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Zur Ahnenliste "Sommer" gehörend:

Paul Sommer oo Bertha Thron (1846 bis 1909) in Potsdam

und einige Hinweise zu den Vorfahren und Nachkommen



Bearbeitungsstand: November 2017 E-Mail christoph@janecke.name

Zum vorliegenden Text gibt es auch einige Bilder – bitte hier klicken.




Siehe, das ist Lebenskunst:

Vom schieren Wahn des Lebens sich befreien,

fein hinzulächeln übers große Muss.


Christian Morgenstern






Schmalspur-Wegweiser von den Hauptpersonen (Probanden) dieser Niederschrift, zu den heute lebenden Personen:


Im Zeitraum 1800 bis 1896: Friedrich Sommer oo Caroline Keilbach

Zu deren Kindern gehörten:

im Zeitraum 1831 bis 1909: Karl Johann Friedrich Sommer oo Marie Elisabeth Weltzer

und sein jüngerer Bruder Paul Sommer oo Bertha Thron

Zu deren Kindern von Friedrich Sommer und Marie Weltzer gehörte u.a.:

im Zeitraum 1875 bis 1949: Rudolf Max Sommer oo Anna Margarethe Runge

zu deren Kindern zählte die Tochter:

im Zeitraum 1900 bis 2003: Anne-Marie Sommer oo Alfred Richard Janecke

zu deren Kindern gehört u.a.

im Zeitraum 1945 bis ...: Der Autor dieser Niederschrift - Chris Janecke




Worte auf den Weg

Im Laufe der Zeiten sagte man in vielen Familien: „Es wurde früher so viel über die Familiengeschichte geredet. Man könnte noch so vieles aufschreiben und erhalten!“


Tatsächlich aber wurde wohl aus solcher Erkenntnis und jenen guten Vorsätzen seltener etwas verwirklicht. So müssen auch wir uns bei diesen Lebensgeschichten vorerst mit dem vorliegenden, etwas mageren Stückwerk begnügen. Diese Schriften gelten somit als grobe Entwürfe, zu denen gewiss hier und dort Korrekturen erforderlich sind.

Mein Wunsch sind viele, viele Ergänzungen seitens wissender Leser.


Die Notizen zu den Lebensläufen, sofern es sich nicht nur um tabellarische Aufstellungen handelt, lesen sich leider nicht so flüssig, wie es in der Literatur angenehm ist. Aber wir haben hier keinen Roman vor uns. Es handelt sich ja um eine Aufzählung von Familienereignissen (darunter oftmals Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle), die in der Häufung des Erwähnens zwar ermüdend wirken können, jedoch trotzdem im Interesse des Bewahrens aufgenommen wurden.

Also nur Mut beim Lesen.



Gen. 06 / Ahn 40

Gen. 06 / Ahnin 41

Die Großeltern

Gen. 06

Gen. 06

Sommer

Keilbach

Name

Thron

Giese

Johann Friedrich

Caroline Wilhelmine Charlotte

Vorname

Christian David

Rosine Wilhelmine

Buckow, im (Oberbarnim)

30. Dezember 1800

Potsdam,

24. Februar 1809

geboren


in Rietz / Brandenburg, 5. Dezember 1815 and. Angabe im MR: 18. 12.14

Schuhmacher-Meister

Hausfrau und Mutter

Beruf

Schuhmacher-Meister Potsdam: 1842 in der Junkerstraße 64, 1846 in der Brandenburger Str. und 1849 in der Hoditzstraße 19

Hausfrau und Mutter

In Potsdam, als Luisenbrautpaar, in der Garnisonkirche am 19. Juli 1830

Heirat

vor /um 1844

Nowawes,

17. Dezember 1882

Nowawes,

10. September 1896

gestorben

vor Dez. 1855

Potsdam,

21. Dez. 1888, siehe Folgenotiz.


Sterbe-Eintrag des Standesamtes Potsdam, C 1137 / 1888:

Dem unterzeichneten Standesbeamten ist heute von der Verwaltungsdeputation des Städtischen Krankenhauses hierselbst die schriftliche Anzeige gemacht worden, dass die Witwe Wilhelmine Thron geborene Giese, 74 Jahre alt, evangelischer Religion, wohnhaft in Potsdam in der Neuen Königstraße 129, im Städtischen Krankenhause am 21. Dezember 1888 vormittags um 7 Uhr gestorben ist. Sie war die Tochter des Schiffseigners Friedrich Giese und dessen Ehefrau (Vornamen unbekannt) geborene Schünemann, beide wohnhaft in Brandenburg.

Standesbeamter Wernike.



Der nun im Text folgende Paul Sommer ist das 8. Geschwisterkind von 11 Kindern der Familie Sommer. Sein ältester Bruder Friedrich trägt die Nr. 05 / 20.1 in der Ahnenliste.


Das Ehepaar = Die Eltern = Die Probanden (Generation 5)

Paul Carl Wilhelm Sommer oo Bertha Luise Auguste (gen. Pauline) Thron


Die Bedeutung dieser

Familien-Namen:

Gefühlsverbindung zu Sonne, Wärme Reife, Ernte. Namensträger eventuell im Hochsommer geboren. Ein Übername mit der Begriffswahl für diese Jahreszeit.

1. zu „Dron“ = Kornellkirsche, Hartriegel, Kornstrauch. NT wohnte dort, wo ... 2. Vornehmer Sitz – für dessen Hersteller oder 2. Nutzer? 3. Ironisch für jemanden, der sich wenig bewegt. (1-3 sind wohl falsch).

Name:

Sommer

Thron


Vornamen:


Paul Carl Wilhelm


Bertha Luise Auguste

(später offiziös / innerfamiliär Pauline genannt).



