum Spaziergang mit dem Öffentlichen Nahverkehr, ist man mit der Streckenführung völlig unabhängig. Diese Variante ist wohl die beste.


Nutzt man für die Anreise ein eigenes Fahrzeug, könnte der Spaziergang an der
Straße „Am Neuen Palais“ beginnen (großer bewachter Parkplatz), auch unter dem Luisenplatz besteht eine Abstellmöglichkeit für Autos nahe des Parks oder an der Historischen Mühle (großer bewachter Parkplatz).


Die Kurz-Beschreibung der Bauten in der Tabelle ist von mir chronologisch gemäß ihrer Alterswürde aufgeführt worden.

Dazu gibt es einen Plan zur groben Übersicht.

Auf das Einzeichnen von Eingängen in den Park habe ich verzichtet, denn im Plan sieht man gut, dass von den Straßen viele Wege in den Park hinein führen.

Die Ausdehnung des Parks Sanssouci beträgt 290 ha, (etwa 3 Quadratkilometer), seine größte Ausdehnung (Länge des Hauptweges ca. 2.500 m).

Wandern wir also – mit dem ausgedruckten Plan in der Hand – einfach los!

Sehen können wir auf den von uns gewählten Wegen außer viel der gestalteten Natur:


Bauzeit

Zu besichtigendes Objekt

1740–1786

Gebaut während der Regierungszeit unter König Friedrich II.

(Friedrich der Große, der Alte Fritz)


1745 bis 1747

    Das Schloss Sanssouci („Sorgenfrei“) mit Weinbergterrassen und an deren Fuß die Große Fontäne


    Die Glockenfontäne am Französischen Lustgarten

1745

    Der Haupt-Ein- und Ausgang am Großen Obelisken, an der Hauptallee

1747

    Das Schlossgebäude „Neue Kammern“ und der Sizilianische Garten

(1742)

    Das Mohrenrondell (Büsten auf Säulen)


Das Gartendirektionsgebäude (nur von außen anzusehen)


1753

    Die Neptungrotte

1754 bis 1756

    Das Chinesische Teehaus, mit dem nahestehenden kleinen

    Küchengebäude

1755 bis 1763

    Das Gebäude der Bildergalerie neben dem Kavalierhaus

1763 bis 1769

    Das Neue Palais

1766 bis 1769

    Die Communs I und II, Wirtschaftsgebäude für das Schloss, Bediensteten-Wohnungen, (heute: von der Universität Potsdam genutzt)


1768

    Der Antikentempel

1768

    Der Freundschaftstempel

1770

    Das Drachenhaus (heute eine Gaststätte), direkt daneben:

(in der DDR-Zeit)

    Die frühere Parkoper, eine Freilicht-Waldbühne in Hanglage

    (nur von außen sichtbar, ansonsten zugewachsen und privat genutzt.

    Bitte Diskretion!)

1770 bis 1772

    Das Belvedere auf dem Klausberg


    Die Krim-Lindenallee zwischen dem Klausberg und der Orangerie

1786–1797

Gebaut während der Regierungszeit unter

König Friedrich Wilhelm II. (dem Dicken, dem Lebemann)


1787 bis 1791

    Die Historische Mühle (eine Holländische Galerie-Windmühle)

1797–1840

Gebaut während der Regierungszeit von König

Friedrich Wilhelm III. aber bereits stark gefördert und beeinflusst von seinem Sohn, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm:


1826 bis 1829

    Das Schloss Charlottenhof mit dem Dichterhain und dem Hippodrom (dessen Gestalt im Laufe der Zeit verändert wurde)

1829 ... 1835 bis 1840

    Die Römischen Bäder am englischen Parkteil Charlottenhof, mit Maschinenteich und Insel

1829

Das Hofgärtnerhaus an der Maulbeerallee (nur von außen)


1833 bis 1834

    Die Meierei (nur von außen anzusehen) mit dem Schafgraben

1840–1861

    Gebaut während der Regierungszeit unter König

    Friedrich Wilhelm IV. (dem Künstler, dem Romantiker)

1841

    Das Wohngebäude der Fasanerie (bewohnt, bitte Diskretion!)


1845 bis 1848

    Die Friedenskirche, Hof- und Stadtkirche, Am Grünen Gitter.

    Der „Marlygarten“ und die weiß-blaue Säule.

    (In der Nähe: Speisemöglichkeiten in der Allee nach Sanssouci am Luisenplatz und im innerstädtischen Bereich.)

1851 ... 1860 bis 1864

    Die Orangerie am Nordischen Garten

    (in der Nähe Speisemöglichkeit im Krongut Bornstedt)

1858 bis 1860

Der Sizilianische Garten



Der Botanische Garten an der Maulbeerallee


1888–1918

Gebaut während der Regierungszeit des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen Wilhelm II.


1893

Versuchsanlage für ein Fort im Maßstab 1:10 aus Stahlbeton

(unsichtbar, mit Erdboden überdeckt).



Natürlich wurden in den betrachteten Zeiten bei weitem nicht allein Schlösser errichtet und Parks gestaltet. Was sich in jener Zeit in der Stadt tat, welche wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklungen die Menschen bewegte, kannst du gern in der Zeittafel auf meiner Internetseite www.janecke.name aufsuchen.


Von den Hohenzollern war in der Mark Brandenburg, in Potsdam, Kurfürst Friedrich Wilhelm (Der Große Kurfürst) der erste, der seine Regierungszeit 1640–1688, hier während des 30-jährigen Krieges begann. An einen späteren Park von Sanssouci dachte zu jener Zeit noch niemand aber den Gestaltungswunsch: „Das ganzte Eyland soll ein Paradis werden“ gab es schon und auch bereits viele fleißige Hände, um diese Gedanken umzusetzen.

Erst drei Generationen später (nach dessen Sohn Kurfürst Friedrich III. => König Friedrich I. sowie König Wilhelm I,. wird Friedrich II. sich den Traum für den Park und das Schloss „Sorgenfrei“ verwirklichen lassen. Natürlich wurde das französisch ausgesprochen!

Weil er nun der Begründer von Sanssouci gilt, dürfen wir hier ausnahmsweise einen kleinen Einblick in die königlich-familiären Verhältnisse nehmen.


Die Zeit König Friedrich II. (Fridericus Rex, Friedrich der Große, der Alte Fritz),

Der dritte Geborene seiner Eltern, der älteste Sohn von Friedrich Wilhelm I. und Sophie Dorothea, ist der „Friedrich“. Es ist derjenige, der vor Jahren gerade noch lebend dem väterlichen Zornes-Gericht entkam, welches ersatzweise Hermann v. Katte tödlich traf. Friedrich ergreift 1740, nach dem Ableben seines Erzeugers, mit 28 Jahren „zum Ruder des Staatsschiffes“, ist nicht sonderlich glücklich dabei aber ist nun nicht mehr Kronprinz, sondern König.

