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Gräfenthal, Gebersdorf und Großneundorf

im thüringisch – fränkischen Schiefergebirge


Ein Beitrag zu den Chroniken dieser Orte mit familiengeschichtlichen Anmerkungen


Zusammengestellt von Christoph Janecke

E -Mail: christoph@janecke.name Bearbeitungsstand: Juli 2019.


Verwendete Literatur:

Daten zur Ortschronik von Gräfenthal, „Bürger, Bauern und Soldaten (1806)“ von Henry Bechtoldt, Angaben, z. B. zur Witterung, aus „Lehesten in der Vergangenheit ...“, von Sanitätsrat Dr. Peetz 1921. Brückner: Landeskunde des Herzogtums Sachsen-Meiningen, 1853; Kirchenführer Gräfenthal / Großneundorf, Herausgegeben vom Orgelbauverein Großneundorf e. V., Herrn Lange und Herrn Spatke. Darstellungen aus Werbeprospekten touristischer Angebote.


Mein besonderer Dank gilt Herrn Spatke aus Gräfenthal, der mir viele Daten zur Chronik über Gräfenthal und die Arbeit des Orgelbauvereins über die Kirchen von Gräfenthal und Großneundorf zugänglich machte sowie mir darüber hinaus wertvolle inhaltliche Hinweise gab.


Zu den direkten Vorfahren des Autors, Christoph Janecke, und natürlich auch vieler weiterer Menschen, gehören aus dem thüringisch-fränkischen Schiefergebirge verschiedene Personen, die hier im Text erwähnt werden. Es handelt sich bei den Vorfahren um die Träger der Familiennamen: Büttner (Gebersdorf), Glaeser / Gläser (Gräfenthal, Heirat in Großneundorf, Lehesten) und Rentsch (Großgeschwenda).

Die ebenfalls dazugehörenden Familien Bachmann, Blümler, Ellmer, Fiedler, Kachelofen, Matthess, Neumeister und Pantzer (alle aus Lehesten), Hirt (Wurzbach), Just (Heberndorf), Fritz (Ludwigstadt) und Jungcuntz (Lichtentanne), werden dagegen in den Notizen zur Historie der Stadt Lehesten aufgeführt.


Hinweise:

Eine Anzahl von Begriffen habe ich absichtlich in zeitgenössischer Schreib- und Redeweise übernommen. Die uns überlieferten Informationen wurden in jenen Jahrhunderten selbstverständlich von einer Vielzahl von Personen aufgenommen, darunter Pfarrer, Lehrer, Stadtschreiber und anderen Menschen. Deshalb erscheinen Wortwahl und Schreibweise nicht wie „aus einem Guss“, was jedoch bitte nicht als Nachteil angesehen werden soll. Einige der alten Begriffe habe ich mit einer (Klammernotiz) erläutert. Ein Übersichtsblatt ausgewählter Vorfahren meiner Familie aus dem Schiefergebirge ist angefügt.


Nun aber geht es richtig los, vorerst mit:


Gräfenthal


In der thüringisch-ostfränkischen Mundart spricht man den Ortsnamen üblicher Weise „Gräf'tal“ oder auch „Gräfentöl“ aus, doch für verschiedene Wörter gibt es mitunter schon von Ort zu Ort verschiedene Aussprachefärbungen.

Gräfenthal liegt im Herzen der reizvollen Landschaft des thüringisch-fränkischen Schiefergebirges, im Kessel eines Seitentals der Loquitz, dem so genannten Zoptegrund. Die Loquitz ist ein Nebenfluss der Saale. Am Ort befindet sich der Zusammenfluss des Buchbaches und des Gebersbaches, die mit ihrer Vereinigung dann das Flüsschen Zopte bilden. Die durchschnittliche Höhenlage des Ortes beträgt 400 m über Normal Null und die umgebenden Berge erheben sich beinahe bis zu weiteren 300 Metern hoch über den Ort. Sie sind weitgehend mit Fichten bewachsen und von klaren Gebirgsbächen durchzogen. Zu diesen Bergen gehören unter anderen: Der Lauensteiner Berg, der Fiedlersberg, der Winterberg, der Kindelberg, der Bocksberg, der Züllichenberg und natürlich auch der Schloßberg. Durch den Ort führt die alte Heer- und Handelsstraße von Nürnberg über Coburg und Saalfeld, nach Leipzig. Westlich von Gräfenthal liegen Gebersdorf, Lichte und Neuhaus am Rennweg. Gen Osten geht es über Zopten nach Probstzella. Einen reichlichen Kilometer nördlich von Gräfenthal liegt Großneundorf, von Gräfenthal aus, über eine Straße mit 15% Steigung hinauf, erreichbar.


Um 900: Wahrscheinlich wird in dieser Zeit das Gebiet bereits von Slawen bewohnt.

Im 12. Jahrhundert wird die Gegend auch von germanischen Stämmen besiedelt, die von Westen her einziehen. Archäologische Spuren, die auf eine eventuelle gewaltsame Landnahme, auf kriegerische Auseinandersetzungen hindeuten könnten, fanden sich nicht.


1288: Der Ort „Grevental“ wird in diesem Jahr erstmals urkundlich erwähnt, bestand aber gewiss bereits längere Zeit vorher. Die über dem Ort errichtete Burganlage, entsteht ebenfalls im 13. Jahrhundert unter den Grafen zu Orlamünde.


1337: Erwähnt werden in der Geschichtsschreibung (Erburkunde der Grafen von Orlamünde vom 07. Februar) „hus und stat Grevental“ (das Haus, also die Burg sowie der Ort). Dieses Schriftstück gilt als „die Geburtsurkunde“ von Gräfenthal, das aber noch keine Stadtrechte besitzt.


1340: Die Kirche des Ortes wird erstmals im erhaltenen Schrifttum, in einem Ablassbrief, erwähnt: Ein Johann Jakoff berichtet darüber, dass dieses Bauwerk der Mutter Gottes (der Heiligen Maria) und den Aposteln Johannes und Bartholomäus geweiht ist. Das Gotteshaus ist auf einem Schieferfelsen errichtet. Ein Fußsteig führt unter dem Kirchturm hindurch.


1386: Der erste Pfarrer, der schriftlich erfasst wurde, ist Contz (Conrad) Steinbach.

1394: Am 23. April: Wilhelm, Markgraf zu Meißen, belehnt Otto ... von Orlamünde mit Gräfenthal.


1412: Den 14. September verleiht Siegmund von Orlamünde dem Ort Gräfenthal das Stadtrecht. Damit ist das Recht verbunden einen Schultheiß und neun Schöppen zu wählen, aus welchen wiederum zwei Rathsmeister benannt wurden, die auch die kleine Gerichtsbarkeit ausüben dürfen. Die höchste Geldstrafe, die sie verhängen dürfen, beträgt 30 Schillingheller. In schwereren Fällen obliegt die Gerichtsbarkeit den gräflichen Vasallen in Lauenstein. Hauptsächlich ist die Stadt vom Schieferabbau gekennzeichnet. Sie ist auch Fuhrmannsstadt, denn die Schieferplatten sollen ja hinaus „in alle Welt“ gefahren und dort verarbeitet werden. Der Ort gilt aber auch als ein Ackerbürgerstädtchen.


1425: Die Orlamünder Grafen müssen die Herrschaft wegen Überschuldung abgeben.

1426: Gräfenthal geht in den Besitz des Hauses Wettin über.


1438, am 11. Mai, gelangt die Stadt von den Wettingern nun in den Besitz der Grafen, der Reichserbmarschälle zu Pappenheim, die die Burg im 16. Jahrhundert zu einem stattlichen Schloss erweitern und modernisieren werden. Die neue Herrschaft stammt aus dem Ort Pappenheim im Altmühltal. Die Zukunft wird es wissen, dass Gräfenthal im Verlaufe des fast 200jährigen Hierseins der Pappenheimer, eine überregionale Bedeutung als Verkehrszentrum und Fuhrmannsort erhält, was natürlich durch die Lage an der alten Heeres- und Handelsstraße Leipzig – Nürnberg begünstigt wird. Von der Burg aus, wird bis zur Kirche hinab, ein unterirdischer Geheimgang angelegt. Ein sieben Meter tiefer Wallgraben schützt die Anlage. Die Wasserzufuhr erfolgt vom noch höher gelegenen Ort Großneundorf, mittels eines Schieferkanals durch den Wald. Innerhalb des Schlossgeländes wird das Wasser in einer Zisterne gespeichert.


1439 / 40: Die Herrschaft Gräfenthal wird durch den Kauf von Reichenbach und Gösselsdorf, Oberloquitz, Obergölitz und Schaderthal erweitert.


1461: Der Altarraum der Kirche wird neu gestaltet.

1462: Am Ort wird nun künftig die Saigerung des Kupfererzes (getrenntes Ausschmelzen von Metallen unterschiedlicher Schmelztemperaturen), das aus dem Mansfeldischen kommt, betrieben. Dafür gründet Heinrich Buchner unter Conrad von Pappenheim am 03. Mai die Saigerhütte.


1480: Etwa von dieser Zeit an, ist Conrad Leicht der Schulmeister von Gräfenthal.

1486: Am 14. Mai bestätigt Sebastian von Pappenheim die städtischen Freiheiten.


1489: Sebastian von Pappenheim bestätigt dem Heinrich Buchner am 12. Januar den Lehnbrief über den Hammer, das Erzpochwerk.


1491: Sebastian von Pappenheim verleiht die Saigerhütte an Sohn Moritz von Heinrich Buchner.

1493: Sebastian von Pappenheim verleiht die niedere Mühle an die Kinder des verstorbenen Jacob Buchner, die sie von ihrem Großvater erhalten haben.


1495: Drei große Jahrmärkte hält die Stadt ab, nun erhält sie noch einen Roßmarkt dazu.

1500: Ein großer, verheerender Brand. Das Innere der Stadt brennt ab.

1502: Die Fronleichnamsbrüderschaft wird durch Sebastian von Pappenheim erneuert.


1503: Johann Lasphe, Bischof zu Sidon, Erzbischof zu Mainz, bestätigt die Echtheit der Heiligenreliquien im Altar der Gräfenthaler Kirche. Die Kirche zu Gräfenthal verfügt derzeitig über fünf Altäre. Neben der Kirche stehen das Peynhauß (Haus der Gebeine) und eine Kapelle.


1504: Eine erneute Katastrophe. Wegen der Verwahrlosung eines Feuers, ist nun auch die äußere Stadt abgebrannt.


1509: Ein Sohn der Stadt Gräfenthal „Caspar Licht de Greuentall“ nimmt ein Studium an der Universität zu Wittenberg auf. (Wahrscheinlich ist er der Sohn des Schulmeisters Conrad Leicht / Licht).


1517 – 1540: Die Burganlage, „Das Haus“, wird zu einem Schloss ausgebaut.