Geburt:



Potsdam, 19. Juni 1846 (im MR auch der 24. Juni angegeben. Vielleicht versehentlich das Taufdatum?



Potsdam, * (nach MR: Pauline), am 11. Juni 1844, nach KB: 14. Juli 1846, abends 10 Uhr.


––––––––––––––––––––––––––––––

Taufe, St. Nikolai am 02. August 1846, Taufpfarrer Stöwe (wohnt Markt 4, im Pfarrhaus). Taufpaten:

1. Herr Antony,(Schuhmachermeister, Französische Straße 8, E.).

2. Herr Friedrich Kerkow, Brauerei-Eigentümer mit Destillationsgeschäft, Stadtverordneter, Brandenburger Straße 25, E. 3.

Frau Suhr, geb. Schön, Conditors-frau, Brandenburger Straße 53, E.

4. Frau Engelmann, Ehefrau des Knopfmachermeisters und Posamentenwarenhändlers, Brandenburger Straße 47, E.

5. Frau Ludwig. Quelle: Taufregister der Nikolaikirche, Blatt 24, Nr. 302 / 1846 und Adressbuch.


Taufe:

Das zutreffende Kirchenbuch der Heiligengeist-Kirche ist verbrannt).

Beruf / Stand:

Schuhmacher-Meister

Wohnanschriften vor der Ehe:

  • ab 02. April 1857: Französische Straße 21 (bei den Eltern),

  • ab 03. Oktober 1859 Kriewitzstraße 3 (b. d. Eltern),

  • ab 02. Oktober 1867: Schwertfegerstraße 13 (bei den Eltern)

  • ab 02. April 1869 Kriewitzstraße 3 (b. d. Eltern)

  • ab 05. April 1869, Am Markt 11, bei Witwe Stößel

  • ab 09. Februar 1870, wieder Kriewitzstraße 3

  • bis 01. April 1875: Nauener Communikation 24.

  • ab 01. April 1875 wieder Kriewitzstraße 3 (anscheinend war das ein Wohnungstausch mit dem Bruder: Schuhmachermeister Wilhelm Franz Sommer, der zeitgleich in die Kriewitzstraße 1 zog).



Trauung :


Potsdam, sehr wahrscheinlich in der Nikolaikirche am 01. April 1873.


Tag und Stunde nicht mit dem Kirchenbuch belegt, da die Kirchenbücher dieses Zeitraumes bis 1945, sowohl von der Nikolaikirche, als auch von der Heiligengeist-Kirche bei der Bombardierung der Stadt Potsdam am 14. April 1945 verbrannten. Duplikate bestanden nicht. Die darin enthaltenen Angaben sind unwiederbringlich verloren.


Wohnanschriften, gemeinsame:

  • ab 01. April 1873: Potsdam, Kriewitzstraße 3, hier lebt Paul Sommer mit Ehefrau „Pauline“ und mit deren Mutter, der Witwe Rosine Wilhelmine Thron, geborene Giese, (geb. in Rietz bei Brandenburg am 5. 12. 1815).

  • Das königlich-polizeiliche Melderegister fixiert: Bertha Pauline hat sich am 02. 10. 1875 heimlich entfernt. Ihre Mutter, Wilhelmine Thron, früher als Witwe in der Breiten Straße 32, zieht in die Brandenburger Straße 51. Am 02. Januar 1876 kommt Pauline jedoch (von Brüssel?, wohl eher nicht, aber nicht eindeutig lesbar) zurück zu Paul.

  • bis zum 30. 9 1874 Potsdam, Zimmerstraße 1 (zu diesem Hause besteht kein Melderegister mehr / fehlt im MR 36 / 6, Film 102 /1085).

  • ab 01. Oktober 1874, Potsdam Nauener Communication 24. (Melderegister MR 60 / 1, Film 86 / 1104 im Stadtarchiv Potsdam.

  • ab 01. April 1875: Kriewitzstraße 3

  • Ab 01. Oktober 1876: Burgstraße 49

  • 1877: Potsdam, Berliner Straße 18 (Melderegister Nr. 53, Film 76)

  • 02. April 1883: Potsdam, Blücherplatz 7 (Meldereg. 39, Film 58)

  • 1899–1909: Potsdam, Junkerstraße 2



Tod / Gestorben:


In der II. Ehe mit Ernestine Klante:

Potsdam, Junkerstraße 2,

am 08. September 1909, vor-mittags um 1¾ Uhr verstorben. 63 Jahre alt.

Reg.-Stand: 635/1909.


Potsdam, Junkerstraße 2, am

21. November 1898, nachmittags

um 1¼ Uhr.

52 Jahre, 4 Monate alt.

Reg.-Stand. 927/1898.




Anmerkungen zur Familie von Bertha Luise Auguste Thron:

Bertha/Paulines Vater ist schon vor 1855 gestorben. Sie hat (lt. MR von 1855) mehrere Geschwister: :

- Thron Wilhelm, * 11. Februar 1831

(später Comtoirdiener oo Luise

Surau).

- Thron Adolph, * 27. März 1840,

- Thron Albert, * 11. April 1841,

- Thron Marie, * 16. Januar 1843,

- sie selbst: "Pauline", * 11. 06. 1844,

- Thron Emil, * 30. April 1850.

Dann folgen Zwillingsbrüder, die jedoch beide als Kinder sterben werden. Es sind diese:

Geboren am 30. April 1851 um 4½ Uhr am Nachmittag:

- 1. Emil Hugo Ferdinand Thron. Fünf Minuten später,

- 2. August Hermann Oskar Thron. Taufe am 25. Mai 1851 nachmittags, Superintendent Ebert.

Paten zu 1.: Herr Behnke, Herr Becker, Frau Mann und zu 2.: Herr Jänicke, Maria Wandt,

Christiane Kirst. Ouelle: Taufregister Nikolai Blatt 228, Nummern. 178 und 179 / 1851.