Von eher kleinwüchsiger Gestalt geprägt, wird er viel später „Friedrich der Große“ genannt werden. Er lebt 1712–1786, regiert 1740 bis 1786 und wird 74 Jahre alt.

Wir wissen, dass Friedrich II. vorher als Kronprinz sein Regiment in Fehrbellin hatte, später in Rheinsberg lebt, eher den Künsten und philosophischen Betrachtungen zugeneigt ist, als etwa mit ungeteiltem Herzen dem Militär und dem Regieren.

Kronprinz Friedrich schrieb an seinen Vertrauten v. Grumbkow schon bevor er seine künftige Frau überhaupt das erste Mal zu Gesicht bekam: … wenn ich mich verheirate, werde ich gewiss ein schlechter Ehemann sein, denn ich fühle in mir weder Beständigkeit, noch genug Liebe zum weiblichen Geschlecht. Der bloße Gedanke an meine künftige Frau ist mir eine so verhasste Sache, dass ich nicht ohne Abneigung daran denken kann.

Trotzdem: Am 12. Juni 1733 heiratet der 21-Jährige auf den Befehl des Vaters die 17-jährige Elisabeth Christine von Braunschweig – Bevern, ... weil doch deren Vater ein tüchtiger Feldherr unter Wilhelm I. war. Wohl Grund genug als Fundament für eine tiefe Liebesbeziehung in der nächsten Generation.

Geboren war Elisabeth am 08. November 1715 in Wolfenbüttel, als drittes Kind unter 15 Geschwistern. Während Elisabeth Christine ihren Gemahl schwärmerisch verehrt („man muss ihn einfach lieben, wenn man ihn kennt“), macht sich Friedrich noch nicht einmal die Mühe, seine Geringschätzung für die ihm aufgezwungene Prinzessin zu verbergen. Nur der Schwiegervater, der die Prinzessin für seinen Sohn ausgesucht und bestimmt hatte, scheint sie ohne Einschränkungen zu mögen.

Die erste gemeinsame Zeit in Rheinsberg ist für die Kronprinzessin noch die angenehmste. Sie bemüht sich eifrig, ihre Grundkenntnisse im Französischen aufzubessern, da man im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in ihrem Elternhause, am Rheinsberger Hof fast nur französisch spricht und sie schon deshalb in eine Außenseiterrolle gedrängt wird.

Höfische Intrigen machen ihr zusätzlich bald schon nach der Hochzeit das Leben schwer. Zudem ist ihre Sprechweise mit einen kleinen Fehler behaftet, der sie verunsichert und gehemmt auftreten lässt. Sie bemüht sich aber in jeglicher Hinsicht, hat ein liebes Wesen, ein sanftes Gemüt und dabei ein nur schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Ihr fällt es schwer, sich geschickt, auch „gedrechselt“ in schwierigeren Satzgestaltungen auszudrücken. Unterhaltungen auf höherem Niveau sind ihre Spezialität nicht.

Als 1740 des Kronprinzen cholerisch herber, gar sehr gestrenger Herr Vater, Friedrich Wilhelm I. stirbt, wird Sohn Friedrich recht plötzlich aus seiner Rheinsberger ländlichen Idylle gerissen und hat in Berlin und Potsdam zu regieren. Sanssouci, ein sorgenfreier Ort, soll ihm etwas von der rückliegenden Rheinsberger Zeit bewahren. Zeiten sorgenfrei lieber als Privatier zu verleben, zwar nur nahab aber gleichsam fernweg gerückt vom höfischen Leben, der Politik und dem Militär – sein momentaner Wunsch. (Diese Wünsche und Wesenszüge sollten sich aber in der Zukunft stark ändern). Vorerst bestehen seine Träume darin, dass für ihn in Potsdam zumindest baulich alles so werden solle, wie es in Rheinsberg war – oder noch schöner. Der Traum von Schloss und Park Sanssouci wird geboren und während seiner kriegerischen Abwesenheit im Wesentlichen verwirklicht.

Nach dem Ableben des Schwiegervaters, der seine Hand schützend über Elisabeth Christine gehalten hatte, erhält Elisabeth vom Königlichen Gemahl das Schloss Schönhausen „geschenkt“, damit sie darin (allein) schön hausen könne (also: müsse) und sie bekommt als Königliche Ehefrau fast nur noch schriftliche Befehle. „Ganz fort mit der Gans“, sagte der König sich und anderen. Schloss Schönhausen (heute Berlin-Pankow, Schloss Niederschönhausen) wird quasi zu ihrem Verbannungsort. So sollte es auch in der vor ihr liegenden Zeit der 46 „Ehejahre“ bis zum Tode von Friedrich II. bleiben.

Selbst nach Sanssouci wurde Elisabeth Christine nie eingeladen. An keinem der Familienfeste durfte sie teilnehmen. Das „Ehepaar“ hatte keine Kinder. Erst nach dem Ableben des Königs im Jahre 1786, einen Umstand den sie selbst als die Verachtete sehr bedauerte, lebte sie wieder auf und konnte an Familientreffen teilhaben.

Erst Friedrich Wilhelm der II., Neffe und regierender Nachfolger des Friedrich II., ließ ihr die Ehren zuteil werden, die der Gemahl ihr als „regierende Königin“ zeitlebens verwehrt hatte.

Am 13. Januar 1797 stirbt die Königin-Witwe 81-jährig in Berlin. „Jenseits wird mir wohler sein“, stand als Schluss-Satz in Ihrem Tagebuch.


Anmerkung:

Auf dieser Internetseite www.janecke.name gibt es (im Inhaltsverzeichnis unter „Namensstämme“) für die Herrscher der Hohenzollern eine Stammtafel mit Einblicken in ihre Lebensläufe!


Doch nun zu den Bauten des Parks von Sanssouci:

Schloss Sanssouci, Bauzeit: 1745 bis 1747

Wie wir alle wissen, wurde das „Schloss Sorgenfrei“ auf einem sandigen Weinberg (diesem „Quarzboden“ mit niedrigster Ackerwertzahl) errichtet, der sich zwischen der Residenz-Stadt Potsdam und dem Dorfe Bornstedt befindet. Dazu wurde die Kuppe des Weinbergs samt seiner Winzerhütte abgetragen, der Südhang in sechs Höhenstufen terrassiert und oben auf dem nun vorhandenen Plateau das Schloss errichtet, „hochkünstlerisch aus dem Boden gestampft“, denn der Grundstein wurde am 14. April 1745 gelegt und am 1. Mai 1747 fanden bereits die Feierlichkeiten der Einweihung statt. Zeitgleich mit den Arbeiten am Schloss, begannen die Arbeiten an der Gartenanlage. Das begab sich während des zweiten Krieges um Schlesien, in Abwesenheit des Bauherrn.