1518: Am 14. April ist Martin Luther in der Stadt - auf der Durchreise zur Tagung des Augustinerordens.

Der Kirchturm wird neu errichtet. Er erreicht die stattliche Höhe von rund 121 Fuß (38 m). Der Turmdurchgang dient als Teil der Stadtbefestigung, hier speziell als Stadttor. Vom Turmaufstieg kann man in die dritte Empore der Kirche gelangen, ohne das Langschiff im Parterre begehen zu müssen.


1519: Sebastian von Pappenheim belehnt Moritz und Wolfgang Buchner mit der Saigerhütte.

1520: Zum ersten Mal wird die Schule im Schrifttum erwähnt, obwohl das Schulwesen schon lange besteht. Es wird fixiert, dass Conrad Leicht seit 40 Jahren (also seit etwa 1480) Schulmeister ist.


1525: Sebastian von Pappenheim führt die Reformation in Gräfenthal durch. Der Bauernkrieg, welcher der Reformation folgt, hinterlässt auch in den Orten des Gebietes seine Spuren.

1527: Erste Kirchenvisitation nach der Reformation.


1530: Durchreise von Herzögen, Fürsten und Führern der Reformation auf dem Weg zum Reichstag nach Augsburg, unter ihnen auch der Professor der Theologie, Dr. Martinus Luther. Die Reise dient dazu, möglichst die „Einheit“ der christlichen Kirche mit dem Augsburger Bekenntnis zu erhalten, ohne unvertretbare Zugeständnisse für die neue evangelische Lehre einräumen zu müssen. Am Gründonnerstag, dem 14. Aprilis 1530 predigt Dr. Martin Luther in unserer Sankt-Marien-Kirche. Am 25. Juny wird das Augsburger Bekenntnis veröffentlicht und von Melanchton auf dem Reichstag an Kaiser Karl V. überreicht. Am 25. Septembris wird dann der Augsburger Religionsfrieden verabschiedet werden.


1536: Am 03. Juny belehnt Johann Friedrich, Herzog zu Sachsen, die Herren Veit und Achatius von Pappenheim mit der Herrschaft Gräfenthal.


1537: Den 06. Juny: Vitus und Achatius von Pappenheim belehnen Moritz, Wolfgang und Marx Buchner mit der Saigerhütte in Gräfenthal. Am 29. September gründet Sigmund Fürer aus Nürnberg eine Stiftung für arme Leute, insbesondere zur Unterstützung armer Hüttenknechte.


1540: Wolf Werner richtet eine Stätte ein, auf der ein Gottesacker angelegt wird. Hierfür (vermutlich für die Friedgartenmauer oder eine Friedhofskapelle) wird auch die Substanz des Kirchleins verwendet, das man zuvor in Gebersbach abbricht.


Um 1545: Beginn der Aufbewahrung von Kirchenrechnungen für Gräfenthal.

1547: Kaiser Karl V. und der Herzog Alba sind auf der Durchreise in Gräfenthal, in deren Gefolge der gefangene Kurfürst von Sachsen und Landgraf Philipp.


1552: Die Pest sucht den Ort heim.

Moritz Meier ist wohl der erste evangelische Pfarrer in Gräfenthal.


1554: Die Stadt steht in Flammen. Die Schule, die Kirche mit den Glocken, Pfarrhäuser, viele Wohnhäuser, die Dokumente der Stadtgeschichte – ein Raub der Flammen – alles verloren. Nur drey Wohnhäßer bleyben stehen. Die Saigerhütte ist ebenfalls betroffen und die dortige Arbeit muss vorläufig eingestellt werden. Bald jedoch beginnt der Neuaufbau, mit sunderlicher Hulf der Pappenheimer.


1559: Die neuen Glocken, die an die Stelle der beim Brande vernichteten kommen, gießt Heinrich Ziegler in Erfurt.


1569: Einwohner Gräfenthals haben den Saalfelder Scharfrichter G. Karklein erschlagen, weil er einen Verurtheilten auf dem Attersdorfer Teichdamm (am Pröscholdsteich) sehr übel hinrichtete.


1576: Beginn der erhalten gebliebenen Kirchenbücher von Gräfenthal.

1580: Unsere Wehrkirche erhält eine Orgel, von Adam Fuchs, in Kahlau, gebaut.


1590: An unserer Schule sind drey Lehrer tätig: Der Schulmeister oder Rector, eyn Cantor (Organist, Chorleiter) und eyn Kirchner (Küster, Kirchendiener).


1592: Der Austausch der Taufglocke gegen eine etwas kleinere, ist erforderlich.

Christoph Ullrich von Pappenheim verbessert das Einkommen der beiden Pfarrer, des Kantors und des Kirchners, da sich auf die vakanten Stellen bei dem bisherigen geringen Lohn „keine feinen erfahrenen und gelehrten Leute“ für diesen geistlichen Dienst am Menschen meldeten. Eine neue Schule wird erbaut.


1599: Von der Gräfenthaler Herrschaft stirbt am 11. Dezember Christoph Ullrich von Pappenheim.

1602: Das Rathaus erhält einen neuen Turm.


1613: Unsere Kirche erhält zwei Altarleuchter. Sie werden gemeinsam gestiftet von unserem Pfarrer Andreas Hesse, von Mattheys Margareta Myller und Georg Wieder. Ein gutes Beyspiel.


1616: Man errichtet ein zusätzliches Torwächterhaus für das Schloss.

Seit dem 17. Jahrhundert besteht in Gräfenthal eine Alaun- und Vitriolfabrikation.


1618: Bescheidenheit ist angesagt: Ein neues Polizey-Gesetz der Pappenheimer, schränkt den möglichen Luxus bei Verlöbnissen, Hochzeiten und Taufen ein.

Der 30jährige Krieg beginnt mit dem Prager Fenstersturz. 1 Pfund Brod kostet 1 Pfennig.


1621: Nach dem Aussterben der Pappenheimer, übernimmt der Herzog von Sachsen – Altenburg die Herrschaft. Auf dem Schloss wird der Sitz des Amtgerichts angesiedelt.


1622: Die Orte werden im Kriege selbst von eigenen Truppen und von den mit ihnen verbündeten Schweden, geradezu „ausgesauget“.


1623: Die „Nürnberger Gesellschafter“ verkaufen am 26. August die Saigerhütte an die Stadt Leipzig.


1624: Eine erneute Pest-Epidemie zieht durch das Land.

1629: An der Ruhr sterben in vielen Ortschaften zahlreiche Menschen; unter Entwässerung, also Austrocknung, wegen der nicht enden wollenden Durchfälle bei blutendem Darm.

In der zweiten Jahreshälfte sind in der Stadt 194 Pesttote zu beklagen.


1632: Ausgangs des Winters sind hier Altenburger Truppen und auch die „befreundeten“ Schweden im Land, das sie mit etwa 11.000 Mann, von Lehesten, auf dem Weg über Probstzella kommend, durchziehen und hier auch biwakieren. Sie müssen irgendwie von unserer ohnehin schon armen Bevölkerung versorgt werden und die Soldaten machen auch vor Brandschatzungen und Verwüstungen, Folter und gar manch anderem Unheil nicht halt – es seynd die wahren Schwedengräuel.

Des Schwedenkönig Gustav II. Adolfs Leben endet in der Schlacht bey Lützen.

Die Einwohnerzahl ist im Verlaufe des Krieges deutlich zurück gegangen. Zu den schrecklichen Ereignissen gesellt sich auch noch eine Epidemie an Blattern (Pocken), die verschiedene Orte heimsucht.


1633: Die Innenstadt, (80 Häußer) mit dem Pfarrhaus und der Gastwirtschaft „Weißes Roß“ ist abgebrandt.

1634: Ein neuerlicher Pestzug durch unsere Gegend ist zu melden.


1636 / 37: Schon wieder wird unsere Region sowohl von der Pestilenz, als auch von den Blattern (Pocken) heimgesucht.


1640: Ein Durchzug von Truppen, die versorgt werden müssen, obwohl wir nicht auf hinreichende Vorräthe zurück greifen können. Sie fressen wie die Heuschrecken. Für uns ist der Hunger ein täglicher Gast.


1641: Die große Glocke für unsere Kirche wird in Coburg umgegossen.

1642: Die bayerischen Truppen durchziehen das Land und erheben ihre Versorgungsansprüche.


1646: Erneut sind die Schweden hier. Wir können nicht aufatmen und einmal zur Ruhe kommen. Kummer, tiefe Noth, Krankheiten und Armut bestimmen über Jahrzehnte unser Leben.


1648: Endlich! Das ersehnte Ende des langen Krieges ist kommen.

1650: Es gibt inzwischen schon eine ganze Reihe von Berufen, die sich in Handwerkerzünften zusammengeschlossen haben. Alle Schieferdeckerzünfte Norddeutschlands haben sich bald nach Kriegsende zusammengetan und ihren Hauptsitz nebenan in Lehesten begründet.


1652: Langsam beginnt sich auch die Einwohnerschaft von den Kriegsauswirkungen zu erholen und einige neue Familien siedeln sich an.


1662: Mittwoch nach Pfingsten hat es ziemlich großen Schnee geschneyet. Ein starckes Wetter mit Blitzen und Donner in der Nacht des 03. Juny.

Zu Martini (11. November, Namenstag des Hl. Martin) hat es angefangen zu schneien und eine große Kälte ist eingebrochen, biß zum Ende des February des '63er Jahres.

„Auf die alte Mältzhauß-Baustätte an dem Rathhauß“ ist die Stadtschreiberei erbauet worden.


1663: Herr Valentin Bernhardi ist jetzt unser Geistlicher.

Fleißig wird gebetet und gepredigt, angesichts der vielleicht auch uns drohenden Gefahr durch die Türken. Land- und Bürgertruppen sind aufgestellt, uns zu wappnen.


1664: In vielen Orten: Dankgottesdienst für die durch Friedensschluss abgewendete Türkengefahr. – Nun jedoch Betstunden und Bußpredigten, wegen der Kriegsunruhen in Frankreich – möge der Herr es geben, daß sie nicht bis hierhero reichen.


1665: Bau einer Schneidemühle zwischen der Saigerhütte und dem Hüttenteich.

1666: Im May sind schwere Gewitter am Himmel gewesen und haben große Schloßen (Zustand zwischen Graupel und Hagel) geworffen, welche das liebe Korn allhier ziemblicher Maßen niedergeschlagen.


1672: Die Stadtverwaltung wird gebildet von drei Bürgermeistern, einem Stadtschreiber und acht Rathscollegia. Am 14. April ist der letzte Prinz von Sachsen – Altenburg, Friedrich Wilhelm jun. , verstorben. Gräfenthal kommt dadurch zu Sachsen – Gotha, doch schon ...


1675, am 26. Mai stirbt Herzog Ernst von Sachsen – Gotha.

1677: Die Saigerhütte wird an den Forstmeister v. Zechau verpachtet.