Die Kinder (Generation 4) von

Paul Carl Wilhelm Sommer oo Bertha Luise Auguste „Pauline“ Thron


Nr.

Familienname:

Sommer


Lebensdaten der Kinder


1


Elsbeth Sommer

(genannt: Elise)


Geboren in Potsdam, Kriewitzstraße 3, am 26. März 1876, nachmittags 3 Uhr. Standesamts-Eintrag Nr. 302 / 1876.

Taufe: (Anmerkung: Das Taufdatum im KB der Heiligengeistkirche ist in der Kirchenbuchkopie überdeckt und damit nicht lesbar) Taufpaten: 1. Herr Sommer, Schuhmacher-Meister, sen. (Großvater Johann Friedrich Sommer),

2. Herr Sommer, Schuhmacher-Meister, jun. (wahrscheinlich Onkel Karl Johann Friedrich Sommer),

3. Frau Martha Scholz, Ehefrau des Kaufmanns A. Scholz in Berlin,

4. Herr Rudolph Mahnkopf, Schneidermeister, Waisenstraße 70, 5. Frau Pauline Bartels.

Quelle: KB der Heiligengeistkirche, 1876, Blatt 135 Nr. 90.


Elsbeth wird zweimal heiraten. Das zweite Mal in Magdeburg. Urkunde Magdeburg, Standesamt Magdeburg Altstadt Nr. 986 / 1936. Das Leben von Elsbeth wird am 07. November 1947 in Magdeburg-Buckau enden. Standesamt M.-Buckau Nr. 314 / 1947.



2


Paul Max Willy Sommer


Geboren in Potsdam, Berliner Straße 18, am 14. Mai 1877. Taufe in der ev.-luth. Heiligengeist-Kirche am 23. Juli 1877. Taufpaten:

1. Herr Franz Sommer, Schuhmacher-Meister,

2. Frau Thron,

3. Herr A. Scholz, Kaufmann in Berlin.

Quelle: Kirchenbuch der Heiligengeistkirche 1877, Blatt 155, Nr. 116.


Er wird zwei Ehen (nacheinander) führen. Zur 2. Hochzeit wird es ihn in den Norden des Landes Brandenburg führen. Heiratseintrag B 722 / 1925. Willys Lebenskreis wird sich am 28.11.1948 schließen. Er wohnt zu dieser Zeit in dem kleinen Dorf Bresch in der Westprignitz, nördlich von Perleberg. Eintrag Nr. C 24 / 1948 des Standesamtes Reetz (Nachbarort).



3


Max Adolph Albert Sommer




oo 08. Juli 1907


Frieda Bertha Emilie Mahnkopf


Geboren in Potsdam, Berliner Straße 18, am 23. Februar 1879, nachmittags 6½ Uhr. Taufe am 20. April 1879 durch Prediger Persius. Taufpaten:

1. Herr Hauptmann von Bonin, Am Canal 7,

2. Fräulein Elise Dannhausen, Tochter des Schuhmacher-Meisters, Behlertstraße 15a,

3. Frau Bertha Mahnkopf, geborene Sommer,

Quellen: KB der Heiligengeistkirche 1879, Blatt 187, Nr. 57, Zentrales KB-Archiv Berlin, Microfiche-Gruppe 24717 und Adressbuch. Register Standesamt A 188 / 1879, auf Film P 22, Seite 103


Max wird den Beruf eines Tischlers ergreifen.


Am 08. Juli 1907 wird er seine Cousine, die Verkäuferin Frieda Bertha Emilie Mahnkopf, Humboldtstraße 6, heiraten. Eintrag Standesamt Potsdam: 231 / 1907.

Friedas Leben endet am 12. April 1927, im Alter von nur 48 Jahren. Eintrag Standesamt 347 / 1927.

Max wird als Witwer am 24. Januar 1946 in seiner Wohnung Feuerbachstraße 15 sterben. 67 Jahre alt. Eintrag Standesamt 358 / 1946. Diese Todesanzeige auf dem Standesamt kommt von Frau Lotte Wannick, geborene Sommer. Sie ist Stenotypistin und wohnt in der Weinbergstraße 34. Eintrag Standesamt Potsdam 358 / 1946.

(Die Zuordnung der Lotte Wannick geborene Sommer ist mir noch nicht gelungen. Wahrscheinlich eine Tochter unter den noch nicht erfassten Kindern "Sommer oo Mahnkopf". C.J.)



4


Adolph Emil Hermann Sommer


Geboren in Potsdam, Berliner Straße 18, am 06. Januar 1882, mittags 12 Uhr. Eintrag des Standesamtes: 32 / 1882.

Taufe am 05. Februar 1882 durch Prediger Persius. Taufpaten:

1. Frau Luise Thron (geborene Surau?),

2. Herr Otto Schreiber Hofschuhmacher-Meister, Wilhelmplatz 9, 3. Herr Tischlermeister C. Altendorf, Viktoriastraße 48.

Quelle: KB der Heiligengeistkirche 1882, Blatt 248, Nr. 20 und Adressbuch.

Gestorben ist Adolph bereits am 26. Juli 1882, vormittags 5 Uhr, sechs Monate alt. Standesamt–Eintrag 735 /1882, Film P 102, Seite 381.






x = 5 (?)


Johannes Emil Paul


Geboren in Potsdam, Blücherplatz No. 7, am 07. Mai 1888, vormittag 12½ Uhr. Standesamt 517 / 1888.

Gestorben am 14. September 1888, vormittags um 1¼ Uhr.

Quelle: Sterbe-Anzeige Standesamt Nr. 852 / 1888.