Genau 100 Jahre später, ab 14. April 1845 bis 1847 wurde die neue Hofkirche im Park, die „Friedenskirche“, errichtet und weitere 100 Jahre später, in der Nacht des 14. April 1945 fiel die Potsdamer Innenstadt samt Stadtschloss und den drei, die Stadtsilhouette prägenden Hauptkirchen (Garnisonkirche, Nikolaikirche und Heiligengeistkirche) im Bombenhagel und den bald danach folgenden Artillerie-Einsätzen in Schutt und Asche.

Doch wieder rückwärts in der Zeit: Die Baugestalt des Weinberg-Schlosses per Skizze großzügig von königlicher Hand hingeworfen, bestimmte der Bauherr Friedrich II. Wer sonst – das ist keine Frage.

Architekt, Baukonstrukteur und Formgestalter war Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff

(17. Februar 1699 – 1753), in seiner Zeit schlicht als Baumeister bezeichnet (heute wäre er einer der Jahrhundert-Star-Architekten). Gewiss gab es auch manche Diskrepanzen zwischen Bauherrn und Baumeister, die den Letzteren später für die restliche Lebenszeit in deutliche Ungnade verstießen. So wollte Freiherr v. Knobelsdorff zum Beispiel das Schloss gern auf ein kleines Postament stellen, unter anderem deshalb, damit man es vom Fuße des Weinbergs in voller Schönheit sehe und nicht der „tote Blickwinkel“ das Unterteil optisch abschneide und des Weiteren, damit der Monarch auch keine kalten Füße bekäme. Der Herrscher jedoch bestand darauf, dass der Schloss-Kasten direkt in den Sand gesetzet werde. Bitte schön. Letztendlich wurde es ein vollendet hochbarocker Bau, somit ein Rokokoschloss, errichtet unter der Leitung von Dietrich v. Bühring und Hildebrandt.

Heute betrachten wir in der 12-zimmerigen Anlage, die Ankleide-, Wohn-, Arbeits- und Empfangsräume, die Gästezimmer, die Zimmerflucht der Damen und die Schlossküche.

Im Schlosse finden wir bildende Meisterwerke, unter anderen von Watteau, Pannini und Pesne. Doch der Platz für die gefüllten Bilderrahmen reichte bei weitem nicht aus. So schien es unerlässlich, bald die Bildergalerie einzurichten. Doch davon erst später.


Auf der obersten Terrasse nahe dem Ostflügel mit der Küche befindet sich des Königs einfache Grabesgruft, der unsichtbare Zugang mit einer liegenden Steinplatte geschlossen, nicht etwa an der Seite seiner Frau, sondern in der Nähe seiner geliebten Windhunde, die ähnlich andenkend bestattet wurden, unweit einer schönen Floraplastik. Diese Grablegungs-Stelle hatte er bereits 1744, also im Alter von 32 Jahren bestimmt. Jedoch wurde er nicht seinem Vermächtnis entsprechend 1786 darin bestattet, sondern nach einer Odyssee erst am 17. August 1991, an seinem 205. Todestag, bei Fackelschein und um Mitternacht. Bis zu jenem Zeitpunkt ruhten dort vorerst nur brav die Hunde, wartend auf ihren Herrn und Meister.


Zur Südseite, zum Park, ist das Schloss mit seinem ovalen, 12 m hohen zentralen Kuppelbau, als ein Tempel des Weingottes Bacchus gestaltet: Lieblich verzieret mit Weinlaub und weiblichen wie männlichen dem Vino zusprechenden Bacchanten, von Friedrich Christian Glume am Orte der Baustelle aus dem Marmor getrieben. Der Blick schweift weit über den nach französischem Geschmacke angelegten Parkteil, zu dem 132 Stufen über die Terrassen hinab führen. An die bereits damals schöne Gestaltung des Weinberges erinnern heute Feigen (früher heimisches Obst) hinter Glas und die Rebstöcke.


Zur Nordseite des Schlosses jedoch öffnet sich der halbrunde Ehrenhof, von Kolonnaden, von Säulengängen mit 88 Säulen begrenzt. Das Haus, auf dieser Seite eckig, preußisch nüchtern, den Staatsempfängen die äußere steife Form verleihend, ist nur auf steilen, eher als unbequem zu bezeichnenden Anfahrten erreichbar.

Ein Blick auf den gegenüber liegenden Hügel zeigt uns künstliche Ruinen (v. Knobelsdorff und Bellavite), die wie trauernd an das Vergängliche der Zeit gemahnen. Sie umsäumen das Wasserspeicherbecken, dessen Flüssigkeit wie unter artesischem Drucke den lieblichen Springbrunnen und den gewaltigen Fontainen zu einem sprudelnden Anblick verhelfen sollte, was bei letzteren aber nicht so recht erreichbar war. Schon das Wunder, ausreichende Mengen des Wassers auf diesen Ruinenberg zu bringen, stellte eine damals unbeherrschbare Kunst dar. Also kein Wunder: Der damalige Hausherr konnte sich seiner mächtigen Fontänen somit nur allein in der Phantasie erfreuen, sah ansonsten aber nur das Stück Rohr, aus dem es mal plätscherte und bestenfalls ab und zu „Blubb“ machte oder so ähnlich. Denn zu seiner Zeit fielen nur stets erneut Wasserkünstler mit ihren Wasserschöpfanlagen, vor allen aus dem niederländischen Sprachraum kommend, in Ungnade, die nach der Ausschreibung der Leistung, vom hohen Preisgeld gelockt, wahrsagerisch eine blendende Fontänenzukunft verhießen, aber an dem Prüfstein, namens „Praxis“, kläglich scheiterten.

Ein Zeitvorgriff: Solches änderte sich erst im darauf folgenden Jahrhundert, nachdem die Dampfmaschine erfunden ward und eine derartige im Wasserwerk „Moschee“ (einer Verkleidungskunst) ab Oktober 1843 tätig wurde. Höchst überraschend, wie von Zauberhand bewegt, boten nun die durch Maschinenkraft in Sprudelbewegung gesetzten Wasserkünste eine bislang noch nicht bekannte anmutige Abwechselung. Solches konnte der erste Auftraggeber, der „Alte Fritz“, aber eben nicht erleben.


Im Gartenparterre am Fuße des Schlossberges, gliedern sich vier Rasenflächen um die Große Fontäne vor dem Schloss, in einer erweiterten Ausformung des Hauptweges, datiert ohnehin erst mit dem Jahr der Errichtung des größeren Beckens 1842, nachdem dieses den kleineren Vorgänger ablöste. Die Große Fontäne erreicht bei voller Leistung der Pumpen,

40 m Höhe, so dass der höchste Punkt des aufschießenden Strahls mit der Dachhöhe des Schlosses eine gedachte Waagerechte bildet. Umgeben ist das Fontänenwasserbecken von den Göttern des Olymp: Venus, Minerva, Jupiter, Mars, Merkur, Juno, Diana und Apoll nebst den figürlich dargestellten Elementen: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Des Weiteren, auf fast 10 m hohen Säulen, umstehen Venus (schon wieder), Apoll, Bacchus und auch die Hoffnung das Becken. Es sind marmorne Plastiken der Gebrüder Adam und des Franzosen Pigalle. Dessen Dienstherr, Ludwig XV. von Frankreich, schenkte sie (also die Figuren) dem Fritz im Jahre des Herrn 1748.