1679: Viele Truppen fluten auch durch Gräfenthal zurück. Solches wird auch in den nächsten Jahren an uns hangen bleyben. Alle müssen sie versorget werden.

Die Ruhr (Infektionskrankheit mit Darmbluten, wässrigen „Stühlen“ und Körperaustrocknung) sucht unser Gebiet wieder heim.


1680: Wegen einer Erbteilung entsteht das Herzogtum Sachsen – Coburg – Saalfeld.

1681: Ein harter Winther mit viel tieffem Schnee von Martini '80 biß Ostern '81. Auf dem Felde biß zu 2 Ellen tief (etwa 130 cm). Trotz alledem hat sich das Wintherkorn im Brachmonat (Juni) erholet, daß man dabey Gottes Allmacht hat augenscheynlich erkennen und begreyfen können. Der Sommer und Herbst trocken.

Deß Nachts ist eyn Feuer ausbrochen, so Kinder mit offenem Licht in den Schaffstall gingen. Sechs Häußer abgebrandt.


1682: Rinder und Pferde unserer Gegend erkranken mit geschwulstigen Flecken auf den Zungen. Zuerst hat man es für böse Hexerey gehalten, dann aber entschied man sich, die Geschwülste mit dem Spatel abzukratzen. Ein Theil der Thiere wurde gerettet.

Am Himmel erscheint am 18. Septembris ein Comet. Roth und feurig schaut er aus. Wird er Unglück bringen? Das ist nur Gott bekant. (Es ist der Komet, den man später den Halleyschen Kometen nennen wird. Im Jahre 1758 wird er wieder erscheinen aber das erleben die meisten der jetzt lebenden Gräfenthaler Einwohner nicht).


1683: Georg North aus Großliebringen baut für unsere Kirche eine neue Orgel.

Bis 1860 wird bei uns Untertage, also innerhalb des Berges, Alaunschiefer abgebaut.

Den 22. May seynd schwere Gewitter gewesen. Wieder Buß- und Bettage, weil der Türke schon vor Wien steht. Den 25. Septembris hat es den ersten Schnee geschneyet und folgten etliche frostige, kalte Tage. Allüberall werden im Octobris Dankfeste gehalten, für die wunderbare Rettung der Stadt Wien vor den Türken.


1884: Nach Hl. Drey Könige (06. January) ist ein tieffer Schnee gefallen und große Kälte kommen und hat gedauert biß umb Mitfasten. (Mitte der Fastenzeit vor Ostern). Ein sehr harter Winther. Weder mit Ochsen, denn mit Pferden, konnte man durch den tieffen Schnee in den Wald zum Holtzen.

Große Trockenzeit von Walpurgis (30. Aprilis) biß Bartholomäi (24. August). Strenge Vorschriften gegen das Tabackrauchen außer Hauß, namentlich im Walde. Wenig Futter gewachsen. Das Vieh hat großen Hunger leiden müßen. Eine starcke Theuerung im Gefolge. Eine Anzahl von Leuten sind verarmt.


1685: Diß Jahr ist ein großer Winther gewesen. Das Brod ist rar und bey vielen Leuten Noth eyngetreten. Es folget ein naßer und kalter Sommer.


1686: Am Sonntag, dem 07. März bricht in den Scheunen am Gebersdorfer Tor ein gewaltiges Feuer aus, wovon selbst auch Teile des fürstlichen Schlosses „Wespenstein“ zerstört werden. Jener betroffene Teil des Schlosses wird in der Zukunft als Brand-Ruine liegen bleiben, nicht wieder aufgebaut werden. Das Hauptgebäude aber, mit großen Säulen und vielen Zimmern, bleibt erhalten. Wie das Feuer aber begann, hat man keinen Grund gefunden.

Im hohen Sommer hat es für fünf Wochen an fast jedem der Tage geregnet. Das hat die Heu- und Getreideernte ziemlich verzögert. Es kommt erneut zu einem großen Brand. Michaelis, den 29. September, ist an vielen Örtern ein Dankfest wegen des Sieges wider die Türken gehalten worden.


1687: Ein trockener und kalter Frühling in diß Jahr, aber ein naßer Sommer. Ist wenig Heu und Stroh worden. Im Sommer hat in unß'rer Gegend die rothe Ruhr graßiret und gar manchen zu Grabe befördert.


1689: Den 24. July ist die Stadt Schlaitz (Schleiz), die gantze neue Stadt in der Ringmauer, die Kirche sambt dem Schlosse abgebrandt und jämmerlich in die Asche geleget worden.


1691: Ein starcker Winther in diß Jahr. Im July schwere Gewitter.

1693: Im January ist erst der rechte Winther angegangen, was dann biß in den Aprilis continuiret (gleichmäßig anhielt) und hat beim dauen große Waßer gemacht. Umb Walpurgis ist noch Schnee gewesen, so die Saamzeit (Aussaat, Frühjahrsbestellung) verschoben. Es folgt ein naßer Frühling, ein naßer Sommer und ein naßer Herbst. Daß Korn ist sehr zurückgeblieben und recht kleinkörnicht.

Wieder ziehen Truppen durch das Land, sorgen für Unruhe und Beschränkungen.


1694: Im Juny seynd sehr schwere Gewitter allhier gewesen und 's hat ziemlich geschloßet, so es den Kolben (Mais?) und dem Getreide großen Schaden gethan. Ein starckes Waßer ist angeloffen auf Saale, Orla, Pleiße und Elster. Das hohe Waßer hat viele Brücken, auch gantze Mühlen, hinweg geführet. Eine große Theuerung nach dem Ausfall der Erndte. Viele Leute müßen sich mit Kleye-Brodt, Beeren und grünem Kraute nehren. Kurz, ein Hungerjahr.

Umb Thomae (Namenstag des Hl. Apostel Thomas, 21. Decembris) hat es angefangen starck zu schneyen. Da nach dem Neuen Jahr große Kälte eingefallen, sind sonderlich auf der Straße nach Leipzig zur Neujahrs-Meß manche Leute erfroren.


1695: Der Winther ist sehr hart, starck und lang gewesen, auch reich an Schnee. Zu Pfingsten große Unwetter mit Hagel und Schloßen. Das Wasser hat Felder und Wiesen sehr zugerichtet, vieles mit Sand, Steinen und Schott überschwemmet.


1696: In Lehesten sind vier Räuber zum Tode durch das Schwerdt verurteilt und auch hingerichtet worden.


1698: In diesem Jahr wird die Fuhrordnung zum Schiefertransport erlassen. Der Beruf des Fuhrmanns ist eng mit dem Schieferabbau und -Handelstransport verbunden.


1700: Der Kalender des Papstes Gregor XIII. wird eingeführt. Der bisherige, Julianische Kalender, wird damit ungültig. Kommt alles aus dem Italienischen. Es soll damit das Osterfest pünktlicher begangen werden.


Um 1700: Unsere Kirche ist im Verlaufe der Zeiten so baufällig geworden, dass der Bau eines neuen Gotteshauses unumgänglich erscheint. Pastor Herr Johann Timaeus (Thieme) ist zu dieser Zeit unser Seelsorger.


1704: Vor Pfingsten ist tieffer Schnee gefallen, der das Getreidig sehr zerbrochen.

1706: Zu berichten ist von einer großen Sonnenfinsterniß, die im Orte Furcht verbreitete, was die Bet- und Bußfertigkeit der Leute sehr förderte.


1707: Geboren wird in Gräfenthal unser Vorfahre Johann Georg Glaeser d. Ä. (08 / 184).

1709: Biß Mart ungemein große Kälte und Schnee, so einige Leute auch im Schnee erfroren. Seit Mannesgedenken wollte man dergleichen nicht zu sagen wißen. Anfang des Mayen ein großes Hagelgewitter, so manche Fenster zerschellert hat. Die Tage vor Pfingsten hat es immerfort geschneiet, dabey haben die Schafe draußen viel gelitten.


1710: Am 20. August ist das Malzhaus abgebrannt. Samuel Sammer ist Mälzer ist zu dieser Zeit. Seine beyden Söhnlein, an acht und fünf Jahren ihres Lebens alt, sind bei dem Brande umbkommen.


1711: Ein elendiglicher Sommer. Nach Pfingsten sechs Wochen kein Regen, dann aber zehn Wochen täglich Regen. Sommergetreide und Flachs sind verdorben.


1715: Mitte des February grausame Winde, die im Holtze viel Schaden gethan.

Zur Finanzierung des Kirchenneubaus ordnet Herzog Ernst von Saalfeld eine Abgabe an, nämlich, dass auf jedes Maaß Bier, ein Heller geleget werde. Dieser Bierheller wird von 1715–1727 erhoben und erbrachte die Einnahme von 3.606 Gulden, 19 Kreuzern und 8 Pfennigen.


1716: Georg Ortloff stiftet für unsere Kirche ein Altar-Kruzifix, eine Augsburger Arbeit.

1718: Diesen Winther heftige Kälte und sehr großer Schnee, als in vielen Jahren nicht.


1720: Ersterwähnung der Ziegelherstellung in einer Schrift vom 14. März. Beck ist Ziegler.

1721: Vom 25. May, biß Sonntag Exaudi vor Pfingsten, hat's in der Gegend geschneyet.


1722: Die Friedhofskirche (von 1540), an der Coburger Straße, wird bis 1724 zu großen Teilen erneuert.


1724: Vom Vorjahr biß Fastnacht, Ende February, sehr mildes Winterwetter, so als ein Frühling, dann aber Schnee und Kälte in großer Menge kommen.

Die sehr bedeutende Reparatur der Kirche findet statt und wird erst 1731 beendet sein. Mehrere Handwerksmeister führen mit ihren Leuten die Bauarbeiten aus. Auch Bauern aus Bubach und Meernach leisten Hand- und Spanndienste. Die Steine bricht man am Schlossberg aber die Steineinfassungen für Fenster und Türen liefert Baumeister Kröniger aus Saalfeld. Das Bauholz kommt zum Teil aus dem nahen Gösseldorfer Forst, die Kupferknöpfe der Turmaufsätze sind zum Theil gestiftet. Die kupfernen Bauelemente fertigt Rudolf Müller vom Lauensteiner Kupferhammer. Fensterglas liefert Meister Greiner aus Lauscha. Die Wandleuchter sind eine Nürnberger Arbeit. Schieferplatten kommen aus Lehesten herüber.


1726: Erneut ein harter Winther mit tieffem Schnee.

Eine größere Orgel, die den Klangraum unserer Kirche zu füllen vermag, geben wir bei dem Apotheker und Orgelmacher Jahn aus Meura in Auftrag. Nach den vier Jahren der Herstellung können wir mit dem Ergebnis einer unfertigen Orgel nicht zufrieden sein. Der Herr Apotheker hat sich wohl mit diesem Vorhaben übernommen. (Mehr zu diesem Thema erfahren wir 1730.) Die Einnahmen der Stadt kommen hauptsächlich aus dem Bergbau. Gewonnen wird Eisenerz und Alaunschiefer. Weitere Einnahmen erbringt der Handel, dank mit der günstigen Lage unseres Ortes an der Handelsstraße zwischen Nürnberg und Leipzig.