1869

Das Gebäude Markt 11 (später: Alter Markt 11), ein klassizistischer Bau, wurde in den Jahren 1796 bis 1799, wahrscheinlich nach Entwürfen von Boumann dem Jüngeren (Michael Philipp Boumann) errichtet. Auch dieses Bauwerk wurde bei dem Luftangriff am 14. April 1945, kurz vor Mitternacht, zerstört.

Im Jahre 1869 wohnen in diesem Hause:

Nr.

Name

Profession

Nr.

Name

Profession

1

Scharlock, (Eigenthümer)

Posementierer

8

Hummel

Schneidergesell

2

Breyer,

Wittwe


9

Heiser

Schneidermeister

3

Eichler,

Gartenkünstler


10

Friedel, Wittwe

Waschfrau

4

Zimpel

Klempnerfrau

11

Stößel,

–––––––––––––

und Sommer als

Wittwe

–––––––––––––––––––

(Untermieter)


5

Bolz, Wittwe


Waschfrau

12

Brandt

Schriftsetzer

6

Jahn


Schuhmachermeister

13

Rosin

Kutscher

7

Bargher


Wittwe

-

-

-



1875

Unsere neue Wohnung liegt in der Nauener Communikation No. 24/25 (nach 1950: Hebbelstraße 48/47).

Das Stück dieser Häuserzeile, im Holländischen Stil errichtet, steht direkt gegenüber der Stadtmauer, hinter der sich das sumpfige Wiesenland erstreckt und über die man zum nahe gelegenen Heiligen See schauen kann. Dieses Haus No 24, wird im Jahre 1875 bewohnt von:



Name

Profession


Name

Profession

1

Wegener

Victualienhändler

Eigenthümer


4

König,

geb. Jöckel

Wittwe

2

Lehmann

Töpfermeister


5

Gums

Kutscher

3

Sommer, Paul

Schuhmachermeister


6

Meißner

Arbeiter





Auszug aus dem Polizeilichen Melderegister der Residenzstadt Potsdam

Kriewitzstraße 3

Quelle: Stadtarchiv Potsdam, MR 50 /4, Film 74 / 1097, Blatt 121



Tag des Anzu-ges

Vor- und Zunamen,

Stand

oder Gewerbe


Tag der Geburt

Geburtsort und Provinz

Con-fession

frühere Wohnung

Tag des Abzuges

(Todes)

Anzeige der neuen Wohnung

1. 4. 1875

Schuhmacher-

meister

Sommer, Paul

9. 6.

1846

Potsdam

ev.

Nauener Communi-kation 25

18. 11. 1875

Kaiserstr.3 zu seinen Eltern

desgl. geb. Thron, Pauline

14. 7. 1846


Potsdam

ev.




2. 1.

1876

2. 10. 1875


von Brüssel (?)

hat sich heimlich entfernt.


zurück!

Wittwe Wilhelmine Thron geb. Giese

5. 12. 1815

Branden-burg

ev.


2. 10. 1875

Branden-burger

Str. 51





–––––––––––––––––





- Abschrift -

(Klammerausdrücke von Chris Janecke sollen dem leichteren Verständnis dienen)



Das Fest der 25-jährigen Wiederkehr der Fahnenweihe des

Potsdamer Schuhmachergewerks


Der 15te November des Jahres 1875


Nach dem Eingangs unseres Gewerkbuch befindlichen Bericht(s), fand am 6ten April 1850 die Einweihung der Gewerksfahne statt.

Sonach hätte am 6ten April 1875 das fünfundzwanzigjährige Bestehen desselben festlich begangen werden können. Zeitverhältnisse verhinderten dies jedoch, und (so) wurde in Folge dessen, eine spätere Zeit, der 15te November, zu diesem Feste gewählt.



Zwanzig Jungfrauen, Töchter von Gewerksmeistern, welche am Schlusse des gegenwärtigen Berichts namentlich verzeichnet sind, hatten sich erboten, der Gewerksfahne zu diesem Ehrentage:


- ein neues Fahnenband auf weiß seidenem Moire mit Silberfransen und der Inschrift in Golddruck: " Gewidmet von den Jungfrauen des Gewerks 1875 ",

- einen Lorbeerkranz und

- eine Schärpe für den Fahnenträger mit blau=seidenem Ripsband


zu weihen. –––


Das Gewerk versammelte sich Abends 7 Uhr in den von der Potsdamer Schützengilde bereitwilligst zur Verfügung gestellten Sälen.


Als Ehrengäste waren geladen und erschienen:

Herr Lehrer Riehl und der Obermeister des Berliner Schuhmacher-Gewerks, Herr Bierberg.


Die Feier selbst nahm um 8 Uhr ihren Anfang. Die Festrede (zu halten) hatte Herr Lehrer Riehl freundlichst übernommen, und (er) gedachte hierbei in warmen Worten der Bedeutung des fünfundzwanzigjährigen Jubelfestes, berichtete (über) die damaligen, im allgemeinen besseren Verhältnisse gegenüber der Jetztzeit und gelangte hierbei zu dem Schlusse, daß ein Hauptfaktor zu der gewissermaßen gedrückten Lage der Profession, in der unzuträglichen Massenfabrikation (von Schuhen) zu erblicken wäre, welchem die Einigkeit des Gewerks im gemeinsamen Streben erfolgreich entgegenwirken könnte. Die Rede schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät unseren Kaiser und König, in welches alle Festgenossen begeistert einstimmten.