Der Haupt- Ein- und -Ausgang des Parks am Großen en (das Obelisk-Portal)

Das Portal wurde von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und Friedrich Christian Glume geschaffen. Obelisken dienten der Kennzeichnung der Residenz, des Herrschersitzes. Diesem hier obliegt aber eine Schmuckfunktion mit seinen 74 Fuß Höhe (1 preußisch Fuß sind 31,5 cm x 74 = 2331 cm, also 23,31 m hoch). Er ist mit ornamentalen Relief-Elementen ausgestattet, die man als Hieroglyphen bezeichnete. Da man aber hierzulande damals noch keine Hieroglyphen lesen oder schreiben konnte, ist diese Darstellung eine unlesbare Zierde und damit etwa soviel von praktischem Wert, als wolle man die Oberfläche eines Mohnbrötchens abtasten und nach der Methode des Herrn Braille in die deutsche Sprache übersetzen.

An diesem Aus- und Eingang, dem vergoldeten Eisengitter, endet der schnurgerade Hauptweg des Parks in West-Ost-Richtung. Das Portal wird von den Göttinnen Flora und Pomona flankiert. Ein nahe gelegenes Wege-Rondell zeigt die Köpfe von sechs Mohren, die König Friedrich II im Jahre 1742 von einem französischen Kardinal erwarb.


Das Schlossgebäude „Neue Kammern“

wurde 1747 von Wenzeslaus v. Knobelsdorff für den winterlichen Aufenthalt von Orangenbäumchen und anderen klimatischen Sensibelchen gebaut aber im Sommer als Theater und Singspielstätte genutzt. Da es der Gäste des König F II. aber viele gab, wurde es zwischen 1771 und 1774 von Georg Christian Unger als Schlosshotel umgebaut, mit einem Jaspis-Saal im Zentralbau, den Intarsienkabinetten der Gebrüder Spindler und der Ausstellung der Veduten Potsdams (gemalten Ansichten, die in der gebauten Natur noch nicht vorhanden waren, bzw. so auch später nicht in jedem Falle ausgeführt wurden). Im Ostflügel befinden sich Gesellschaftsräume, im Westteil Gästezimmer, jedoch keine Räume, die so aussehen, wie man sich im gut bürgerlichen Sinne eine „Kammer“ vorstellen mag. Diese Prunkgebäude sind alle relativ niedrig gehalten. Die Gebäude repräsentieren nicht durch Bauhöhe ein Vormachtsstreben des Monarchen, sondern eher Zurückhaltung, den Versuch der Eingliederung in die natürliche Umwelt.


Das Gartendirektionsgebäude

Dieses hatte v. Knobelsdorff eigentlich als Gärtnerhaus geplant. In diesem arbeitete auch Peter Joseph Lenné, der begnadete Garten- und Landschaftsgestalter, mit seinem Mitarbeiterstab. Vor der Hauptfront steht auf der Wiese die Statue des Bauherrn Friedrich II.


Die Neptungrotte

Sie wurde 1753 ebenfalls von W. v. Knobelsdorff entworfen – die letzte Arbeit im Leben des großen Baumeisters, der im gleichen Jahr starb und die Grottenvollendung nicht mehr erlebte. Die inneren Wände des höhlenartigen Raumes sind mit Muscheln belegt, deren Perlmutt das einfallende Tageslicht farbig schillernd reflektieret. Auf dem Gebäude steht Neptun aus Marmor vom Potsdamer Bildhauer J. P. Benckert geschaffen, ebenso wie die zwei liegenden Meeresjungfrauen zu seinen Seiten, aus deren Krügen Wasser sprudelt, zwei Kaskadenwasserfälle bildend, über vier Etagen marmorner Wasser-Muschelschalen nach unten stürzend. Auch dieses Wasserspiel war weise voraus erdacht. In Funktion aber konnte es erst gesetzt werden, wir wissen es schon, nachdem die Dampfmaschine erfunden war, die für den Druck sorgte, um das Wasser vorerst bergauf fließen zu lassen.


Das Chinesische Teehaus,

oft auch nur das chinesische Haus oder das Japanische Teehaus genannt, wurde (1754 bis 1756) im Zuge der „China-Mode“ unter der Leitung des Baumeisters Johann Gottfried Büring aufgeführt und in der edlen Farbkomposition grün und gold bekleidet. Vom kreisförmigen zentralen Salon gehen drei Kabinette ab, mit offenen Vorhallen. Der Salon ist mit prächtigen großen Vasen bestückt. Die Vorhallen vermitteln einen mählichen Übergang vom Bauwerk zur Natur.

Das belebende asiatische Getränk müssen wir uns heute in der Thermoskanne mitbringen, denn die frühere Teeküche liefert heute nichts mehr. Immerhin sehen wir die lebensgroßen Figuren, von denen einige ein Porzellan-Schälchen in den Händen tragen, andere aber Musikinstrumente zu ihrer beabsichtigten Ton-Untermalung bereithalten. Auf dem „Zeltdach“ des Pavillons aus Kupferblech mit künstlich-künstlerischem Patinaanstrich, sitzt ein Mandarin unter dem Sonnenschirm, der auch trefflich gegen den Regen schützt. Asiatische Touristen erkennen sich oder ihre Vorfahren in diesen Figuren allerdings nicht so recht wieder. Offenbar hatten die Gestalter ihren bebilderten Marco Polo nicht hinreichend studiert und so viele lebende anschauliche asiatische Modelle und Models wie heute, waren damals in Potsdam nicht zugange. Eine Dienstreise gen Morgen, ins Reich der Mitte, zum Studium des Aussehens dieser Menschen, mit Deckung von Kosten aus der königlichen Schatulle oder Portokasse, gestattete Friedrich II. den Bildhauern dann doch nicht. Das Ergebnis sehen wir. Als Erkennungshilfe sind die Figuren vor dem Hause zumindest schon mal gelb. Der echte Parkführer spricht an dieser Stelle allerdings stets von einer reichen Blatt-Vergoldung. Der Goldgehalt der Figuren schwankt allerdings, da es leider immer wieder Touristen gibt, die z. B. Goldfinger so sehr lieb haben, dass sie sich welche für die Verschönerung ihres Zuhauses abbrechen müssen. Die Sandsteinspezialisten in Sanssoucis mineralochirurgischen Werkstätten können kaum so viele Extremitätenteile nachmodellieren – vom steigenden Goldpreis mal ganz zu schweigen. Der eher sicher sitzende Mandarin ist von Giese gestaltet. Die anderen Figuren stammen von den Bildhauern Johann Peter Benckert und Heymüller (ab).