1727: Am Neujahrsfeiertag hält Adjunct Brückner die erste Predigt in der erneuerten Kirche, an deren Fertigstellung aber noch weiter zu arbeiten ist. Herr Brückner ist der dem Pfarrer beygeordnete Gehülfe, ein Diacon, der aber auch schon Schloßprediger ist.

Die Saigerhütte wird in einen Stahlhammer umgebaut. Der Besitzer ist der Herr Baron v. Fischer.


1729: 16. November. Am Abend gegen 7 Uhr hat sich ein seltenes Phänomen am Himmel gezeichet, welches biß nach 11 Uhr in der Nacht gestanden. Solches ist, wie man nachmals hat erfahren, weit und breit observiret worden. Etliche, dabey wohl auch Unkluge, haben daraus üble Prognostica gestellet, anderen deuchte es als ein Nordlicht, obschon ein solches noch niemand vorher sahe.


1730: Wie wir wissen, baut Johann Georg Fincke oben auf dem Berge, nebenan in Großneundorf eine Orgel. Wir ersuchen ihn, das bei uns vorhandene neue aber unbrauchbare Stückwerk zu vollendeter Klangschönheit zu führen, was ihm auch gelingt. So werden diese beiden mächtigen Instrumente der benachbarten Kirchen letztendlich nahezu vergleichbar.


1731: Nunmehr ist auch der Kirchturm vollendet und eine Uhr eingebaut.

1737: Das große Fachwerkhaus der Schule wurde seit 1734 errichtet. Es bildet neben Kirche und Rathaus den dritten Bau in Marktplatznähe, der das Stadtbild wesentlich mit bestimmt. Die Schule verfügt jetzt über drei Lehrer.


1742: Am 25. Mai wird der Neubau des Pfarrhauses begonnen. Am 01. Oktober im Folgejahr, werden die Arbeiten beendet sein.


1749: Ein gesegnetes Jahr an Getreidig aber eine schlimme Viehseuche rafft hier in der Umgebung viele Thiere hinfort.


1750: Ein gesegnetes und reiches Jahr. Getreide mittelmäßig, Heu (vom Juni) und Grummet (der zweite, zartere Gräserschnitt vom August) viel geworden.


1751: Ein rauer, kalter Frühling hat Wachstum von Gerste und Hafer sehr zurück geworfen, teils auch erfroren. Gräser wenig gut.

In den Jahren 1751 bis 1754 wird das Rathaus neu errichtet.


1754: Im Juny hat es hier Waßer zu Eis gefroren, so auch Erdäpfel erfroren.

1756–1763: Es ist Krieg. Viele ausländische Truppen nehmen hier immer wieder Wintherquartier und müßen irgendwie versorget werden. Das Geld verliert um zwei Drittel von seinem Wert. Die Lebensmittelpreise steigen erheblich.


1760: Der Wittwer Johann Georg Glaeser d. Ä. (08 / 184), Bürger und Einwohner, Handarbeiter und Karrenmann, heiratet zum dritten Mal. Hier, in Gräfenthal wird die bevorstehende Trauung aber lediglich proclamiret. Die Hochzeit begeht er mit der Jungfrau Catharina Barbara Büttner (08 / 185) in Großneundorf, am 17. Januar.

Johann Georg Glaeser, in Gräfenthal im Jahre 1707 geboren, wird sein Leben in Lehesten am 29. Januar 1770, mit 63 Jahren, beenden. Der Brautvater, Johann Georg Büttner (09 / 370), ist Bauer im nahegelegenen Gebersdorf.


1763: Der sieben Jahre währende Krieg ist vorbei. Ein Friedensfest wird mit lebhaften Freuden gefeiert.


1766: Ein Schützenhof wurde in Lehesten gegründet und darauf ein Schießhaus errichtet. Ende des Monats July findet dort das erste Vogelschießen statt. Es kommen dorthin auch Schützen-Gäste aus Saalfeld, Gräfenthal, Ludwigstadt und Leutenberg. Der regierende Bürgermeister Johann Nicol Neumeister hält eine kurze Festansprache und der Amtsschultheiß Herr Johann Georg Just eröffnet dann das Vogelschießen.


1767: In Gräfenthal wird am 17. Dezember Johann Georg Glaeser d. J. (07 / 92) geboren. Er ist der jüngste Sohn aus der dritten Ehe seines Vaters. Im Jahre 1801 wird er in Lehesten Dorothea Barbara Hirt (07 / 93) heiraten.


1770 / 71: Eine starcke Theuerung der Lebenskosten. Die Nahrung ist rar. Viele von uns essen das Brodt schon starck mit Kleye versetzt (das feine, weiße Mehl, also mit der gemahlenen dunklen Kornhülle versetzt, was den Nährwert steigert, wie man erst später wissen wird), selbst Flachs wird verzehret. Mancher bereitet auch „Gemüse“ auß elenden Gräßern. Was hilft's?


1772: Gott sei Dank, in diß Jahr ein reicher Ernte-Seegen, daß es wieder Brodt die Fülle gibt.

1789: Am 20. Juli – die erste Bestattung auf der neuen Erweiterung unseres Friedgartens.


1790 bis 1861: Im Ort besteht die Eisenerschmelzung, eine Tuchfabrik, die Porzellanherstellung und natürlich die Schiefergewinnung und -verarbeitung, einschließlich der Herstellung von Griffeln als Schreibgeräte, die teilweise in Heimarbeit entstehen.

Die Stadtverwaltung wird gebildet von zwei Bürgermeistern, zwei Ratscämmerern, einem Stadtrichter und vier Beisitzern.


1792: Alexander v. Humboldt ist derzeitig der amtierende Berghauptmann / Königlicher Oberbergmeister. Er inspiziert im Auftrage der Preußischen Regierung die Schiefergruben der Umgebung, so auch in Lehesten und Wurzbach und prüft auch die Bedingungen für die Arbeiter.


1797: Unser Gebiet wird erneut von Ruhr und Blattern (Pocken) heimgesucht. Wie ein wahres Strafgericht. Womit haben wir armen Menschen das verdient? Der Arzt unseres Ortes, der auch Einwohner mancher anderer Gemeinde betreut, ist damit völlig überlastet.

Zwischen der Stadt und Großneundorf auf dem Berge, liegt die alte Ziegelei. Später wird man auf einzelnen Gehöften zwischen diesen Wohn- und Arbeitsplätzen, die Tuch- und Lederherstellung beheimaten, sowie Walk- und Schleifmühlen und auch die Ölmühle ansiedeln.


1800: Von Johanni (24. July) bis Michaelis (29. Septembris) hat es nicht geregnet – eine unbeschreibliche Dürrung gewesen. Die Früchte sind aber gut gerathen, so kein Mensch es gedenket.


1801: Die Stadt Gräfenthal hat 1.109 Einwohner in 176 Wohnhäusern in den vier Straßen: Saalfelder Straße, Judengasse, Mühlgasse, Neustadt. Auf drei Plätzen werden der Topfmarkt, der Korn- und Schweinemarkt und der Hauptmarkt (am Rathaus) gehalten.

Johann Georg Glaeser d. J. (07 / 92), Handarbeiter und Fuhrmann zu Gräfenthal, wird in diesem Jahr in Lehesten am 03. Februar die Dorothea Barbara Hirt (07 / 93) ehelichen und auch dort mit ihr wohnen.

Ehemann Johann Georg wird bis zum 03. November 1818 leben, also schon mit knapp 51 Jahren sterben. Seine Frau Dorothea Barbara, die 1778 geboren wurde, verstirbt bereits am 25. Januar 1803 im Alter von nur 24 Jahren, knapp zwei Jahre nach der Heirat.


1803: Ihr gemeinsames, eingeborenes Kind ist Johann Christoph Glaeser, (06/46) am 23. Januar 1802 in Lehesten geboren. Dieser ist schon am Ende seines ersten Lebensjahres Halbwaise. Später, als junger Maurer geht er auf die Wanderschaft (die Walz), um sich auf seine Meisterprüfung vorzubereiten, gründet anschließend in Hamburg einen Hausstand und bleibt dort.

Mit diesem Umzug in die norddeutsche Hansestadt und seinem dortigen späteren Ableben, endet diese der direkten Linien unserer Vorfahren aus dem Thüringer Schiefergebirge.


Wie es in dieser Familie weitergeht, ist in der Kurzfassung schnell erzählt: Die Tochter von Johann Christoph Glaeser, ist Marie Josephine Glaeser (05/23). Sie lernt in Hamburg den Zimmerer Franz Runge (05/22) kennen. Die beiden heiraten in seiner Heimatstadt Berlin und leben dort. Eines der Kinder dieses Paares, ist Margarethe Runge (04/11). Jene heiratet in Nowawes bei Potsdam, den Schlosser und Elektrotechniker Max Sommer (04/10). Die Tochter von Margarethe und Max Sommer ist Anne-Marie Sommer (03/ 05). Diese heiratet den Techniker Alfred Richard Janecke (03/04). Eines der drei Kinder von Anne-Marie und A. Janecke ist Christoph Janecke (02/02), in Potsdam, der diesen Bericht zusammen stellte. Das jedoch interessiert den Leser wohl weniger.

Wichtiger scheint doch die Frage: Wie geht es denn in Gräfenthal und Umgebung weiter?


1806–1808: Am 01. August 1806 hat Kaiser Franz II. die Deutsche Kaiserkrone abgelegt.

Stadtrichter von Gräfenthal ist Herr Rosenthal. Bürgermeister (Consul regens) ist Herr Johann Christian Lincke, der Gemeindevorsteher ist Thom und der Postmeister heißt Specht. Superintendent ist Herr Plötner. Als Herzoglicher Amtmann auf dem Schloss, fungiert Herr Goebel. Amtschirurgus ist Herr Lang.

Am 09. Oktober kommt es in Großneundorf, am Berg nach Gösselsdorf, zu einem Gefecht zwischen eindringenden Franzosen und Preußen. Die Preußen konnten sich nur noch zurückziehen.

Ende der ersten Oktoberdekade marschieren das 5. und 7. französische Corps mit etwa 40.000 Mann, 3.000 Pferden und 64 Geschützen auf der alten Heer- und Handelsstraße einher. Sie besetzen den Ort und verlangen Verpflegung und Unterkunft.

Am 13. Oktober ziehen dann die Besatzer, die französische „Grande Armee“ weiter.