Unser Mitmeister Neese gedachte in kurzen Worten der Frauen und Jungfrauen, welche letztere zur Verherrlichung des edlen Festes hauptsächlich beigetragen hätten. Ein Hoch auf dieselben bekräftigte den zum Ausdruck gebrachten Dank. –––


Der Ehrengast, Herr Bierberg, sprach in längerer schwungvoller Rede. Auch er hob die hochwichtige Bedeutung des Jubelfestes hervor, wünschte dem Gewerk die Einigkeit und hoffte, daß die in Liebe und Verehrung dem Banner als Festschmuck gewidmeten Zeichen zu deren Befestigung und Erhöhung beitragen würden. Seine mit großem Beifall aufgenommene Rede schloß er mit einem Hoch auf die Festgenossen.


Hierauf begann die Decorirung der Fahne durch die Jungfrauen:


Ida Friedrichs, Johanna Schulz, Minna Müller

Marie Goeres, Anna Röthe, Pauline Lehmann

Anna Scheuer, Clara Schreiber, Marie Scheuer


geführt von den Meistern des Gewerks

Carl Röthe und Fritz Sommer


Die Fahnen=Deputation bildeten die Herren:

Carl Röthe, Hermann Schulz, August Müller, Jacob Voll, August Bürger und Andreas Schulz.




Fräulein Anna Röthe trug auf weißem Atlaskissen das neue Fahnenband und den Lorbeerkranz. Fräulein Johanna Schulz schmückte die Fahne mit dem neuen Bande und sprach nachfolgendes Gedicht:


Hier heft' ich in geweihter Stunde

An unsre Fahne dieses Band.

Der Nachwelt sei es eine Kunde,

Wie wir gesorgt mit treuer Hand,

Daß sich erhalte und vermehre

Das Kleinod: Des Gewerkes Ehre.


Wenn sich die Fahne wird entfalten,

Soll immer es ein Mahnruf sein,

An allem Guten festzuhalten,

Den kommenden Geschlechtern rein,

Was mir vererbt in frühen Jahren

In voller Liebe zu bewahren


( verfaßt von Herrn Lehrer Riehl )


Fräulein Clara Schreiber umhing der Fahne die Lorbeeren und sprach hierbei das nachstehende Gedicht:


Nun recht dem Feste zu genügen,

Das uns umfängt mit heitrem Glanz,

Laßt mich noch zu dem Bande fügen,

Den immergrünen Lorbeerkranz.

Man darf, wo deutsche Fahnen wehen,

Als höchsten Ehrenschmuck ihn sehen.


Denn seit der festlich frohen Stunde,

Da diese Fahne ward geweiht,

Hat vielmals hehre Siegeskunde

Dem Vaterlande sich erneut;

Und daran wollen wir heute denken,

Wenn wir den Kranz der Fahne schenken.


Er soll uns immer wieder mahnen,

Zu halten heilig, hoch und hehr,

Was Gutes aus der Zeit der Ahnen

Vererbt uns ist, und täglich mehr.

Nur dieser Schmuck von Lorbeerzweigen

An unsrer Fahne werth zu zeigen.


(ebenfalls verfaßt von Herrn Lehrer Riehl )



Hiermit endete der erste Theil des Festes.


––––– –– –––––


Der zweite Theil wurde um 9½ Uhr mit der Fest-Polonaise eröffnet, dem sich um 10½ Uhr das gemeinsame Festessen anschloß.

Der hierauf folgende Tanz hielt die Theilnehmer bis zum heranbrechenden Morgen in heiterster Stimmung beisammen.


––––– –– –––––


Verzeichnis

sämmtlicher Jungfrauen, welche sich an der Schenkung des Fahnenschmuckes betheiligt haben:


Motto: Ehret die Frauen, sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben!


1. Johanna Schulz

2. Anna Röthe

3. Clara Schreiber

4. Ida Friedrich

5. Pauline Lehmann

6. A. Lehmann

7. Marie Goers

8. Emma Goers

9. Anna Scheue

10. Marie Scheuer

11. Anna Völker

12. Minna Müller

13. Agnes Müller

14. Anna Gohlke

15. Elise Schwarz

16. Ida Benke

17. P. Rössel

18. A. Heymann

19. Ch. Bein

20. A. Haufe



––––– –– –––––





1881

Die Bebauung des Grundstücks Berliner Straße 18 wird im Jahre 1772 nach den Plänen des Baumeisters Carl v. Gonthard vorgenommen. Das Haus wird ebenfalls am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört und die Ruine später abgetragen.

Im Jahre 1881 leben im Hause Berliner Straße 18:

Nr.

Name

Profession

Nr.

Name

Profession

1

Schlothauer

(Eigenthümer)


Sattlermeister

6

Sommer, P.

Schuhmachermeister

2

Stech


Lokomotivheizer

7

Birkholz

Schuhmachermeister

3

Lange


Magistratsdiätar


Fiedler

Schlosser

4

Heinrich


Bäckermeister


Bölke

Arbeiter

5

Meyer


Briefbote

-

-

-



Nur zwei Jahre später weist das Adressbuch für das Haus Berliner Straße 18 aus:

Nr.

Name

Profession

Nr.

Name

Profession

1

Gerrehs, C. (Eigenthümer)


Schlossermeister

7

Lange, Arthur

Assistent der Gasanstalt

2

Heinrich, A.

Bäckermeister

8

Wangerin, S., geb. Drehmel


Wittwe

3

Sommer, P.

Schuhmachermeister

9.

Hannemann, Ad., Korbmachermeister, (Geschäft in der Scharrnstraße, im Keller des Rathauses)

4

Birkholz, G.

Schuhmachermeister

10

Hannemann, verehelicht


Gesinde-Vermieterin

5

Fiedler, C.

Schlossergesell


11

Schellach, Albert

Schlossergesell

6

Lange, Alwine, geb. Simon

Wittwe



-

-

-












- Abschrift -

Der 18te October des Jahres 1884


Die 150jährige Jubiläumsfeier

der Schuhmacher-Innung

zu Potsdam


Unter reger Beteiligung der Mitglieder und (der) Deputation anderer Gewerke, feierte die Schuhmacher-Innung in Potsdam am 18. Okt. 1884 ihr 150jähriges Stiftungsfest.