Zeitgenössisch diente der Bau oft als ein Sommer-Speisesaal und war deshalb mit einem kleinen Küchengebäude vermittels einer Brücke nach asiatischem Geschmacke verbunden.


Das Gebäude für die Bildergalerie

Erbaut 1755 bis 1763. Entwurf vom Landbaumeister Johann Gottfried Büring. Seine letzte Arbeit hier, denn er kehrte 1764 der Stadt Potsdam den Rücken. In jener Zeit war die Galerie wohl einzigartig: Ein extra Haus im Schlossgewande errichtet, nicht etwa um darin zu leben, sondern nur, um dort etwa 124 Bilder aufzuhängen. Wohl der erste Museumsbau eines Herrschers im deutschsprachigen Raum.

Wir finden dort niederländische, französische und italienische Barockmalerei, u. a. von Reni, von Peter Paul Rubens, van Dyck, Vasari und Tintoretto sowie Terbrugghen, Jan Lievens und de Gelder. Auch Caravaggio fehlt nicht mit einer Auswahl seiner Werke.

Der mittige Kuppelbau gliedert das Gebäude in zwei Flügel. Vor dem Bauwerk zeigen sich 18 Marmorstatuen, die verschiedene Künste verkörpern, wie auch mehrere Wissenschaften darstellen. Unter der Terrasse liegt der kleine Holländische Garten, der von einem Laubengang begrenzt wird, die Terrassenansicht mit Muscheln geschmückt, die Treppe von Puttengruppen und Vasen flankiert. Diesen vormaligen Gemüseacker verwandelte der Hofgärtner Heydert (in Stolpe wohnend) in einen Ziergarten. Einige Schritte weiter auf der Hauptallee in Richtung Westen finden wir ein Rondell: Das Oranier-Rondell zeigt Marmorbüsten aus dem Herrscherhaus von Oranien, ein steinernes Gedenken an die Zeit des Urgroßväterchens vom „gegenwärtigen“ König Friedrich II., also an Wilhelm, den Großen Kurfürsten bzw. an seine liebe Frau, die aus den Niederlanden hierher kam.


Das Neue Palais am Ende der knapp 2,5 km langen Hauptallee.

Diese Gebäude benötigte man schon ursprünglich gar nicht dringend. Es ist das größte und letzte Prunk-Gebäude aus der Regierungszeit Friedrich II., des Großen. Der König selbst bezeichnete es als „Fanfaronnade“, als ein Fanfarensignal: „Seht her, hier sind wir Preußen als europäische Großmacht mit ungebrochener (finanzieller) Kraft“! Es gilt als Prahl-Fritz-Bau, da er es durchsetzte, dieses Pracht-Bauwerk nach dem Siebenjährigen Krieg, dem dritten Schlesischen Kriege, nach dem Hubertusburger Frieden zu errichten, obwohl auch Preußen an Menschen und Geldmitteln verarmt, ja, ausgeblutet war und Hunger in der Bevölkerung herrschte. Von 1763 bis 1769 währte die Bauzeit des Palais' unter Johann Gottfried Büring, Heinrich Ludwig Manger (1728–1790) und dem Carl Philipp Christian von Gontard aus Bayreuth. Aber bereits im Juli 1768 weihte man das Gebäude ein. Die Wohnung des ungeduldigen Königs ward von ihm sogar bereits 1765 bezogen. Ausgestattet wurde das Palais mit der Königswohnung, mit Gästewohnungen für viele Verwandte und gute Bekannte, mit Festsälen, wie dem Muschelsaal, dem Grottensaal, der Pesne-Galerie, dem Schlosstheater – insgesamt mit etwa 300 Räumen. Die Arbeiten der Innenausstattung lagen hauptsächlich in den Händen von Johann Christian Hoppenhaupt. Zwölf Haupt-Bildhauer, darunter Johann Peter Benckert, Johann Matthias Gottlieb Heymüller, die Brüder Johann David und Johann Lorenz Räntz sowie Johann Christoph Wohler d. Ä. und ihre vielen Helfer sind damit beschäftigt, das Gebäude mit 428 überlebensgroßen Sandsteinfiguren zu schmücken. 322 sehr hohe Doppel-Fenster galt es zu fertigen, gilt es beim Großreinemachen zu putzen. Der Bau hatte damals etwa 3 Millionen Taler gekostet. Heute fällt es schwer, die Finanzmittel für das bauliche Erhalten aufzubringen.


Eine zeitliche Vorausschau: Von 1856 an werden der Kronprinz Friedrich (der spätere Kaiser Friedrich III,) mit seiner englischen Frau Victoria (Vicky) und den Kindern das Neue Palais bewohnen. Während dieser Zeit benennt das Paar das „Neue Palais“ in „Friedrichskron“ um. Schön. Die spätere Regierungszeit des Kaiserpaares währte dann leider erkrankungs- und todesbedingt nur vom 09. März 1888 bis 15. Juni 1888, als Kaiserpaar für 99 Tage.


Noch einen weiteren großen Kraftakt bedeuteten die Communs oder Kavaliergebäude dem Neuen Palais gegenüberstehend. Zwei Monumentalbauten verbunden mit geschwungenen Kolonnaden und einem mittig eingefügten Triumphbogen, dienten der Unterbringung der Hofdamen, Kavaliere und „Schranzen“ sowie der Aufnahme des Küchen- und Wirtschaftstraktes für die Versorgung der Menschen in der riesigen benachbarten Wohnmaschine, des „Palais“.

Die Communs wurden 1766 bis 1769 nach Entwürfen und unter der Leitung von Le Geay und Gontard gebaut. Hinter den Bauten begann bald das sumpfige Ödland gegen die Dörfer Eiche und Golm. Die Gebäude versteckten jene vor den Augen der lustwandelnden Schlossgäste.

Das „Neue Palais“ wurde durch einen später gegrabenen unterirdischen Küchen-Gang mit den Wirtschaftsgebäuden der Communs verbunden. So ist es üblich – so ist es recht.


Der Antikentempel

1768 wurde dieser geschlossene Rundbau von Gontard und mehreren Maurern und Zimmerleuten sowie Dachdecker-Klempnern ausgeführt. Er enthielt die berühmte Antikensammlung des Königs, Münzen und Gemmen – nicht von ihm selbst gesammelt, sondern dem Baron von Stosch abgekauft.

Seit 1924 diente der Tempel als Mausoleum für die Kaiserin Auguste Viktoria, Gemahlin des letzten Kaisers, Wilhelm II. (und bedarf dringend einer Schönheitskur. Der Tempel).