Eine Anzahl deutscher Länder ist im Rheinbund unter Napoleon zusammengeschlossen. In diesen Jahren der eigentlichen französischen Besetzung, haben die Einwohner viel an Abgaben und Ungerechtigkeiten zu leiden. Sie müssen die französische Armee versorgen, die hier liegt oder durchzieht. Gleich noch am Ende des Jahres 1806 wird die Schule als Lazarett eingerichtet. –

Die hohen Stadtmauern werden langsam brüchig aber die fünf Stadttore sind in Funktion. In die Altstadt kommt man vorzugsweise durch das Saalfelder, das Gebersdorfer oder das Coburger Tor. Zutritt zur Neustadt gibt es durch das Lichtenhainer und das Lauensteiner Tor. Im Coburger Tor ist das Stadtgefängnis untergebracht, die anderen Tore dienen auch den städtischen Hirten (gleichzeitig Nachtwächter) als Wohnunterkunft.


1809: Amtsphysicus in Gräfenthal ist Herr Dr. Sprede.


1814: Neben der regulären Preußischen Armee wird der „Landsturm“ aufgestellt. Erfasst werden wehrfähige männliche Personen im Alter zwischen dem 16. und dem 59. Lebensjahr. Jedem wird seine Waffe, sei es die Flinte, ein Spieß oder die Sense zugeteilt.

Aber auch in den Befreiungskriegen werden Thüringer Söhne zu den Corps der Freiwilligen stoßen, um letztendlich nach der großen Schlacht bei Probstheida, vor den Toren der Stadt Leipzig, die letzten versprengten Haufen der Franzmänner nach Frankreich zurück zu treiben.


1815: Nun durchziehen russische Truppen das Land. Ein nur wackliger Friede ist über uns.

1816, den 06. Mai: Heinrich Apel heiratet die 15jährige Charlotte Obenauf aus der Obermühle. Damit erhält die Mühle nunmehr die Bezeichnung: des Apels Mühle oder auch die „Apelsmühle“.


1818: Unser Gebiet wird wieder von der Ruhr heimgesucht.

1821: Vom 18. November an, wird ein „Bierpfennig“ erhoben, um Kriegslasten zu tilgen.


1825: Umzug der „Herzoglichen Amtseinnahme“ am 25. Juni, vom bisherigen Hause am Markt, links neben dem Gasthof „Löwe“, zum Haus unterhalb der Diaconatswohnung.


1826: Das Herzogtum Sachsen – Meiningen wird zum 15. November gebildet.

1829: Christian Windorf bekommt am 18. Februar die Konzession zum Betreiben des „Hammerwirtshauses“.


1831: In Apolda gießt man neue Glocken für unsere Kirche.

1836: Gräfenthal hat inzwischen 1.390 Einwohner in 211 Wohnhäusern. Daneben bestehen 436 weitere Gebäude, das sind die wenigen öffentlichen Einrichtungen und die Wirtschaftsgebäude.


1837: Die Stadt wird verwaltet vom Bürgermeisteramt und dem aus 10 Personen bestehenden Gemeinderath.


1840: Das Innere der Kirche wird neu gestaltet, dabei leider auch althergebrachtes weißend übermalt oder gar entfernt, da es nicht nach dem Geschmacke der Zeitmode erscheint. Um alles bezahlen zu können, hat Michael Grünthal eine Stiftung mit einem Umfang von 500 fl. (Gulden) gegründet.


1845: Das Jahr hat einen gar strengen Winther. Erst zu Ostern ist es linder worden. Aber nochmals nach der Mitte des Mayen hat's geschneiet.


1849: Gräfenthal hat 1.500 Einwohner (343 Familien) in 205 Wohnhäusern. Hinzu kommen:

14 Öffentliche Bauten, (darunter zwei Kirchen), 20 Werkhäuser, 666 Stück Vieh (264 Ziegen, 168 Schweine, 143 Rinder, 62 Schafe und 29 Pferde). Die Gräfenthaler Schieferbrüche liegen am Geheeg, am Bocksberg und Kolditz. 13.400 Ctr. (1 Zentner = 50 kg) Schiefer werden per anno nach außerhalb verkauft. Das sind 9/50stel des Abbaus und Schiefervertriebs des gesamten Amtes. In der Stadt liegt der Schwerpunkt auf der Fabrication von Schiefertafeln, Schreibgriffeln und Wetzsteinen aber auch auf der Gerberei. Der Schieferhandel geht nach Preußen, Hamburg, Österreich, ins Rheinland und selbst bis nach Amerika.

Die Bewohner, wenig bemittelt, sind sparsam und thätig, nähren sich ziemlich gut. Nur einige sind wohlhabend. Dagegen ist zu rühmen, daß seither hier kein Bettelunfug statt fand, wie in mehreren anderen Städten. Mit der Arbeitsamkeit und Biederkeit verbindet sich, was zu rühmen: Offenherzigkeit, Mangel an Heimtücke und Streitsucht, an Derbheit, Hochmut und Engherzigkeit. Ungern geht man in die Fremde und wenn, dann selten weit. Entschiedener Mangel an rechtem kirchlichen Sinn. War früher besser!


1852: Am 30. September – ein schreckliches Ereignis: Große Teile der Stadt sind erneut abgebrannt. Ein Bürger soll im Trunke sein eigen Haus angezündet haben.

Es blieben erhalten: 1.280 Einwohner (263 Familien), 91 Wohnhäuser, 10 Öffentliche Gebäude (darunter eine Kirche), 25 Werkhäuser, 475 Stück Vieh (darunter 215 Ziegen). Die Friedhofkirche soll nicht wieder aufgebaut werden.


1855: Von Lehesten nach Leutenberg wird eine erste Kunststraße auf dem Sandweg gebaut. Da soll dann alles viel leichter fahren und lauffen, als im knöcheltiefen Sande oder auch Schlamm.

Der Ertrag der Ernte unserer Feldfrüchte ist mäßig. Obst gibt es hingegen viel. Das Brodtmehl aber bleibt theuer.


1856: Frühjahreswitterung mit häufigem Regen, günstig.

Im November bis 11 Grad Reaumur Frost. (°C = °R : 0,8; 11° Frost nach Reaumur = -13°Celsius.)


1857: Im Januar fortwährend fester Winther bis zu 12 Grad. Im Walde viel Bruch wegen Schneelasten. Seit dem 18. Februar aber weiches Wetter. Im Sommer große Hitze mit langer Dürre. Körnerernte gut, der Futterertrag aber geringer. Nach dem 10. November starke, kahle Fröste und Wassermangel. Der Getreidepreis ist wohlfeil (günstig).


1858: Anfang Februar heftige Schneestürme.

Eine Welle von Typhuserkrankungen durchzieht unsere Gegend.

1859: Palmarum und Charfreitag starker Schneefall.


1860: Gegen Ende des Januars starker Schneefall. Selbst die Ältesten können sich solcher Schneemassen nicht erinnern. Verbindungen zu Örtern, die nicht an der großen Straße liegen, sind unterbrochen. Mit Mühen und Kraft der Pferde wird die große Straße passierbar gehalten.

Am 01. September erscheint in Gräfenthal die erste hier gedruckte Zeitung.


1861: In unserer Stadt wird anstelle des Stahlhammers eine Porzellanfabrik errichtet. Für unsere Kirche arbeitet die Glockengießerei an einem Glockenumguss. Die Körnerernte ist gering. An Futter ist soviel eingebracht, wie an Mannesgedenken nicht mehr.


1862: Seit April ist eine tägliche Fahrpost eingerichtet, von hier aus, über bayerisch Ludwigstadt wieder ins thüringische Lehesten und nach hierher zurück. Diese Post soll dann 1866 auch Personen mitnehmen können.


1863: Fest zum Gedenken an die 50jährige Wiederkehr der siegreichen Völkerschlacht am 18. Oktober 1813 bei Leipzig.


1864: Ein raues Frühjahr: Am 20. März steht das Thermometer auf -15°R (fast -19°C). Das ist ein Frühlingsanfang! Eine Woche später durchziehen heftige Schneestürme das Land. Am 30. Mai wieder tieffer Schnee. Im Sommer anhaltende Regenfälle, die eine Ernte weit hinausschieben. Seit Mitte November schon wieder fest liegender Schnee in großer Masse. Immer wieder müssen wir die Straßen ausschaufeln.

„In der Titsche“ baut Joseph Windorf eine Zündholzfabrikation auf. Frau Christiane Krauß, eine geborene Gottschalt aus Eisfeld, stiftet unserer Kirche eine neue Uhr. Das ist gottwohlgefällig.


1865: Der Ort wird für einen neuen Katasterplan neu vermessen. Im Oktober ist eine große Neuerung zu bestaunen: In einem der herrschaftlichen Schieferbrüche ist die erste Dampfmaschine der Gegend zu bewundern.


1866: Im April bekommt die Porzellanfabrik einen Brennofen mit Steinkohlefeuerung. Den 20. Mai, also zu Pfingsten, hat es stark geschneit und gefroren, was die Baumblüte zum Theil sehr stark beschädigt. Im Sommer ist Baubeginn für die Erneuerung der Straßenverbindung zwischen Gräfenthal und Wallendorf. Am 20. September tritt Herzog Bernhard Erich Freund zurück. Eine geringe Kartoffelernte in diesem Jahre. Am 29. November wird die Personenpost nach Reichmannsdorf eingestellt aber zugleich die tägliche Personenpost nach Saalfeld und nach Wallendorf (und auch zurück) eingerichtet.

Krieg zwischen Preußen und Österreich. Überall Sorge und Verunsicherung.


1867: Erdäpfel gehen in diesem Jahr früh aus, wegen schlechter Erträge im Vorjahr. Die Brodpreise sehr hoch. Heuernte nicht zu bemängeln, aber in diesem Jahr selbst Ende Juli kaltes Wetter – bis auf 3° R herunter. Voraussehbar – eine recht bescheidene Getreideernte. Kartoffeln, eine gute Mittelernte. Am 05. Oktober bereits Schneefall.


1868: Am 21. Januar werden die Verwaltungsamtsbezirke Gräfenthal und Saalfeld vereinigt. Daraus folgt unter anderem, dass der Assessor Berlet nach Saalfeld versetzt und der Herr Registrator Grosch nach Kranichfeld abkommandiert wird. Dem harten Winter folgt, plötzlich seit Anfang Mai, Hitze und Trockenheit. Juli und August in den Mittagsstunden 24 – 26 °R (31°C). Heftige Gewitter. Am 07. Dezember orkanartige Stürme, die besonders im benachbarten Franken viel Bruch in den Wäldern verursachten.


1870: Ein langer, strenger Winter mit Frösten bis -20°R. In Lehesten wurde die bislang größte Schiefertafel in Handabspaltung gewonnen. Sie mißt 308 x 253 x 4 cm. Am 19. Juli, dem Tage der französischen Kriegserklärung, kommen schon Einberufungen. Auch für diesen Krieg müssen unsere Söhne wieder als Soldaten in die Schlacht nach Frankreich. Seit dem 04. August kommen Siegesnachrichten unserer Truppen aus Frankreich. Am 03. September erreicht uns die Nachricht durch einen reitenden Boten, über der Kapitulation der Franzosen am Vortage bei Sedan. Ein Fest wird gefeiert.