Die Berliner Schuhmacher-Innung war durch eine Deputation, bestehend aus den Vorstandsmitgliedern und Repräsentanten des Innungsausschusses mit der neuen Innungsfahne bei der Feier vertreten.


Die Weihe dieses Tages wurde wesentlich dadurch gehoben, daß auf denselben der Geburtstag Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen fiel, aus welchem Anlaß die Stadt Potsdam durch reichen Flaggenschmuck ein festliches Gewand angelegt hatte.

Kränze, welche über die Straße gezogen, durch welche sich der Festzug bewegte, Blumen und Guirlanden, womit viele Schuhgeschäfte geschmückt, legten wohl jedem den Gedanken nahe, daß das ehrsame Schuhmachergewerk, die Jünger des Hans Sachs, heut einen besonderen Festtag haben müsse.


Um 9 Uhr Vormittag erschien der Herr Regierungspräsident von Neese in der Wohnung des Obermeisters Herrn Röthe, um der Jubelbraut seine Glückwünsche darzubringen.


Gleich nach 1 Uhr Mittags füllten sich die Räume des "Cafe Sanssouci" mit den Mitgliedern der Innung und den Deputierten anderer Gewerke, welche sämmtlich mit ihren Fahnen und Emblemen erschienen waren.


Selbstredend durften auch die natürlichen Glieder der Handwerker-Familien, die Gesellen und Lehrlinge, nicht fehlen. Es muß rühmend hervorgehoben werden, daß letztere durch ihre eigens zu dieser Feier erzeugten Arbeiten, welche bei der diesjährigen Jubiläumsfeier der Berliner Schuhmacher-Innung im Festzuge auf hierzu gefertigten Stäben getragen wurden, das Lob und die Anerkennung selbst der tüchtigsten Fachmänner hervorriefen.


Außer diesen Arbeiten, von denen namentlich ein wirklich musterhaft gearbeiteter Lackschuh mit Korkkeil, von Meister Neumann aus Bornim angefertigt, sowie ein aus genärbten Leder gefertigter Kropfstiefel, von einem Lehrling beim Meister Förster gemacht, ferner ein Paar Atlas-Pantoffeln, vom Hofschuhmacher-Meister Bause, besonders erwähnt zu werden verdienen, waren zu gleichem Zwecke vom Meister Voll, Handwerksgeräth, darunter ein vollständig ausgestatteter Arbeitstisch in kleinem Format, künstlich in Holz ausgeführt.


Pünktlich zur festgesetzten Stunde, 2 Uhr, setzte sich der Festzug in Bewegung, eröffnet mit einem Musikkorps. Unmittelbar dahinter wurden auf einem seidenen Kissen die Innungsprivilegien getragen. Dann folgte der Obermeister mit zwei Großmarschallen, sodann die Deputation der Berliner Schuhmacher-Innung, wie (die) der anderen Gewerke. Diesen folgte wieder ein Musikkorps und die Jubelbraut mit ihrem Vorstand und der Innungsfahne, woran sich die Gesellen und Lehrlinge anschlossen.


Der Festzug bewegte sich durch die Brandenburg-. Waisen-, Charlotten-, Nauener-, Hoheweg- und Schloßstraße nach dem Schützenhause, woselbst der eigentliche Festakt stattfand.

Nachdem der Festzug im Garten des Etablissements kreisförmig Aufstellung genommen und von den Musikkorps die Nationalhymne intoniert war, erfolgte der Einmarsch in die feierlich dekorierte Festhalle.


Die Behörde war vertreten durch den Oberbürgermeister der Stadt Potsdam, Herrn Boie, den Herrn Polizeidirektor Wolffgramm und den Gewerks-Assessor Stadtrath Krüger.


Die Weihe, zu welcher auch Innungsfrauen und Jungfrauen erschienen waren, wurde mit einer Musikpiece und einem Männerchor mit dem Liede:


"Brüder reicht die Hand zum Bunde"


eröffnet, worauf Herr Hofschuhmacher Bause den Festprolog vortrug, wie folgt:



Laßt mich ein Jubellied verkünden,

Ein Jubelwort im Festgewand,

Der Freude Feuer zu entzünden,

Das nähren soll der Arbeit Hand.

Ein Fest der Arbeit frohen Lust,

Das wir, als Preis des ernsten Lebens,

Stolz heut' begehen, selbst bewußt! –


Wir wissen, daß wir stets gerungen
Nach der Vollendung vollem Kranz,

Und jedes Hindernis bezwungen,

Das feindlich war - wenn voll und ganz

Wir, um das Beste zu erlangen,

Mit Fleiß und Danken redlich rangen.

Der ist kein Mann, den nicht die Ehre

Zwingt, daß er immer sich bestrebt,

Daß seines Wirkens weite Sphäre

Er zu der höchsten Höhe hebt.


Wohl mühevoll ist dieses Ringen

Verkannt von schnöder Eigenlust,

Er will ja keine Lorbeern bringen

Und keine Orden auf die Brust.

Jedoch, das bringt nur nicht zum Wanken,

Wir schreiten fort im schnellen Schritt,

Denn in dem Reiche der Gedanken.

Hält auch der Schuster Schritt und Tritt.



Soweit der Ernst an unserm Feste!

Vergnügen bringe uns das Beste.

So lasset denn die Freude leben,

Verbrüdert Euch von Nah und Fern,

Das Herz soll sich dem Herzen geben,

Und glänzen soll der Liebe Stern.



Bei Schmaus und Tanz und Liederklängen,

Erhebe sich die deutsche Brust,

Und Jeder labe sich noch lange

An dieser voll genossnen Lust.