Der Freundschaftstempel

Ebenfalls im Jahr 1768 errichtet, zum Andenken an die Lieblingsschwester des Alten Fritzen, der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (gestorben 1758). Sie sitzt dort als Statue, fleißig lesend mit einem Bologneser Hündchen auf dem Schoße. Der Tempel ist gänzlich aus italienischem Marmor gefertigt, mit kupfernem Dache. An den korinthischen Säulen befinden sich Medaillons römischer und griechischer Freundespaare. Daher die Tempel-Bezeichnung.


Das Drachenhaus, einer chinesischen Pagode nachempfunden.

1770: Bau des zwischen dem Belvedere auf dem Klausberg und der Orangerie stehenden Gebäudes, nach dem Entwurf von Christian Unger, gelegen an einer Doppel-Allee prächtiger Linden von der Krim. Heute beherbergt das Drachenhaus eine Gaststätte.


Das Belvedere auf dem Klausberg – ein Haus der schönen Aussicht ...

... aber auch als Weinberg-Lusthaus geschätzt. In den Jahren 1770 bis 1772 gestaltet von Georg Christian Unger. Sehenswert: Ein mit rotem Jaspis ausgezierter Saal, sparsam möbeliert, kunstvolle Marmorarbeiten und ebensolche Holz- und Stuckverarbeitung, Deckengemälde: Vögel in luftiger Höhe. 1945 zerstört, erfolgte in den Jahren 1991 und 1992 die Generalerneuerung.


Die Zeit von König Friedrich Wilhelm des II.

Sein Erdendasein währte von 1744 bis 1797 und er tat so, als ob er von 1786 bis 1797 ernsthaft regieren würde. Er war einer der Neffen des kinderlosen Königs Friedrich II., ein Sohn von dessen jüngerem Bruder Prinz August Wilhelm.

Während seiner Regierungszeit wurde gar manches gebaut aber am Park von Sanssouci nur eine Mühle, wenn auch eine bedeutende.

Ansonsten erlebt ganz Preußen während der relativ kurzen Regierungszeit des Friedrich Wilhelm II. einen mächtigen kulturellen Aufschwung.


Die Historische Mühle, eine Holländer-Galerie-Windmühle, neben den „Neuen Kammern“, nahe dem Schloss Sanssouci gelegen.

1787 bis 1791 von van der Bosch errichtet (also von dem Manne, der vorher im Busch / im holländischen Walde hauste, bevor er in Potsdam eine Wohnstätte erhielt). Diese Mühle brannte im letzen Kriegsjahr 1945 ab und wurde, als das nötige Großgeld zusammengekratzt war, 1993 zur 1000-Jahr-Feier Potsdams originalgetreu wieder aufgebaut, als ein „produzierendes Denkmal“. Von der Aussichtsgalerie und den Fenstern im Obergeschoss der Mühle, haben wir einen schönen Ausblick in Potsdams wald- und wasserreiche Umgebung.


Zumindest lässt der König doch in Potsdam das Schauspielhaus (die „Kanaloper“) „zum Vergnügen der Einwohner“ und weitere Theater bauen. Die Ausgaben bestreitet der Königliche Hof, das bedeutet, auch die einfachen Bürger können unter diesem Regenten erstmals in ein Theater gehen, mehr Bildung genießen, völlig kostenlos.


Die Bauten auf der Pfaueninsel gehören zu seinen „Steckenpferden“.

(Dazu bitte auf dieser Internetseite www.janecke.name unter Ortsgeschichte: Berlin, Pfauen-Insel aufsuchen).


Das berühmte Brandenburger Tor in Berlin entsteht in den Jahren 1788 bis 1789 (Carl Gotthard Langhans, 1733–1808). Hinzu gefügt wird fünf Jahre später die Quadriga (der Streitwagen von Johann Gottfried Schadow, 1764–1850).


Die Zeit von König Friedrich Wilhelm III., Sohn von Friedrich Wilhelm II. und Friederike Luise. Er lebte 1770–1840, regiert in dieser Zeit von 1797 bis 1840, wurde also rund 70 Jahre alt. Er heiratet Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Mecklenburg – Strelitz. Sie wurde geboren am 10. März 1776 in Hannover, als sechstes Kind von 10 Geschwistern.die Luise von Mecklenburg – Strelitz (1776–1810). Die Ehe des Paares gilt als natürlich, mit liebevollem Umgang – so wird man es später sagen. Bauten in Sanssouci werden wesentlich von seinem ältesten Sohn gefördert und beeinflusst:


Kronprinz Friedrich Wilhelm => König Friedrich Wilhelm IV.

Er wird als „Künstler und Romantiker auf dem Thron“ bekannt werden, innerfamiliär auch genannt: „Der Butt“, ältester Sohn von König Friedrich Wilhelm III und Königin Luise. Er lebt 1795 –1861, wurde 65 Jahre alt und regiert von 1840 bis 1861.

So wird seine Ehefrau eben die Elisabeth von Bayern, aus dem Hause Wittelsbach. (1801–1873), 72 Lebensjahre. Sie wurde am 13. November 1801 im Münchener Schloss Nymphenburg als Tochter des beliebten bayerischen Königs Maximilian Joseph I., geboren.

Am 29. November 1823 heiraten Elisabeth und Friedrich Wilhelm in Berlin

Das Königs-Paar lebt im Potsdamer Schloss Sanssouci.

Doch nun die Bauten im Park – drehen wir das Rad der Geschichte ein Stück zurück:


Das Schloss Charlottenhof, im neuen Parkteil Charlottenhof.

Dieser Parkteil südlich des heutigen Wirtschaftsweges (Ökonomieweg, die frühere südliche Parkbegrenzung), dessen Boden natürlich auch aus Ranker („Streusand“) besteht, war 1825 ein kleines Weihnachtsgeschenk vom Vater, König FrieWi III., für den der Kunst zugewandten Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.), mit Frau Elisabeth. Unter diesem wird der alte Park Sanssouci erweitert, die zweite große Bauphase, die nach Friedrich II. eine lange Zäsur durchwartete, beginnt. Der Name „Charlottenhof“ stammte von der bisherigen Besitzerin der Fläche, Maria Charlotte von Gentzkow. Auf diesem Landstück hatte Baumeister Büring sein Fachwerk-Wohnhaus stehen. Umgeben war diese Scholle von den Ackerflächen mehrerer Bauern, die angekauft wurden (also nur die Felder).

In den Jahren 1826 bis 1829 wurde das kleine, wohnliche Haus von Friedrich Wilhelm geplant und von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) in ein schlichtes Landschloss nach klarer, streng klassizistischer Auffassung architektonisch umgesetzt.