06. September: Abschluss der Vermessungen im Ort für das Anlegen der Grundbücher (für Grund und Boden sowie für die sich darauf befindenden Bauten).


1871: Dankgottesdienste im Lande für den siegreichen Frieden. Wir gedenken der Söhne, die trotzdem nicht wieder heimgekehrt sind.

Der Sommer dieses Jahres zeigt sich regnerisch und kalt. Geschlagen wird unsere Region von den Blattern (Pocken). Familien von Kranken und Toten werden abgesondert, deren Häusern mit Warnzetteln versehen und Gestorbene ohne viel Aufhebens bestattet.


1872: Die Preußische Post heißt nach der Reichsgründung jetzt „Deutsche Reichspost“. Am 18. September wird der Consum-Verein in das Genossenschaftsregister eingetragen.


1873: Die große Lehestener Schiefertafel von 1870 ist jetzt als eine Seltenheit bis zur Weltausstellung nach Wien gereist. – Es ist ein Kuddelmuddel: Unser Geld wird schon wieder völlig verändert. Wir zahlen nun nicht mehr in süddeutschen Gulden und Kreuzern oder in norddeutschen Thalern und Groschen, haben auch noch herzogliche Münzen, nein, sondern in einer neuen Währung, die die Bezeichnung „Mark“ trägt. Die kleinen Münzen sind die Pfennige.

Heimgesucht wird unsere Gegend von Masern (Morbilli) und Bräune (Diphtherie).

Am 18. Oktober ist unser Rathaus schon wieder abgebrannt. Es wird aber bald wieder errichtet.


1874 bis '75 wird das Rathaus im neoklassizistischen Stil neu errichtet, weil der Vorgängerbau von einem Schadensfeuer vernichtet wurde. In der neuen Gestalt wird es weit über das Jahr 2000 hinaus Bestand haben. Am 13. April ist ein Teil der Judengasse abgebrannt.

Ende Oktober: „Das Standesamt“ wird eingerichtet. Dort werden alle wichtigen Veränderungen des Personenstandes erfaßt, als da sind Geburt, Verheirathung und das Sterben. Es genügt nun also nicht mehr, dies dem Pfarrer anzuzeigen, der es ja sowieso erfährt, weil er die kirchlichen Handlungen dazu ausübt, nein, das Erfassen im Standesamte steht sogar im Vordergrund.


1875: Das neue Katasteramt von Gräfenthal nimmt seinen Sitz auf Schloss Wespenstein.


1880: Unsere Kirche „Sankt Marien“, bedarf nach 150 Jahren der Nutzung der treuen Orgel, eines neuen Instruments zum Lobe des Herrn. Orgelbaumeister Loesche aus Rudolstadt erhält den Auftrag. Es wird aber leider kein zufriedenstellendes Werk. Die Geschichte kennt so etwas.


1881: In diesem Jahr treten die Masern mit einer hohen Anzahl an Erkrankten auf. Die Bräune flackert immer wieder auf.


1883: Frost am Karfreitag, dem 23. März, so daß die Jugend Schlittschuhlaufen kann. Die an der Sattelpass-Straße liegende Ziegelhütte kommt zu Großneundorf.


1885: Eine großartige Neuerung: 50 Jahre nach der kurzen ersten deutschen Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth, kann man ab Dezember einen ebenso langen Schienenstrang zwischen Ludwigstadt und Lehesten mit der Eisenbahn fahren (7,6 km), also eine reichliche halbe Meile lang, wie wir noch in gewohnter Manier sagen.


1886: Was ich eben schrieb, gilt nur, wenn die Verhältnisse es zulassen. Am 03. März solche gewaltigen Schneemassen, daß der Zug nicht ging. Auch am 14. März konnte er nicht rollen. Und im Dezember desgleichen. In diesem Jahr werden Arbeitsstätten erstmals mit einer elektrischen Beleuchtung erhellt.


1888: Herr Brauereibesitzer Gläser aus Gräfenthal erwirbt das Schützenhaus in Lehesten.

1889: Am 15. Mai wird im Jüchserschen Hause eine Kleinkinder-Bewahranstalt eröffnet.


1890: Den 03. März erhält die Brauerei den Ehrennamen: „Brauerei zum Pappenheimer“.

Am 30. Juni bekommt Gräfenthal Hochherrschaftlichen Besuch: Herzog Georg nebst Gemahlin.


1893: Neubau des Kindergarten „Georgenstift“.

1894: Am 13. Januar – Staatsvertrag zwischen Preußen und Sachsen - Meiningen über den Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Probstzella und Wallendorf. Das Eisenbahn-Bureau findet hier in der alten Schule sein Unterkommen.


1896: Am 07. September wird der Neubau für die abgebrannte Porzellanfabrik von A. Pröschold genehmigt.


1897: Wieder „ein Stück Neuzeit“ mehr: Statt der vielen Einzelbrunnen, erhält Gräfenthal eine Wasserleitung. Nicht mehr allzu lange wird es dauern, dann werden auch die Abwässer aus den Häusern zentral abgeführt. Im Oktober fällt das alte Haus der Diakonie dem Abbruche anheim.


1898: Im Februar gewaltige Schneestürme und -12°R. Am 15. Oktober wird nun die vorerwähnte Bahnstrecke eröffnet und damit auch der schöne Viadukt seiner Bestimmung übergeben. Am 28. Oktober fährt ein Sonderzug und am 06. November findet eine diesbezügliche Feier im Gasthof „Schwan“ statt.


1899: Am 05. und 06. Mai ein ganz furchtbares Schneewetter.

1900: 14. bis 16. Mai wieder ein großes Schneewetter. Ein Pfund Brot kostet 11 Pfennige (0,11 Reichsmark / RM), Rindfleisch 65 Pfennige, Schweinefleisch 70 Pfennige, Kalbfleisch 60 Pfennige, ein Ei 6 Pfennige = 0,06 Reichsmark.


1903: Nach Lehesten wird eine Telefonleitung gelegt. Die Boten bekommen weniger zu tun.

1908: Im April Kälte und Schnee. Danach schwere Gewitter mit Wolkenbrüchen. Einweihung unserer neuen Schule, mit deren Bau im vorigen Jahr in der alten Straße begonnen wurde.


1911: In Teuschnitz brennen am Sonntag, dem 14. Mai, 30 Häuser weg. Am 23. Juli sind, nun wieder in Gräfenthal, die Häuser Hanemann und Trautschold in der Coburger Straße abgebrannt; desgleichen am 31. Juli elf Häuser in der Mühlgasse und Judengasse.


1912: Allen Stadtbränden zum trotz feiert Gräfenthal das 500jährige Bestehen. Eine Festschrift gibt es zum Gedenken. Am 20. Juni ist die Neu-Nummerierung aller Grundstücke der Stadt in den einzelnen Straßen abgeschlossen.


1913: Am 20. September können wir zum ersten Mal hier persönlich ein Luftschiff des Herrn Grafen Zeppelin hoch oben in der Luft fahren sehen. Am 18. Oktober findet zum Andenken an die Völkerschlacht gegen die napoleonischen Truppen eine Jahrhundertfeier statt.

Eine Renovierung der Kirche scheint notwendig. Die Bauleitung übertragen wir dem Architekten, Herrn Dr. Ing. Steinberg aus Steglitz bei Berlin. Die Arbeiten werden während der Kriegszeit, in den Jahren bis 1916 durchgeführt. Im Zuge dieser großen Instandsetzung und Renovierung erhält das Gotteshaus die fünfte neue Orgel, diesmal vom Orgelbaumeister Johannes Strebel aus Nürnberg. An den Wänden stellen wir vier weitere Grabplatten der Pappenheimer auf, die wir während der Bauarbeiten unter den Steinplatten der Kirche gefunden haben, an die niemand mehr gedacht hatte. Nun sind es insgesamt neun Grabdenkmale der damaligen Herrschaft – für Veit, Joachim, Achatius, Ewald, Georg, Wolfgang, Christoph, Ullrich Pappenh. und einiger ihrer Ehegemahlinnen.


1914: Sonnabend, 01. August: Schon wieder der Beginn eines Krieges. 02. August: Mobilmachung. Dann bald Kämpfe gegen Rußland, Frankreich, Belgien und England. Auch die Jugend wird auf den Kriegsdienst in der Jugendwehr vorbereitet. Es gibt verschiedene Siegesfeiern. Später wissen wir: Damit aber, wird es Mitte des kommenden Jahres aufhören.


1915: In der alten Schule wird eine Produktionsstätte für Geschoßkörbe eingerichtet.

1916: Die neue Ausstattung unserer Kirche strahlt im derzeit modernen, frischen Jugendstil. In diesem Kriegsjahr, am 01. Oktober, weiht Oberpfarrer Gerlach in einem Festgottesdienst die neue Orgel, die Firma Strebel baute. Ab 19. Oktober Schnee und Frost. Die Aepfel erfrieren am Baum.


1917: Im Juni das Wetter warm und trocken, die Feldfrucht droht uns auf dem Halme zu vertrocknen. Wir müssen die für den Frieden geweihten, zu Gottes Lob und zum Ruf für die Menschen gedachten Glocken unserer Kirche, an unseren gottesfürchtigen Kaiser abgeben, auf das daraus Kriegsgerät und Munition gefertigt werde, die anderen Leid und Verwüstung bringen – ja, zur Verteidigung unserer Heimat in fernen Ländern.

Gute Obsternte. Ein reicher Pilz-Segen. In der vierten Oktoberdekade starker Schneesturm.


1918: Vor der Mitte des Januars, unbarmherzige Schneestürme. Wir trauern um die Söhne unserer Stadt, die in fernen Landen „für König, Volk und Vaterland“ sterben mußten, und nun irgendwo, in fremder Erde ruhen. Im November dankt der Herzog. Ab. Sachsen – Meiningen wird ein Freistaat.


1919: Anhaltende Kälte, daher verspätete Aussaat und späte Ernte. Hervorragende Obsterträge.

1920: Unruhen in den Betrieben wegen des Kapp-Putsches. Am 01. Mai wird das Land Thüringen gebildet. Es setzt sich aus den Flächen von acht bisherigen Herzogtümern zusammen. Erfurt ist weiterhin preußisch.


1923: Am 01. April wird die Ortschaft Meernach zu Gräfenthal eingemeindet. Als ein Ersatz für die im Kriege abgelieferten Bronzeglocken erhält unser Kirchturm Glocken aus Klangstahl aus der Gießerei von Eckard Kucher in Apolda. Allein die kleine originale bronzene Taufglocke, die unsere Neugeborenen seit 1592 begleitet, durfte an ihren früheren Platz zurückkehren.


1926: Am 23. Oktober ist die Gastwirtschaft „Weißes Roß“ abgebrannt und es fehlt die Kraft, es fehlt an Geld, sie wieder aufzubauen.