Heut' laßt die Sorgen in der Ferne.

Heut geb' sich Jeder voll und ganz.

Und, wollet Ihr das Höchste bringen,

Gelobet stete Einigkeit!




Das Glück wird auf zum Himmel dringen,

Weil es der Weltgeist so gebeut.

Laßt alles Kleinliche heut schwinden

Und gebt Euch ganz der Wonne hin,

Dann wird sich unser Fest begründen

Im schönsten brüderlichen Sinn;

Dann bleibet Euch auch dies' Gedicht:

Ein herzliches Vergiß mein nicht.


Dann folgte die Festrede, Begrüßung der Ehrengäste und Deputation durch Herrn Neese mit Ansprache des Herrn Oberbürgermeister und der Deputation.


Die Zwischenpause wurde durch Musik- und Gesangvorträge ausgefüllt.

Nach dem Festprogramm fand die Festtafel statt, während welcher zur Feier des Tages Ansprachen und Toaste von den Ehrengästen und (der) Deputation auf. Se. Majestät den Schirmherrn des deutschen Handwerks, Kaiser Wilhelm, den Kronprinzen, Fürsten Reichskanzler, der Jubelbraut und dem deutschen Handwerk ausgebracht wurden.

Unmittelbar hieran schloß sich ein Ball, der die Festteilnehmer bis lange nach Mitternacht in fröhlicher und kollegialischer Stimmung zusammenhielt.


Wir wünschen der Innung viel Glück und Gedeihen für die Zukunft. Möge sie für alle Zeiten wirken in Frieden und Eintracht zum Wohle ihrer Mitglieder und zum Segen des Handwerks.




Danksagung



Den Mitgliedern der Potsdamer Schuhmacher-Innung sagen die Unterzeichneten für die überaus freundlichen und kollegialische Aufnahme bei der Feier ihres 150jährigen Stiftungsfestes den herzlichen Dank.

Die Deputation der Berliner Schuhmacher Innung.


(Namen)


Eingetragen von W. Leidig


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Anmerkung von Chris J.:

Auch in dieser Zeit schreibt man als Vorstand einer Handwerker-Innung an „die Obrigkeit“, hier zum Beispiel an die Stadtverwaltung, in einem heute eher als unterwürfig und „sehr gedrechselt und gespreizt“ erscheinenden Stil, zum Beispiel:


1869:

Absender: Vorstand der Schuhmacher-Innung

Anschrift: „An Einen Wohllöblichen Magistrat hiesiger Residenz“.


1884

Einem Hochlöblichen Magistrat erlaubt sich die ergebenst unterzeichnete Kommission - das Statut, mit der gehorsamsten Bitte um Weitergabe desselben an die Hohe Königliche Regierung behufs Bestätigung, zu überreichen.“


1886

An den Magistrat der Residenzstadt!

Einem Wohllöblichen Magistrat erlaubt sich der Unterzeichnete namens seines Vorstandes ... zu erwidern. ... Neese, Obermeister.


Und eine Antwort wurde folgendermaßen eingeleitet:

An den Obermeister der Schuhmacher-Innung, Herrn Ernst Neese, Wohlgeboren, hier“.


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Dieser vorstehende Bericht wurde von Chris Janecke im Jahre 2001 aus der altdeutschen Kurrent-Handschrift umgesetzt, mit Erläuterungen ergänzt und mit Bildmaterial aus der Historie angereichert.



Hinweise zur familiären Bindung zum Schuhmachergewerk in Potsdam

Chris Janecke ist ein Nachkomme der Potsdamer








1884

Zur Generalversammlung der Innungsmitglieder, die im Schützenhause stattfindet, wird wie üblich, persönlich durch Boten eingeladen und von jedem Innungsmitglied die Kenntnisnahme des Veranstaltungstermins im Einladungsbuch persönlich mit „gelesen“ quittiert.

So werden unter den über 150 Schuhmachermeistern aus Potsdam und Umgegend, auch folgende Innungsmeister, drei Brüder einer Familie, eingeladen:


Name

Das sind ... mit der derzeitig aktuellen Wohnanschrift:

Sommer, F.

Karl Johann Friedrich Sommer, geb. 13. November 1831, Nowawes, Lindenstraße 7

Sommer, F.

Wilhelm Franz Sommer, geb. 02. Februar 1837, Potsdam, Kriewitzstraße 5

Sommer, P.

Paul Carl Wilhelm Sommer, geb. 19. Juni 1846, Potsdam, Blücherplatz 7




1888

Ein unsägliches Betrübnis: Am 14. September stirbt unser jüngstes Kind Johannes, der am 07. Mai geboren wurde.


1889

In diesem Jahre zählt die Auflistung der zünftigen Schuhmachermeister aus Potsdam und Umgebung, die stets aktuell an den Magistrat zu übergeben ist, 191 Innungsmeister, geführt von Obermeister Ernst Neese, darunter auch die vier Schuhmacher-Meister aus der Sommer-Familie. Vier deshalb, weil Vater Johann Friedrich Sommer (geb. am 30. 12. 1800) im Jahre 1882 verstarb. Wir wollen seiner gedenken, „legte er doch den Grundstein für die „Potsdamer Sommer- Schuhmachermeister-Gesellschaft“. Dafür tritt aber sein Enkel Karl Ernst Paul Sommer (geb. am 26. Januar 1866) hinzu, da er ja auch schon seit einiger Zeit Innungsmeister ist (er beging in diesem Jahr sein 23. Wiegenfest). Quelle: Stadtarchiv Potsdam, Reg.- Nr. 1 –3 / 728


1891

Im Mitgliederverzeichnis der Schuhmacher-Innung zu Potsdam sind 188 Schuhmacher der Innung enthalten, darunter unter der Nr. 87: Sommer, Fritz; Nr. 92: Sommer, Franz; Nr. 138: Sommer, Paul, (Nowawes) und Nr. 143: Sommer, Paul (Potsdam).