1829 bis 1840: Ausführung der innenarchitektonischen Arbeiten mit der Feinausstattung. Auch an der Einrichtung hat Baumeister Karl Friedrich Schinkel (nach heutiger Messlatte ebenfalls ein Star-Architekt und Super-Diplom-Ingenieur) seine künstlerischen Spuren hinterlassen. Die Möbelierung ist bürgerlich und einfach, kurz gesagt: einfach bürgerlich gehalten. Von den Außenanlagen mit Terrasse, Rosengarten, dem nahen Dichterhain, darf der Blick weit in den großzügig nach englischer Manier angelegten Parkteil schweifen.

Diesen neuen Park landschaftlich gestalten zu dürfen, die leicht wellige Bodenmodellierung dabei zu nutzen, einen künstlichen, sich schlängelnden breiten Wiesenbach, den Schafgraben, mit Insel vorzusehen, das Pflanzen erlesener Baumgruppen anzuleiten, damit betraut war Peter Joseph Lenné (1789–1866) ganz in seinem Element. Das detailliert Gärtnerische setzte der Hofgärtner Hermann Ludwig Sello (1800–1876) um.


Die Römischen Bäder

1829 ... 1835 bis 1840 betrug in Etappen die Bauzeit (Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius), mit vielen, immer wieder verbessernden Änderungen in der Planung von Seiten des Kronprinzen. Die königliche Sehnsucht, diesmal die von Friedrich Wilhelm III. und IV. nach dem warmen, sonnigeren Italien, ließ einen Gebäudekomplex wachsen, der diesen hehren Ansprüchen gerecht wurde. Ein Wohnhaus entstand, Pompejianischen Vorbildern nachempfunden mit der Badeeinrichtung, die allerdings nie praktisch zur Körperreinigung genutzt wurde, sondern ausschließlich einen Schmuck darstellt. Die große Wanne aus grünem Jaspis ist ein Geschenk des Schwagers und russischen Zaren Nikolaus I., Bruder des früh verstorbenen Zaren Alexander I. Den Eingangsbereich zur Anlage flankieren zwei Gebäude, das eine für die Familie des Gärtners, das andere für weitere Hilfskräfte, das Gehilfenhaus. Links ein Wasser speiender Butt. „Butt“, so nannte sich schon der kindliche Friedrich Wilhelm (IV.) selber. Er machte diesen Fisch zu seinem „Markenzeichen“. An diesen Gebäuden ein kleiner See mit Insel, durch den der Schafgraben fließt. Bis 1923 stand an diesem „Maschinenteich“ ein Haus, das die Pumpenanlage aufnahm. Dieser Schafgaben wird von dem Fluss „Havel“ gespeist. Seinen Namen gab ihm die Schafherde, die in den Parkanlagen das Gras kurz hält. Das gehört zur Tradition.


Das Gärtnerhaus, zu den Römischen Bädern gehörend. 1829 erbauet.


Die Meierei (Molkerei, Milchverarbeitung), 1833 bis 1834 nördlich der römischen Bäder, unter Mitnutzung eines älteren Vorgängergebäudes. Errichtet nach Plänen von Ludwig Persius.


Das Hippodrom

Die in der Form einer Pferderennbahn ähnelnde Garten- und Heckengestaltung ist das Zentrum einer in sich abgeschlossenen Gartenanlage. Als Blickfang wirkt ein Brunnen mit Bronzestatuetten von Fabelpferden. Zu DDR-Zeiten stand hier gastweise das größte Reiterdenkmal von Friedrich II., das jedoch 1987 zur 750-Jahr-Feier der Hauptstadt wieder in Berlin „Unter den Linden“ aufgestellt wurde.


Das Wohngebäude der Fasanerie

wurde 1841 westlich von Charlottenhof im Anschluss an das Hippodrom von Persius gestaltet. Dieser früher eingezäunte Parkteil, eine Riesen-Voliere, diente etwa 45 Jahre lang der Fasanenhaltung, war damals also Wirtschaftshof und kein Schaugehege im Park.


Anlagen außerhalb des Parks

1842 bis 1845: Nebenan wird der Wildpark angelegt.

1843 bis 1850: Die Schinkelsche Nikolaikirche in der Stadt, wird jetzt zu einem Kuppelbau umgestaltet. Vorher fehlte das Geld dazu.


Die Friedenskirche

Entwurf 1844. Bauzeit: 1845 bis 1848. Das Gotteshaus wird als neue Hof- und Stadtkirche gebaut, die gleichzeitig auch königliche Grabesstätte werden soll. Ihr Grundstein wurde am 14. April 1845 gelegt, auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Baubeginn des Schlosses Sanssouci und ebenfalls genau 100 Jahre vor der Zerstörung der Potsdamer Innenstadt am Ende des 2. Weltkrieges. Ludwig Persius war es als Baumeister, der ihr nach Entwurf und im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm IV., das Antlitz einer frühchristlichen Basilika gab. Nach dem Ableben des Persius im 45-er Jahr, führten zwei andere Schinkel-Schüler, Hesse und Stüler sowie F. v. Arnim, diese Arbeiten weiter.

In der Kirche wurden dem Vermächtnis entsprechend, dann auch König Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin Elisabeth in der Gruft vor dem Altar beigesetzt.

Im benachbarten Mausoleum ruhen der 99-Tage-Kaiser von Deutschland und König von Preußen, Friedrich III. (18. 10. 1831 – 15. 06. 1888) mit seiner Gattin Viktoria, (Vicky), Princess Royal von England und Irland und Deutsche Kaiserin sowie Königin Preußens
(17. 11. 1840 – 05. 08. 1901) sowie zwei ihrer bereits im Kindesalter verstorbenen Söhne: Prinz Waldemar mit 10 Jahren und Prinz Sigismund mit 2 Jahren. Seit dem 17. August 1991 befindet sich ebenfalls hier der Sarkophag Friedrich Wilhelm I, des Soldatenkönigs (14. 08. 1688 – 31. 05. 1740), Vater von Friedrich II., dem Großen, dem Alten Fritzen.


Die Bronze-Nachbildung der Christusstatue von Thorvaldsen dominiert im Hof der Kirche. In einer Nische der Südwand sehen wir eine Figurengruppe um Moses, die letzte Arbeit von Christian Daniel Rauch. Die Friedenskirche wird teilweise von einem künstlichen See umspült. In Richtung des Verwaltungsgebäudes der Gartendirektion schließt sich der „Marlygarten“ mit der blau-weißen Säule an. Der Marlygarten ist ein Stückchen Land, das zu der Zeit Friedrich Wilhelm I., (1715) als Küchenkräutergarten angelegt worden war. Den märkischen Kräuter- und Gemüsegarten „Marly“ zu benennen, war eine Ironie gegenüber dem französischen Kunstpark gleichen Namens.