1928: Am 05. April brennen in der Gebersdorfer Straße neun Scheunen ab und am 26. des gleichen Monats auch Scheunen unterhalb der Schule. Damit scheinbar noch nicht genug: Am 14. Oktober brennt es in der Coburger Straße.

Die Kindelbergstraße wird angelegt und im nächsten Jahr vollendet.


Um 1935: Die Kirche erhält zwei Altarfenster aus farbigem Glas, im Familienbetrieb von Ernst Krause, in Weimar, hergestellt.


1936: Bisher war die Firma Gaudlitz unser Stromlieferant. Jetzt geht die Versorgung mit elektrischem Strom auf die Stadtverwaltung über.


1937: Am 20. April erhält die Judengasse von den neuen Machthabern den eigenartigen Namen „Straße der Schutzabteilung“ (kurz „SA“). Ein Blick in die Zukunft: Schon im Frühjahr 1945 wird sie aber den Namen des sozialistischen jüdischen Rechtsgelehrten Dr. Karl Liebknecht bekommen, der 1919 von „rechts stehenden“ Offizieren ermordet wurde.


1939: Am 01. September beginnt ein neuer großer Krieg, der wieder von Deutschland ausgeht.

1945: Dieser schreckliche Zweite Weltkrieg geht zu Ende. Das Kriegsgeschehen kehrt in sein Ausgangsland zurück. Am 12. April liegt der Ort unter dem Beschuss der amerikanischem Artillerie. Die Stadt wird von der US-Army (Amerika) eingenommen aber schon am 02. Juli an die SU-Truppen der Roten Armee im Sinne eines Gebietstausches übergeben, da die Sowjetunion ungleich stärkere Verluste (besonders auch in ihrer Heimat) erlitten hatte, als die Amerikaner. So wird auch das eben noch amerikanisch besetzte Land Thüringen, zum Teil der sowjetischen Besatzungszone.

Von der sowjetischen Militäradministration wird am 03. Juli die Grenze zum amerikanisch besetzten Bayern geschlossen.

Viele Flüchtlinge kommen in der Folge aus den ehemals deutschen Ostgebieten (Ostpreußen, Polen, Tschechoslowakei und anderen Landstrichen) auch zu uns nach Mitteldeutschland.


1949: Aus den von den Alliierten besetzten Zonen Deutschlands, die eigentlich wiedervereinigt werden wollen, wird in diesem Jahr erst die „Bundesrepublik Deutschland“ und bald darauf die „Deutsche Demokratische Republik“ gegründet. Zwei deutsche Staaten auf deutschem Boden.

Unser Gebiet zählt zu dem letztgenannten Staat.


1952: Die Länder, so auch das Land Thüringen, werden auf dem Gebiet der DDR aufgelöst und aus der Landfläche kleinere „Bezirke“ gebildet. Als noch kleinere Verwaltungseinheiten bestehen die Kreise in neuen Kreisgrenzen.


1953: Unruhen im östlichen Teil Deutschlands, wegen der Regierungspolitik und der Wirtschaftslage. Diese werden ab 17. Juni (Volksaufstand) vom schwachen Staat mit sowjetischer Rückenstärkung unterdrückt und zerschlagen.


Über viele Geschehnisse gibt es in den nächsten Jahren zu berichten. Schaut doch einmal auf der gleichen Internetseite unter „Zeitgeschichte“ nach.


1989: Am 09. November: Öffnung der Berliner Mauer. Beginn des freien Reiseverkehrs zwischen Ost und West innerhalb von Deutschland und für die DDR-Bürger auch in die weite westliche Welt.


1989–1994: Unter Pfarrer Jochen Heinecke erfährt die Kirche ihre jüngste Renovierung.

1990: Am 18. März erstmals Freie Wahlen in der zu Ende gehenden DDR.

Währungsunion am 01. Juli: Auf dem Gebiet der DDR wird die „Deutsche (West-) Mark“ eingeführt. Am 03. Oktober Beitritt der DDR zum Wirkungsbereich des Grundgesetzes der BRD (Wiedervereinigung zweier ungleicher Partner).


1994: Die Landkreise Saalfeld und Rudolstadt werden zusammengeführt. Gräfenthal kommt wieder zum Landkreis Saalfeld.


2003: Einweihung des Kriegerdenkmals in Gräfenthal.



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Das Wappen von Gräfenthal: „Geteilt von Rot über Gold; oben wachsend, der Rumpf einer hersehenden Mohrin in goldenem Kleid und mit goldenem Turban. Unten ein springender schwarzer Löwe mit roter Zunge. (Der Mohrenkopf gehörte in früheren Zeiten bereits zum Wappen derer von Pappenheim, der Löwe stammt von dem Wappen der Orlamünder Grafen.

Vor 1477 gab es nur den Löwen. Zur besseren Unterscheidung von anderen Städten bat der Rat 1477 darum, das Siegel mit einem Mohrenköpflein bereichern zu dürfen).


Zu den berühmtesten der vielen Besucher unserer Stadt zählen wir: Kaiser Karl V., Dr. Martin Luther, Johann Wolfgang v. Goethe und Alexander v. Humboldt.


Sehenswert sind unter anderem: die freundlichen Menschen unserer Stadt, das Rathaus, der Eisenbahnviadukt, die evangelische Stadtkirche St. Marien, die alte Schule und die Burganlage Schloss Wespenstein, hoch über dem Ort.

Zu den vielen Wanderzielen gehören auch die Abesserschlucht am Arnsbachtal, die Bärenbachswand, der Kälberfelsen, die Teufelskanzel, die Thüringer Warte (678 m), das kalte Brünnele, die Burg Lauenstein, der Stachelberg (600 m), der kleine und der große Winterberg (558 m), der Staubbesenfleck, der Friedlersberg, die Lerchenkuppe, der Vogelherd (635 m) und die Wetzsteinbrüche.


Die Bezeichnungen einiger alter Mahlzeiten, versuchsweise dargestellt in heimischer Mundart


- Zum Friestick:

Ä Knittel Brot mit frischer Blutworscht.


Ä Rungsen Brot und ä Trumm Sausack.


Brot mit Backstänkäs'.



Eine dicke Scheibe Brot mit frischer Blutwurst.


Ein Brotende / -Kanten, bzw. ein dickes Stück Brot

mit Schweine-Presskopf im Saumagen.

Brot mit Kochkäse.

- Des Mittags:

Griene Kließ mit Broten.

Zudel und Hölberle.

Erdöpfelstampf, auch Zämetgaugele.

Erdöpfelsupp' mit Erdöpfelsstückle

Hefenkließ

Auflaf mit Apfelmus



Grüne Klöße und Braten (ein seltenes Festessen).

Kartoffelpuffer mit Preißelbeeren.

Quetschkartoffeln und Zutaten.

Kartoffelsuppe, u. a. mit Kartoffelstückchen

Hefeklöße, z. B. mit Pflaumenkompott (Zwetschgen)

Süßer, fester Milchreis mit Apfelmus




Auf dem Folgeblättern:



Eine Auswahl von Vorfahren des Chr. Janecke aus dem Thüringisch-fränkischen Schiefergebirge

(komprimierte Zusammenstellung)

Generation 06

















46

Glaeser,

Johann, Christoph

* Lehesten, 23.01.1802

+ Hamburg, 19.09.1878












oo Hamburg, 25.11.1832

mit




(ihre II. Ehe)

47

Fohrmann, Johanna Magdalena

* Celle-

Neuhäusen

07.10.1803

+ Hamburg 24.01.1872





Generation 07








92

Glaeser

Johann Georg, d. J.

* Gräfenthal, 17.12.1767

+ Lehesten

03.11.1818




oo Lehesten

03.02.1801

mit




93

Hirt, Dorothea

Barbara

* Lehesten

21.11.1778

+ Lehesten

25.01.1803















Generation 08

184

Glaeser

Johann

Georg d. Ä.

* Gräfenthal

1707

+ Lehesten

29.01.1770


oo Groß-neundorf (seine III. Ehe) am

17.01.1760

mit

185

Büttner

Catharina

Barbara

* Gebersdorf

+ Lehesten


------------------


186

Hirt

Johann Heinrich

* Lehesten

21.12.1731

+ Lehesten

07.11.1800


oo Lehesten

16.02.1775

mit


187

Matthes

Susanna Margaretha

* Lehesten

07.08.1751

+ Lehesten

06.01.1803





Generation 09









370

Büttner

Johann Georg,

Bauer zu Gebersdorf

-----------------

372

Hirt

Johann Daniel

* Lehesten

15.12.1696

+ Lehesten

18.02.1771


oo 1728

mit


373

Rentsch

Catharina Margaretha

* Groß-geschwenda

03.03.1698

+ Lehesten

18.09.1775

-----------------

374

Matthes

Johann

Andreas d. J.

* Lehesten 04.11.1712

+ Lehesten

23.04.1756


oo Lehesten 30.04.1743

mit


375

Neumeister

(Sus)-Anna

Catharina

* Lehesten

18.04.1717

+ Lehesten

22.03.1775






Generation 10


744

Hirt, Johann

(Hannß)

* Lehesten

27.06.1655

+ Lehesten

05.03.1727


oo Lehesten 17.11.1689

mit



745

Fritz

Ursula

* Ludwigstadt

03.05.1660

+ Lehesten

05.04.1725


746

Rentsch Johann aus

Groß-geschwenda

oo mit 747

-----------------

748

Matthes d. Ä.

Joh. Andreas

* Lehesten

16.02.1672

+ Lehesten

17.07.1728


oo 1705 mit


749

Blümler

Catharina

*L. 20.4.1679

+L. 6.11.1750



------------------

750

Neumeister

Joh. Nicol

* Lehesten

17.11.1678

+ Lehesten

15.04.1741


oo 1707 mit


751 Ellmer

Agnes(a)

* Lehesten

26.03.1680

+ Lehesten

15.05.1749

Generation 11


1488

Hirt

Nicol

* Wurzbach

1620

+ Lehesten

10.06.1677


oo Lehesten

29.11.1652


1489

Kachelofen

Catharina

* Lehesten

06.05.1618

+ Lehesten

02.02.1667


1490

Fritz, Ulrich

Ludwigstadt




-----------------

1496 Matthes

Joh. Christoff

L.26.02.1629

L 27.02.1700

II. oo Lehest. 26.10.1669

1497 Ellmer

Susanne

* 1645


1498 Blümler

Matthes

+ Lehesten

vor 1705

oo 12.6.1676

1499 Fiedler

Margaretha

1641-1719


1500

Neumeister,

Hans d. J. Lehesten


oo Lehesten

24. 10. 1670


1501 Just

Catharina

* Heberndorf

+ Lehesten

-----------------

1502

Ellmer,

Michael

Generation 12


2976 Hirt

Hans

* um 1590

+ Wurzbach vor Novemb. 1652

oo

2977 N.N.

-----------------

2978

Kachelofen

Cuntz

* 1573...83

+ Lehesten

28.11.1632

oo Lehesten

26.10.1602


mit 2979

Jungcuntz,

Susanne aus

Lichtentanne

+ Lehesten

26.11.1632

-----------------

2992 Matthes

Hans d. J.

oo Lehesten

21.02.1615

1993 Pantzer

Margaretha

------------------

2994 Ellmer

Hans Michael

* aus der Zeiselmühle bei Lehesten

oo 1610

mit 2995

Bachmann

Ursula

------------------

2996 Blümler

Hans

+ Lehesten vor 1676

2998 Fiedler

Hannß, auf der Fitzeburg

oo vor 1641

2999 Martin, Agnesa

------------------

3000

Neumeister

Hannß, d. Ä.


oo mit


3001

?