Notiz von Paul Sommer: Es ist doch nicht zu fassen. Sind Pauline und ich vor geraumer Zeit zum Landgericht respective auch zum Standesamt vorgeladen worden, weil angeblich mit unseren Namen, mit unseren guten Namen, 'was nicht stimmt.

Ach, ja.

Tatsächlich ist es nun so, dass nach der Geburt unserer Kinder vom Standesbeamten, Herrn Dziedzioch damals als Mädchenname meiner Frau statt richtiger Weise Thron, der Name Thorn geschrieben eingetragen wurde. Und nun übertreiben sie gleich etwas: Sie beanstanden auch noch den Vornamen Bertha Pauline – na, ich rufe sie ja immer nur Pauline. Auch das musste geändert werden, weil in ihrer kirchlichen Taufeintragung eben “Bertha Luise Auguste” steht.

Paul und Pauline hörte sich aber doch immer ganz gut an, nicht wahr?

Allerdings bin allein ich der Dumme, weil man mir vorhielt, dem Königlichen Amte falsche Angaben gemacht zu haben und diese leider auch noch, und nur im blinden Vertrauen auf die Richtigkeit, unterschrieben habe.

Und für die Pauline kann ich ja nun wirklich nichts. Man hieß sie doch schon längst, schon zwei Jahrzehnte vor unserer Zeit so.

Das Königlich Polizeiliche Melderegister vom 01. Februar 1855 weist sie eindeutig als Pauline Thron aus. Nur eben dem Tauf-Pastor hatten ihre Eltern damals im 44-er Jahr vielleicht nicht rechtzeitig ihren Pauline-Wunsch bekanntgegeben oder aber es war ihm schon zu lang mit “Bertha Luise Auguste” und dann auch noch “Pauline” und er ließ diesen Schwanz im Kirchenbuch dann einfach fort. Wer weiß? Ich zumindest bin daran völlig schuldlos. Weder bin ich ihre Mutter, noch der Taufpastor.

Ebenso z. B. schrieb der verständige Standesbeamte Herr Müller im Jahre 1888 doch auch völlig deutlich: Bertha Luise Auguste, genannt Pauline, Sommer, geborene Thron.

Aber die Obrigkeit hat eben das ausschließlich alleinige Sagen – und mich als den Dummen auserwählt.


1898

Paul Sommer (Potsdam) ist inzwischen Vorstandsmitglied der Schuhmacher-Innung. Zu dieser Zeit ist Herr Ribbe der Stadtdirektor.


Am 21. November 1898 stirbt Bertha Luise Auguste (genannt Pauline) Sommer, geborene Thron im Alter von 52 Jahren und 4 Monaten.



Aus einem Zeitungsartikel über das Herstellen feiner englischer Schuhe - ohne nähere Angaben zur urspünglichen Quelle:


"Ein kurzer Blick auf das Werden eines Schuhes:

Was als Haut von dem Rind oder dem Schwein übrig bleibt, nachdem seine Koteletts verzehrt worden sind, wandert schließlich in die Tanninbottiche der Gerbereien und erscheint mild glänzend vor den Augen des Zuschneiders.

Diese Haut zeigt alle Stationen der Tierbiografie auf. Man kann das Leder wie ein Buch lesen:

Diese feinen konzentrischen Ringe sind eine Art Wachstumsringe, die Zeugnis von der Entwicklung des Tieres belegen.

Andere Linien, dem Verlaufe von Flüssen auf Landkarten gleichend, bezeichnen die Adern, durch die das Blut gepumpt worden ist. Kleine Punkte, die die Farbe nicht so recht angenommen haben, sind die Spuren saugender Quälgeister, wie Bremsen und Zecken.

Um die Gelenke herum ist das Leder dehnbar, am Rücken ist es fest. Das Rückenstück ist das glatte, ebenmäßige Leder.

Der Zuschneider greift zur messingumränderten Oberleder-Pappschablone und zieht zügig das Krallen-Messer um diese herum. Die rundliche Form des ausgeschnittenen Teils löst sich wie ein Lappen aus der Tierhaut.

Schuhe gehören zu den ältesten Bekleidungsstücken des Menschen. Schuhe, diese komplizierte Arbeit, recht erkennbar wenn das Oberleder noch nicht mit der Sohle verbunden ist, blättern sich die einzelnen Lagen, die unter der polierten Oberfläche ruhen, auf, wie damals die vielen Unterröcke einer Dame.

Neben dem Schuhkünstler steht auf dem Schemel brodelnd heißes Bienenwachs im Topf. Seinen Faden zwirbelt sich der Meister aus Wildschweinborsten und doppeltem Zwirn. Mit der Ahle sticht er Löcher durch das Leder." ... usw. Leider endet hier dieser Zeitungsartikel.


1901

Knapp drei Jahre nach dem Ableben von Bertha "Pauline" heiratet Paul Sommer die Johanna Ernestine Klante.

Die 2. Ehe des Witwers Paul Sommer: Potsdam, am 19. September 1901.

Der Bräutigam ist 55 Jahre alt, die Braut ist 40 Jahre jung.

Zeugen auf dem Standesamt: Der Gelbgießer Willi Mewes und Hermann Elsholz, Kanzlist bei der Oberpostdirektion.

Quelle: Standesamt Nr. 275/1901, Stadtarchiv Potsdam, Film P 068.


Demzufolge endet hier das Dokument Sommer oo Thron.

Eine Fortsetzung besteht im Dokument Sommer oo Klante.