Die Orangerie

Bauzeit 1851 ... 1860 bis 1864. Ein Monumentalbau, der italienischen Renaissance nachgebildet. Es ist das längste Gebäude im Park von Sanssouci. Exakt 330 m Länge misst es. König Friedrich Wilhelm IV. und Ludwig Persius lieferten die Entwürfe. Die Baumeister Stüler und Hesse und viele fleißige Handwerker setzten die Gedanken und Zeichnungen bautechnisch um. Im Erdgeschoss nimmt das Winterquartier für zahlreiche subtropische Pflanzen der Gartenanlagen großen Raum ein. Im Gebäude finden sich viele Gästewohnungen, die zum Teil auch heute noch als Wohnungen für Arbeiter und Angestellte der Stiftung der Preußischen Schlösser und Gärten genutzt werden. Der Raffaelsaal als Gemäldehalle im Mittelteil beherbergt 47 deutsche Gemälde-Kopien nach den Werken des Italieners Raffaelo Santi. Die Turmgalerie bietet herrlich weite Rundumblicke. Dieses Gebäude ist das einzige realisierte Bauwerk aus einer Reihe von Entwürfen Friedrich Wilhelm IV. für Baukunstwerke, die die Maulbeerallee als Prachtstraße einfassen sollten.

Der König konnte die Vollendung seines größten Bauentwurfes nicht mehr erleben. Sein Nachfolger der Thronherrschaft war der bereits regierende Prinz Wilhelm, ab 1861 König Wilhelm I. und von 1871 an Kaiser Wilhelm I., der 1888 starb und dem viel später per „Gassenhauer“ nachgetrauert wurde: „Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wieder ham – mit’m Bart, mit’m Bart, mit’m langen Bart.“


Umgeben wird die Orangerie vom Nordischen Garten, in dem mehr einheimische grüne Gewächse vorherrschen, als wenige Schritte weiter im farbenprächtig-subtropisch anmutenden sizilianischen Garten.


Der Sizilianische Garten

1857 bis 1860: Peter Joseph Lenné (1798–1866) erhielt den Auftrag, das Gelände unterhalb / westlich der neuen Kammern in einen Sizilianischen Garten umzugestalten. Das war wohl keine Aufgabe nach seinem Geschmack, für ihn, der das naturnahe Gestalten liebte. Wege, Rondelle und Wasserbecken waren mit Lineal und Zirkel zu konstruieren. Zumindest durften hier bei den Sizilianern die Pflanzen frei wachsen, ohne den strengen Beschnitt, wie im ursprünglichen und ersten französischen Parkteil. Außer Nadelgehölzen trifft man hier auch Agaven, Palmen und Pomeranzen an.


Anmerkung: 1887 bis 1888: Die neue steinerne Lange Brücke wird in der Stadt Potsdam über beide Arme des Flusses „Havel“ gebaut – die aber liegt außerhalb des Parks Sanssouci, am Stadtzentrum.


Die folgenden Regierungszeiten haben keine wesentlichen Bauten für den Park Sanssouci mehr hervor gebracht:


Wilhelm I., 1861 bis 1888 König von Preussen und 1871 bis 1888 Deutscher Kaiser.


Kaiser Friedrich III., er lebt vom 18. Oktober 1831 bis zum 15. Juni 1888 und regierte 99 Tage des Jahres 1888 als König von Preußen und Deutscher Kaiser.

Für die Zukunft hatten die Eltern gehofft, dass ihr Ältester von den sechs Geschwistern, der „Kronen-Sohn“ Wilhelm (späterer Kaiser Wilhelm II.), ein starker, liberaler „Friedrich der Große“ würde. Jedoch trat genau das Gegenteil ein. Dass diese Entwicklung sogar bis in einen Weltkrieg führen wird, erlebten seine Eltern nicht mehr.


Die Zeit von Kaiser Wilhelm II., Sohn des Kaisers Friedrich III. und Victoria.

Er lebt von 1859 bis 1941 und regiert als König von Preußen und Deutscher Kaiser von
1888–1918 (Zeitpunkt seiner Abdankung als Regierungsoberhaupt am Ende des Ersten Weltkrieges). Im niederländischen Asyl im Hause Doorn stirbt er im 82. Lebensjahr.


Ein Bauwerk aus dieser Regierungszeit:

1893 Bau einer Versuchsanlage als Modell im Maßstab 1:10 für eine Festung,

für ein Fort, bautechnisch wesentlich widerstandsfähiger, als man solche Anlagen bisher kannte.

Es entstand in jenem Jahr 1893 die 40 x 15 m große Anlage eines Mini-Gebäudekomplexes aus dem neuartigen Baumaterialienmix namens „Stahlbeton“ mit erheblich höherem Durchschlagswiderstand gegen Geschosse. Die Anlage gilt als militärgeschichtliches Denkmal, ist aber in nur noch ruinösen Rudimenten vorhanden; südlich der Maulbeerallee in „Höhe“ des Drachenhauses zu finden.

(Die Anlage ist derzeit mit Erdreich überdeckt worden und somit nicht sichtbar soll aber wieder errichtet werden).

Der Projektant war Julius Diener, (1873–1889) Dozent an der Kriegsschule auf dem Potsdamer Brauhausberg, jetzt aber (1893) der Leiter der Abteilung Festungsbau bei
Fa. Krupp. Die handwerklichen Arbeiten am Bau leitet der Bornstedter „Hof- und Schlosspolier“, der Maurermeister August Altendorf (1854–1941, ein Altersgenosse des Kaisers). Man kann es als gut ansehen, dass diese Anlage die einzige von militärischer Art im Park blieb. Weil für die Versuchsbauten eine wesentliche Verkleinerung gewählt wurde, nannte der Volksmund die Festungs-Anlage „Prinzenspielplatz“ oder „Prinzenspielburg“, ohne dass diese jemals diesem Zwecke zugedacht war.


So endet denn hier unser heutiger Spaziergang durch diesen Teil des Potsdamer Welterbes, durch den Park von Sanssouci.


Anmerkungen:

- 993 findet sich die erste, heute noch schriftlich erhaltene Urkunde zu Potsdam, eingewickelt in Geschenkpapier: Otto III. verschenkte am 3. Juli 993 die natürlich bereits lange vorher bestehenden Orte Potztupimi et Geliti (Potsdam und Geltow) seiner Tante Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg. Natürlich samt Einwohnern, Mann und Maus. Wie aufmerksam, der gute Junge.

- 1375 wird Potsdamp im Landbuch des Kaiser Karl IV. als Oppidum (Marktflecken) erwähnt. - 1573 gab es 192 Häuser in Potsdam.


Benutzte Literatur: Angaben zu den Herrschern las ich in dem Buch „Die preußischen Königinnen“, einem wunderbaren Buch, von Karin Feuerstein-Praßer verfasst.

Darüber hinaus gaben manche alten Zeitungsartikel und Informationen aus dem Elternhaus geeignete Anregungen.


Anregungen für weitere Spaziergänge:




- vorläufiges Ende -