Generation 13


5934 Hirt


* (1560 70)

+ (1610 30)





------------------

5956

Kachelofen

Heinz

* (1550...70)

+ (1600...40)

oo mit

5957

N.N.

-----------------

5958

Jungcuntz

Johann,

Pfarrer zu

Lichtentanne

* (1570...80)

+ (1620...40)

-----------------

5984 Matthes

Hans d. Ä.

* (1560 80)

-----------------

5986 Pantzer

Clauß

-----------------

5988

Ellmer, Hannß

Müller, Amts-schultheiß

----------------

5990

Bachmann

Jobst

* (1560 80)

-----------------

5992 Blümler

Andreas?

------------------

5996 Fiedler

?

* (1560...80)

* (1600...40)



-----------------

6000

Neumeister

Hannß,

Gemeindevorsteher

+ Juli 1640

oo mit

6001


Großneundorf bei Gräfenthal im Thüringer Schiefergebirge


Der Ort Großneundorf liegt eine gute Viertelstunde des Fußmarsches (weniger als 2 km) nördlich von Gräfenthal. Von Gräfenthal führt eine Straße mit einer Steigung bis zu 15% , durch eine Tonschieferschlucht über die Sattelpaß-Straße, hoch in das Dorf.

Bereits 1327 wird die Siedlung als „Newendörfchen“ erwähnt 1394 als Nuwendörfelin, später Neundorf

Die Kirche ist in einem schlichten Bauernbarock gehalten.


1525: Der Großneundorfer Pfarrer Wilhelm Lucas ist in diesem Jahr gestorben. Unser neuer Pfarrer heißt Johann Reichenbach. Dieser war vorher Priester des Bistums Mainz, hat sich aber unter Luther auch der neuen, der protestantischen Kirchenbewegung angeschlossen.


1545: Die Besoldung für den Pfarrer beträgt im Jahr 77 fl., 19 gr. (77 Gulden und 19 Groschen).


1595: Unsere Kirche ist die Mutterkirche von 17 Dörfern. Dieses große Aufgabengebiet verkleinert sich jedoch bald, wegen der Bildung neuer Pfarreien.


1673: Unser jetziger Pfarrer ist Antonius Moser. Er wird dieses Amt bis zum Jahre 1683 versehen.

Nach einem Jahr seiner Amtszeit wird er über den Zustand des Gotteshauses niederschreiben: „Die Kirche zu Neuendorff ist sehr baufällig. Wenn der Wind starck gehet, ist man in der Kirche des Lebens nicht wohl sicher.“ Und trotzdem dauert es noch eine gewisse Zeit (die er nicht mehr erleben wird), bis sein mahnender Ruf erhöret wird und das Kirchlein einem Neubau Platz macht.


1728–1731: Neubau der Kirche in einem schlichten Bauernbarock. Dieser Anblick des Gebäudes, sowie auch die Innenausstattung, überdauert die Zeiten bis ins 21. Jahrhundert. Der Kirchturm hat eine Grundfläche von 6,3 m x 4,0 m. Am 14. August '31 wird die Kirche geweiht.

Die Orgel wird vom Saalfelder Meister Johann Georg Fincke gebaut. Sobald die Arbeiten bei uns abgeschlossen sind, vollendet er die Orgel in Gräfenthal, so dass die benachbarten Orte auch fast zur gleichen Zeit zwei sehr ähnliche Instrumente erhalten.


1751: Die Orgel unserer Kirche erhält zusätzlich eine Viola da Gamba vom Orgelbauer Weiße aus Kirchhasel.


1760: Unser Vorfahre, der Witwer Johann Georg Glaeser d. Ä. (08/184), Bürger und Einwohner, Handarbeiter und Karrenmann aus Gräfenthal, heiratet zum dritten Mal. Die bevorstehende Trauung wird auch in Gräfenthal proklamiert. Die Hochzeit mit der Jungfrau Catharina Barbara Büttner (08/185) wird in Großneundorf am 17. Januar begangen.

Johann Georg, 1707 geboren, wird sein Leben in Gräfenthal am 29. Januar 1770, mit 63 Jahren, beenden. Der Brautvater, Johann Georg Büttner (09/370) ist Bauer im nahe gelegenen Gebersdorf.


1789: Der Ort besteht aus 27 Wohnhäusern mit 158 Einwohnern und 195 Stück Vieh.

1795: Es stirbt unser langjähriger Pfarrer Maurer. Sein Sein Sohn, der 30jährige Johann Christian Daniel Maurer, tritt in dieser Stelle seine Nachfolge an.


1806: Gefecht am 09. Oktober 1806. Auf der alten Heer- und Handelsstraße und in deren Umgebung am steilen Gösselsberg, kämpfen preußische Husaren gegen eine Vorhut französischer Truppen. Die nachrückenden französischen Soldaten werden von den Generalen Augereau und Lannes kommandiert. Zur Versorgung der Truppen plündert man den kargen Besitz der Bevölkerung. So auch beim Pfarrer. Pastor Johann Christian Daniel Maurer, der auch nichts mehr hat, flieht mit der Familie, so wie auch die anderen Einwohner, in den Wald und weilt dort eine knappe Woche. In dieser Zeit wird das leer stehende Dorf völlig ausgeraubt. Truppendurchzüge durch den Ort halten bis zum 13. Oktober an. Höhepunkt der Kampfhandlungen im Thüringer Raum ist die Schlacht bei Saalfeld, bei dem auch der preußische Prinz Louis Ferdinand sein Leben verliert.


Von Großneundorf aus, wurde von jeher die Wasserversorgung des Schlosses Wespenstein über eine Schieferplattenleitung, im Waldboden verlegt, vorgenommen.


1832: Am 13. März ist unser Pfarrer Johann Christian Daniel Maurer mit 78 Lebensjahren gestorben, der bei uns im Jahr 1795 das Amt des Seelenhirten übernahm und die Schäfchen seiner Gemeinde über 37 Jahre lang betreute.


1836: Der als eher klein geltende Ort „Großneundorf“ hat 214 Einwohner in 34 Wohnhäusern. Daneben bestehen 79 weitere Bauten, darunter die Kirche, die Schule und jedwede Wirtschaftsgebäude.

Auf dem Altar unserer Kirche steht von nun an ein vergoldetes Kruzifix.


1848: Die Schule wird neu erbaut. Eingeschult sind Gösselsdorf und Sommersdorf.


Um 1850 hat Großneundorf 256 Einwohner in 51 Familien, die in 34 Häusern leben. 2 Öffentliche Gebäude, 1 Werkhaus, 305 Stück Vieh (123 Rinder, 78 Schafe, 45 Schweine, 39 Ziegen, 20 Pferde). Die Einwohner bilden ein rühriges und derbes, aber nur theilweise sparsames und laukirchliches Volk. Es sind meist Mittelleute.


Um 1880: Unsere Kirche erhält zwei silberne Altarleuchter gestiftet.


1915: Zwei farbige Fenster erhellen den Altarraum und zeigen uns ein Weihnachtsbildnis und eine Kreuzigungsdarstellung und damit also das A und O des Lebens unseres Herrn. Diese Fenster gestaltete der Glasmaler Gottfried Heinersdorf in Treptow bei Berlin.


1922: Elisabeth Bauer aus der Filialgemeinde Gebersdorf stiftet unserer Kirche eine kleine Taufglocke.


1923: Bernhard Saam aus Themar fertigt eine Turmuhr für unsere Kirche.

1948: Für unsere Kirche werden von der Firma Schilling und Lattermann aus Klangstahl die Totenglocke, die Sonntagsglocke und die Feierabendglocke neu gegossen.


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Ausflüge sind nach Gösseldorf (606 m hoch), nach Limbach, zum Spitzberg (605 m), zum Kindelberg (527 m), nach Gebersdorf vorzüglich und auch in andere Orte werden sie empfohlen.




Gebersdorf bei Gräfenthal im Thüringer Schiefergebirge


Der Ort liegt im angenehmen Tale des Gebersbaches, der in Richtung Gräfenthal fließt. Das Dorf ist eine halbe Stunde des rüstigen Fußmarschs von Gräfenthal gen Abend entfernt. Umgeben ist das Dorf vom Höhnberg, dem Stein mit dem Brandenberg, dem Großenberg, dem Molkenberg, dem Mühlberg, der Querleite, dem Kalkofen und dem Stachelberg (mit Wetzsteinbruch). Gruben mit Schwarzfarbenerde und Ocker.

1414 wird der Ort in der Schreibweise „Gabirndorf“ erwähnt, später auch Gabersdorf.


1760: Hier in Gebersdorf wurde unsere Vorfahrin Catharina Barbara Büttner (08/185) geboren, die am 17. Januar des Jahres 1760 in Großneundorf den Witwer Johann Georg Glaeser d. Ä. (08/184) heiratet und mit ihm nach Lehesten zieht.

Der Brautvater, Johann Georg Büttner (09/370), ist alteingesessener Bauer in Gebersdorf.


Um 1836: Gebersdorf hat 275 Einwohner in 43 Wohnhäusern. Es bestehen 89 weitere Gebäude, wobei es sich bei den meisten um Wirtschaftsgebäude handelt.


Um 1850 sind es 303 Einwohner in 60 Familien, die in 42 Häusern leben. Dazu drei öffentliche Gebäude (die Schule, 1841 erbaut), 1 Werkhaus, 312 Stück Vieh (165 Rinder, 46 Pferde, 70 Schweine, 31 Ziegen), 1 Mahlmühle, 1 Schneidmühle, 1 Brauerei.

16 – 18 Fuhrleute, die nach Bremen, Hamburg, Königsberg, Magdeburg, Nürnberg und an den Rhein fahren (bzw. ihre Zugtiere diese Strecken laufen und dabei die schweren Schieferwagen ziehen). Griffelmacher und Verfertiger gerahmter Schiefertafeln sind im Ort beschäftigt.


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Diese Notizen zu Großneundorf und erst recht zu Gebersdorf, sind „mager“ ausgefallen.

Wer sammelt weiteres Material zu einer Chronik und stellt sie den Lebenden und ihren Nachkommen zur Verfügung?



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